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DIE
Dr. '-- . - - ^tJL
LEIDEN,
NORDFRIESISCHE SPRACHE
NACH DER MORINGER MUNDART ,
ZUR VERGLEICHUNG MIT DEN VERWANDTEN SPRACHEN
UND MUNDARTEN.
VON
BENDE BENDSEN,
rP-tVATLEUBER IX ARaiiESK.JÖEING.
HERAUSGEGEBEN VON
D^ M. D E Y R I E S ,
PROFESSOR DER NIEDERLäSBlSCIIEN SPRACHE , LITERATUR UND GESCHICHTE AN DER
UNIVERSITÄT ZU LEIDEN, MITGLIED DER KÖNIGLIGII-HIEDERLäjiDISCHES
ACADEMIE DER WISSENSCHAFTEN , U. S, W,
LEIDEN ,
E. J. BRILL
18G0.
Diejenigen, denen die Gelegenheit geboten ist, vor der gänzlichen
Vernichtung friesischer Sprache und Sitte, die letzten üeberreste der-
selben zu sammeln, sollten, so viel an ihnen ist, dazu beitragen,
diese der Vergessenheit und dem baldigen Untergange zu entreissen.
Dr. J. F. Minssen, in Ehrentraut's
Archiv, I. 276.
Nim , roune , nomm'le Frysce liuwe ,
It Frysce, dat uws hert hjir biedt ;
In aef wy rize , sinke , driuwe ,
Leaf bliuw' uws Frysce teal in lied !
Dr. E. Halbertsma, Leecl in Wille, S. 3.
HERRN
H. J, KOENEN
Jtm. ÜTR. DR. , MITGtIED DER KONIGLICil-NIEDERLaiVDISCIlEN ACADEHIIE DER WISSENSCHAFTEN
Xrar SECBETäR DER MILOLOGISCHEN ABTHEILUNG, IN AMSTERDAM.
Endlich , hochverehrter Freund , wird mir die Freude zu
Theil, Ihnen die nordfriesische Sprachlehre zu übersenden, deren
Erscheinung Sie, trotz ihres langen Zögerns, doch stets mit un-
geschmälertem Interesse entgegengesehen haben. Nun an dem
so lang und so eifrig verfolgten Ziele angelangt, finde ich den
angenehmsten Lohn für alle auf dieses Werk verwandte Mühe
und Sorgfalt darin, dass es mir vergönnt ist, Ihnen durch diese
Zueignung öffentlich den Dank zu bezeugen, auf den Sie mit so
vollem Rechte Anspruch zu machen haben. Ohne Ihre kräftige
Unterstützung wäre dieses Sprachwerk wohl nie ans Licht ge-
treten. War doch der achtungswürdige Verfasser bis in sein
hohes Alter hinein vergeblich bemüht gewesen, die Früchte sei-
ner fleissigen Studien irgendwo unterzubringen und zum Druck
befördert zu sehen ; ja er hatte sich bereits dem trostlosen Ge-
danken ergeben, für seine Stammgenossen und für die Wissen-
schaft umsonst gearbeitet zu haben , als mir das Glück beschieden
wurde , in Ihnen einen Retter für seine Arbeit zu finden. Ihre
rege Theilnahmc an allem, was ernstes Streben auf dem Gebiete
des Wissens fördern kann , Ihre Vorliebe für die germanische
Sprachforschung und Ihre Sympathie für das friesische Volks-
thum , reichten die Mittel zur Beseitigung aller im Wege stehen-
den Hindernisse, und setzten mich in Stand, nicht nur den sehn-
lichsten Wunsch des Verfassers zu erfüllen , sondern auch zu ver-
hüten, was allerdings zu befürchten stand, dass nämlich die
nordfriesische Mundart, bei ihrer allmähligen Auflösung , am
Ende gänzlich erlöschen möchte, ohne eine bleibende Erinne-
rung zu hinterlassen und ohne zu der vergleichenden Spraehkunde
ihren schuldigen Beitrag geliefert zu haben.
Aber nicht nur für den Dienst , den sie mit echter Liberalität
der Wissenschaft erwiesen, sondern auch für das mir geschenk-
te verehrende Zutrauen, habe ich Ihnen meinen Dank abzu-
statten, indem Sie auf meine blosse mündliche Empfehlung hin
sogleich zur Hülfe bereit waren. Jeraehr ich dieses unbedingte
Wohlwollen seinem ganzen Umfange nach zu schätzen weiss ,
desto lebhafter schwebt mir die doppelte Pflicht vor Augen, die
ich jetzt gegen Sie zu erfüllen habe , nämlich einerseits Ihnen den
näheren Beweis zu liefern, dass es wirklich eine gute Sache war,
für welche ich Sie um Ihre Mitwirkung ersuchte, und anderer-
seits von demjenigen, was bei der Herausgabe des von Ibnen in
Schutz genommenen Werkes von mir geleistet worden, Rechen-
schaft zu geben.
Sie erinnern sich, wie Herr Bendsen, nach vielen fruchtlosen
Versuchen, seine Sprachlehre der Oeffentlichkeit zu übergeben,
sich im Jahre 1852 an mich wandte, in der Meinung, seine Hand-
schrift könne mir bei der Ausarbeitung des Niederländischen Wör-
terbuches nicht übel zu Statten kommen. Er hatte dazu Veran-
lassung gefunden in der von Rask aufgestellten Ansicht , dass sich
die friesische Sprache zum Holländischen beinahe ebenso verhal-
te, wie das Isländische zum Dänischen, das Angelsächsische zum
Englischen und das Lateinische zum Italiänischen. Freilich ist
diese Ansicht eine unbegründete Voraussetzung des berühmten
Sprachforschers, welcher bei näherer Kenntniss unserer Mutter-
Sprache wohl niemand beipflichten wird, da das Holländische
zwar mit dem Friesischen nahe verwandt und besonders in der
Volkssprache nicht von friesischem Einflüsse frei geblieben, aber
doch keineswegs als eine von der allfriesischen Sprache hcrslam-
mende Tochter zu betrachten ist. Der Nutzen , der aus einem nord-
fricsischcn Sprachwerke für das Niederländische Wörterbuch etwa
zu ziehen wiirc, könnte also nur ein entfernter sein. Aber auch
ohne diese irrige Annahme, worauf der Verfasser sein Anerbieten
stützte, konnte ich doch nicht umhin, sein Verlangen zu IJcrzcn
zu nehmen, da ich nicht nur eine Avarmc Sympathie hege für
den edlen treuherzigen friesischen Stamm, sondern auch die Wich-
tigkeit der vorliegenden Arbeit für die ' vergleichende Sprach wis-
sensciiaft erkannte, zumal da die Bendsensche Handschrift in
der gelehrten Welt nicht unbekannt und der Wunsch nach ihrer
VeröfTcntlichung mehrmals von den bedeutendsten Männern aus-
gesprochen war.
Es ist in der That zu bedauern, dass eine Arbeit, die sich
von jeher so viel geneigter Gönner zu erfreuen halte, bis jetzt
ungedruckt und unbenutzt bleiben musste. Schon i. .1. 4825,
als der Verfasser kurz zuvor eine Abhandlung über die nordfrie-
sische Sprache, die (wie er mir schrieb) von weit geringerem
Umfange war, als das jetzt erscheinende Buch, an die KönigL
dänische Gesellschaft der Wissenschaften in Kopenhagen einge-
sandt hatte, äusserte sich Prof. Rask folgendermaassen über die-
selbe; »Herr B. ßendsen in Arröeskjöbing hat mit vielem Fleisse
und grosser Genauigkeit eine ausführliche Sprachlehre über diese
Sprachform gesammelt, und mehrere annehmbare Erzählungen
und dergl. übersetzt, wonach sich nicht allein eine Sprachlehre
und ein Lesebuch, sondern zugleich auch ein sehr vollständiges
Wörterbuch ausarbeiten liesse" {Frisisk Sprogläre, S- 25). Bald
darauf, i, J. 1828, hat auch Prof. Michelsen, in seiner historischen
Skizze über Nordfriesland, die Aufmerksamkeit der Sprachforscher
; uf die Bendsensche Arbeit gelenkt, und deren hauptsächlichen
Inhalt kurz angegeben. Er nennt dieselbe ein »sehr wichtiges
und vortreffliches Werk," und erklärt: »Sollte der hochgeehrten
Gesellschaft der Wissenschaften die Herausgabe dieser Arbeit
gefallen, so würde ihr nicht Dank genug dafür zu wissen sein"
{Nordfriesland im Mittelaller, S- 17). Und wiederum (S. 287):
»Sicherhch wird jeder Freund nordfriesischer Geschichte und ger-
manischer Sprachkunde die baldige Herausgabe des preiswürdigen
Werkes gar sehr wünschen". In gleichem Sinne drückten i. J.
Till
-1857 die beiden Herausgeber von Oulzen's Glossarium der friesi'
sehen Sprache, die Professoren Engelstoft und Molbecb, ihre Hoff-
nung aus , » dass jetzt auch dieses vorzügliche und werthvollc Hülfs-
mittel zur Kennlniss einer noch lebenden friesischen Mundart
dem Drucke übergeben werden möchte" {Vorwort, S. XVI). End-
lich hat der ehrwürdige Altmeister der deutschen Sprachwissen-
schaft, Jacob Grimm, der die Handschrift längere Zeit unter sich
hatte, den Verfasser schriftlich mit dem Zeugnisse beehrt, er
habe » eine bedeutende Kenntniss der nordfriesischen Mundart ,
geschöpft aus lebendiger üebung und sorgsamer Betrachtung", in
seinem Werke dargelegt, wesshalb es sehr zu wünschen wäre,
dass es » vollständig bekannt gemacht würde".
Die Erfüllung dieses von so vielen und so ausgezeichneten Ge-
lehrten gehegten Wunsches hatte jedoch leider mit manchen, lange
Zeit unüberwindlichen, Schwierigkeiten zu kämpfen. Bereits i.
J. 1854 hatte Grimm sich der Sache angenommen und auch im nie-
derländischen Friesland dabei Theilnahme gefunden. Später ist
von neuen Bemühungen zu demselben Zwecke wiederholt die
Rede gewesen , und besonders haben mehrere damalige Professo-
ren der Kieler Universität, unter denen ich zu meiner Freude die
verehrten Namen der Herren Dahlmann, Falck, Müllenhoff, Nitzsch
und Ratjen nennen darf, sich sehr dafür verwendet. Aber die
Ungunst der Umstände vereitelte jedesmal die eifrigsten Bestre-
bungen, und die Hoffnung des fleissigen Verfassers, seine Arbeit
möchte einmal der Wissenschaft zu gute kommen, blieb schmerz-
lich getäuscht.
Gewiss würde unsere Kenntniss der friesischen Sprache für
immer lückenhaft geblieben sein , wenn wir in Bezug auf ihre nörd-
liche Mundart einer genaueren Darstellung fortwährend hätten
entbehren müssen. Der alte friesische Stamm, der sich einmal
am Ufer der Nordsee von Jütland bis nach Flandern erstreck-
te und sich in mehrere Zweige theilte, deren jeder seinen
eigenthümlichen Dialekt hatte, ist im Verlaufe der Zeit dcr-
maassen eingeengt worden , dass er jetzt nur noch in drei Zwei-
gen besteht, deren Mundarten die einzigen noch lebenden Ueber-
reste einer in jeder Hinsicht so merkwürdigen Sprache bilden. Es
sollten doch wenigstens diese Ucberbicibscl mit möglichster Sorg-
IX
falt zusammengetragen und aufbewahrt werden, um damit die
Wiederherstellung eines treuen Gesammtbilds der friesischen Spra-
che möglich zu machen. Für die Ehre des friesischen Volkes
ist dieses wohl als eine unerlässliche Pflicht zu betrachten, denn
in der Sprache eines Volkes sind die wesentlichsten Merkmale
seiner Nationalität ausgeprägt.
In Hinsicht auf die friesische Mundart hier zu Lande ist
wirklich schon vieles, mitunter auch tüchtiges geschehen. Das
Westfriesische (um mich hier des in Deutschland üblichen Aus-
drucks zu bedienen, welcher Namen aber bei uns nicht zulässig
ist, da er von jeher in einer andern Bedeutung gegolten hat)
wurde nicht nur zur Zeit des Gysbert Japiks und des Althuysen
fleissig angebaut, sondern es hat sich auch namentlich in den
letzt verflossenen Jahren eines so glücklichen Gedeihens zu erfreuen
gehabt, dass es jetzt schon eine ziemlich umfangreiche Volkslite-
ratur aufzuweisen hat, zu welcher besonders die Gebrüder E. und
J. H. Halbertsma treffliche Beiträge geliefert haben. Letzterer
hat sich vor Kurzem, durch den Prinzen Louis Lueien Bonaparte
dazu veranlasst, um die heimische Sprache ein neues Verdienst
erworben, indem er sie mit einer schätzbaren üeberselzung des
Evangelium Matlhäi bereicherte (London, 1858), und v/ir haben
von seiner geübten Hand ein umfassendes Wörterbuch zu erwar-
ten., das den hohen Werth dieser Mundart für die Spraehkundc
deutlich an's Licht slgllen wird. Jeder Freund der friesischen
Sprache wird gewiss die Erscheinung dieses sehnlichst erwünsch-
ten Werkes freudig bcgrüssen, und wenn auch sonst die Erzeug-
nisse der hiesigen Friesen mehr einen literarischen als sprachwis-
senschaftlichen Charakter an sich tragen, so wird doch das Wör-
terbuch zeigen, dass ihnen auch daran gelegen ist, den strenge-
ren Anforderungen der Wissenschaft Genüge zu leisten : eine
Aufgabe, welche den niederländischen Friesen, als dem eigent-
lichen Kern ihres Stammes, Avohl am allermeisten obliegt.
Es ist hier nicht am Orte, von den bisher in Friesland erschie-
nenen Nalionalschrifien eine bibliographische Notiz zu geben , zumal
da das Wichtigste schon von Mone in seiner Literatur der fri-
sischen Sprache [Uebcrsicfit der niederl. Volks- Literatur , S. 569— 393),
von Heltema in De Jager 's Taalkundig Magazijn, U. 225—274,
und von Oueiiia {rriesc/ie Volks-Almanak , 1844, S. 79 — i24) ver-
zeichnet, und neulich von Herrn Nijhoff im Haag ein reichhaltiger,
auch die neuesten Leistungen umfassender Catalog [Essai d'iine
bibliograpliie de la Utterature Fnso}i7ie) hesorgt worden ist. Da
indessen die in friesischer Mundart abgefassten Schriften (vielleicht
schon darum , weil sie raeislenlheils von geringerem Umfange
sind) nur spärlich zur Kenntniss der deutschen und dänischen
Sprachforscher gelangen , denen sie doch nicht unwillkommen
sein dürften , so meinte ich hier im Vorbeis;ehen auf dieselben
hinweisen und namentlich auf das genannte Essai aufmerksam
machen zu müssen.
Was den zweiten Dialekt, das Ostfriesische, belrifft, das noch
in den Saterländischen Fennen und Morästen und auf der Insel
Wangerog fortlebt, auch dieses ist durch die Arbeit mehrerer
Forscher zugänglich gemacht und hat der Wissenschaft schätzens-
werthe Dienste geleistet. Ohne die früher von Hoche und später
von Hettcraa und Poslhumus in ihren Reisen durch das Saterland
gelieferten sprachlichen Mittheilungen zu erwähnen, die ja ein ge-
borner Oslfriese, Herr Dr. Minssen aus Jever, als »durchaus ohne
Werlli" bezeichnet hat, ist hier vor Allem das Friesische Archiv
von Herrn Hofralh Ehrentraut hervorzuheben, eine Sammlung,
welche die Kenntniss der ostfriesischen Sprache vielfach gefördert,
und besonders durch die Irefllichen Bemerkungen des Herausge-
bers über die Mundart der Wangeroger , nebst denen von Dr.
Minssen über das Saterländische , uns mit merkwürdigen Beiträ-
gen zur friesischen Sprache überhaupt beschenkt hat. Möchten
nur die zwei bisher erschienenen Bände dieses lehrreichen Archivs
nicht länger auf ihre Nachfolger warten lassen.
Was ist aber bis auf diesen Tag für den dritten Dialekt ge-
leistet worden , für das Nordfriesische an der Schleswigschen
Westküste und auf den anliegenden Inseln, Silt, Föhr, Amrum,
und dem etwas entfernteren Helgoland ? Unstreitig nur sehr wenig.
In jedem Falle reicht es nicht hin, sich von dieser Mundart eine
befriedigende Vorstellung zu machen. Damit sich das Bedürfniss
einer näheren Bearbeitung ganz klar herausstelle, wird es wohl
nicht unschicklich sein, das bisher Gelieferte hier in einem Ueber-
blick zusammenzufassen, für dessen Vollständigkeit ich mich aber
XI
nur in so weit verbürgen kann, als die belrelTenden Leistun-
gen hier in der Ferne zu meiner Kenntniss gelangt sind.
Die mir — wenn auch nur theilweise aus eigener Ansicht —
bekannten Sprachproben verschiedener nordfriesiseher Mundarten
sind folgende :
\. Eine Inschrift im Nordstrandinger Dialekt auf einem zu
Biisum vorhandenen kupfernen Taufbecken aus dem loten oder
14ten Jahrhundert, abgedruckt von Dahlmann in den Kieler BL
B. V. H. 2. S. 212.
2. Ein Morgen- und Abendgesang in demselben Dialekt , im
J. 1G61 von Heimreich gedichtet und seiner Nordfresisclien Chro-
nick vorausgeschickt. Wiederholt in der neuen Ausgabe von
Falck, I. 27 — 30, in Radlof's Muslersaal aller teutsc/ien Mundar-
ten, II. 511 — 314, und in der unten N*'. 16 erwähnten Samm-
lung, S. 192—195.
5. Zwei Lieder in der Moringer Mundart, »eines vom Pastor
P. Petreus zu Deetzbüll, auf den Geburtstag König Christians VI,
d. 50. Nov. 1752; das andere von einem Unbekannten, auf König
Friedrich V bei seiner Durchreise d. 21. Jun. 1748 ; beide für
sieh gedruckt" (Outzen, S. XXVIII).
4. Ein Hochzeitsgedicht von A. Bendixen im J. 1749, in der
Wiedingharder Mundart, mit westfriesischer Ueberselzung, mit-
gelheilt von J. II. Halbertsma, Hulde aan Gysbert Japiks , II.
258—265.
5. Einige Proben , als Psalmen , Lieder u. s. w. , von der Wie-
dingharder und Helgolander Mundart, in Camerer's Nachrichten
von Schleswig und Holstein, I. 48, 181—186, 227- 252, II. 111—119.
Das Vater Unser daraus in Adelung's Mithridates, II. 245; das-
selbe nach der Amrumer Mundart . Ebendas. 244.
6. Ein kleines Gespräch, abgedruckt in den Schlesiv. Provinzial-
Berichten, 1790, S. 227, erwähnt Adelung, ebendas.
7. Zerstreute kleinere Stücke in den Fragmenten aus dem Tage-
buche eines Fremden (Kopenhagen, 1800).
8. Der kleine Catechisraus Lutheri im Föhringer und Nord-
slrandinger Dialekt, handschrifilich auf der Königl. Bibliothek
in Kopenhagen (Falck , S. XXXI). Wohl derselbe wie die von
XII
üutzen S. XXX erwähnte Uebersetzung des Herrn P. J. Peters
2u Wrixum auf Föhr.
9. »Der Geizhals auf der Insel Silt" , ein Schauspiel in vier
Aufzügen, irn Siher Dialekt, von J. P. Hansen (Flensburg, 1809).
Von demselben auch eine Sammlung Silter Lieder. Der in 1828
von Michelsen (a. W. S. 17) ausgesprochene Wunsch, dass Han-
sen's echt nationale Silter Comödic und belieble Lieder von
neuem abgedruckt werden möchten , ward erfüllt durch die Er-
scheinung von: »J. P. Hansen, Nahrung für Leselust in nord frie-
sischer Sprache" , enthaltend 1. Der Geizhals oder der Silter Pe-
iritag , 2/e Ausg. 2. Der glückliche Steuermann. Ein Enkel des
Geizhalses. 5. Lieder und andere Kleinigkeiten , zur schuldlosen
gesellschaftlichen Unterhaltung , 2/e verm. Ausg. (Sonderburg ,
4835, 8. XVI und 284 S.).
Von den Liedern findet man einige Proben bei Firmenich ,
Germaniens Völker stimmen, L 1 — 7. Die vier ersten der von
Firmenich 1 augeführten Lieder, auf die vier Jahreszeiten, in's
Westfriesische übersetzt, in Iduna , HL 51, 108, 141 und 185.
10. In demselben Dialekt eine Sammlung von Silter Sagen
und Erzählungen, unter dem Titel: UaUV Sold' ring Tialen fan
C. P. Hansen üp Süld (Mögeltönder, 18o8),
11. Nord friesische Sprachproben aus drei verschiedenen Mund-
arten, in C. F. AUen's Geschichte der dünischen Sprache im Her-
zogtimm-Seh lesivig oder Südjütland (Schleswig, 1857), II. 758 — 741.
12. Ein Märchen in der Amruraer Mundart, eine Ballade und
ein Hochzcitslied in dem Föhringer Dialekt (die beiden letzleren
erwähnt von Outzen , S. XXIX); mit Uebersetzung und Erläute-
rungen raitgetheilt von Herrn L. F. Mechlenburg auf der Insel
Amrum , in Ehrentraut's Archiv, IL 525 — 542.
15. i> Auch eine friesische Stimme an den König'\ ein Lied in
der Amrumer Mundart, bei Firmenich, III. 1 f.
14. Sechs Lieder von H. F. Heikens, nebst zwei Gesprächen,
in der Mundart der Insel Helgoland, bei Firmenich, L 7 — 15,
der (S. 11) mehrere handschriftliche Gedichte des genannten
Volksdichters erwähnt.
15. Drei nordfriesische Lieder und 258 Sprichwörter, in Lap-
penkorb von Gabe Schneider aus Westfrisland , mit Zuthafen aus
XIII
Nordfrisland , bearbeitet und herausgegeben von K. J Clement (Leip-
zig, 1847), S. 532 f. uiul 294—316. Die Lieder und ein Aus-
zug von 115 Sprichwörtern wiederholt bei Firmcnieh, IlL 2 — 8.
16. »Frieske, Hiigelaonner en Noirdfrieske Rymkes, sammle trog
De Haan Hettcma'' (Dockum, 1841), enthält (S. 183—200) zehn
nordfriesische Lieder, deren drei in Helgolander Mundart; gross-
tentheils dieselben, deren oben N". 2, 9 und 14 erwähnt wor-
den. Von drei dieser Lieder findet sich eine westfriesische Ueber-
setzung in Iduna, IL 172 — 176.
17. Einige Helgolander Redensarten, milgetheilt von De Haan
Hetteraa in De Vrije Fries, \. 356.
18. Subscriptions-Einladung vom J. 1857 zu einem Werke in
der nordfriesisehen Sprache, betitelt: De freiske Siemslin (der
Friesen Spiegel), in welchem Flerr M. Nissen, Lehrer zu Gam-
raendorf, eine Anzahl »Gedichte, poetische Erzählungen, Sagen,
Gespräche, Sprichwörter , und einen sehr umfangreichen Glossar"
in den festländischen Dialekten Nordfrieslands mitzulheilen beab-
sichtigte. Als Proben sind drei kleine Lieder vorgelegt. Leider
scheint die Subscription dem Buche keine genügende Theilnahme
gesichert zu haben; bis jetzt wenigstens ist nichts davon er-
schienen.
19. Handschriftlich erwähnt bei Outzen, S. XXIX f.: Ein
Paar Lieder von Herrn Jansen in Niebüll , im J. 1814 geschrie-
ben, und ein geistliches Lied von Pastor Quedens auf Wester-
land-Föhr.
In lexicalischer und grammatischer Hinsicht besitzen wir fol-
gendes:
1. Das öfters genannte Glossarium der friesischen Sprache von
N. Outzen, i. J. 1857 von Engelstoft und Molbech in Kopenhagen
herausgegeben; ein wichtiger Beitrag zur Kenntniss der nord-
friesischen Mundart , der aber von dem reichen Sprachstoffe nur
einen Theil enthält, und in der Behandlung bekanntlieh vieles
zu wünschen übrig lässt. Herr Bendsen hat mir eine bedeutende
Sammlung von Zusätzen und Berichtigungen zu Oulzen's Glossar
XIV
niitgelheilt, welche einem künftigen nordfriesischen Lexicogra-
phen ein sehr brauchbares Material abgeben könnten.
2. Ein Vcrzeichniss nordfriesischer Wörter im Staatsbürg. Magazin ^
4826, V. 759, und in Chr. Paulsen's Samlede Skrißer , I. 215,
erwähnt Allen, a. W. IL J755 f.
5. P. A. Oelrichs, Kleines Wörterbuch zur Erlernung der Hehjo-
lander Sprache für Deutsche, Engländer und Holländer. Nebst
einem Anhang, enthaltend einfache Dialoge aus dem Leben in deut-
scher und Helgolander Sprache, 1846. 16.
4. »Bemerkungen über den Ursprung und Charakter der frie-
sischen Sprache. Finden sich in dem Schleswig -Holst. Magazin,
Num. XII. S. 276, und in den Schlcswig-Holst. Anzeigen vom Jahr
1758, S. 557" (Falck. S. XXXI).
5. K. J. Lyngby, Om Nordfrisisk i Bökking og Hiidding Herreder
(Kopenhagen und Leipzig, 1858). Eine kurze, aber werthvolle
grammatische Skizze der Böckingharder und Wiedingharder Mund-
arten in den Kirchspielen Niebüll und Klangsbüll im Amte Tondcrn.
6. J. F. Minssen , Vergleichende Darstellung der Laut- und Flexi-
onsve'rhällnisse der noch lebenden nenfriesischen Mundarten und ihres
Verhältnisses zum Altfriesischen, in Ehrentraut's Archiv, I. 165 —
276. Der Verfasser hat in dieser Abhandlung auch das Nordfrie-
sische berücksichtigt.
7. K.J. Clement, Eigenthümliche Elemente der frisischen Sprache,
mit besonderer Rücksicht auf das Nordfriesische , in Herrig's Ar-
chiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, IX.
179—187, X. 156—147, 269—287, XIL 71—81.
8. K. F. H. Strass, Flüchtige Andeutungen über die friesische
Sprache auf den Inseln Föhr und Helgoland, im Neuen Jahrbuch der
Berlinischen Gesellschaft für Deutsehe Sprache und Alter thumskunde ,
VIII. 555—358.
Wer sich übrigens in Bezug auf Nordfriesland , über das Land ,
das Volk und seine Geschichte Raths erholen will , der wird in
den obengenannten Werken Michelsen's und Falck's und den
von letzterem (in der Vorrede und S. XXX— XXXVIII) angeführ-
ten Schriften völlige Befriedigung finden. Das Sprachverhältniss
der Nordfriesen, dem Dänischen und Deutschen gegenüber, ist
XV
in der jüngsten Zeit, infolge der politischen Unruhen, vielfach
besprochen worden. Ausser Kolil's Nationalität und Sprache im
Sc/ilesivigsc/ien , erwähne ich nur das Werk von C. F. Allen, Vcber
Sprache und VolksthümlichkeU im llerzogthum Schleswig oder Süd-
jütland, nebst dessen schon genannter Geschichte der dänischen
Sprache (besonders II. 726 f., wie auch die Sprachkarte); und
das Buch seines Gegners, K. J. Clement , über die Nordgermanische
Welt, nebst dessen Abhandlung über Das ivahre Verhällniss der
süderjiUschen Nationalität und Sprache zur deutschen und frisischen
im Herzogthum Schleswig (Hamburg , 18i9). Ich begnüge mich
die Schriften dieser beiden Gelehrten ganz einfach anzuführen ,
ohne an dem Streit zwischen den » Deutschthümlern und Diinen-
fressern" und den dänischen »rasenden Enthusiasten" — wie
sich die Herren gegenseitig betiteln — irgend einen Antheil
zu nehmen.
Aus dem hier gegebenen üeberblick wird wohl jedem erhellen ,
wie es bis jetzt mit unserer Kcnntniss der nordfriesischen Mund-
art, zumal in Bezug auf ihren grammatischen Bau, kümmer-
lich beschafTen war, und wie sehr die obengenannten Sprachfor- ,
scher Recht hatten, als sie die Herausgabe der Bendsenschen
Arbeit mit ihren Wünschen und ihrer thäiigen Theilnahme zu för-
dern suchten.
In dieser Lage der Dinge glaubte ich etwas nützliches leisten
zu können , wenn ich mich der Sache annähme und nach meinen
besten Kräften mich bestrebte, sie zu einem guten Ende zu führen.
Um aber nichts Uebereiltes zu thun, wandte ich mich an J. Grimm,
dessen Urtheil mir damals noch nicht bekannt war, und erbat mir
seinen schätzbaren Rath. Ich hatte die Freude , eine Antwort zu
bekommen, welche, wenn sie auch die Mänarcl des Buches nicht
verhehlte, mich doch jedenfalls anregte, die VerölTentlichung des-
selben wo möglich zu bewirken. Die Friesische Gesellschaft in
Leeuwarden , bei der ich mich zuerst für die Uebernahme des
Druckes verwendete, war leider durch Umstände verhindert den
Antrag in's Werk zu setzen (s. den Bericht ihrer Verhandlungen
i. J, 1853, S. 6 f.). Da kam ich zu Ihnen, verehrtester Freund,
mit dem Vorschlag, sich in den Besitz der Handschrift zu stellen,
und Sie erfüllten meinen Wunsch mit einer Bereitwilligkeit, die
XVI
ich meinerseits nicht besser zu beantworten wusste , als durch den
Entschluss, die Herausgabe selbst zu übernehmen und ihr meine
Mussestunden in Liebe zu widmen.
Jetzt, da ich glücklich im Hafen angelangt bin, werfe ich einen
Blick zurück auf die lange und ermüdende Fahrt.
Wiewohl ich mir anfangs einen buchstäblich getreuen Ab-
druck der Handschrift vorgenommen hatte, sah ich doch bald
ein, dass es nicht möglich sei, diesen Grundsatz überall festzu-
halten. Bei aller Gründlichkeit und Genauigkeit, mit welcher
der Verfasser die nordfriesische Sprache in allen ihren Bestand-
iheilcn dargelegt hatte, schien doch manches in der Einrichtung
des Buches, um eine klare und zusammenhangende Darstellung
zu erzielen, eine Ueberarbeitung nothwendig zu machen, wo es
ohne Schaden für den Hauptgegenstand der Behandlung geschehen
könnte. Was die Herausgeber des Outzenschen Glossars in ihrem
Vorworte bemerken, sie haben »die Weitläufligkeit und den etwas
breiten Wortreichthum , so wie andere schwächere Seiten dieses
linguistischen Beitrags, nicht übersehen", dürfte auch wohl hier
gelten. Namentlich war nicht zu verkennen , dass die durch
mehrere Einschaltungen etwas gestörte Anordnung nicht wohl un-
verändert bleiben könne. Ich glaubte desshalb keinen Anstand
nehmen zu müssen, diesen und ähnlichen Schwächen einigermaas-
sen abzuhelfen, und habe mich daher bemüht, durch die erfor-
derlichen Umstellungen die Aufeinanderfolge und den Zusam-
menhang der einzelnen Theile in eine bessere Ordnung zu brin-
gen, die unnöthigen Wiederholungen zu streichen und sonstige
kleinere Mängel zu beseitigen. Einige hie und da eingeflochtenen
etymologischen Bemerkungen, die einem älteren Standpunkte an-
gehörten , so wie eine vergleichende Zusammenstellung nordfrie-
sischer Wörter mit ähnliclien aus den verwandten Sprachen, wel-
che nach dem übrigen Inhalt des Buches kaum etwas neues ent-
hielt, sind ausgelassen worden. Dagegen wurden die vielleicht
im Uebermaass angehäuften Beispiele unverkürzt beibehalten,
da sie jedenfalls, wenn auch nur des reichhaltigen lexicalischen
Stoffes wegen, ihren Werth haben.
Der aufmerksame Leser wird vielleicht in den hundert ersten
Seilen des Buclies, und zwar am meisten im ersten Capilel, eine
XVII
geringere Sorgfalt der Bearbeitung als in den späteren Theilen
entdecken. Die Erklärung ist ganz einfach diese, dass ich damals
meine Veränderungen bei der Correktur der Druckbogen ein-
rückte, und daher mir nur eine beschränkte Freiheit nehmen
konnte. Später aber entschloss ich mich, die Handschrift vorher
zurecht zu machen, und hatte also eine bessere Gelegenheit, die
beabsichtigte Revision durchzuführen.
Ich brauche wohl nicht zu fürchten, dass ich durch die vorge-
nommene Umarbeitung, welche jedenfalls sich nur auf das Aeussere
bezieht, dem Rechte des geehrten Verfassers Eintrag gethan
habe. Hatte er mir doch selbst die Besorgung und Herausgabe
seines Sprachwerkes mit unbedingtem Vertrauen überlassen , und
nichts anderes gewünscht, als dass seine Arbeit in möglichst sau-
berer Gestalt an's Licht trete. Damit aber die Einmischung ei-
nes Fremden nicht etwa die Zuverlässigkeit des behandelten Stoffes
verdächtig zu machen scheine, so muss ich erklären, dass ich
mir in den Mittheilungen des Verfassers über seine Landessprache ,
dem Wesen nach, auch nicht die geringste Aenderung erlaubt
habe. Alles ist, wie es in der Handschrift vorlag, nur in etwas
besserer Ordnung und mit einigen Abkürzungen, buchstäblich ab-
gedruckt worden, auch wenn es mir mitunter einigem Zweifel zu
unterliegen schien.
Hätte ich mich nicht bei der Durchsicht einer fremden Arbeit
in enge Gränzen beschränken müssen, so wäre mir wohl leicht
die Lust erwacht, etwas weiter zu gehen. Die Behandlung der
Zeitwörter z. B. — um nur dieses Eine zu nennen — wäre mir
bei einer andern Eintheilung für die Vergleichung mit den ver-
wandten Sprachen bequemer erschienen , und die regelmässigen
und unregelmässigcn Zeitwörter hätten sich vielleicht in schivache
und starke umgebildet. Aber so weit zu gehen, wäre eine Eigen-
mächtigkeit gewesen, welche ich mir nicht zu Schulden kommen
lassen durfte; und es war eine doppelte Vorsicht nöthig, da ja
ein bewährter Kenner der friesischen Sprache, Herr Ehrentraut,
öffentlich gestanden hat, »dass es nicht möglieh sei, das Zeitwort
in seiner jetzigen Beschaffenlieit in den Classen der historischen
Grammatik unterzubringen" (Archiv, l. 283).
Neben der eigentlichen Grammatik enlhielt die Handschrift eine
c
will
Anzahl verscliieilener Beiträge, als Wörterreihen, Iledensarten ,
Sprichwörler, Eigennamen und Sprachproben, kh habe diese
zerstreuten Mittheilungen in schiekiicher Ordnung zusammenge-
stellt und daraus den Anhang gebildet (S. 403 — 172), dessen
Inhalt für die nähere Kenntniss der Sprache wohl nicht unerheb-
lich sein dürfte.
Schliesslich war ich bemüht, eine neue und mehr ia's Ein-
zelne gehende Inhaltsanzeigc auszuarbeiten, welche hoffentlich
den Gebrauch des Buches nicht wenig erleichtern wird.
Noch ein Wort über die vom Verfasser befolgte Reclilschrci-
bung. Es wird jedem auffallen, dass diese ziemlich abweicht
von den in andern nordfriesischen Denkmälern angewandten
Schreibarten, welche wiederum einander sehr ungleich sind. Im
Interesse einer genauen Beobachtung und Vergleichung der
Sprachelemente verschiedener Dialekte, darf man die Hoffnung
aussprechen , dass doch einmal die friesischen Sprachforscher sich
über die Annahme einer gleichförmigen Orthographie verständigen
möchten, damit, wenn auch nicht die Sprache in ihrem ganzen
Umfange, doch wenigstens jede der drei Hauplmundarten für
sich einen feststehenden Typus bekomme. Das Friesische in den
Niederlanden hat in dieser Hinsicht einen bedeutenden, das Auf-
blühen der heimischen Volksliteratur kräftig fördernden Fort-
schritt gemacht, obgleich auch hier noch zwei Systeme einander
sesienüberstehen, deren eines sich an die niederländische Recht-
Schreibung anschmiegt, das andere sieh streng auf das Altfrie-
sische zu stützen sucht. Was aber das Nordfriesische betrifft ,
da wählt sich jeder seine eigene Schreibung, und so kreuzen sich
dort alle möglichen Schriftformen in der buntesten Mischung der-
gestalt, dass man oft Mühe hat sich glauben zu machen, man
habe mit der nämlichen oder doch mit einer ganz nahe stehenden
Mundart zu thun. In wie ferne das Verfahren des Herrn Bcndsen
dazu geeignet ist, die Aufgabe zu lösen, darf ein Fremder wohl
am wenigsten entscheiden. Am Schlüsse seiner Vorrede spricht
er sich über dasselbe aus, und er hat mir in mehreren Briefen,
bei einer näheren Erörterung seiner Ansichten, die von ihm ge-
wählte Rechtschreibung als das Resultat besonnener Ueberlegung
dargelhan. Ich habe mich daher befleissigt, sie bei dem Abdruck
XIX
niil gewissenhafter Treue zu befolgen, und eben dnrinii ilie et-
waigen Abweichungen in der Handschrift, in so weit sie als blosse
Schreibfehler zu betrachten waren, nach der unzweideutigen Ab-
sicht des Verfassers berichtigt. Die Ungleichmässigkeiten aber ,
durch die Schwankung zwischen zwei verschiedenen Schreibungen
desselben Lautes veranlasst, habe ich nur selten zu heben gesucht.
So wird man z. B. bald Branhser und gaulise finden , bald Brau-
ser und gause; das eine mal Niijdd, ri'ijdd, Stäiijll, das andere
Mal Nüjd, riljd , Stäujl; oder hiemmcn und Jdemcn, häliw und liäw ,
Hühs und Hüss, Dörnsh und Dörensh, Esh und Eesh, trong und
trung, u. s. w. ; oder man wird auf Zusammensetzungen von Um-
stands- und Verhältnisswörtern stossen, die bald zu Einem Worte
verbunden, bald von einander getrennt erscheinen. In diesen
und ähnlichen gleichgültigen Fällen konnte ich wohl nichts anders
thun , als die Handschrift möglichst getreu wiedergeben , ohne
eine strenge Consequenz zu erstreben, die ja der Verfasser selbst
nicht bezweckte (s. seine Vonede, S. xxvi).
Bei den Amtspflichten und sonstigen wissenschaftlichen Arbei-
ten, welche meine Zeit fortwährend in Anspruch nahmen, konnte
ich die Herausgabe dieses Werkes nur unter vielen Störungen
und Unterbrechungen in sechsjähriger Frist vollenden. Dass die-
ses , trotz aller angewandten Sorgfalt , die Gleichförmigkeit der
Behandlung im Einzelnen einigermaassen beeinträchtigen mussle,
spricht wohl von selbst. HoiTcntlich w ird aber der i!;eneigle Leser
die vielfachen Schwierigkeiten einer derartigen Aufgabe billig beur-
theilen, und den Verstössen, welche bei der Besorgung einer fremden
Arbeit kaum zu vermeiden waren, seine gütige Nachsicht nicht
versagen.
Es bleibt mir noch eine angenehme Pflicht zu erfüllen übrig,
die öffentliche Anerkennung der trefflichen Hülfe , mit w clehcr
mein lieber Freund, Dr. C. A. Sicherer, Lehrer der hochdeutschen
Sprache und Literatur am hiesigen Gymnasium, mir in rastloser
Thäligkeit zur Seite gestanden hat. Nicht nur bei der Corrcklur
der Druckbogen hat er die eben nicht eiquickliche Arbeit freudig
mit mir gctheilt, sondern namentlich auch auf die Reinheit der
hochdeutschen Sprache ein wachsames Auge gehalten. Für den
treuen Beistand sei ihm mein innigster Dank dargebracht.
XX
Dem geelii'lcn Verfasser wird es ohne Zweifel zur Freude gerei-
clien , die endliche VeröfTenllichung eines Buches zu erleben , das
ihm so viele Mühe und Sorge gemacht hat. Für mich ist es ein
schmeichelhafter Gedanke, dass es mir beschieden war, die Früchte
seiner Arbeit der Wissenschaft zu gute kommen zu lassen , und
seinem Namen die gebührende Erkenntlichkeit seiner Sprachge-
nossen zu sichern.
So gehe denn dieses mit Treue gehegte Buch in die Welt
hinaus. Es gehe zu den Friesen im Norden und Osten und
W^esten, und bringe ihnen den Gruss eines Fremden, der sich aber
doch — seinem Namen und seiner Abkunft nach — zu ihrem Stamme
bekennt. Es gehe und sage ihnen, dass die Holländer, gegen die
sie in früheren Jahrhunderten in blutigen Kämpfen ihre Freiheit
vertheidiglen , jetzt in brüderlicher Gesinnung ihnen und ihrer
Sprache entgegenkommen , und keinen andern Kampf mit ihnen
w ollen , als den edlen Wetteifer in Förderung der Wissenschaft.
Leiden, im Januar 1860. M. DE V R I E S.
VORREDE DES VERFASSERS.
Was Prof. Rask von der altfriesischen Sprache sagt, gilt noch
mehr von der nordfriesischen :
»Die angelsächsische Sprache ist zwar etwas reicher an Beu-
gungen, die friesische dagegen an Zusammenziehungen, welche
beinahe wie Abänderungen aussehen, und die, in Verbindung mit
der Aussprache und den Formen der Wörter, so wie mit einer
Menge besonderer Ausdrücke, ihre Eigenthümlichkeit und Selbst-
ständigkeit bestimmen. Diese eigene Sprachform verbreitet Licht
über den Bau der verwandten Sprachen, und ihr Wörterschalz
ist eine bisher durchaus unbenutzte Quelle zur Wortableitung in
den andern gothischen Sprachen." (Vorrede zu Frisisk Sprog-
liirc, S. 1).
Wie gross das alte Nordfriesland gewesen sei , darüber fehlen
uns bestimmte Nachrichten. Heimreieh sagt in seiner nordfriesi-
schen Chronik: »Dass aber die Fresen ein gar altes Volk seien,
ist leicht zu beweisen, da sie schon den ältesten griechischen
und lateinischen Geographen und Geschichtschreibern bekannt
waren. So haben unter andern die griechischen Geschichtschrei-
ber Ephorus und Clitarchus, nach Strabo, 500 Jahre vor Christo
über die Fresen geschrieben; Plinius im Jahre 17, Cornelius Taci-
tus iOO und Ptolemäus 159 nach Christi Geburt." Der ältesten
Sage nach ist die Insel Helgoland mit dem übrigen Nordfriesland
landfest gewesen, die jetzt über sieben Meilen von der Küste ent-
fernt liegt, und auf Föhr hört jnan noch häufig erzählen, dass
der Erbauer der drei Kirchen und Thürmc zu St, Johannis oder
XXII
in Nieblum auf Föhr, der Helgolander und der Pelwornier altea
Kirche, diese drei Oerter auf einem weissen Pferde beritten habe,
während alle drei Thürme gleichzeitig im Bau begriffen waren.
Ucber hundert Gemeinden mögen von den Flulhen verschlungen
sein, deren Namen man noch zum Theil auf altern Karten findet.
Aus Ditraarschen , Eiderstedt, und von den Inseln Nordslrand
und Pelworra ist die friesische Sprache durch die plattdeutsche
verdrängt, so wie zum Theil in dem Dorfe Stadum auf der Vor-
geest durch die dänische, wo vor 40 Jahren noch durchgängig
friesisch gesprochen wurde. Nur in 58 grössern und kleinern
Kirchspielen der Aemter Tondern, BrechtecU und Husum, welche
den westlichen Küstensaum nebst einem Thcile der Vorgeest
einnehmen, so wie auf einigen Inseln und Halligen der Westsee,
wird sie, in verschiedenen Mundarten, noch jetzt vom Volke ge-
sprochen. Die Einwohnerzalil dieser 58 Gemeinden, mit Einschluss
der Insel Helgoland, wird nur wenig über die 50,000 steigen.
Das Herzogthum Schleswig beträgt nämlich 465 Quadratmeilen ,
mit 550,000 Einwohnern, als: 170,000 Deutschen, 130,000 Dänen
und 50,000 Friesen. Siehe Jörgensen Jomton's Struensee (Kopen-
hagen , 1852), S. XXVni der Einleitung.
Es geht natürlich mit dieser, wie mit jeder Volkssprache, die
sich nicht zur Schriftsprache erhoben hat. Ueberali findet man
Abweichungen, Veränderungen in der Aussprache, in Ausdrücken,
Redensarten und Wendungen , selbst in den benachbarten Gemein-
den. Am reinsten und geläufigsten möchte indessen die nord-
friesische Sprache auf dem festen Lande, gegenwärtig wohl in
dem sogenannten Risummoor , den Gemeinden Risum, Lindholm,
Niehüll, Deezbüll, so wie in den benachbarten Kirchspielen Dage-
büll, Fahretoß, Siedesand und Enge sein. Auf den sogenannten
Halligen, Hooge, Langenäss, Nordmarsch, Gröde und Oland , so
wie indem Flecken \Vijk auf der Insel Föhr, spricht man, mit
sehr unbedeutenden Abweichungen, dieselbe Sprache wie auf
dem festen Lande der genannten Ocrler. Dagegen weicht die
Sprache der übrigen Föhringer, so wie auf den Inseln Sylt und
Amrum, so bedeutend von der Festlands-Sprache ab. dass die Kü-
stenbewohner sich oft nur mühsam mit ihnen verständigen können.
Die Sprache dieser Insler ist vielleicht alterlhümlicher, aber
XXIII
dabei höckerig und woitarm, die der Festländer wortreiclier und
fliessendcr; diese mehr ausgebildet, jene der Insler mehr ver-
nachlässigt.
In den vorerwähnten Gemeinden des festen Landes, so wie in
den benachbarten, sie umschliessenden Kögen, findet nun durch-
gängig die grösste Uebereinstimmung Statt, wenn man kleine un-
bedeutende Abweichungen ausnimmt, z. B. ball, bald, und bull;
ersteres in Risum, dieses in Lindholm. Merkwürdig ist es indes-
sen , dass man in Niebüll und Deezbüll, die Risiim und Lindholm
gerade gegenüber liegen, und kaum eine Viertehneile davon ent-
fernt sind, keinen Dualis gebraucht, der doch der Sprache ganz
eigenthüralich zu sein scheint. Wo die Oslermoringer ihre Zwei-
heit: wdt , jdt , nnk , unken, junk, junhen gebrauchen, da setzen
die Westermoringcr die Mehrheit des persönlichen und des zu-
eignenden Fürwortes: ive, jdm, ühs, ühscn und jdringe, auch
wenn sie nur von zweien sprechen.
Da nun diese, gewiss uralte, Sprache mit jeder Generation von
allen Seilen durch die dänische und plattdeutsche immer mehr
beschränkt wird, und ihrem allmähligen Ausslerben entgegen-
geht, so haue ich mich der, wahrlich nicht leichten. Mühe unter-
zogen, sie durch gegenwärtige Arbeit von ihrem gänzlichen Un-
tergänge bei der Mit- und Nachwelt zu retten.
Für die Rechischreibung konnte, bei der Bearbeitung dieses
Werkes, keine andre Regel angenommen werden , als die Aussprache
eines bestimmten Bezirkes, in welchem die wenigsten Abweichun-
gen vorkommen. Ich habe daher die Mundart meines eigenen
Geburtsortes [Eisiim) gewählt, welche ich nicht deswegen für die
reinste halte, weil sie meine Muttersprache ist, sondern weil sie
mit den obengenannten, welche allgemein für die besten gehalten
werden, am meisten übereinstimmt. Auch neigt sich hier die
Sprache weder zum Deutschen noch zum Dänischen, und gestaltet
keine fremdartige Einmischung, ohne dadurch in's Lächerliche
zu fallen. Dies gilt bis zu dem Grade , dass selbst der ernsteste
Friese sich — bei allem Zwange , den er sich anthun mag — •
des Lächelns nicht enthalten kann, wenn irgend ein b'Äna oder
Deutscher die friesische Sprache radebricht, wie es fast alle
lliun, die nicht gcborne Friesen sind. Ich habe Dänen und Nie-
XXIV
Uerileulsche gekannt, die sich zehn, zwanzig, ja fünfzig Jahre
und darüber unter den Friesen aufgehalten und die Sprache
beständig gesprochen hatten, welche dieselbe dennoch so jäm-
merlich verstüaimelten, dass es zum Erbarmen war. Dies gilt
mehr oder weniger von allen Auswärtigen , die sich unter den
Friesen niedergelassen haben. Ich kenne hiervon , unter allen ,
nurz^^ei Ausnahmen, nämlich eine alte Frau in MaasbüU, Namens
Cal/iariita Paiscn , und einen Mann aus Klixhilll, Namens Niss,
der weiland dem Lehnsvogt Nissen in JSordvisum diente. Jene war
aus Bnidcrup , und als achtjähriges Kind nach MaasbüU gekom-
men, dieser hatte sieh bloss längere Zeit unter den Friesen auf-
gehalten; beide waren Dänen. Uebrigens können die Dänen nie
so recht hinter die richtige Aussprache kommen. Sie gebrauchen
häufifif ein verkehrtes Geschlechtswort, oft den Dualis a;ar nicht",
und mischen verstümmelte dänische Wörter mit ein. Dass aber
fast kein einziger unter den Friesen wohnender Fremder ihre
Sprache je richtig sprechen lernt, hat seinen Grund in dieser
selbst. Sie erfordert nämlich erstens ein geläufiges Organ , das
von Kindheit an a;eübt werden muss; zweitens hat sie eine Mensre
eigenlhümlicher Ausdrücke, Bildungen und Wendungen, die den
verwandten Sprachen fremd sind: das unregelmässige Zeitwort
weicht in seinen verschiedenen Zeitformen mehr ab, als im
Deutschen. Dänischen und Englischen; die Zusammenziehungen
sind häufiger und verwickelter, und die Wortfügung, welche
am meisten mit der niederdeutschen übereinstimmt, hat mit
der dänischen sehr wenig gemein. Wer daher behauptet , die
^ordfriesische Sprache sei aus der dänischen und plattdeutschen
zusammengestöppelt, der verräth nur dadurch seine Unkunde ,
und fällt ein Urtheil, das in nichts begründet ist. Will man
hier die Wörterähnlichkeit der verwandten Sprachen vorwenden ,
so liesse sich mit eben so vielem Rechte behaupten, die deutsche
Sprache sei dänisch oder die dänische deutsch: denn es wäre
nicht schwer darzuthun, dass wenigstens der dritte Theil der
Wörter beider Sprachen gleiches Ursprungs sei. Die nordfriesische
Sprache ist, trotz ihrer abweichenden Mundarten, eben so rein
und selbstständig, als irgend eine andere ihr verwandte, wie z. B.
die deutsche oder dänische, in welchen es weit mehr vcrschie-
XXV
denc Mundarten giebt, der englischen gar nicht einmal zu ge-
denken.
Wer sich nur das erste Capitcl über die Ausspraclie der Buch-
staben im Friesischen erst recht zu eigen macht, der wird dann
auch mit der Sprache selbst leichter fertig, und ohne dieses
möchte ihm leicht alle fernere Mühe verleidet werden. Die Aus-
sprache der Buchstaben ist nach den Grundsätzen der Lautme-
thode von Krug und Slephani bearbeitet, und, im Ganzen ge-
nommen, richtig und sicher. Schon im Jahre 1817, wo ich däni-
sche Kinder nach der Lautmelhodc im Deutschen unterrichtete,
entstand dieses Capitel. Um vollkommen sicher zu sein, schrieb
ich nämlich friesische Wörter und Sätze, deren Sinn sie durchaus
nicht verstanden, in allen nur möglichen, auf die Aussprache
Bezug habenden Verbindungen und Zusammenstellungen an die
Wandtafel, und liess sie von den geübteren Schülern lesen, nach-
dem ich sie zuvor mit der Aussprache der einzelnen Laute
und deren Zeichen bekannt gemacht hatte, und erst dann, wenn
diese auch die schwersten Wörter und Sätze so lasen und aus-
sprachen, wie der geborne Friese seine Muttersprache spricht,
hielt ich mich von der Richtigkeit meines Verfahrens überzeugt,
und wo es haperte, änderte ich ab, bis es richtig ward').
Ohne Tonzeichen war es indessen nicht möglich die Sprache zu
bearbeiten und schriftlich darzustellen, was überall sehr leicht
nachzuweisen und eben so leicht einzusehen ist. Wie sollte man
z. B. fällen, fallen, und fällen, 4. fiUen, schinden, 2. einem nach-
laufen, wie ein Füllen der Stute; stallen, i. stallen, pissen . von
Pferden, 2. auf den Stall setzen, einstallen, und stallen, 1. stillen,
2. stellen; lachen, lecken, einen Leck haben, lacken, lacken, mit
^ In einem seiner Briefe schrieb mir Hr. B. noch folgendes
über die von ihm gewählte Rechtschreibung: «Einem Schullehrer
auf einer benachbarten Insel, auch einem gebornen Friesen, den
ich seit meinen Kinderjahren nicht gesprochen halle, schrieb ich
einen friesischen Brief nach meiner Orthographie, die er augen-
blicklich begriff, und nach welcher er mir auch den Brief so be-
antwortete, als ich, wie ich wähnte, ihn nur selbst hätte schrei-
ben können. Dies spricht doch dafür, dass mein Verfahren im
Wesenilichen richtig sei".
{/bim- d. Herausg.)
d
XXVI
Lack versiegeln, und lüken, lachen, ohne Tonzeichen von einander
unterscheiden? Und so verhält es sich in tausend ähnlichen Fäl-
len. Was nun das Weitere in der gewählten Rcchtschreihung be-
trifft , so habe ich überall die Endconsonanten da verdoppelt , wo
das in der Mehrheit gehrauchte Wort denselben doppelt hören
iässt , als; dät Läujiin, dd Lmjnne, das Land, die Länder; de
Eiin, dd Enne, der Abend, die Abende; de Dick, dd Dicke, der
Deich, die Deiche, u. s. w. Bisweilen trifft mau den Vocal ver-
doppelt, als: dät Reef, der Fuchs; bisweilen mit dem Dehnungs-
zeichen, als: dät Ref, was überall als völlig einslautend gilt.
Einzelne Abweichungen in der Rechtschreibung habe ich nicht
immer vermeiden können; doch sind sie nirgends von der Art,
dass die richtige Aussprache im Wesentlichen darunter litte. So
ist es z. B. für die Aussprache ziemlich gleichgültig, ob man Täte,
Thäle oder Tä/ite — Vater, in der Anrede — schreibt, da jedes
dieser Wörter doch immer so lauten wird, wie das deutsche Ihäte,
von l/mn. Zu vielen derjenigen Wörter, die im Dänischen und
Schwedischen sk, im Deutschen seh, und im Englischen sh zum
Anlaut haben, findet man im Nordfriesischen eine Menge analoger,
wo aber nur das englische s/i, als dem friesischen Laute zunächst
stehend, ohne Anstoss für's Auge gebraucht werden kann, weil
weder sk noch seh hier ganz passen , indem sie beide zu scharf
sind. Der friesische Anlaut ist hier eigentlich sg , wo g als sanf-
ter Gauraenhauch ausgesprochen wird, wie am Ende der deut-
schen Wörter Teig und Zweig. Beispiele : dän. Skade , Schade ,
fries. de Shcise; dän. Skam, engl, shame, fries. dät Shöm, u. s. w.
Das s am Ende einer Silbe oder eines Wortes, so wie das ss in
der Mitte der Wörter , müssen beide äusserst weich und sanft
ausgesprochen werden, wie des s der Holländer. Wo es thunlich
war, habe ich die richtige Aussprache dieses Lautes durch ein
vorgeschobenes h zu erzwingen gesucht, als: jö Wähs, die Wittwe;
wihssen, weisen; de Spl.ihs, die Spalte; wo der Vocal geschärft
und der weiche Laut des ss doppelt gehört wird.
GRAMMATIK.
ERSTES CAPITEL
VON DER AUSSPRACHE DER BUCHSTABEN.
a. Vocale.
§.1. l. A, a, aa. Dieser Buchstabe wird im Nordfriesischen
auf fünf verschiedene Arten ausgesprochen. Das doppelte aft
khngt ganz wie das aa im Niederdeutschen , z. B, in den Wör-
tern : de Aader , die Ader ; Faader , Vater ; de Baar , der Bär ,
und wie das dänische aa und das schwedische ä , z. B. in Aal ,
der Aal; Skaal , Schale (Gefäss); et Baal, der Scheiterhaufe; pd,
auf; Sprdk, Sprache , u. s. w. Beispiele : aane , ohne ; haanen , können ;
Aabel , ein weiblicher Name; faar , vor und für; jö Kaar , der
Karren; gaar adv. gar; baar, bar; raar, rar; haaren, karren; jö
Snaar , die Schnur (Schwiegertochter); jö Haatvel , die Klunker-
milch ; jö Baaivel , die Simse , Binse ; dat Aawent , die Schnür-
brust; spaawelt , gelb und weiss gesprenkelt; jö Kaarcl , die
Karte ; haarden , karten , Karten spielen ; hraasen , braten ; jö
Braahs , der Braten , u. s. w.
2. ^ , ä. Wie das gedehnte a/i in den deutschen Wörtern:
ahnen, bahnen, mahnen, der Wahn, Hahn u. s. w. , als: jö ^rt,
die Erbse; dät Part, der Part, Antheil; jö ^l, die Grossmutter;
jö u^nert, die Ente; mal, toll, aufgebracht, niederdeutsch: mall;
käl , kahl; nägel , nackt, daher noch im Deutschen nagelnackt,
im. Friesischen spUnternagel ; prälen , i. prahlen, 2. laut rufen,
schreien ; malen , malen (mit Farben) ; letalen , nd. betaalen ,
dän. at betale; sägen, sägen; sägnen, vermissen, dän. at savne,
nd. saaknen ; dat Gagen, der Nutzen, dän. Gavn ; gägnen,
Nutzen gewähren ; da ^gne, die Spreu , dän. 'Avne; füren , fahren
(nur zu Wasser); de Tjäre , der Thcer; jö Snär , die Schlinge.
1
3. Wird a mit demselben , unter 2. bczeichnelcn , Laute ganz
kurz ausgesprochen oder abgestossen , ohne geschärft zu werden ,
wozu sich aus den verwandten Sprachen keine Beispiele entneh-
men lassen. Wir müssen dieses durch die Verdoppelung des Con-
sonanten bezeichnen, als: ^fe, Gross vater; jöKätt, die Katze, nd.
und dän. Kat; fätt, fett; dätFäf pl. Fä/ise , die Schüssel ; \\cluM,
er heisst; strädden, altd. greten , grätschen; hlädden, kladden,
klittern; jö Klüdd , die Kladde; dat Jädder , das Euter, nd. dat
Jüdder; fällen, fallen; gällen, weinen; stallen, stallen; de Stall,
der Stall ; jö Sali , der Sattel ; jö Fäll , die Falle ; de Gällc , die
Galle; de Hätlig , der Hallig (Holm, kleine Insel); fällig, ordent-
lich , weidlich ; alles , alles , u. s. w.
4. 'A, d. Hat den Laut und Ton des dänischen, gedehnten
hellklingenden a , wie in den dänischen W^örtern : en Sal , der
Saal; at gale, krähen; gal, toll; at male, mahlen; at prale, prah-
len; at tale , reden u. s. w. — Beispiele: de Hjäl oder Hjärl, ge-
hechelter Flachs; swälen, heuen, Heu machen; späten, spielen;
läsen , foppen , prellen ; täsig , gricklich ; fläsen , ausplaudern ; lä-
sen , birschen ; lälisen, gelitten; dat Raser ^ ein ein- bis zweijähri-
ges Rind; de Päse , der Ochsenziemer, dän. cn Pces; da Lähse ,
die Gliedmassen.
5. Ä , ä. Ganz wie das geschärfte a im Deutschen und Däni-
schen , in : das , nass , blass , Fass , Napf, fallen, fassen , Katze ,
Schatz , Latz , u. s. w. , als : näll, stössig , von Rindern ; sliall , schmut-
zig, vom Rind- und Wollenvieh, das dünn mistet; stall, stille; dp,
auf; (ip}}e, auf; wällen, wollen; de Wälle, der Wille; de Bäk-
her, der Bäcker, 2. die Meerschwalbe; släkhen , lecken mit der
Zunge; mdcken, küssen; trdcken, ziehen, dän. at träkke , nd.
trecken, daher: jö Trackpott, der Ziehtopf, d.i. der Theetopf.
§. 2. Ae, ä, all. Wird überall so ausgesprochen , wie das ge-
dehnte äh im Deutschen in den Wörtern: die Aehrc, die Fähre,
die Mähre, die Thränc, Mähne, mähen, nähen, säen, u. s. w. , als:
dät Aelil, die Mistjauche, altdeutsch: derAddel; jö S/iäl, 1. die
Schale , als Gefäss , 2, der Unterschied zwischen dem Gebotenen
und Geforderten beim Kaufen und Verkaufen; dal 3Iühl, das
Jflehl; jö Füget, der Fehler; de Hagel, \. der Hagel, 2. die Fer-
se; jö Hagel, die Hechel; shdlcn, dilTeriren , nd. schälen; /ä-
ivcrn, liefern; bäwern , beben; sträwen, 1, streben, 2. sich sLi'ei-
teil ; ahmen, oflcn ; de Fräthc , gemein für Mund, Maul, die
Fresse; Tliüte , Vater; lälis, spät, nd. laal ; bläliscn, üainmen v.
trans. , z. B. gerupfte Gänse mit Stroh, dän. at blussc ; davon jö
Blähs, dän. et Bluss ; däsig , nd. dösig. — Das geschärfte ä,
wie in: äffen, täppisch, läppisch, u. s. \v., kommt im Nordfricsi-
schen nicht vor.
§.5. E , e , Ee , ee. Behält überall den unveränderten Laut
seines Namens , und wird entweder gedehnt , oder bei unverän-
derlcm Laute kurz abgestossen. Gedehnt klingt dieser Laut wie
in den deutschen Wörtern : die Ehe , Seele , drehen , sehen , Avehcn ,
ilehen, als: jö Fcel , feien, die Feile, feilen; jö Treel , trelen, die
Bollscheibe , rollen, dän. en Trilde , at trilde ; jö Meel , die
Meile, dän. und nd. en Miil ; de Tech, die Diele, nd. de Dähl ,
altdän, en Tillie; sielen, stehlen; de Creme, die Halfter, dän, cn
Crime, woher auch wahrscheinlich das englische groom , der
Stallknecht, stammen mag; jö Steem , die Stimme; dat lleess ,
dän. en Rost , auch die Stimme , wie sie besonders jedem Ein-
zelnen eigen ist; dät Neest , das Nest; nesteln, nisten; jö Feest ,
die Faust ; dät Feest , das Fest ; ncesh , zart , von der Haut ge-
braucht; meek , zahm, kirre; mechUck, gemächlich, bequem. Bei
unverändertem Laute kurz abgestossen in: elfing , heut Abend;
jö Meilen, die Mühle; de Meiler, der Müller; jö Ellen, die Elle;
teilen, zählen, nd. teilen, dän. at tälle; feilen, 1. füllen, 2. ge-
fallen sein ; sellew , selber , dän. selv ; edder , früh ; dät Edder ,
der Eiter; selten, setzen; tenn , dünn; wenn, blau; de Enn, der
Abend ; am Ennem , des Abends ; jö Fenn , die Fenne in der
Marsch ; de Senne , die Sünde ; jö Penn , ein kleiner hölzerner
Wirbel zum Vordrehen an Stallthüren und Luken.
§. 4. /, i, ih , ie. Gedehnt, wie in: ihm, ihn, ihr, mir,
dir, Thicr , Stier, die , wie , nie , u. s. w. , als : hver, ein männlicher
Eigenname, 2. der Eifer; ifinc , allein, dän. ene ; da Biene, die
Beine; da Sliene , die Steine; ihr, eher, früher; dät Bier, das
Bier; hiese, beide; lie-cn, miethen , heuern, dän. at leie; lienen,
leihen, nd. lenen ; tienen, dienen, dän. at tjene ; tie-en, ziehen;
de Tiener, der Diener; die-en, heisse Speisen vertragen können;
ivieh , übel zum Erbrechen ; de Sie-e, der und die See; kie-en, \. stei-
gen, anschwellen vom Wasser, 2. v. trans. erhöhen; fniesen ,
niesen ; friesen , frieren , u. s. w.
Geschärft, in: Ick, ich; de Dick, der Deich, nd. de Diek; dic-
ken, deichen; dät Stick, der Griffel; jö Wkk , die Wiek , dän.
en Viig, die Meeresbucht; rick , reich; dät Lick, die Leiche, nd.
dat Liek, dän. et Lüg; dät Sicken, der Seufzer; sicknen, seuf-
zen; dät Dill, das Bild; de Biller, ein armer Wicht; ivill, wild;
drillen, i. drillen, 2. foppen; dulss, das Eis, nd. und dän. lis; dät
Griss , dän. en Griis, das Ferkel; witt , weiss; bitten, beisscn ;
slitten , i. schleissen , 2. aus der Tasche verlieren, 5. Einen gut
zu nehmen, zu behandeln wissen, um gut mit ihm umgehen und
fortkommen zu können. He wijt kam gäiijd to slitten , er weiss
ihn zu nehmen.
§.5. 0, 0, 00, oh. Hat drei verschiedene Laute: erst den
gedehnten seines Namens, wie in: ohne, der Lohn, schonen,
wohnen , als : Ohme , der Odem ; de Thole , der Grasbusch ; de
Trohl, der Zauberer, dän. en Trold ; de Nöme , der Name; de
Molme, die Mähne, dän. en Manko, engl, the mane; hohl, hohl,
engl, hollow; de Körne, 1. ein Poltergeist; 2. die Nase, aber nur
scherzweise; de Höme , 1. der Hamen, die Reuse, 2. die Schei-
de der Gräser , aus welcher die Achre hervorkommt ; sören , sie-
chen, kränkeln; sögen, einkochen, v, intrans. ; de Krage, der Gra-
pen; de Loge, die Lohe, Flamme; de Snoive , die Schnuppe am
Lichte; de Rowe , der Schürf einer vernarbenden Wunde; nög ,
i. genug, 2. gar, adj.
Zweitens mit unverändertem Laute , aber kurz , als : bannen ,
bannen, fluchen; wärmen, Getreide in der Schwingwanne reinigen,
dän. at dröfte (schwingen) ; de Mönn , der Mann ; jö Kann , die Kanne ;
jö Pönn, die Pfanne; jö Fömmen , das Mädchen; de Dämm, der
Damm; de Römm , der Widder, Schafbock; de Ömmer, der Eimer;
de BöUe, die Beule; de KnöUe, 1. der Knöchel, 2. der Pfeifenkopf;
}ö Shömm, l.dieSchaam, 2, die Schande; de Klömp, l.dieKlampe;
2. der Schober, aber ein grosser viereckiger am Hause, wenn man
im Hause kein Gelass für Heu und Korn mehr hat; lönwi, lahm;
tömm , zahm , u. s. w.
Drittens geschärft, wie in: sollen, wollen, oft, hoffen, offen,
u. s. w. , als: de Trolling , ein Brot; oller, nie, niemals; de Kolle,
i. die Kälte, 2. das Fieber; grott , gross, nd. gröt ; groltem,
laut ; jö Polt , Topf.
§. G. Oe , <i, öh. i. Gedehnt, wie in den Wörtern: Oel, die
Höhle, liöhnen , u. s. w. , als: dät Oeltle , das Gel; de Tltöle , das
Maul; (jölil, gelb; njiil, plump; fö/il, i. faul, träge, 2. faul z. B.
von Eiern, 5. boshaft, niedrig gesinnt; shölen , Schutz vor
Wind und Regen suchen, dän. at skjule, 2. wie ein Dieb einher-
schleichen; jö/iö/?/, 1. die Grube, 2. das^Grab, nd. de Kühl, dän.
cn Kulc ; holen , heulen , nd. hulcn , dän, at hyle (spr. hüle) ; jö
Möltr, die Mauer ; polen , zupfen, auszupfen, dän. at pille; lören,
lauern, nd. luren , dän. at Iure; dat Bölir, das Bauer, nd. und
dän. Buur; drög , trocken, nd. drög ; drögen , trocknen; sivömen,
schweimen , in Ohnmacht fallen , nd, swieraen , dän. at svime ;
daher nun de Sivöme , die Ohnmacht; de Söme, die Summe; de
Glöme, die Gluth , u. s. w.
Zweitens geschärft, wie in: Söller, öfter, öffentlich, als: stowen,
stieben; döivcn, tunken; snöwen , i. schnauben; 2. schnupfen, z.B.
Taback; shöiven , schieben; Möwen, klauben; jö Klöfl , die Schnur-
re, Posse; klöftig, 4. drollig, 2. gescheidt, geschickt, erfinderisch;
lößen , gehoben.
Di'ittens wie das ö im Niederdeutschen in: de Döhr, de Göhr,
möhr u. s. w. als: de Jögel, der Eiszapfen ; Island, lökul ; de Tögel ,
der Zügel , nd. Tögel ; de Fögel , der Vogel ; de Böget, der Bügel , nd.
Bögel ; jö Döged, die Tugend ; jö Jöged , die Jugend , das Jugendalter;
jö Köwel, der Weiberrock , von den Hüften bis zu den Füssen rei-
chend ; jö Döhr , die Thür , nd. Döhr , dän. Dör ; döhr, durch, hindurch.
§. 7. U,u,uh. 1. Gedehnt, wie in: Uhr, Spur, thun , Schuh,
Ruhe, die Müsse, die Busse u, s. w. , als: jö Swuhn, der Schwan;
jö Buhn, die Bohne; uhsen, schöpfen, dän. at Öse; da Klüse, die
Kleider; de Uhrs, der Frühling; jö Suhrd, die Schwarte; de Ur-
der, der Enterich, Erpel; suhrt, dän. sört , schwarz; luhnen, loh-
nen; de Gut ig , der Galgen; dät Tulig , der Talg; dat Hulem,
Langstroh zum Decken der Häuser und Deiche, als nomen eollecti-
vum , dän. Halm.
2. Bei unverändertem Laute kurz abgestossen, wozu es in den
verwandten Sprachen an Beispielen fehlt, als: fudi! , bange; de
IJch , die Wand; de Such', der Zober, Zuber; de Kuch' oder Kug ,
der Koog ; duhggen , thun ; fuhggen , empfangen , empfahen , dän.
at faae; htich , hoch; de JIupp, der Haufe; de Kupp, [der Kauf;
lupen, laufen, nd. lopen; hnppcn, häufen, häufeln; stupp, hart an;
de Riip , dän. et Reeb, nd. Reep.
5, Kurz und geschärft, wie in: Mutier, Butter, Kuller, uns,
und, als: twimtig , zwanzig; da Tunte, die Finnen im Fleische
der Schweine; jö Mmlder, die Mutter; dät Muddev, der Schlamm,
Moder, dän. Muddcr; munter; unk, uns beiden, uns beide ; j?M?/,- ,
euch beide, euch beiden; junk, adj. dunkel; drunhen, \. getrun-
ken, 2. trunken ; y) Ritng , die Runge am Wagen; jö Spung , i.die
Spange, 2. das Kirchhofthor; jö IIull, die Mütze (Hülle); de Bulle,
der Zuchtstier; dumm; stumm; jö Itull , die Holle; unner , nd.
unner; de Tunner, der Donner.
§. 8. TJc , ii , üh. Gedehnt und geschärft, wie im Deutschen.
Beispiele: de Dülis, der Tod; de Sühs, der Brunnen, nd. de Soot;
&iUKlüIis, das Tuch; Iiühs, heiser; lülis, los; snu/iss, flink, nett;
Ulis, unser; de Hülis, die Heimath, u. s. w. Geschärft: ütte, bütte,
aussen, draussen; dät Rätt, die Raute, Scheibe; jö Ratten, die Raute
in der Karte, Schellen; de Rätter, der Reuter; de Siitter , 1. der
:Schuster, 2. die Schleihe (Gobitis Tinea), latein. Sulor. Gedehnt
in Düe, ein Mannsname ; ^»('«.arbeiten; jö Rüing , die Saatzeit
-im Frühling; bräen, zum besten haben, necken, nd. brüen.
b. Doppellaute,
§. 9. Diese sind: aai, äi, äi, di , äi, öl, au, äu, aaj, oj , üj,
■ij, ?V> oj, äuj, ijj.
Aai, aai. Das breilgedehnlc aa (§. 1.) wird hier mit i ver-
bunden ausgesprochen, als: Faaic, Vater; Klaai, Nicolas verkürzt;
maai , ziemlich, erträglich; laai, faul, dän. loi; Baal, Verkleine-
rungswort für Ingeburg; dät Baal, der Boi , ein Zeug; straaien,
gemächlich gehen ; glaaien, schlüpfen, entwischen; ütlglaaien, aus-
glühen; raaieln, taumeln; waaitcn, winken; jö Waait, die Winke;
jö Flaait, die Flöte, flöten: flaaiten; spaaitcn, spritzen; jö Spaait,
die Spritze , u. s. w.
./i , äi. Das gedehnte a in ahnen , bahnen u. s. w. wird mit i ver-
bunden ausgesprochen, als: dat ^t , das Ei; dat Wäi, der Wat-
tich, die Molken; de Kläi , der Klei, Thon; Päic , Pai , Manns-
name; de Kaie, der Schlüssel, engl, the key ; lälden , blitzen,
nd. läiden; de Luid, der Blitz; de Wäien , der Wagen; dät .^i-
ken , das Eichen, Riechbüchse; Fäikc und Pulke, Anrede an klci-
nc Jungen; pätlceii , raj)peln , Avic ein kleiner Knabe; släicn, ge-
schlagen ; twäieii , gewaschen ; räicln , einreihen , einen Faden ;
de Mäi, der Mai; dat Mäijückcr , die Weidenruthe ; glüi , froh,
dän. glad (I. gluhs).
'Ai, äi. Das hellklingende, langgezogene äh der Dänen mit i
verbunden, als; äi , nicht; äien, einem die Backen streicheln; jö
Bai, die Beere; däien, gedeihen; wäien, 1. wehen, 2. trauen, ein
Brautpaar , dän. at vie (trauen) ; fiäien , freien ; hräicn , krähen ,
nd. kreicn ; säien, at süe, nähen; späien, speien; gräien, wach-
sen, dän. at groe ; Jiäien , Milderungswort für lügen; läi, lau;
äujn'e Laie, dän, i La, im Schutz vor dem Winde ; näi , neu; de
Bräi, der Brei; dat Sträi , das Stroh; dät Stäi, der Koben, dän.
cn Sti; twäie, altd. zwiro, d. i. zweimal, engl, twice; träie, drei-
mal , engl, thrice , u. s. w.
Ai , äi. Das geschärfte ä in: dass , nass, Fass, lassen, wird mit
i verbunden ausgesprochen , als : läinken , leicht einherhüpfen ;
dräinken , Irinken; säinkcn, sinken; kräinhen , kränken; liäinken,
hinken; släinken, schlucken; tvuinken, winken; dat Aingel , der
Engel; jö Räingel, der Henkeltopf mit zwei Henkeln; de Häinger,
der Henker; de Fähiger, der Finger; räingeln, klirren; de Späin-
ke, die Leitersprosse; da Räinke, die Ränke.
§. dO. Aei, äi in: da Aeile, die Aale; da Wäile, die Weiher;
päilen, im Wasser platschen, dän. atpöle; käilen, kühlen; fallen,
fühlen; späilen, spühlen; da Täis, die Zähne; Gäis, Gänse, dän.
Gjäs, engl, geese; näist, nächst, dän. näst, engl, next ; de Näi-
ber , der Nachbar, nd. Naaber; jö Häi, 1. die Lust, 2. Erinne-
rung, 0. Gemüth, u. s. w. ^ — ; deWäi, der Weg, dän. en Vei; da
1 Diess Wort »jö Häi" ist das dänische Hu, und das altdeut-
sche Hug, Hauch, Geist, welches noch in dem Worte Hugenot-
ten , » Hug-genoten ," Geistesgenossen , übrig ist. Im Dänischen
hat man folgende Wörter und Redensarten aus demselben ge-
bildet: »Med velbcraadt llu," mit rciflicber Ueberlegung; »Väre
mod i Hu", verstimmt, verdricsslich sein; »Glad i Hu," frohes
Gemüthes; » At komme ihn ", eingedenk sein, sich erinnern; » Hu-
kommelse" , das Gedächtniss ; » at huske", im Gedächtniss belialten.
Lii Nordfricsiscbcn : «Dät kämt me änjn liäi", kommt mir in den
Sinn; »Ick Iiäw'r m'jn Häiäjt," ich habe keine Lust dazu. — Daher
stammen ferner die nd. Wörter: /lägen, de Häg, und /lögen — so
wie die friesischen Wörter: /lägen, jö Hö/ig , und /läien , so wie
hagen und behagen, behaglich, im Deutschen. Uägcn, erfreuen.
Mäile, die Mahle, dän, Maal ; de Täirem, der Darm , dän, Tarm;
deAeirem, der Arm; fair, stark, dän. för (1. föhr); du Häier , das
Haar; iväir, wahr; jö Shäicr , die Schere; äim , wund, zart,
schmerzhaft, dän. öra; sUiipen, schlafen, nd. slaapen; näi, nahe;
de Näigde, die Nähe, nd. Negd ; wäigen, wippen; dat Häigeti,
das Stuhlkissen; äien, eigen; läig , niedrig; dat Lälged , die Nie-
derung.
Oi, öl. Behält die Aussprache seines Namens, als: töien, auf-
ihauen; sliöien, die Pferde beschlagen (schuhen), dän. at skoe;
Böie , ein männlicher Eigenname ; jö Köi , die Knie ; forsmöien ,
verschmähen, dän, at forsmaae ; kröien, nach etwas Gesunkenem
mit dem Suchhaken fischen , dän. at kröie ; smöien , aufstreifen ,
dän. at opsraöie ; röien , rudern , ein Boot u. s. w. , dän. at roe ;
swöien , at sweie , swäie.
§. H. Au, au, wie im Deutschen, als: dRAntie, nom. coli., die
Buttermilch ; amver , über; trauen , einem — ; jö Glauw, der Spaten ;
jö Granf , der Graben ; lamven adj. windstill , kalra ; lauwen , v. trans. ,
Heu oder Garben aufladen ; de Auwen , der Ofen , dän. en Ovn ;
auf, ab, dän. af; de Maude, die Mode; de Grause, \. die Gruse,
Saft der Pflanzen , 2. Jahreswuchs ; de Edgraiise , das Nachgrass
zum Abweiden, dän. en Gröde; iöPraus, Dreilingslicht, Lauflicht,
Rennkerze , dän. en Praas ; jö Stauwe^i , dän. en Stavn , der
Stafen , der Warf, auf welchem ein Haus steht oder gestanden
hat ; jö Raus , die Rose , u. s. w.
Äu , äu , wie im Deutschen , als : de Täns , der Zahn , engl,
looth ; dät Maus , das Muss , als Pflaumenmuss; dat Bans, die
Erdhütte aus Rasen; jö Gaus, die Gans, nd. de Gös , dän. cn
Gaas, engl, goose; ick läns, ich las.
§. 12. Aaj : Aajt, Agatha, ^j , äj: de Bräjt, die Breite; de
Wäjt, die Nässe, dän. en Väde , Vädske. Aej, äj : dät Ajth (ge-
dehnt), der Essig, dän. Ädike , nd. Atig, engl, cisel. — Ge-
schärft in: äjtt, zu, an, bei, engl, at; de Bäjtlinge , von en Bdjtte,
das Bischen , Umzugsgut , Fahrniss (dän. Flyttegods , Lösöre) ;
dkFäjtl, die Füsse, engl, feet, nd. deFöth; wäitt, nass, engl, wet.
behagen; de Häg, das Behagen; högcn im nd. behalfen, erin-
nern, im Friesischen: erfreuen; jö HöJtg , das Wolilge"fallen , Beha-
gen; liäien, im Sinne behalten, verbergen, verheimlichen, niüdernd
für lügen.
dän. vaad ; swäßt , süss, engl, sweet; de Räjdd , der Ralh, dän.
et Raad; räjdden, l. errathen , 2. zurathen, abrathen , 5. über
etwas befehlen , gebieten , 4. enlohnigt sein können ; de Räjd-
delse, das Räthsel; dät Stäjll, das Eisen, engl, steel (Stahl); de
Äjl, der Aal, engl, eel ; jö Sliäjll , die Schuld, Ursache; dat Mäjl,
das Mahl, dän. Maal; de Wäjl, der Weiher, der Wehl; jö Mäjdd,
die Math ; mäjdden , mähen ; jö Bräjdd , die Braut ; bräjdden ,
brüten, engl, the bride , to brood, to breed ; fäjdden, ernähren,
füttern, dän. at föde, engl, to feed ; jö Fäihs , Weide, Unterhalt,
dän. en Föde , engl, the feed.
§. 15. Ij, ij: dät Ijll, das Feuer, dän, Ild; dät Ijllinge , die
Feuerung; dat Ijd, der Torf; he bijtt, er biss; de StrijU , ein
Gang in der Kirche , das engl, slreet (Strasse) ; bijlken , laut nach-
rufen, einem; dät Fijl, das Rad, engl, wheel ; dät Dijl , 4. das
Ding, 2. der Theil ; dät Giß, das Geld; jö Hißl, die Heide, die
Fessel am Fusse der Pferde ; hißlen , die Fessel anlegen ; de
Wißte, der Weizen, engl, wheat , dän. Hwede , nd. Weten ; nijd-
lick , kümmerlich , beengt , wörtlich : nöthlich , von Noth ; da
Snydde, die Grieben; hiß, heiss, nd. hitt , dän. hed (1. hehs)
engl, hot; de Stijtt, der Stoss; de Stißi, der Stein, dän. u. nd.
Steen , engl, stone; hijnnen, 1. mit den Händen auffangen; 2. sich
ereignen, begeben; fiijnn , schlecht; rvijnnen , wenden.
Äj, scharf: de Hdjt, die Hitze; Idjtt, nd. lüjtt, engl, lililc ; en
Bäßle, ein Bisschen; de Baß, das Jucken, u. s. w,
Üj , üj : iijll, alt; iijllings , altlings, weiland; jö UjlUtig , die
Mulde; de Füjlle , die Falte, dän. en Folde, engl, fold; de Küjl,
der Kohl, dän. Kaal; hüjllen, halten, engl, to hold; düjdd , todt,
dän. död, engl, dead ; dät Brüßl, das Brot , dän. Bröd, engl, bread;
jö Nüjd , die Noth , dän. Nöd , engl, need ; dät Nüjtt , das Rind ,
dän. et Nöd , engl, neat ; de Siijdde , der Torfsode ; rüjd , roth ,
dän. röd , engl, red; rußten, muhen; dat Büßt, das Boot; dät
Uijdd , Loth , u. s. w.
§. 14. Öj, öj, als: Döjtte , Töchterchen; Paßte, Schweinchen;
pößte, pöjlte ! zum Anlocken der Ferkel und Schweine; de Haßte,
die Endscheibe des Brotes; de Rößite, Mannsjacke; de Pößite, ein
zweizöUiges Würfelhölzchen , mit dem die Kinder in den Weih-
nachten um Pfeffernüsse spielen , auf den vier Seiten mit den
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lalcinischcn Buchstaben A. M. N. S. bezeichnet , d. i. A': alles , M :
mein eigen , oder der Einsatz , N : nichts , S : setz zu ! — de
Döjnlc , das Döhnchen *.
Äuj , äiij : dat Bläiijd , das Blut , dän. Blöd , nd. Blot , engl,
blood ; de Hmjd , der Hut, nd. Hot, engl, hat, dän. Hat; gäujd ,
gut, engl, good; dät Mmjd , der Muth , dän. und nd. Mod, engl,
mood ; jö Fläiijd , die Fluth, dän. Flod , nd. Floth , engl, flood;
ßätijJden , fluthen; dät Gäujll, das Gold, dän., nd. und engl, gold;
gäiijllen , golden , dän. gylden , nd. und engl, golden ; hmjl ,
kalt , nd. kold , u. s. w. ; dat Schäujl , die Schule , dän. en Skole ,
nd. Schöl, engl, school ; dät Bäujl, die Hütte; de Stäiijl , der
Stuhl, dän. und nd. de Stöl, engl, stool; dät Mäujl , das Mill ,
Millcrdc, lockere, schwarze Gartenerde, dän. Muld, engl, mould;
äiijn , in , an , hinein ; jö Mäujnn , ein offener Kasten zu Holz
und Torf, dän. et Mon, aber in anderer Bedeutung; jö S/iäjnn,
die Schandthat; jö Häiijnn , die Hand; dat Läiijnn, das Land;
dal Säiijnn, der Sand; jö Brilnjnn, die Feuersbrunst; dät Pänjnn,
das Pfand ; dät Säujlt , der Russ , dän. Söd , nd. Sott , engl, soot ;
jö Räiijll , die Wurzel, dän, en Röd , engl, a root; jö Läuüt, die
Ofenkrückc ; jö Kläujtt , eine Bootstange mit einer Klaue; läujd-
den, laichen von Fischen, rammeln von Hunden, Katzen, Hasen,
u. s. w. , daher: jö Läujdd , das Laichen und Rammeln, und dät
Länjdd , der Laich der Fische ; de Fäiijt , der Fuss , nd. Föt ,
dän. Föd , engl, foot -.
§. \o. Das j steht ausserdem nach folgenden Consonanten:
B, F, G, H, K, L, M, N, S, St und W; also: hj , fj; gj ,
hj , hj , Ij , mj , vj , sj ^ stj und wj. Beispiele : dät Bjäst , die
1 Wo das ,/ (lott) in Verbindung mit Vocalen vorkommt ,
bewirkt es , bei einer richtigen Aussprache , dass sich der
darauf unmittelbar folgende Consonant demselben auf eine ganz
cigcnibümliche Weise anschlicsst, wie z. B. in Mäjnte , Mantje ,
Männchen , u. s. w^ Alle Wörter dieser Art werden , mit Aus-
nahme des einzigen Wortes Aejlh oder Ajth, Essig, geschwind
und scharf ausgesprochen. Dänische Kinder , nach der Lautme-
ihodc im Lesen unterrichtet, sprachen diese Wörter, ohne sie
zu verstehen , ganz so aus , wie der gcborne Nordfriese.
- Das geschärfte ö, mit j verbunden . giebt denselben Laut in
Pöjllov , von Pott, \. der Topf, nd. Pot ,^ dän. en Potte, 2. en
Pol , als Maass , d. i. eine halbe Kanne , engl, pot.
n
Neumilch nach dein Kalhcn , Biestmilch , oberdeutsch : die Dienst ,
Briest und Brieschmilch ; bjätvscn , bellen , klaffen , von Hun-
den, dän, at bjäfj'o; dat Bjärn, das Kind, dän. et Barn, von
beren , tragen , nd. boren , dän. bare , also : das (im Mutterleibc)
Getragene; fjaucr, vier, engl, four; fjarlcn, furzen, dän. at Ijärle,
engl, to fart ; dat Gjärs , das Gras , dän. Gras , engl, grass ; gjär-
sen, grasen und grasen, dän. at grässe , engl, to grass; de Iljärl ,
gehechelter Flachs; jö Hjärn, die Ecke, nd. Hörn, dän, et Hjörne ;
hjärnen , Kranke besuchen ; dät Hjärt , das Harz ; de Kjarl , der
Kerl, dän, en Karl; jö Kjarl, der Kern; he kjdrd , er fuhr;
kjarnen , körnen v. trans. , z. B. die Gerste, dän. at kjörne ; dat
Ljägt , das Licht, altdeutsch Leoht , engl, light; Ijaagen , lügen;
diQMjögs, der Mist, dän. Mög; AcMjarn, der Morgen; w/arne, mor-
gen; de Mjarsh , die Marsch; njäsen, säumen, zaudern; njöhl ,
schwerfällig, plump; de Sjäme , der ScJiemen , daher: sjdmmcrn ,
schimmern ; jö Sjärn , die Karne , Butterfass , engl, churn und
kern; sjarnen, kamen, buttern, engl, to kern, to churn, dän. cn
Kjärne , at kjärne ; sjuch ! Scheuchwort für die Vögel; sjungen,
singen; de SJimger, Sänger; tjäsen, salbadern; Tjärc, Theer; dat
Tjaiiling , der Garnknaul ; tjdwcln , sich zanken ; de Tjaaler , der
Keller; dat Tjög' , 4, das Zeug; 2. der Zeug, 3. Vieh, dän. Töi ;
daher: tjögen, sich anschaffen, nd. dat Tüg, tügen ; de TJdwse ,
der Kiefer, Kinnbacken, dän. Kjäwe , engl, jaw; stjäiven , albern
einhertreten ; jö Stjäprmidder , die Stiefmutter , engl, stepmothcr ;
Stjäpfidder , Stiefvater ; ^e Stjärt , der Sterz , Schwanz , dän. en
Stjert , nd, de Steert ; stjärlen , stürzen ; stjöen , schaukeln ; jö
Stjöi, die Schaukel; de Wjärt , der Wirth , dän. en Värt; de
Wjärd, 1, die Wahrheit, 2. der Werth; we wjarn , wir Avaren;
wjarpeln , worfeln ; de Wjarlse , der Wirbel am Spannstrick , oder
Tüdder. — Das w steht nach S und T ; also : siv und tw , als :
swär , schwer; stvärcn , antworten, dän. at sväre ; sivmven, sclnvc-
ben ; ttvdnne , zwei , dän. tvende ; twdrr , quer , dän. tver , tvcrs ;
dätTwic/i, der Zweig, nd. datTwicg, engl, twig; Aä.iTwürl, der
Lichtdocht ; de Twäst , der Quast ; tw'Uten , schnitzen ; twiwcln ,
zweifeln , nd, twieweln , dän, at tvivle.
§, 46. Sh , sl , sm , sn, sp und st kommen mit einander ver-
bunden vor , als : shöwm , schieben ; släipen , schlafen , engl, to
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sleep ; smägen , schmecken , dän. at smage ; spälen , spielen ; Stilen ,
stehlen, dän. at stjäle, engl, to steal; sweren, schwören, engl, to
swear; snäjtten, schnauzen; spillen, verschütten, dän. at spilde ,
engl, to Spill; slräwen, i. streben, 2. mit Worten streiten.
Das weiche s, ss und ss (sogenannte sz) als : da Zälise , die Glied-
jnassen ; wihssen , weisen , dän. at vise , nd. wiesen ; smi/issen , sengen ,
dän. at svie ; lihssen , leiden, dän. at lide , nd. lieden ; sihssen . zischen ;
Silissen , die Seide; sihssen, seiden, von Seide; de Dihsse , ge-
trockneter Kuhfladen zum Brennen ; de Spihsse , die Speise ; de
WUisse , i. die Weise, 2. die Wiese; jö Bläilis , die Blase; jö
Räilis , die Reise ; räisen , reisen ; kläisen , mit den Nägeln krat-
zen ; de Säiss, der Käs, engl, chcesc ; säise« v. trän s. , käsen, Käse
machen; da Snlise , die Brunnen; da Khihse , die Kleider; liesen,
lösen ; miesen , meiden ; fniesen , niesen ; riesc7i , sich erheben ,
aufstellen, dän. at reise sig ; gniescn, das Maul verzerren; gri/is-
sen, grausen; liesen, auszupfen, z. B. Wolle oder Haare, dän.
at läse; hicse , beide; de Riese, der Riese; dät Räliser , einjähri-
ges Kalb; de Brauser, der Bruder, engl, brother, nd. und dän.
Broder.
Scharf wird s ausgesprochen in : dät Hüss , das Haus , engl,
house, nd. und dän. Huus; jö Trüss, die Kröte; jöMüss, die Maus;
de Mnss , der Mund; dät Grüss , der Gries, Kies, Grand, dän.
Gruus ; dät Krüss , l. der Krug, 2. das Kreuz, engl, cross, nd.
Krüz, dän. Kors ; jö Luss , die Laus, engl, louse , nd. und dän.
Luus; dät Läss, das Glied, Gelenk; de Smäss, der Schmid , engl,
srailh, dän. Smed; de Mass, die Messe in der Kirche.
§. 17, Wie das deutsche ss {sz) in den Wörtern : süss , stiess ,
Fuss , grüssen, klingt es in : de Süss, der Brunnen, nd.de Soot;
de Düss , der Tod, engl, dealh , dän. Död; lüss, los; hüss, heiser,
dän, hähs , nd. heesch ; dat Khlss , das Tuch, dän. Klud , engl,
clolh ; dät Leess , das Fuder, dän. et Läss; dät Glecss , das Glas;
dät Siveess, der Schwaden, beim Mähen; täss , ziemlich gesund;
dät Bleess, das Blalt; dat Rcess, die jedem eigenthümliche Stim-
me, dän. cn Rost; dät ^hs , das Aas, nd. Aas, dän. Aadsel;
passen, passen, 1. von Kleidern, u. s, w. , 2. im Kartenspiele;
snüss, flink, nett, gescheidt; — wie s in aus, Maus, u. s. w, ,
als: dat Baus, die Erdhütte aus Rasen; de Taus, engl, tooth,
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der Zahn; jö Gaus, die Gans, engl, goosc , nd. Gös , dän. Gaas;
dät Äs, das As, Daus; ick läns, ich las ^
Wenn «vorder Endsilbe n^ sieht, hat es immer die weiche Aus-
sprache; als: lirauser , Bruder; Rauser , Rudcv ; Njäser , Zauderer;
Tjäser , Schwätzer , u. s. w. '^.
Uehergänge der Grund- und Doppellaule in andere.
§. 18. Das geschärfte , kurz abgestossene ä geht in das geschärfte,
langgezogene ä über, als: dat Läss , das Glied; da Lähse , die
Gliedmassen; de Smäss, der Schmied; jö Smälts , die Schmiede,
Werkstatt; da Smälise , pl. von Smass und von S7nälis.
A , d in e oder ce , als: jö Kraft, da Kreefte, die Kraft; de
Saft, pl. Seefte , der Saft; satten, sitzen; selten, setzen.
' Das nordfriesiche Baus ist die kleinste Wohnung , eine
Erdhütte aus Rasen mit einem Stroh- oder Binsenlager und
einer Rasenbank , die auch fehlen kann ; darnach folgt : dät
Bäiijl , eine kleine Hütte, deren Wände aus Rasen, rohen Stei-
nen , Lehm u. s. w. bestehen , und mit Stroh , Binsen , Schilf
oder Heide gedeckt sind. Solche Hütten haben die Anfänge der
Dörfer gebildet , und viele Dörfer haben noch dieses Wort in ver-
schiedenen Abänderungen als Endsilbe unter folgenden Endungen
der verschiedenen Districle im Friesischen , Dänischen und Deut-
schen, als bäiijl, bull, böllc , balle, hüttel , so wie das Substanti-
vum Böl oder Bohl, ein Bauernhof mit einer Hufe Landes von
60 bis 80 Tonnen oder Morgen , wornach dann der Besitzer nicht
Hufner, sondern Böhmann genannt wird.
"^ Das dänische aa wird immer so ausgesprochen , wie das
friesische Doppel-aa. Das d am Ende eines Wortes nach einem
Vocal spricht der gebildete Däne immer als sanften Säusellaut
aus, wie in Gud, Gott, engl. God, fries, Gäd, wie wir etwa Guhs
lesen würden , und so in allen ähnlichen Fällen , als in : Baad
(Baahs) dis Boot; et Bud (Buhs) der Bote, u. s. w. Das v der
Dänen ist das w der Deutschen, und ihr y das deutsehe ü.
Uebrigens richte ich mich hier bei einzelnen W^örtern nicht im-
mer nach der dänischen Rechtschreibung, sondern nach der Aus-
sprache, wie z. B. hähs , welches gedehnt ist und /m'5 geschrie-
ben wird. Spricht man dieses häs scharf aus , so bezeichnet es
einen Kornschober. Der dänische Endlaut oder Auslaut des d
nach einem Vocale ist mit dem isländischen und englischen th
so wie mit der weichen Aussprache des s und ss im Friesischen
sehr nahe verwandt , wodurch denn , bei einer richtigen Belau-
lung der AVöricr in den verschiedenen Sprachen und Mundarten,
ihre Aehnlichkeit deutlicher ins Ohr fällt.
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A ^ ä , in /e , ö und ii , als : dät Krämm , de Kriemmer , der
Kram , Krämer ; hagen , behagen ; jö Höged , das Behagen , dän.
at behage; bägen , de Bdkker , baeken, der Bäcker.
Aa , aa , wird in ü verwandelt, als: daagen , jö Döged, taugen,
altd. tugan , daher : die Tugend ; in ä , als : Ijaagen , jö lägen ,
lügen, die Lüge; in das geschärfte 6, als: dö Ijögst, du lügst; in
das gedehnte 5, als: jö Naahs , die Nase, jö Nöstring , das Na-
senloch, die Nüster, u. s. w.
E , e oder ce in ä , wie in : spregen , sprechen , de Spräike , die
Sprache ; bregen , brechen , bräik , brach ; dat Feck , da Füge , das
Fach ; dät Glees , da Glase ; in ä ; bregen , dat Brak ; in aa , dät
Glees , de Glaaser, das Glas, der Glaser; in ä, als: beeren, bjärd,
heben , einnehmen ; teeren , tjärd , zehren , zehrte ; we7'en , ivjärd ,
wehren, wehrte, u. s, w,
E oder ce in ä, als: segt, dät Sägt, seicht, die Seichte, Nie-
derung; wegen, i. wiegen v. intr. , 2. wägen v. trans. , jö Wägt,
i. die Wage, 2. Gewicht, engl, to weigh , weight , dän. at veie ,
en Vägt.
/, * in ft, als: grippen , de Grawe, greifen, der Griff, als Hand-
habe; sUdden, de Släse , glitschen, der Schlitten, nd. de Slähd,
dän. cn Släde , engl, sledge ; smittcn, de Smälis , schmeissen , der
Schmiss.
IJ in ie, als: däti?y«, pl. Biene, das Bein; de Stijn,pl. Stiene ,
der Stein ; de Prijn , pl. Priene , die Pfrieme.
0 , ö in ä, aa und ö , als : de Mann , pl. da Mätin , der Mann ,
die Männer; dat Blök, da Blaage , der Block, die Blöcke; kögen ,
de Kögen , kochen , die Küche ; nög , genug ; iwgen , genügsam.
Ö, ö in e , als: jö Ko , pl. da Ke , die Kuh, die Kühe; das
gedehnte öh in das geschärfte, als: jö Kohl, die Grube; kolken,
ein Knabenspiel , wo sie Knikker (Schüsser , Schnellkügclchen)
oder runde Marmelsteine in eine kleine Grube werfen, fries. de
Löper V. löpern. '
U, u in ü und ä, als: sjiingen, silng , singen, sang; lupen,
laufen; Läpelse , i. Käselaab , Rinnsal, 2. das Durchlaufen der
Pferde, dän. löbsk.
U in ie , als: sluhggen , de Sliek , schlagen, der Schlag.
l' in 0, als: jung , de Jönge, jung , der Junge ; und ö in äj , als:
long, de Lajngdc ; in ä gehl aucli o über, als: worin, de Wärmt
oder Wärmcle , warm , u. s. w.
Das scharfe ü geht in das gedehnte ö (öh) über , als : de Tünn ,
pl. daTüningc, der Garten; dal Sfirtmn, da Shröningc, die Truhe,
Lade.
• Aj \n e, als: jö Bräjihl , de Bredgome , Braut und Bräutigam,
nd. de Brud, de Brüdigam , dän. cn Brud , cn Brudgom , engl, a
bride, bridcgroom ; de Räjdd , de Redmon, der Raih , Ralhsmann.
Au in u, als: de Slianch , der Schuh, pl. da SImhr.
Äu in äi , als: jö Gaus, pl. Gäis, Gänse; Täus,^\. Täis, Zähne;
in ö , wie Göseßäsh , Gänsefleisch.
Äuj in au, wie: dät Shmijl , da Sliaule , die Schule; de Stäujl,
da Slaule, der Stuhl; inö, als: jö Häujnn, de Hötistök, die Hand,
der Handslock am Dreschflegel; jö Hönkliess , der Handschuh;
äwj in äj, als: de Fäujtt, da Fäjtt, der Fuss, engl, foot , pl. feet,
nd. Foot , pl. Föht oder Fölh.
le in ö und 0 , als: bien , de Böget, biegen, der Bügel ; tien, de
Tögel , ziehen, der Zügel; bi-en , de Böge, biegen, der Bogen.
le in t< , als: liewen , de Luwe, glauben, der Glaube, engl, to
believe.
Ue, ü in w und 5; als: de Süss, pl, da Suse, der Brunnen; dät
Klüss, da Kluhse, das Tuch, die Kleider; düwiven , dal Döf, tun-
ken, die Tunke; snüwwen , dal Snöf, schnauben, der Schnupfen,
Üj in ij, als: jö Nüjd , m'jdlick , die Noth , nölhlich , d, i. be-
schränkt, eingeengt; in ä, als: üjll, dal ^ller , alt, das Alter;
und ?j in äj , als: //fy7^, de Häjll, hciss, die Hitze, nd, hitt, dän,
hed, engl, bot; in äj , als: brijdd , de Bräjt, breit, die Breite,
engl, broad , ihe breadth , dän. breed , cn Brede.
Die übrigen Verwandlungen der Vocale , deren es natürlich
noch mehr giebt, werden bei der Wortbildung und dem unregel-
mässis;cn Zeitworte vorkommen.
Uehergängc der Consonanlen in andere.
%. 19. W in f, als: greivcn , dät Greef , graben, das Grab;
jewcn , dal Jofl , geben , die Gabe , beim Füttern des Viehes ;
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dihven, dät Döf, tunken, die Tunke, dän. at dyppe , engl, lo dip;
shöiviven, dät Sliöf, ein Brett zum Vorschieben; ]ö Döww , de
Duffer, die Taube, der Tauber, Tauberich, engl, a dove ; sliöw-
wen, dät Sliöff , die Schublade; driwwen , ]ö Dnift , treiben, 1. die
Trift, 2. der Trieb, dän. at drive, en Drift, engl, to drive, a
drift ; shriwwen , jö Shräft , schreiben , die Schrift ; snöiviven ,
i. schnauben, 2. schnupfen; dät Snöf , der Schnupfen; slow-
iven , stieben, dät Stöf, der Staub; greivcn, graben, jö Grauf,
der Graben , u. s. w.
Umgekehrt wird f wieder in w verwandelt , als : jö Grauf, pl.
da Graiiwe; dät Shöff , pl. da S/iöwwinge ; dät Kniff, da Kniiv-
winge , das Messer, der Kneif, dän. en Kniv, engl, knifc ; jö
Wöff , wöwwen , das Weib, weihen, sich gatten ; dät Steef , da
Stewe oder Stäwe, die Fassdauhe, engl, staff, pl. staves, dän. en
Stav; dät Reef, 1, der Fuchs, 2, Sandbank im Meere, das Riff,
pl. Räice , dän. en Räv ; de Thief, da Tliiewe , der Dieb , engl, a
thief, u. s. w.
D und t gehen über in das weiche s, als: dat Bäd, da Base,
das Bad, dän. et Bäd, engl, bath; fäjdden , ernähren, dän. at
föde ; jö Fäilis, engl, to feed , food ; dat Fat, pl. da Falise , das
Fass, die Schüssel, nd. Fat, dän. et Fad; engl, a fat, vat; dat
Feth, da Fälise , der Bottich, engl, vat; jö Kätt , de Käser, die
Katze, der Kater, nd.de Kalt, de Kaater, dän. en Kät, engl, cat;
bittei}, de Balis, beisscn, der Biss, nd. bieten, dän. at bide, engl.
to bite, a bite; spUtten , de Splähs , spleisscn , nd. splicten , dän.
at splide , engl, to split ; slidden , de Slälise , engl, to slide ; gijt-
ten , jö Gaalis , giessen , die Gosse, dän. at gyde , en Gyde ; dat
Spät, pl. da Spälise , i. der Spiess, 2. der Spatenvoll Erde beim
Graben , so tief als das Blatt geht , engl. spit.
SS und SS {sz) gehen in das weiche Iis über, als: dät Lass,
das Glied, da Lähse , die Gliedraassen ; de Smds , pl. da Smäh-
se , der Schmied; de Süss, da Suse, der Brunnen, nd, de
Soot ; dat Klüss, das Tuch, da Klüse oder Klulisc, die Kleider,
engl, cloth , pl. cloths und clothes; lüss , los, pl. Mise; snüss ,
snulis , nett, flink, u. s. w.
Ch und k in rj , und g wieder in k , als : dät Tiech , pl. da
Tiege , die Oberschenkel , Lenden , engl, thigh ; hucli , pl. huge ,
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hoch ; (Jut HuQct , die Anhöhe ; fucfi , fuge , hange ; de Uch , die
Wand ; roch , rage , rauch , zottig ; de Such , der Zuhcr , u. s. w. ;
dät Feck , da Fägc, das Fach; slnliggen , de Slieh , schlagen, der
Schlag, nd. slaan , engl, to slay.
§. 20. Die Mundarten der nordfriesischen Zunge sind , wenigstens
auf dem festen Lande , den Halligen und in der Wijk auf Föhr ,
nirgends so abweichend , dass die Friesen sich nicht recht gut
mit einander unterhalten können. Aber auf Helgoland, Amrum,
Westerlandföhr und Sijlt weichen die Mundarten so sehr von der
Sprache der Weslküsller ab , dass die gegenseitige Verständi-
gung oft schwer fällt. Um einen ungefähren Begriff von den ab-
weichenden Dialecten der nordfriesischen Bewohner der schleswig-
schen Westküste in den Aemlern Tondern , Bredstedt und Husum
zu geben, mögen hier einige vergleichende Zusammenstellungen
derselben dienen. Zuerst steht das friesische Wort nach der morin-
ger Mundart und das deutsche zuletzt, als:
dät Haad, Haud, Hawed, dän. Iloved, engl, head , das Haupt;
jö Wräll, Wräll, Wärl, Wörl, engl, world, dän. Verden, die Welt.
jö Hävjnn, Iläun, Haun, altfr. Hon, Ilönd, dän. Haand, engl,
band , die Hand.
de Däi , Däg , Deg , pl. Doge, engl, day , dän. Dag, der Tag.
swäjtt , swäit, engl, sweet, süss.
wäjtt, wäit, engl, wet, dän vaad, nass.
dät ßjärn , Bern , dän. et Barn , das Kind.
AäiiSwjärd, Swerd, dän. etSvärd, engl, a sword, das Schwert.
de Strijlt , Striet , engl, a street , ein Gang in der Kirche ,
(Strasse).
dät ßläujdd, Blaud, nd. und dän. Blöd, engl, blood , das Blut.
gäujd, gäud, gaud , nd. gut, goot, dän. god , engl, good, gut.
de Sträujnn, Stiäun , altfr. Strön , engl. Strand, der Strand.
§.21, Nicht minder wichtig für die Wortbildung ist die Verglei-
chung der Lautübergänge in die verwandten Sprachen , wozu hier
einige Beispiele folgen mögen.
A entspricht , mit seiner fünffach verschiedenen Aussprache ,
meistens dem a im Deutschen , Dänischen , Angelsächsischen und
Englischen, als: mägen , machen, nd. maaken , dän. at mage;
angels. macian , engl, to make , und so in vielen ähnlichen Fällen,
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Ac , ä entspricht meistens dem e in den verwandten Sprachen,
wo dieser Laut sich dem iL nähert, wie in Leben, geben, schwe-
ben, U.S. w., als: sträwen , 1. streben, 2. sicli über etwas strei-
ten, dän. atsträbe, engl, to strive ; ä/iscii , essen, nd. äten, dän.
at äde , engl, to eat. Eben so e, als; dat Nest, d. und engl. Nest;
jö Fenn, die Fenne, engl, a fen; seilen, nd. setten , dän. at
satte, engl, to set, u. s. w. Das gedehnte ie oder ih entspricht
dem deutsehen ci und ie, dem nd. ce , und dem dänischen e,
als: da Biene, die Beine, nd. und dän. Been , das engl, hone;
da Stiene , die Steine, nd. und dän. Steen, engl, stone; älliene ,
allein , nd. alleen , dän. alene , engl, alone ; tienen , dienen , nd.
denen, dän. at tjene ; biese , beide, dän. begge , baade, engl,
both ; niiencn, meinen, nd. meinen, dän. at mene, engl, to mean.
Dasselbe gilt zum Theil auch von dem geschärften i, das aber
dem nd. ie und dem dänischen i doch öfter entspricht , als : dät
Rieh, das Reich, nd. Rick., dän. et Rige; lich , reich, nd, riek ,
dän. rüg (rig), engl, rieh; dat Lick , nd. dat Lick, dän. et Lüg,
die Leiche; de Dick, nd. Dick, der Deich, dän. et Dige , engl, a
dike.
0, 0, entspricht, nach seiner dreifachen Aussprache, dem ge-
dehnten oh und dem geschärften a im Deutschen und Dänischen,
als: de Loge, die Lohe, dän. en Lue; hohl, dän. huul , nd,
holl; de Mönn, der Mann , engl, a man, dän. en mand; jö Könn,
die Kanne, nd. Kann, dän. en Kande, engl, a can; bannen, ban-
nen, fluchen, dän. at bände, engl, to bannish ; de Gönner, nd.
de Ganner, der Ganser, Gänserich, engl, the gander, dän. en
Gasse , von Gaas.
Oe , (i, entspricht an, un , en , o, u. s. w. , als: jö Mühr , die
Mauer, nd. und dän. Muur ; dat Bölir , das Bauer, nd. und
dän. Buur; lören, lauern, nd. luren, dän. at Iure, engl, to lurk,
to lurch; holen, heulen, nd. hulen, dän. at hyle, engl, to howl;
stöwwen, stieben, stäuben, nd. stowen, dän. at slöve ; d rügen ,
trocknen, nd. drögen, engl, to dry , dän. at törre.
U, u, enls[)richt dem ä, d, ä, ö, au und», als: jö Swuhn , der
Schwan , nd. Swön , Swaan , dän. en Sväne , engl, a swan ; dat
Tnlig, der Talg, nd. Tallig, dän. Talg, Talg, Tälle, engl, tallow;
de GuUij , der Galgen , dän. en Galge , engl, gallows ; dat Hulem ,
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llaliustroh zum Decken, engl, halin ; slafiggen, schlagen, dän. al
slaac , nd. slaan , engl, to slay ; de Kuch , der Koog , dän. Kog ;
de Such, der Zuber; jö Bufm, die Bohne, nd. de Bohn , dän. en
Bönne, engl, a bean ; he ßiicfi , er flog, dän. han flöi ; de Kap,
der Kauf, nd. de Koop, dän. et Kjob; liipen, laufen, nd. löpen,
dän. at lobe, engl, to leap ; de Lup , der Lauf, nd. de Loop ,
dän, et Lob , engl, a leap ; de Hup , der Haufe , nd. de Hupen ,
dän, en Hob, engl, a heap ; Iivpen , häufen, engl, to heap; jö
Muclder , die Mutter, nd. Moder, dän. Moder, engl, moiher; de
Kunst , die Kunst. Eben so : munter , dumm , stumm , jö Null , die
in allen drei Sprachen eins sind; unh , uns beiden; tunnern, don-
nern , engl, to thunder ; drunhen , trunken , engl, drunk , drun-
ken ; slunhcn , 1. particip. von sldinken , schlingen, verschlingen,
schlucken , 2. schmächtig , mit eingefallenem Bauche , engl,
sliragutted , dän. slunken , in der zweiten Bedeutung; jö Ilnll ,
die Mütze (Hülle) ; liunnert , hundert , nd. hunnert , dän. hund-
rede , engl, hundred; unner, unter, nd. unner, dän. under, engl.
under.
Ue , ü , iij entspricht oft dem deutschen o und dem dänischen
ö, als: de Düss, der Tod, dän. en Död, nd. dcDood, engl, dealh;
de Süss, nd, Soot; früss, fror, dän. fröhs (frös), engl, froze; lüss,
los , dän. lös , engl, loose ; rüjdd , rolh , nd. röd , dän. röd , engl.
red; düjdd , todt, nd. död, dän. död, engl, dead ; dat Briijd ,
das Brot, dän. Bröd , engl, bread ; jö Nüjd , die Noth, dän. en
Nöd (Nöhs) , engl, need; dat Liijdd, das Loth, dän. et Lod, auch
die Gewichte an Uhren , engl. lead ; de Küjl , der Kohl , dän.
Kaal , engl, eole ; üjll , alt , nd. ohld , altdän. old und ald ,
engl, old ; de Süjdde , der Sode , aus Torf oder Rasen , nd. de
Söd , engl, sod; de Slüjlt , der Wassergraben, altdeutsch der
Schlot, nd. Slot; dat Büjtt , das Boot, dän. en Baad , engl. boaf.
Geschärft entspricht Ü nicht selten dem deutschen au, als: ült ,
aus, nd. ut,dän. ud, engl, out; hüttc , nd. hüten, das Gegenlheil
von banne, binnen, inner, innerhalb, ütte, draussen, dän, ude ;
de Snütte, die Schnauze, nd, de Snut, dän. en Snude , engl,
snout; dat Rätt , die Raute, Fensterscheibe, nd. Rut , dän. en
Rüde; rütlet, gerautet, gewürfelt, von Geweben; de Klält , Flick-
lappen, dän. en Klud , engl, clout.
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Aai, (Uli, entspricht keinem Laute der verwandten Sprachen
vorzugsweise , als : laai , lass , faul . dän. loi , de Laaihänh , die
Lotterbank , dän. Loibänk ; glaaien , schlüpfen , entwischen ; straaien ,
gemächlich einhergehen ; waaiten , winken ; spaaiten , spritzen ;
jö Flaait , die Flöte, nd. de Flaut, dän. en Flöite , engl, flute;
flaaUcn , 1. flöten, 2. pfeifen mit dem Munde; tnaai , so ziem-
lich; Faaie, Vater, in der Anrede; Klaai , Nicolas; Baai , 1. In-
geburg, 2, der Boi , ein Zeug; raaieln , taumeln, engl, to rcel ;
stvaaien , dän. at svaie , schwenken.
uii, äi, entspricht iheilweise dem deutschen ä und ei, als:
de Wäien , der Wagen , nd. Waagen , dän. Vogn , engl. Wag-
gon; dat ^i , das Ei, dän. et Ag, engl, egg; läiden , nd. läidcn ,
blitzen, engl, lo lighten, de Läid , der Blitz; dat Wäi , der
Wattich, die Molken, dän. Valle , engl, whey ; de Kläi, der
Klei, nd, Klei, dän. Klik , engl, clay; räieln , einen Faden ein-
reihen, dän. at rie ; jö Fläiel, der Flegel, zum Dreschen, engl,
a flail.
"Ai, äi , entspricht oft dem deutschen ei, dem plattdeutschen
und dänischen ie , als : häi , bei , nd. und dän. bi , engl, by ; de
Bräi , der Brei, nd. Brie; fräicn , freien, nd. fricn , dän. at frie;
/räicw , heirathssüchtig , nd. friens ; däien, gedeihen, nd. däien
(dän. at trives, engl, to ihrive); sliräien . schreien, nd. schrien,
dän, at skrige , engl, to shriek ; sjjciien, speien, nd. spien, dän. at
spy; kräien, krähen, nd. kreien , engl, lo crow; säien , nähen,
dän. at sye , engl, to sew; wäien, \. wehen, dän. at vaie, nd.
waien, engl, to wave; 2. trauen , ein Brautpaar, dän. at vie, das
deutsche: weihen,
Äi, äj, entspricht dem geschärften i, e, und ä im Deutschen,
als: de Hajtt , die Hitze, nd. de Ilit , dän. en Hede, engl, ihe
heat ; dräinken, trinken, nd. drinken , engl, to drink ; säinhen,
sinken, dän, at synke , engl, lo sink; wainhen , winken, dän. at
vinkc, engl, lo wink; sJainken, schlingen, schlucken; de Fälliger,
der Finger, nd. dän. und engl, ebenso; de Hainger, der Henker;
hräinhen, kränken, dän. at kränke; de Swaingcl, i. der Schwen-
gel , 2. Schlegel am Dreschflegel ; dät A'ingel , der Engel , dän.
und nd. ebenso, engl, angel; de Sndjtter , der Schnitzer d. i, Tisch-
ler , dän. on Snedker (Snitkcr); da Bainhe , die Ränke, dän. Rän-
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ker; de Gdjngcr, der Gänger, dän. en Ganger und en Gänger;
Idjtt , klein, nd. liijtt, dän. lille , engl, litlle; hinin g er n , kJmgcn ,
dän. klingrc ; de Laingde , die Länge, nd. de Längd , dän. en
Längde und en Länge, engl, ihe Icnglh u. s. w.
Aei, Äi, äi , entspricht dem deutschen ü, ilh , a, e, und ä,
als: späilen, spülen, nd. spölen, dän. at spöle ; dat Späiliiuj , das
Spülicht, dän. Spöl (Spöhl) ; hauen, kühlen, nd. kölcn , dän. at
kjöle , to cool; räircti , rühren, nd. rören , dän. at röre ; fällen,
fühlen, nd. fölen, dän. at föle , engl, to feel ; fairen, führen,
nd. fören , at fore , u. s. w. ', Da Gäis , die Gänse, nd. Göhs ,
dän. Gjäs, engl, gccsc; da Tiiis, die Zähne, engl, teeth ; de Tai-
rem , der Darm , dän, en Tarm ; de Airem , der Arm ;
wäir, wahr, nd. waar ; näi, nahe, nd. neg , engl, nigh, (near) ,
dän. när ; dat Shäip , das Schaf, nd. Schaap ; de Släip , der
Schlaf, nd. Slaap , engl, slcep ; släipen, schlafen, nd. slaapen, to
sleep ; de Bäirig , der Berg , nd. de Barg , dän. et Bjerg ; äirig ,
arg , nd. ehenso , dän. arrig ; dat Bäist , die Bestie , das Rind ,
nd. dät Beest, dän. et Bast (Bähst); bäistig , nd. beestig; de Däi ,
der Tag, nd. de Dag, dän. ebenso, engl, day ; ich däi, ich that,
nd. ick dähd , engl. I did ; dat Haler, das Haar, nd, ebenso,
engl, hair; läi , lag, engl, lay; jö Sfiäier, die Schere, nd. Scheer;
jö Släir, der Stern, engl, the star.
Au, au, weicht sehr ab, als: jö Grauf, nd. de Groof, dän.
en Gröft , (die Gruft) der Graben ; anwer , über , nd, öwer ,
dän. und engl, over; auf, ab, nd. und dän. af, engl, of, off; de
Maude , die Mode , nd. de Mood , dän. en Mode , engl, modo ; jö
Rauhs, die Rose ; de Anwen , der Ofen, nd. en Aaben, dän.
en Ovn, engl, the oven; de Brauser, der Bruder, nd. und dän.
1 Um unnöthige Wiederholungen zu vermeiden, will ich hier
bemerken , dass die Zeitwörter mit at dänisch , die mit to eng-
lisch sind , wodurch also die bisherigen Andeutungen » dän.'' und
•oengl" bei dieser Wörterklasse wegfallen können, und zweitens,
dass drei Striche, Avie im Folgenden noch >^ Arm ," »Rose" u. a.
anzeigen sollen , dass diese Wörter in den übrigen verwandten
Sprachen, im Deutschen , Niederdeutschen oder PlaKdeutschen ,
Dänischen , Englischen , Friesischen , Allfriesischen und Nordfrie-
sischen ebenso lauten.
22
Broder, engl, brotlier ; jö Atilis , die Oese; da Slaiilc, die Slülile;
da S/iaule , die Schulen; äu ist eben so abweichend.
Aeiij , äuj , entspriclit dem deutschen u am meisten, als: de
Häiijdd, der Hut, nd. de Hood , dän. und engl, hat; gäujd ,
gut , dän. göd , engl, good ; dät Bläujdd , das Blut , nd. und
dän. Blöd, engl, blood; jö Räiijlt , die Wurzel, alldeutsch: Rott ,
daher: ausrotten, dän. en Rod , engl, a root; dat Mäiijd , der
Muth, nd. de Mod , Möt , dän. Mod, das engl, mood ; jö Fläiijdd,
die Fluth, nd. de Floot, dän. Flöd (1. Flohs), engl, flood ; dät
Säiijtt, der Russ, nd. Sott, engl, soot ; de Stäujl, der Stuhl, dän.
und nd. Slol, engl, slool ; dat Shäiijl , die Schule, nd. de School,
dän. en Skole, engl, a school; jö Bräujnn, die Feuersbrunst; dat
Bäiijl , (s. die Anmerkung 1. zu §. 17); de Fäujt , der Fuss ,
nd, Foot , dän, Fod , engl. foot.
]j , ij (das erste i ist der Vocal, das zweite der Consonant) ; sie
entsprechen dem deutschen ei, als: dat Bijti , das Bein, nd. und
dän. ßeen , engl, a bone ; de Stißti , der Stein, nd. und dän.
Steen , engl, stone ; lijdden , leiten, verleiten, at lede, to lead ;
brijdd, breit, nd. und dän. bred , engl, broad; de Wijtte , der
Weizen, nd. de Weten, dän. Hvede , engl, whcat; brijdd en , aus-
breiten, dän. at brede, z. B, bred Dugen , brijd 'e Bördank , lege
das Tischtuch auf. In den Wörtern Ijd , der Torf , Ijll , Feuer
und Ijllinge , die Feuerung, lies: ihjdd , ihjU, ihjllinge. Das frie-
sische Ijll klingt ganz wie das dänische Ild , Feuer, und ist
auch dasselbe Wort, Gijll , Geld; bijtt, nd. beet, dän. bed, engl,
bit; stijlteti , stossen , nd. stöten, at stöde.
Öi , öi , weicht sehr ab, als: töien , thauen, nd. dauen , at töe ,
to thaw; snöien , winden, drehen, at snoe ; shöien, schuhen, die
Pferde, at skoe , to shoe a horse ; smöien , 1. aufstülpen, at
smöie op ; 2. schmähen, in forsmöien, at forsmäde; — [öi! pfui;
röien , rudern , at roe , lo row.
c. Die Consonanten.
§.22. B, b, entspricht dem b der verwandten Sprachen , beson-
ders zu Anfang eines Wortes , als: de Bank, die Bank , dän. Bank ,
engl. l)ank ; dal BUutjdd , das IJIul; hläjddon , bluten, nd. blöden,
at blöde, to bleed ; hriijdden, brüten, nd. blöden, to bi'ced ;
brünn , braun, nd. und dän. bruun , engl, brown ; de Bulimm,
der Baum , nd. de Bobm , dän. cn Böni , engl, tlic beain , an-
gelsäehsiscli : Bcain ; dät Band: , das Buch , nd. dal Bök , dän.
cnBog, engl, book , angels. Boc ; jö /irägen , altdeutsch: der Brä-
gen, nd. de Brägen, engl, thc brains ; jö Bräjdd, die Braut,
engl, bride , angels. Bryd ; dät Bjarn , dän. et Barn, angels.
Bearn ; de Brauser , der Bruder , nd. und dän. Broder , engl, bro-
ther, angels. Brother; hrännen , brennen, at brande; angels.
bärnan , to burn; bitten, beissen , nd. bieten, at bidc , to bide ,
angels. bitan ; bäcjen , backen, at bage, to bake , angels. bacan ;
brehsen , flechten, angels. bredan , to braid ; belüchen, einsperren,
angels. beluean , u. s. w.
In der Mitte eines Wortes wird das deutsche b im Friesischen
am häufigsten durch w vertreten, als: bleiben, bliwwcn; reiben,
riwwen ; schreiben , shriwwen ; treiben , driwwen ; leben , läwen ;
lieben , Ucxven ; schnieben , snöwwen ; stieben , stöwwen ; klauben ,
klüwwcn ; schieben , shöwiven ; kleben , kläwen ; klieben , kliewcn ;
graben , grewen ; geben , jewen ; schweben , swäiven ; streben , strä-
iven , u. s. w.
§.25. D , d, zu Anfange eines Wortes wie in den verwandten
Sprachen , als : de Diu , nd. und dän. en Dag , angels. Däg , engl,
day ; jö Dögter , nd. Dögtcr , dän. Datter, angels. Dohter, engl,
daughter ; düjn , nd. dohn , angels. don , to do , done ; duf,
nd. doof, dän. döw, engl, dcaf; de Däfis, nd.de Död , dän. Död ,
engl, death ; dat Dijl , i. der Tlieil, 2. das Ding, nd. und dän.
en Deel , engl, deal ; de Driütm , nd. de Drohm , dän. en Dröm ,
engl, adrcam; drainken, nd. drinken , to drink; jö Döwiv , nd. de
Duw , dän. en Due , engl, a dove ; dlep , nd. deep , dän. dyb ,
engl, deep; de Dröpp, en Drüpp , dän. cn Draabe , engl, a drop ;
diijd , nd. död , dän. död , engl, dead ; jö Daalis , nd. de Daad ,
dän. enDaad (1. Daahs) , engl, dccd ; de üäuwd , nd. Üüwel , dän.
Djävel , engl, devil , u. s. w. Die diesen entsprechenden hoch-
deutschen Wörter haben alle T statt D zum Anfangsbuchstaben.
Steht d verdoppelt in der Mitte eines Wortes, so haben die
verwandten Sprachen keine ihm entsprechenden Laute, als: lad-
24
den, liegen; bddden , bitten; ledden , legen; lijdden , leiten; bijd'
den, bieten; glidden , gleiten; strädden, greten, grätschen; gnud-
den, sich schütteln, vor Ungeziefer oder Jucken; budden , sich.
balzen, wie die Hühner im Staube, u. s. w.
§.24. Auch die Anfangsbuchstaben F, G, H, K, L, M, N, P,
R, T, W, entsprechen den gleichen Lauten in Wörtern aus den
verwandten Sprachen , als : dät Fccst , das Fest , nd. und dän.
Fest, engl, feast ; jö Fecst, die Faust, nd. Fust, engl, the fistj
de Flä(js , der Flachs, nd. Flass, angels, Fleax , engl, flax ; fier ,
fern, dän. fjcrn , angels. feor, engl, far; de Füget, der Vogel,
nd. Vaagcl , dän. Fugl , engl, fowl ; de Fiddcr , der Vater (als Er-
zeuger), nd. de Faader, dän. en Fäder, angels. Fäder, engl,
father; jö FUiujdd , die Fluth , nd. de Floth, dän. Flod (I.Flohs),
angels. Flod , engl, flood ; fresen , fressen , nd. fräten , to fret ,
angels. fretan; fällen, fallen, at falde , to fall, angels. feallan ;
ßen , fliegen , angels. fleon , to fly. So auch mit den übrigen
der angeführten Buchstaben , als : gräten , nd. gröten , angels. gre-
lan , to greet ; de Gläme , engl, the gleam ; lielpen , helfen , nd.
helpen , angels. hclpan , to help ; jö Hetp , nd. de Hülp, engl,
help ; kännen , kennen , atkjende, token; läjttcn , lassen, nd. laa-
ten, at lade, to let, angels. lätan ; de Manne, der Mond, nd. de
Maand , dän. en Maane , angels. se Mona , engl, the moon ; de
Neke , der Nacken , nd. de Nack , engl, the neck ; de Nome ,
der Name, nd. de Naam , dän. et Navn , engl, the name; jö
Plant , die Pflanze , nd. de Plant , dän. en Plante , engl, a
plant; r/'cÄ-, reich, nd. riek , dän. rüg, engl, rieh; de Rinn, der
Regen , angels. Pien , engl, rain , u. s. w.
§. 25. Es ist schon früher bemerkt worden , dass das weiche s ,
mit dem englischen und isländischen /A, sowie mit dem dänischen
d am Ende eines Wortes nach einem Vocale nahe verwandt ist ,
und dass es (nach Rask) , verdoppelt , wie das z der Holländer
ausgesprochen wird. Alle diese Buchstaben bezeichnen sämmtlich
ganz sanfte Säusellaute. Die dänischen Wörter dieser Art wer-
den beinahe so ausgesprochen , als wenn sie /is zum Endlaut hät-
ten, als: en Baad , et Bad, Gud , Död — ein Boot, ein Bad,
Gott , Tod — werden Baahs , ßähs , Guhs und Döhs ausgespro-
chen ; so nun auch in folgenden friesischen , als : lälisen , gclit-
25
Icn ; sühssen, i. sausen, 2. Süden; grihssen , grausen; Wissen ^
leiden; jö Näfis, die Niiss ; de Splälis, die Spleisse; jö Räilts, die
Reise; jö Slöfis , die Schleuse, dän. en Sluse, engl, sluice ; jö
Raulis , die Rose; jö Daufis , die Dose; dat Wahser, das Wasser;
sihssen, zischen; wihssen , weisen; jö Daahs, die That; jö
Braafts , der Braten ; jÖ Shicfis , die Scheide ; de Slähse , der
Schlitten; de Hielis, die Heide, (Land); de Bohse , der Bothc ;
de Hiesc, der Heide; de Balis, der Riss; jö Gaalis , die Gosse;
dat Läfiser, das Leder; de Sinä/is, der Schmiss, u. s. w.
§. 26. Die hier angedeuteten Lautübergänge der verwandten Spra-
chen in einander mögen als Fingerzeig dienen , um überall ähnliche
Vergleichungen anstellen zu können , wo diese sich dem geneig-
ten Leser darbieten. Wenn auch in der Rechtschreibung einige
Abweichungen und Unregelmässigkeitea vorkommen , so stehen
doch wenigstens die Tonzeichen überall richtig , was die Aus-
sprache leichter und sicherer macht. Oft gränzen aber einzelne
Grundlaute so nahe an einander , dass es schwer fällt , zu ent-
scheiden , welcher Laut der richtigere sei, z. R. in Mudder oder
Modder, Mutter, nd. Moder; timnern oder tönnern, donnern, u. s. w.
In ähnlichen Fällen können auch einzelne Unregelmässigkeiten
bei der Verdoppelung der Endconsonanten vorkommen, wie z. R.
bei wdt oder wdtt. Wdt ist nämlich, 1. was, 2, etwas, 3. wir
zwei oder wir beide , als erste Person im Dualis , wo jät oder
jatt die zweite bezeichnet. Die angenommene Regel erlaubt nur
da die Verdoppelung der Endmitlauter , wo die Verlängerung des
Wortes sie doppelt hören lässt , wie in: grott , gross, de grotte
Mönn , da grotte Mann oder Manne ; oder wo sie in der Mehr-
heit doppelt vorkommen, wie in: ]öTrüss, da Trasse, die Kröte;
dat Bill , da Bille , das Bild , u. s. w. Dät Fat , die Schüssel ,
nd. und engl. Fat , dän. Fad , klingt ganz wie fätt , fett , engl,
fat ; jenes hat aber im Pluralis : da Falise , dieses im männlichen
Geschlecht und in der Mehrheit: fätte , als: de fätte Römm , da
fatte Römme , engl, Ihe fat ram , der fette Widder, Das //.
braucht nicht immer als Zwangsdehnungszeichen zu stehen , wo
das s sich der vorangehenden Sylbc von selbst als weicher ,
sanfter Säusellaut anschliesst, wie in: rälsen , reisen, kläisen , mit
den Nägeln kratzen ; aber : jö Räilts , jö Kläihs , weil diese W^ör-
26
ter weit gedehnter ausgesprochen werden, und so in allen ähn-
lichen Fällen. Auch können die Laute des ü und ö oder nh
und öh leicht mit einander verwechselt werden, wie z. B, in
sühssen oder söhssen , sausen ; brühssen oder bröhssen , hrausen ,
wo das ü geschärft , aher das ss ganz weich ist. Die verwandten
Sprachen hahcn hier u und au , aber keine Beispiele , dass ein
Vocal vor einem h je geschärft wird. In den Wörtern llösitj , nd.
flödig, leicht, schwach, brösig, nd. brösig, widerspänstig , hat
das ö die plattdeutsche Aussprache , wie in dösig , Möltl , nöleti ,
u. s. w. *.
ZWEITES CAPITEL
CLASSENEINTHEILUNG DER WÖRTER.
§. 27. \. Das Hauptwort, [Nämurd, Nennwort), ist der Name
eines Gegenstandes, als: de ^pel, der Apfel; de Buhmni , der
* Bald tritt die Wörterähnlichkeit der hier mit einander ver-
glichenen Sprachen mehr in der Schreibung, bald mehr in der,
in jeder der verschiedenen Zungen eigenthümlichcn , Aussprache
der Wörter , und bald in beiden zugleich deutlicher hervor , was
alles sorgfältig zu berücksichtigen ist. Nehmen wir z. B. 'das
fries, Wort Diu , Däg , und das engl, day , so ist Schreibung
und Aussprache fast eins ; eben so mit dem Worte TJiief , das in
beiden Sprachen gleich lautet. Das friesische Tliig , Tltieg oder
Tieg , und das engl, thigh , würden, nach deutscher Aussprache,
ganz gleichlautend sein , aber hier spricht der Engländer : thei
oder dhei. Dat Kiüf , der Kneif, dän. Kniv (1. Kniew) , engl,
knife, sind ähnliche Beispiele. Hier würde das englische Wort
ganz mit dem deutschen in der Aussprache zusammenfallen und
beides /i/av/ lauten, wenn der Engländer sein k mitausspräche.
In den Wörtern: de Fävjtf , pl. Fäjtt , engl, foot, pl. feet , nd.
Foot , pl. Fölh , liegt die Verwandtschaft näher, als im Hoch-
deutscheu und Dänischen: derFuss, die Füsse , en Föd, Födder,
obgleich auch in den letztem die Aehnlichkcit nicht zu verken-
nen ist. ■
27
Baum; jö Stäir , der Stern; de Dühs , der Tod; dat Lif , der
Unterleib, 2. das Leben; dät Läwent , 1. das Leben, 2. der
Lebenswandel; dät Aller, das Alter; de Grause, i. die Gruse,
2. Wachsthura der Pflanzen , dän. en Gröde ; de Luwe , der
Glaube ; dät Feest , das Fest , u. s. w.
2. Das Geschlechtswort bestimmt das sprachliche Geschlecht
der Haupt- und Bestimmungswörter, und heisst : de, der, jii ,
die, dät, das; im pl. da, die; unbestimmt: dn und en oder
'n d. i. ein , eine.
5. Das Bestimmungswort, {Baiurd, adjectivura), giebt die Merk-
male der Dinge an , als : grott , gross ; läjtt , klein ; rüjdd , roth ;
iljll , alt; Ituch , hoch; läig , niedrig; lä/is , spät; ripp , reif; sHfj',
steif, u. s. w.
4. Das Zahlwort, [Tällurd, numerale), giebt entweder eine be-
stimmte oder eine allgemeine Zahl gleichartiger Dinge an , oder es
bestimmt die Ordnung und Aufeinanderfolge derselben, als: fjauer
Dege , vier Tage ; segs Wäge , sechs Wochen ; ttvunlig Shällinge ,
zwanzig Schillinge, u. s. w. , oder: faale Fäujlk , viel Volks; man-
mng Hünne , viele Hunde ; arken Manshe , jeder Mensch ; alle
Manshene , alle Menschen; oder: de jarste, der erste; de lä/isere,
der zweite; de tredde, der dritte; de fierde , der vierte; de lestc ,
der letzte.
5. Das Fürwort, {Stähsurd, pronoraen) , steht statt eines Haupt-
wortes oder vertritt dessen Stelle, als: de Mönn as sierem krönk,
Iie wört wäjl stäirwe ; der Mann ist sehr krank , er wird wohl
sterben. Solche Wörter sind ferner: Ick, ich; dö , du; Iie , er;
jö, sie; dät, es; hat, es; we, wir; ivatt, wir zwei; jatt, ihr zwei;
j«w, ihr; jd , sie. So auch: niemmen, niemand; hum , wer, je-
mand ; sönän , sönijn , ein solcher , eine solche ; sön , socken , sock ,
solcher; deselwe, jösellew , dälsellew , derselbe, u. s. w. , pl. da-
sehve.
6. Das Zeitwort, {Tiddiird, verbum) , zeigt entweder ein Han-
deln oder ein Geschehen oder ein Bestehen an, als: majdden,
mähen; hiijllen , halten; jewen , geben; bim, biegen; sldipen ,
schlafen ; tue« , arbeiten; kühlen, liegen; wägsen, gräien, wachsen;
bestävjnnen , bestehen; hijnnen , 1. auffangen, mit den Händen,
2. sich ereignen, begeben, zutragen; wesen^ sein: z. B. de
i *
28
Iliinn holet, der Hund heult; dat rinnt, es regnet; ick giing,
ich gehe , u, s. w.
7. Das Umstandswort , [Amstandsunl , adverbium) , giebt einen
Umstand an , z. B. man Brauser het hirr lungens wähn , mein Bruder
ist längst hier gewesen ; he het hirr näjlke , kaurtlick , dilling ,
antenne , avjürsne , märl'mg , faar en läiet , noch äi wähn , er ist
hier neulich , kürzlich , heute , gestern Abend , gestern , heute
Morgen, vor einer Weile , noch nicht gewesen. So auch hirr,
hier; dirr, da; jänner , dort; aiv 'e janneregge , jenseits, u, s, w.
8. Das Verhältnisswort, [Faarurd, praepositio) , bestimmt das Ver-
hältniss der Gegenstände zu einander , als : imjn 'e Dörnsh , in
der Stube ; aiv't Haad , auf dem Haupte ; faar me , efter , unner ,
amver , bäi , enädre me, vor mir, nach, unter, über, bei, hinter
mir. 'Aw'e ja?incregge de Struhmm , jenseit des Stromes; to me,
zu mir; fon de, von dir; am, um; dp, auf; auf, ab; efter, nach,
dän. efter, engl, after, und das altdeutsche afler, wie in after-
reden , Afterkorn , u. s. w,
9. Das Bindewort , (Binnurd , conjunctio) , giebt das Verhältniss
der Sätze zu einander an, und verbindet sie zugleich, als: Wanfi
dö äi mä wäth , so kaast 't läjtte, aurs dann fähst ock nint to sie-
en; Wenn du nicht mitwillst, so kannst du es lassen, aber dann
bekommst du auch nichts zu sehen. Die Wörtchen: ivann , so,
aurs verbinden hier die Sätze mit einander. Solche Wörter sind
auch folgende, als: du, und; also, also; sögaar , sogar; äi al-
liene — aurs ock, nicht allein — sondern auch; wihsser ick, un-
tig dö , weder ich , noch du ; äujnttvihsser — untig , entweder — -
oder; dirr faar , daher, u. s. w.
40. Der Empfindungslaut, (Interjeclio) , drückt eine Empfindung
oder eine Gemüthsbewegung und dergl. aus, als: oh! ohd ! dw !
hallcp Göd ! hilf Gott! Göd bewäre! fui! hurräh ! hallo! Dät de
de Ilajnger ! Dass dich der Henker ! Däuwel ock ! den Teufel
auch 1 !
1 Als Ausrufungen , Verwünschungen und Flüche werden auch
folgende Ausdrücke gebraucht, als: Dät de de Kukuk ; dät de de
Raawen (mir nicht erklärlich); dät de de Wünnen ! oder de Fiwiin-
29
DRITTES CAPITEL.
DAS HAUPTWORT.
1. Arien desselben.
§. 28. Das Hauptwort ist entweder ein Gattungsname (nomen
appellativum) , ein Stoffname (nomen materiale) , ein Mengename
(nomen collectivum), oder ein Eigenname (nomen proprium). Diess
gilt jedoch nur von solchen Hauptwörtern , die wirkliche Dinge
oder sinnfällige Gegenstände bezeichnen.
Bei den Gattungsnamen, deren Anzahl die grösste ist, nehmen
wir auf die Gestalt oder Form, auf die Arten, Geschlechter und
Gattungen der Dinge Rücksicht, als: de Mönn, der Mann; jö Wöff,
das Weib; de Trog, der Trog; jö Pupp, die Pfeife; de Hünn, der
Hund; de Buhmm, der Baum; jö Ihk, die Eiche; jö Bäjk, die
Buche , u. s. w.
Bei den Stoffnamen sehen wir bloss auf den Stoff oder die Be-
standtheile der Dinge, als: de Kläi, der Klei, Thon; dat Gäiijll,
das Gold; dat Spek, der Speck; dät Flash, das Fleisch; jö Böser,
die Butter; dät Holt, das Holz, dät Wähser, das Wasser; dät
Hjärt, das Harz; dat Pack, das Pech; de Tjäre , der Theer; dät
Blie, das Blei, u. s. w.
Der Mengename fasst eine Anzahl gleichartiger Dinge zusam-
men, als; dät Fäujlk, das Volk, die Leute; da Söshene, die Ge-
schwister; dät Äa?/r«, das Korn, Getreide; däiKrüdd, das Schiess-
ncn , dass dich die fünf Wunden (Christi nämlich) brennen oder
schmerzen mögen. Dät de de Däuivel , de Däuner , de Däuker , de
Däutsher ! (lauter Benennungen des Teufels); dät de de Racker ! der
Schinder, sonst: de Racker! de Kränked, de Styt, u. s. w. die
Pest, die Seuche befallen möge; Göd straaf me! God fordamm
mel sömöd, bei Golt, wenn man etwas bekräftigt. Versichernd:
sei mijn , allerdings ; jäwäyV, j^awohl ; faarwäir, fürwahr; wjärlick,
wahrlich; bäi Good ! bei Gott, s. söniötl! ja, dö sürjed och.' Ja,
du solltest wohl! oder: ei, warum nicht gar! u. s. w.
30
pulver-Kraut, noch in: Kraut und Loth, dän. Krudt ; dat Gjärs,
das Gras; dät Brüjdkrüdd, der Kümmel; dät Slräi, das Stroh;
dät Födder, das Heu; da ^gene, die Spreu, dän. Avne.
Durch die Eigennamen unterscheidet man einzelne Gegenstände
derselben Art oder Gattung noch besonders von einander. Tage ,
Monate, Länder, Erdtheile, Wohnörter, Wälder, Berge , Gewässer,
Gestirne, einzelne Sterne, Götter und Göttinnen, auch Thiere
z. B. Hunde u. s. w. haben Eigennamen, als: de Sändäi, der Sonn-
tag, de April, jö Türkäi, Europa, Holläujnn , Holland, dät Salt-
lief, das Saizmeer, Blockshäirig , jö Saaivenstäir , das Siebenge-
stirn, de Sirius, Odin, Freiä, Moloch, Karo, u. s. w.
2. Bildung des Hauptwortes.
§. 29. Die Hauptwörter sind thcils Stamm- oder Wurzelwörter
(Urwörter, primitiva), theils abgeleitete oder aus andern gebildete
(derivala), und theils zusammengesetzte (composita). Von der er-
sten Art sind z. B. folgende: jö Pott , der Topf; de Grünn, der Grund;
dät Hüss, das Haus; jö Ä'ö, die Kuh, u. s. w. Sie sind meistens
einsilbig. Abgeleitete sind z. B. folgende, als: de Meiler, von jö
Meilen, der Müller, von Mühle, oder 3Iöller von dem nd. de Möhl;
de Fds/ier, der Fischer, von Fdsli, Fisch; grolt, de Grottense,
gros, die Grösse; lieiven, de Luwe , glauben , der Glaube; de Släip,
der Schlaf, von släipen, schlafen ; de /fit^fZe , de Huge und dät Huget,
die Höhe , von Jnig , hoch. Zusammengesetzte sind : jö Rulimme-
shiess , der Rabmlöffel ; BuJinimull, Baumwolle; dal Lanmmeßäsh ,
das Lammfleisch ; Wöffesömling , Weiber Versammlung bei einer
Gebährenden ; Däisljägt , Tageslicht ; Düivivehüss , Taubenhaus ;
Mäisterstock , Meisterstück.
§. 30. Von einsilbigen Hauptwörtern ohne bestimmte Endun-
gen und Nachsilben, unter denen die meisten Stammwörter sein
mögen , wollen wir zuerst einige der vorzüglichsten anführen.
Es sind folgende, als:
jö Aagt, die Achte, 8. dät ^i, das Ei.
jö ^gt, die Acht, Achtung, Ob- jö Ahl , Grossmuttcr.
acht. jö ^gs, die Axt.
51
(lät ^mt, das Amt.
jö Aart, die Art.
jö ^rt , die Erbse.
dät ^ss, das Aas.
dat Ass, das Daus.
dät Ähl, die Mistjauchc,
de Alk, der Iltis.
jö Auhs, die Ocse.
dät Ajk, die Stute.
de Ajl, der Aal.
dät Ais, das Aas.
dät Ak, das Thor.
dät ^r , die Narbe.
jö 5aow, 1. die Balin, 2. Rain-
farren.
jö liaar , üer Bär.
dat Bäcl, das Bad.
de Bank, die Bank,
jö /?di , die Beere.
jö Biigg , der Bau, das Gebäude.
de Bähs , nd. Baas , dän. en
Bähs.
dat Baurd, das Brett.
jö Bäjk , 1. die Buche , 2. die
Beuche.
dät Bäiijl, die Hütte.
dat Baus, die Erdhütte.
dät Bank, das Bucli.
dät Bedd , das Bett.
dät Bedd, das Beet, Gartenbeet.
jö Bi, die Biene, dän. en Bi.
de Bijnn , i. der Band, 2. das
Band.
dät Bijn, das Bein, der Unter-
schenkel.
dat Bill, das Bild,
dät Bier, das Bier.
dät Bitt, die Wuline im Eise.
dät Bat, die Pfcifenspitzc.
de Bähs, \. der Biss , 2. die
Schneide.
jö Buk, die Birke.
dät Birk, der Birkdistrict.
jö Blech , das Laken , dän. et
Lägen, und: en Blee.
jö Blähs, dän. Blus.
jö Bläihs, die Blase.
dät Bläk, die Dinte.
de Bldjnk, der Schimmer; dän.
et Glimt.
dät Bleess, das Blatt.
dät Block, der Block.
jö Bucht, \. die Bucht, 2. die
Oberhand, der Sicff.
de Böll, der Bolzen, dän. Bolt.
jö Biiss, die Büchse, dän. Bosse.
dät Bör, der Bohrer, dän. et Bor.
dät Brak, die Mlh, der Mangel.
de Bräi, der Brei, die Grütze.
jö Bräjdd, die Braut.
dät Bräif, der Brief.
de Brück, der Brauch.
dät Brüjd, das Brot.
dat Bräu, die Tafel.
jo Brdll, die Brille.
jö Brdmhs, i. die Bremse, Stech-
fliege. 2. die Bremse zum Brem-
sen der Pferde.
de Brödd, i. der Stift, 2. der
Stachel, dän. en Braad.
jö Brö, die Brücke, dän, en Bro.
dät Bjärd, der Bart.
dat Bjdrn , das Kind , dän. et
Barn.
52
jö Bjärst, die Borste.
de Bück , der Bauch , nd. de
Buk, dän. Bug.
dät Bann , das Bund , das Bündel.
de Biihmm , der Baum.
de Bush, die Büchse, als Be-
hälter.
jö Bitrst, die Brust.
de Bush, der Busch, der Strauss,
dät Büjtt , das Boot.
jö Buhn , die Bohne.
de Bunk , der Haufe , dän, en
1 Bunke.
dät Bohr , das Bauer , nd, und
dän. Buur.
de Daard , das Frühstück , dän.
Davre.
de Dämp, der Dampf.
de Dank , das Tuch.
de Däi , der Tag , engl. day.
de Ddsh , das Schälchen.
jö Dauhs , die Dose.
de Die , der Teig , dän. Dei.
jö Diek, das Grübchen.
dat Dijl , I. das Ding, 2. der
Theil.
dat Ding in Hilligding , das heili-
ge Ding, die Rose, der Rolh-
lauf.
de Dick , der Deich , nd. de Diek ,
engl, dike , dän. et Dige.
dät Dohf, die Tunke , dünner
Teig, engl, dough.
de Dring , der Knabe , dän. en
Dreng.
iöDöw, die Taube, nd. deDuw,
engl, a dove , dän. en Due.
jö Dühr , nd. und dän. en Dör,
engl. door.
de Döi'ensh, die Stube,
de Dämm, der Damm,
jö Dräft , 1. der Trieb, 2. die
Trift , 0. die Auffahrt nach dem
Hause, 4, der Nachdruck,
jö Druhg, 1. die Traube, 2. die
Milchseihe.
de Dröpp , der Tropfen,
de Drall , der Drillich,
de Dunst , der Dunst,
dat Diert, das Thier, nd. dat
Deert , dän. et dyr.
dät Eesh , die Asche,
jö Eesh , die Esche,
de Eesh, die Schachtel, dän. en
iske.
de Enn , der Abend,
jö Elms, das Almosen , engl. alms.
jö Faan , die Fahne,
dät Fdck , die Ficke.
de Fäll, der Fall, engl. fall,
jö Fäll , die Falle,
dat Fat , die Schüssel , dän. et
Fad.
jö oder dät Dock , die Puppe ,
die Docke,
jö Faur, die Fuhre,
jö Faurk , die Gabel , engl, a fork ,
dän. Fork.
jö Fähr, 1. die Fähre, 2. der
Aufzug , 5. die Schaar.
dät Fäjll, das Feld, engl, field.
jö Fäil , das Gefühl,
jö Fäihs , der Unterhalt , dän.
Föde . enel. food.
53
dät Fäujlk , das Volk , ie Leute ,
engl, folk , folks.
de Fäujlt, der Fuss , nd. de Foot ,
dän. en Fod , engl. foot.
dät Feel , der Bottich,
dät Fek , das Fach,
jö Feest, die Faust,
dät Feest, das Fest.
jö Feel, die Feile; dän. und nd.
de Fiil, engl. file.
jö Fieg , die Feige, dän. Figen,
engl, a fig.
de Fijnd , der Feind,
dät Fijl, das Rad, engl, a wheel.
de Fihss, der Fist.
de Fjärt , der Furz , dän, en
Fjärt , engl, a fart.
jö Fläg , der Regenschauer , engl.
a shower.
de (dät) Flägs , der Flaohs , nd.
Flass, engl. flax.
dät Flash, das Fleisch, das dän.
Flesk für Speck,
jö Fläujdd, die Fluth.
jö Flaait , die Flöte , nd. de Flaut,
dän. en Flöite , engl, flute.
jö Flieg , die Fliege , nd. de Fleeg ,
engl, a fly.
jö Fingt, \. der Flug, 2. die
Flucht.
jö Flank, der Flügel, nd. Flunk,
Flünk.
de Foss , der Fuchs (Pferd).
jö Fotls in Slüttfotts , gemeines
Schimpfwort,
de Folt , in Uünnsfott, der Hunds-
fott,
dät Fjärsh , der Vers,
jö Fragt, die Fracht,
jö Fi'äi , die Heirath.
de Fräst, die Firste des Daches,
jö Frist , — 1.
de Fräst , der Frost,
jö Frösh , der Frosch,
de Frünn . der Freund,
dät Fritt , der Frittbohrer , dän.
Vrit.
jö Friujt , die Frucht,
de Fünst , der Fund,
de Fldck, der Fleck, Leder am
Absatz,
jö Finn , 1. die Finne, 2. die
Flosse,
jö Flint , die Flinte,
dät Flor, der Flor,
dät Flöti, das Floss.
jö Fair, die Föhre, Fichte, dän,
Fyrr.
dat Fäll, i. das Fell, 2. das
Füllen,
de Faurm , die Form,
de Galt, der Borg, dän. en Galt,
de Gast , der Gast,
jö Gast, die Geest,
dät Gätijd , das Gut,
dät Gäujll, das Gold.
1 Ein Strich in diesem Verzeichniss soll dasselbe anzeigen , was
bisher durch drei Striche angedeutet worden. Siehe S. 24 , Anm. 1.
34
jö Gäiis, die Gans, nd. de Goos,
dän. Gaas, engl, goose.
dät Geck, der Geck , dän. en Gjäk.
de Geedd , der Hecht , dän. en
Gjede.
dät Giß, das Geld.
de Guts , der Geiz.
jö Gläjd, die Gluth , dän. en Glöd ;
such eine glühende Kohle.
jö Glauw , der Spaten.
dät Gleess , das Glas , nd. engl,
und dän, ebenso.
dät Glüpp, der Ketscher, dän.
en Gliv.
dät Graum, das Eingeweide der
Fische und Vögel.
de Graad, der Grad.
jö Gräjdd, der Rasen, auch Ra-
senacker.
de Grünn , der Grund.
dät Griss , dän. en Griis , das
Ferkel.
de Gripp , der Griff mit der Hand,
de Grähp , der Griff, die Hand-
habe.
dät Grö/, rohe Grütze, nd. Grüit,
dän. Gröd.
de Gölh, der Guss an einer Kan-
ne , u. s. w,
dät Grüss, 1. der Graus, Gries ,
Grand , 2. der Schutt , dän. und
nd. Graus.
de Graup, die Mistrinne im Stal-
le , engl, ihe groop.
de Groll , der Groll.
de Gong, der Gang.
de Godd , der Gott.
dät Gjärs, das Gras.
jö Gitjt, die Gicht.
dät Greef , das Grab, nd. Graf,
dän. Grav, engl, ihe grave.
jö Gn'/ijdän. Gröft. der Wasser-
graben um den Warf,
de Gäihs , der Dünger , dän.
Gjöske.
de Graaw , der Graf,
dat Gips , — .
dät Haad, das Haupt,
de Haaw, das Gotteshaus,
de Hals, der Hals,
jö Hänn , die Henne.
deHaup, der Reif, Tonnenband,
engl. hoop.
dat Hart , das Herz , nd. Hart ,
engl, heart.
de Hauch, derHauk, engl, hock,
das Zäpfchen im Halse , 2. der
Hisseblock,
jö Haur , die Hure.
jö Hanrd, derKirchhöf, von Hürde,
jö Häujnn, die Hand,
de Hänjdd , der Hut.
jö Häi , der Mulh , der Sinn .
die Erinnerung,
dät Häi , die Lust zu etwas,
jö Hähg , das Heck vor einer
Fenne,
de Haurn , das Hörn.
dät Haurn, als nomen materiale,
de Halm, der Helm,
de Hdw , der Hieb,
de Hdjnst , der Hengst , däm
Hingst , überhaupt ein Pferd ,
als Gattungsname.
35
de Hält , der Ileld , dän. Ilelt,
jö Hdks , die Hexe,
jö Hing , die Thürangel.
dat Hielis , die Heide , das Hei-
dekraut, engl, heath.
jö Hiehs, die Heide, das Heide-
feld, dän. en Hede,
dat Hierd , die Harde , dän, et
Herred.
jö Hyll, die Heide, dän. en Hil-
de; die Fussfessel der Pferde,
u, s. w.
de Hjärl , gehechelter Flachs,
jö Hjärn , \. die Ecke, 2. der
Winkel, nd. Hörn, dän. Hjör-
ne.
dät Hjärn , wollenes Garn , 2.
Hühnergeier in Hännefijärn,
dät Hjärt , das Harz,
dät Heef, das Haff, Meer, dän.
et Hav,
dät Heeft, das Heft, Schale am
Messer,
jö Heesp , der Haspel , dän en
Haspe,
jö Holis, der Strumpf, dän, en
Hose , das deutsche Hose,
dät Höll , das Gesäss,
dat Hjört , der Hirsch , engl, a
hart , dän. Hjort.
de Hüpp , der Haufe , dän, en
Höh , engl. heap.
dät Hüss, das Haus, dän, und
nd. Huus, engl, house,
de Hühs , das Heim , die Hei-
math, dän, elHjem, engl.
horae.
jö Hüll, die Mütze, das deut-
sche Hülle,
dat Höh, das Holz,
de Hütm , der Hund.
iöHüdd, die Haut, nd. und dän,
Hut, Hud.
jö Hcinn, das dünne Häutchen,
dän. en Hinde.
jö Höw , die Hoffnung , dän. et
Haah, engl. hope.
dät Häwr, das Haar, engl. hair.
de Hof, der Hof um Sonne und
Mond, dän. en Hov.
de Hanf, der Huf.
de Hill, der Holunder, dän, Hyld,
de Hillebuhmm.
jö Jagt, 4. die Jagd, 2. die Jacht,
dät Järd , die Erde , als Stoff-
namc.
dät Jeß, die Gabe, beim Füttern
des Viehes,
de Uiss , der Eid , dän. en Eed ,
2. Scheitel,
dät Ijd, der Torf,
dat Hir, das Jahr, engl. year.
dat Ijll , das Feuer, dän. Ild.
dät hs, das Eis, nd. und dän.
lis , engl. iee.
jö Ulk , die Eiche , nd. Eek ,
dän. en Eeg.
dal Jörn, ein Eisen, dän. et Jern.
de Jüll , dän. Juul , die Weih-
nachten,
dat Jäck , die Jacke,
dat Jäck , das Joch , engl. yoke.
jö Jahl , das Rohrkolbenblatt,
(Typha).
5 *
36
dät Klapp, eine Art Kreuzbinde
alter Weiber,
dät Klapp, i. der Hosenlatz,
2. eine Schütte Stroh,
jö Kaar , der Karren, das dän.
Karre, und das engl, a car
und cart.
jö Kaard , die Karte, dän. et
Kort, (Kaart), engl, card und
Chart,
jö Kapp , die Kappe , dän Kappe ,
engl. cap.
jö Kätt , die Katze , dän. und nd.
Kät, engl. cat.
de Kant, die Kante, der Rand,
die Seite,
jö Käil, 4. die Keule, 2. die
Kühle,
de Kaumm, der Kamm, nd. und
dän. en Kam, engl. comb,
dät Kaum , das Korn , nd. und
dän. Körn, engl. corn.
de Kalk, der Kalk,
dät Kann, das Kinn", engl, chin,
das dän. Kind (die Backe).
jö Kdrst, i. Kiste, 2. der Sarg.
de Kälir , die Kühr , die Wahl ,
Freiheit zu wählen,
jö Kier , wie Kälir.
de Kecl, der Kiel, dän. en Kjöl,
engl, a kecl.
jö KicJ; , dän. Udkik , die Gucke.
de Klang, der Klang,
jö Klädd, die Kladde,
de Klädd, der Klecks,
jö Kldww, die Klaue, engl, a
claw, dän. Klö,
jö Klamm , die Klemme , eigentl.
und uneigentl.
iöKlöck, I.Glocke, 2. Uhr, engl,
a elock , dän, en Klocke,
de Klömp, l.die Klampe, 2. der
Schober, dän. Häs.
de Klump, l.Kloss, 2. der Klum-
pen.
de Kläi , der Klei , Thon , engl,
clay , dän. Klik.
Klaai , Nicolai.
de Klütt , der Flicklappen , das
dän. Klud und das engl, clolh.
Jö Klajnk , die Klinke , dän. en
Klink.
dät Klie, die Kleie, dän. Klii.
jö Kling , die Klinge.
de Kjärl , der Kerl , dän. en
Karl.
jö Kjärl , der Kern , 2. ein
Krüramchen.
dät Klühs , das Tuch , vergleiche
Klud, cloth.
de Knälip, i. der Kniff, 2. Taille.
dät Kniff, der Kneif, das Mes-
ser.
jö Kniep , die Schnalle.
jö Kldtsh , \. die Klatsche an
der Peitschenschnur, 2. der
Seime.
de Knöst , dän. Knast.
jö Kost, l.die Kost, 2. die Hoch-
zeit.
de Knapp, der Knopf, dän. en
Knäp.
de Kndgt , der Knecht.
de Knall, der Knall.
57
\ eineBoolstange zum
, r-... • i Schieben der Boote ,
de Klaujtt,\ , . . ,. ...
,„.. . >oben mit einer liruk-
10 hlauiUA,
\ke, unten mit einer
/Klaue versehen.
jö Kwall, die Quelle.
jö Kraß , die Kraft.
jö Krack, die Krücke.
dät Krack , die Kracke , elendes
Pferd ; dän. Krik.
de Kram, der Kranz.
dät Kram, 1. der Kram , 2. Kram-
laden.
de Krich, der Krieg.
dät Kritt, die Kreide.
dät Kripp , der Krepp , ein Zeug.
jö Krück , die Kruke , der Krug.
de Kriss , der Kreis , dän. en
Kreds (1. Kres).
dät Krät , das Gethier , dän. et
Krä.
de Kröpp, der Körper, dän. en
Kröp , 2. der Kropf der Vö-
gel, 5. der Kropf der Pferde,
eine Krankheit.
dat Krüss, 1. der Krug, 2. das
Kreuz.
jö Krauck, der Dachwinkel.
duKrüdd, 1, das Kraut, 2. Schiess-
pulver, noch in: Kraut und
Loth , dän. Krudt.
de Kraimim, die Krampe.
jö Krebh, die Krippe.
jö Kröhn , die Krone, engl, crown.
de Kraug , der Krug , als Schenke.
jöKöhl, die Grube, nd. Kul, dän
en Kule.
jö Ko, die Kuh , nd, u. dän. cn
Ko, engl, a cow.
de Kunsl, die Kunst,
de Kupp, derliauf, nd. de Köp,
dän. et Kjöb.
jö Kann, die Kanne, nd. de Kann,
dän. en Kande, engl, a can.
de Kiljl, der Kohl, dän. Kaal,
engl. cole.
jö Käg , der Kuchen , dän. en
Kage, engl. cake.
de Klöts, der Klotz, dän. en Klods.
dät Kopp, dirainutivum : dät Kop-
ken, die Tasse,
jö Kunim, die Kumme,
jö Küst, die Küste,
dät Küt, der Kitt,
jö Laash, die Lerche,
de Läid, der Blitz,
jö Las, die Last,
jö Last, der Leisten,
jö Ld, die Sense, dän. en Lee.
jö Law, der Löwe.
dätXä^, 4, die Schicht, 2. das
Gelag, dän. et Lag.
dät Lack , der Lack,
jö Ldnn, die Linde,
jö Lälis, die Scheune,
dät Ldss , das Glied,
dat Lddd, 4. der Deckel, 2. der
hölzerne Teller.
de Lacks, der Lachs.
dät Lämp , die Lampe,
jö Länk , die Kette , dän. en
Liinke.
dät Lalh , die Latte,
dät Laumm, das Lamm.
38
dät Lävjnn, das Land.
jö Lmijtt, die Ofenkrücke.
jö Läjt, das Geschrei.
dät Lees, das Fuder, dän. et Las.
dät Lick, die Leiche, nd. Liek,
dän. Lüg.
dät Liek, ein Spiel mit Schneil-
kügelchen.
jö Lie, die Miethe, dän. en Lcie.
dät Liem, der Lehm.
dat Limm, der Leim, dän. Liim.
jö Liep, der Kibitz, das engli-
sche lap in lapwing.
jö Leen, die Leine, engl, a line,
dän. Line.
dät Ljägt, das Licht.
dät Loos, das Loos, dän. en Lod.
dät Loch , 1. das Loch , 2, der
Kerker.
jö Lüss, die Laus.
jö Luft, die Luft.
jö Lust, die Lust.
dat Lüjn, der Lohn.
de Lünn, der Hain, dän. en Lund.
jö Lufik, Zwiebel, dän. et Log,
der Lauch.
dät Linn , der Bund , als : Ho-
senbund, dän. et Lin.
dat Liff, 1. der Unterleib, 2. das
Leben, nd. und dän. Liv, engl.
life.
jö L6, die Tenne, dän. en Lö.
de Lupp, der Lauf.
jö Löft, der Boden, dän. et Löft,
engl. loft.
jö Lier, i. die Lehre, 2. Kennt-
nisse.
jö Lierk, ein kleiner Strandläu-
fer (Charadrius minor).
jö Lits, die Litze, dän, en Lids.
jö List, die List , — .
dat Lück , die Luke , dän. en
Luge.
dat Lück, das Glück.
jö Löhr ,
ö Löhr, I
ö Lörr , j
die Lauer.
J
jö Lunt, die Lunte.
de Läink, der Sprung.
jö Mägt, die Macht, dän. Magt.
dat Malt , das Malz , engl, und
dän. Malt,
jö Malt, die Milz,
jö Mdgg , die Mücke,
de Mdck , der Kuss.
jö Mäsh, 1. die Masche, 2. die
Made,
jö Matt , die Matte , engl, a
mat.
jö Mähr, die Mähre, dän. en Mär,
engl, a mare.
dät Mäujt, die Begegnung, dän.
et Mode, engl. meet.
dÄt 3Iäujdd, der Muth, nd. Moth,
dän. Mod , engl, raood.
dat Mäjl, das Mahl, dän. Maal,
Maaltid.
de Mall, die Mitte,
dät 3Iäujl , das Mill , die Millerde ,
dän. Muld, engl, mould.
dät 3Iäus, das Muss, als Pflau-
menmuss , dän. Gröd, engl. pap.
jö Mäujnn , der Torf — oder Holz-
kasten u. s. w., dän. et Mon.
de Mast, der Mast, — .
59
dät Mahl, das Mehl, däii. Meel,
nd. Mehl,
jö Meel, die Meile, nd. und dän.
cn Miil , engl, a raile,
jö Mäßd, die Malh, engl, meadow.
de Maurd , der Mord , dän. et
Mord, engl, murder.
de Mjärn, der Morgen,
de Mjogs, der Mist, Dünger,
dät Mjögs , der Koth.
jö Miek, die Mutterscheide, nd.
de Mieg.
dät Moos, das Moos, dän. und
engl, raoss.
de Mmn , der Mann , dän. en
Mand , engl, a man. Monns ,
Manns für etwas sein,
jö Muss , weiblicher Kopfputz
mit Spitzen unter der Kreuz-
binde [Shiedcutk) an den Schlä-
fen,
jö Muff, der Muff, engl, muff,
dän. en Muffe,
jö Mölir , die Mauer , nd. und
dän. en Muur, Mühr.
de Müss, der Mund,
jö Müss, die Maus, nd. und dän.
Muus , engl, a inouse.
dät Muhl, das Ziel, dän. Maal.
jö Mäjtt, das Maass.
dät 3Iärk , Merkmal , dän. et
Märke, engl. mark,
jö Mark, die Mark (16 f.).
de Marsh , der Marsch , engl.
march, dän. Marsk.
jö Mjärsh , die Marsch , engl.
marsh.
de Mass, die Messe in der Kir-
che, engl, mass, dän. Messe.
dat Mäsh, der Meisch, dän. Mask,
engl. mash.
de Most, der Most. — engl. must.
de Muck, der Muck, Mucks.
jö 3Iünt , die Münze.
Mdmm, Mutter, in der Anrede
von Kindern.
Meem, Mem, dasselbe.
Matt, Mette, ein weibhcher Ei-
genname.
jö Naas, die Nase, nd. Nähs,
dän. Nase, engl. nose.
jö Nähs, l.die Nuss, 2. dieNiss,
1. nd. de Not, dän. en Nöd',
engl. nut. 2. nd. Näd , dän.
Nidd, engl. nit.
jö Nagt, die Nacht.
dät Näps, der Napf.
de Narr , der Narr , — .
dät Näis , die Neuigkeit, dän.
noget Nyt, engl. news.
jö Neil, die Nadel, engl, needle.
dät Neest , das Nest , nd. und
engl. nest.
dät Neet, 1. das Netz, nd. engl,
und dän. Net. 2. der Harn,
altdeutsch der Netz.
jö Nill, die Nessel, nd. und engl.
Nettel.
jö Nist, der Funke, dän. en Gnist.
jö Nöpp, der Floh.
jö Niijd', die Noth. , dän. en Nöd,
engl. need.
dät Nüjtt , das Rind , dän. et Nöd',
engl. neat.
40
jö Nöst, der Tränktrog,
jö Null, die Null, et Nul.
de Ödd, die Messerspitze, Land-
spitze , dän, en Od , Odde.
de 0/im, der Oheim, Onkel,
de Päbst, der Pabst.
dät Pack, 1. der Pack, 2. das Pack,
dät Pär, 1. das Paar, 2. einige,
dät Päss, der Pass.
de Päls , der Pelz , dän. Pelts.
dät Pdss, der Harn,
dät Päjl, der Pfuhl, dän. en Pol
(1. Pohl),
jö Päußm, das Pfand, dän. Pant,
engl. pawn.
dät Pänjfin, Pfandgut,
jö Pari, die Perle, engl, pearl.
de Peel, der Pfeil, dän. und nd.
en Piil.
jö Penn , ein hölzerner Wirbel
an Luken zuai Vordrehen, dän.
en Vreil, daher das englische
to pen , einschliessen , fries :
pennen.
de Pick, die Pieke, dän. Pig,
engl, a pike,
de Pläck, der Fleck,
dät Pläss , der Platz , nd. und
dän. Plads, engl, place,
de Plaan , der Plan , — .
jö Plagt , die Pflicht , dän.
Pligt.
jö Plefj , die Pflege,
de Plöck, der Pflock, dän. Plög,
engl. plug.
de Plaug, der Pflug, nd. Plög,
dän. Plov , engl, plough.
jö Plant, die Pflanze, dän. nd.
und engl. Plant,
jö Plöhm, die Pflaume, nd. und
eng], plura.
jö Plät, die Platte, engl, a plate,
dän. Plade.
de Post , die Post , — .
jö Pönn , die Pfanne , engl, a
pan, dän. Pande.
jö Polt, nd. und engl. Pot, dän.
en Pot, als Maass, en Potte,
als Gefäss.
jö Pupp, die Pfeife , engl, a pipe,
nd. Piep,
jö Pietsh , die Peitsche, dän. en
Pidsk.
de Präck , \ . der Stich , 2, der
Tüpfel,
jö Prauhs, die ßennkerze, dän.
en Praas.
jö Podd , der Käfer,
de Prijnn, die Pfrieme, dän. en
Preen.
jö Präkv, die Probe,
de Prdwst, der Probst, dän. Provst.
de Prins, der Prinz, — .
jö Prämni, der Prahm, dän. Pram.
de Priss , der Preis , nd. und
diän. en Priis, engl, prize, price.
jö Prie/is, die Priese,
de Puls , der Puls , — .
dät Pünn, das Pfund, nd. und
dän. Pund, engl, pound.
jö Pump, die Pumpe, nd. und
engl. Pump, dän. Pumpe,
de Pung , i. der Beutel, 2. der
Ilodensack , dän. Pung.
41
dät PuU , das Pult.
de Puff, der Puff.
jö Prung, der Tausch, dän. Prang.
jö Ptits, der Putz, Staat, 2. der
Streich , Possen,
jö Pörn, nd. Porn, die Garnele,
engl, prawn, shrimp.
dät Rd, die Reihe, Zeile, dän.
en Rad.
dät Rdck, 1. das Schüsselbrett,
2. die Hühnerlatte,
de Räjdd, (ier Rath, dän. Raad.
jö Räilid, das Rohr, als Pflanze,
engl. reed.
jö Rauhs , die Rose , Blume,
jö Rmijtt, altd. Rott , dän. en
Rod, engl. root.
de Rast , der Rest,
de Rähw, der Riss,
jö Rauk , der Rabe , das engl.
rook , die Saatkrähe,
de Ränt, der Rand,
jö Räifis, die Reise,
jö Räbb, die Rippe, Ribbe.
jo Räsp, die Raspel, dän. und
engl, a Rasp.
de Rang , der Rang, engl, a rank,
jö Rank, die Ranke,
jö Rau, I die Ruhe , dän.
jö Rd, j Roe.
jö Rast, die Rast , dän. Rist ,
engl. rest.
dät Reef , dan. en Räv , der
Fuchs, Reincke.
jö Reew, dän. en Rive, der Re-
chen, engl, a rake.
dät Reess, dän. cn Rost.
de Regg , der Rücken, dän. en
RiJgS' engl, ridge.
de Riek, der Rauch, dän. Rög,
nd. Rök , engl. reck,
dät Rick , nd. dat Riek , das
Reich,
dät Riss, die Ruthe, das Reis,
dän. et Riis.
de Ripp, der Reif, gefrorner
Thau , dän. Riim, engl, rime —
hoare.
de Rimtn , der Reim , nd. und
dän. Riim, engl, rliyrae, rime.
dät Riess, von riesen, sich auf-
richten, 2. das Riess.
de Rinn, der Regen , nd. dän.
Regn , engl, rain,
jö Riim , die Rinde , engl. rind.
de Ridd, der Ritt, dän. et Rid',
engl, a ride.
de Rock, der Spinnrocken,
de Rock, der Rock,
dät Rögt, das Recht,
de Rögt, das Gericht Essen,
de Römm, der Widder, engl a
ram.
jö Roost, der Rost, beim Brauen,
de Ring, der Ring,
jö Rösh, die Binse, engl, a rush.
jö Rät, die Ratze, nd. en Rott,
dän. en Rotte , engl, a rat.
jö Röhw, die Rübe, nd. de Röhw,
engl, a rape.
dät Rült, die Raute, Fenster-
scheibe, nd. de Rut, dän. Rüde,
dät Röhn , Rinnsal , engl, run-
net , 'rennet.
42
dät Rümm, -l.Raum, 2. Zimmer,
nd. Piiium, dän. Rum', engl,
roora.
dät Ihidd , die Spur, engl. rut.
de Ruk, der Heuschober, engl,
rick.
dät Ruf, die Garnsträhne.
jö Ruliw, die Mühlenruthe, Flü-
gel der Windmühle.
de Rump, d. der Rumpf, 2. Brust-
tuch, engl. rump.
jö Rull, 1. die Rolle, 2. die Spin-
del, engl, a roll.
de Rust, der Rust.
jö Rast, der Rost, dän. en Rist.
jö Rnng, die Wagenrunge.
dät Rüss, das Gerolle.
de Rüss, der Rausch , dän. cn
Runs.
dät Riijtt , eine Krankheit der
Kühe.
jö Rag, dän. en Rage, engl, a
rake.
jö Saal, die Sohle, dän. und
nd. en Saal, engl, a sole.
de Saal, der Sahl , dän. en Sal.
jö Sali, der Sattel.
de Saft, der Saft.
jö Säjk , die Suche.
dät Säjdd, l.die Saat ,^2. Same,
5. Rapsaat , dän. Säd , engl,
seed.
dät Salt, das Salz.
jö Säliw, Binsenmark.
dät Sähw, das Sieb, ensfl. a sieve.
dät Säujtt, der Russ, nd. Sott,
dän. Söd, engl. soot. -
dät Sägt, l. das Ziclkorn am
Gewehr, 2. Seichte, Niederung,
jö Sägt, (Sigt), die Sense zum
Erbsenmähen,
de Sä'ü'k, das Mannshemd, dän.
Särk (Weiberhemd),
de Smöck , das Weiberhemd ,
engl, smock.
de Sann, die Sonne, engl. Ihe
sun.
dat Sann, der Sinn, dän. Sind,
engl, sense.
de Salin , der Sohn , nd. Söhn ,
dän. Sön', engl. son.
jö Sahn , die Sehne,
de Säihs, der Käs, engl, cheese.
i'ö Sähg , die Säge, nd. Saag ,
dän. Sav, engl, a saw.
de Sceck, der Sack, dän. Säk,
engl. sack.
jö Segt, die Sucht,
jö Siek, die Wange, engl, cheek.
dät Sierp , der Syrup.
jö Sidd, die Seite, nd. Sied,
engl. side.
jö Siel, die Seele, nd. Secl ,
dän. Själ, engl. soul.
de Sill, der Kessel,
dät Sill, das Siehl.
jö Sierk , kleinere Wunde , 2,
der Grind, dän. Saar,
dät Sicp , die Seife , nd. Seep ,
engl. Soap.
dät Shann, alld. das Schind, in
schinden, Schindmähre, Schin-
der, Schindanger, dän. Skind,
engl. skin.
43
de Shätt , der Schatz , diin. en
Skat.
jö Shätt, die Schätzung, Abgabe,
dän. Skat.
de Shälk , der Schalk , dän.
Skalk, nd. Schalk.
dät Shäp, nd. Schap , dän. et
Skab, der Schrank.
dat Shüp, das Schiff, nd. Schipp ,
engl, ship, dän. et Skib.
de S/tdlm, der Schelm, nd. und
dän. Skjälra.
jö Shaahs , i. der Riegel, dän.
cn Skaade, 2. die Elster, dän.
en Skäde , 5. ein Bund Lang-
stroh , 4. das Leichenlager auf
Langhalm vor dem Einsargen.
jö SItähl, l.die Schale, dän. en
Skaal , 2. Differenz beim Bie-
ten und Fordern , nd. de
Schäl.
jö Sil äs , 1. die Scharte, 2. die
Schnarre , Klapper.
dät Slimijl, die Schale.
jö Slidl, die Schale, Schelfe,
dän. en Skäl, engl, shell.
jö Sliäw, die Schabe, dän. Skjäve,
engl, chaff.
jö Sliäujnn, die Schandthat.
de Sfiauch, der Schuh.
jö Shäjll , die Schuld , Ursache ,
dän. Skijld.
jö SIiüll, die Geldschuld.
jö Slieew , die Scheibe , 1 . dän.
en Skive, 2. der Tisch.
de Shähr, der Schnitt, Schnitt-
wunde.
jö Sliepp, das Schiff, dän. Skjüp-
pe , nd. Schipp,
jö Spirr, der aufgehende Keim,
dän. cn Spire.
dat S/iiUp , das Schaf , nd.
Schaap.
jö S/dess, der Löffel, dän. en Skcd,
de Sliiess, in Aufshiess, Abschied,
dat Shjärn , 1. der Schmutz ,
Kehricht, 2. ein Bösewicht,
dän. et Skarn.
de Sftinn, der Schein, nd. de
Schiin, dän. Skin, engl, shine.
dat Shihl, l.das Schild, dän. et
Skilt, 2. der Schild, dän. et
Skjald, engl, shield.
dat Slijärd, die Scherbe, dän.
et Skaar , engl, shard.
dät Shörn, 1. der Schemel, 2.
der Bläueltisch,
dät Shör, die jähe Tiefe eines
Sees , jähes Ufer , engl, a shore.
de Shöt, i. der Schuss, 2. der
Schoss z. B. einer Weide, engl.
shoot, shot.
dät Shott, das Schutzbrett,
dat Short , die Schürze , dän.
Skjört (Weiberrock),
jö Shiehs, die Scheide, dän. en
Skede , engl, sheath.
dät Shömm, 1. die Schande, 2.
die Schaam , dän. en Skam ,
engl, shame.
jö Shühl, Schutz vor Regen und
Wind , dän. et Skjul.
de Shirm , der Schirm , dän. cn
Skjerm.
G *
44
ilc SliUl, der Schiss, dän. cn
Skid,
dät Sliöf , \. ein kleines Brett
zum Vorschieben, engl, shove,
2. Garbe,
dät Slirön, dän. et Skriin , die
Lade , Truhe , der Schrein ,
engl, shrine.
jö S/irdft, I.Handschrift, 2. die
heilige Schriit, dän. Skrift.
jö Sliröck , die Tasche,
jö Shruw , die Schraube , nd.
Schruw, engl, a screw, dän.
en skrue.
de Shräi, der Schrei,
jö Shräw , die Scharre, dän. en
Skrabe, engl, a scraper.
dät Shilrw , die Räude , der
Schürf, dän. Skurv.
dät Shöhr , l.der Schauer, An-
fall , 2. die Weile,
dät Shrübh, die Krätze,
de Släch, 1. der Schlag, Art,
Gattung , 2. der Schlag als
Krankheit,
de SUck, l.ein Schlag, 2. die
Art, Gattung,
dät Slübb, der Kolh.
de Släjnk , der Schluck,
jö Sldjnk, der Schlund,
jö Sling, 4. die Schleuder, 2.
Höhlung im Wagengeleise ,
engl, sling, dän. en Slijnge.
jö Shlöhs, die Schleuse , dän.
en Slusc, nd. Schlühs, engl.
sluice.
de Slicp , der Zipfel.
de SlüjU , der Wassergraben ,
nd. Schlot.
dat Scliüff, die Schublade, dän.
en Skuffe.
dät SUmm, der Schleim , nd.
und dän. Sliim, engl, slime.
de Slump, i. der Schlump, Zu-
fall , 2. eine Menge.
jö Slmv, die Schleppe, dän. et Släb.
dät Sliuf, siehe unten,
dat Slot, das Schloss in beiden
Bedeutungen, dän, 1. en Laas,
2. et Siöt, nd. Schiott.
jö Slägt, die Schlacht.
dät Smähr, das Schmeer.
de Smatis, der Schmaus.
de Smdss, der Schmied.
jö Smälis , die Schmiede , dän,
en Smedie.
de Sinälis , der Schmiss , dän.
et Smid.
jö Smiinn, eine Art wilder En-
ten, die Schmenne.
de Smühsse, die Esse.
jö Slieiv , der Aermel , engl,
sleeve.
de Snäpps, der Schnaps.
de Shiijtt, der Schoss, nd. de
Schoot, dän. Skjöd.
dat Snauck, siehe unten.
dät Sniclis, das Siieg, dän. en
Snees.
jö Snanr, die Schnur.
jö Snaar , die Schnur , die
Schwiegertochter.
de Snie, der Schnee, dän. Snce,
engl. snow.
4U
de Snälis , der Schnitt, Pfiff,
et Sned, snit.
jö Sndgg, die Schnecke,
dät Sndivs, 1. der Schmutz, 2.
nutzlose Sachen , dän. Snavs.
de Snäpp, der Zipfel, dän. en
Snip.
jö Snurr , die Schnurre , (ein
Spielzeug).
dät Snöf, der Schnupfen, dän.
Snue.
jö Söltg , die Sau , nd. Söhg ,
dän. en Soe, engl, a sow.
de Song, der Sang, Gesang, dän.
en Sang, engl, a song.
de Sömp , der Sumpf , dän.
Sump.
dät Soft SS, die Suppe.
de SiJöt, der Fleck,
dät Spät, der Spott.
jö SjJaait, die Spritze.
de Spaait, der Spritzfleck,
de Spring , der Sprung , dän.
und engl, spring,
dät Spät, 4. ein SpatcnvoU, 2.
der Spiess.
dät Späll, das Spiel,
jö Spar, der Spor,- Sporn, dän.
en Spore, engl. spur,
dät Spar , die Spur , dän. et
Spör.
dät Speek, der Speck,
jö Spann, die Spanne, engl, a
span.
dät Spann, das Gespann,
dät Späi , I Gespiecncs.
SpäiUng, j dän. Spij.
jö Späir , der Sparren , engl,
spar, dän. en sparre.
de Spann, der Spaan , dän, en
Spaan, das engl, spoon, (Löffel).
jö Spaul , die Spuhle, dän. en
Spole, engl, spool.
dcilSpüU, der Speichel.
jö Stjörr, Steuer, Ordnung, von
stjörren, steuern, dän. Stijr.
de Spärk , dän. et Spcrk , ein
Stoss mit dem Fussc.
jö SJäll, die Regel, Ordnung.
jö Sjärn , das Butterfass , nd.
Karn, engl, churn.
jö SJörk, die Kirche, nd. Kark,
dän. Kii'ke , engl, church.
dat Sjöhn, 1. das Gesicht, 2.
die Erscheinung , dän. Sijn.
dät Sjölink , das Licht zum
Brennen und Leuchten.
de Splähs, die Spleisse.
jö Splinn, | der SpUtter,
de Splinn, j dän. en Splint ,
engl. Splint.
dät Stäfik , das Stacket.
de Stall, der Stall, dän. Stald,
engl, stall.
de Stamm, der Stamm, engl.
Stern.
de Stjütt, die Semmel.
de Staat, der Staat, 1. als Volks-
verein, engl. State, dän. stat,
2. die Pracht , der Prunk ,
dän. städs.
jö Stämp, die Stampfe.
de Star, der Staar, als Augen-
krankheit.
46
jü Sprijn, der Staar, als Vogel,
dän. en Stare, engl, a starc,
jö Strädd , die Grätsche , engl,
a stride.
dät Stäi, der Koben, dän. en
Stie , engl. stij.
dät Stäjll, das Eisen, als Stoff-
name , das engl, steel.
de Stähg, der Stich, dän. et
Stik , engl, stitch.
jö Stäir, der Stern, engl, a slar.
jö Stanrk, der Storch, engl, und
dän. Stork.
jö Steem, die Stimme, dän en
Stemme,
dät Steef , die Fassdaube, pl.
Stmve, engl, a staff, pl. sta-
ves, dän. en stäwe.
de Stijtt, 4. der Stoss, 2. J?aum-
besatz an Kleidern,
de Stier, der Stier,
de Stierm, der Geruch,
dät Stick , der Griffel,
jö Sting , die Granne,
jö Stig, der .Steig.
jö Steeg , ein schmaler Weg.
de Stijn^ 1. der Stein, 2. der
Kode,
de Stock, der Stock,
dät Stock, das Stück,
dät Stopp, die Gelte.
dät Stöf, der Staub.
de Stup, die Meste, Theermeste,
2. der Stauf, in Krüddstup,
Blumenstauf.
jö Stünn, die Stunde, das dän.
Stund (Weile).
de Stjdrt , der Sterz , Schwanz ,
dän. Stjärt.
jö Stäfis, die Stadt,
dat Stälis , die Stätte, Stelle,
der Ort.
de Sträg , der Strich , dän. en
Streg.
jö Straahs, die Gurgel,
de Sträujn, der Strand,
de Strijt, ein Gang in der Kirche,
das engl, street.
de String ,l.der Strang, 2. die
Saite, engl, string , dän. Streng,
dät Sträi, das Stroh, dän. Straa,
engl, straw.
de Struhmm, der Strom, dän.
Stöm, engl, streara.
de Struck, der Strunk,
de Stridd, der Streit, dän. Strid.
de Sufimm, l. die Nalh, 2. der
Saum , dän. en Söm , engl.
seam, nd. Soom.
de Such , der Zober , Zuber,
jö Suhrd, die Schwarte, engl.
sward, dän. Svär.
de Süss , der Brunnen , nd. de
Soot.
dät Swämp, der Schwamm,
jö Swuhn , der Sclnvan , nd.
Swoon , dän. Svane , engl, a
swan.
de Släip, der Schlaf, nd. Slaap,
engl, sleep.
jö Swiep , die Windeln , dän. et
Svöb , engl, swathingclothes,
dät Siveess , der Schwaden , engl.
swath.
47
dät Strunt , der Dreck , alles
was nichts laugt,
dät Sivijt , der Schweiss , nd.
Sweet , dän. Sved, engl, sweat.
dät Swär , die Antwort , dän.
Svar.
dät Sivdck, das Zweck, dän. Svik.
dät Swinn , das Schwein , dän,
und nd. Sviin , engl, swine.
dät Stviert, Kienruss , dän. Svärte.
de Swierm, der Schwann, dän.
Svärm , engl, swarni.
de Sluck , der Schluck.
de Kluck , der Kluck.
dät Sits , der Zitz.
de Süpp , der Schluck.
dät S^äpp , der dünne Speichel ,
der Sabber,
dät Sägn , die Sage , dän. et
Sagn.
jö Stjöi , die Schaukel,
dät ShUmm, Schaum, nd. Schuum,
dän. skura.
jö S/m, die Scheu,
jö Snär , i.die Schlinge, 2. die
Schleife,
jö Smeel , das Lächeln , dän. et
Smiil, engl, a smile.
dät Staat , der Stahl , dän. Staal ,
nd. engl, steel.
dät Snäk , der Schnack , das
Gerede , dän. und nd. Snäck.
jö Snäpp , die Schnepfe , dän.
und nd. Sneppe , Snep , engl.
a snipe.
jö Shrämm, die Schramme, dän.
en Skramme.
de Shrdck , der Schreck ,
dän. und nd. Skräk und
Schreck,
dät Swjänl , das Schwert, dän,
et Svärd , engl, sword,
jö Swier , Säuferei , nd. und dän.
en Sviir.
dät Spünn, der Spund, dän. et
Spunds,
de Stäp , der Stapf, ein langer
Schritt,
de Straal, der Strahl, nd. und
dän. en Straale.
jö Taart, die Torte, dän. en
Tärte , engl, a tart.
de Tört, der Tort, Schimpf,
dät Täjk, der Tang, Seegras,
de Täüs , I der Zahn, engl, tooth.
de Täis , j pl. teeth.
de Tackst, 4. die Taxe; 2, der
Text, engl. tax.
dät Tdimu, das Tau, nd. dän.
et Toug.
jö Täio, i. die Tiffe , 2. Petze,
dän. en Täve, nd. Tiff.
dät Tdlt , das Zelt, dän. und.
nd. Tclt.
jö T/iäUj, das Strohseil zum Dach-
decken,
jö Thäg, die Schaflaus , die Zec-
ke , dän. en Tage , engl, a
tick , a tike.
de Tdpp , dän. en Tip.
jö Tdnn , die Tonne , nd. und
engl, tun , dän. Tönde.
dat Tdnn, das Zinn; nd. dän.
und engl. lin.
48
de Täms , das Haarsieb , dän.
et Tims,
jö Täll , nd. und dän, Tal , die
Zahl.
de Taurn, der Dorn, nd. Dorn,
dän. Törn, engl, ihorn,
de Thee, der Thee.
jö Tiem , der Zaum zum Fah-
ren , das engl, team , ein
Zaum Pferde , Gespann , dän.
en Tömme , nd, de Toom,
de Thicf , der Dieb, engl, thief,
nd, de Deef , dän, cn Tijv,
dät Thieg , die Lende, der Ober-
schenkel, engl, thigh.
dät Thing , das Dinggericht ,
dän. et Thing.
de Tijnst , der Dienst, nd. de
Deenst , dän. Tjcneste.
dät TJöcJi, i. das Yieh , pl, 2. das
Zeug , 3, der Zeug ; 4, die
Sachen, nd, Tüg, dän. Töi.
de Tngh , die Zunge , nd. de
Tung , dän, en Tunge , engl,
tongue.
jö Tnng , die Zange , nd. und
dän. en Tang , engl, tongs.
deTSll, der Zoll, nd. Toll, dän.
Told, engl. toll.
de Topp, der Schopf, Büschel,
die obere Spitze , auch dän.
en Top, engl. top.
de Tütt , der Guss an einer Kan-
ne , ein Däumling und dcrgl.
de Türk , der Türke.
de Törw , die Rasenflagge , der
Heidetorf, dän. Törv, engl. turf.
dät Trft/rff/, Draht, Zwirn, engl.
thread.
de Träjdd, der Faden, Zwirn-
faden,
de Trumf, der Trumpf, engl.
Irump.
de Trog, der Trog, nd. dän. et
Trug, engl. Irough.
jö Trüss, die Kröte,
de Trans, die Trense,
jö Trcel, die Trile, Trille, dän.
en Trilde.
de Trähs, der Tritt,
de Trähs, pl. Trähse, Tretthöl-
zer am Webstuhle , u. dergl.
jö Träiv , \. der Trab, dän. en
Trav', 2. das DrafT, die Stiege
Garben, 20, 40, 60 Stück,
dän. en Trave.
de Tlivol , der Zauberer, dän.
en Trold.
de Thron, der Thron, dän. und
engl, trone.
de Tünn , der Garten , der Zaun,
nd. Thun.
jö Thürn , der Thurm , nd. Toorn,
dän. Taarn.
jö Trepp, die Treppe, dän. en
Trappe , nd. Trepp,
jö Tuhn , die Zehe , dän. en
Taa, engl, a toe.
jö Tiir . 1. die Thräne , 2,
der Tropfen, 3. die Tur ,
dän. en Taare, engl, a tear;
pl. tears.
dät Tur, ein paar Tropfen, dän.
en Taar , engl, a drop.
49
dät Töch, 1. das Mal , 2. der
Zug, z.B. LIcklöcli, Leichen-
zug, dän. et Tog , engl. tug.
dät Thier, das Thier,
de Twäst, der Quast, oder die
Quaste.
dät Twört, der Docht.
dät Twich, der Zweig, nd. dat
Twieg, engl. twig.
dät Twjarn, der Zwirn.
jö Ttvjärn, die Querne, Hand-
mühle , dän. Qvärn.
jö Tweg , die Quene, Färse, dän.
en Qvie,
jö Twöng , der Zwang , dän.
Tvang.
jö Tiviwl, der Zweifel, nd. und
dän. Tvivl.
jö Tjälis, die Schwätzerinn.
de Träst, der Trost, nd. und
dän. Trost.
jö fügt , die Zucht , nd. und
dän. Tugt.
dät Tool , Getöse , dän. Stöi ,
Lärm.
de Tröts, der Trotz, dän. Trods-
de Töhg , der Streich , nd. Thög.
de Track, der Zug, dän. et Träk.
jö Toft, die Toft, ein eingeheg-
tes Stück Land beim Hause,
dän. en Toft.
jö Trits , die Tritze , dän. en
Tridse.
dät Uhr, das Ohr.
jö Uhr, die Uhr, in Taschenuhr,
de IJhrs, der Lenz,
de [/c/t, die Wand.
jö Uk, die Weiche.
dät Vhg, das Auge, nd. dat 0hg.
de Vlw, \ der Wolf,
de iJlw, j dän. Ulv.
dät Uli, die Wolle.
dät Urd, das Wort.
jö ürl, die Warze.
dät War , die Zieche , dän. et
Vaar.
dät Wäi , der Wattich , die
Molken,
de Wäll, der Wall , das engl
wall , (Wand),
jö Wägt, i. die Wacht, 2. die
Wache , nd. und dän. Vagt ,
engl, watch.
jö Wägt, 1, die Wage, dän. en
Vägt, 2. das Gewicht, Schwere,
de Wärk, der Schmerz, dän. en
Värk.
dät Wams , das Wamras,
jö Wml, die Wahl,
jö Wahs, die Wittwe.
de Wännü, der Gewinn,
jö Waag , die Woge , dän, en
Vove , engl, a wave , 2. die
Wage,
jö Waait, die Winke,
de Waait, der Wink,
de Wäink, der Wink, engl. wink,
jö Wä/ig , die Woche,
dat Wäirk, das Werk,
de Wjärt, der Wirlh, dän. en
Värt , 2. der Werlh.
de Wjärd, die Wahrheit,
de Winn, 4. der Wind, 2. der
Wein, engl, wind und wine,
7
50
dän. Vind und Viin , nd.
^yind und Wiin.
jö Winn , die Winde , dän. en
Vinde.
de Winn, die Blähung,
jö Whuj , der Flügel, dän. en
Vinge, engl, a wing.
dät Wirr, der Eisendraht, dän.
en Vire , engl. wire.
de Wurm , der Wurm , dän. en
Orm, engl, a worm.
.dat Würt , die Würze beim
Brauen, engl. wort,
jö Wöff, das Weib, nd. Wlef,
dän. en viv, engl. wife.
de Wäjl, der AVeiher.
dät lFä/7, das Wohl,
jö Weel , die Erholung, dän. cn
Hvile.
jö Wräll , die Welt , engl.
World,
de Wräst , der Spann , Rist ,
dän. en Vrist.
dät Wrack, das W^rack, dän. et
Vräg, engl, wreck.
jö Wiipp , die Aehre , das dän.
Yippe , (Granne),
dät Wäll, die Fürth,
dät Wal, dän. et Vad.
dat IF%s, das Wachs, nd. Wass,
dän. Vox, engl. wax.
de Wdi, der Weg, engl, way,
dän. Vei.
jö Wäilig, die Wippe,
de Wils, der Witz,
jö Währ , die Wehr , Kraft,
Stärke.
de Wäirf, der Warf,
dat Weest , der Westen,
jö Wägg , die Wiege,
jö Wich, die Wicke,
de Wdnsh, der Wunsch'.
Bemerkungen und Erläuterungen.
1 Dat Alik ist i. das Scheunenthor; 2. die längs der einen
Seite eines Deiches gehende Auf- oder Abfahrt nur von der Breite
eines Wagens. Stammt von dem Worte ägen, langsam fahren. Jö
Bägg kommt auch in dem yYorie Ijnhagg , dän. EneboUg , vor und
bedeutet ein einzeln liegendes Haus, auf einer Heide oder im
W^alde. De Balis, dän. en Bas, nd. en Baas, stammt von dem
Adjectivum hass , aus dem unser Coraparaliv v bosser'' (bässer)
"sich gebildet hat, und ist einer, der es andern zuvorlhut. Aus
derselben Wurzel sind hervorgegangen: de Bälise , dän. en Baado,
der Nutzen, Yortheil , so wie die Zeitwörter bähsen, at baade
und das deutsche baten, nützen, Nutzen bringen. De Bläjnk ,
dän. und engl, blink, ist 1. ein Blink mit den Augen; 2. der
schnelle Schein, dän. et Glimt, engl, a glimps ; 5. kommt es zu-
sammengesetzt vor in dem Worte » Hr/Üetvblaink," der Zwitter,
Hälberling. Das Wort Brälik ist das deutsche Brack, wird aber
anders gebraucht, als: dät hei nijn Brahh , es hat keine Noth ,
hat nichts auf sich , nichts zu bedeuten ; 2. Ick häw Brahk faar
51
Gijl , [aar Brüjd, u. s. w., ich habe Mangel an Geld, Brot, u. s. w.
Dät Bloch ist auch ein kurzes Ende von einem Rasenacker. Dat
Brüjd ist Brot als StofTnnmc . ein gcformles Biot ist de TroUimj ,
an andern Orten de Lief, der Laib. De Brödd , das diin. Braad ,
spitzer Slilt; der Stachel ist beiden Bienen: de Paurte. Jö Flöiih ,
nd. Flünk , Averden nur die abgeschnittenen Flügel genannt, die
als Flederwische dienen , sonst : jö Whig. De Gripp , ein schnel-
ler GrifT mit der Hand; de Grülip: he liet 't äw e Grälip, er hats
am Griff, u. s. w. De Grawe, der Griff als Handbabc an einem
Dinge, z.B. der Henkel an einem Topfe und dergl. Jö Haaw
konirnt nur so vor, als; tö Haaw (jungen, zur Kirche gehen; tö
Haaw wesen, sonst auch tö Sjürk. Jö Haiird , der Kircldiof, ist
das deutsche Hürde, indem vor Allers in der Bewaldungszeit die
Kirchhöfe mit Hürden eingezäunt waren. Dat Jörn, dän. Jern ,
engl, iron, kommt nur als Werkzeug vor, wie in Sirichjörn,
Plätteisen, Plaugjörn , dät Wirhjörn , u. s. w. De Klöinp , \. die
Klampe . 2. die grossen Heu- und Getreideschober , welche man ,
aus Mangel an Gelass im Hause . neben demselben auffübrt. De
Knupp , 1. jede kleine harte Erhöhung, 2. die Schwammdose an
der Tabackspfeife. Jö Läjll , ist schwer zu übersetzen , und wird
so gebraucht; Jö slaag grihslich to Läjtl , wörtlich: »Sie schlug
gräulich zur Lasse" d. i. sie erhob ein grosses Geschrei zum Schei-
ne, damit es lassen oder scheinen sollte , als ob ihr die Sache sehr
zu Herzen ginge; besonders bei Unglücksfällen. Jö Lier , Lehre,
he hei 'n gaiihs Lier, er hat gute Kenntnisse; 2. he ds noch äiijn
eLier, er ist noch in der Lehre. Dat Mäjl, das Mahl, dän. Maal,
wird so gebraucht ; en Mäjl Mölhe , dän. et Maal Mälk , so viel
Milch, als eine Kuh aufs Mal giebl; en 3Iäjl Pass , so viel Harn,
als man auf einmal lässt; en Mäjl Ahse, dän. et Maal Mad , eine
Portion Speise : jö Mäjltidd , die Mahlzeil. Jö Mäujnn , ein Kasten
oder Korb für Holz und Torf; der Kasten unter den altmodischen
Garnwinden, dalier; de Mäiijnneplöch, das walzenförmige Wickel-
holz , auf welches man den Knaul (dat Tjauling) wickelt , weil
dieses in dem Kasten aufbewahrt wird. Jö Mäjdd, die Math oder
Mäht, ist mit dem dänischen; en Mä, Mai, dem deutschen Malle,
dem engl, tnead , meadow verwandt, und bedeutet meistens nie-
drige , grasreiche Wiesen , die zur Heuwindung liegen. Jö Nösl ,
der Tränktrog fürs Vieh , ist eigentlich ; der Sarg , und soll aus
dem Gothischen stammen ; genau genommen wird dieser Name
auch nur von denjenigen Tränktrögen gebraucht, die alle aus
einem einzigen Steine ausgehauen sind. Jö Priehs ist sowohl eine
Prise Taback, als eine gekaperte. Dat Biess , das Vermögen sich
aufzurichten, z.Kjö Kö as fön 'l Biess, die Kuh ist von den Bei-
nen , kann nicht aufstehen ; riesen , sich in die Höhe richten ,
daher: de Biese, der Riese. Dät Bndd , von rudden, hin und zu-
rück durch einen Zaun oder über einen Wall kriechen , und
dadurch einen Schlupfweg bahnen, wo keiner sein darf; diese
Oeffnung heisst däi Budd , in Angeln: dat Bü oder Boi , das engl.
rov,t , die unordentliche Flucht. Jö Säih, z.B. dät Bauch as nie to
Säih, ich vermisse das Buch, wörtlich; es ist mir zu Such. Jö
Shröch, nur die Tasche in einem Kleide. Dat Shiif, der Schoof,
7 *
52
Schaub , ein Bund Stroh; auch eine Garbe Korn, die jeder Bauer
dem Feldhüter und dem Glöckner als alte Gerechtsame zu geben
hat. Dat Suauck, eine Kette mit einem Haken, etwas daran zu
hängen , wie in Külsnauck , Kesselhaken , dat Lämpesnauch , die
Lampenketle. Jö Söfjfi, die Sau, von sögen, saugen. Jö Stjiirr,
die Steuer, von stjürrcu , steuern, regieren; küjü Stjürr ! dän.
hold Styr. Jö Själl, unübersetzbar, die Ordnung, Regel, Aehn-
lichkeit, seines Gleichen. Dirr as nijn Själl mä , nijn Själl äujn,
dät sjället nint , sieht nach nichts aus. De Släp , der Stapf, der
lange Schritt; de Stäpe, die Stapfe, der Eintritt vom Fusse. —
Dät Stäpstä/is , der Siegel ; de Trislape , ein grosser , hölzerner
Bock mit drei Füssen , oder hölzerner Dreifuss ; der eiserne Drei-
fuss ist de Trifäujtt oder Trafäujtt. Dat Glaumm , der Gluram ,
das Trübe im Wasser, daher ^/aiM/w/Mr; , glumm; dät Graum, siehe
oben, daher grämen, ausweiden, als Fische und Yögel. Jö Piiliss,
die weibliche Schaam ; dat Dümi , die Daunen , Flaumen , nd.
und dän. Duun , Dunen; de Bhiss, die Blässe, eines Pferdes; de
Km'tpp ist auch die Knospe ; dat Feit , der Filz , dän. Filt. De
Drall, der Drillich, dän. Dreil ; jö Kier , he gongt so to Kiers , er
geht so zu Kehr ; tökiersgungcn , nd. tokeersgaan ; dät Krät , ein
verkümmertes Ding, verächtlich, von Menschen und Thieren.
Die Nachsilben des Hauptwortes.
§. 5i. Diese sind: äi, e, cl, eni , en, er, ere , erne , ense , ent,
cd, et, ert , ig, inn , ing , ling , ir , he, ken , jen, duhm , shäp ,
häid, eise und niss , als:' jö Lönshriwiveräi , die Landschreiberei;
de Kröge, der Grapen ; de Knepel , der Knüppel; de Bäisem , der
Besem ; \ö Meilen , die Mühle; de Shrüjdder , der Schneider; de
Fasere, der Gevatter, richticfcr: de Faser; de Wanserne r. IFan-
ser , die Schnell wage , nd. und dän. en Bismer; de Fierense,
die Ferne; dät Aatvent, die Schnürbrust; jö Döged , die Tugend;
dät Hiiget, die Anhöhe; jö udncrt , die Ente; de Gulig , der Gal-
gen; jö Kinninginn , die Königinn ; dat Alkenir, der Erker; dät
Wänning, das Fenster; de Repling , die Blutwurst, wörtlich: der
Reifling; dät Twelbortjen , das Sabbertüchlein; dal Hiertugduhm ,
das Herzogthum; dät Lönskap, die Landschaft, auch: jö Lönshap;
jö Saalighäid , die Seeligkeit; de Tdchelse, die Deichsel; dät Lick-
niss , das Gleichniss.
§. 32. Die meisten Wörter , welche sich auf e endigen , sind
folgende , als : de ./we, der Affe , nd. de Aap , engl, ape ,
dän. en Abc; de ^tte , ^Uäte, der Grossvatcr; da Aime, collect.
55
die Butlerrailch; de Bahse, der Nutzen, Vorllieil ; de Bahre, die
Bahre, dän. cn Baare , engl, barrow , a bier; de Böge, der Bo-
gen , engl, a bow , dän. en Bue , nd. de Baag ; de Bolle , die
Beule, dän. Byld, engl, a beal , bile, boil; de Bürre , der Bauer;
de Btirre, die Klette, dän. Burre, engl, bur; de Stägelburre, die
Distel; de Banckstewe, der Buchstabe , dän. Bogstav; de Büshe ,
das Butterbrot; de Bulle, der Bulle, engl, bull; de Bolise, der
Bote, nd, de Baad; de Bälle, der Ball, 2, der Ballen, engl, ball;
de Döbbe , der Pfropf; de Dümpede, das Kopfkissen; dät Drajnke,
das Trinken; dät Ahsc, das Essen; de Dräge, der Drache, dän,
en Dräge , nd. de Draak , engl, drakc ; de Driegde , Verschlagsam-
keit ; de Ebbe, die Ebbe, engl, ebb, dän, Ebbe; de Egge, Seite,
Kante, das dän. Eg' und das engl, edge; de Di/issc, getrockneter
Kuhfladen; Dojtte , Töchterchen in der Anrede; de Borke, die
Beilade in einem Koffer ; de Falke , der Falke ; Fäike , Bübchen ;
de Färe , die Gefahr , dän. en Färe ; de Flohse , dän, und engl,
flock; de Fohle, der Fohlen, engl, a foal ; de Frage, die Frage;
Ae Frmde , die Freude; de Fräthe, (verächtlich und geraein) das
Maul, die Gosche, Fresse; de Frese , der Friede, dän. und nd.
Fred ; da Flöme , coli, die Flauraen der Schweine , dän. Flom-
mer; de Frohse , der Geifer, dän. Fraade , engl, froth ; de Fiijlle,
die Falte, dän. en Folde, engl, a fold ; Frönne, coli. Gefreundte ,
Verwandte, dän, Fränder; de Faane, (jö Faan) , die Fahne, dän.
en Fane, das engl, fan ; de Fläbbe, das Hängemaul, die Fläbbe,
dän. en Fläb; de Finne, (jö Finn), \. Flosse, 2. Finne, dän. en
Finne , engl, fin ; de Främde , die Fremde ; de Flekke , die Häk-
chen an der Spindel ; de Gaaive , die Gabe , dän. en Gäve ; de Glä-
mc , engl, a gleara, Schimmer; de Gahse , [Gahsing) , alles, was
man gut gebrauchen kann; de Galle, die Galle, dän. Galde, engl,
gall; de Göme, der Gaumen, dän. Gurame, nd. Guhm; de Glöme,
die Kohlcnglulh; de Gnahse , die Gnade; de Grawe, die Hand-
habe; de Gränse, Gränze , dän. Grändse ; de Grause, die Gruse,
dän. en Gröde , engl, growth ; de Ch-eme , die Halfter, dän. en
Grime, daher das engl, groom , (Stallknecht); de Häge , der Ha-
ken, dän. en Hage, engl, a hook, nd. en Haak, Haaken , 2. der
Schüttkoben, in welchen das Vieh von dem Flurhirten eingeschüt-
tet, d. h. eingepfercht wird; de Hase, der Hase; de Hämme , eine
54
Reihe Fennen in dem sogenannten Herrenkoge , die durch einen
sie umgebenden Graben von dem übrigen Lande gelrennt sind; ein
von andern abgefriedigles Stück Land, der Harn, die Hemme.
De Helle , die Hölle , engl, hell ; de Hiere , der Herr ; de Hiese ,
der Heide , engl, a heathen ; de Hocke , die Garbe , das deutsche
die Hocke , zusammengestellte Garben , fries. de Shocke ; de
Home, der Hamen (Reuse); de Hone, altfries. der Hahn, in Hone-
biijlke , der Hahnenbalken; de Hönke , der Hahn am Fasse, dän.
en Hanike ; de Huge , die Hoge , Name eines Halligs; de Höjtte,
Endscheibe^des Brotes, de Höjnte — ; de Jäle [iöJalil], der Schilf-
oder Teichkolben; de Jjnne, das Ende; de Jönge, der Junge, nd.
de Jung; de Jöfirke, die Theurung; de Jölise , der Jude, dän. cn
Jode, engl. Jew; de Kaie, engl, a key , der Schlüssel; de Kälse,
der Malmzahn, nd. de Kuhs; de Kempe, der Kämpe; de Kille, der
Keil, dän. en Kile; de Klage, die Klage, dän. en Klage; de Klüse,
Traube, Büschel, dän. en Klase, engl. Cluster; de Knaakc, der
Knochen, nd. Knaak, dän. Knaag; de Kläwc, dän. cn Kleve, das
Halsband der Rinder, mit welchem sie an die Wirbel der Ställe
gebunden werden, 2. der Zagel; de A7ö»A{?, die Holper, Erdscholle;
de Klünne, dän. en Klunds, ein dicker Lümmel; de Klobbe, der
Kober ; de Knagge , der Zacken , um etwas daran zu hängen , 2.
in einem Rade, dän. en Knäg"; de Knolle, der Fussknöchel, 2. der
Pfeifenkopf; de Knolle, dän. cn Knold, ein derber Lümmel; de
Kölile, l.die Kohle, 2. der Schliessstift bei allen Vorlegeschlössern,
nd. de Köl, dän. en Kül; de Krage, 4, der Kragen, 2. die Krähe;
de Kruse, dän. en Kräse , der Kropf bei Vögeln; de Knote, der
Knoten, dän. en Knude, nd. de Knott , engl, knot ; de Kulle, \.
die Kälte, 2. das Fieber, dän. en Kulde, nd. de Köll, engl, cold;
de Körne, ein spottender Hausgeist, (Komos?), 2. im Scherz, die
Nase; de Krampe, der Krampf, dän. en Krampe, engl, cramp; de
Kroge, der Grapen ; de Kurde, dän. en Karte, engl, card, die
Karde oder Kardätsche zum Wollkratzen; de Läge, de Laage, die
Lage; de Läpe, der Lappen; de Lappe, die Lipj)e, Lefze, dän. en
Lippe, en Labe, nd. und engl, the lip ; de Ldingde , die Länge,
dän. en Längde, engl, ihc Icngth ; de Lanckke , der Blick, An-
blick eines Menschen, nach den Augen beurtheilt, z.B. Iie het nun
yanhsen Lanckke, er hat keinen guten Blick, von laucken, lugen;
55
de Laurte, dän. cn Lört, engl, a turd; de Licwdc , die Liebe,
nd, de Leewde; de Lense, die Lünse, dän. Lunstikke, engl, linch-
pin; de Junke an de Ljägle, im Dunkeln und im Lichte; de Locke,
die Locke, dän., nd. und engl. Lock; de Löge, die Lohe, Flam-
me, dän. en Luc, nd. de Laag ; de Löiike, die Hüfte; de Zmve,
der Glaube; de Mäge, der Magen, nd. de Maag, dän. Mave; de
Mdingde, die Menge, dän. en Mängde; de Alande, die Mode, dän.
und engl, mode , nd. de Mood; de Manne, i. der Mond, dän. en
Maane, nd. de Maand, engl, moon, 2. der Monat, dän. Maaned,
engl, month. De Maure, 4. das Moor, 2. das sogenannte Riesum-
moor; de Mose, das Torfmoor, dän. en Mose, engl, moor, vergl.
das Moor und de Maure; de Möne, die Mähne, dän. en Man,
Manke, engk mane; dat Mölke, die Milch, dän. und nd. Mälk ,
engl, milk; de Döjnfe , nd. dat Döntjcn , Döhnchen; jö Maak, die
Mache; deMäute, die Mühe; deMäjntje, das Männchen; de Man slie,
der Mensch, dän. et Menneske, nd. de Minsch; de Mäjtte, in der
Redensart : to Mäjtte kämen, übel anlaufen, etwas WerthvoUes
beschädigen oder zerbrechen. Es bedeutet auch das Maass , als:
Mäjtte Jti'ijllen, Maass halten, dän. at holde Maade; de Nänjtte, i.
die Note, 2. Melodie; de Närke, die Enge, yonnär, eng, engl. naiTow;
de Neke, der Nacken, engl, neck; de Njörke, die Niere; de
Nome, der Name, nd. de Naam, engl, narae; de Näigde, die Nähe,
nd. de Necgd ; de Nooke, der Schlucken, engl, hiccup; de Nüittc,
der Nutzen, u. s. w. ; de Ohme, der Odem; de Ögse, der Ochse,
en Ox, nd. de Oss , dän. en Oxc; de Örne, der Eber, dän. en
O'rne; dat Ohle, das Oel; de Paasfie, die Ostern, dän. Paaske; de
Päike, dän. cn Pög, Päike, Jüngelchen; de Päpe, l. die Weiber-
brust, 2. die Zitze, Brustwarze, 3. die Muttermilch; de Päse , der
Ochsenziemer, dän. en Pees; de Paurte, d.das Thor, die Pforte,
dän. nd. und engl. Port, 2. der Kerker, 5. der Bienen- und Wes-
penstachcl; de Pille, l.die Pille, 2. das männliche Glied; de Pjärse,
die Presse, dän. en Perse, engl, press; de Plage, die Plage, engl,
plague; de Plünne, der Lumpen, nd. de Plünn ; de Plagge, der
Fohlen, dän. en Plag', engl, a colt or foal ; de Pöjnte, s. oben, ein
Würfelhölzchen; de Pose, das Säckchen, dän. en Pose, nd. de
Paas; de Pule, der Pfahl, dän. en Päl, nd. de Paal, engl, a pale,
pile; de Putte, dän. en Pude, Hestepude, 1. das Kummetkissen,
56
2. ein Pott Erde beim Deichen ; de Pocke , die Pocke , Blatter , u. s. w,
Qu oder Kiv fehlt gänzlich im Nordfriesischcn und kommt höch-
stens in Quaal, die Qual, und Qualster, der Qualster, vor; dieser
Laut wird durch Tw vertreten. De Räme, der Rahmen, dän. en
Ramme, nd. Raam; de Räme, die Dachschwelle; de Reme, der
Riem, d. i. Treibruder, dän. en Aare, engl, an oar, nd. Reem; de
Riese, der Riese; de Rögge, der Roggen, dän. Rüg; de Röjnte, die
kurze Mannsjacke; de Röwe, der Schürf auf einer vernarbenden
Wunde, nd. Raaw; de Robbe, der Robbe, Seehund; da Rdinke,
collect, die Ränke, dän. Ränker; de Säge, die Sache , dän. en Säg,
nd. de Saak; de Säle, das Kummet; de Senne, die Sünde, 6ngl.
sin; de Seme, die Seime, die Peitschenschnur; de Seime, der
vordere Bettrand; de Sjäme, der Schemen; de Sliäse, der Schade,
dän. Skäde ; de S/ijärdlihsse , die Schnittererndte ; de Sltänse, die
Schanze, dän. en Skandse, engl, a sconce; de S/iä7W, die Schiene,
dän. en Skinne; de Sie, i. die See, 2. der See; de Slänge, die
Schlange, dän. en Slange; de Släse, der Schlitten, dän. en Släde,
engl, sledge; de Slörre, Nachlässigkeit, Fahrlässigkeit, von slör-
ren, säumen, nachlässig behandeln; de Slöpe , das lederne Brust-
geschirr der Pferde ; de Sljugte , von sijögt , eben , schlicht ; de
Sliöcke, vergl. Hocke; de Smäge, der Geschmack, dän. en Smäg;
de Snütte, die Schnauze, dän. Snude , nd. Snut, engl, snout ; de
Snijdde, die Griebe, die Ueberreste des ausgeschraelzten Schweine-
fetts, dän. Grever; de Snöwe, die Schnuppe am Lichte, engl, a snuff;
de Smühsse, die Esse; de Söme, die Summe, Sum — ; de Sollme,
die Kindtaufe; de Späse , der Spaten zum Torfgraben, dän. und
engl, spade, nd. Spaad; de SpUisse, die ^-peise, dän. en Spise; de
Sprainke, die Sprosse einer Leiter; de Spuke oder Späjcke, die
Speiche, engl, spoke; de Spräjcke, die Sprache, dän. et Sprog, nd.
Spraak; de Spijlle, die Spreize, derSpeiler; deSwöme, die Schwei-
me, Ohnmacht, engl, swoon; de Stelle, die Stelze, dän. en Stylte,
engl, still; de Stiibbe, 4. der Baumstumpf, Stock, S.Familien-
Stammsitz; de Stuwe, das Feuerstübchen , Feuerkieke, das engl.
Steve; de Straate, die Strasse, nd. Straat , dän. Strädc, engl,
Street, strait; da Sturre , coli. Spitzenfalten als Kopfputz; de Stäpe,
die Stapfe, engl, step; de Stücke, eine Stauche Torf; de Stele,
der Stiel, nd. de Stähl; deStvnge, die Stange; de Stalle, die Stille;
57
de Shdcke, Gestalt, Form, nd. und dän. Schick und Skik, als:
däl het näu Shacke, en ganJisen Sfiacke, nd. dät liet keen Schick,
cn guden Schick; de Stägge, die Sehlacke, engl, slacks, pl, ;
de Shurre, der Schlittschuh, engl, skate, dän. en Sköite ; de
Shrädde, die Schräge; de Sträge, der Streicher z. B. zur Sense,
der Häckselklinge, dän. Stryger, engl, stroker; de Stippe, die Stütze;
de Tage, das Dach, dän. et Tag, nd. Dack; de Täpe, der Zapfen,
tap, — ; de Thäte, der Vater; de Tele, die Diele, altdän. Tillie ,
nd. Dähl;'de Tjäre , der Theer, dän. Tjäre, engl, tar; de Tjdwse,
der Kinnbacken, Kiefer, engl, jaw, chaw; de Töle, das Maul; de
Töle, ein Grasbüschel, Binsenbusch, u. s, w.; de Tome, l. der Dau-
men, 2. der Zoll, nd. 1. de Duhm, dän. i. Tommelfinger, 2. en
Tomme, engl, thumb; de Tagte, der Gedanke; de Töfte oder Tagte,
in Wähsertoße , eine Abzugsrinne unter einem Wege, kleines Siel;
da Twäge, die Hefen; de Träne, der Thran, dän. Trän, nd. Traan,
engl, train-oil; de Tünne, die Zinke, dän. en Tinde, engl, tine;
da Träme, pl. der Drum, Lädelfäden am Weberbaum; da Töntle,
die Klöppel zum Klöppeln; de Unnerne, das Mittagessen ; de Wälle,
der Wille, engl, und nd. Will, dän. Villie; de Wale, 1. die Strieme,
Schwiele, 2. in Tingiväle, dän. Tingvold, in Norwegen: Budstikke,
5. die Wulst; de Wijtte, der Weizen, engl, wheat, dän. Hvede ,
nd. Weten; de Wihsse, 4. die Weise, nd. und dän. en Viis, engl,
wise, 2. der Weise, nd. und dän. en Viis, 5. die Wiese; de Wäne,
der gute Freund, dän. en Ven; deWidde, die Weite, dän. en Vide;
de Weeste, der Westen; de ^sle, der Osten; de Sühsse, der Sü-
den; de Naurde, der Norden; de Wjärlse, der Wirtel, Wirbel am
Tüdder oder Spannstrick, damit dieser sich nicht zusammendrehet
* De Böshe, das Butterbrot, ist nicht mit Büshr die Büchse, als
Behältniss , zu verwechseln, wie in Böserbüsli, Spürbüsh, u. s. w.
Dät Ahse an Drajnke , ist : das Essen und Trinken , als Speise und
Trank; die Handlung des Essens und Trinkens ist: dat Ä/isen an
Dräjnken. De Egge, die Seite, ist nicht die wirkliche Seite eines
Dinges, diese ist: jö Sidd, als:j'ö ragt, jö Icft Süld , jö Slägskld. Egge
wird so gebraucht: de hirr Egge, de janner Egge auf ä Slruhmm,
diese ,, jene Seite, oder: diesseit und jenseit; ferner: Ick bdn äw
dän Egge, ich bin auf deiner Seite, halte es mit dir; äiv sdn
Egge, wofür man auch Kant, die Kante, gebraucht. De Frünn,
ist von Friinne, Anverwandte, zu unterscheiden, als: dät ds man
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Volksnanicn auf e sind: de Swede, de Preuse, de Russe, de Slaa-
we, (l.der Slavc, 2. Sklave); de Jose (Jude); de Hiese der Heide.
Hauptwörter mit der Endung el.
a. Männliche.
§. 53. De ^pel , der Apfel, nd. Appcl, engl, apple; dät Ajngel,
der Engel, engl, an angel; deBajngel, der Bengel; deBäjttel, der
Meissel , nd. Betel; de Hassel, der Kappzaum, dän. et Bidsel; de
Bibel, engl, bible — ; de Böget, der Bügel, dän. en Böil , nd. — ;
de Bu/ifel, der Büffel; de Büttel, die Büttel, nd. — , engl, bettle;
de Dackel, der Deckel; de Dänwel, der Teufel; de Drempel, der
Drempel, die Scbwelle; de Fibel, die Fibel; de Fögel, der Vogel,
nd. Faagel, dän. Fugl, engl, fowl; de Gäwel, der Giebel, nd. Gä-
wel, dän. Gavl, engl, gable; de Grüppel, Abzugsrinne; de Hdin-
mel, der Himmel, nd. und dän. — ; de Hagel, i. die Ferse, 2.
der Absatz am Schub, 5. der Hagel, 4. Hagelkorn, Schrot, dän.
1. en Häl, 2. Hagl, engl. i. heel, 2. hail; de Högel , der Hügel;
de Jögel , der Eiszapfen, das deutsche Jökel, und das isländische
Jökul; de Kittel, der Kittel, — ; de Kncpel, der Knüppel; deKrdingel,
Frünn, das ist mein Freund; aber wdlt sdn Frünne ist: wir sind
Anverwandte oder Gefreundte, dän Fränder; wir sind gute Freun-
de (einander nicht fcind) ist: wäll sän ganhs Wäne, dän. gode
Yenncr; de Flecke, s. oben , sind die Arme der Spindel; die daran
befindlichen eisernen Häkchen beisscn: da Nocke, pl., welches Wort
auch: der Schlucken heisst, s. dieses; de Främde , wird ganz wie
im Deutschen gebraucht, als: äujn'e Främde wesen, in der Frem-
de sein; de Främde kamt Ulfe Främde, der Fremde kommt aus
der Fremde. Dat Ljägt, das Licht, als: Däisljägt, Wägsljägt, ist
zu unterscheiden von: de Ljägte, die Helle, als: Dirr liäfist de
sellew äujn'e Ljägle slijnnen, da hast du dir selber im Lichte ge-
standen. De Sehne, s. oben; zu Häupten des Bettes ist: de Haad-
linge; zu Füssen: de Fäjttlinge. De Sljur/te von sljögt, schlicht,
dän. slct, ist zwar im eigentlichen Sinne: die Ebene, dän. en Slette,
wird aber meistens uneigentlich gebraucht, als: fie slaug me äw
äiven Sljogte , nd. he slög mi up eben Sligt, d. i. er schlug mich
ohne alle Veranlassung, aus freien Stücken; dät kaum äw äiwen
Sljögte, es kam ganz von selbst, unwillkürlich: Nö san watt äw'e
Sljogte mä enauser, nun sind wir aufs Reine mit einander ge-
kommen.
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die Kringel, Bretzel, dän. cn Kringle, nd. Kringel, engl. crackncU;
de Kräwel, der Krüppel, engl, cripple; dat Kräwel, verächtlich;
de Kägel, der Kegel, dän. en Kegle, engl, kayle; de Mämjvl, der
Mangel; de Mergel, der Mergel, engl, marl; de Nägel, l.der Na-
gel am Finger, u. s. w. 2. ein kleiner Nagel, nd. Naagcl, dän. Negl,
engl, nail; de Ndwwel, der Nahel, dän. Nävi, engl, navel; de Pie-
sel, der Pesel oder Pisel, nd. Pesel; de Pinsel, der Pinsel, dän.
en Penscl, engl, pencil; de Prägel, die Stricknadel, das deutsche
Prickcl, wie in Wurstprickel; de Pudel , 1. der Pudelhund, 2. einen
P. machen beim Kegelspiel; de Rekel, der Rekel; de Puchcl , 1.
der Höcker, Buckel, 2. der Rücken selbst; de Saabel, der Säbel,
nd. Saabel, dän. Säbel, engl, sabre; de Särkel, der Zirkel, engl,
circle, dän. Sirkel; de S/iainhel, l.der Schenkel, 2. der Schinken;
de Scliämmel, der Schemel, dän. en SkammeH ; de Slüngel, der
Schlingel, dän. und nd. Slüngel; de Snaabel, der Schnabel an
einem Dinge, wie im Dänischen: enSnäble; bei Vögeln: dat Nehb,
dän. et Neb; de Staapel, der Stapel, dän. cn Stäbcl; de Staingcl,
der Stengel; de Stäiwel, der Stiefel, nd. Stäwel; de Stakel, dän,
und nd. en Stakkel, der arme Wicht; de Swdingel, der Schwen-
gel, besonders am Dreschflegel und an der Wage, an welcher die
Pferdeden Wagen ziehen, an der Pumpe, u. s. w.; de Swdndel, der
Schwindel; de Stdmpel, der Stempel; de Snösel , nd. Snösel; de
Spainkel, das Faulfieber mit Flecken; de Slrippel, der Streifen in
gestreiften Geweben; de Tdmpel , der Tempel, dän. und nd. — ;
de Tögel, der Zügel, nd. Tögel, dän. Töil; de Titel, der Titel;
de Tüttel, der Tüttel; de Toß'el, der Pantoffel, nd. und dän.
Toffel; de Wacksei, der Wechsel; de Wainkel, der Winkel; de
Wäsel, das Wiesel.
1 De Shämmel, gilt in allen Bedeutungen des deutschen Wor-
tes, es ist aber sinnverwandt mit: dat S/iörn, wie etwa Sclre-
mel und Hitsche ; dat Skörn und de Fäujtt shämmel werden als
völlig synonym gebraucht, aber in vielen Fällen kann und darf
man sie nicht mit einander verwechseln. So heissen die horizon-
talen Bretter, welche die Füsse der altmodischen, langen Tische
mit einander verbinden, auch Fäujttshämmle , weil man beim Es-
sen die Füsse darauf setzen kann; hier würde Shörn durchaus
verkehrt stehen. So sagt man auch: dät Bögshörn, Bläucltisch ,
wo Shämmel nicht stehen könnte.
60
b. Weibliche.
Jö Daawel, die Simse: jö Bössei, die Bossel, d.i. eine Kugel zum
Werfen, wie jö Issbössel, Kägelbössel, u. s, w. , engl, bowl; jö Dä-
gel, der Tiegel; jö Fägel, der Fehler, das Versehen; jö Fistel,
d.die Fitze; 2. die Fistel; jö Fläiel, der Dreschflegel, engl, flail:
jö Gichel, die Geige; jö Haawel, die Klunkermilch, gelieferte
Milch; jö Häwel, der Hobel, dän. en Hövl; jö Hagel, die Hechel,
dän. en Hegle, nd. de Häkel, engl, heckle, hatchel; jö Käivel ,
die Koppel, z. B, Pferde, Hunde, u. s. w., engl, couple; jö Köwel,
kurzer Frauenzimmerrock (petticoat) ; jö Kantöffel, die Kartoffel;
jö Lüngel, die Lunge, dän. en Lunge, nd. de Lung, engl, lungs;
jö Mandel, die Mandel, nd. und dän. en Mandel; jö Mängel, die
Mangel, kleine Handrolle, dän. Mangletöi; jö Rdingel, der Henkel-
topf; jö Räigel, die Regel; jö Sägel, die Sichel, dän. en Segl, nd.
Sekel, engl, sickle ; jö Sjöhssel, dän. en Syssel, die Pässelei; jö
Shauwel, die Schaufel, dän. en Skovl, engl, shovel, nd. Schüffei;
jö Taafel, die Tafel, nd. Taafel, dän. et Taffei, en Tavle, engl,
table; jö Kugel, die Kugel, dän. Kugle; de Taagel, nd. — , der
Zagel; jö Stauppel, die Stoppel; jö Wickel, nd, de Wiechcl, die
Weidenruthe , die Weide selbst; jö Ungel, die Angel, engl, angle.
c. Sächliche.
Dat A'ingel, das Engelchen; dät Aesel, der Esel, nd. und dän.
Esel; dät Krävel, der Krüppel, nd. Kröpel; dal Kapitel, — ; dät Mi-
raakel, Mirakel, grosses Gewirre; däl Räiel, in: Spannräiel, Spin-
nenwebbe; dät Sägel, l.das Segel, 2. das Siegel.
Mit der Endung en,
a. Männliche.
§. 34. De Aimen, der Ofen; de Dägen, der Degen; de Raa-
wen, i. der Rogen, 2. eine Verwünschung; de Sägen, der Segen; de
Wäien, der Wagen; de Gellen, der Gulden; de Orden, der Orden;
de Kögen, die Küche.
b. Weibliche.
Jö Brägen, der Brägen, engl, brain, brains, nd. Brägen; jö Blä-
6t
gen, dän, cn Blcgii, Bläschen, Blatter, engl, a blain; jö Ellen,
die Elle, nd. en Ahl, engl, an eil, dän, cn 'Alcn: jö Fömmen, das
Mädchen, das engl, woman; jö Läfjeti, die Lüge, dän, Lögn, nd.
Lögen: jö Meilen, die Mühle, engl, a mill; jö Stauwen, der Sla-
fen, dän. Stavn, der Standort des Hauses mit dem Warf und Gar-
ten, u, s. w.; jö Wünnen, l.die Wunde, 2. als Verwünschung oder
Fluch: dät de de Wünnen!; jö Nilken, die Nelke.
c. Sächliche.
Dät ^Iken, dän. en Allike, die Dohle, daher; dät u/lkenier ,
der Giebelerker, wo sie früher oft nisteten. Dät ^iken, das Ei-
chen, eine eiförmige Riechbüchse; dät Bächen, das Becken; dät
Däken, die Pferdedecke; dat Gagen, der Nutzen, dän. Gavn; dät
Häigen, das Stuhlkissen, dän. cn Hynde ; dät Kopken, diminutiv,
die Tasse, das Tässchen; dät Laaken, das Laken, dän. Lagen,
wie in Rielaaken , dän. Sparlagen , Bettvorhänge an messingenen Rin-
gen, die auf einer wagrecht ruhenden Stange vor- und zurückge-
zogen werden; dät Sägen, die Sage, dän, Sagn: dat Sicken, der
Seufzer, dän. et Suk, engl, sigh; dat Swälken, das Schwälbchen,
engl, swallow; dät Tieken , das Zeichen, nd. dat Tcken, dän. et
Tegn, engl, token ; dat Waapen, das Wappen, dän. Vaaben; dät
Wäsen, das Wesen, dän. et Vasen, 1. das Wesen als wirklich Sei-
endes, 2. viel Wesens von etwas machen; dät Saaken, nora. coli,
für Vieh und Sachen; dät Sihssen, die Seide; dat Shräbilken ,
die Maske, Larve, auch der Haubenstock; dät oder jö Wolken ^
die Wolke, das engl, welkin.
Mit der Endung er.
a. Männliche.
§. 35. De Aadler, der Adler; de Jlnker , der Anker — ; de
Bolter, eine gewundene Rennkerze aus Wachs oder Talg; de Brauh-
ser, der Bruder, nd. und dän. Broder, engl, brother; de Daalei\
der Thaler, nd. Daaler , dän. en Dälcr, 2. der Dotter im Eie; de
Drönker, der Säufer, dän, en Dranker, engl, drunkard; de Doffer,
der Tauber, Tauberich; de Eher, der Acker, dän. en Ager, engl,
acre; de Däger, der Dcchcr, dän. et Degcr, engl, a dicker; de
62
Fajnger, der Finger; de Fidder, der Vater, dän. Fäder, nd. Faa-
der, engl, fallier • ; de Fäliser, die Feder, dän. Fjeder, nd. Fed-
der, engl, fealher; de Gljärder, der Brotschieber; de Hämmer, der
Hammer; de Häinger, der Henker; de Haller, der Heller; de Ha-
ger, die Trespe (Bromus secallnus L.), dän. Heire; de Jäger, der
Jäger, dän. und nd. — ; de Junker, der Junker; de Jörder, der
Hirte , dän. en Hyrde , das engl, lierd in : herdman und shepherd ;
de Kaiser, der Kaiser; de Käpcr, der Kaper; de Kufj'er, der Kuf-
fer; de Könher, der Kanker; de Ljögter, die Leuchte; de Löper ,
der Knicker, Schüsscr, das Schnellkügelchen ; de Malmer, richti-
ger: de Marmel, das Marmelkügelchen zum Spielen für Knaben;
de Mäister, der Meister, nd. — , dän. Mester, engl, raaster; de
Moser, der Mörser; de Mäjdder, der Mäher, dän. en Maicr; de
Nummer, die Nummer, engl, number; deNänner, der Nenner, und
de Teller, der Zähler in Brüchen ; de Ömmer, der Eimer; de Prestet\
der Priester, dän. en Präst, engl, priest; de Racker, dän, Racker,
der Schinder; de Racker, ein Scheltwort, dän grölte Rdcker, du
grosser Rekel , Lümmel; deRidder, l.der Reiter, 2. Ritler, 5. das
Reitpferd, als: de Shdmmel as en gauhsen Ridder, der Schimmel
ist ein gutes Reitpferd, lässt sich gut reiten; de Rütter, der Reu-
ter, dän. en Rytter, im Militair; de Sdmmer , der Sommer; de
Sndjtter, der Tischler, eigenll. Schnitzer, dän. Snedkcr (Snitker);
de Sötter, das latein. sutor , der Schuster ; de Shjärder , der
Schnitter; de Shrüjdder , der Schneider ; de T haser , der Buch-
weizen; de Tjaaler, der Keller; de Urder, der Erpel, Enterich,
nd. de Wort; de Wönter, der Winter; de Wihsser, der Weiser,
Zeiger, nd. und dän. Viser; de Edder, die Ader; de Tunner, der
Donner, nd. — , engl, thunder; de Kämmer , die Kammer, nd.
und dän. — , engl. Chamber; de Swaager, der Schwager, nd. — ,
dän. Svover; de Gönner, der Ganser, nd. Ganner, engl, gander;
de Höker, der Höcker, Trödler, engl, huckster; de Ringster, der
Läuter, dän. en Ringer, engl, a ringer; de Ränster , der Renner;
de Faarränster, der Vorrenner, der gleich nach der Predigt aus
1 De Fidder, der Vater, und jö Mudder , die Mutter, sind die
Namen der Eltern in Beziehung auf ihre Kinder; in der Anrede
nennen die Kinder den Vater: T/iäte, Täjte, Rabbe, und die Mut-
ter: Mdmm, Mcem oder Mcmm.
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der Kirche rennt; de Kummer, der Kummer, nd. und dän. — ,
engl, cumber; de O'tler, die Otter, dän. cn Odder, nd. — , engl,
an Otter; de Böjter, der Böttcher, nd. — , dän. Bödker; de Kliiw-
wer, der Klauer; de Klöwwer, der Klaustab; de Stömper, der La-
destock, Stampfer; de Pulsher, die Störstange, mit der man die
Hechte ins Netz treibt; de Plumper, dasselbe, auch Plumpstock,
Springstock, mit dem man über die Wassergräben springt; de
Trägter, der Trichter, dän. en Tragt; de Nager, der Neger, nd.
und dän. — , engl, negro; de Fäger, ein rechter Feger, der was
los machen kann, dän. en feiendes Fyr; de Tivitler, ein flinker
Bursche, dän. en flink Fyr (1. für); de Täter, der Zigeuner, dän.
Täter; de Setter, die Setze, ein irdenes Milchfass; de Juler, der
Stellmacher, von dem dän. Hjul, das Rad; de ^slier, die hohle
Schaufel; de Glaaser, der Glaser; de Wönräjdder, wörtlich: der
Wahnräther, der immer solche Dinge unternimmt, die mislingen
und keinen Nutzen gewähren, vielmehr meistens Schaden bringen;
de S/tuller, die Schulter, nd. Schuller, dän. Skulder, engl. Shoul-
der; de Koller, der Koller der Pferde; de Wujjper, ein Besen
zum Abfegen der ausgedroschenen Aehren*.
b. Weihliche.
Jö Modder oder Mudder, die Mutter, nd. und dän. Moder, engl,
mother; jö Mäddcr , die Muhme; jö Läddcr , die Leiter; jö Liw-
wer, die Leber, engl, liver; jö Böhser, die Butter; jö Dögter, nd.
Dogter, engl, daughler; jö Söster, nd. und dän. — , engl, sister;
jö Shäier, die Schere, nd. Sheer.
c. Sächliche.
Dät Faiiser, das Futter für das Vieh , 2. Unterfutter; däl Raiiser,
das Ruder; dät Taller, der Teller; dat ^ller , das Alter, dän. en
Alder; dät Edder, der Eiter; dät Häicr, das Flaar, nd. und dän. — ,
* In einigen von Zeitwörtern abgeleiteten Substantiven auf er,
steht st vor der Endsilbe, als: de Ringster , der Läuter; de Ring-
sieremie, der Abend des Grabgcläules; de Räiister , s. oben; de
Wälvster , der Weber ; de Trölstcr , der Zauberer , von trölen , zau-
bern. Diess sind alterthümliche Formen, aus ringen, ränen,
weeiven wnA trolen; die regelmässigen Bildungen müsstcn : de Rin-
ger, Räner , Wiiwer und Trölcr heissen.
64
engl, hair; dät Jädder , das Euter, nd. Jüdder, engl, udder; da
Jücker, die Gerte, das Reis; dätA7ösfer, deutsch, nd. und dän. — ,
engl, cloister; dät Laager , 4. das Lager, dän. et Leie, zum Lie-
gen und Ausruhen, 2. Feldlager, dän. en Leir, 5. Waarenlager;
dät Laster, das Laster, dän. en Last; dat Lähser, das Leder,
engl, leather; dät Luder, das Luder (Aas); dat Münster, das Mu-
ster, dän. Mynsler; dat Mudder, der Schlamm, Moder, dän. Mud-
der; dät Öfer, das Opfer, dän. et Offer; dat Ower, das Ufer; dät
Rähser, ein einjähriges Kalb; dät Tammer, das Zimmerholz; dät
Tänner, der Zunder; dät Wähser, das Wasser, nd. Waater, engL
water; dät Wähser, das Wetter, nd. Wädder, engl, weather.
§. 56. Folgende haben die Endung em , als : de Airem , der
Arm, — ; de Bäisern , der Besen, nd. — engl, besora ; de Bau-
sem , \. der Viehstall, 2. der Boden eines Gefässes ; de Haulem ,
der Holm, kleine Insel, auch in Ortsnamen, als: Lindholra , Ock-
holra , Stockholm, Bornholm u. s. w. ; de Stierem, der Geruch; de
Swiereni , der Schwärm , nd. — , engl, swarm , dän. svärm ; de
Täirem , der Darm , dän. Tarm ; jö Blossem , die Blüthe , engl,
blossem ; jö Fäihscm , der Faden , als Maass , engl, fathom , dän.
en Favn; jö Gässem, die Gäspe; dat Hulem, das Langhalm, Lang-
stroh, engl. halm.
§. 37. Einige haben die Mehrheits-Endung ere in der Einheit,
als : de Wähsere , der Hammel , das deutsche Widder , das dän.
Vädei' , und das engl, wether , welches ganz dem Friesischen ent-
spricht ; de Käscre , der Kater , nd. Kaater ; de Fasere , der Ge-
vatter , dän. Fadder ; richtiger wäre aber : de Wähser , de Käser
und de Faser; so wie de Stäujnner, der Leuchter. Einigen
giebt man gar die Endung ne in der Einheit, wie z. B. de Wad-
derne , der Wittwer ; de Wdnserne , die Schnellwage ; de Pönterne ,
der Wiesbaum; de Hijnserne, der Brunnenschwengel: de Unnerne,
das Mittagessen ; hier wäre : de Wadder , deWanser, de Ponter, de.
Hijnser und de Untier auch richtiger'.
1 De Hijnserne kommt zusammengesetzt vor in: Hijnscrnetjöch ;
dieses besteht aus einem in die Erde gestellten Balken , in dessen
oberem Ende eine gabelförmige Vertiefung ist, in welcher der
Schwengel (de Hijnserne) auf einem Bolzen, als seiner Axe, ruht,
an dessen Hintcrendc ein schwerer Klotz angebracht ist , und an
dessen Vorderende sich die Brunnenstange (de Shüwringe) befindet.
6Ö
§. 58. Auf ense , ent , ed , et, und ert , als : de Fierensc , diö
Ferne, nd. de Ferens; de Grötlense, die Grösse; de Tjäckense ,
die Dicke; de Lickcnsc, die Aehnlichkcit, Gleichheit; de Iluluense ^
die Halbscheid ; dat Aawent , die Schnürbrust ; dät Läwent , das
Leben; jö Jörjed , die Jugend; jö Dögcd, die Tugend; jö Höged ,
das Wohlgefallen an etwas; jö Blöged, von blög' (blöde), die
Schaana , die Schäme ; de Faagcd , der Vogt , dän. Faaged ; dät
Huget , die Anhöhe ; dat Liiigct , die Niederung ; jö ^nert , die
Ente ; dät Läncrl , die Leinwand.
§. 59. Auf ig und igt , ir und ier und iim endigen sich fol»
gende, als: de Bäirig , der Berg, dän, et Bjerg, nd. de Barg;
de Bielig , der Balg, in: Blaasbielig , Blasebalg; de Gulig , der
Galgen; de Hallig, der Hallig, kleine flache Insel; jö Furrig, die
Furche, dän. cn Furrc , engl, furrow ; jö Späirig , der Sperling,
dän. en Spurre (Spurvc), engl, sparrow; jö Swällig (Swielig), der
Schlund , das deutsche Schwalch , dän. et Svälg ; dat Fällig oder
Fulig , Brachfeld , von fälligen , fuligcn , fieligen , brachen , engl,
fallow-field ; dät Märrig , das Mark, dän. Mary, engl, raarrow ;
dät Tulig , der Talg , engl, tallow; jö Merrigt, das Mensch, die Metze ;
de Berrigt , die Ernte; ir oder ier kommt vor in: Lägenier , der
Lügner, und in: ^Ikenier , Erkcrgiebel ; inn , wie im Deutsehen,
als Kinninginn, Königinn, Kaiserinn, Hierlugi7in , Herzoginn , Grä-
ivinn oder Graawinn , Gräfinn , von de Graaw , u. s. w. ; diese
Silbe ist im Dänischen inde, als: Gräwinde , Keiscrinde, u, s. w.
§. 40. Die Endsilbe ing treffen wir in : de Kinning , der Kö-
nig, alldän. en Konning , engl, king; de Wuhstring , die Speise-
röhre, das Geschlinge; de Gäsing , alles, was einem eben passend
ist, was man gerade gebrauchen kann; jö Nöstring , die Nüster,
engl, nostril ; jö Tenning , die Schläfe, dän. en Tinding; jö Ti/is-
sing , Nachricht , Zeitung , dän. cn Tidende , engl, lidings ; jö
Gräiving , ein breiter und tiefer Graben um den Warf, 2. ein
Bach im Risummoor , der die Feld- oder Landscheide zwischen
dem Oster- und Westermoor bildet; jö HijUing , das Geheiss; jö
Löwring, die Gewitterschwüle; jö Lühssing , die Ohrfeige, dän.
cn Lusing; jö Slaingring , eine kleine Schlucht im Wagengeleise;
jö Gi'äsing , ein kalter Schauer , das Grausen ; de Pänning , der
0
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Pfennig , dän. und nd. en Pcnning , engl, pcnny , pl. pencc ; dät
Wanning , das Fenster ; de Sörrhig , der Sauerteigkuchen zum
Säuern des Brotes; jö Aiising , die Dachtraufe; de Wjärsing , der
eingestrichene Hauptschwaden heim Heumachen , welcher zusam-
mengcdiemt (» timet") und in Diemen (Ruke, Schober), aufge-
setzt wird; de Wällering, der Weller, etwas zusammengewellertes,
als: Heu, Stroh, Wolle, Teig, Lehm, Kitt, u. s. w.
§. 41. Auf ling endigen sich: de Bröchling , der Brocken; de
HüUling , der Fingerling ; de Tölimling , der Däumling ; de Knäib-
ling, das Knie; de Fäjtlling , der Füssling; de Bijnliiig , der Bein-
ling; jö Gältsling , dän. en Gjäsling , engl, a gosling, das junge
Gänschen; jö Spillitig , die gelbe Pflaume; jö HijUing , die Nachge-
burt; jö iijlUng , die Mulde; de Repling , wörtlich: der Reifling,
d.i. die Blutwurst; da.1 ^nner ling , ein einjähriges Lamm, Mutter-
lamm, — sonst Ailaumm; dat TjauUng , der Knaul; dat Läiling ,
das Lägel ; dat Shräwling , das Angebrannte in der Pfanne und
dem Grapen, besonders bei der Grütze; dät Twannling , der Zwil-
ling , dän. en Tvilling , engl, a twin ; dät Trdnnling , der Dril-
ling; ddilWälling , die Milchsuppe , dän. Välling; dät Sjöclding , das
Küchlein, engl, chicken ; dat Tälin g , dän. en Slye, lose Bretter
und Latten über die Fächer gelegt , um Heu , Getreide oder
Stroh darauf zu legen; dat Haaling , das Loch (Höhlung), dän. et
Hül , engl, a hole; de Tjärtling, Lammsmist in ßohnenform ; dät
TJärling , der Würfel, dän. en Tärning , u. s. w.
Folgende stehen meistens nur in der Mehrheit, als: de BäjUlinge,
nom. coli., Umzugsgut, Fahrniss; da Haadlinge, zu Häupten des Bettes;
da Fäjlllinge , zu Füssen des Bettes; dkMäihslinge , die Masern, dän.
Mäslinger, engl, measles; da Bitgslinge, die Hosen, dän. Buxer ,
nd. Büeks; da Öcklinge , der Platz unter dem Dache auf dem
Boden ; de Plahsringe , wörtlich : der Plätscherling , Name eines
Ortes in Nordrisum, wo immer Enten, Gänse und Wäscherinnen
herumplätschern ; de Knöwringe , ein Stück Vorland im Herren-
kogc , mit sehr kurzem Grase bewachsen, das Pferde und Schafe
mit einem knopernden Laut abfressen oder knopern , fries. knö-
wpvn. daher der Name.
§. 42. Die Endungen ke und fe stehen in einigen Fällen ver-
kleinernd, als: de Njörke, die Niere, dän. en Nyre; de Fäike ,
Ö7
das Bübchen; de Päihe, dän. cn Pog , Pöike ; de Itorhe, die Bei-
lade ; de Hönkc , der Hahn , am Fasse , dän. Hänikc ; da Mäjnte ,
das Männchen ; de Däjnte , das Bündel ; de Döjnte , das Dohnchcn ;
de Prüjnte, eine Kaue Taback ; ferner: Döjtte, Pöjtte , de Pöjnte,
de Röjnte , de Höjtle , de Hojnte , u. s. w.
§. 45. Auch die Silben kcn und jen stehen verkleinernd in:
dät ^Iken , dat ^iken , dat Hüskcn , dat Kopken , dat Swälkcn,
dal liorljen , in Twelbortjen , das Sabberlüchlein.
§ 44. Die Endungen f/w//m und s/iapp. Das alte Wort du/im,
als Endung , ist im Deutschen thum , dän. dom oder dömme ,
engl. dom. Im Dänischen ist es dömme , und ist ein Neutrum ,
wenn es den Umfang eines Gebieles anzeigt, als: et Keiscrdömme ,
et Fyrslendömme , et Bispcdömme ; sonst ist es dorn und ist gemein-
schaftlichen Geschlechts, als: en Heliigdom, Heiligthura; en Ungdum,
die Jugend; Hedendom, Heidentlium. Im friesischen : dät //ter/o(/-
dulim, Bishopduftm , Hiesenduhm, Heidenthum, Krdstendulim, Chri-
stenthum, Allerduhm, Alterthum, Hilligduhm, Heiligthum, Aienduhm,
Eigenthuni, u. s. w. — Sfidpp, schaff, dän. skab. Dät Hieseti-
sfiapp, dän. Hedenskap; dixl Mönnsliapp , die Mannschaft; dat Hier-
shapp, die Herrschaft; dat Brausershapp , die Bruderschaft; dat
Sellshapp, die Gesellschaft , dän. Selskah; dal Lönnsliap , die Land-
schaft; dat Frünnsliapp, 1. die Freundschaft, 2. Verwandtschaft;
dat Ndihershapp, die Nachbarschaft, nd. Naaberschop; dat Fijndshapp,
die Feindschaft, dän. Fjendskab; Graawslmpp, die Grafschaft; Swän-
gershapp, die Schwangerschaft; ß/äistershapp, die Meisterschaft; dal
Tienershapp , die Dienerschaft ; dat Törpsliapp, die Dorfschaft; dat
Jümfershapp , die Jungferschaft; dat Biddershapp ; dat Fiddersfiapp ,
die Vaterschaft; Aadelsliapp , Adelschaft; Swaagersfiapp , Schwäger-
schaft, Aiens/iapp, Eigenschaft; Fängenshapp , Gefangenschaft; Könn-
s//a;9/), Kundschaft, Kenntniss; Gemionsfiapp , Gemeinschaft, u. s. w.
§. 45. Die Endung äi entspricht dem deutschen cl und dem
dänischen ie, als: dat Shriwweräi , die Schreiberei, dän. Skriverie,
nd.Schriverie; Tjäscräi, Schwätzerei; Sivenneräi , Schweinerei; Njä-
seräi, Säumerei; Mingeräi, Zauderei; Thicwerdi,YiieheYei; Präjtäi,
Predigt; Pra'jüs/dt, Prohstei; Geckeräi, Geckerei; Göserdi, Gänsclci;
Bedregeräi , Betriegerei ; Mäleräi, Mahlerei; Täigeldi, Ziegelei;
Fdsheräi, Fischerei, u. s. w.
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'§). 46. Die Endung e/cS'c kommt in folgenden Wörtern vor, als:
de Tdchehc, die Deichsel; de Tümielse, die Geschwulst; de liäjdd-
eise, das Räthsel; de Läpelse, l.das Laab, Rinnsal, 2. das Durch-
laufen der Pferde, als: da Häjnsie hippe Läpelse, die Pferde lau-
fen durch, dän. löbsk , adj. läufisch; de Gräpehe, die Grapse, to
Gräpelse smitten, in die Grapse werfen, z. B. eine Handvoll klei-
ner Münzen; da Häckelse, pl. oder coli, das Häcksel, der Häcker-
ling; dat Spaiilielse, das Gespenst, dkn. et Spögelse, (dat Spauk
ist der Spuck, das verbum spmikcln); dat Röckelsc, der Rauch,
als Mittel zum Räuchern, wie in Königsrauch, Weihrauch, Räu-
cherpulver; dat Smökelse , dasselbe; dat Sldrkelse, die Stärke,
der Amidam.
§. 47. Die Nachsilbe liäid, deusch: heit und keit, dän. hed,
engl, hood und head, steht für Iieit und keit im Deutschen, als:
jö Mönnhäid , Mannheit ; Krdstenhäid , Christenheit ; NjöUiäid ,
Schwerfälligkeit; Plumphäld; Drieghäid, Vcrschlagsamkeit, dän.
Dröihed, nd. adj.drecg; jö FöhUiäid, die Bosheit; WäligliäUl, slurk
an Kräften, die Wäligkeit; Krönkliäid , Krankheit; Sünnhäid, Ge-
s'jndheit, dän. Sundhed; Mül/iäid , Tollheit, nd. Mallheit; Fast-
häid, Festigkeit; Batlerläud, Bitterkeit; Drisürj/iäid, Dreistigkeit;
Däsigliäid , Albernheit, Verrücktheit; Aienliäid, Eigenheit; Sdl-
tenliäid; so auch aus: rie7i , rein; tdgt, d\chl ; junk , dunkel; frisfi ;
rück, rauch; fri, frei; dgt, echt; blög', blöde; wiglig ; kier , kür,
küiisch, dän. kräsen; laai , faul, träge; trat, müde. dän. trat,
u. s. w.
§. 48. Bildung des Hauptwortes. Das Hauptwort wird be-
sonders aus andern Hauptwörtern, Beslimmungs- und Zeitwör-
tern gebildet, jedoch hin und wieder auch aus andern Wör-
lerklassen , z. B. dat Tivdnling , von twdnne, zwei; de If/äister,
von mäst, meist; ijn, gegen, de Jjnne , das Ende; däkl, nieder,
dat Daal, das Thal; dökr, durch, jö Dölir, die Thür, u. s. w.
Hauptwörter aus andern Hauptwörtern durch die Silbe er. Jö
Meilen, de Meiler, die Mühle; de Fdsh , de Fdskcr, Fisch; de
Iläi'jdd, de Häiijttcr, der Hut; dat Glees, de Glaaser, Glas; dät
Shdpp, de Shdpper, das Schiff; jö Eesk , de ^sher , die Esche;
jö Wüpp, de Wupper, die Aehre; jö Kutsh , de Kidsher; de Senne,
de Sennir , die Sünde; de JUeme , de lilemer ; dat Krämm, de
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Kricmmcr, der Kram; dal Sliäiijl, de Shaulcr , die Schule; jö
Pott, de Pöjiler , der Topf; jö Döww , de Doffer, die Taube; dat
Läujnn, de Läujnncr , das Land; de Paurtc, de Paurtncr , die
Pforte; de JOicA-, de Dicker, der Deich; de Drönl; , de Drönkcr ,
der Soff, Gesöff; dat Fä/, de Faser, die Schüssel; jö Grauf, de
Granwer , der Graben; jö A'ä//, de Käser, die Katze; jö /f/äw, de
Kläwer , die Klaue; jö /i7öi</, de Klöwiver, die Klaue; jöKlöch,
deKlöcker, die Glocke; de AVfIi, de Kläier, der Klei, Marscherde;
de Kraug, de Kraugcr , der Krug: jöMäjdd, de Mäjdder, die Math;
de Maurd, de Maurder , der Mord; de Mjögs, de MJögser, der Mist,
Koth; jö i>V7{;f, de Nägterl, die Nacht; de Plaug , de Plauger,
der Pflug; dat 7?o^^, de Rögtcr , das Recht; de ii«/.-, de Ruh er ,
der Diemen, Schober; de S//ö/, de Sliöter, der Schuss; dai Slitbb,
de Sluhher , Kolli; jö S/iüU, de S/iüllner, die Schuld; jö iS'/wr,
deASjporer, der Spoor oder Sporn; de Toll, de Töller, der Zoll; de
Tröl, de Trö'.sler; jö 11%/, de IVa^/er, die Wacht; de Ihitlel , de
Buttler, die Bullcl ; jö Gicliel, de Gicfiler, die Geige; dat Liijdd,
de Lüjdder, das Lolh zum Löthen; de Sliänse, de S/iäuser, die
Schanze; de iyV, de Illger , der AaH.
' De u/sJier, ursprüngl. eine hohle Schaufel aus Eschenholz,
welche jetzt auch aus anderm Holze diesen Namen führt. Die
Esche hiess weiland jö ^sfi , und noch jetzt im Dänischen en Ask.
De Läujnner , der Länder, kommt, wie im Deutschen, nur in Zu-
sammensetzungen vor, wie z. ß. de Uolläujnner , Gräinläujnner ,
Jüttläujmier. De Shaulcr ist aus dem älteren Worte Shaul ge-
bildet, das auch noch jetzt in mehreren Gegenden gebraucht wird.
De Fahser, gewöhnlich Fahserc, ist buchstäblich: der Fasshalter
bei der Taufe. Dat Fat, das Fass, die Schüssel, nd. Fat, dän.
Fad, ist im pl. da Fähse, und da, weinigstens vormals, die Kin-
der meistens im elterlichen Hause gelauft wurden , so musste
einer der Taufzeugen das Fass oder die Scliüssel halten, daher
die Benennung, woraus sich zugleich das dänische und plattdeut-
sche Fadder und das hochdeutsche Gevatter erklärt. — De Grau-
iver, von Grauf, ist nur der Gräber, welcher die Gräben zwischen
den Aeckern im Pusummoor reinigt, sonst Grewer, Gräwster, Kläier,
von greivcn, oder Kläi. — De Klöwwcr , der Klaustab, unten mit
einer eisernen, breiten Doppelklaue beschlagen, um das zu tiefe
Eindringen in den Schlamm zu verhindern. — De Mjogser ist l.
der Ausmisicr, 2. der Sudler. — De Nägterl, das Abendessen,
Nachtessen; de Ruher, der den Diemen oder Schober setzt; de
Jllger, der Aalstachel, die Aalprickc, ist eine unregelmässige Wort-
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Fäslicr , Dicker , Granwcv, Kläier, Plaugcr , Ruker , Lüjddei\
Gichlcr, S/tänscr , Rugicr sind aus den Zeitwöriern: fdshen ,
fischen; dicken, deichen; grauwen, graben; kläien, kleien; plau-
gen, pflügen; ruken, diemen, schobern; lüjdden, lölhen; gicheln,
geigen; s/iänsen, schanzen, und ragten , richten, gebildet worden,
diese aber wieder aus den vorsiehenden Substantiven. Bei den
meisten dieser abgeleiteten Wörter crgiebt sich die Bedeutung
derselben aus ihrem Stamm worte, als: Müller, Fischer, Glaser,
Schiffer, Kutscher, Sünder, Riemer, Krämer , Schüler, Töpfer, Tau-
ber, Länder, Pförtner, Deicher, Säufer, Kater, Glöckner, Krüger,
Mäher, Mörder, Pflüger, Richter, Schütze, Schuldner, Sporer, Zöll-
ner, Zauberer, Wächter, u. s. w.
§. 49. Aus Hauptwörtern vermittelst der Silbe ling , linge :
Dät IHM, de Hüttling ; de Tome, de Tonil ing; däfäjtt, de Fäjtt-
ling t und da Fäjttlinge; dät Haad, da Haadlinge; dät Rijn, de
Rijnling ; jö Gaus, jö Gähsling ; dät Rep, de Repling ; jö Feest,
jö Feestling ; de Rajtte, de Räjtlinge; jö Naas, jö Nöstring ; dät
Ijll, dät Ijllinge; de 'Alk, de Allring K
§. 50. Die §. 44 vorkommenden Wörter auf duhm und shapp
sind auch grösstenheils hauptwörllicher Abstammung; bei duhm
sind bloss Hilligduhm und Aienduhm von Adjectiven abgeleitet:
unter shapp nur die mit schwanger, eigen, gefangen und ge-
mein gebildeten. Durch die Silbe liäid lassen sich nur folgen-
de vier aus andern Hauptwörtern bilden, als; Mönnhäid, Mann-
bildung aus ^j/,der Aal. — Die Aalquappe, Aalraupe (Gadus Lota),
so wie die Aalmutter (Blennius viviparus), heissen beide Ailemml-
der, weil man sie für die Mütter der Aale gehalten hat, und der
Blutigel (Egel) ist de Ailebitter, wörtlich der Aalbeisser.
• Dät Ilütt, der Deckel, z.B. eines Pfeifenkopfes, die Wurzel zu
dem deutschen: Hütte; de Hüttling, der lederne Ucbcrzug ei-
nes veiletzlen Fingers; Tömling, Däumling, ein solcher für den
Daumen; da Fäjttlinge, \. pl. von Fäjttling , 2. Fussende des Bet-
tes; da Haadlinge, zuHäupten; Feestling, Fausthandschuh ohne
Fingerlinge; de Räjtte, das Bischen, de Bäjttlinge , gleichsam die
Bischen, d. i. Umzugsgut; dat ///, das Feuer, dat Ijllinge, die
Feuerung; yl/Ä- und 'Allring s\nd beide: der Iltis. — Die Verkleine-
rungen auf kc, te, ken,jen, siehe §. 42 und 45.
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hcid; Kr ästenliäld, Chiisicnhcit ;Mcinshhäid, Menschheit, und Sliälk-
häid, Schalkheit.
§. bl. Mehr oder weniger iinregehnässige Wortbildungen sind
unter andern folgende, als: jö Bräjdd, de Bredgome, der Bräuti-
gam; jö Bjärst, de Bjärscl, die Borste und die Bürste; jö Dör
oder Döfir, de Dörnsh-Thür, Stube; jö Gaus, de\Gdnner, Gans
und Ganser; dat Hüss, de Hü/is, das Haus und das Heim, dän.
et Iljem, engl, horae; de Smdss, jö Smä/is, der Schmied und die
Schmiede, dän. en Smed und en Smedie; dat Klüss, da Klulise,
das Tuch und die Kleider; dät Lass, das Glied, Gelenk, da Lähse,
die Gliedmassen; auch in Ugenlass, Augenlied, und Önlaas, Ant-
litz; dat Rd, die Reihe, Zeile; dät Back, der Riechel, Schüssel-
brett, u. s. w. ; de M5nn, de Mäjnte, der Mann, Männchen; de
Salm, Sänke, Sohn und Söhnchen, dän. Sön und Sönike, nd.
Sönken; jö Wälts, de Wadder [Wadderne), Wittwe und Wittwer;
jö Dögtcr , die Tochter, Döjtte, Töchterchen; dät ^s, oder Aas,
dät Ais, das Aas, als Schimpfwort in: Raawenäis und Aasknaake.
Diess sind die wesentlichen Wortbildungen des Hauptwortes aus
seines Gleichen; die übrigen stammen meistens von -Beslimmungs-
und Zeitwörtern ab. — Die Endungen ent, erl, ew, und cjj kommen
nur in einzelnen Wörtern vor, wie in: Aawent, Läwent, jö ^nert,
die Ente; dat Länert , die Leinwand; dät Kulew, das Kalb; dät
Suleiv, die Salbe; dät Hänep, der Hanf, und dät Sänep, der Senf.
§. 52. Hier mögen, bevor wir die Bildung des Hauptwortes
weiter verfolgen, einige Stoff- und Mengenamen ihren Platz fin-
den , als: a. Sloffnamen : jö Bö/iser , Butter; dat Briijd , Brot;
Säilts, Käs, Flash, Speck, Smär, Schmalz; Tulig, Wägs, Liem,
Kalk, Krilt, Kreide; Siep, Seife; Gäujll , Selwer, Kaawer, Blie,
Miidder, Slubb, Slömm, Sl'mim, Schleim; Glees , Holt, Haurti ,
Stäjll, Staal, Tän , Zinn; Swaaivel, Allöhn , SäujU , Russ; Uli,
Wolle; Flägs, Bräi, Stijnn, Lähser, Sltdnn, Tjaare , Pack, Hjärt,
Harz; Knaake, Gniistel, Knorpel; Sulew, Piaaster, Burk , Borke
oder Baumrinde; Starkelse, Limm, Leim; Riihmme, der Rahm;
Mölke, Dieh, Teig; Snöte, Nasenschleim; Eesh, Asche; Sivämp,
Maus, Sicrp, Kitt, Dünn, Daunen; Swiert, Kienruss; 5ömüe/, Schmalz ,
Butter, Fleisch und Speck zum Brote, u. s. w. — b. Mengenamen:
du Paingsdege, die Pfingsten; da Aime, die Buttermilch; da Knap-
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linge, die Spitzen, Kanten; da Beere, die Gcbehrdcn, alle im plur,;
dat Gijl, das Geld; dät Grüss, Gries; dät Gjärs, dal Krüdd, Schiess-
pulver; dat Säjd, Gesäme; da ^gne, pl. die Spreu; dat Üntjög',
Ungeziefer; dat Groot, Grütze; da Grubene, die Graupen; dkTräme,
beim Weben; da Wäwle, pl. der Webstuhl, u. s. w.
§. 00, Bildung des Hauptwortes aus dem Bestimraungsworte ,
mit der Endung c und de, als:
lick, gleich, de Licke.
käujl, kalt, de Kolle.
näi, nahe, de Näiijde.
läng, lang, de Lditigde.
kaurt , kurz, de Katirte.
widd, weit, de Widdc.
neu', eng, de Närke.
stall, still, de Sldlle.
gäujd, gut, de Gause.
diep, tief, de Diepde.
slojgt, schlicht, de Slojgte.
lief, lieb, de Liewde.
drögh, trocken, de Dröghde.
främd, fremd, de Främde.
hug , hoch, de Hngde.
läig, niedrig, de Läigde.
wriess, böse, de Wrehse.
funk, dunkel, de Juiike.
Ijägt, licht, de Ljügte.
rien, rein, de Riene.
bliek, bleich, de BHeke.
worin, warm . de Wärmde.
läi, lau, de Laie.
Hess, leid, de Liese,
grrw, schnell, de Gaive.
shrädd, schräg, de Shrädde.
iieesh, zart, de Neeslie.
rögt, recht, de Rogte.
ripp, reif, de Rippe,
wass, gewiss, de Wasse.
wäjtt, nass, de Wäjtte.
Auf ense.
de Fierense, die Ferne,
de Grottense, die Grösse.
de Lickense, die Gleichheit,
de Tjöckense, die Dicke.
Auf eise.
de Trinnelse, die Runde.
§. 54. Ohne bestimmte Endungen:
bliek, bleich, jö Bliek. shu, scheu, jö S/ni.
sier, wund, weh, jö Sierk.
kijtt, heiss, de Hdjtt.
brijd , breit, de Bräjt.
seeft, sanft, jö Seeft.
hiileiv, halb, de Hällewt.
nk , weich, jö Uk.
lack, leck, de Lack.
flät . platt, jö Plät.
düjdd, todt, de Düss.
wäir, wahr, de Wjürd.
wjärt, werth, de Wjärt.
segt, seicht, dat Sagt,
rögt, recht, dat Rögt.
näi, neu, dät Näis.
diep, lief, dät Diep.
sliör, steil, dät Sliör.
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wäjll, nass, de Wäjt. läig , leeg, dät Läiget.
lick, gleich, dät Liclmiss. üjll, alt, dät ^ller.
swänger, schwanger, dat Swän- erm, arm, jö Ermäujd.
gershapp. gemien, geraein. Gemienshapp.
surr und sörv, sauer, de Sür- /töl, hohl, dät Haaling.
ring und de Sörring. krumm, krumm, jö Kröming.
blög, blöde, jö Blöged. äiwen , s. die Anmerkung, de
jung, jung, jö Jöged. AiivnerK
htig, hoch, dät Hiiget.
§. 55. Auf Iiäid endigen sich folgende , als : blick , bleich ,
blass, jö Bliekhäid; lenn, dünn, jö Tennliäid; hall, hell, jö Hall-
hatd, U.S.W. Auf dieselbe Weise werden aus nachstehenden Ad-
jectiven Substantive gebildet, als: spass, spitz; füll, voll; äiiven,
sachte; lick, gleich; äien, eigen; fräck, frech; wiss, klug, weise;
lidi'd, hart; nögen, genüglich; swäck, schwach; glöbsli , ungestüm,
grimmig, dän. glubsk; hillig, heilig; glatt, knäp, knapp, genau,
kaum ; suhrt , schwarz ; täaig , gricklich ; fug , bange ; fähg , feige ;
1 Die aus Adjectiven gebildeten nicht persönlichen Hauptwörter
auf e, sind alle weiblich, als: die Kälte, Nähe, Länge, Kürze,
Weite, Enge, u. s. w. , die friesischen dagegen alle männlich. De
Gänse wird so gebraucht; äiijn 'e Gause, in der Güte; de Licke:
dö fdnst nög dän Lickc , du findest schon deines Gleichen; dät hct
ja nän Lickc, lickent nint, gleicht nichts, u. s. w. De Diepe oder
Diepde ist die Tiefe, dat Diep, das Tief, nd. dät Deep, z.B. das
sijlter Tief bei der Insel. De Hugdc, die Höhe, dat Huget, sanfte
Anhöhe; de Läigde, die Niedrigkeit, dät Läiget, die Niederung,
die Seichte des Bodens; de Wrehsc, der Zorn, dän. en Vrede,
engl, wrath: de Junke: ävjn 'e Junke, im Dunkeln; äujn 'e Ljägte
stäujnnen, einem im Lichte stehen; äw'e Riene ivesen, aufs Reine
gekommen sein; dät Lauert läit aw ' e Blicke , ist ausgelegt zum Blei-
chen, jö Bliek, die Bleiche, als Platz des Bleichens; äujn 'e Laie
stäujnnen, im Lauen stehen; äujn'e Gdwe, in der Geschwindigkeit;
neesh, zart, von der Haut, z.B. zwischen den Schenkeln und Fin-
gern, daher de Neeshe, die Zarte der Haut, oberdeutsch: nicsch
und nicschc, d.i. sanft abschüssig. Drieg, dän. dröi, vcrschlag-
sam, was lange vorhält, 2. schwer, beleibt, u. s. w. Aiv'e Wässe
Wesen, einer Sache gewiss, davon überzeugt sein. Bc Bräjt, die
Breite; jö Brijdd, ein ganz breiter Acker, das Gebreitc; deWäjtte,
die Nässe, de Wäjt, das Nass; dät Sägt, die Seichte, auch das
Ziel, und das Zielkorn an der Flinte. Dat Näis, etwas Neues, die
Neuigkeit; blög, blöde, jö Blöged, die Schaam, die Schäme; de
Äiwner, das Mittelstück der Wage an der Deichsel.
74
trong, angsl; angst , dasselbe; smuck, schmuck; trinn, rund; klöuim,
klamm; käim, zimperlich, spröde von Mädchen; shäier, spröde z.
B, vom Glase ; slierig , kosig , sclimeichlerisch ; samper , zimpcr .
fein und zurückhaltend beim Zulangen; liämper, hart in der Rede;
kier, kür; trat, müde; äim, d.wund, 2. weichlich ; äimkräim, dän.
ömskindet, zu empfindlich an der Haut; tagt, dicht; kränk, krank;
twmi', quer; wälsh, welsch, d. i. quersinnig; läjtt, klein; grof,
grob; dumm, dumm; lömm, lahm; hält, hinkend; rög , rauch,
wollharig; kahl, kahl; satt, satt; njöl, schwerfällig; ^/«m/?, plump;
fühl, 1, boshaft, 2. faul vom Fleische; lumsh, tückisch; lüss, los;
sti/f, steif; päll, fest an; stup, dicht an; fätt, fett; fast, fesl; mun-
ter, munter; wiecker , wacker; mägei', mager; säker, sicher; hüd-
der, heiter; Idckcr, lecker; säig , zähe; nägel, nackt; bär, bloss,
bar; mürrig, mürbe; dir ig , arg; äujnnet, ungezogen; fähs, unar-
tig von Kindern; hüss, heiser; äiwen, 1. eben, 2. leise; gröttem,
laut; künnig-, kundig; Idbben, lebhaft, lebendig; liderlick, lieder-
lich; länig , biegsam; smiesig , geschmeidig; lustig, lustig; rigtig ,
richtig; wigtig , wdgtig, gewichtig; tvill, wild; meek, zahm; meek-
lick. gemächlich; mjdlick , eingeengt, kümmerlich; ivädderlick, wi-
derlich; umüick, freundlich; gründlich, freundschaftlich; aagtern,
nüchtern; ähsrig, nüchtern d. h. nicht betrunken; dgt, echl; sldmm,
1. schlimm, 2. klug, gescheidl; snüss, nett, sauber, flink; snaiid,
schnöde; flink; snall, 1. schnell, 2. pfiffig; shlunken, eingefallen,
vom Bauche; slöpp, schlaff, von einem Einlegemesser, wenn es
im Stifte wackelt; bull, stumpf an der Schneide; ewig, ewig;smeel,
schmal; snuirig, schnurrig; shnaask, schnakisch; snäwsk, rotzig,
von Pferden; ndll, stössig von Rindern und Böcken; spötsh, spöt-
tisch; trau, treu; klär, 4. klar, 2. fertig; fraam , fromm; mötig ,
geschäftig; däsig , albern; grültsh , aufgeblasen; stvdhsen, gesengt,
angebrannt; snäsig , schneidig, pfiffig; steil, steil; stramm, straff;
tönnn, zahm; hall, heW; hall, gerne; s/rmj, 1. stark, von Gewürzen
und geistigen Getränken, 2. strenge, von Menschen; stmyim , stumm ;
hijnn, schlecht, geringe; grimmig, grimmig; räirig , rührig; ätnen,
offen; shief, schief; ihrlich, ehrlich; fair, stark; möglick, mög-
lich; wieh , übel zum Erbrechen; bäish, bitter schmeckend; duf,
laub; blinn, blind; rd, roh; räsh, rasch; rien, rein; glijnn, glü-
75
hend; gremet, schmutzig, russig; öwcl, übel; ndw, genau, knicke-
rig; blank, blank; hdltcr , bitter; s/idrp, scharf; wälig , wältlig,
stark; strujf, straff; rienlick, reinlich; rdiUick, redlich; saalig, se-
iig; sälig, albern; sdllcn, selten; sidil, zu weit lierabhangcnd, von
Kleidern; glübsh, reissend, grimmig; fälsh, falsch; slörrig, fahr-
lässig; slänk, schlank; rank, rank; dristig , dreist; swäjtt, süss;
fldw, flau; smdgtig , schmächtig; Idgt, leicht; laai, faul, träge;
spie, zart, von neugebornen Kindern; i/mlick, einzeln; ihnsaam,
einsam; spärsaam, sünig, sparsam; fugtig , feucht; orkel, ungestüm
vom Wetter; slöiiig , schleunig; fier, l.fern, 2. zurückhaltend, von
Frauenzimmern mit vornehm gezierten Geberden; stüjnsh, hoch-
mülhig, höhnisch, von Frauenzimmern; kief, überdrüssig; stäsig ,
slätig; sivär-, schwer; hläckel, verschossen, von Farben; foss, bär-
beissig, kurz angebunden; fri, frei; ndtt, nett; fjärsh, i. frisch,
ungesalzen, 2. süss , vom Wasser ; rü^', verschwenderisch; trü/f\ bei
guter Gesundheit; tähs, noch ziemlich gesund; gläi, glatt; jämsh ,
bezeichnet das ßefinden nach durchschwärmten Nächten, katzen-
jämmerlich; aardig , artig; mal, toll; Idmplick, i. erträglich schlecht,
vom Befinden; 2. glimpflich; auwerlänsh, buchstäblich: oberlän-
disch, die Weise bezeichnend, wenn einer sich auf eine fremdar-
tige Manier hervorthun will; stump oder stumpel, zu kurz, be-
sonders von Kleidern; maai, erträglich, so ziemlich; raset, faul,
verfault; wräweljyon Schafen, die in der Brunst sind, von Säuen:
wru, von Stuten: wdllig (willig), von Kühen: ägsen oder aagsen;
äselick, kläglich; witt, weiss; suhrt, schwarz; rüjdd, roth; gölil,
gelb; gräin, grün; grd, grau; hrünn, braun; braucket, bunt; spaa-
welt, gelb und weiss gesprenkelt; spötet, scheckig; placket, ge-
fleckt; shrock, sagt man von den Vögeln, wenn sie keine Eier
mehr legen können, und von Spielern , wenn sie kein Geld mehr in
der Tasche haben; geest, sieg, güst, gelt, ist eine Kuh, die keine
Milch mehr hat, mäilk, wenn sie Milch giebt; gäujd, gut; närig ,
erwerbsam, besonders in kleinlichen Dingen, und in allen er-
werblichen Richtungen; Iiäppig , erpicht auf, versessen auf etwas,
besonders auf Erwerb und Gewinn; shluck, plötzlich verlegen
werden z. B. , he ivürd so shluck; träll, n. d. drall, fest ge-
dreht, von Zwirn u. dergl. 2. en träll Fömmcn,^ n. d. en diallc
10*
76
Deren, stätsh . stätig, statisch, von Pferden, die nicht von der
Stelle wollen K
Bildung des Hauplvoortcs aus dem Zeitworte.
§. 56. Von den bereits oben §. 30 angeführten einsilbigen
Hauptwörtern ohne bestimmte Endungen verdanken folgende ihre
Enstehung dem Zeitworte, als: dät Bäd, von hahsen; dät Bünn,
* Kier, kür, kürisch, ist hier ein reines, kein abgeleites Ad-
jectiv und wahrscheinlich die Wurzel zu küren, die Kur, in
Kurfürst, Kurmark u. a. Meek ist mit tömm sinnverwandt, be-
zeichnet aber einen höhern Grad der Zahmheit bei Hausthieren,
als tömm. Mötig, ist mit dem n. d. möten, dän. at raöde, et Mode
(die Zusammenkunft) und dem deutschen »meuten" verwandt, und
wird so gebraucht: dät sjögt me janner so mötig ütt, es sieht mir
dort so bunt aus, wenn z. B. viel Menschen bei einem Unfall zu-
sammen gelaufen sind, he het 't alt so mötig, er ist immer so
geschäftig, macht so viel Aufhebens von etwas, dät sjögt noch
mötig ütt, das sieht noch mühsam aus, die Sache steht noch im
weiten Felde. Fair, dän, för (1. föhr) ist 4. stark von Körper-
bau, 2. von Sachen, dick und stark, z. B. von Balken, im Ge-
gensatz von klien, tenn und siväck, klein, dünn und schwach;
o. sagt man bei einem Gewitter: dät ds fair Wähser. Diesem nach
würde die Insel Föhr, die Grosse bedeuten, da sie im Nordfrie-
sischen Fair heisst, wie sie denn auch wirklich die grösste unter
den dortigen Inseln ist. Greinet, dän. grimet, mit schwarzen Strei-
fen und Flecken im Gesicht, von Kesselruss u. dergl., aus dem
dänischen Grim, der Russ an Pfannen; en gremet Ko , eine weiss-
stirnige Kuh mit schwarzen Streifen. Das Wort: klien, dän. klein,
entspricht nur dem deutschen »klein" in der Redensart: kaurt an
klien magen , kurz und klein machen , n. d. kort un kleen raaa-
ken; sonst ist es: dünn und schwach, aber wieder in einge-
schränkter Bedeutung, indem es nur von runden und eckigen, in
die Länge gestreckten Körpern gebraucht wird. So sind z. B.
Beine, Arme, Finger, Zweige, Stäbe u. dergl. klien, wenn sie
dünn und schwach sind, dagegen sind Bretter, Platten u. dergl.,
die eine breitere Fläche haben, tenn, dünn; flöhsig , n. flödig, leicht
und schwach, ist mit klien auch sinnverwandt; swär. jö Swärk,
schwer, die Schwere, und Wägt, Gewicht und Wucht, sind nicht
einsdeutig; deMeke, dän. Mag, ist die Gemächlichkeit. Die Adjec-
tive auf f lassen, bei der Verlängerung, diesen Laut in w über-
gehen, wie shief, de shiewe Sträg, der schiefe Strich; jö Blöged,
s. o., ist erst etwas Reschämendes, etwas, dessen man sich schä-
men muss, als: dät as jd en Blöged, 2. die Blosse, die Schaam;
jö het äi so faale, däCs har Blöged dirmd shöle kön, sie hat nicht
so viel, dass sie ihre Blosse damit bedecken kann.
77
de Bijnn, von binnen, binden; de Bielk, von bijlken; dät ^lik, von
ägen, langsam fahren; jö Bägg von hdggen, bauen; de ßähs von
bitten, beissen; dät Döf yon düwwen, tunken; jö Dräft von driw-
wen, treiben; de Fäll, jö Fäll, von fällen; jö Fauhr von fairen,
führen; jö Fähr, von fairen; jö Fäil von faden; jö F/»y/f von
flieen; jö /Väi von fräien; jö G/ö/t/ von glaaieti, glühen, in mW-
glaaien, ausglühen; jö Gräjdd von gfmiew, dicht wachsen; de Gripp,
de Grähp und de GräM;e von grippcn, greifen; de Göth von gijtten,
giesscn; de Gong von gungen, gehen; dät Greef, jö Grauf von
grewen, graben; de Gäihs von gäisen, düngen; jö Haur von /mM-
ren; jö Hdx von haxen; jö //i«/; von hingen, hangen und hängen;
jö üijll von hüjllen, halten, und hijllen wieder von jö Hyll, die
Heide; jö Jagt von jagen; dät Jeß von jewen, geben; de Kähr,
jö Kier von kieren, kehren; jö Kiek von kieken, gucken; de Klang
von klingen; jö Ä'/arf(^ von klädden; jö Klamm von klammen; de
Knähp von knippen, kneifen; jö Klatsch von klatschen, mit der
Peitsche knallen; de ämws^ von kaanen, können; de Ai/pp von
fcjtpjoew , kaufen ; }ö Lähs von /esew, laden; jö Lfe von //«>?, raiethen,
dän. at leie; de Lupp von luppen; jö Licr von Heren, lernen und
lehren; jö Mägt von magen oder maagen; de MttcA; von machen, küs-
sen ; de Matird von maurden; jö Mö/'/f von maßten , messen ; dät Mäiijtt
von mäjtten, begegnen; de ^/j^cä; von mucken, mucksen; jö Pleg von
plegen; de jPm/^' von puffen; jö Präiic von präiiven, probiren, prüfen;
jö Prung von prungen, tauschen; de Riljdd von räjdden, ratben,
errathen ; de Rälnv von riwwen, reissen ; jö Räihs von räisen, reisen ;
de Rinn von renen, regnen; de Ridd von ridden, reiten; jö Rull
von rnllen; jö Rähg von ragen, n. d. raaken, dän. at rage; jö
Säjk von säikken, suchen; dät Säjd von sim, säen; dät Sägt von
sägten, zielen, 2. dät Sägt vom Adj. seg-f, seicht, die Seichte in
einem Acker, kleine Niederung; dät Sill von sillen, fliessen, trei-
ben V. n.; jö Shäiijn von shäien, geschehen; de Shär von sheren,
scheren, schneiden; de Shin von shenen, scheinen; de Shöt von
shijtten, schiessen, i. mit dem Gewehre, 2. der Schössling z. B.
einer Weide, einer Haselstaude; jö Shiehs von shiescn, scheiden;
dät Shöm' von shaamen, schämen; jö Shöhl von shölen, sich ber-
gen vor Ungewitter, Schutz suchen, 2. furchtsam herumschlei-
chcn, um nicht entdeckt zu werden; dat Shöf von shöwwen, vor-
78
schieben; jö Shrdft von slir'nvwen, schreiben; de Shräi von shräien,
schreien; jö S/iräiv von shräwcn, schaben, scharren; de Släg von
sluhggen, schlagen; de Slieck von derselben Wurzel; jö Släjnk
von shlainken, schlucken, schlingen; jö SUng von slingen, schleu-
dern; dät Toot von tijtten, laut schreien, tosen; de T/iög von
tien, ziehen; jö Wägt von ivegen, wiegen, wägen; jö Wägt
von Waagen, wachen; jö Waal von wälen; jö Waag von waa-
gen, wagen; dat Wälrk von wirken; de Wiim von wäien, we-
hen; jö Well von ivele?i, ausruhen, dän. at hvile; de Wräst von
wrilissen, dän. at vride; jö Wäig von wäigen, auf und nieder wip-
pen auf einem Brette, in einem Boote schaukeln; jö Stjäui von
stjäiijen, in einer Schaukel; jö Wiilir von ivehren, \. sich wehren,
2. abwehren, daher jö Wälir 1. die Gegenwehr, 2. Kraft, Stärke;
de Wänsh von wänshen, wünschen; dät Bali, dat Bilt von hüten,
beissen; jö Blähs von blasen, flammen, v, intr. , dän. at blusse,
engl, to blaze, Subst. et Blus, a blazing; dat ßör von boren; dät
Brak von bregen, gebrechen; de Brägh , de Brälk, de Bvöhk von
bregen, brechen; jö Braalis von braasen, braten; de Brand, jö
Brävjnn von brännen, brennen; jö Daahs, jö /)w/«s von cluhggen,
thun; de Döws von dönsen, tanzen; de Drönk von drainken, trin-
ken; de Drück von drücken, drucken; de Druhm von driemen,
träumen; jö Färf von faren; de Fängst von fangen, fangen; de
Frösf von friesen, frieren; dat Fri// von fresen, sich einfressen; jö
Gaahs von gißten, giessen ; de /fäw von häwwen, hauen ; de Wärk von
wärken, auch ivärrigen, schmerzen; de Knall von knallen; de AVic/i
von kregen, kriegen; de LäcÄ; von lacken, lecken, leck sein; jö
Lien von lienen, n. d. lenen, leihen; dat Pack von packen, 1. zu-
sammen packen, 2. sich packen; jö /Ja?* und jö Rö von rauen, ru-
hen; dät iiiess von riesen, dän. at reise sig, engl, to rise, to raisc;
rudden, dät Riidd, s. o. ; dat Shjärd von slieren, scheren, schnei-
den; dat Shöf s. 0. dat Sliüff, dat Ä'/n// von shöwwen, schieben;
de Wdink von ivainken, winken; jö Waait von waaiten, winken;
jö Spaait, de Spaait von spaaiten, spritzen; jö Slähiv von släwen,
schleppen; de -S'näÄs von snesen, schneiden; dät Snöf von snüiv-
loen, schnieben; dat Spdtt von spdhsen; de Spring von springen;
de iS/äAr/ von siegen, stechen; dät Sffc/c von stegen, stecken; jö
Spann yon spännen , spannen; dät Späi, auch Späiling , von späien.
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speien; jü Stjürr von stjürrcn, steuern; de Spärk von spärken ,
slossen mit den Füssen; jö Själl von själlen, gleichen; dat Sjö/in
von sim, sehen; dät Sjö/mk von sien, sehen; de Splähs von splU-
ten, spleissen; de Slamp, jö Stämp von stämpen, stampfen; jö
Slradd von slrädden, grätschen, engl, to stride; de Slijtt von sUjl-
ten, stossen; de Slridd von stridden, streiten; de Sldip von släi-
pen, schlafen; jö Siviep von swiepen, dän. at svöbe, engl, to swaddle,
einwindeln; jö Önturd von önturden, antworten; jö Sivär von swä-
ran, dän. at sväre; de Tijnst von ticnen, dienen; de Trähs, de
Trälis von tresen; jö Trmv von trätven, traben'; jö Twöng von twin-
gen, zwingen, dän. at tvinge; jö W'mn von ivmnen, winden; jö
Drägt von dregen, tragen; de Stank von stjönken, stinken; jö Sigt
von sien; dät Töch von tien; de Smälis von smitten, schmeissen;
jö ^gt von ägten, achten; de Ndck von nacken, nicken; dät Spät
von späten, spotten; jö Pägt von päglcn, pachten; de Wägs von
ivägscn, wachsen; de Strulimm von str ihnen, strömen; dät Shöm
von 5/mamew, schämen; de Strägh von stricken, streichen; dät Bödd
von bijdden, bieten; de Knapp von knappen, knipsen, schnellen,
also: der Knips, der Schneller; de Fünst von finnen, finden; de
Shridd von shridden, schreiten; dat Smeel von smelen, lächeln,
dän. et Smiil von at smile; dat Spdll von spälen, spielen; de
Spring von springen; de Stand von stänjnnen, stehen; de Bjäws
von bjdwscn, bellen, dän. at bjäffe; dät Löf \on löiven, \. loben,
2. versprechen (einem etwas) dän. at love; de Hä/ts von hähsen,
hassen; de Shrdck von shracken, schrecken; dat oder jö ^rw von
ärwen [ihrwcn] erben; jö Bugt von bic-en, biegen; de Rebb von
rebben, rülpsen, dän. at räbe; da Nucke pl. , von nocken, dän. at
hikke, schlucksen, engl, to hickup; dät Kiff von kiwiven, keifen;
de Kamp von kempen, kämpfen; de Glälis von glidden, gleiten;
jö Fäifts von fäjdden, dän. at föde, ernähren, engl, to feed, a
food; jo Häitv von Iiäiiven, wähnen, vcrmuthen; jö Kloß von klie-
iven, klieben; jö //// von ililen, eilen; dat S/irubb von shrubben,
kratzen, die Krätze; de Berigt von bäirigen, bergen; jö Bäick
von bäicken, beuclien; de Stäp von stüpen, stapfen; de Hack, jö
Hack, von hacken, hacken; jö Läjtt von läjlten, lassen; de Bjärst
von bjärsten, bersten; jö Bräjdd von bräjdden, brüten, engl.
80
lo brood und to brecd; jö Lö/ir von lören, (lörren) lauern; de
Graup von grewen, engl, groop '.
§. 1)7. Folgende endigen sich aulc, als: de Luwe von liewen,
glauben; de Spräike von spregen, sprechen; dat Alise von ähsen,
essen; dat Drdinke von drainken, trinken; de Spilisse von spihs'
sen, speisen; de Ihre von ihren, ehren; de Tjöge von tjögen,
zeugen, der Zeuge; de Tagte von tanken, denken; de Fräthe
von fresen, fressen; de NJütte von njütten, nutzen; de Läne von
länen, lehnen; de Söpke, von süppen, nd. supen, saufen; de Grä-
* Dät Bitt, ein gehauenes Loch im Eise (eine von selbst o£fen
gebliebene Stelle ist: jö Wdnwaag, die Wuhne); däl Batt , die Pfei-
fenspitze; de liähs, 1. der Biss, 2. die Schärfe einer Schneide; jö
Daahs, die That; jö Düjns, viel Wesens; de Drück, der Druck
eines Buches, drücken ist krögen; jö Greft, ein Graben um den
Warf; dat Lddd, die Stürze, Topfdeckel, zum Pfeifenkopf: dät
Hütt, sonst de Dackel; jö Bau und jö jRö sind völlig gleichbedeu-
tend; dät Biess wird gewöhnlich nur von Hausthieren gebraucht,
die nicht mehr aufstehen können, als: jö Ko as fönt Biess, die
Kuh ist von den Beinen; dät Shuf, eine Gabengarbe. Wdinken
und waaiten sind beide winken, sind aber nicht völlig gleichbe-
deutend. Waaiten kann nur mit der Hand und dem Arme, mit
dem Hute, einem Tuche und dergl. geschehen; wdinken dagegen
auch mit einem Finger, mit den Augen, und de Wdink kann
sogar durch Worte gegeben werden. Jö Waait, die Winke, ist
ein weisses Laken auf einer Stange an einem Ende des Hauses
aufgestellt, um damit die Arbeiter vom Felde nach Hause zu
winken, wenn die Hausfrau das Essen gekocht hat. De Sndhs,
ist l.eine Schnitte Brot, 2. der Pfiff; daher sndhsig , pfiflig, schlau.
Dät Stick ist der Griffel, Schieferstift; jö Spann, die Spanne, dat
Spann, das Gespann. Jö Stjürr, hüjll Sijürr! halte Steuer, oder
steure der Unart, dän. hold Styr. Själlen ist mh licknen ver-
wandt, und wird so gebraucht: dät sjället jd nint, oder dirr as nijn
Själl äiijn, es gleicht ja nichts, ist kein Sinn darin. Dät Sivijtt
\on stvdttcn, schwitzen, wird auch vom Blute geschlachteter Thiere
gebraucht. Onlurden und sivären, so wie jö Önturd und dat Sivar,
sind sinnverwandt. De Trähs, der Tritt, däTrähse, die Trethölzer
am Webstuhle u. s. w. De Strähg , i. der Strich, 2. der Streich;
de Glähs: nö ds 'tdw'e Gldhs, dän. nu er det paa Glid , nun ist es
auf der Gleite, nun geht's. Jö Kluft, etwas Drolliges, Possierli
ches; de Berigt, die Ernte; jö Läjtt, jö släit so to Läjtt, sie ge
behrdet sich so zum Scheine, dass es lassen soll, als ob u. s. w
Jö Bräjdd, 4. die Brut, als: en Bräjdd Sjöcklinge, eine Brut Küch
lein, 1. engl, brood, 2. to breed, 2. die Braut, nd. Brut, dän
Brud, engl, bride. Loren und lörren, so wie jö Lahr und ']öLörr,
lauern, die Lauer, sind in der Bedeutung nicht verschieden.
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we von grippen, nd. gricpcn, greifen; de Bare von bereu, alld.
baren, dän. al bare, nd. boren, engl, to bear; de Böge von bien,
biegen; de Dümpede von dumpen, — ; de Frage von fragen; de
Plage von plagen , — ; de Fräude von fräuen ; de Röive von riiviven ,
reissen, kratzen; de Pähse von passen, pissen; de Graushe von
gräien , wachsen , dän. at groe , engl, to grow ; de Klage von klagen ;
de PJärse von pjärsen, pressen; de Slälise von slülden, schlittern,
glitschen; de Slörre von slörren, hinstehen lassen; de Smäge von
smagen, schmecken; de Swöme von sivömen, schweimen; de Laiike
von laiiken, lugen; de Gaave von gäiven, geben; da Wäivle pl., von
wewen, weben; de Döjnte von duhggen; de Rüge von ragen, nd.
raaken, dän. at rage, engl, lo rake; de Stippe von stippen, stüt-
zen ; de Krömpe von krömpen, krumpfen ; de Gäre von garen,
gären; de Knote von kneten; de Kempe von kempen, kämpfen; de
SItäse von sliäsen, schaden; de Bere von fceren, gebehrden, pl. da
Bere, die Gebehrden; de Stäpe von stäpen, stapfen; de Jewe \on
jewen, in Näiihrsjewe, Neujahrsgabe; de Färe von fären, die Ge-
fahr; de Mäjtte \on mäjtten, messen; de Liewde von liewen, lieben;
de Rese von 7'esp«, Rede stehen; de Spijlle von spijllen, dän. at
spile , aufspeilern; de Tage von /cAe«, decken, ein Dach legend
§. 58. Nur wenige endigen sich auf en , ent und el, als : dat Wäsen
1 Liewen ist sowohl glauben als lieben; das sinnvollste Wort in
der nordfriesischen Sprache, denn aus diesem Worte bildet sich
de Liewde und de Liiwe, die Liebe und der Glaube, aus einer
Wurzel, im Friesischen als unzertrennliche Brüder, ins Deutsche
übersetzt als untrennbare Geschwister. Ich habe mich nicht ent-
halten können, diese Bemerkung zu machen. Im Friesischen sind
beide männlich , und also Brüder, im Deutschen männlich und weib-
lich, daher Geschwister. Liewen, glauben und lieben, ist im Frie-
sischen eins durch alle Zeitformen des Verbums. Gott gebe, dass
es auch durch alle Zeilen und bei allen Völkern bis in Ewigkeit
so wäre, und Menschenthum und Christenthum nur Eins sein möch-
ten ! — Dumpen , sich rücklings niederwerfen , daher de Dümpede.
De Slälise, der Schlitten. De Slörre, das Schlendern, die Fahr-
lässigkeit. De Laiicke, der Blick: Iie het aji ßlen Laucke , er hat ei-
nen bösen Blick, man sieht's ihm an, dass nichts Gutes in ihm
steckt. De Bäge von ragen, i. zur Seite oder herunlerschieben,
2. herumtappen, wie im Finstern, 3. rasiren , scheren, 4. faseln,
von Kranken, die irre sind. In der letzten Bedeutung sagt man
von irreredenden Kranken und Sterbenden; Dül as äwen Rage ma
82
von Wesen, sein; jö Lägen von Ijaagcn , lügen; dat Läwent von
läwen, leben; de Kraingel von kringen, die Kringel, Brätzel; de
Swämgel von sivingen; dät Kriiwel von krmveln, kriechen; de Rakel
von reken, recken; de Grüppel von grewen, graben; jö Häwel, der
Hobel, von häwen, heben; dät Räiel von räien, aneinander reihen,
daher de Räiträjd, der Reidraht; dat Spännräiel, Spinnenwebbe ;
de Tögcl von tien, ziehen; de Rögel von bien, biegen; jö Spdndel
von spannen, spinnen; de Dackel von dacken, decken; jö Kapsel
von kappen; jö Raingel von raingeln; de V^äcÄ-se/ von wacksein,
wechseln *.
§. 59. Folgende endigen sich auf ing und ling , als: jö Hijlling
von hiijllen , halten , die Nachgeburt bei Thieren ; dät Wälling von
wällen, aufwallen am Feuer, dän. Velling, dünne Grütze, Milch-
suppe; de Pläfisr'mg von pläsern, plätschern; de Knöivring \on knö-
wem, knopern; de Wällering von wällern, wällern; dal Tällng von
tälen, hillen, die Hille legen; de u/rwing von ärwen , erben; jö
Tiekning von tieknen, zeichnen; jö Liesin g , wie in Wä/iserliesing ,
die Wasserlösung, Wasserleitung, von liesen, lösen; jö Shiesing von
shiesen, scheiden, wie in Lönshiesing , Land- oder Feldscheide; jö
Gräwing von greiven, graben, ein grosser Wassergraben um den
Warf, »de Wäii'ew", und ein Bach im Risummoor, der in Lind-
holm jö Lönshiesing genannt wird. Ferner: jö Rüing von büen,
arbeiten, der Frühlingsfeldbau; jö Rähsring von bähsern, bessern;
jö Hijlling von Mjllen, neigen ; jö Dicling von dielen, iheilen ; jö Tering,
Täring von tcrcn, zehren; jö Hieling von kielen, heilen ; jö Aaning von
aawew, ahnen; jö Dölissing yon döhssen , deuten; jö Annering von an-
nern, ändern; jö Näring von neren, nähren; jö Rädning von radden,
reiten; jö Ißming von ijnnen, enden; jö Apdeging von apdegen.
kam, er faselt schon; ferner wenn ein Zustand oder die Lage eines
Menschen sich vcrschlinuncrt. De Stäp, ein langer Schritt, der
Siapf; de Stäpe, der Eindruck vom Fusse, die Stapfe. Kneten ist
einen Knoten schürzen; knesen, kneten, den Teig bearbeiten. Jö
Mäjtt , ist das Maass , de Mäjtte , die Maassc, wie in : über die Maassen ,
mit Maassen; Inder Redensart: toMäjüe kamen, ist es: übel anlau-
fen , wenn man z. B. einen werthvollen Gegenstand beschädigt oder
zerbricht.
' Die unter §. 4G angeführten Wörter auf ehe, als: Tdckelse,
Tünnelse u. s. w. sind alle zeilwörtlicher Abstammung.
85
entdecken; jö Regienng von regieren; jö Stiering von stieren, stö-
ren; jö Forlclli7ig von forlollen, erzählen; jö Telling von teilen,
zählen; jö Betäling von hetälen; jö ßeställing von bestallen, bestel-
len; jö Forstöpping von forstöppen, verstopfen; jö Forsägling von
forsägeln, versiegeln; jö Sijnning von sijnnen, senden; jö Wij?i-
ning von wijnnen, wenden; jö Apfäiring von ap fairen, aufführen;
jö Beräiring von beräiren, berühren; jö Beshaaming von beshaa-
men, beschämen; jö Beswäring von beswären , beantworten ; jö
Rähkning von rägnen, rechnen; jö Ldnnering von lannern, lindern;
jö Tieing von tie-en, ziehen; jö Sclting von selten, setzen; jö Aujn-
wihssing von äujnwihssen, anweisen; jö Fordring von fordern (for-
digen); jö Stdlling von stallen, stillen; dät Ställing , das Gestell,
Gerüst; jö Gjärsing von gjärsen, grasen und grasen; jö Beshriio-
wing von beshriwwen, beschreiben; jö Betiening von betienen, be-
dienen; dat Späiling von späten, speien. So auch aus: formaanen,
ermahnen; forwunnern, verwundern; mienen, meinen; fairen, füh-
ren; feilen, füllen; kieren, kehren; spännen, spannen; öiven, üben;
wihssen, weisen; begeren , begehren; bes/ieren, bescheren; mal-
den, melden; Innen, lohnen; li'men, löhnen u. s. w. In einzelnen
Fällen, wenn die Stammsilbe des Zeitwortes sich auf d oder t
endigt , wird der Endung ein n vorgeschoben , wie in Rdddning
von radden, Forivältning , Foräujnstaltning , was aber selten vor-
kommt '.
§. GO. Folgende endigen sich auf er , als : de Driwwer von
driwwen, treiben. So auch aus: shriwioen, schreiben; rögten, rich-
1 Hijllen, dän. at beide, im Oberdeutschen halden , sich nei-
gen, daher nun: jö Tänn läil aw'e Ilijlling, die Tonne liegt auf
der Neige; das zweite hijllen, von jö Hijll , die Heide, Halte,
Fussfcssel der Pferde, ist: den letztern dieselbe anlegen. Jö Te-
ring wird auch für Auszehrung gebraucht. Jö Näring , i. Nah-
rung überhaupt, 2. guter Erwerb, Verdienst u. s. w. i'o Bestdlling
gilt sowohl für Bestellung, als Bestallung eines Beamten. Dat Stdl-
ling von stdllcn, stellen, als dat Swdckstdlling , das Zweckgestell
einer Windmühle. Spdiling ist das Ausgespieene; dat Späiling
von späilen, spühlen, ist das Spülicht, dän. Spöl (1. Spöhl). Be-
sheren ist 1. bescheren, miilheilcn, geben, 2. bescheeren mit dem
Scheermesser oder überhaupt beschneiden. Spännen ist von spän-
nen, spinnen, wohl zu unterscheiden, so wie jö Spann, die Span-
ne, von dat Spann, das Gespann.
84
len; kännen, kennen; spälen, spielen; sömmeln, sammeln; lesen,
lesen; prälen, prahlen; jrtrfrfen, jäten: liieren, hören; stieren, stö-
ren; Heren, \. lehren, 2. lernen; fdgten, fechten; dregen, tragen;
dönsen, tanzen; dräien, drehen; röchen, rauchen; smoken, schmau-
chen; slägfcn (slägtigen) schlachten; süppen , saufen; draijiken,
Irinken ; ähseti , essen ; rädden, retten ; mingen , i . mengen , 2. zaudern ;
njäsen, säumen, zaudern j tjäsen, schwatzen, waschen. Ferner: de
Tjdwler, der Zänker; de Kreger , der Krieger; de Bonner, der
Flucher; de Sliijnner , der Schänder; de Tanker, der Denker;
de Maler , der Mahler ; de Mäjtter , der Messer ; de Släiper ,
der Schläfer; de Brauner, der Brenner; de Leser, der Leser;
Lauwer , der Lader , von lamven, Garben und Heu auf dem
Wagen zu einem Fuder bilden ; de Bdggei- , der Bauer von
Gebäuden (der Ackermann ist de Bürre); de Händler, der Händ-
ler; de Bedreger, der Betrieger; de Gnieser, der das Maul verzerrt;
de Springer ; de Läker, der Lacher; de Helper, der Helfer; de Slip-
per, der Schleifer; de Stricker, in Lönstricker, der Landstreicher;
de Driemer , der Träumer; de Fräier, der Freier; de Kläger, der
Kläger; de Brauer, der Brauer; de Stijtter, der Stösser; de Sie-er ,
der Seher; de Sjunger , der Sänger; de Tiener , der Diener; de
Pägter, der Pächter; de Tjärs/icr, der Drescher; de Mager, der
Macher; deGijtter, der Giesser, u. s. w. Man kann in diesen Haupt-
Avörtern eben so leicht das Zeitwort wieder erkennen, als das
Hauptwort aus den vorigen Zeitwörtern bilden.
§. 61. Folgende, derselben Wortbildung angehörig, sind in
Form und Bedeutung mehr oder weniger unregelmässig, als: de
Liiper von lupen , reg. de Löper von hipcn, laufen, das Schnellkü-
gelchen, der Schüsser; de Setter von settcn, setzen, i.der Setzer,
2. eine flache Milchschüssel, nd. die Satte, Sette; de Ljögter von
ijügten, die Leuchte, dagegen ist der Leuchter: de Stäujnner von
stävjnnen, stehen, also wörtlich: der Steher; de Gljärder von glid-
den, gleiten, der Brotschieber der Bäcker; de Plumper und de
Pulsher von plumpen und pulshen , die Störstange; de Wihsser von
wihssen, der Weiser überhaupt, wie in Wäiwilisser, Wegweiser,
2. der Zeiger an der Uhr; de Stornier, der Ständer, von stäujnnen;
de Twitter von Iwittcn, schnitzen, der Schnitzer: en flinken Twitter ,
ein flinker, junger Bursche; de Böger von bögen, klopfen, bläuein,
8Ö
der Bläuel zum Bläuein der Wäsche; de Kluseböijer , auch der
Klopfer oder Hammer an einer Thür; de Slicrer von slterc7i , schnei-
den, wie in Faas/ierer, Vorschneider; de Slijärder, der Schnitter,
aus derselben Wurzel; de Fäger von fägen, rasch von der Hand
arbeiten, dän. at figc, mit der Arbeit eilen; fägen ist fegen, daher
de Fäger, z.B. in Shörstijnfäger , Schornsteinfeger; de Slömper von
stämpen, stampfen, der Ladestock; de Ridder von ridden, 1. der
Reiter, 2. der Ritter, 3. das Reitpferd; de Rötter oder liüller, der
Reuter (Husar); de Ringster von ringen, läuten; de Ränsler von rä-
nen, rennen ; de Grewster von grewen, der das Grab gräbt ; de Wäivster
von wewen, weben; de Häjnger, der Henker, von hingen; de Drön-
ker, der Säufer, von dräinken, trinken; de Süpper von süppen,
saufen, dasselbe; de Teller, der Zähler, von ^e7/ew , zählen ; de Ndn-
ner, der Nenner; dät Tänner, der Zunder, von tijnnen, zünden,
dän. Tönder, engl, tinder; de Kieker \on kieken, gucken, daher das
Fern- oder Sehrohr; de Jäger von jagen; de Maurder, der Mörder, von
mjärden, morden; de Shruoher, der Kratzbesen, von shrubhen, krat-
zen ; de Shicker von stucken , und dieses wieder von sluck , niederge-
schlagen; de erme Slucker , der arme Schlucker; de Slubber, ein
Scheltwort von Sliibb, dünner Strassenkoth, daher slubbern, wie
die Enten im Schlamme, von Menschen gebraucht für schlürfen,
ddn grolle Slubber! du grosser Kothhahn! oder so was; de Racker ,
der Bäcker, von tagen, backen *.
§. 62. Die Nachsilbe äi, deutsch ei, dän. und nd. ie. Sie hat
dieselbe Bedeutung wie im Deutschen und Dänischen , und ist
meistens sächlich; nur da, wo sie den Ort der Handlung oder
* De Kiltring, dän. en Kjeltring , wollen einige von dem alten
Volke der Gelten oder Kelten herleiten. Im Friesischen hat man
das Zeitwort kiltern, sich auf eine grobe Art mit einander herum-
zanken und dabei überhaupt eine gemeine Denkweise verrathen;
wie Hunde und Katzen mit einander leben. Solche Leute sind
im Nordfriesischen: Killringe. In der Schweiz heisstdas sogenannte
Fenstern (im Friesischen: dä.1 Nägtlupen) kiltern, und der Killer
oder Fensterer geht auf den Kiltgang, auch Heimgärteln genannt.
Obgleich nun das Fenstern auch bei den Friesen Sitte ist, so hat
es doch mit dem Begriffe Kiltring nichts gemein, und ich muss
daher die wahre Abstammung des Wortes hier unentschieden las-
sen. Die Zigeuner in ihren Kneipen stellen ein wahres Bild von
Kiltringcn dar.
86
den Umfang der Ausübung eines Rechtes bezeichnet, steht das
weibliche Geschlecht, als: jö Lönshriwweräi, die Landschreiberei;
jö Braneräi, die Brauerei; jö Lönfaagedäi , die Landvoglei ; jö
Sukkerkögeräi , die Zuckersiederei ; jö Prdwstäi, die Probstei; jö
Mäleräi, die Malerkunst; jö Präjtäi, die Predigt; jö Wäweräi, die
Weberei; jö BauMrücheräi , die ßuchdruckerei ; jö Backeräi, die
Bäckerei; jö Slaaweräi als Aufenthaltsort, sonst dät Slaaweräi;
dät Bedregeräi, die Betriegerei; dat Spöteräi, die Spötterei; Tjaa-
seräi. Schwätzerei; 5/iereräi , Koserei ; Smereräi, Schmiererei; Sldc-
keräi, Näscherei; Baaseräi, Raserei; Mingeräi, Zauderei; Däsige-
räi, Albernheit; Haxeräi, Hexerei; Drilleräi, Prellerei; Tjdiveläi,
Zänkerei ; Ruwcräi , Räuberei ; Tliieweräi , Dieberei ; Driemeräi ,
Träumerei, u. s. w. Die sächlichen Hauptwörter auf äl führen
meistens den Begriff der Geringfügigkeit, wenn nicht gar der Ver-
ächtlichkeit mit sich, was bei den weiblichen nicht der Fall ist.
§. 65. Aus dem Infinitiv jedes Zeitwortes kann man, wie im
Deutschen, durch Vorsetzung des Geschlechtswortes dät, ein Haupt-
wort bilden, als: dät Laken, das Lachen; dat Dräinken, das Trin-
ken; dät Släipen, Gängen, Sjungcn, Shriwiven, Lesen, Tiesen (aus-
einanderzupfen, dän. at täse) ; dät Gniesen (Maulzerren); Driemen,
Träumen; Ringen, Läuten; Lieren, das Lehren und Lernen. Diess
gestattet der Infinitiv eines jeden Zeitwortes ohne Ausnahme.
Bildung des Hauptwortes aus Bestimmungswörtern.
§. 64. Auch aus dem Bestimmungsworte (Adjectiv) lassen sich
durch den blossen Vorsatz des sächlichen Geschlechtswortes Haupt-
wörter bilden, als: dät (jjll an Näi , das Alte und Neue; dät
Witt an Suhrt , das Weisse und Schwarze ; dät Wäjtt , das Nass ,
dagegen de Wäjl , die Nässe , ä\i]n e Wäjtte , im Nassen ; dät Aien
as bähsere as dät Främd , das Eigne ist besser als das Fremde;
dat Bögt, das Recht; dät Diej) , die Tiefe; dat Gäujd , das Gut,
U.S.W. Aus Fürwörtern und allgemeinen Zahlwörtern: dät Min
an Din , das Mein und Dein; dät FaaJe an dat Läiet, das Viel
und Wenig; dät Sin an Hdrr , das Seine und das Ihre. Aus dem
bestimmten Zahhvorle gehen die Namen der Zahlzeichen hervor,
als : jö Jjn , jö Tfmg , jÖ Tric , jö Fjauer , jö Ficw , jö Segs , jö
87
Saawen, jö Aagt, jö Njögcti, jü Tien. — Andre Bildungen aus dem
Zahlworte sind : de DnlUng , de Segsling , de Fierding , als Land-
und Tonnenmaass ; dat ^gendijl, das Achtel , als Maass ; bei Bruch-
iheilen setzt man Dijl , Theil, statt des Deutschen tel , als: ein
Tredendijl , ein Drittel; en Ficrdendijl , Füßendijl, Segstendijl ,
u. s. w. Hier wäre es aber bequemer sich der deutschen Endung
tel zu bedienen und dät Tredel, Fierdel, Füftel, Segstel, Saawen-
tel, Aachtel , Njögcntel , Tiendel zusagen. De Twännling und de
Trannling , der Zwilling und der Drilling , entstehen aus den Zahl-
wörtern ttvdnne und tränne, dän. tvende og trende, zwei und drei.
Aus dem bestimmungswörtlichen Bezeichnungen der Him-
melsgegenden : ästen , ivesten , sülissen , naurden , entstehen erst-
lich die Hauptwörter : dät ^sten , dät Westen , dät Sühssoi , dät
Naurden , als : dät läit äujnt ^sten , Westen , u. s. w., es liegt
im Osten, Westen, u. s. w. Der Ost, West, Süd und Nord, sowie
der Osten , Westen , Süden und Norden , heissen : de u4ste , de
Weste, de Sühsse, de Naurde. Anwendung: Dö shälit widdere tö't
uisten, tö't Westen, Sülissen an Naurden, du sollst weiter nach
dem Osten, Westen u. s. w. Ick gung dm'eu/ste, dm'e Weste,
dm'c Sälisse, dm'e Naurde, ich gehe gen Osten, Westen u. s. w. In
zusammengesetzten Ortsnamen endigen sich diese Wörter häufig
auf er, als: ^ster , Wester, Sühsser, Naurder , wie ^stei'S7iotebüll,
Westerhäwer , Sülisserläigem , Naurderhölt , wie im Deutschen :
Oster-, Wester-, Süder-, Norder-. Diess ist jedoch nicht immer
der Fall. — Die Adjective östlich , westlich , südlich , nördlich ,
heissen : ästlick , westlich , sühsserlick und näurdlick , aber auch
ästerlick, westerlick , sühsserlick, naurderlick d.i. ein wenig nach
Osten , Westen u. s. w. Süd ist im Altfriesischen Soss , wie noch
in : Sossrihssem , Südriesum , und Sossionhalm , Südlindholm,
Das Geschlecht der Hauptwörter.
§. 65. Das Geschlecht der Hauptwörter besieht in der Eigen-
thüralichkeit derselben , sich ausschliesslich mit einem der drei
Geschlechtswörter de (der) , jo (die) , dät (das) zu verbinden ; die
Mehrheit für alle Geschlechter ist dd (die). Hierüber lassen sich
nur wenig bestimmte, meistens nur sehr allgemeine Regeln geben.
88
Im Allgemeinen gilt, dass ein Hauptwort, welches einen Gegen-
stand bezeichnet, der ein natürliches Geschlecht hat, sich auch
in der Sprache nach diesem Geschlechte richtet , als : de Mann ,
de Kräjddcr , de Käser (Käsere), de Wjäii, de Römm , de Bulle,
de Sliriwwe7', de R6gte7\ de Shjärder u. s. w. , der Mann, der
Hahn , der Kater , der Wirlh , der Widder, der Stier, der Schreiber ,
der Richter, der Schnitter, u. s. w. Ebenso: jö Hänn,]'6 Gaus,
jö Wöß' , jö Ko, jö Fömmen , jö Bräjdd , jö ^nert , jö Tiveg u. s. w.,
die Henne, die Gans, das Weib, die Kuh, das Mädchen, die
Braut , die Ente , die Quäne oder Färse, Ausnahmen machen
hier: dät Sliäip , das Schaf; dät Ajk , die Stutte ; dät Geck; dät
Mansch, das Mensch; dät ^nnerling , ein ein- bis zweijähriges
Mutterlamm , und dät Ailanmm . ein Mutterlamm unter einem
Jahre.
Bei Thieren wird oft die Gattung und das Geschlecht zugleich
bald durch ein männliches , bald durch ein weibliches Hauptwort
bezeichnet, als: de Hünn, de Hdjnst, jö Hänn, jö Gaus, ]ö^ncrt,
jö Kätt, u. s. w. Die Mehrheit lautet: da Hünne, Hdjnste , Hanne,
Gäis, u/nerte und Kälte. Sie bezeichnen in der Einheit das männ-
liche oder weibliche Geschlecht und auch die Galtung, aber in
der Mehrheit nur diese allein. Beispiele : De Gramv hält manning
Hünne , der Graf hält viele Hunde ; he het aagtäin Hdjnste mv 'e
Stall, er hat achtzehn Pferde auf dem Stall; dd Hanne sdn all
äiv 't Räch , die Hühner sind schon auf der Latte ; mjarne shdn 'e
Gäis slägtigt worde , morgen sollen die Gänse geschlachtet werden; dd
inerte kaane jdm sellew nere, die Enten können sich selber nähren ;
da Kälte fange Müss, die Katzen fangen Mäuse. Bei andern wird
die Gattung auch in der Einheit nur allein bezeichnet, wo man
dann, wie auch in den vorstehenden Fällen, für das Geschlecht
besondere Namen hat. Reine Gattungsnamen sind z.B. dät Stvinn,
dät Griss, dät Shäip, dät Fäll, dat Bjdrn , dät Nüjtt, dät Bäist,
dät Rähser, das Schwein, das Färkel, das Schaf, das Füllen, das
Kind, das Rind, das Vieh, das einjährige Kalb, und dät Kulew, das
Kalb, so wie auch dät Rce und dät Hjört, das Reh und der Hirsch.
Wir wollen hier zuerst diejenigen anführen , welche den Gat-
tungsnamen mit einem der Geschlechtsnamen gemein haben , und
darnach diejenigen , welche allein besondere Gattungsnamen und
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Geschlecbtsnamcn führen. Geschlechts- und Gattungsnaine zu-
gleich, entweder männlich oder weiblich, sind: Jö Uänn, m. de
Kräjdder, der Hahn, der Kräher; jö Gaus, de Gönner, engl, goo-
se, gander; jö ^nert, m. de Urder , der Erpel, Enterich; dät
Shäip, m. de Uömm, der Widder (de Wähser oder Wähsere ist der
Hammel oder Schöps) ; jö Kätt , m. de Kä/tser oder Kahsere ; jö Döivw ,
m. de Doffer , der Tauberich; de Hünn, w. jö Tähw, die Tiffe,
Petze, u. s. w.
Gattungsnamen und Geschlechtsnamen mit verschiedenem Ge-
schlecht: dät Swinn, de Örne, jö Söhg, Schwein, Eber und Sau;
dät Nüjtt, dät Bälst, de Bulle, jö Kö', Rind, Stier und Kuh;
de Hdjnst , de >Fri;«S/^e , dät Aik , Hengst und Stutte ; de
Mänshe , Mensch, de Mann, jö Wöff, Mann und- Weib; de Kdr-
men , jö Wüssed, Mannsperson und Frauenzimmer; dat Bjärn,
Kind, de Dring, jö Fömmen, Knabe und Mädchen; de Jüngling
oder de Jungmönn , jö Jümfer , der Jüngling , die Jungfrau ;
da Spsshene, die Geschwister, de Brauser, jö Sästcr, Bruder und
Schwester; da ^llerne, die Eltern, de Fidder , jö Mudder, Vater
und Mutter; de Sahn, jö Dögter, die Kinder in Beziehung auf
die Eltern; da Stjäpällerne, die Stiefeltern , de Stjäpfidder , ']ö Stjäp-
mudder; Stjäpbjarne, Stiefkinder, de Stjäpsahn , jö StjäpdSgtcr; Hal-
lewsösshene , Ualhgeschwisler, de Halleivbrauser, ]6 Hallewsöster ; da
Förlöwede, die Verlobten, jö Bräjdd, de Bredgöme, Braut und Bräu-
tigam; jö Wähs, de Wädder oder Wadderne, Wittwe und Witt wer;
jö ^hl, die Grossmutter, de ^ttc, ^Itähte, Grossvater; de Ohm,
der Oheim; jö Mädder, die Base, Muhme, Tante; Sösshenbjärne ,
Geschwisterkinder; Sivicgerällerne , de Swiegerfidder, ]'6 Swieger-
mudder, Schwiegereltern, Schwiegervater und Schwiegermutter;
de Swiegersähn , jö Siviegerdögfer , Schwiegersohn und Schwieger-
dochter, und jö Snaar, die Schnur; de' Swaager, der Schwager,
jö Swiegerinn, die Schwägerinn.
Anmerk. i. Bei kleinen Vögeln kann man das Geschlecht durch
He und Jö bezeichnen, und sprechen : dät äs en He untig en Jö,
das ist ein Er oder eine Sie; oder wie im Niederdeutschen durch
Heken und Seken , ein Erchen oder Siechen. Jö Sähg , die Ziege ,
hat im männlichen Geschlechte de Sägenbock.
Anmerk. 2. Der Widder ist offenbar genug das friesische de
12
90
Wältser [Wähscrc), das engl, a welhcr, und das dän. en Vädei^ aber
immer in der Bedeutung zwischen Widder und Hammel wech-
selnd. Der ^yiddeI^ dän, en Väder, ist das fries, Römm und das
engl, ram, in der Bedeutung; und das fries, WäJisere, so wie das
engl, welher, beissen im Deutschen Hammel oder Schöps, und im
Dänischen en Bede, Aehnliche Verschiedendeutigkeiten findet
man häufig in den verwandten Sprachen bei Wörtern von gleicher
Urwurzel. — Ein verschnittener Stier ist im Fries, de Stier und
de Ögse, wofür man in der Mehrheit auch das alte Colleetivura:
da A'xne, dän. Oxen, Oxne gebraucht. Ein verschnittener Eber ist
de Galt, dän. en Galt, der Borg. Dät Fall, das Füllen; de Plag-
ge, ein jahriges Füllen, und de Fohle ein zweijähriges. Ein jun-
ges Gänschen ist jö Gähsling, nd. Gösling, dän. Gjäsling, engl,
gosling. Das Küchlein ist en Sjiickling, dän. Kylling.
Anmerk. 3. Unter den Hauptwörtern mit nacktem Stamme
sind die meisten weiblich, die wenigsten sächlich und die Mittel-
zahl männlich. So finden wir unter der ersten Sammlung einsil-
biger Wörter §. 50 , gegen 524 weibliche , 288 männliche und 2G0
sächliche. Doch kommen auch in dieser Sammlung mehrere ab-
geleitete vor. Einige der Endungen jener Wörter gehören zwar
vorzugsweise einem bestimmten Geschlechte an, aber wir finden
doch fast immer Ausnahmen, als: dät JJll, dät Dijl, dät Fijl, dät
Gijl , aber jö Hijll; dät Lick, dät Rick, dät Stick, aber de Dick
und jö Wick; aulis, weibl. als: jö Auhs, jö Danks, jö Praulis, jö
Raulis; äst, männl. als: de Fräst, de Kräst, de Rast, aber jö
Lcist; aug, männl. als: de Kravg, de Plmig , de SJiaucli; eess, sächl. als :
dät Rleess, däi Leess, dätRcess, dät Siveess, dal Gleess, pl. Glähse;
äst, m. , de Gast, deTwäst; all, w. , de Ball (Tanzball), de Fäll,
de Stall, aber jö Fäll, die Falle, jö Sali, jö Själl , jö Täll; äi/is,
w. , jö Rläihs, iö Falks, jö Kläihs, jö Räiks , aber de SäiJis; äujl ,
sächl. als: dät Bävjl, dät Gäiijll, dät Skävjl, däi Mäiijl; äjd, w. ,
jö Rräjdd, jö Gläjd,yö Mäjdd, aber wieder de Räjdd, de Träjdd ,
und dät Säjd; äitjnn, w. , jö Bräujnn, jö Skäiijn, iijö Hmjnn,]ö
Päujmi, jö Mäujnn, aber wieder dät Läujnn , dat Sänjnn, de
Siräujnn ; np,m., de Hupp, deKitp, deLnp, deStvp, mKrüdstiip,
\md in Tjärestvp, die Theermeste ; ans, s., dät Baus, dät Maus, aber
de Taus, jö Gaus; alt, s,, dät 3/«//, dät Salt, de Galt; dmi , s., dät
Ol
Tann, dat Sann, dät Kann , de Sdnn ; inn , m., de Rinn , de Winn, Wind
und Wein , jo Rinn, die Rinde, dät Litin, der Hosenbund , de S/iinn ;
dgt, w., jö Bdgt, jö Prägt, jo VFä///, dät .Sä^i; a«c/i , w., jö Krauch,
iöRaiick, {\a.t Snauck , der Kesselhaken; eel, w.,jö Teel, jö Med, jo
r?Te/, jö Weel, dat Tiveel; a/i, jö iüf?//, dat Tält,jö Gewalt; nlig ,
dat Fulig, dat Tw/i^, de Gif%; if/, dat ^i//^, d^i Krilt, dal Fritt,
dät Sliitt; du, dät Fü'7i, Fell und Füllen, de Mi//, de Knall,
de Sliall; öt, dal Gröt, dal Tot, ]6Röt;ähk, dä.1 ^hk, dal Bralik,
dät Stahk, dät Snahk; äck, dat Räck, dät PacA;, de iYäfA:, der
Nick, deMdck, dät Swdck, dal Krack; %s, jö ^ö»«, dät Flägs, dat
VFäi^s; cS5, dät ^ss, dat Päss; ä/is, de Balis ^ jö Lähs; icp, jö
5/i^p, jö Knie}), jö Liep, de Pie/j; öpp, de Tö/jp, de Ktiöpp, de
Nöpp, der Zwack, jö Löp]^, de Kröpp; eck, dät FecA;, dät Ger/.:,
dat Speck, de 6ecÄ;; m/W, dät Büjtt, dät iVw^'//, Shüjtt, Scliöss,
dat Rüjtt, deSlüjtt, deKlüjtt; älis, de Glähs, deSplä/ts, jöNälis,
jö Wäfis; äujtt, de Fäiijtt, de Kläujlt, auch jö Kläujtt, jö Länjlt,
jö Räujtt, dät Säujtt; äujd, jö Fläujd, jö Läiijdd, de lläujdd , dat
Mmjdd, dät Gäujdd; urst , jö Burst, de Turst; auck, siehe oben:
^at Bauck, dat Daiick, dät Snauck, de Dauck, jö Bauck ; ump, ist
m. , de Rntnp, de Khanp, de Bump, de Slunip, de Dump, aber jö
Pump; järt, de Stjärt, de VF/'är/, de /ydr^, Furz, aber dät HJdrt ;
älh, jö LaiA, dät Krath; ärreiv, jö Färrew,]ö Härrexv; äi, iöBdi,
jö Fmi; dät J5/di, dat 5/äi, dat Sträi, de ßrdi; öck, de Foc/.-,
de /JocA; , dät X/Oc/c , dät 5/oc/; ; ö?2gf , de Gö?«^/ , de Söw<; , jö Swöng ; dgg,
jö Bdgg, jö Mdgg ; üss, jö L^m, jö i>/«is, jö Früss, de iVwss, dat
Wwss, dät Grüss, dät Krüss; ing, de Dring, de ^m/^, jö Kling, jö
5'/mg', jö Wwfgf; ö/, dät Dö/", dät ^nö/, dät 5/0/", de /fö/', dät -SV/ö/',-
tic/:, de Bück, dät LwcA;, de Struck, de Pück^ de Brück, jö Krück;
ümm, dät Sliümm, dät Rümm; ufimm, de Buhmm, de Sulimm;
ünn, dal Bünn, de Granu, de Hilnn, de Lünn, de Tw««, dätPü?««,
jö Smünn; iss, dät /ss, dät Griss, de Priss; ijt, dät Swfjtt, de
Slrijtt; järn, dät Bjärn, de IfJjärn, jö Sjärn, jö HJdrn , dul lijürn,
jö Twjärn, dät Shjdrn; dgt, jö ^ft/y/, de Knägt, dät »Va;/f, s. oben;
ees^ dät Feest , dät Nccst , dät Weesf, jö Fees/; «ff«, de Plaan,]()
Baan, iöFaan; ig, de B dir ig , dät Airig, das Arge; tV?r, dät ^/cr, jö
A'icr, jö Lier, de »S7t>/', dät r/r/^r; ä/7, de .1;/, däl Fäjll, dal Mäjt,
jö .S/m}7^; t;«, s. o., jö >1i////, dät »%'(///, de <S'//;7^- fyVf, de /^</7^
12 *
92
de Bäjtt, das Jucken; iek oder ieck, jö ßlieck, jö Dieck, jöKieck,
jö Micck, yöSicck, da Lieck; ämp, deDänijj, deStämp, iöStamp,
jö Lämp, dät Sivänip; ic, de Die, jö Lie, dät Pie; eef, dät Gree/',
dät Heef, dät iJee/', dät Steef; öck, jö DöcA , de Plöck, de Stock,
dät Block; öst, de Frost, jö Ä'Ö6/, jöNöst, iöRöst; änk, de Bank,
jö Länk, jö Plänk, dät Plänk; de Türrew , dät Shürreiv; joFaurk,
jö Staurk; aar, jö Snaar , jö Baar, jö Kaar ; deEnn, jö Fenn,]ö
Penn: min, jö Ldnn, jö Hdnn, jö Ta/m, dät ra;«n, de Sdnn, dät
Sann, dät Sfidtin, dät Kann; djnk, de Bldjnk, aber auch w. in
jö Halleivbldjnk, de Ldjnk, jö Kldjnk; 6, jö -5ro, jö Zd, jö jRö;
dät Brüjd, jö JSüjd; amn, dät Graimi, de Kaiimm, de Kraumm;
i/f, dät Li^', dät A'i/f , dät Ä'^^//f; efti, jö Krebb, de i?e66, rfät
IF^^fei; d, jö iä, dätRd; iill, f/ät t///, jö //m/^, dät Smull, jö
iVw//, jöRull; önn, de Blönn , jö Kann, iöPönn, dät Sonn, altfries.
für Säifjnn, Sand; iww, de Mw» und jö TfiwM, jö i?/«w, de iJiww,
dät Sivinn; örn, jö P^rw, dät /ä?-w, dät Shörn; järd, dät Järd,
dät Bjdrd, dät Swjärd, dät Shjärd, de TF/m/; «//«, de Trd/is, de
Spidits, jö Smdlis, jö Wd//s; tmg', jö Bimg, jö Rung , jö Prung , de
Pung; edd, dät ^ÄW, de G«Z(^; d/Ü, jö Drdft, jö Ä'm/i^, jö Shrdft,
de -So-//, dät rd/lf; tV/, dät ^«7/, dät ^i//, jö iViV/, de A'i//; ör,
dät ^% dät Pär, jö )5'«är, jö Swär , de /Sfär (im Auge); äi/i;, dät
iijA;, jö ÄäyT;, jö Kräjk, dät Tö/'A-; a?tm, de Tanrn, dät Kaum,
de Haurn, dät Haurn; ick, dät jLM-, dät Ay/icA;, dät7?/'cÄ, de i)icA;,
jö Wic/i, u. s. w. Auch die verschiedenen Endungen des Haupt-
wortes, wie z.B. e/, /iw(/, er, in;/, /mirf, äi, u. s. w. können fast
nie oder doch selten ausschliessend ein gewisses Geschlecht be-
stimmen. So heisst es: jö Sägel, die Sichel, und de Prägel; de
Kägcl, und jö Fägel, der Fehler; de Kinning, der König, jö IJjlling , die
Mulde, dät ]Föw«w?7, das Fenster, und so in vielen andern Fällen.
Anmerk. 4. Obgleich die meisten der hier zusammengestellten
Wörter schon §. 50. vorkommen, so bedürfen doch einzelne derselben
einer nähern Deutung, als: jö Aulis und jö Kräik , Haken und Oebren;
man sagt Kräike und Äuhse, Häkchen und Oebren; jö Kläihs, die
Nägelkratze, das Kratzen mit den Nägeln beim Raufen; dät Tiveel,
der Sabber, der Quiel; de Gült, der Borg, verschnittener Eber;
jö Wccl, die Erbolung; jö Stiep von sliepen , das Lichtziehen; de
Klüjtl, eine Klolhc Torf; de Rump, 1, der Rumpf, 2, das Brust-
95
luch; dät Bläi, die Farbe, als sloll'los gedacht, sonst Färrew; jö
Sting, die Granne, wie ander Gerstenähre; jöDiek, das Grübchen;
jö Faan, die Fahne; jö Plänk, die Planke, dät Plänk, ^ Kanne;
du Sliürretv , die Räude, das deutsche Schürf; dä.1 Kann, das Kinn;
de Kraumm, die Krampe; dät Srniill, der Staub vom Torf, Säge-
späne und dergl. ; de Gklcl, der Hecht.
Anmerk. 5. Unter den , von Zeitwörtern durch Abkürzung ge-
bildeten, Hauptwörtern ist, wie im Deutschen, das männliche
Geschlecht vorherrschend, und im Dänischen das sächliche, als:
de Prdck von fracken, stechen, tüpfeln; de Rähw , der Riss; de
Stijtt, deSlieck, de Släg , deHdw, deShähr, deSnälis, de Splülis,
de Glähs , de Gong , de Song , de Klang , de Ltipp , de Kupp , de
Grähp, de Gripp, de Bjdtvs , de Fäll, u. s. w\ Doch finden sich
auch manche weibliche und sächliche darunter, wie: jö Bagg , jö
Faur, jö Fähr, jö Gräjd , jö Hm, jö Kieck , u. s. w.; ingleichen
dät u/hk , dät Bäd , dät Brak von bregen , mangeln ; dät Bünn , dät
Döf, dät Jeft , dät Säjd, dät S/ijärd, dät Shüff, u. s, w.
§. 66. Männlich sind alle Hauptwörter auf er, welche männ-
liche Verrichtungen anzeigen, sie mögen von andern Substantiven
oder von Zeitwörtern abstammen, als: de Meiler, de Glaaser, de
Krauger, de Mäjdder , de Kutsher, de Driemer, Shriwwer, Hdjn-
gcr , Leser, Dritvwer, Shjärder, Tjärsher, u. s. w. Ferner bestimmt
die Endung e das männliche Geschlecht, wohin auch die Endun-
gen ere, eine, ense und eise, zu zählen sind, als: de Kröge, de
Mäge, de Krage, de Wähsere, de Vnncrne, de Tachclse, de Fie-
rense, u. s. w. Eine Ausnahme davon machen: dät oder jöMö/Äe,
die Milch; da Anne, collect, die Buttermilch; da Wäwle, der Web-
stuhl, auch ein coUectivum ; däKndplinge, coli, die Spitzen, Kanten;
da Beere, coli, die Gebehrden; da ^gne, coli, die Spreu; da Gm-
bcnc, coli, die Graupen; da Träme, der Trumm. Ferner die § 46
angeführten sächlichen auf eise, als: da Häckelse, dät Röckelse,
Smökelse, Sldrkelse, Spauckelse; so wie dät Aehsc, dät Drajnke,
dät Olde und jö Döjtte.
Die Endung er ist zwar allen Geschlechtern gemein , als:
de Fklder , jö Mudder , dat Jäddcr ; de Twitler , jö Dögter , dät
Wähser , u. s. w. ; aber doch ist hier das männliche Geschlecht
weit überwiegend. Dasselbe gilt von der Endung cl, wogegen
94
die Endung en so ziemlich glcichmässig durch alle Geschlechter
vertheilt ist, und dasselbe möchte wohl auch von der Nachsilbe
ling gelten. Bei der Endung em herrscht das männliche Geschlecht
vor, als: de Bausem, de Bäisem, de Haulem, de Stierem, de Sivie-
rem, de Täirem, de Airem; aber jö Fäihsem , jö Blossem, jö Gä-
scm, die Gäspe, und dät Hulem, Langstroh; dät Etlem, Tag und
Nacht, oder 24 Stunden, dän. et Etmaal, et Dögn (1. Döin oder
Däun), nd. Etmaal. Die Endung ew kommt gleichfalls in allen
Geschlechtern, aber nur in wenig Wörtern vor, wo das sächliche
Geschlecht überwiegt, als: de Waireio, jö Häirew, dät Kuleiv , dät
Suletv, dät Wierew, das Gewerbe , dät Sliürrew, dät Färrew.
Auch die Endsilbe ig geht durch alle Geschlechter, als: de Bäi-
rig, de Bielig, de Giilig , de Hallig; aber jö Fürrig , jö Spärrig,
jö Swällig oder Sivielig, und dät Märrig , dät Fulig, dät Tiilig,
siehe §. 39.
§. 67. Männlich sind ferner die Namen der Tage, Tageszeiten,
Monate und Jahreszeiten, als: de Sändäi, de Maundäi, de Täilts-
däi, de Wensdäi, de Törsdäi, de Fräidäi, de Sänenne; ferner: de
Januar, Februar, Marls, April, Mäi, Juni, Juli, August, Sep-
tember, October , November, Dezember; ingleichen: de Däi, der
Tag, de Mjärn, der Morgen, de Enn , der Abend, de Mäddäi,
Faarnmddäi, Eftermaddäi; ausgenommen: jö Nagt, jö Managt,
(richtiger Mddnägt); die Jahreszeiten, als: de U/irs, de Sdmmei',
de Hdrreivst (auch Hirrewt,) de Wonter; die Feste, wenn sie in
der Einheit stehen, als: de Jüll, die Weihnachten, dePaas/ie, die
Ostern; dagegen da Päjngsdege, da Feste, die Fasten, sind coli,
im pl.
§. 68. Weiblich sind in der Regel diejenigen Hauptwörter,
Avelche das natürliche weibliche Geschlecht der Menschen und
Thiere bezeichnen, als: jö Wöff, jö Fömmen, jö Kinninginn, jö
Ko , jö Söhg , jö Kätt, jö TäJnv, jö Hänn, Gaus, ^nert, Ttveg ,
u. s. w. Dät Aik und dät Shäip machen allein hiervon eine Aus-
nahme. Weiblich sind ferner die Namen der Bäume, wenn sie ohne
den Zusatz buhmm vorkommen, als: jö Hill, jö Bäjck, jö Hik,
jö Birk, jö Fair, jö Aller, jö Lann, jö Iper, u. s. w. Die Sub-
stantive auf häid sind weiblich, als: jö Saaliglmd, die Seligkeit,
jö Säkerliäid, jö Fälshhäid, jö Möhglickhäid, u. s. w. , werden aber
95
auch oft sächlich gebraucht und führen dann nicht selten einen
verächtlichen Nebenbegriff mit sich, wie dät Däsighäid, dät Äupi-
nethäid, dät Föhlfiäld, u. s. w. Weiblich sind ferner alle Haupt-
wörter auf ing oder ning , die unmittelbar oder geradezu aus
der Wandelform des Zeitwortes gebildet sind, als : jö Anne-
ring, jö Aaning, jö Rddnifig, jö Bähsering, jö S hiesing , Liesing,
u. s. w. Desgleichen die auf äi ausgehenden , wenn sie Orts- und
Geschäftsbezeichnungen sind, wie in: jö Lönshriwweräi , Lönfaa-
gedäi, Prdwstdi, Slaaweräi, als Aufenthalt ; jö Türkäi, jö Ncgeräi;
jö Bränneräi, jö Suckerkögeräi , u. s. w. Auch die Endung ed ist
weiblich in jö Döged, Jöged, Blöged, Höged; aber de Faaged, dät
Märked.
Einzelne Wörter vom männlichen und sächlichen Geschlechte
stehen auch für das weibliche zugleich, als: de Fähser [Fä/isere]
Gevatter und Gevatterinn; de VTäwe, Freund und Freundinn; dät
Geck, männlich und weiblich. Bei dem W or le Twännling, Zwilling,
kann man sogar alle drei Geschlechter nach Belieben gebrauchen,
je nachdem man auf die natürlichen Geschlechter Rücksicht
nimmt oder nicht, und de Twännling , jö Tivdnnling und dät Tivdnn-
ling sagen, so wie ich alle drei Geschlechter bei dem Worte Pflug-
schaar im Deutschen gefunden habe, wo gar nicht einmal ein na-
türliches Geschlecht Statt finden kann. — Bei einigen von Zeit-
wörtern abgeleiteten Hauptwörtern, wo jene etwas Fehlerhaftes
anzeigen, und wo man das männliche Geschlecht regelmässig
durch die Nachsilbe er bildet, behält das weibliche bloss die Stamm-
silbe des Zeitwortes , was besonders bei folgenden und ihnen ähn-
lichen Wörtern der Fall ist, als: picsen oder piesern, gasen, tjä-
sen, twittwädden, njäsen, stjäwen, u. s. w. , wo das männliche Ge-
schlecht dePieser, de Göser , de Tjäser, de Tioitlivädder , deNjäser,
de Stjäwer, und das weibliche jö Piehs, jö Göhs, jö Tjähs, jö
Twittwäd, jö Njähs und jö Stjähw heisst. Piesern, gösen, tjäsen,
und Uvitlwädden heissen rappeln, schwatzen, waschen, plappern,
albern in den Tag hinein schwatzen; njäsen, säumen, zaudern,
stjäwen, mit langen Schritten albern einhertreten oder stolpern
und dabei mit Gleichgültigkeit oder Geringschätzung urahergaffen
und auf andre herabsehen. Auch muss das männliche Geschlecht
nicht selten das weibliche vertreten, als: jö as en gauhsen Wmv-
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ster, Sfijärder, Sliriwwer , ii. s. w. , indem hier die Endung inn
nicht wie im Deutschen gebräuchlich ist. Die übrigen Einzeln-
heiten in Beziehung auf das weibliche Geschlecht der Hauptwör-
ter sind in den vorhergehenden Wörtersammlungen und Zusam-
menstellungen von Wörtern durch das vorgesetzte Geschlechts-
wort angezeigt.
§. 69. Sächlich sind die Namen der Erdtheile, der Länder,
Städte, Flecken, Dörfer, Districte, Landschaften und Inseln, der
Metalle , einzelner Buchstaben , der Himmelsgegenden , die Namen
verschiedener Zahlenbcstimmungen , die als Maasse dienen, und
die aus andern Wörterklassen zu Substantiven erhobenen Wörter,
als: dät töwägsend Amerika, das anwachsende Amerika; dat gäujl-
rick Australien, das goldreiche Australien; dat üjll an grott Asien,
das alte und grosse Asien ; dat ünrauig Europa , das unruhige
Europa; dät hijt Africa, das heisse Africa. Der Länder: dät
läjtt Dannemark; dat grott Rusläujnn; dät wdnlick Italien, das
freundliche Italien , u. s. w. ; aber jö Siveits. Der Städte: dRl sniuck
Kupenliägen; dät üjll Köln; dät gröttartig Petersburg; dat Idjtt
Arreskjöbing , u. s. w. So auch der Flecken und Dörfer und der Land-
schaften: dät gjdrsrick Ahserstähs, das grasreiche Eiderstedt; dät
fätt Holläujnn, das fette Holland; dät üjll Pollwäirem; dät kaum-
rick Ongeln, das kornreiche Angeln. Der Weltgegenden: dät ^s-
ten, Westen, Sühssen und Naurden. Der Zahlenmaasse, als: dat
Hunnert, dat Dusend, dat Tdlt, ein Tult, Zwölfter von Brettern,
dät Sniess, das Stieg, dat Shöck; aber jö Daulisenn, das Dutzend,
und jö Tralnv, die Stiege, 40 bis GO Garben oder Bunde Lang-
stroh. Der Metalle, als: dät Gävjll, dät Selwer, dat Kaawer, dät
Blie, dat Tann, dat Mesing, dat Tomhack, dat Metall, dat Stäjll,
Eisen, dat Staat, dat Sink, u. s, w. Aus andern Wörterklassen,
als: dät Ridden an Kdiren, dat Släipen an Waagen, dät Büen an
Welen, u. s. w. ; dat Üjll an Näi, dRtFaale an dat Läiet; dät JUin
an Bin; dat Trinnammeruken , das Rundumsprechen, Salbadern;
dat Apijnucfi späten, das gegen die Wand Spielen mit Schüssern;
döLiBilling an Mjärne, das Heute und Morgen; dat Apdndähl, das
Auf und nieder; dät Jd7itanjurt, das Hin und her; dat Tomäjtteka-
men, das Uebelanlaufen ; dal Tofullekamen, das in Erfüllung Gehen ,
u. s. w. So zieht der Nordfriese die Wörter zusammen, wie sie
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hier im Deutschen nachgchiklet sind. Auch viele Vcikloineiuni^&-
wörtcr auf en, ken, (jcn^jcn sind sächUch, wie: dat Häitjen, das
Stuhlkissen, dat J^iken, dat ^Ikcn, dat llühskcn , dat Kopken,
dät Börtjen , so wie die auf slidpp , als : Lönshapp , Mönsliapp , Fninn-
shapp u. s. w., und endlich die auf äi, wenn sie die blosse Handlung
oder das Thun anzeigen und dabei den Nebenbegriff des Kleinlichen
und Verächtlichen enthalten, als: dät NJäserdi, dät Smereräi, dät
Tjäseräi u. s. w. Mehrere AVörter auf ling sind sächlich, beson-
ders Ja, wo sie bloss verkleinernd stehen, als: dät Tjaulhifi , der
Zwirnknaul, dät ^nnerling, dät Tivamiling, dät SJöckliiiy , dät
Gälisling, Nimmt man aber Rücksicht auf das Geschlecht, so sagt
man auch jö GälisUng, jö Sjöckling, de und jö TwannUng. End-
lich kann man noch die männlichen und weiblichen Hauptwör-
ter , welche wirkliche Dinge bezeichnen , durch den blossen Vor-
satz des Geschlechtswortes dät alle zu Diminutiven machen, als:
dat Wöfl', dät Hünn, dät Hdjnst, dät Dring, dät Tünn, dat Kaar,
u. s. w. Dadurch drückt man aber immer Geringschätzung oder
Verachtung aus, wie in dät Mansli , das Mensch, und dat Mans/ic^
das Menschlein, was bei andern Diminutiven nicht immer der Fall
ist, die auch als Zärtlichkeitsäusserungen dienen, als: Päike, Füike,
Baue, Sösse, Dojtte. Auch de Höjtte, Endscheibe des Brotes, de
Mäjnte, das Männchen, de Döjnte, das Döhnchen, de Röjnle, ab-
gestutztes Jäckchen, de Pöjntc, Würfclhölzchen , de llön'kc, der
Hahn an einer Tonne, de Söpke, ein Schnäppschen , de Bäjnte,
das Bündel, und dePrüjnte, eine Kaue oder Schrote Taback , sind
lauter Diminutiva, die alle nichts Verächtliches bezeichnen.
Die nordfriesischen Namen der Buchstaben sind der Reihe nach
folgende, als: Aa-a, Be-b, Ce-c, Dc-d, E-e, Eff oder Aff-f, Gc-g,
Haa-h, I-i, Jöt-j, Kaa-k, Ell oder A'11-1, Emm oder A'mm-m, Enn
oder Ann-n, O-o, Pe-p, Ku-q, Err oder A'rr-r, Ess oder A'ss-s ,
Esszett oder A'sszätt-sz, ss, Esscehaa-sch, Esste oder A'sste-st, U-u,
Fau-v, We-w, Iks-x , Ipsilon-ij, Zett oder Zdtt-z, Essess oder A'ssass-ss,
EffclT oder A'fTäff-ff. — Von diesen sind die Vocale, so wie dieje-
nigen Consonanten , welche den Vocal in ihrem Namen nach sich
haben, weiblich, diejenigen, welche den Vocal zum Anlaut haben
aber sächlich, daher: jö a, b, c, d, e, g, h, i, k, o, p, q, t, u,
V, w, aber: dät f, 1, m, n, r, s, auch: dät j, x, z. Soll ein Ge-
is
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schlecht für alle gelten, so muss es das sächliche sein, indem
das weibliche nur da gelten kann, wo der Name einen Vocal
zum Auslaut, aber nicht, wo er ihn zum Anlaut mit dem Conso-
nanten zum Endlaut hat. Es würde anslössig sein, wenn man
z. B. jö A'mm, jö A'rr u. s. w. sagte, und dät a, b, u. s. w. sind
dann Diminutive.
Auch die meisten Stoff- und Mengenamen, letztere, wenn
sie nicht ausschliesslich allein im Pluralis gebraucht werden ,
sind sächlich , wie die oben ( S. 96 ) angeführten Namen der
Metalle u. a. als: dät Brüjd, dät Järd, dät Uli, dät Lijm,
dät Limm, dät Wägs, dät Pack, dät Kritt, dät Iss, dät Dauk,
dät Lauert, dät Glees, dät Haurn, dät Black (Blech), dät Bläk
(Dinte), dät Flash, dät Speck, dät Hjärt (Harz), dät liatun, dät
Summet, dät Mälil, dät Lähser, dät Pappier, dät Baal (Boi), dät
Allöhn, dät Sucker, dät Sliibb, dät Mjögs, dät Shjärn, dät Maur
(Moor), dät Slömm, dät Glaimim (der Glumm, das Trübe im Was-
ser), dät Snote (Rotz), dät Spütt, dät Sivijt, dät Blmjdd, dät
Waliser, dät Ö/ilc, dät Födder, dät Sträi, dät Täjk (Tang), dät
Terrifj (Torferde auf dem Schlick), dät Sihssen, dät Spännräiel, dät
Häier, dät Maus (Muss z, B. von Pflaumen), dät Salt, dät Färreio,
dät Smähr, dät S/cp, dät rt<%, dät Neet (der Harn, altd. der
Netz), dät Söss (die Suppe), dät Ijd (Torf), dät Kjärl, dät Wäl-
ling, dät Späiling , dät Sulew, dät Süwwel, dät M)os, dät SÄi^f,
dät Säujnn, dät Grüss, dät Hänep, dät Sänep, dät 6'ä/d, dät
rrö/Vi (Zwirn), dät l?/;/?« (das Band), dät T/öV; (der Zeug), dät
Saaken (coli, die Sachen, das Vieh), auch T/%, dät Twee/ (Quiel),
dät Äjth (Essig) , dät Aelil (Addel) , dät Mudder (der Moder, Schlamm) ,
dät Jeest (der Gäscht), dät Shümm, dät Stvämp, dät Tänner (Zun-
der), dät T/i-Mr/ (Lichldocht), dät Sierp, dät Märrlg , dät //öw-
«iwr/, dät Mä?(y7 (Millerde), dät Smull, s, o., dät Swaawel, dät
Rötekrüdd (Arsenik) , dät Wäi (die Molken) , dat Sfidmmel, dat Kaum,
dät Grö^ dat TdYf, dät Sniehs, dät Ffmi//c (Volk, Leute), dät
€järs, dät Ünfjög , dat Päft-er (Pfeffer), dat Shürrcw, dät Graumm
(Eingeweide), dat Aimmerc (die Emmern , Glühasche), dat S/irubb
(die Krätze) , dät L»/' (Laub) , dät Tammer (Bauholz) , dät Ünkrndd.
§. 70. Mehrere Wörter von gleichem Geschlcchlc haben oft
mehrfache und dobei ganz von einander abweichende Bcdoutun-
99
gen. Davon hier nur folgende, als: dat Ass, l.das Daus, 2. Name
des Buchstabens S; dät Bmird, 1. das Brett, 2. die Borte, der
Riegel, in Hillebaurd; jö Bäik, 1. die Buche, 2. die Beuche,
auch de Bäjcke; de Brand, der Brand, in allen Bedeutungen des
deutschen Wortes; jö Brö, 1. die Brücke, 2, jö Stijnbrö, das Stein-
pflaster; dät Dijl, \. das Ding, 2. Dingelchen, 5. der und das
Theil; jö Dräft, 1. der Trieb, 2. die Auffahrt nach dem Hause, wo
das Vieh getrieben wird, 5. die Trift, als: en Drdß Swinn , 4. Kraft,
Nachdruck, Wucht; jö Driihg , 1. die Traube, 2. die blecherne
Milchseihe; de Fäiijtt, 1. der Fuss, 2. der Schuh odcrFuss, als
Maass; jö Fährt, 1. die Fahrt, Schnelligkeit, 2. die Fahrt zur See
auf einen Ort; jö Fingt, i. der Flug, 2. die Flucht; dät Gäujd,
1. das Gut, als Landgut, 2. das Gut, der Schatz, z. B. Sünnhäid
asengrött Gäujd, Gesundheit ist ein grosses Gut; iöllänjnn, 1. die
Hand , 2. Handschrift , 5. eigenhändiger , schriftlicher Beweis, Schein ;
jö Jagt, \. die Jagd, 2. die Jacht; jö Karst, 1. die Kisle , 2. der Sarg;
de Klömp, 4. die Klampe, 2. grosse, länglich viereckige Schober
Heu oder Getreide beim Hause; jö Käst, 1. die Kost, 2. Hochzeit;
dat Krüss, 1. der Krug, z. B. Bierkrug, 2. das Kreuz in allen
Bedeutungen; jö Lier, 1. die Lehre, Lehrzeit, 2. gute Kenntnis-
se; dat Neet, d. das Netz, 2. der gesammelte Harn; jö Nähs,
i. die Nuss, 2. die Niss, Läuseei; dät Säjd, 1, der Same, 2. die
Rapsaat; jö S/iälil, i. die Schale als Gefäss, 2. der Unterschied
beim Fordern und Bieten; jö Shälil, \. die Schale, z. B. von Ae-
pfeln, Nüssen und Hülsenfrüchten ; bei Scholcngewächscn das dün-
ne Oberhäutchen: jö Päld; dat Spdtt, 1. ein Spatenvoll, die Tiefe
des Spatenblattes, 2. der Spiess, 5. der Späth der Pferde; jö
Träw, i. der Trab, 2. eine Stiege Garben oder Langstrohbunde,
40 bis 60; de Wjärt, i. der Wirth, 2. der Wcrth; de Wjärd, die
Wahrheit; dät Uhr, 4. das Ohr, 2. die Taschenuhr, auch jö;
dät Ahk , 4. das Scheuernthor, 2. die schräge Auffahrt an
einem Deiche; dät Brak, 4. der Mangel, 2. die Noth , als:
dät het m'jn Brak, hat keine Noth, nichts zu bedeuten; de Främ-
de, 4. die Fremde, als Gegensatz der Hcimalh, de Hühs; de
Krage, 4. die Krähe, 2. der Kragen; de Paurle, 4. die Pforte, das
Thor, 2. der Kerker, 5. der Stachel der Bienen, Wespen u, s. w.;
dät Sihssen, 4. die Seide, 2. das Zischen; jö Hüjlling, HijUing ,
13 •
100
von hiijUcn, liallcn, die Nachgeburt einer Kuh; jö Hylling von
hijllcn, neigen, dän. at häldc, die Neige, als: jö Tann läit äw'e
Hijlling , die Tonne liegt auf der Neige; da FäjUlinge, die Füss-
linge an Strümpfen und Stiefeln; 2. das Fussende des Bettes, als
Gegensatz der Raupten, de Haadlinge; de Drönk, 1. ein Trunk,
2. ein Trank, 3. der Trunk, als Laster; dät Lüjdd, l.dasLolh, als
Metall, 2. als Gewichtmaass, 5. das Gewicht an einer Uhr; de
Tome, \. der Daumen, 2. das Zoll; de Shöl, \. der Schuss, 2.
der Schoss, Schössling;^ da Feste, \. die Fäuste, 2. die Fasten; de
Hölle, \. die Kiilte, 2. das Fieber; dät Sägt, \. von seegt, seicht,
die Seichte in einem Acker; 2. von sagten, zielen, das Zielkorn
auf der Flinte (das Ziel ist aber dät Miilil), 5. die Richtung nach
dem Ziele; jö Fähr, \. die Fähre, 2. die Schaar, o. jeder auf-
fallende Anzug, Aufzug, und dergl. , z.B. ein altmodisches Kleid ,
eine auffallende Kopfbedeckung; dät Töch, 1. der Zug, als Lick-
tüch; 2. das Mal in ein Mal, zwei Mal u. s.w.; jö Sling^ 1. Schleu-
der, 2. eine Schlucht im Wagcngcleise an der einen Seite; jö
Klamm, 1. die Klemme, zum Festhalten, Klammer, 2. Klemme,
Verlegenheit, Nolh; dät Sjö/in , 1. das Gesicht, als Sehver^
mögen, 2. Erscheinung, 5. Anblick, Wahrnehmung; jö Drägt,
\. die Klcidcrlracht, 2. das Schulterjoch zum Tragen der Eimer
u. s. w., 5. was man aufs Mal trägt, z. B. eine Tracht Holz,
Prügel u. s.w., 4. die Wage an der Deichsel; de Slieck, 1. der
Schlag, Hieb, 2. der Schlag, als Art, Gattung; de Släg , i. der
Schlag , als Krankheit , Lähmung u. s. w. , 2. Schlag , Art ,
Gattung, Race; 'joBugt, l.dic Bucht, Krümme, 2. die Oberhand,
der Obsieg; dät Tält , 4. das Zelt, 2. der Zwölfter Bretter; de
Glöme, i. Gluth, 2. brennende Hitze in den Backen; de Bank,
die Bank , in allen Bedeutungendes deutschen Wortes; dät liedd,
4. Bett, 2. Gartenbeet; dät Bleess, das Blatt; de Bldss, der Bläss,
an der Stirnc der Pferde; dät Fäll, 1. das Füllen, 2. das Fell;
jö Tdnn, die Tonne; de Winn, \. der Wein, 2. der Wind; de
Klump, \. der Kloss, 2. der Klumpen; de Priss, \. Preis der
Waarcn, 2. Lob, Ruhm; jö Shäjl, die Schuld, Ursache; jö Skull,
die Schuld, die man zu bezahlen hat; jö Länk, i. die Kette, 2.
die Ketlcl; jö Wägt, \. die Wage zum Wägen, 2. das Gewicht,
die Schwere.
101
§. 71. Andere sind verschiedenen Geschlechts und demnach von
verschiedener Bedeutung, als: dät Bijn, das Bein, dat Bijnn, das
Band als Stoff- oder Mengename; de Bijnn, das Band, ein ein-
zelnes, wie Holisbijnn, Strumpfband, 2. der Band eines Buches;
jö Birk, die Birke, dät Birk, Birkdistrickt, Bezirk; jö ßjärst,
die Borste, de Bjärst, der Berst, Riss; dät Dank, das Tuch als
Stoffnamc, de Dank, gestaltetes Tuch als Gattungsname, wie iVaas-
(lauk, Shrockenaasdaiik , Taschennasen tuch u. s. w. ; dät Eesh,
die Asche, jö Eesh, die Esche, de Ecsh, die Schachtel; de Fäll,
der Fall, jö Fäll, die Falle; de Gast, der Gast, jö Gast, die
Geest, als Gegensatz der Marsch; jö Häi, das Erinnerungsvermö-
gen, dät Häl, die Lust, das Behagen an etwas, als: dät kämt
me äujn Häi, es fallt mir ein, kommt mir in den Sinn, Ick Iiäivr
m'jn Häi äjt, ich habe keine Lust dazu; de Haurn, das Hörn als
Gattungsname, dät Haurn, als Stoffname; jö Hjärn, die Ecke,
2. der Winkel , wie Kächelaimenshjärn , der Ofenwinkel , sonst
de Wdinkcl, dät Hjärn, 1. wollenes Garn, 2. der Geier, wie in
Hännchjärn, der Hühnergeier, Göselijärn , der Gänseaar; Keel,
Name der Stadt Kiel , de Keel , der Schiffskiei ; de Klädd , der
Kleks (Flecken), jö Klädd, die Kladde; de Kjärl, der Kerl, jö
Kjärl, der Kern, dät Kjärl, der Quark beim Käsemachcn; de
Krcefte, der Krebs, als Krankheit, da Krcefte pl. von jö Kraft;
jö Läujdd, das Rammeln der Hunde und Katzen, dät Lätijdd, der
Laich, von Fischen und Fröschen; de Wäjl, der Weiher, die
Wohle, dät Wäjl, das Wohl; de Mjurjs, der Mist, dät Mjörjs, der
Schmutz, Unrath; de Müss, der Mund, jö Mass, die Maus; dät
Mark, das Merkzeichen, jÖ Mark, die Mark, 16 f; dät Mäsh, der
Maisch, jö Mäsh, 1, die Made, 2. die Masche beim Stricken; jö
Päiijnn, die Verpfändung, dat Päujnn, Pfandgut; de Räjdd, der
Rath, jö Räjdd, inWönräjdd (Wahnralh), verkehrte Anschläge; jö
Rdst, der Bratrost, de Rast, der Rest, 2. Nichts, als: dö shäht en
Rasthewe, du sollst nichts haben, 5. die Rast; da Rinn, der Regen,
iöRinn, dicKmdc; de Ragt, das Gericht Essen, dät Rögt, das Recht;
de Saal, der Saal, jö Saal, die Sohle; jö Sähiu , das Mark aus
einer Lampenbinse, um es als Docht zu gebrauchen, dät Sähw,
das Sieb; de Sann, die Sonne, dät Sdnn, der Sinn, das Gemüth,
jö Sann, der Sinn, als Organ; de Sahn, der Sohn, jö Sahn, die
102
Sehne , Flechse ; de Sill , der Kessel , dät Sill , das Siel , Wasser-
rinne; de Sliätt , der Schatz, jö Sliätt, die Schätzung, Abgabe;
de Sldjnk, der Schluck, jö Sldjnh , der Schlund; de Smälts, der
Wurf, jö Smälis, die Schmiede; de Spot, der Fleck, dät Sj)öt,
der Spott; de Spaait, der Spritz, Spritzstrahl, jö Spaait, die
Spritze; de Stämp, der Stampf mit dem Fusse, jö Stämp, i. die
Stampfe, 2. der Stempel; deSträdd, ein weiter Schritt, i'öSlrädd,
die Grätsche, so weit man die Schenkel aus einander spreizen
kann; jö Spar, der Sporn, dät Spar, die Spur; jö Spann, die
Spanne, dät Spann, das Gespann; jö Stälis, die Stadt, dät Stälis,
die Statt, die Stelle, der Ort; jö Tann, die Tanne, dät Tan7i,
das Zinn; de Tung , die Zunge, jö Tung , die Zange; de Träjd,
ein einzelner Faden, dät Träjd, der Zwirn; jö Tur, die Thräne,
dät Tur, ein weinig, ein Tropfen (jenes ist dän. en Taare, dieses
en Taar); dät Twjdrn, der Zwirn, jö Tivjdrn, die Quem, 1. eine
llandmühle, 2. der Mahlgang in einer Mühle; AeWaaü, der Wink,
jö Waait, die Winke; de Winn, 4. der Wind, 2. der Wein, jö
Winn, die Winde; de Hagel, i. der Hagel, 2. die Ferse, 5. der
Absatz am Schuh, jö Hügel, die Hechel; de Kräwel, jö Kräivel,
dät Kräivcl s.o.; de Wä/iser, der Hammel, dät Wähser, das Wet-
ter; jö Bäigel, die Regel, dät Räigcl, die Ordnung; de Häch, der
Hack, z. B. mit dem Schnabel, jö Häch, die Hacke; dät Bjdrn,
das Kind, de Bjärn, der Born, veraltet, aber noch in bjdrncn
(hörnen), das Vieh tränken, jö Bjdrncköhl, die Tränke, de Bjär-
netrög , Tränktrog, u, s. w.
§. 72. Die Eigennamen der Menschen , welche die Friesen
oft bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln , richten sich nach dem
natürlichen Geschlecht. Hier einige derselben zur Probe: a. männ^
liehe, wo der deutsche Namen voransteht, als: Albert, Albrecht,
albert; Andreas, Andräis , dim. Baisse; Bahne, Baanc , Baue;
Bende , Benne ; Bruder, Broder, und Brörhe ; Detlef, Däjtleiv ,
Dietlew; Düe , Dü-e ; Danklef, Tungle ; Edlcf, Illwe ; Ehe, Aibe ;
Fedder, Fäddcr; Nicolas, Klaai; Sibbern, Sibberne ; Sönke, Sän-
ke ; Christian , Kristjen , dim. Tisse , liiche ; Jens , Jans ; Martin ,
Märten ; Jakob , Jaakeb , JcTpe ; Boie , Böie ; Karsten , diminutiv
Käcke ; aus JSiss w ird Riss , Nie , Nickels , Nagels und Nashe ;
Nane, Naane; Pai , Paaie; Peter, Päjler; Hemme, Häme ; Laf-
105
rcnz , Läwrans ; Ilarkc , ilärkc ; Lütjc, Lüjtlc ^ Lmjltc ; Jcss ,
Jöshe ; Ricklef ; Kctcl, Kille; Lauritz , Ldtvers ; Numcle ; Mumme;
Sieivert ; Urban , Urbaan ; Jürgen , Juni ; Michel , Michel und Megaal;
Heine , Häjnne ; Bcndix , BdntUx ; Samuel , Saamel , u. s. w. —
hAveibliche,s\&: Annclien, ^jnte; Abel, Aahel \mi}i ^wcl ; Agatha,
Aajt ; Botel, Böjlt; Dorothea, Dortig, Dortjen; Nijlk; Else, Illsh;
Katharine, Getreen; Christina, Gestcen, Stine; Helena, Lene, Len-
ken, Lin'k; Sieke , (die kleine Sie); Caecilie , Stile; Mämk; Am-
mer; Sossei; Mathilde, Rldt ; Non'k ; Katharine, Trin'k; Elise,
Lieke; Agniete , Angnäjt, Netjen; Beata , Beaajt; Herle , Helk ,
Hjärlig ; Engel, Ajng el ; Ges'ina , Gecsh; Susanna, Süsh; Laurette,
Ldwräjl; Magdalena, Maläin ; Margare tha , Megräjt ; Maria, Mcrie ,
Merike, Micken, Miß; ^n'k; Pop; Kie; Hertha, Birte ; Hedwig,
Hetjcn ; Mäjnt , u. s. w. *.
Die meisten nordfriesischen Ortsnamen endigen sich auf um und
hüll, demnächst auf siä//s und törp (Dorf), rup , trup , strup , törp,
xm6.holm; andere Endungen, als lialm und /mm, kommen seltener
vor , und kög (de Kug) bei allen Kögen mit den dazu gehörigen
Vornamen. Die Endungen um und hüll {bäujl) sind bei weitem
überwiegend , sowohl in den Ortsnamen des untergegangenen Nord-
frieslands , als in dem noch vorhandenen Reste desselben , wel-
cher, einer Propliczeihung der nordfriesischen Sibylle Hertje zu-
folge , im Laufe der Zeiten , demselben Schicksal anheimfallen
wird. Auf Helgoland , das im Jahre 800 noch über 40 Ortschaf-
ten zählte, waren damals folgende auf um, als: Baddum, Haijen-
sum, Dunum, Gunderum , Sellum und Siekum. Anno 1240 hatte
Famgeholt noch 12 Kirchspiele und Süderslrand folgende auf
') Unter den obenstehenden Eigennamen kommen viele Verkleine-
rungen vor , welche Mütter und Kindermädchen den kleinen Kin-
dern geben , die sie dann als Erwachsene oft noch beibehalten.
Dahin gehören z. B. Baisse, Tissc , Kicke, Käcke , Klaai, ßaai (für
Ingeburg) , Aait , ßoilt , Tine , Tijlte , Mie , Tienken , Mielijnkeu
(Maria Catharina) und ähnliche , die alle keine Taufnamen , son-
dern willkührlicbe Verstümmelungen derselben sind. Bei denje-
nigen, die sich auf nk endigen, ist n kein Nasen-, sondern ein
reiner Zahnlaut , und muss dem gemäss gelesen werden. Dahin
gehören z. B. Sänke , Ank , Nonk , Trink , Link , zusammengezo-
gen aus Sdnike (Sönken), Aitnike , Nonnikc , Trinekc und Linekc ,
lautrr Diminutiva.
104
um, als: Winnum (2 mal), Milium, Wotbekum , Bundum ,
Dcrtum , Busum und Siegbcrtura ; Nordstrand : Hijntuin , Eidum ,
Langum , Balum , Rullum , Gomorum , Falum , Hinnum , Appe-
lum , Grodum , Horstum , Bellum , Mocsum , Arum , Hindrum ,
Bertum , Habekura , Hannum , Colum ; in Eiderstedt (lüjttc Ei-
derstedt) Alversura , Walum , Tolum , Horstum ; im nördlicbcn
Theilc von Nordfriesland (1240): Malberum, Silingsum, Rüslum ,
Hinnum, Berlum , Roddum, Birgum, Lijstum, SijUum , Blijdum ,
Udura , Osterkijlura, Panum, Kieptrum, Winnum, Eitum (2 mal),
Braderum , Wiserum , Bartum , Eidum , Hünum , Tinum , Har-
tum, Hamm, Steinum, Flüdum (2 mal), Hornum, Sledum, Hel-
ium , Katura , Caapum , Arcbsum , Nijstum , Rijllum , Mijdum ,
Gatum, Lägum, Hellidum, Lickum , Nistum , Hattum, Apperum,
Jordum (2 mal), Larpum, Knökum, Kixtum, Bundum, Trindsum,
Bummelum , Upum , Tewecum , Wipperum , Wilsum , Bundum ,
Wellum , Bulum, Toftum, Gerdum , Brinkum , Harrum, Hunnum,
Bindum , Strückum , Krückum , Frillura , Oddum , Klütum , Ar-
num , Schallum , Knijpum , Mönrum , Satrum , x\ndura , Gnäpura ,
Bilkum, Dunsum, Lukum, Hanum, Kliium, Fludum. — In West-
friesland (welche davon noch vorhanden oder untergegangen sind ,
weiss ich nicht , aber die aufgezählten nordfriesischen sind schon
vor Jahrhunderten vom Meere verschlungen) , em und um , als :
Jeppem , Beijem , Merum , Sixbirum , Pietersbirum , Osterbirum ,
Lidlum , Herbajum, Abnenum, Winaldum , Landum , Mailhum ,
Nitzum , Pingiura . Witmarsum , Hiddem , Engwierum , Makum ,
Sotterum, Workum, Hemelum, Woengium, Midum, Ruygelallum,
Jerum, Hichtum , Wolsum, Arkum, Dedgura , Oldemardum, Ru-
gahuysum , Nijemardum , Spannum , Winsum , Bairum , Schalsum ,
Aengjum , Beetgum , Menadum , Franjum, Marssum , Deinum ,
Blcssum , Hielum , Wcidum , Mantgum , Bosum , Deersum , Mer-
rum , Hallum , Britzum , Cornium , Heinum , Hijlsum , Jelsum ,
Techum, Wirdum, Irnsum, Genum, Hijanum, Dockum, Leckum,
Gentum , Roltum, Bergum, Driesum, Aclzum, Ocstrum, Rcysum,
Collum, Burum, Doerum, Midhallum, Hallum, Bcusum. — In Ost-
friesland: Oldersum , Borcum , Jemgum , Osterdum . Ackcrum,
Vogum, Gorcum, Vorcum, Franum, Worrum , Collum, Winsum.
Mackum , Engwicrura , Noilum auf Amcland, Lidlum , Bdcum,
105
Dockuni , WaiTum, Rottum , Bicruin , Farnisura, Risum, Bal-
trum. — Die nocli vor/iandenen in Nordfriesland auf um, Am-
rum (Insel) l. Auf der Insel Sijlt: Archsum, Keiturn, Rantum ,
Tinnum. 2. Auf der Insel Führ : Boldixum , Wrixum , Oeve-
nura, Midlum, Alkersum , NieMum , Boigsum , Winsum , Hedde-
hiisura, Dunzum, Ucttcrsum, Oldsura, Klintum, Toftum. — 5. In
den Aemtern Tondern, Bredsledt und Husum, an der Westküste
und auf der Vorgeest : Riesum , Stadum , Bargum , Klintum , Bor-
lum, Husum, Ophusum, Breklum, Bondelum, Struckum, Kar-
lura, Dörpura, Rantrum, Bodum (im Amte Hadersleben), und Bo-
dum (im Amte Apenrade) , Bögelum; in Ditmarschen Büsum, und
an der jütländischen Küste, südlich ßorum, Veirum, Ballum, Gu-
lum, Bijrura. — Die Endung Bull, noch jetzt in Nordfriesland dal
Bäujl oder Baul , die Hütte , wird im Dänischen zu hol , bölle ,
halle, und im Deutschen zu büUel, woraus auch das im Herzog-
thume Schleswig gebräuchliche Bohl, ein Bauernhof mit einer
Hufe Landes, hervorgegangen ist. Diese Ortsendung, die auf alten
Landkarten über Ost- und Westfriesland gar nicht vorkommt, ist
seit undenklichen Jahren im nördlichen Friesland heimisch. So
hatte Helgoland im Jahre 800 unter seinen Ortschaften folgende
auf hüll , als : Ottrebüll , Ticfkebüll , Farrcnbüll , Vestcbüll , Rod-
büU , LowesbüU , Scheckenbüll , Holmbüll , Medenbüll , Leiebüll ,
Hijlgerbüll und Telligbüll. Im Jahre 1240 hatte Rungeholt in
seinen 12 Kirchspielen folgende Oerter mit hüll, als: Ebensbüll,
SockenbüU, Gaikebüll (2), Odenbüll, Akcnbüll, Obbenbüll; ISord-
Strand: Luenbüll , Stintebüll , Wittcnbüll , llcrsbüll, Konigsbüll ,
Volgsbüll, Esbüll, Boienbüll, ünkebüll , Spalebüll , RickelsbüU ,
SrapenbüU, Stückbüll, Hulkebüll, Hulksbüll, Offebüll , Ulvcsbüll,
Rensbüll, Iwensbüll, Adebüll, Haicnbüll; in lüjtle Eiderstedl: Fler-
debüll, Norderbüll, Süderbüll. Im nördlichen Theile Nordfrieslands
(1240): KlüffsbüU, Pebüll,KnipbüIl, Brüderbüll, Knockbüll,Frischbüll,
Kirkbüll, Lückbüll, Borrenbüll, Rcckclsbüll, Keckelsbüll, Ratzebüll,
WüppenbüU , Handingsbüll , Todingsbüll , Hatzerbüll , SpickcbüU ,
Juenbüll, TinnebüU, Wingbüll, GrisbüU, Maiensbüll, Tocksbüll, —
Noch in Nordfriesland und den angränzenden Dislriclcn vorhan-
dene Oerter dieser Namensendung, die man auf den Inseln nicht
mehr antrifft, im Amte Tondern: Kuxbüll, Poppcnbüll , Rutte-
106
büil, Bösbüll, Ikilsbüll, Böhsersbüll (Buttcrsbüll), Grellsbüll, Kah-
lebüll , Klixbüll , KrakebüU , Perebüll , Schardebüll , Schnate-
büll , Spai'kebüll, StrucksbüU, WalsbüU, WimmersbüU , Törsbüll,
Trasbüll , Niebüll , ülbüll , Deezbüll , Maasbüll , Dagebüll , Gahns-
büll , Emraelsbüll , Horsbüll , Klanksbüll ; in Eiderstedt : Kot-
zenbüll , Koldenbüttel , Poppenbüll , Tetenbüil , Ulvesbüll ; im
Amte Husum: ScbobüII ; Bredstedt : Mircbüll, Ebüll (A. Tondern),
Ebüll (bei Bredstedt), Efkebüli (A. Tondern), EfkebüU (in der
Landschaft Bredstedt), Ellebüll, Büttebüll, Bremsbüll (Tondern);
im Amte Haderslehen : Aabüll , Barsbüll , 2 mal , Grödebüll , Ans-
büll, Slorsbüll, WeibüU , MoibüU, Kjärbüll , Kagbüll , Spallebüll
(Eiderstedt), SprakebüU (Tondern), SpinkebüU (Bredstedt), Ster-
debiill, Todsbüll, Tombüll, Trasbüll, u.v.a. Das Böl, Bolle und
Balle ist auch im Dänischen häufig. — Die Endung Slähs (sted)
kommt seltener vor, wie Ahserstähs , Eiderstedt; Bräistähs ,
Bredstedt; Buhmslähs , Bohmstedt; Tanningstähs , Tinninsstedt ;
Räfstähs, Siewcrstähs, Wittstähs, Mildstähs, Jerpstähs, u. s. w. —
Die Endung /<o/w, der Holm, Insel, ist im Nordfriesischen de Hau-
lem, ^^ird aber auch fiolm und lialm gesprochen; so ist z. B. Lind-
holm Lunhälm ; Ockhohn dagegen Okliaiilcm , und Soholm 5«-
hölm.
Bemerkung.
Die Ortsendung um wird von den jetzigen Nordfriesen häufig
in cm verwandelt, wie in Rihsem , Riesum , Hühssem , Husum,
Ömrem , Amrum , u. s. av. Dasselbe ist bei den Namen Jeppem ,
Beijem und Hiddem (nach alten Karten) in Westfriesland der
Fall, welches doch unstreitig dieselbe Endung ist. Dicss kann
niemand auffallend sein , der da weiss , wie sehr der Friese
Zusammenziehungen , leichte Lautverschraelzungen und , gleich
dem Engländer , Verdrehungen nach seiner eigenen Mundart
liebt. Der Dr. Clement von Amrum, also ein geborner Frie-
se , der sich , wie man aus seinen milgetheilten Bemerkungen
schliesscn kann , viel mit Wortforschungen beschäftigt , und
dazu auch seine Kreuz- und Querzüge in England trefflich
benutzt hat , behauptet (im Altonaer Merkur) die Endung vm
107
sei dieselbe , wie das englische Iiam in Chatham , Buckingharn ,
Chcltenliam , Bimiingham , Okcham , Nolllngham , Nolljcrliam ,
Oldliam , Durhani , u. s.w., aus dem Alifriesischcn staninicnd ,
was ieh nicht entscheiden kann ; aber auffallend ist es , dass
man sie schon im Jahre 800 überall in um verwandelt findet.
Die Zahl, {Numerus), Einheit und Mehrheit, oder Sitigidaris und
Pluralis.
Bildung der Mehrheit.
§. 73. Die Bildung der Mehrheit aus der Einheit ist im Nord-
friesischen sehr einfach und leicht, wenn man sich die weiter unten
folgenden Abweichungen , Unregelmässigkeiten und Ausnahmen
nur erst eingeprägt hat. Alle Hauptwörter, die in der Mehihcit
vorkommen können, und eine hinzugefügte Endung erhalten,
endigen sich, ohne Ausnahme, immer nur auf e, und behalten
diese unverändert, wenn sie dieselbe schon in der Einheit haben.
Die regelmässige Bildung der Mehrheit derjenigen Wörter, wel-
che mit nacktem Stamme , oder ohne Nachsilben , da stehen , er-
fordert bloss den Vorsatz des Geschlechtswortes da und die
Anhängung des Buchstabens e, als: de Dick, da Dicke (Deich),
jö ^rt, da Arte (Erbse), dät Bijn, da Biene (Bein), de Grünn,
da Grümie (Grund), jö Klöck, da Klöckc (Glocke), dat BöJir, da
BöJtre (das Bauer), de Klump, da Klumpe (der Klump, Kloss),
jö Pump, da Pumpe (die Pumpe), dat Ljägt, da Ljägte (das Licht),
de Säirk, da Säirke (Mannshemd), jö Wähg, da Wähge (Woche),
dät Slot, da Slöte (Schloss).
§. 74. Da alle Hauptwörter auf e dieselbe Endung im Pluralis
behalten, so gehören dazu auch die mit den Endungen und Nach-
silben eise, ense, ere und crne, als: de Dräge , da Dräge (Drache),
de Krögc, da Kröge (Gräpen), de Käser e, da Käsere (Kater), de
Wdnserne , da Wanscrne ( Besemer ) ; de Tachelse , da Tachclse
(Deichsel). Einige Wörter, obgleich sie einen Plural haben, be-
halten dennoch, wie im Deutschen, die Form der Einheit, wenn
sie als Gewicht oder Zahlenmaassc stehen, z.B. fjauer Mark, tieu
Pünn Flash, luhg Lüjdd Sihsscn, twellew Ihr üjll, u. s. w. 4 Mark,
10 Pfund Fleisch, 2Loth Seide, 12 Jahr alt.
H *
108
§. 75. Bei denjenigen Wörlern, die sich auf el, er, en und cm
endigen, kann man nach Belieben das c vor dem Consonanten
wegwerfen oder beibehalten, als de Fögel, da Fögele oder Fügte,
de Färwcr , da Farwere. oder Fänvre, de Kögen, da Kögene oder
Kögne , de Bäisem , da Bäiscme oder Bäisme , jö Fäihsem , da
Fäiliseme oder Fäilisnie (Faden als Maass). Dasselbe gilt von der
Endung ew, als: dät Wiereiv, da Wiereive oder Wienve (Gewerbe),
jö ilärrew , da Härive (Egge), de Wäirew, der Warf (nicht die
Werfte), de Kaurew (Korb), dat Färretv u. s, w.
§. 76. Alle Wörter mit nacktem Stamme, mit Nachsilben oder
andern Endungen , bekommen das e nur in der Mehiheit , wo-
fern es nicht schon in der Einheit vorhanden war, von Avelchem
Geschlechte sie auch immer sein mögen , als : Dögede , Faagede ,
Lönshriwweräie , Kinninge , Kinninginne , LonsJtappe , Kronkliäide ,
Wänigte , Hannernisse , Häiringe , Bocklinge , Sjücklinge , Bäirige ,
Spärrige , Fiirrige , Gulige , Stjülte , u. s. w.
So wie es im Deutschen kein einziges weibliches Hauptwort
mit der Endung en giebt, denn die Lehen, Pfingsten, Fasten
und ähnliche sind Collectiva im PI. stehend , so giebt es im
Nordfriesischen kein weibliches Hauptwort , das sieh auf e en-
digt, denn das Diminulivum Döjlle, Töchterchen, ist, in sprach-
licher Rücksicht betrachtet , eigentlich sächlich , wo man aber ,
wie bei Sühsse , Schwesterchen , auf das natürliche Geschlecht
sieht , so wie wir im Deutschen nach den sächlichen Wörtern ,
Mädchen , Weib , Frauenzimmer u. s. w. , das weibliche Fürwort
sie anstatt es gebrauchen. Die Friesische Endung e entspricht
oft derselben Endung im Deutschen , bei männlichen Hauptwör-
tern oft auch der Endung en.
§. 77. Mehrere einsilbige Hauptwörter bleiben in der Mehr-
heit ganz unverändert, und sind dann bloss kenntlich an dem
Geschlechts Worte da, als: dat Swinn , da Simm , dän. et Sviin
pl. Sviin, nd. Schwiin, pl. Schwiin, engl, swine, pl. swine; dat
Griss, da Griss , dän. et Griis , pl. Griis {Ferkel) ; dät Sliäip, da
Shäip, dän. et Faar, pl. Faar , nd. dat Schaap , de Schaap,
engl, a sheep, pl. sheep; jö Müss , da Müss, dän. en Muus, pl.
Muus, nd. Muhs, pl. Mühs, engl, a mouse, pl. mice; jö Lüss, da
lüss, dän. en Luus, pl. Luus, nd. en Luss , pl. Lühs , engl, a
109
lousc, pl. licc; jö Bi, dii Bi, dän. en Bi, pl. Bier (zweisilbig),
engl, a bee , pl. bees ; de Täis , pl. Täis , nd. en Täbn , pl. Tälin ,
engl, a toolh , pl. tceth ; dät llir , da Ihr , dän. et Aar , pl. Aar ,
nd. dat Jaar, pl. Jaar, engl, a year, pl. ycars; dät Paar, da Paar ,
dän. etPar, pl. Par, nd. en Paar, pl. Paar; dät Shdnn, da S/imm ,
dän. et Skind , pl. Skind , engl, skin ; dät Pünn , pl. Pünn und
Panne ^ dän. et Pund , pl. Pund, nd. Pund, pl. Pund , engl,
pound ; jö Mark, pl. Mark, dän. en Mark, pl. Mark, nd. Mark,
pl. Mark, engl. mark. — Anwendung in einzelnen Beispielen:
Ick Itäw Stvinn , S/iäip , Griss , Bi aji Shdnn haß , ich habe
Schweine, Schafe, Ferkel, Bienen und Schinde (Felle) gekauft.
De Jönge as aagt Ihr iijll , der Junge ist acht Jahr alt. Fawr en
Trolling , dir man tien Pünn waug , häw ick thug Mark däjn , für
ein Brot (Laib) , das nur zehn Pfund wog , habe ich zwei Mark
gegeben. Man holde Täis det me sier, an ick häio all trä Täis
iittijn lel , mein hohler Zahn thut mir weh , und ich habe schon
drei Zähne ausziehen lassen. — Das Wort Pünn hat auch die
Mehrheitsendung, als: dätwjän Lüjdde anPünne, es waren Lothe
und Pfunde; hehet Pünne, er hat Pfunde, ist schwer an Gewicht.
Von dem Worte Ihr, Jahr, hat man auch die alte Mehrheitsform:
da Ihringe, und im Dänischen : Aaringer, In Lindholm spricht man
de Taus in der Einheit , und nur Täis in der Mehrheit , was mir
richtiger zu sein scheint.
§. 78. Andere einsilbige Wörter unterscheiden sich in der Mehr-
heit durch einen Umlaut, als: jö Gaus, da Gäis, dän. en Gaas ,
pl. Gjäs, nd. de Gohs, pl. Göhs, engl, a goose , pl. geese ; de
Taus, da Täis (s. §. 77); de Fäujtt , da Fäjtl, nd. de Foht, pl.
de Föht, engl, a foot, pl. feet; jö Ko , da Ke, nd. de Ko, pl.
Kö und Köi , engl, cow, pl, kine; de Mann, da Mann, dän. en
Mand, pl, Mänd, engl, a man, pl. men; dät Leess, da Lähs , dän.
et Las, pl. Las; de Shauch, pl. da Shur, dän. en Sko, pl. Sko,
nd. Schob, pl. Schob oder Shöh. — Das Wort Mö/m wird auch, wie
im Deutschen, mit der Endung des zweiten Falles in der Re-
densartgebraucht: Manns für etwas sein, als: Ick bdn'r de Mönns
[aar, ich bin dir Manns dafür, u, s. w,
§. 79, Von denjenigen Hauptwörtern, welche das j unmit-
telbar nach dem i vor den Buchstaben / und n haben, verlieren
HO
folgende dasselbe Avieder in der Mehrheit, als: dät Dijl, <\ä Diele;
i. Das Ding, 2. der Theil, 5. das Theil; dät Fijl , da Fiele, das
Rad; dät Maß, da Mäile, das Mal, das Mahl; de Äjl, da Äile ,
der Aal; dät Päjl , da Päilc , Pfütze, Lache; jö Sprijn, auch
Sprien, da Spriene, di&v Staar (Vogel); dät Bijn , da Biene, das
Bein; de Stijn, da Slienc , der Stein; de Wäjl, da VFäi/e, der
Weiher, die Wehle oder der Wehl. Alle übrigen Wörter, wohin
auch Bestimmungs- und Zeitwörter gehören, behalten das j auch
in der Mehrheit bei, wenn sie es in der Einheit haben, als: dät
oder de Bijnn , da Bijiine , Bänder; jö Trijnn , da Trijnne , die
Weife; glijnti , glüh, glühend, da glijiine Kohle; xvijnnen , wen-
den; sijnnen , senden; hißunen , 1. mit den Händen auffangen,
2. sich ereignen ; tijnnen , zünden u. s. w. Doch macht hiervon
die Silbe äiijl eine Ausnahme , die meistens in aule übergeht ,
wie in: dät Bäujl, da Bank; de Stäiijl, da Staule , Stuhl; dät
Sliäujl , da Sfiaule, Schule, u. s. w.
§. 80. Einige Beispiele zu den Uebergängen der Yocale und
Diphthongen in andere, als: äi in ege, ö in aa und ö, e in ä, äh,
d in ä , ü in u , uh , äu in au, d in e , i in e, ä und äh in e, o
in 07/ , u. s. w. , als: de Däi , da Dege und da Daage; dät Blök,
da Blaage ; dät Stock, da Stöge ; dät Less, da Lä/ise; de Smdss ,
da Smdhse; de Süss, da Su/ise; gäujd , de Gause ; jö Kraß, da
Krefte ; jö Stich, da 5^e^e; dät Swinn, Swenneßash; jö Stähs, da
Stehse; dät Shrön , da Shröhninge.
§. 81. Uebcrgänge der Consonanten in andere ergeben sich aus
dem Folgenden, als: /"in ?«, /l; in//, t in ss, //s, c/i in g, pp in /t-,
ff in w ^ u. s, w. Beispiele sind : dät Block , da Blaage ; dät
Stock, da «S/öf/e; de i>äi, da Dege; de VFöt, da Vfe^e; jö Stich,
da Stege; de Krich , da Krege; dät Bräif, da Bräiwe; jö Grauf ,
da Gratiwe; dät ßi«/", da Buive ; dät S/ee/", da Slawe; dät Greef ,
da Grawe; dät Fäi, da Fft//se; dät F^/, da Fähse ; dät iVeef, da
iYä//se und iVe/e; dät Sjxi^ da Spühse; de T///>/', da Thiewe; dät
/Jee/", da iJäiüe; dät AS^ä/zs , da Stehse; jö SMZ/s , da Stehse; de
Swss, da Suhse; dät A7«<ss, da Kluhse; de Smdss, da Smdhse; jö
Shicss, da Shiehse ; dät Shdpp, da Shdwe; dät ^ärf, da Bähse,
u. s. w. Diese sind, der Reihe nach, folgende, als: der Block,
das Stück , der Tag , Weg , Steig , Krieg , Brief , Graben ,
111
Garnslrähnc , Fassdaubc , Grab, Schüssel, Botlicli, Netz, Spicss,
Dieb, Fuchs, Statt, Stadt, Brunnen, Tuch, Schmied, Löffel,
Schiff, Bad. — Von den vorstehenden dürfen folgende nicht
mit andern , ihnen ähnlichen Wörtern verwechselt werden , als :
dät Ruf, da Ruwe, die Strähne, und jö Ruliw , da Ruive , die
Rulhe oder der Arm einer Windmühle; de Smass , da Smähse,
der Schmied , und jö Smähs , da Smähse , die Schmiede , so wie
de Smähs, da Smähse, der Wurf; jö Shiess , da Shiehse, die
Scheide; dät Shdp^) , da Shäwe , das Schiff, jö Shaw, da Shäwe,
die Schabe; da Rähse, die Bäder, da Bcihse, die Meister, nd.
Baas, und de Bähse, der Nutzen; dät Sjultt , da Spähse, l. ein
Spicss, wie: Härespatt, Ljägtspatt, der Dengelspiess , dän. Iläre-
spid, Lichtspiess, 2. ein Spatenvoll, 3. Späth der Pferde am
Knie, auch Spät genannt.
§. 82. Folgende einsilbige Hauptwörter mit den Endbuchsta-
ben ss, ff, m, n und r, bekommen in der Mehrheit die alte En-
dung inge , als: dät Hüss, da Hühssinge (Haus); dat Krüss , da
Krühssinge [Krug , als Gefäss); de Mass, da Mühssinge (Mund); dat
Shüff, da Shüwwinge (Schubladen) ; dat Kniff, da Knmivmge (Messer);
dät Liff . da Liivwinge (Taillen); dät Rmim, da Röhminge (Zim-
mer); de Tünn , da Tühningc (Gärten); dät Shrünn, da Shrüninge
(Lade, Kiste, Schrein); dät Ihr, da Ihringe (Jahre), dän. et Aar
und Aaringer.
§. 85. Folgende bckonmien in der Mehrheit die Endung cne ,
als : dat Uhg , da Ugene (das Auge) ; de Mdnshe , da Manshene
(Mensch); deHögse, da /fö^/sewe (die Kniebeuge, Häckse); de Jönge,
da Jöngense ; so wie die nur im Pluralis stehenden Collectiva : da
^gene (Spreu); da ^Uerne (die Eltern); da Süskene; da Axene,
die Ochsen. Nachstehende , welche sich auf ch endigen , behal-
ten diesen Buchstaben in der Mehrheit , als : dat Lach , da Lache
(die Schicht); dät Twich, da Twiche (der Zweig); jö Blech, da
Bleche (das Laken); de Such, da Suche (der Zober); de Uch, da
Uche (die Wand); jÖ Stich, da Stiche und Stege, s. o. , der Steig.
Andere verwandeln ch in g, wie oben unter Krich, pl. Krege,
blöch (blöde) in Blöged , u. s. w.
Die Endung cne, erne , ist die bestimmte Mehrheitsform aller
dänischen Hauptwörter, die in der Mehrheit gebraucht werden
112
können, als: Mand, Mann, en Mand , ein Mann, Mäiid , Männer;
Manden , dei' Mann , Mändene , die Männer ; ebenso : Axene , die
Aehren ; Aagene , die Joche ; Bordene , die Tische ; Husene , die
Häuser ; Stuerne , die Stuben , u. s, w. Diese Endung ist aber
auch angelsächsisch, wie in Edge , Auge, Genitivus Pluralis : ea-
gena ; Steorra , steorrena ; Tunge , tungena ; Eare , earena , der Ohren ;
Cliwe , cliwena , der Knäule ; Nama , namena , der Namen ; Cuma ,
cumena , der Gäste ; Lichoma , lic/iomena , der Leichname ; Wuce ,
wucena , der Wochen. Diese haben auch im Genitivus Singularis
undimDativus a7j, als: Tungan, der Zungen, Sunan, der Sonnen,
Wucan , der Wochen, Eordan , der Erden, woraus man zugleich
die Herstammung dieser Formen im Deutschen erklären kann.
§. 84. Die Namen abstracter Gegenstände können nur dann
eine Mehrheitsform haben , wenn man sich dieselben vervielfäl-
tigt denken kann, als: da Krönkltäide, Licknisse , Dögede , Lägene
(Lügen), Tijnste , Wanshe, Wönräjdde, Dönse , Uttßügte , u. s. w.
Auch manche Mengenamen können keine Mehrheitsform anneh-
men , als : dät Saaken , dät Tjück , dät Fäujlh , dät Säjdd , dät
Untjöch; wogegen andere nur allein in der Mchrbeitsform stehen
können , und einige , die zwar auch als Gattungsnamen stehen ,
doch gewöhnlich nur als Mengenamen mit der Mehrheitsform
gebraucht werden; wie z. B. dät Haler, das Haupthaar, 2. dät
Haler, ein einzelnes Haar, pl. die Haare; dät Slräl coli, jö Strül,
pl. da Slräie , die Halmen; dät Hulem coli, ohne Mchrbeitsform.
§. 8S. Folgende Collectiva kommen nur in der Mehrheit vor ,
als: da Feste, die Fasten; da Pajngsdege, die Pfingsten; da Wleh-
dege , die Schmerzen, Wehtage; da Mlddle , Vermögen, Reich thü-
mer; da Mälhslmge, die Masern; da Bögslinge , die Beinkleider;
da Anne, die Buttermilch ; dä^gene, die Spreu; däTwäge, die He-
fen; da Häjdde , die Hede; da Axene, die Ochsen; da Beere, die
Gebehrden ; da Söshene , die Geschwister ; da ^llerne , die El-
tern; da Frünne, Verwandte; da Träme, der Lädel oder Drumm;
da Lalise, die Gliedmassen; da KluJise, die Kleider; da Rönte, die
Renten; da Häckelse, der Häckerling; da SUechc, die Prügel; da
Stiirre, aufwärtsstehende Spitzenfalten als Kopfputz der Frauen-
zimmer; da Flame, die Flaumen der fetten Schweine; da Rainke ,
die Ränke; da Sporlle, die Sportein; da Fcrle , die Ferien; da
113
Wätvle , der Webstuhl ; da Tontle , die Klöppel zum Band- und
Spitzenklöppeln; da Nucke, nd. Nucken, dän, Nykker; da Träh-
se, Trethölzer am Webstuhle; da Nocke, der Schlucken; da Ock-
linge, die Räume unter dem Dache zwischen den Sparren, wo
Dach und Boden zusammenstossen ; da Grille, die Grillen; da
Kndppelse, die Spitzen. — Die nachstehenden kommen auch meistens
nur in der Mehrheit vor, können aber auch in der Einheit ste-
hen, und haben dann die Mehrheit neben sich, wenn sie als Ap-
pellativa gebraucht werden, als: da Nöcke , die Häkchen an der
Spindel; da Säle, die Kumpten; da Pocke, die Blattern; da Tonte,
die Finnen im Speck; da Shäive, die Schaben; da Frönne, die
Gefreundten; da Nöstringc, die Nüstern, auch von Menschen, die
Nasenlöcher; da Slägge, die Schlacken; da Snijdde, die Grieben;
da Flecke, die Arme der Spindel; da Grottemänns , coli, ohne Sin-
gul., die "Vornehmen und Reichen; da Ldjtlemänns , das Gegentheil
davon; da Haadlinge und FäjUlinge , zu Raupten und Füssen
des Bettes. Von diesen können auch folgende, wie die im vori-
geng zuletzt angeführten, als Gattungsnamen stehen, und ihre Ein-
heit ist dann: de Pocke, die Pocke; jö S/iäw, de Frünn, jö Nö-
string, de Slägge, de Snijdde, de Nöcke und de Flecke.
Anmerk. i. Die einsilbigen Wörter, welche nur aus zwei bis
drei Buchstaben bestehen, und sich auf einen Vocal endigen, ha-
ben diesen immer stark betont, als: jö Bi, die Biene; jö L6, die
Tenne; jö La, die Sense; jö Brö, die Brücke; jö Ko, pl. Ke, die
Kuh, Kühe; dät Bd, die Reihe, Zeile; jö Bö, die Ruhe; dat Klie,
die Kleie; de Die, der Teig; jö Lie, die Miethc und die Heuer;
dat Pie, ein Untcrröckchcn der Frauenzimmer, und ähnliehe.
Die Mehrheit ist hier regelmässig, und ist: da Löe, da Lde, da
Bröe, da Bde, da Pie-e. Jö Bi und jö Ko, siehe oben.
Anmerk. 2. Die Mehrheit der menschlichen Eigennamen ist
regelmässig, als: Benne, Jdnse, Düe, Nickelse, Nägelse, Jauncsse,
Tahse, Siewerte, Karstene, Släjnne, Hagle, Tungle, Kie-e, Geshe,
Böjlte, Sössle, Getreue, Maläine, Ammere, Megräjtte , Poppe, Heike
und Linke, oder: Benden, Jense, Düen, Nickkelse, Jonasse, T/taden,
Siewerte (Siegwarle), Karsten , Stene , Högel, Dankle/fe, Kie-en , Gesehen,
u. s. w. Die Stammnamen endigen sich gewöhnlieh auf sen (abge-
kürzt aus söhn), wo man aber bei der Bildung derselben oft ziem-
15
ii4
iieh willkührlich vcrrahrl; so wird aus Benne Bansen, aus Jeiu
(fries. Jans) Jansen, aus Düe Dühssen, aus Sfflyw Stäjnsen, aus
Gödber Gödbersen u. s. w. Im täglichen Leben giebt man so-
wohl weiblichen als männlichen Vornamen ein t, wo es sich nur
immer zwanglos anfügen lässt, und dem Stamranamen das Zei-
chen des Genitivs, nämlich ein s, und spricht: Bennet Jansens,
Bönet Gesliens, Mummet Andräisens, Andräist Megräjttens, Getrent
Gödbcrs, Sieket Sankens. Klaait Päjtters, Jüskct Sankens, u. s. w.
Diess ist eine Zusammenzichung aus äjtt (das englische at, zu,
in), und ist soviel als in dem Hause des Vaters oder der Mutter,
dazu gehörend, und löst sich so auf: Benne äjtt Jansens, Bonc äjtt
Gexlietis, Andräis äjtt Megräjttens (nämlich Hause oder Familie).
Man [fragt z. B, jemand: HuJim ging dirr faarbäiF Wer ging da
vorbei? und die Antwort ist: dät was Klaait Päjtters, das war Ni-
colas zu Peters. Fragt man dagegen nach dem eigentlichen Na-
men einer Person, als: hörr hätthe? Wie heisst er? hörr IiättjöF
hörr Iiätst döF so wird der wirkliehe Name genannt, als: he hat
Carsten Paulscn,jö hat Sossei Hansen, ick liijlt Uwe Dühssen u.s. w.
Ist man bei irgend jemand im Hause, zum Besuche, in Geschäften
U.S.W, gewesen, so wird diess, wie im Dänischen, durch äjtt mh
dem zeichen des Zweiten Falles ausgedrückt, als: Ick hähiv äjtt
Melln-s, Faageds, Geshens , Andräisens tvähn, ich bin beim Mül-
ler, beim Vogte, bei Gesche, bei Andreas gewesen; dän. Jeg har
väret hos Prestens, Möllers, Doctcrens, Hansens u. s. w. , leb bin
beim Prediger, bei Herrn Möller, dem Doctor, Herrn Hansen gewesen.
Abänderung des IJauplwortes (Declinalio).
§. 8C. Die Abänderung des Hauptwortes ist einfach und leicht,
denn nur im zweiten Falle beider Zahlen, der Einheil und Mehrlieit,
wird demselben ein * angehängt. Da wir die Bildung der Mehrheit
bereits kennen gelernt haben, so brauchen wir hier keine beson-
dere Abänderungsarien zu machen, indem sie sich im Wesentlichen
alle gleichen. Zuerst wollen wir einige der einsilbigen und dann
einige mehrsilbige Hauptwörter als Beispiele nehmen, wie: de
Bijnn, der und das Band; dät Bijn, das Bein; jö Bai, die Beere,
Uli
Einheit. £^ in heil.
männl. welbl. sächl. mäiinl. wcibt. säcliL
N. de Bijnn, ']ö Bai, dal Bijn. N. de Kr ö(jc,']ö Säg el, dal Kr äivel.
G. de Bijnns, }ö Bäis, dal Bijns. G. de Kruges, ']ö Sägeis, dal Kräwels.
Dat. und Accus, wie der Nominativ.
Mehrheit. Mehr heil.
N. da Bijnne, da Bäie, da Biene. N. da Kröge, da Sägle, da Kräwle.
G. da Bijnnes, da £äie*, da Bienes. G. da Kröges, da Sägles, da Kräwles.
Dat. und Accus, wie der Nominativ.
Eben so: de ^pel, de ^pels, da y4|j/e, da Aples; de Auwen, de
Autoens, da Amw^hc, da ^Miü'we*; jö Meilen, jö Mellens, da Mell'ne,
da MelVnes; dät Häigen, da Häigene, da Häig'nes; auf er, de Fid-
der, de Fidders, da Fiddre, da Fiddres ; jö Mudder, jö Mudders,
da Muddre, da Muddres; dät Jücker, dät Jückers, da Jückre, da
Mckeres (die Gerte); auf em, de Bäisem, de Bäisems, da Bäis'me,
da Bäismes; jö Blossem, jö Blössems, da Blössme, da Biossines; dät
Hulem, dät Hulems, ohne PI.; auf e;e und er«e, de Kahsere, de
Kahseres, da Kahsere, da Kahseres; de Wadderne, de Vfadrfeme*,
da Wadderne, da Waddernes; auf e<, crf und erf, als: dät ^w^ef
oder Huged, dät Hügels, da Hugede, da Hugedes; jö Döged, jö i)ö-
yerf*, da Dögede, da Dögedes; de Faaged, de Faageds, da Faagede,
da Faagedes; jö ^nerl, jö ^nerls, da inerte, da inertes; dät
Läiget oder Läiged, dät Läigets, da Läigede, da Läigedes, u. s. w.
Die hier angeführten Wörter sind der Reihe nach: Grapen, Sichel,
Krüppel, Apfel, Ofen, Mühle, Kissen (Stuhlpolster), Vater, Mutter,
Gerte, Besen, Blüthe, Langstroh, Kater, Wittwer, Anhöhe, Tugend,
Vogt, Ente, Seichte oder Niederung. Auf igi, %, ic/i<,als: de 5ät-
ri^, de Bäirigs, da Bäirige, da Bäiriges (der Berg); de Bieligs , da
Bieliges (Blasebalg); de Berigls (der Ernte), da Berigtes (der Ern-
ten); dät Märrigs (des Markes), jö Merrigls (der Motze), da #tr-
rigi/es (der Menscher). Aufmw, ingf und /iw«/, als: jö Kinninginns, da
Kinninginnes; dät Wannings, da W««/M>?^e*; da Pännings, da Pä«-
ninges; de Knäihlings, da Knäihlinges (Königinn, Fenster, Pfennig,
Knie). Auf duhm, shapp und ä«, als: dät Kaiserduhms , da Äa«-
Äerrf«ÄmM;|dät Lönshapps, da L5nshaj>])es ; jö Vrdwstäis , da Pmw-
116
stäies. Aui eise, häid und Vocale, als: de Tacitelses, da Tacfielscs
(Deichsel); jö Krönkliäids , da Krönkimdes u. s. w.; jö Las , da La es,
s. o., jö Brö's, da Bröes; jö Bl's, da Bi-es; dät Pie's, däPie-es;
dat (/Äö*, dät Ufigs, da Ugenes; de Högses , da Högsenes, u. s. w.
Anmerk. Das unbestimmte oder nichtbestimmende Geschlechts-
wort ist im männlichen Geschlechte (in, im weiblichen und säch-
lichen en, wird aber gewöhnlich in allen Geschlechtern nur 'n
ausgesprochen, wie 'n Mann, 'n Wöff, 'n Bjärn, pl. Mann, Wöffe
und Bjärne. Auch hier steht bloss das s im Genitiv, als: en Mönns
Wöff, eines Mannes Weib; en Wöffs Mönn; 'n Bjärns ^llei'ne;
Manns Wöffe, Wöff es Mann, Bjärties ^llerne.
Zusammenselzung der Hauptwörter.
§. 87. a. mit Hauptwörtern. Hauptwörter werden mit andern
zusammengesetzt , ohne irgend eine Veränderung zu erleiden ,
als: dät ^mthüss , de u^mtmönn, de Bikaurew , de Beddselme,
die vordere Bettwand ; dät Brüjdkrüdd , der ^Kümmel (wörtlich
Brotkraut) ; jö DÖhrkläink , die Thürklinke ; de Fdllberehser ,
der Fellbereiter , d. i. der Gerber ; de Feestpose , Fausthand-
schuh; jö Fläiijddtidd, die Flulhzeit; de Frägtwäien; de Gicht-
u'ärk , der Gichtschmerz ; de Hälsdauk , das Halstuch ; de
Hecfkaube, die weisse Möve; jö Hüsstugt, die Hauszucht; jö Holt-
mäujnn, der Holzkasten; dät Jjllfät, das Feuerfass; de Kaardspä-
ler , der Karlenspieler; dät Keclwäfiser, das Kielwasser; de Kläi-
pracker, der Kleipicker, Zwergstrandläufer (Tringa rainula); de
Krüddstup, der Blumenstauf; dat Kraugshild, das Krugschild; dät
Kumttüäirk; jö Ljägtshäier ; de Lötete, die Tennendiele; jö Lodpott,
der Glückstopf; de Mästbuhmm; de Plaugstjärt, der Pflugsterz;
dät Rinnwahser , Regenwasser; jö Saaldöhr , Saalthür; dat Sältfät;
dät Siddstock, Seitenstuck; dät Killstiatick, der Kesselhaken über
dem Heerde; dät Simllbauck, das Schuldbuch; dät Sniewahser,
Schneewasser; de Ställbraiihser , der Stallbruder; de Täiswärk,
Zahnschmerz; jö Theedaulis, die Theedose; de Wäiwihsser , Weg-
weiser; Sdmmilisser , Sonnen weiser; dät Würmkrüdd , der Wurm-
saainen; dät Wägsljägt; dät Snöträfiser, das Rotzniaul , Rotznase;
117
de Pdcklräjdd, der Pechdraht; de Diekfaaged, der Deichvogt; de
Dickgraaw , der Deichgraf; dät Blmjdsluhggerjörn, das Lasseisen;
de Stößwäst, der Spinnsläuber; dät Päujnngäujd, das Pfandgut;
de Mjögsställe , der Misthaufen; de Gjärsglüpper , die Eidechse
(Grasschliefer); de Gjarshöpper ; de Fänjttseck; de Stijnwäll; jö
Staalkniep , die Stahlschnalle ; de Aasknaake , der Aasknochen
(Schimpfwort); de Tjüdderwjarlse , Spannstrickwirtel ; de Liffrögl,
das Leibgericht; jö Issspör, der Eissporn; de Naasdauck, INasen-
tuch; de Gitshäls, der Geizhals; de Töllforwalter , Zollverwalter;
de Krüsswäi, der Kreuzweg; dät Köhlwaser, Grubenwasser; dät
Lüjnärbed, Lohnarbeit; jö Bliekugel, Bleikugel; de Köstgainger,
der Kostgänger; de Kanntjäwse , der Kiefer, Kinnbacken; dät
Bjärdsiep, die Bartseife; dät Bierglees; jö Fliegklapp, Fliegenklat-
sche; de Mältpöse , Malzsäckchen; de Gijlpung , Geldbeutel; jö
Möhrshiess, die Mauerkelle; jö Lickkärst, der Sarg; de Sällrieme,
der Sattelriemen; de Küjlstijtter, der Kohlstösser; dät Beddstähs,
die Bettstelle; de Släipdrdnk, der Schlaftrunk; dät Mislivähser,
Nebelwetter; de Ailebitter, der Blutegel; de Trästgrünn , Trost-
grund; dät Lußtiecken, Luftzeiehen; dät Bräifät, die Grützschüs-
sel; jö Nägtmäh\ der Alp; jö Uchlüss, die Wanze; de Säjdlupper,
der Säekorb; dät Hdrtbleess, das Herzblatt; dät Möhrswinn, der
Kelleresel ; de Ufigäpel , der Augapfel ; de Küjlstrück , der Kohl-
strunk ; jö Brüjdrinn , die Brotrinde ; de Bistöck , der Bienenstock ;
de Faurmönn, der Fuhrmann; de Bauckbinner , der Buchbinder; de
Ljägtgijtter , der Lichtgiesser; de Ißägtstiejier , der Lichtzieher; de
Järdhupp, der Erdhaufe; jö Nüjdlägen, die Nothlüge; de Gjärs-
tole, der Grasbusch; de Koßujtt, der Kuhfuss (ein Brecheisen); de
Pickstöck ; de Pulsedder , die Pulsader ; jö Rinn fläg , der Regenschau-
er; de Sannenne, der Sonnabend; dät ShäMJlhüss, das Sehulhaus;
jö Fäjllslägt, die Feldschlacht; dät Shüjttshann, das Schurzfell;
de Sniemönn, der Schneemann; de Springstöck; de Slahkpule,
der Staketpfahl; de Stammbuhmm , der Stammbaum; dät Stünn-
glees, das Stundenglas; dät Struhmmivahser , das Flusswasser; de
Sweessbüjlke , der Schwadenbaiken beim Mähen; dät Stäpstähs,
der Siegel ; de Winnbottel , die Weinflasche ; jö Wönräjdd , der
Wahnrath, s. o.; de Kalktwäst, der Tüncherpinsel; de Fläshkhmp ,
der Fleisthkloss ; de Hmmujedd, der Hornhecht; dät Mähhlöf,
118
der Mchlstaub; de Winnljaalcv , der Weinkeller, u. s. w.
Wörter, welche sich auf e, el, en, er, ein, ere, crne, ehe und
ig endigen , Averden , in der Regel , mit andern unverändert ver-
bunden, als auf c: dät Aiinewällmg , Buttermilchssuppe; de Bur-
retöle, der Klettenbusch ; deBullepäse, der Ochsenziemer; da Foh-
lefäilt, die Fohlenfüsse, d. i. der Huflattich ; de Gremetögel, der
Ilalfterstrick ; de Uöckel/ijnn, das Garbenband; de Hömestöck, der
Haraenstah, Reusenstab; dät Jöhseshäujl , die Judenschule; dät
Kragenest, das Krähennest; de Mägesndps, der Magenschnaps; dät
Örnespek , der Eberspeck; de Tömetiägel, der Daumennagel; de
Sälering, der Kumptenring; dät Klobbelddd, der Koberdeckel; de
Lönhepose, das Hüftpolster; dät Mönehäier, das Mähnenhaar; dät
Näujttehauch , das Notenbuch; de Plünnemönn, der Lumpensamm-
ler (Plundermann); jö Röggewopp, die Roggenähre; dät Wijttesträi,
das Weizenstroh; jö Slängehüdd, die Schlangenhaut; de Tome-
stock, der Zollstab; jö Thranekrnck, die Thrankrucke, u. s. w.
Auf el: de Bibellescr ; de Kräwelstäujl ; jö Kägelbaan; de Pndel-
hünn; jö Prägelholis, der Strickstrumpf; de Gichelboge, der Gei-
genbogen; de Sägels7ndss, der Sichelschmied; jö Ddgelpott , der
Tiegeltopf; de ^Iiseldriwwer , der Eseltreiber; jö Pieseldöhr, die
Pieselthür; jö Fläielkäpp, die Flegelkappe; dät Shauwelbleess , das
Schaufelblatt; de Stanppelijntie , das Stoppelende; de Ungelhäge ,
der Angelhaken. Auf en: jö Auwenshäivel , der Ofenschieber; de
Wäienkaurew, der Wagenkorb; jö Kögetidöhr, die Küchenthür; jö
Mellenruhw, die Mühlenruthe, Arm; dät Tiekenbauck, das Zeichen-
buch. Auf er; de ^nkerr'mg ; dät Ekerfäjll, Ackerfeld; de Fdjn-
gerhäujdd, der Fingerhut; de Hämmerstele, der Hammerstiel; de
Thaserbrdi, Buchweizengrütze; de Lädderbüjlke , der Leiterbalken;
jö Räkkerköhl, die Schindergrube; de Tjaalerhäls, der Kellerhals;
de Klöiuiverstöck ; de Mudderivlts, der Mutterwitz; dät Fauserhdjn-
ten, das Futterhemd; de Öferdäi, der Opfertag; de Wähscrgälle ,
die Wettergalle; dät Tännerkrück (jö), Zunderbüchse; dät Mäi-
slerstock, das Meisterstück; de Böhserbüsh , die Butterbüchse; jö
Süsterkäg, der Schwesterkuchen; dät Shullerbleess , das Schulter-
blatt, u. s. w. Auf em: dät Akennläss, das Armgelenk; jö Bau-
semdöhr, die Stallthür; de Blössemstele , der Blüthenstiel; dät Hu-
lembünn, das Halmband; de Bäisembinner , der Besenbinder, u.s. w.
119
Aui cre und erne: dät Wähserefläs/i , das Hammelfleisch; dät Kä-
sereshatin, das Katerfell; de Wadderneständ , der Wittwerstand ;
dät Ponternehaad, der Wiesbaumkopf; dät Hijnscrnctjöch , der Brun-
nen seh Avengel , u. s. w. Auf eise: de Tdclielsehäge , der Deichsel-
haken; de Rückelsebush, Riechstrauss von Blumen; dät Räjddelse-
bauck, dasRäthselbuch; de Läpelseluper , ein Pferd, das durchläuft,
dän. löbsk , läufisch ; de Häckelsekämmer , die Häckselkammer ;
Häckelsekdrst , Häcksellade ; Häckelsehiiff' , Häckselmesser ; dät
Spaiickelsetähl , das Gespenslermährchen. Anf ig-, de Bäiriglöj)p,
Bergspitze; dät Hälligläujnn , das Halligland; dät Tnligljägt, das
Talglicht; de Fiüigeker , der Brachacker; de ßieligtölt, die Liese
am Blasebalg; de Märrigknaake , der Markknochen.
Die Endungen ing , ling und inn erfordern bei der Zusammen-
setzung mit andern durchgängig den Buchstaben e, Avie in: jö
Ämingeshäier , die Osenschere, welche gar nicht exislirt und viel-
leicht nie existirt hat , womit die Strohdachdecker das untere Ende
des Daches an der Traufe abputzen sollen. Zum Scherz schickt man
einen Knaben zum Nachbar um die Traufenschere, wo er dann im-
mer weiter zum nächsten gewiesen wird , bis er das Dorf entlang
ist und als Geäffter zurückkommt; dät Wdnningeshurew oder -shiu-
wing, die Fensterkerbung , eine eigene Bauart altfriesischer Häu-
ser, die man nur noch selten und nur in alten Häusern antrifft.
wo vom obern Ende des Fensterfutters breite, schräge Bretter
bis an die Decke zusammengefügt sind, vormals gegen ücber-
schwemmungen , um sich auf den Boden zu flüchten , der sonst
zugleich mit der Mauer stürzen würde; de Shäivringehäge , der
Haken an der Brunnenstange; dät Hijllingeshjärn , Nachgeburtsun-
rath; Kinningeforsömling , Königsversammlung; jö Knäiblingetrel,
die Kniescheibe; de Replingeplöck, die Wurstprickel ; dät ^nncr-
lingeshann , das Lammfell von einem ein- bis zweijährigen Mutter-
lamm; de Spillingebuhmm , der Spillingbaum (gelbe Pflaume); dät
Twdnnlingepär , das Zwillingspaar, u. s. w.
Die Endungen du/im, shapp und liäid erfordern ein eingescho-
benes s, als: de Allerduhmskänner , der Allerthumskenner; jö
Hiesenduhmstidd , die Heidenthumszeil; de Selsliappsbrauser , dev
Gesellschaftsbruder; de Lönshappstiekner , der Landschaftszeiehner;
dät Aienshappsiihrd , Eigenschaftswort; Näibershappsbrück , Nach-
120
barschaftssitte ; Krönkhäidstieken , Krankheitszeichen ; Sünnhäids-
tösländ, Gesundheitszustand, u. s, w.
§. 88. Diess sind die allgemeinen Regeln, welche sich über
die Zusammensetzung der Hauptwörter mit ihresgleichen geben
lassen. Wir wollen nun auf die Ausnahmen aufmerksam machen.
Von den einsilbigen Wörtern, ohne bestimmte Endungen, be-
kommen mehrere, wenn sie als Bezeichnungswort stehen, den
Buchstaben e. Diess gilt besonders da , wo das Bezeichnungswort
sich dem Grundworte ohne Sprachhärte nicht anschliessen kann,
und allemal, wenn der Gegenstand des Bezeichnungswortes in
der Mehrheit gedacht wird. Zu der ersten Art gehören folgende,
als: de Alk, dat Älkeshann, das Iltisfell (auch Alringeshann) ; de
Bläisehäls, der Blasenhals; dät Bosseslöt, das Büchsenschloss; de
Driigesaß, der Traubensaft; dat Hänneäi, das Hühnerei; de Hä-
gepule, der Heckpfahl; de Hdjnstestjärt , der Pferdeschweif; de
Hingespicker, der Angelnagel; dät Hünnehüss, das Hundehaus;
de Hillebuhmm , der Fliederbaum; de Klöckestring , der Glocken-
strang; dät Lämpesnaiick , die Lampenkette; dat Pöppeliütt, der
Pfeifendeckel; dät Pönneladd, der Pfannendeckel; de Pungetwäst,
die Beutelquaste; de Römmclmurn , das Bockshorn; dät Ringelap-
pen, das Ringeltappen (ein Abendspiel im Freien für junge Leute
beiderlei Geschlechts); dät Rötekrüdd, das Rattenkraut (Arsenik);
iö Säirkeslieiv , der Hemdärmel, an Mannshemden; p Smdckespung ,
die Hemdenspange, an Weiberhemden; dät Siepeivahser , das Sei-
fenwasser; da Nüjltefläsh, dät Bäistcßäsh (dasselbe); dät Sliruwe-
haad, der Schraubenkopf; dät Sndggehüss , das Schneckengehäuse;
Söhgemolke , Saumilch; S/iäipetuUg , Schaftalg; dät Rauckenebb,
der Rabenschnabel; dät Staurkenebb, der Storchschnabel; ']ö Strüc-
keräujtt; dät Suhsewahser , das Brunnenwasser; de Sivunehals, der
Schwanenhals ; dät Swinn , dät Swenneßäsh , Schweinefleisch ; de
Tannehaupp , das Tonnenband; de Tunenägel, der Zehennagel; de
Stjüttebüsshe, das Weizenbutterbrot ; dät Wäilewaliser , Weiher-
wasser; de Kättestjärt, i. der Katzenschwanz, 2. die Blutähre (Ly-
thrum Salicaria); de Stiere/taurn , das Ochsenhorn; de Faanesmass,
der Fahnenschmied; dät Haadefläsh, das Kopflfleisch ; dät Liepeäi,
das Kiebitzei; dät Nillebleess , das Nesselblatt; dät Rmvekriidd, das
121
Kübenkraut; dät Tweijcßäsh , das Quäncn- oder Färsenfleisch; jö
Wuppesting , die Aehrengranne , u. s.w.
§. 89. Bei folgenden ist die Mehrheit des Bezeichnungwortes
deutlich angezeigt, als: de Baanetale, der Rainfarrenbusch; de
Billekriemer , der Bilderkrämer; de Blöchedräier , der Block- oder
Scheibendrechsler; de ßossesmass, der Büchsenschmied; dät Hdjn-
sle- Bäiste- Swenne- Shäipe- an Göscmärked , der Pferde- Vieh-
Schweine- Schaf- und Gänsemarkt; de Buhmmeiünn, der Baum-
garten; jö Grauwedieling , die Grabenvertheüung; de Kniepcmäger ,
der Schnallenmacher, Spängier; de Glauwesmass, der Spaten-
schmied; de Knöppemäger , der Knopfmacher; de KrebbeMtter,
der Krippenbeisser; jö Pörnewöff, die Pornfrau; dät Bdbbeßäsh,
das Rippenfleisch; dät Rausewahser , das Rosenwasser; dät Säihse-
fet, der Käsehottich; dat Sliieliserdck, der Löffelriechel ; de Stäi-
rekieker , der Sternguker ; jö Täweläujdd , das Petzenrammeln;
dät Thieivepäck , das Diebspack; dät Thiegewärk , der Lenden-
schmerz; dät HünneAäivent , das Hundeleben; jö Wöffesömmling ,
die Weiberversaramlung bei einer Gebährenden ; de Röshetale,
der Binsenbusch ; de ^plebuhmm , der Apfelbaum ; de Peere-
Plöme- Nähse- Kassebäiebuhmm , der Birn- Pflaumen- Nuss- und
Kirschenbaum; deDdsheklüß, der Küchenhader; de Wuppesömmler ,
der Aehrenleser; Tanrnebusli , Dornstrauch; en Baatvlesemc , die
Binsen- oder Simsenseime; Lähsewärk, Gliederschmerz; Wäwle-
kaumm, der Kamm zum Webstuhl; de Stickelsbdiebush , Stachel-
beerstrauch; dät Räujttemäiis , das Möhrenmuss, u. s. w.
§. 90. Einige männliche Rezeichnungswörter auf er bekom-
men, bei der Zusammensetzung mit andern, noch eine angehängt,
was sehr richtig ist, wenn man den rechten Begriff mit diesen
Wörtern verbindet, die dann meistens im PI. stehen, oder doch
als in demselben stehend betrachtet werden müssen, z. B. dät
Shöterehüjtt , das Schützenboot, ein Boot, wie es die Schützen
gewöhnlich gebrauchen; jö Dikkerekaar, der Deicherkarren; jö
Täterepönn, die Zigeunerpfanne, dän, en Jydepande; de Söttere-
prijnn, die Schusterpfrieme; dät Gönnerenebb, der Gänserichschna-
bel; jöFcts/jereÄ;ärs^, der Fischbehälter; dU Kriemmerehüss , die Krä-
raerdüte;, dän. et Krämmerhuus; jö Kraugerewöff , die Krügerfrau;
dät Shjärderelüjn , der Schnitterlohn; dät Rn/isereshann , das Kalb-
122
l'cll von einem cin-bis zweijährigen Kalbe; jö Sndjlterelierberg ,
die Tischlei'berbcrge ; de Sltrüjderesulimm , die Schneidernath; dät
Prcslereliüss , das Pfarrhaus, und einige andre.
§. 91. Nachstehende Composita bekommen bei der Zusammen-
setzung ein eingeschobenes s, als: de Lönsmönn, der Landsmann;
de Ujllingsmöiin , der Oldingsmann , Odelsmann, (dagegen aber:
de Lönmönn, der Landmann; de Bdddmönn, der Betlehiiann; de
Jungmönn, der Jüngling); de Kric/ismönn, der Kriegsmann; dät
Bäisljägt , das Tageslicht; de Wälsldjngde , die Wegeslänge; de
Wrällsijnne, das Wellende ; de Märkedsdäi , der Markttag; de
lYäüIirsjewe , die Neujahrsgabe (Geschenk) , aber dät Ihrmärked
ist nicht der Jahrmarkt, sondern das Marklgeschenk; de Wrälls-
liipp, der Weitlauf; de Läiventskipp ; de Hdmmelshipp , der Him-
melslauf; ]ö Krichstidd , die Kriegszeit; de Mönnslwgde, die Manns-
höhe; jö Forsländsöwing , die Verstandesübung; jö Hdrtensängst ,
die Herzensangst; de Haurdstväll , der Kirchhofswall; jö Ijlsnüjd,
die Feuersnolh; jö Walisersnüjd, die Wassersnoth (aber dat Wah-
serbräh, der Wassermangel); dät Staatskldid, das Staatskleid; de
Staatswäien , der Staatswagen; de Staalstiener , der Staalsdiener;
dät ^rbcdslüjn, der Arbeitslohn; jö Bjdrnmnjd, die Kindesnöthen;
jö Tvbacksdaufis, die Tabacksdose; Töbacksrick (Rauch); Töbacks-
pose; Töbackspimg ; de Knpmönnssditn , der Kaufmannssohn; de
Fidderläiijnsliewde, die Vaterlandsliebe; jö Gödds/iätin, die Golles-
henne, Gotteslämmchen (Goccinella); jö Dicksläst, die Deichsla-
sten; de Graufsiväll; jö Ihrstidd, die Jahreszeit; de Hierdsfaaged,
der Hardesvogt; jö Fresensnnner/iöndling, die Friedensunterhand-
lung; de Kniffsödd, die Messerspilze; de ^mtsforwäller, Amtsvei"-
walter; dät Drillingsljägt , das Dreilingslicht; de Shdllingsstjütt ,
die Schillingssemmel , u. s. w.
Anmerk. Nur wenn das Wort »Herz" uneigentlich für Gefühl,
Gesinnung steht, heisst es Härtens in Zusammensetzungen, sonst
bloss Hart, als: Hartklöppen, Hartklämmen , Herzgespann; Hart-
kühl, Herzgrube, aber Hartensfräude , Hartcnsmiening , Hartenslicw-
de, U.S.W. Auch mehrere andere, mit den Bezeichnungswörtern
in §. 91, bekommen das s des zweiten Falles nicht, als: de Däi-
driwwer, Tagetreiber; de Degewä/iler, der Tagewähler; dät Hani-
nipJrick , Himiuelreich; dät oder jö MönntäU , die Mannszahl; de
125
Waliseiiüpe, die Wasserhose (Wasserzapfen); de Dickfimgcd, Deicli-
vogt; Dickgraaw, der Deichgraf; dät ^ml/iüss, u. s. w. Vieles
ist hier ganz so, wie im Deutschen. Oft lassen Grund- und 15e-
zeichnungswort sich mit einander vertauschen, und gehen dem-
nach einen verschiedenen Sinn, als: jo Ilüimelänk und Lankc/iünn,
Hundkeltc, u. s. w. ; de Wa/iscrstrulnnm, dat Struhmmwahser , Was-
serstrom, u. s. w.; dät Öferfest und dät Festöfcr, Opferfest; de
Läncstäujl und SläujUane, Lehnstuhl; jö Fäjlslilägt und dät Slägl-
fäjl, die Feldschlacht; dät ßoltelbur und de Bicrbotlcl, das Fla-
schenbier und die Bierflasche, u. s, w.
§. 92. Wenn folgende Substantiva als Bezeichnungswörter ge-
braucht werden, so stehen statt derselben die jetzt nicht melir
nackt oder einfach vorhandenen altfriesischen Namen dieser Dinge,
als: dät Klüss, altfr. Kluss, pl. lüulise, Tücher und Kleider; de
Süss, Suhs, pl. Sufisc , der Brunnen, nd. de Soot; de Ekcr , de
Ager, der Acker; dät Läujnn, dät Lön, das Land; de Sträujnn,
de Strön, der Strand; jö Bräujnn, jö Brön, die Feuersbrunst;
jö Häujnn, jö Höh, die Hand; jö Sliäujim, jö S/iön, die Schand-
that; de Shauch, pl. da SImr , der Schuh; jö Gaus, jö Gös; dät
Sivinn, Swenn; dät Gäiijl, dät Göll, das Gold; dät Kaum, dät
Körn, das Korn, u. s. w. Die Lautübergänge sind hier: ü in u,
e in ä, k in g, äiij und äu in o, i in e, au in uh, äj in e. Beispiele:
de Räjdd, der Rath; de Redmonn, der Rathsherr; de Sönmönn,
der Sandmann; Soneker, Sandacker , Name zweier Dörfer, von
denen eins im Kirchspiel Leck, das andere im Kirchspiel Rinke-
nis liegt; de Sönkraug , der Sandkrug; de Sönbänk, die Sand-
bank; dät Sönskjarl, das Sandkörnchen; dät Su/iseiva/iser , das
Brunnenwasser; jö Sönköhl und jö Säujnköhl, Sandgrube, nd, de
Sandkuhl, dän. en Sandkule; jö Agerhänn, das Rebhuhn, Ackcr-
huha, dän. en Agerhöne; de Lönmonn, der Landmann; de Lön-
faaged, der Landvogt; dät Lönrogt, das Landrecht; de Lönstricker,
der Landstreicher; Löngraaw, der Landgraf; dät Lönßulk , das
Landvolk; de Lönmäjller, der Landmesser; de Strön faaged, der
Strandvogt; Strönrögt , Strandrecht; Strönsäujn , Strandsand;
Strönfögel, Strandvogel, u.s.w.; de Brön/iage, Brandhuken; Brön-
fäidk , Brandleute; Brönshätt , Brandschatzung; Brönkasse; jö
Brönwägt, U.S.W.; de Hönstöck, der Ilandslock; d^t II önljim odev
124
-tjärn, die Handquehle; de Hönlänger, der Handlanger; dät Hön-
wäirk, das Handwerk; de Hö7islieck, der Handschlag; jö Hön-
klicss, der Handschuh; diit ShönJdütten, Schandflecken, Schirapfen;
jö Sliurkuiep, die Schuhschnalle; de SImrbjärsel, die Schuhbürste;
de S/nirrieme; de Shurfldcker , u. s. w.; de Gösejürder, Gänsehirt;
GöseJJash , Gänsefleisch; Göseiving , Gänseflügel; Gösebraahs, Gän-
sebraten; Göseäi , Gänseei; Gösekrölle, Gänseblümchen; Gösefäjtt,
Gänzefüsse ; Gösekräse , Gänzekropf ; Gösesmähr , Gänzeschmalz ;
GösesuH, Gänsestall; Gösehjän, Gänseaar; Swenneliaad, Schweins-
kopf; -ßäsh, -regg, -bjärst, -ägel, -slagter, -jürder, -fäjtt, -stjärt,
-kaum , -snütte, -gröjnten , -fleisch , -rücke, -horste , -igel , -schlächter ,
-hirte, -füsse, -schwänz, -körn, -schnauze, -grunzen; de Körnjür-
der, Fcldhirte, Flurschütz; de Körnqiiänker , der Kornquinkler,
d. i. die Wachtel, aber auch de Kaurnkug , Kornkog ; de Kaurn-
eker, der Kornacker; de Kaurnli öndler ; de Göllsmass, 1. der Gold-
schmied, 2. die gemeine Libelle, Wasserjungfer (Libellula vulgata)
und überhaupt alle Libbelenarten ; de Göllring , dät Göllshümm ,
de Gölhtimge, die Goldstange; de Göllklump, aber de Gäiijledder,
de Gäujlmäger , u. s. w. Die drei Wörter: de Stäujl, dät Shäujl
und dat Bäujl gestatten eine zweifache Zusammensetzung , je
nachdem sie in der Einheit oder Mehrheit stehen, als: dät Stäujl-
liäigen, das Stuhlkissen; de Staulemäger, der Stuhlmacher; dät
Shmjlgijl, das Schulgeld; jö Shauleforbä/iseiing , die Schulverbes-
serung; jö Bäujldöhr , die Hüttenthür; da Baulewamiinge , die
Fenster der Hütten. Das Wort Mäujl, altfries. Maul, Mill, Millerde,
dän. Muld, engl, mould, bleibt unverändert in Mäujlwjärpel , wo-
für man ganz unrichtig Mäujnwjärpel spricht. Vergleichen wir
hier die Namen: Mäujhvjärpel , dän. Muldivarp, engl, mouldwarp ,
deutsch Maulwurf, so stellt es sich deutlich heraus, dass das Wort
Maul in Maulwurf nicht Maul (Mund, Schnauze,) sondern Millerde ,
das altfriesische Maul, bedeutet; und wirklich wühlt der Maul-
wurf immer nur Millerde auf, denn in der Thon- oder Kleierde
findet man ihn nicht, (Beiläufig bemerkt, hat man auf der Insel
Arröe keine Maulwürfe, obgleich man sie auf allen benachbarten
Inseln, sowohl im Herzogthume Schleswig als auf den dänischen
Inseln, findet),
§. 93, Diejenigen Wörter, welche sich auf Z' endigen , und in
121i
der Mehrheit die Endung ive bekommen, behalten diese in der
Zusammensetzung bei, wenn die Mehrheit angedeutet ist, als:
dät Bräif, dät Bräiwebauck, das Briefbuch, der Briefsteller; de
Bräiwepose , der Briefsack; dat Rcef, jö Räivejägt, die Fuchsjagd;
jö Grauf, jö Gramvedieling , die Grabenvertheilung; dät Ruf, dät
Ruwebünn, das Strähnenbund; dät Gref, da Greweliuppe , die Grä-
berhaufen, Gräberhügel; dät Steef, die Fassdaube, jö Steivehäiücl,
der Daubenhobel; StcweliöU; de Thief, dät Tliiewepäck, das Diebs-
pack, u. s. w,
§. 94. Die einsilbigen Wörter, welche in der Mehrheit die
Endung inge bekommen, erleiden auch verschiedene Zusammen-
setzungen , je nachdem sie in der einen oder andern Zahl stehen ,
als: de Hüssmönn, der Häusler, dät Hühssingerd , die Häuserreihe;
de Krüssgräwe, der Krughenkel, da Krühssingeladde , die Deckel
der Krüge; de Kniffsödd, die Messerspitze, da Kniwwingeblefise,
die Messerblätter; dat Tünnstäk, das Gartengeslänge, da Töhn-
ingethiewe, die Gartendiebe; dät Rümm , Zimmer, de Röhminge-
mäler, der Zimmer- oder Stubenmahler ; de Shrönnborke , die
Beilade in einer Truhe, da S/iröningeladde , die Deckel derselben;
dit Ihrbauck, das Jahrbuch, de Ihrgöng, der Jahrgang, de 1/irsdäi,
der Jahrestag, jö Ihrslidd, die Jahreszeit, jö Ihrläll, die Jahres-
zahl, aber jö Ihringetäll, die Anzahl einer Reihe von Jahren, de
Ihringeteller , der Jahrenzähler; dät Sliöff, de Shöffsgräwe, der
Schubladengriff, da Shöwwingefeke , oder -fäge , die Schubladen-
fächer.— Man spricht: dät's manning Ihr sunt, und dat ds manning
Ihringe sunt, »viele Jahre her", beides richtig und gleichbedeutend.
§. 95. Die Wörter, welche sich in der Mehrheit auf ene en-
digen, kommen auch mit dieser Endung in Zusammensetzungen
vor, als: de Ugenewärk, der Augenschmerz; dät Ugenewahser ; dät
Mdnshen£ßash , Menschenfleisch; MdnsheneUetvde , Menschenliebe;
de Mdnslienefrünn ; de Högsenewärk, Kniebeugenschmerzen ; da
Jöngensesträge , die Knabenstreiche; dagegen aber wieder: de
Uhgäpel, de Uhgcntiencr , dät Vhgenbldck, dät Uhgenldss, Augen-
lied; deUfigenshinn; däit Uligimmäjtt, Augenmaass; dAtUhgetimärk,
das Augenmerk; dät Ufigen/täter, die Wimpern und Brauen oder
Braunen (Uberhäier?); de Uhgenedocter; dät Mans/ieäller , Menschen-
alter; de If/anshelaurte , dci- Mcnschenkoth; jö Mansfiefiäujnn, die
126
.Mciiyclienliand; de Axenedriwwer (s. Axenc unter den Collectivcn)
aber auch Ögsedriwivcr. Dät IJhrjcnhläck, der Augenblick, ist nur
dann sächlich, wenn es den kürzesten Zeitlhcil bezeichnet, dage-
gen männlich, wenn ein wirklicher Blick darunter verslanden
werden soll, wie: de Liewdeblack , der Liebesblick. Jö Maßt, das
Maass, ist nur in dem Worte dät UJigcnmäjU, sächlich, sonst
überall weiblich.
Gemischte Beispiele als Nachtrag zu dem Vorigen.
% 96. De Tömestöch, der Zollstab; dat Wunnertiekcn , das VVun-
derzeichen; de Möhrstijn, der Mauerstein; jö Sli-jnmöhr, die Stein-
mauer; de Ohlhuhmm, dät Biihmmöhle, der Ölbaum, u. s. w. ;
dät Fögclböhr, das Vogelbauer; jö Mölkko, die Milchkuh; de Pose-
klump, der Mehlbeutel, Budding; jö Bühserhdx , die Butterhexe;
jö Hdxeböhser , die Hexenbutter; de Slägbuhmm, Schlagbaum; de
Bläiijdhünn, der Bluthund; dät Bläujdshöm, die Blutschande; jö
Löftslrepp, die Bodentreppe; de FlUsböge, der Flitzbogen, kleine
Armbrust; jö Brüjdkröhm, die Brotkrume; jö Hilleboss, die Ho-
lunderbüchsc, aus der die Knaben mit zusammengekauten Werg-
plVöpfen schiessen; dät und jö Höntrau, die sogenannte Handtreue
der Verlobten ; dat ^iebier , Eierbier; dat ^irebier , das Ehrenbier,
Begräbnissmahl ; dät Bröräck , das Brückengeländer ; de Dägen-
kndpp, Degenknopf; de Järdbäll, der Erdball; de Uhreivärk, der
Ohrenschmerz; jö Kräbbeshäicr , die Krebsschere; jö Pmvertwjärn,
die Pfefferquerne ; de Ricksdäi , der Reichstag; de Ricksdaaler;
de Räidetäge, das Rohrdach; dät Säjdkaurn, Saatkorn; dät Shüll-
bräif, Schuldbrief; de Siemönn, 1, der Seemann, 2. der Sämann;
jö Hefiüöff, das Meerweib; dät Siddstück , das Seitenslück ; de
Sdmmihsser , der Sonnenweiser; de Spräiklicre, die Sprachlehre;
dat Tobacksstaawling , das Ausräumsei aus dem Pfeifenkopfe; de
Döhrdrempel, die Thürschwelle; de Slöhsedrempel, der Schleusen-
drempel; jö Düssstünn, die Todesstunde; dät Fidderläujnn , das
Vaterland ; dät Mudderläujnn , das Mutterland ; de Waaldäi , der Wahl-
tag; dat Wähsergless, das Wetterglas; de Wajnkclhäge, der Win-
kelhaken; de Wonterbähr, die Wintergerste; de Ullkaumm, der
127
Wollkamm; dät Urdebaiick, das Wörleibucli ; da Balsaamhic/isc,
die Balsamblättcr vom Balsamrainlarrcn ; dat RäiijUebedd , das
Möhrenbeet ; dät Tiddsäller , das Zeitalter ; jö Krogeshiess , der
Grapenlöilel (nd. Sleef); de Siickerliiwjdd , der Zuckerhut; de ^r-
bedsmönn, Arbeitsmann; dat Däilüjn, Tagelohn; dat KlöckeJiüss,
4. das Uhrgehäuse einer Wanduhr, 2. das Glockengestühle der
Kirchenglocken, anstatt eines Thurmes; de Döbstijn, der Taufslein;
de ^Iterdauck, das Altartuch; de Föddcrivjärsing , der eingestri-
chene Hauptschwaden beim Heuen (Swälen); de Härwclünne, die
Eggenzinke; de Lühssekaumm, der Läusekamm; dät Bjärdsiep, die
Bartseife; jö Winnmellen, die Windmühle; de Wimiljaalcr , der
Weinkeller; de Sillefldcker , der Kesselflicker; de Mäjdli/isse, die
Mähzeit; de Födderberigl, die Heuernte; de Fäujtstäpe, der Fuss-
stapfen; de Maclielsdäi, der Michaelistag; dät Hdjnsterdck, die
Heuraufe der Pferde ; dät Hämierdck , die Hühnerweimc; dät
Biergijl, das Bicrgeld, Trinkgeld; dät Sollembkld, das Wochen-
bett; jö SoUenmöff, die Wöchnerinn; dat Ailäujnn, das Eiland;
dat AUaiimm, nd. Aulamm, d. i. Mutterlamm; dät Shältlwahser,
Scheidewasser ; dät oder jö Potteslijärd , die Topfscherbe ; dät
Nilkenpäwer , der Nelkenpfeffer; dät Gräjddeblöck , kurzer Rasen-
acker am Dorfe; dät Wjärtshüss , das Wirthshaus; de Plömetünn ,
der Pflaumengarten; de Swmiowäjl, der Schwanenweiher (Name
einer Wehle im kleinen Kohldammerkoge, sonst jö Swulm statt
Swän); de Hiehslupper, der Heideläufer, d. i. der Brachvogel; de
Ellemaiise, dän. Ellemose, das Erlenbruch, Erlenmoor, jetzt ge-
meinschaftliche Dorfarbeiten; de Bankerütt , der Bankerot; da
Hjürtetäcke, die Zacken am Hirschgeweihe; dät Wäirktjöch, das
Werkzeug; dät Bäirigiväirk, das Bergwerk; dät Höniväirkstjöcfi ,
das Handwerkszeug ; de Lägenkriemmer , der Lügenkrämer; de
Sivöwestele, nd. de Swäbstähl, Peitschenstiel; de Swöiveseme, die
Peilschenseime; dät Wätvlebmird , das Wirkbrett zum Band\\ir-
ken ; jö Knäppelkäg, der Lebkuchen; jö Kndppelsefömmen , die
Spitzenklöplerinn ; jö Hiehsbäi, die Heidelbeere; dät Jillljöch, das
Feuerzeug ; dät Tännerholt , das Zunderholz ; de Swaawelplöck ,
das Schwefelhölzchen; de Wägsboltcr , gewundene Wachskerze.
128
Zusammensetzung mit Bestimmungswörtern (Ädjecliven).
§. 97. Diese werden ohne alle Veränderung mit dem Haupt-
worte verbunden, wie in Ldgtsänn, der Leichtsinn; Diepsdnnig-
häicl, Tiefsinn; jö Fristünn , die Freistunde; jö Kaurlswill, die
Kurzweil; jö Gr ottli artig fiäid, die Hoffahrt; de Hucfm.äujd, der
Hochrauth; dat Lungjörn, Langeisen, Sech, am Pfluge; dät Trinn-
Jörn, das Rundeisen, eine runde Scheibe mit scharfer Schneide
im Sech auf einer Axe; de Aiensann, Aicnsannigliäicl , der Eigen-
sinn; de Äienliewde, die Eigenliebe; jö Kaurtsegtigliäid , die Kurz-
sichtigkeit; de Lungbuhmm, der Langbaum; de Limgwäien, der
Langwagen; dät Lungsträi, Limghulem, Langstroh; de Blinnemö'
me, die blinde Mumme (»vermummen"), d. i. Blindekuh spielen;
dät Näiihr, de Näii/irsdäi, de Näii/irsjewe, das Neujahr, u. s. w.;
Wittbier, Brünnbier, Weissbier, Braunbier; de Wittbdcker, 4. der
Weissbäcker, 2. die weisse Meerschwalbe (Sterna hirundo); de
Wennbdcker, die blaue Mecrschwalbe (Sterna nigra); de Göfil-
bdcker , die gelbe Bachstelze (Molacilla flava); jö Göhlsegt, die Gelb-
sucht; deFrihiere, der Frexherv; ]& Sljogthäwel, der Schlichthobel;
dät Rdlähser, das Rohleder, nicht genug gegerbtes; de Gröfstnass,
der Grobschmied; de Kliensmass , der Kleinschmied, der Schlosser;
de Twdrrdriivwer , der Quertreiber, ein quersinniger Mensch; de
Twdrrbiijlke , der Querbalken; dät Krümmliölt, das Krummholz;
jö Grdgäus, die Graugans; jö Ermmjd, die Armuth; de Plätßiijlt,
der Plattfuss; da Gröttemänns , die Grossen, Vornehmen, nom.
coli.; d'd Rickedege , wörtl. die reichen Tage, der Reichthum, auch
ein CoUectivum ; Ä>wsse/wMn/, Krausemünze ; Bdttei'kliewer, Bitterklee.
Zusammensetzung mit Zeitwörtern.
§. 98. Diese behalten in der Regel nur die Stammsilbe , wenn
sie als Bezeichnungswörter stehen, wie in jö Riddbaan, Reitbahn;
dät Shriwbatick, Schreibebuch; de Bdddmönn, der Bettelmann; jö
Bdddivöff, das Bettel weih; de Släipkämmer , die Schlaf kammer;
de Kupmönn, der Kaufmann; de Spring ftdjn st , der Zuchthengst;
129
de Sjunyfögel; dat Drdinkkrüsa , der Trinkkrug; de Fällhäujdd,
der Fallhut; jö Fällsegt, die Fallsucht; jö Mäjtsnaur, die Mess-
schnür; de Striddhämmer ; da Söirigkluhse , die Trauerkleider; de
Dönsmäister , der Tanzmeister; dät Strickjörn, das Plätteisen, Bü-
geleisen; de Bägmäister, der Baumeister; de Flähspose, der Flips-
beutel, d. i. der Ausplauderer; dät Shräwjörn, das Schabeisen,
Scharreisen, die Scharre; deBdddpose, der Bettelsack; da.1 Braah-
spdtt, der Bratspiess; jö Brännnill, die Brennnessel; dät Bränn-
hölt , das Brennholz ; dät Känntieken ; jö Swummbläihs , die
Schwimmblase; dät Bregjörn, das Brecheisen; de Tekstäujl, der
Deckstuhl der Dachdecker; dät Wälkbaurd, das Walkbrett; jö
Kläihskätt, die Kratzkatze, von balgenden Knaben, die mit den
Nägeln kratzen, kläihsen; dät Hielmiddel, das Heilmittel; de
Spärbüsh, die Sparbüchse; jö Bärmudder , die Wehmutter, Heb-
amme; dat Bregmiddel, "das Brechmittel; de Brausill, der Brau-
kessel; dät Göngtjöch, Räderwerk in Uhren, Mühlen, u. s. w. ; de
Fellhaurn, das Füllhorn; de Slippstijn, der Schleifstein; de Sic-
mönn, der Sämann; dät Spann fijl, das Spinnrad; de Dräibänk,
die Drechselbank; de IhlbSse, der Eilbote; de Faurmönn , der
Fuhrmann; de Süppbrauser , der Saufbruder; de Slijärdlihsse , die
Schnitterzeit; de Spötfögel, der Spottvogel; Päckhüss. Dagegen
aber auch: dät Lesebauck, Lesebuch; jö Fölgetidd, die Folgezeit;
dät Räisegijl, das Reisegeld; jö ßjarneköhl, die Tränkgrube; dät
Fragetieken, das Fragezeichen; de Plegcfidder, der Pflegevater;
dät Gögelspdl, das Gaukelspiel; de Tänkesträg, der Gedanken-
strich; de Babsegäst, der Badegast. Aber diese Fälle sind seltener
als die mit der blossen Stammsilbe, wie: Blaasbielig , Blasebalg;
de Brännwinn, der Branntwein; de Helstijn, der Heizstein, d. i.
der Feuerheerd.
Diejenigen Zeitwörter, welche sich auf ein und ern endigen,
verlieren bloss ihren Endbuchstaben n, als: de Wallerbuhmm, die
Mühlenwelle ; de Tdmmermönn , der Zimmermann ; dät Wddder-
wähser, Wetter zum Wittern des Heues, der Kleider und Wä-
sche ; jö Släsertäsh , die Plaudertasche ; jö Wjdrpelshauwel , die
Worfschaufel; de Tontelstöck, der Klöppelstock; dat Neslelwierew ,
unnütze Nebengewerbe; jö Prdgelhohs , der Strickstrumpf; jö
Shrdjngelboss oder Bajngelboss, von shrdjngeln, rajngeln, schellen,
3 50
klappern , die Kinderklapper , Schellenbüchse ; de Gögelmömi , wört-
lich: Gaukelmann, die Gliederpuppe, Dralhpuppe, Hampelmann,
u. s. w. Einzelne verwandeln die Endung ern in ere, als: dat
Grdsterebaurd , das Gässelbrett, Brot- oder Ofenschieber, auch de
Gljärder genannt. Wenn sie sich auf nen endigen, bleibt ihnen
nur die Endung en, als: dat Rägenhauck, das Rechenbuch; dät
Tieketibauck , das Zeichenbuch, u. s. w. Auch zusammengesetzte
Zeitwörter werden, wie jedes Zeitwort, durch Vorsetzung des
sächlichen Geschlechts, ganz wie im Deutschen, zu Substantiven
erhoben, als: dät Trinnämmeruken , das Rundumsprechen, und de
Trinnammeruk, wörtlich: der Runduradenschober; dat Mäjddeiväl-
lern, das Mathwälzen; da Toläjtsluliggen , das Lamentiren; dät
Tokiersguti{ien , das Zukehrgehen, u. s. yv.
Mit Zahl- und Fürwör/er/t.
§. 99. Jö Ijtibdgg , der Einbau, ein einzeln liegendes Haus,
fern von andern, eine Einsiedelei, dän. enEnebolig; dät Ijnhauni,
das Einhorn; de Tristäpe , von stäpen, stapfen, der Dreistapf,
ein grosser hölzerner Dreifuss oder Tonnenbock , der besonders
beim Brauen gebraucht wird ; de Trifäujtt , der Dreifuss ; dät
Fierdingkär, dän. et Fjärdingkär, das] Viertelfass d. i. ^ Shipp;
jö Saawenstäir, das Siebengestirn; dät ^gendijl, das Achtel, als
Buttermaass; de Saawensläiper , der Siebenschläfer; dat Fierkänt,
das Viereck; dät Tlmgmarksstock , das Zweimarkstück; dät Fjauer-
Fiew- Aagt' Tim- Twellew- Segstäin- Twonlig- Fcertigshallingsstock ,
das 4- 5- 8- 10- 42- IG- 20- und Vierzigschillingsstück; de Dusend-
kunstler, der Tausendkünstler; jö ^llmägt, die Allmacht; de ^11-
ienehöndler , der Alleinhändler; da Twdnlingsbrauliscre , die Zwil-
lingsbrüder; dat Twdnliiigepär , das Zwillingspaar; dät Triebleess,
das Dreiblatt; de SellewHewde, die Selbstliebe; de Sellewmaurder ,
der Selbstmörder.
131
Leiste Zugabe vermischten Inhalts.
% 100. De Shörstijn, der Schornslein; jö Mtong statt Jillong,
die Feuerzange; de Faurtele , die Vordiele; dät Tunner wäh ser ,
Donnerwetter (dät ßir Wähser, Gewitter); dät Naurdljägt, das
Nordlicht; de Faarbäirig , das Vorgebirge; dät Ihkhölting , die
Eichenholzung; jö Stijnkldpp, die Klippe, Fels; dat Sämmetkldpj) ,
eine sammetne Kopf- oder Stirnbinde alter Weiber; dät Bögslinge-
klapp, der Hosenlatz; de Rinboge, der Regenbogen; de Mählddwwe^
der Mehlthau; de Hönningddwwe , der Honigthau; de Födderruk,
der Heudieraen, Schober; de Ultvefihss, wörll, der Wolfsfist, d. i.
der Bovistkugelschwamm (Lycoperdon Bovista L.); jö Bai, die
Beere; Taurnebäie, Brombeeren; Himbäie, Johannisbäie oder Hans-
bdie; Saalbäie, schwarze Johannisbeeren; Stickelsbäie , Stachelbee-
ren; Järdbäie, Hiehsbäie; dat Qudckselwer, das Quecksilber; de
Adelstijn, Wetstijn, Slippstijn, Jilstijn, Flintstijn, Mellenstißn, Mag-
netsiijn , Möhrstijn, u. s. w. ; jö Wällndhs , die Wallnuss ; de
Magdndelbuhmm , der Wachholder; de Gälläpel; jö Ridderspör ,
der Ritlersporn; da udpelkrölle, Kamillen; jö MijH, die Melde
(Atriplex); jö Pdwerräujtt, der Meerrettig; de Dünnhämmer, der
Rohr- oder Teichkolben (Typha latifolia); dät ^iswitt, Ei weiss;
de ^isdaaler, der Eidotter; dät Shaasenest, das Elsternest; jö
Fögleköi, das Vogelkäfig; de Küjlwürm, der Kohlwurm; jö Shäi-
petahg, Schaafzecfce; de Wällfdsh, der Wallfisch; de Siehünn, der
Seehund; de Ellemboge statt JEllenboge, der Ellbogen; de Lönke-
pose , das Hüftpolster; jö KnäibUngetrcel , die Kniescheibe; de
Bekläirem, der After; jö Gijtlkönn, die Giesskanne; de Rollstöck,
die Pflugreute; jö Wönnüjlling , die Schwingwanne, von wönnen,
das Korn in einer flachen Mulde schwingen; de Bäckauiven, der
Backofen; de Backtrog; dät WällerhoU, das Wellerholz; jö Setun-
gel, die Setzangel nach Hechten; de Winnhünn, der Windhund;
de Winntäper, der Weinzapfer; dät Ögsehaad, i. der Ochsenkopf,
2. das Oxhoft; dät Kdmmesaul , das Kamisol ; jö Möhrsliiess, die
Mauerkelle; da Wanningepöste , die Fensterpfosten; dät Bielaaken,
der Bettvorhang ; dat Bläujdsluhggerjörn , das Lasseisen , der
Schnäpper ; dät Hdjnstedäken , die Pferdedecke ; jö Thiewestich ,
17 *
132
der Diebssteig (im Riesummoor); de Stichbögel, der Steigbügel;
de Drägtstring , der Zugstrang; de Rägenstijn, der Rechenstein,
Schieferstein, sonst auch bloss: dät Brätt ; de Shäujlmäister , der
Schulmeister ; de Shantpule , der Schandpfah! ; dät Brännmärk ,
das Brandmal; dät Tugt/iüss, das Zuchthaus ; de Lickbäre, die
Leichenbahre; de Täshenspäler , der Taschenspieler; de Shurrelup-
per, der Schlittschuhläufer; de Addelmönn, der Edelmann; de
Ställmäister , der Stallmeister; jö Kättöhl, die Eule, nd. de Kat-
uhl (Katzeule); dät Nellehäigen, das Nadelkissen; de Ljägtsnöwe ,
die Lichtschnuppe; de Wahserömmer , der Wassereimer; de Wält-
kaum , das Waldhorn ; da Gichelstringe , die Geigensaiten ; dät
Minggäujd, das Mengelgut; de Jßnnhör ringe , die Abenddämmerung,
das Zwielicht; de Wdrkeldäi, der Werkeltag; de Hälligdäi, der
Feiertag; Hälligenn, Feierabend, aber Hilligenne, die heiligen
Abende ; dät Wonterkaurn , das Winterkorn ; de Sdmmerrögge ,
der Sommerroggen; de Hänepeker, der Hanfacker; jö Sdneptwjarn,
die Senfquern (Handmühle); de Sällgortel, der Sattelgurt; de
Wirkpule, der Zaunpfahl ; de Kantöffeläpel , die Samenäpfelchen oder
Beeren der Kartoffeln; de Poppierboge , der Papierbogen ; jö Fdshere-
wähs, die Wathe, grosses Zugnetz; de Präckerfaaged oder Pracke-
refaaged, der Bettelvogt; de Stjörmönn , der Steuermann; de
Repsläger, der Reifschläger, müsste heissen: de Tdwsluhgger , Tau-
schläger, jenes ist nd,
Anmerk. Die Benennungen der Himmelsgegenden erleiden ,
wenn sie bestimmungswörtlich mit andern Hauptwörtern verbun-
den werden, folgende Veränderungen, als: Sössrihssem, Sösslon-
halm, statt: Sühsserrihssem und Süksserlonhalm , Südriesum und
Südlindholm. Aus Sühssen, Süden, macht man gleichfalls söhser, statt
sühsser. Ferner: Nordrihssem, Nordionhalm, statt: Naurd oder Naur-
der. Weiter heisst es: de udstemaure, de Westemaure, Oster- und
Westermoor; dagegen sagt man aber: .Astersnötebüll und Wester-
snötebüll. Oster- und Westerschnatebüll ; de ^sterhällig, Wester-
hälHg, Söhserhällig, Naurderhällig, Naurderläujnn und Söhserläujnn ;
Naurderhjärn, Norderhörn, Söhserlijärn, Süderhörn; Naurderuch,
Norderoog; aber wieder Nordsträujn, Nordstrand; Noi'dhackstähs ,
Nordhackstedt; ^sterdick, Osterdeich; Söhserdick; Söhseruch, Sü-
deroog; dät jfsierlmjnn und Westerlmjnn z. B. auf Föhr; uister-
155
häwer, Wester/iäwer , in Eiderstedt; ^sterhühssem , Osterliusum;
^steriünn , Osterlund ; Westergärde ; ^sterijnne , Osterende ; de
Nordijnne und Naurderijnne.
Einige Laut- oder Klangsynonymen.
§. 101. Jö ßäi, die Beere, bäi, Praep. bei ; dät Bauck, das Buch,
ick bauk, ich buk; jö BläJis, die Flamme, von hlähsen , intr. ,
dät Bleess, das Blatt; de Bröhk, der Zahlenbruch, de Brock oder
Brück, der Brauch, Gebrauch; de Dick, der Deich, jö Diek, das
Grübchen; jö Döhr, die Thüre, döhr , Praep. durch, hindurch;
jö Drdft, die Trift, he dräft, er treibt; de Fäll, der Fall, dät
Fä//, 1. das Füllen, 2. Fell; jö Feesl, die Faust, dät'Feesf, das
Fest; dät Faß, das Feld, jö Fäil, das Gefühl; jö Feel, die Feile,
icA; feil, ich fiel; dät Fjärsh, der Vers, fjärsh, frisch, ungesalzen,
fjärsh Wähser, süsses Wasser; de Galt, der Borg, verschnittener
Eber, he gällt, er weint; de Gedd, der Hecht, ja t?ö ged! ja, du
solltest wohl!; de Grünn, der Grund, ic/c grünn, l.ich mahle, auf
der Mühle, 2. gründen; de GäiAs, der Dünger, da Gäis, die Gänse;
jö Hänn, die Henne, jö Hdnn, das dünne Häutchen; dät Hart,
das Herz, //ärcü, hart; dät Hierd, die Harde, ick hierd, ich hörte;
de Hupp, der Haufe, de Iföpp, der Hüpf, von höppen, hüpfen;
jö Hüll, die Mütze, dät Hall, der Hintere, das Gesäss; jö oder
de Hill, der Holunder, jö Hijll, die Heide, Fussfessel; ^dat Ihr,
das Jahr, ihr, eher, früher; de Jüll, die Weihnachten, ick jüll,
1. ich wimmere, 2. ich gelte; dät Klapp, eine Kopfbinde, dät
Klapp, der Hosenlatz; de Klömp, 1, die Klampe, 2. Schober, de
Klump, der Kloss, Klump und Klumpen; de Knapp, der Knopf,
de Knapp, 1. die Schwammdose, 2. kleine harte Erhöhung; da
Kreße, die Kräfte, de Krefte, der Krebs, Krebsfrass, (das Thier
ist de Krabbe); dät jLäcA;, der Lack, de Ldck, der Leck; jö Last,
die Last, jö Last, der Leisten; dät Lick, die Leiche; dät ZieÄ.
ein Knabenspiel mit Schüssern; jö Luft, die Luft, jö Löß, die
Zimmerdecke und der Boden, dän. et Löft; dät Malt, das Malz
jö Malt, die Milz; dät Mäujt, die Begegnung aus entgegengesetZ'
tcn Richtungen, dät Mäujd, der Muth; jö Meel, die Meile, dät
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Mäld, das Mehl; jö Muis, ein weiblicher Kopiputz, dät Muss,
das Müssen, der Zwang; jö Möhr , die Mauer, mörr , mehr; de
Mass, die Messe in der Kirche, mass, miss, fehl; jö Neil, die
Nadel, jö Nill, die Nessel; dat Pack, der und das Pack, dät
PAckf das Pech; dät Päss, der Pass, dät Pass, der Harn; dePms,
der Preis, jö Priehs, die Priese; de Räjdd, der Rath, jö Räihd,
das Rohr; de Rang, der Rang, jö Rank, die Ranke; dät Ref, der
Fuchs, jö Reiü, der Rechen, die Harke; de Riek, der Rauch, dät
Rick, das Reich; de Rock, der Spinnrocken, de Rock, der Rock;
jö Snär , i. die Schleife, 2. die Schlinge, jö Snaar, die Schnur,
Schwiegertochter, (jö Snaur, die Schnur zum Schnüren); de Stall,
der Stall, dät Stdlling , das Gestell, auch in Swdckstdlling , um
eine Graupenmühle, stall, stille, stallen, i. stillen, 2. stellen,
daher Stdlling, Gestell; de Slähg , der Stich, jö Steeg , der Steig;
de Stock, der Stock, dät Stock, das Stück; de String, i. der
Strang, 2. die Saite, string, strenge; dät Tdw, das Tau, jö Thdw,
die Tiffe, Petze; jö Wägt, die Wache, jö Wdgt, i. die Wage,
2. das Gewicht, die Schwere; jö Waag , 4. die Woge, 2. die Wage,
von waagen, wachen und wagen, äiijn'e Waag sette7i, in die Wage
setzen z. B. das Leben, jö Wag, die Woche; de Rolle, die Beule,
de Rulle, der Zuchtstier; de Jönge, der Junge, da Junge, die
Jungen eines Thieres; de Läpe, der Lappen, de Ldppe, die Lippe,
Lefze; jö Kuppel, die Koppel im Felde, de Kopjjel, der Rücken,
wenn man jemand huckepack darauf trägt, daher koppeln, jemand
auf dem Rücken tragen: eine Koppel Pferde (eine Schnur) ist: jö
Käwel Hdjnste; de Shämmel, der Schemel, de Shdmmel , i. der
Schimmel als Gewächs, 2. ein Pferd; de Racker, der Schinder,
de Rdcker, der Rekel, Bengel; dät Wäsen, das Wesen, dät Weesen,
das Sein; jö Däged, das Gedeihen, jö Döged, die Tugend; dät
Fällig , die Brache , fällig , ordentlich , recht , fdliig , fällig von
Geld und Zinsen, Schulden; dät S/idp, das Schiff, dit Shäp, der
Schrank; de Shoot, der Schuss und der Schoss, dät Shott, das
Schutzbrett; de A'lk, (Albering) der Iltis, jö A'lk, der Alk, ein
Wasservogel (Alca torda), jö u/lk, die Dohle (Corvus monedula L.) ;
jö Shröck, die Tasche in Kleidern, shröck, Adj. keine Eier mehr
legend; dät Spdtt, 1. der Spiess, 2. ein Spatenvoll, dät Spätt, der
Späth der Pferde; dät Jill, das Feuer, jö Jhl, die Eile; jö Shiess,
1 ou
der Löffel, jö Skie/is, die Scheide; de Bälise, der Nutzen, Vor-
theil, da Balise, 1. die Bäder, 2. die es andern zuvorihun; jö
Hieling, die Heilung, }öHijlling, die Neige, jö Hüjlling (Hijlling?),
die Nachgebuit; jö ßestdlling, \. die Bestellung, 2. Bestallung
eines Beamten, ]ö Beställhig , Bestallung der Viehstände; dät Ldss,
pl. Lasse, Glieder, ääLähse, Gliedmaassen , ]öLähs, die Scheune,
Scheuer, pl, da Lähse.
Sinnverwandte Wörter (Synonymen) aus dem bisherigen.
% i02. i. Jö -Bdgg, jö Bdgning. Jö Bdgg ist der Bau, be-
sonders in Jjnbdgg , wörtlich; der Einbau, mit dem Zahlworte ein
zusammengesetzt, dän. en EneboHg , ein einzeln liegendes Haus,
z. B. auf einer Heide oder in einem Walde; jö Bdgning ist der
Bau und das Gebäude.
2. Dät Baurd und jö Plänk, das Brett und die Planke.
3. Bdiigen, bijlken und teilen. Bäligen und bijlken ist beides:
jemand sehr laut zu- oder nachrufen, damit er herkommen soll.
Uebrigens scheinen beide Wörter in dieser Beziehung nur ihrer
Abstammung nach verschieden, da bdiigen von bdlen, bellen, abge-
leitetist. Teilen führt den Begriff des lauten Rufens nicht mit sich,
und schliesst ihn sogar aus, wie in intellen, 1. jemand einrufen, 2.
bei jemand vorsprechen, 5. mit dem Nebenbegriffe ihn mitzuneh-
men , wenn beide nach einem und demselben Orte , z. B. zur
Kirche, zu Markte, zur Schule, u. s. w. wollen; tötellen, 1. jemand
anreden, 2. einem derben Bescheid sagen, 5. ihn aus dem Schlafe
wecken, wieknen. Teilen ist auch zählen, und tötellen, zuzählen,
als z. B, he telld harn dät Giß tö, er zählte ihm das Geld zu,
daher nun: dmtellen, umzählen, eflerteUcn, nachzählen, aufteilen,
abzählen, faartellen, vorzählen, forteilen, erzählen.
4. Dät Bdtt, dät Mündstöck. Beide werden für Pfeifenspitze
gebraucht: dat Mündstuck (Mundstück) ist dem deutschen Worte
nachgemodelt, und findet sich auch an Blasinstrumenten; dät Bdtt
ist von bitten, beissen, abgeleitet.
D. Dät ^mt, dät Hierd, dät Birk. Dät ^~mt, das Amt, ist
unter diesen dreien vom weitesten Umfange und schliesst die
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Harden und Birke in sich. Dem Amte sieht ein Amlraann , der
Harde ein Hardesvogt und dem Birk ein Birkvogt vor. So hat
z. B. das Amt Tondern gegen 50 Kirchspiele, 40 Harden und nur
einzelne Birke in den dänischen Streugründen.
6. Bijlken , tijtten , shräien , shrulen. Daraus' entstehen : de
Bijlk, ein Ruf, Nothruf; dät Toot, der Lärm, das Getöse; de
Shräi, der Schrei; dät Shrulen, ungezogenes, lautes Weinen.
7. Jö Blech, dät Laaken. Jö Blech ist überall das Laken, pl,
Bleche; dät Laaken kommt nur in Rielaaken (Bettvorhang) vor.
Von einigen wird auch Laaken statt Dauck (Tuch) als Stoffname
gebraucht.
8. Jö Boss, jö Flint, dät Gewähr, die Büchse , Flinte und
das Gewehr.
9. De Bräi, dät Wälling. De Bräi, der Brei, die gekochte
Grütze, ist dicker und fester als dät Wälling, z. B. Mählbräi,
Tahserbräi, Buchweizengrütze, Rihssebräi , Reisbrei; dät Wälling
ist dünner und kommt von wällen, wallen, aufwallen, kochen,
im Dan. und nd. Välling und Welling, eine Milchsuppe.
40. Dat Brak, de Mängel. Dät Irak, von bregen, gebrechen,
mangeln, wird so gebraucht, z. B. : Ick häiv Brak faar Gijl, ich
bin des Geldes bedürftig, weil ich es gebrauchen muss; ick häw
Mängel sagt man auch , wenn man überhaupt nur wenig hat.
Ick häw wäjl Mängel äiijn Gijl, aurs ick liäw'r ock nijn Brak faar,
ich habe zwar Mangel an Gelde, aber ich bin desselben auch
nicht bedürftig; Gijlbräk, Wähserbräk, Gjärsbräk. He het nijn
Brak, er leidet keinen Mangel; dät het nijn Brak, das hat keine
Nolh, hat nichts zu bedeuten.
\\. De Brück, de Wänigt, de Wihsse, de Shdcke. De Brück,
der Gebrauch, die Sitte; de Wänigt, die Gewohnheit; de Wihsse,
die Weise; de Shdcke (Sitte), nd. de Shick, dän. en Skik, Sitte;
de Shdcke ist auch die Form, das Passende, als: dät het jd nän
Shdcke, nd. dät het jaa keen Shick.
12. Dät Brüjd, de Trölling, de oder dät Lief. Dät Brüjd ist
Brot, als nomen materiale; de Trölling, ein geformtes Schwarz-
brot, nom. appellativum ; dät Lief, der Laib, also gleichbedeutend
mit Trölling. Dät Wittbrüjd, de Stjött, jö Käg, das Weissbrot,
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die Semmel (nd. en Slulen), jö käij, der Kuchen, dät Witlbriljdi
das Weissbrot.
15. Jö Braahs, der Braten ; jö Smurepotm , die Schmorpfanne , zur
Zeit des Schweineschlaehtens, allerlei Geschmortes vom Schweine^
44. De Brand, jö Bräupin, beides von bränncn, brennen, der
Brand und die Feuersbrunst; auch sagt man: Dirrs Ijll lüsSy Sa
ist Feuer los (ausgebrochen), woraus man im Dan. das sonderbare
Substantivum: en Ildlös (ein Feuerlos) gebildet hat.
45. De ßrödd, ein kurzer, spitzer Stift oder Stachel, dän. en
Bröd, Bräad, daher das Verbum hröddcn, damit beschlagen, auch
der Insectenstachel, der aber auch de Paiirtc genannt wird, Hufim
bröddet sin Hdltshur, wdn't issläget het, man stachelt seine Holz-
schuhe, wenn es geglatteist hat.
46. Dät Loch, de Pmirte, das Gefängniss und der Kerker.
47. De Bück, dät Liff, jö Wumm, der Bauch, der Unlerleib,
der Wanst, u. s. w.
48. BälBünn, dal Pack, dät Päckcnilken, de Bäjnlc, das Bund,
der Pack, das Päckchen mit den Siebensachen, und das Bündel.
49. De Bush, de Töle; de Bush, der Busch, wie Bauscbiish,
Rosenbusch, u. s. w., de Töle wird nur von kleineren und kürzern
Pflanzen gebraucht, als: de Röshelöle, Rinsenbusch, Gjärstöle^
Grasbusch, Baanetöle, Rainfarrenbusch, Klicvertölc, Kleebusch, aber
nur wie sie auf dem Felde stehen, nicht abcerissen.
20. De Bunk, de Ihrpp, de Flöse, dän. en ßunke, en Höh, en
Flock, engl, a hcap und a flock. Im Deutschen heisscn alle drei
Wörter der Haufen, aber jedes derselben in verschiedener Be-
ziehung. De Bunk braucht man z. B. von Heu- Stroh- Erd- und
Sandhaufen , die unordentlich zusammengeworfen sind. De Hupp
ist das deutsche Haufe und das nd. Hup, daher huppen, häufeln,
häufen, z. B- die Kartoffeln, dphnppcn, aufhäufen; de Flöse ist
nur auf Menschen und Thiere anwendbar, nicht auf leblose Din-
ge, wie: en Flöse Shälp, Jnngense, ÜJanshene, Gäis, Hanne u. s. w.
Wird Huj)p auf Gattungsnamen bezogen, so ist es en Hupen, als:
derivjärn'n Hupen Manshene, he liet'n Hupen Gijl, 'n Hupen Bjärne.
De Mdingde, Menge, ist mit Flöse sinnverwandt.
24. Jö Brö, jö Slöhs, die Brücke und die Schleuse, jö Stijn^
brö ist aber das Steinpflaster.
lös
22. Jö Daiilis, de Ees/i , de Bösli , de Kluhbe, die Dose, die
Schaclitel, die Büchse und der Kober. De Kluhbe ist aber auch
der hölzerne Klotz an der Fusskette der Pferde, die man ihnen
anbindet, damit sie nicht über die Gräben der Fennen springen;
auch das dicke Ende einer Keule, und dergl.
23. De Dauli , du Klüss. De Dauk ist das Tuch als Gattungs-
name, dät Davh als Stoffname, wie in: de Naasdauk, JNasentuch;
de Sliröchoiaasdauk , das Taschennasen tuch, de Bördauk [Sliew-
daiik), de Zickdauck, das Leichentuch; dat Kh'iss dient zum Um-
schlagen oder um etwas darein zu schlagen, als: /le dregt 't äujn
'n Klüss, er trägt's in einem Tuche.
24. Jö Kohl, die Grube, jöD/eÄ, das Grübchen, z.B. im Kinne;
jö Köld, dät Grcef, die Gruft und das Grab.
25. Dät ^r , die Narbe, jö Shrämm, die Schramme, de Rähw,
der Riss, de Häw, der Hieb, die Schmarre.
26. De Dick, der Deich, wie: de Heefdick, de Käiedick, de
Sdmmerdick , de Dämm, der Damm, nur über Graben, wo das
Heck steht, de TdUdömm, ein aus Brettern über den Graben ge-
legter Damm.
27. Dat D5f, dat Däppelse, die Tunke; dät Döf ist eine dickere
mit Mehl oder dergl. versetzte Tunke, daher döivwen, eintunken.
28. De Dring, de Jöngc, de Twitlcr, der Knabe, der Junge, der
flinke Bursche, im Uebcrgange vom Knaben- zum Jünglingsalter.
29. De Drönk, der Trunk, z. B. en Drönk Bier, de Drdiiik,
der Trank, wie Kräuterlrank, Arzneitrank; de Drönk ist auch der
Trunk als Laster, als: Iic as äujn 'e Drönk forfellen, er ist dem
Trünke verfallen,
30. De Dröpp, dat Driipp, dät Tur, dän. cn Draabe, en Taar,
engl, a drop. Man gebraucht alle drei Wörter ohne Unterschied
um etwas Weniges an Flüssigem zu bezeichnen, als: dng/i mc en
Dröpp Wa/iser, en Drüpp Winn, en Tnr Mölke, gicb mir einen
Tropfen Wasser, einen Tropfen Wein, einen Tropfen Milch.
31. Jö Düjns, dät Wäaen, dät Läwent ; jö Düjns von dufiggen,
bezeichnet das Thun, und hier ein übermässiges Zuvielthun, wo-
von das Halbe genug wäre; insofern ist es auch mit Läwont und
Wäsen verwandt. Man sagt: dirr was en groll Düjns, en groll Wei-
sen und en mal Lmvent, ein grosses Thun (viele Umstände), en
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grolt Wäseu, viel Auriicbcns, Wichtigmacliens ii. s. w. ; cii aicrom
Läivent, en mal Lüwcnt, ein lollcs Leben, und: dirr läit cn mal
Hüss, da liegt ein böses Haus, da setzt es was ab! Y on Düjus hi
de Döjnte, ein Dönchen, abgeleitet, welches auch für Anecdölchcn
gelten kann.
52. Dät Fdck, jö Shröch, jö Täsh\; dät Fach, die Ficke, eine
Hosentasche; jö Shröch, eine Rocktasche, Westenlasche; jö Täsh,
eine lose Tasche, die angebunden und abgelöst werden kann, als:
jö Knipptäsh, jö Jag (täsh, aber da Rockshrocke.
55. De Fäll, de Tu fäll, jö ßegäwenhäid , jö Hißnning , de Sliimp,
der Fall, der Zufall, die Begebenheit, das Ereigniss, der Schlump.
De Slump ist auch eine gute Menge, als: cn Slump Gijl, eine
Menge Geldes.
54. Dät Fat, de Setter , jö Shähl, de Ddsh, dät Näps. Dät Fat
ist das deutsche Fass, das dän. Fad und das engl, fat und vat,
wird aber meistens nur für Schüssel gebraucht, obgleich man
auch grössere Fässer Fähse nennt; de Setter, eine irdene Milch-
schüssel theils mit Füssen, theils ohne diese, zur Absonderung
der Sahne; jö Shähl, eine Schale mit einem oder zwei horizon-
talen Ohren oder Henkeln am obern Rande ; de Ddsh , eine klei-
nere Schale von derselben Form zum Auffüllen, daher das Ver-
bum dpddshen, damit auffüllen; dät Näps, der Napf, ein Schälchcn
mit einem Henkel und Guss; jö Pott, ein Topf mit Füssen und
einem Griff, oder Sterz; jö Rdjfigel, ein grosser Topf ohne Füssc
mit einem oder zwei Henkeln.
55. Jö Fäihs von fäjdden, dän. at föde, engl, to feed, ernäh-
ren, unterhalten, ist das engl, food und feed, das dän. cn Föde,
der Unterhalt; jö Käst, die Kost, in anderer Beziehung auch die
Hochzeit.
56. Dät Fäujlk, da ß/ans/tene; dät Fäujlk ist 1. das Volk, 2.
die Leute, da Mdnshene, die Menschen, als: dirr was faale Fäujlk
tö Märked, es waren viel Leute zu Markt, dir wjaru manning
Manshene, viel Menschen.
37. Dät Fijl, jö Treel; dät Fijl, pl. Fiele, ist jedes Rad; jö
Treel, die Triele, eine runde Scheibe, die man auf der Kante fort-
rollt oder trielet, daher trelen; jö Knäiblingetreel, die Kniescheibe.
38. De Fihss , der Fist , dän. en Fiis , engl, a lizz , lizzle ,
Vi '
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foist, der Ilosenjuclizer; de Fjärt, der Furz, dän. en Fjärt, engl,
a fart. Die frics. Verba heissen: fi/tssen und fjärten, die deutschen
listen, ficsten und furzen, die dän. at fise und at fjärte, die engl,
to fizz, lo fizzle und to fart.
59. De Frünn, de Werne; de Frünn ist i. der Freund, 2. der
Gefreundte oder Verwandte, als: Wal sän Frünne, wir zwei sind
Verwandte. De Wane bezeichnet jeden, mit dem man sich gut steht,
als: wdt sdti gaiilis Wane, wir sind gute Freunde. De Frünn ent-
spricht dem deutschen Freund, und de Wane dem dän. Ven.
40. Dat Geck, de Narr, der Geck und der Narr, ganz wie im
Deutschen, daher die Zeitwörter gechcn und narren, so wie die
Redensart: huhm faar'n Geck hewen, jemand absichtlich mit etwas
täuschen,
41. Jö GJäjcl, de Glöme, de Loge, dät Aimmere. Jö Gläjd, die
Gluth, Kohlengluth, de Glöme, ein geringerer Grad der Hitze, de
Loge, die Lohe, Flamme; dät Aimmere, die Emmern oder Am-
mern, Glühasche.
42. Dat Gröt, da Grubene; dät Gröt ist überhaupt geschelftes
Korn, als: Bärgröt, Gerstengrütze, Tähsergröl, Buchweizengrütze
im rohen Zustande ; da Grubene sind feiner geschelfte Graupen ,
wie Pälgrubene \on pälcn, schelfen, oder Pdrlgriibeiie, Perlgraupen,
wegen ihrer Aehnlichkeit mit Perlen. Beide Wörter sind Men-
genamen, Gröt ohne Mehrheitsform und da Grubene ohne Ein-
heitsform.
43. De Gäilis, de Mjögs; de Gäilis ist der Dünger, wozu vieles
benutzt werden kann; de Mjögs ist der Mist.
44. Dät Mjögs, dät Slubb, dät Shjdrn, dat Sndws, dat Slömm,
dät Glaumm; dat Mjögs ist überhaupt Schmutz, dät Slubb ist dün-
ner Strassenkoth und Aehnliches, dat Shjdrn, der Unrath, wie
Kehricht und dergl. , dät Sndws ist Schmutz jeder Art, dät
Slömm, der Schlamm, dat Miidder, der Moder, morastiger Boden,
in welchen man tief einsinkt, dät Glaumm, der Glumm, das
Dicke und Trübe im Wasser.
45. Jö Grauf, jö Gräiving, jö Greß, dät Gref , de Slüjtf. Die
vier ersten Wörter sind alle von grewen, graben, abgeleitet, de
Slüjlt von slijUen, schliessen, einschliessen. Jö Grauf, ein trock-
jier Graben zwischen Aeckern; de Slüjlt, der Wassergraben um
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eine Fenne; jö Gräwing, ein breiter und tiefer Wasseigraben um
den Warf; jö Grcft, ein etwas kleinerer, der niciit rings herum
zu gehen braucht; dat Gref, die Gruft, das Grab; jö Gräwing
ist auch der Bach im Riesummoor, der zur Ableitung des Was-
sers und zur Landscheide zwischen dem Oster- und Westcrmoor
dient , wesshalb man ihn in Lindholm auch jö Lönshiehsing nennt.
Aus dem Worte jö Gra«/' bildet man das Zeitwort grauwen, solche
Graben ziehen; es ist ein Intransitivum.
46. De Graupp, de Grüppel, dat Sill. De Grmipp, die Mist-
rinne im Vieh- und Pferdestalle; de Grüppel, ein schmaler, nicht
tiefer Abzugsgraben auf Aeckern und in Fennen; dat Sill, eine
Wasserrinne durch einen Weg gelegt, auch de Wähserlöfte von
Töß, oder Wähsertögte von tieen, ziehen, abgeleitet.
47. Jö Häg , dät Leess. Das Heck vor einer Fenne, in andern
fries. Ortschaften dät Leess genannt , welches sonst auch das Fu-
der heisst.
48. De Hdw, de Slieck, von hdwwen und sluliggcn, hauen und
schlagen, der Hieb und der Schlag.
49. Dät Flägs, de Hjärl, da Häjddc; dät Flägs, der Flachs,
de Hjärl, gehechelter Flachs, da Häjdde, die Hede, ist im Frie-
sischen ein Collectivum und ebenso im Dänischen, wo es Blaar
heisst.
50. Dät Heef, de Siee; dät Heef, das Half, das Meer, dän. et
Hav; de Siee, i. die See, 2. der See, dän. So, engl, a sea.
51. Dät Kniß', pl. Kniwwinge, der Kneif, engl, a knife, dän.
Kniv, das Messer; de Ämledder, das Einlegeraesser *.
52. Jö Hüdd, jö Hmn; jö Hüdd, die Haut, dän, en Hud, engl,
a hide, nd. de Hut; jö Hdnn, das dünne Häutchen, z. B. im Eie
auf einer vernarbenden Wunde u. s, w. , dän. en Hinde.
1 De Ämledder, von dmledden, umlegen, ist wörtlich, der Um-
leger, welcher der Form nach nur als Activ gedacht werden
kann, aber nicht das Umgelegte. Das üebertragen der activen
Form auf den leidenden Gegenstand finden wir aber sonderbar
genug in mehreren Fällen, wie nun hier in de Ämledder, de
Hidder (Reiter act., und Reitpferd pass.) für beides; de Säter,
s. N. 34; de Sortier, als: ds Slumer as en gaiihsen Sägkr; »Eilende
Wolken, Segler der Lüfte", Schiller.
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OD. Jö Hüdil, dat S/tann, jö Sii/ird, dat Fäll, de Puls. Jö
Hüdd gilt hier nur von dickeren Thierbekleidungen , wie .von
Rindern und Pferden, als Köhüdd ; dat S/tänn , von dünnern
Fleischüberzügen, wie Laummeshänn , Sliäipeslidini, A'lleringeslidnn ;
jö Sn/ird, die Schwarte, von Schweinen, und dat Fäll, Fell,
kann sie alle umfassen, denn der Gerber ist de Fällberehser. De
Päls ist ein mit zottigen Haaren bewachsenes Fell, zur Umhül-
lung des Körpers. Von Fäll, Fell, kommt das Zeitwort fällen,
fillen, schinden, abdecken.
54. De Jewe, de Gaaive, dat Jeß. De Jewe und dät Jeft stam-
men beide von jewen, geben, ab. De Jewe ist zwar die Gabe,
aber nur in einer ziemlich eingeschränkten Bedeutung , wie in
Näührsjewe , Neujahrsgeschenk, Märkedsjewe, Marktgeschenk. Dat
Jeß ist ein Futter fürs Vieh, als: dii/ig da Häjnste en Jeß, gieb
den Pferden ein Futter. De Gamve ist aus dem Niederdeutschen
und hat keine Wurzel im Nordfriesischen, wird übrigens für Gabe
gebraucht, als: dö kö/tst de erme Mann nög en Gaaive düjn, du
könnlest wohl dem armen Manne eine Gabe thun, d. h. geben
oder reichen, Gaawe steht sonst immer für Naturgaben, als: he liel
gaulis Gaawe, he hei 'r nijn Gaawe tö, er hat keine Gaben dazu.
Wenn geben so viel ist als darreichen, herlangen, so gebraucht
man immer duhggen, thun, als: duhgmemin Bauch, gieb mir mein
Buch. Das Geschenk, die Gabe, heisst sonst allgemein: jö Förih-
ring, von forihren, schenken.
55. Dät Jjd' , de Töriv, dät JjlUnge, dät Brännhöli. Jjd oder
Jhdd ist der Torf als Stoffname, dät Jhllinge, Nom. collect, die
Feuerung, de Törio {Törrew) die Flagge, ein abgestochener Hei-
derasen, Brännhöli, das Brennholz, de Siijdde, der Torfsode,
auch die Sode.
56. Dät Stäjll, dat Jörn, dät Staal. Dät Släjll, das Eisen,
der Stoffname dieses Metalles, dät Jörn, pl. Jörne, ist das Eisen
als Werkzeug, wie Wirhjörn, Plaiigjörn, Slr'ichjörn u, s. w. ; dät
Staal ist Stoff- und Gattungsname des Stahles, letzteres wenn
es Werkzeuge oder Gerälhc bezeichnet , wie Wctstaal , Fürstaal
u. s. w.
57. Dät Jäck , die Jacke, dät Wams, das Wamms; de Röjnle
ist eine kurze, unten rund abgcschnitlene Jacke; de Jäckcr,
145
das DiminiUivum von Jäch , mit etwas verändertem Schnitt ;
dclt Fauscr/iajtiten , das Fullcrhcnul , de liump, das Brusttuch.
58. De Kant, die Kante , de liänt, der Rand, de Egge, die
Tuehseite.
b9. Jö Karst, dät Slirünn, pl Shrünne und Shröninge, de
Küsse, de Knfj'er; jö Karst, die Kiste, Truhe, dat Shrünn, das
deutsehe Schrein, dän. Skrin, engl, shrine, die Lade, de Äasse,
der Kasten, de Knjfcr , der Koffer, de Borke, die Beilade in La-
den, Kisten und Koffern.
()0. De Kähr, de Wdllhä/ir, jö Kiev, de IFa/^e, jö VTaa/. De
Kä/ir und jö A'«>r bezeichnen beide ein freies Wollen: dö hä/ist
dän Kähr oder din Kier, kannst thun, wie du willst; de Wdll-
kähr entspricht in sprachlicher Rücksicht dem deutschen Will-
kühr, aber noch mehr, dem Sinn nach, dem dänischen Vilkaar;
de Walle, der Wille, jö Waal, die Wahl».
61. De Klädd, de Pläck , de Spot; de Klädd, der Klecks,
und klädden, klecksen, auch klittern, verklittern; de Pläck, der
Fleck, und placken, flecken; de Spot, ein Spritzfleck, Stimmer spöte ,
Sommerflecke im Angesichte , Sommersprossen , sdmmcrspötig ,
sommersprossig.
ö2. Jö Kiöck, jö U/ir. Wie im Deutschen Glocke und Uhr;
doch kommt der letzte Name nur in dem Worte Täshemihr vor.
Man fragt kurzweg: wäl's e Klöck? Was ist die Glocke? Ist aber
vom Innern einer Uhr die Rede, sagt man dat U/mvälrk, nicht
Klöckeiväirk. Dät U/ir, das Ohr, ist nicht mit jö U/ir zu ver-
wechseln.
03. De Knähp, de Töhg , de Slräg , da Rdjnke. Der Kniff, der
Zug, der Streich und die Ränke. Sie werden alle meistens nur
in der Mehrheit gebraucht, kommen aber auch in der Einheit
vor, mit Ausnahme des Wortes da Rdjnke, ein Collectivum ohne
Singularis.
^ Ein altes Documcnt, das in meinem Jugendalter noch gültig
war, und die Gerechtsame, Freiheiten und Einschränkungen der
Interessenten des Ricsummer Kornkoges bestimmt , führt auch
den JNamen »de Wallkäfir," obgleich dadurch die Willkühr ge-
rade eingeschränkt wird, und bat hier den Sinn einer Ueber-
cinkunft.
144
64. De Knä/ip, der Kniff, die Taille; dät Lijf, der Unterleib,
hier in Beziehung auf seine Form, wenn das Wort mit Knähp
sinnverwandt ist, Jö as smeel, untUj ienn äujn 'e Knähp, sie ist
schmal oder dünn in der Taille; tjockUivtvet , dickleibig, siddliwivet,
hangbäuchig.
65. De Kläi, dät Liemm; deKläi, der Klei, die angeschwemm-
te Marscherde, dät Liemm, der Lehm, den man auch auf der
Geest findet. Beide Thonarten braucht man zum Ziegelbrennen;
der Klei giebt lauter rothe Backsteine, der Lehm auch gelbe.
Aus Kläi bildet man das Zeitwort kläien, kleien, im Klei arbei-
ten, graben, und daraus wieder de Kläier, der Kleier.
66. Jö Kniep, jö Spung ; jö Kniep entspricht 4. der Schnalle,
und 2. in einzelnen Fällen, der Spange. Jö Spung, die Spange,
dient bloss zum Zusammenhalten, wie Kragen- Hemd- und Arra-
spangcn; die silbernen Hemdspangen der Frauenzimmer sind herz-
förmig und haben nur einen Stift. In Riesum heisst das Flügelthor
des Kirchhofes, das oben von einem Mauerbogen bedeckt und
von innen vermittelst eines eisernen Ueberschlages an einen in
den Mauerlöchein ruhenden Querbalken befestigt ist, da Spungc,
wird aber, in dieser Bedeutung, nie in der Einheit gebraucht.
Shurkniepe, Bienehiiepe, Schuh- und Knieschnallen.
67. De Knapp, de Knosl; de Knapp, i. die Knospe, 2. die
Schwammdose, 5. jede harte, knotenförmige Erhöhung, z. B. ein
Ueberbein, ein Auswuchs an Baumstämmen und dergl. De Knöst,
der Knast, im Holze, auch de Knäst, der Knorren, der Knorz,
so auch das dicke Ende einer Keule mit dem Stiel in eins ver-
wachsen, wofür man auch de Knuhhe sagt. Ein sehr schmack-
hafter Käse aus Klunkermilch, jö Hamvcl, heisst de Haawelknust.
68. De Kup, de Händel, jö Prung , der Kauf, Handel und
Tausch, von ktipen, handeln und prungen.
69. Dät Lilck, jö Döhr, dat Shoü, dät Shöf. Dät Lück, die
Luke, jö Dölir , dicThür, dat SJwlt, \. ein Brett zum Vorschieben,
2. Schutzbrclt an Schleusen und Wasserwehren; dat SJiöf, ein
grösseres oder kleineres Brett zum Vorschieben, auch ein Deckel,
der in Seitenfugen oder Gängen eingeschoben wird; dat Wän-
ningesliöf, der Fensterschieber, Fensterladen, der von innen vor-
geschoben, nicht vorgesetzt wird. Aus dät Liick wird lückcn,
145
zumachen, belücken, einsperren. Dät Sliöf von sliüwwen^ schieben.
70. De Balis, dän. en Bas, nd. en Baas, de Mäisler; de Bälis^
vom alten Adjectivum bass , der Positivus von besser (bässer),
bezeichnet einen, der es andern in einer Sache zuvorthut. Von
derselben Wurzel stammt de Bältsc, der Nutzen, Vorlheil, und
das Verbum ba/isen, nützen, Nutzen gewähren; de Mäisler, der
Meister.
71. Dät Lddd, de Dackel; dät Lädd ist ein Deckel, der bloss
aufliegt , ohne anzuschliessen , die Stürze , Dackel jeder andere
Deckel.
72. Jö Läujdd, deFlolise, de Sldjtigde ; jö Läiijdd von läiijddeHi
laichen, rammeln, sind zusammengelaufene Thiere in der Brunst-
zeit, wie Hunde, Hasen, Katzen und dergl. , de Flolise, s. oben
unter N. 20. De Mdjngde, die Menge. En Flöse Gäis, u/nertet
Agerlmn7ie, SImip, Swinn, Spärrige, Mdnslie?ie , Fäiijlk {Leute) u.s.Wi
75. Dät LifJ\ dät Läwent, Leib und Leben, wie im Deutschen,
als: he waaget Liff' au Läwent dir äujii , er Avagt Leib und Leben
daran, lie as'r faar md Liff an Läwent, md Liff an Siel, mit Leib
und Seele. Dät gongt /tarn intö 't Läwent, es geht ihm bis ans
Leben. De Läwentslup , der Lebenslauf, en mal Hüss häjllen, eii
mal Läwent hüjllen.
74. Jö Mähr , jö Merrigt , grobe Schimpfnamen für gemeine
Weibsbilder; jö Mähr ist wörtlich die Mähre, dän. en Mär; jö
Merrigt, die Metze, das Mensch; jö Nachtmahr, Nägtmähr, der
Nachtmahr oder Alp.
75. De Pack, de Körne. Beide sind sogenannte Hausgeister.
Pück, oder gewöhnlich Ndshe Pück, ist guten Herrschaften und
treuen Dienstboten gewogen, spielt aber den schlechten manchen
Possen. De Körne, ein spottender Hausgeist. Hulim häi'e Käme
fiijn, ist'jm Scherz jemand an der Nase zupfen.
76. Dät Maß, pl. Mäile, jö Mäjltidd, das Mahl und die Mahl-
zeit. En Maß Mölke, so viel Milch, als eine Kuh durch einmaliges
Melken giebt, en Mäjl Wahser, so viel Harn, als man auf einmal
lässt, en Mäjl Ahse, eine Portion Essen.
77. iö Krönkhäid, jö Segt, jö Krängd; jö Krönkhäid, dieKrank--
heit, jö Segt, die Sucht und die Seuche, jö Krängd, die Vieh^
Seuche.
19
146
78. Jü Miiujnii, dat Shrünn, de Kaurcw. Jü Mäiijnn bezeichnet
sowohl einen grossen Korb mit zwei Seitengriffen, als eiöen Ka-
sten ohne Deckel zum Aufbewahren gewisser Dinge, wie Holz,
Torf, Kohlen, Knäule u. s. w. So heisst der hölzerne, unter den
dortigen Garnwinden angebrachte Kasten, jö Mäujnn , und das
Wickelholz, auf welches die Knäule abgewunden werden, heisst:
de Mävjnneplöck , weil es seinen Platz in diesem Kasten hat. —
Shrünn, s. o.
79. De Mönu, de Kjärl, der Mann, der Kerl, en dügtigen Kjärl,
ein tüchtiger Kerl, cn braawen Mann. Ick bän'r de ß/önns faar,
ich bin dir Manns dafür.
80. Dnt ß/uhl, dat Sägt; dat ß/ultl, das Ziel oder Ende einer
Rennbahn, eines Wettlaufes, das man zu erreichen strebt; beim
Spielen mit Schüssern eine bestimmte Gränze , die man nicht
überschreiten darf; dat Sägt, das Ziel oder die Richtung, die
man beim Schiessen nimmt , daher sägten, zielen nach oder auf etwas.
81. Dat Mark, dat Känntieken, das Merk, ein eingeschnittenes
Zeichen, z. B. in den Füssen der Gänse, den Ohren der Schafe
und dergl., eingelegtes Merkmal bei einem Vogelneste, ein Zeichen
in einem Buche bei irgend einer Stelle, daher: marken, merken;
dät Känntieken, das Kennzeichen.
82. Dät Ncet , dät Pdss; dät Neet, alter, gesammelter Harn
zum Färben, altdeutsch: der Netz, vergleiche: netzen; dät Pdss,
der Piss, der Urin von Menschen und Thieren; passen, pissen.
85. Dat Nüjtt, dat Bäist; dät Nüjtt, dän. et Nöd (1. Nöhss),
engl, a neat, das Rind, pl. Nüjtte, Rinder; dät Bäist, dän. et
Beest oder et Bast , engl, a beast (Bestie) , wird auch als
grober Schimpfname gebraucht und bezeichnet ebenfalls Horn-
vieh. Man sagt Bäisteßäsh und Nüjttejläsli , und beides ist Rind-
fleisch.
84-. Dät Thier, dät Diert, dät Hiesendijl; dat Tliier, wie im
Deutschen, dät Diert, nd. dät Deert, dän. et Dyr; dät Hiesendijl
ist buchstäblich das Heidending, und bezeichnet jedes Thier,
aber besonders die Hauslhiere von Seiten ihrer Vernunftlosigkeit ,
so wie das dänische et Umälende sie als die Sprachlosen bezeichnet.
85. Jö Nohst, de Bjärnelrög; de Bjärnetrög , ist der Born- oder
Tränklrog, von hjdnien, hörnen, tränken. Beide sind länglicht
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viereckige Wasscrhchiillcr in Ställen, aus welchen das Vieh ge-
tränkt wird, und in welche man das Wasser aus der sogenann-
ten Schöpfgosse, jö Ufisgaa/is, von nhsen , schöpfen, einlaufen
lässt. De ßjdrnctrög , auf welchen auch wohl der Name No/ist
übertragen wird, ist immer aus Bieltern gemacht, wogegen jö
No/ist nur aus einem einzigen Stein ausgehaucn ist. Der Sage
nach sind die meisten derselben, zur Zeit der Ebbe, auf dem
Schlick gefunden worden, und Uebcrresle der untergegangenen
Ortschaften Nordfrieslands; man soll sie ehemals als Särge ge-
braucht haben. Im Golhischen heisst eine Leiche Naiis, wor-
aus sich das Wort Naust, jö Nolist, der Sarg, als Lcichenbehält-
niss bildet.
86. Jö Haurd, de Sjürkhaaw. Jö Hanrd, der Kirchhof oder
Gottesacker, ist mit Hürde und Hort, Umzäunung, Schutz, ver-
wandt. In der Rewaldungszeit des alten Frieslandes waren sicher
die ersten Einfriedigungen der Begräbnissplätze nur Hürden. De
Sjürkhaaw hört man zwar seltener, als jö Haurd, aber im Oster-
moor sagt man noch überall: Ick ivdll tö Haaw, anstatt tö Sjürk.
87. De Häge, dat Släi. De Häge, der Hag, ist eine starke
und hohe Einzäunung aus Planken und Pfählen, in welchen das
Hörn- und Wollenvieh von dem Flurhirten, de Körnjürder, einge-
pfercht wird, wenn es sich vom Spannstrick, dem Tjüdder, losge-
rissen hat, wofür dann eine kleine Brüche, oder ein Löseschilling
an den Hirten, und wenn der angerichtete Schaden bedeutender
ist, nach unpartheiischer Schätzung, an den Beschädigten bezahlt
wird. De Häge wird dort der ScJtüUkoben , Schütkafen genannt,
wenn man das Wort verdeutscht. Dät Stäi ist jeder Koben, als:
Swennestäi, Shäipestäi, Gösestäi, Sehweine- Schaf- und Gänsekoben,
dän. en Stie (einsilbig), engl, a sty.
88. Dät Pläss, dat Rümm, dät Stähs. Der Platz, der Raum,
die Stelle und der Ort. Da hast in Kjdrl äiv din Pläss! ein Kerl
auf dem Platze.
89. Jö Penn, dät Shoot, jö Sltaalis, jö Länk. Jö Penn, ein
hölzerner, nur mit einem Nagel befestigter Wirbel, mit dem man
Thüren und Läden von innen oder aussen verschliesst; dät Shö^
wird vorgesteckt, und hangt gewöhnlich an einem Bande neben-
an; jö Sliaalis ist der Riegel, und jö Länk die Kettel und die
13 ^
148
iläspe; jö Penn ist das engl, pen, der Pferch, to pen tlie s/iecp,
dd Sliäip inpenneii ; Jiähst 'e Döltr ^jenwe/ ? hast du den Wirhel
vorgedreht? Die Yerba pennen, sliöten, shaaJisen und länken er-
klären sich aus ihren Hauptwörtern.
90. De Kopjjel, de Regg , de Puckel. Alle drei Wörter sind
Benennungen des menschlichen Rückens, und de Regg der eigent-
liche Name desselben. De Puckel entspricht dem deutschen Bu-
ckel, und ist dasselbe aus dem Nd. entlehnte Wort: denn es hat
keine W^urzel im Nordfriesischen. De Koppel ist der Rücken nur
dann, wenn man jemand huckepack auf demselben trägt, und
das Zeitwort ist koppeln. 'Aw 'e Koppel satten, dregen u. s. w. ,
auwer koppeln, auf dem Rücken hinübertragen.
91. Jö Prauss, de Böller. Jö Prauhs, ein elendes, dünnes
Licht, das wenig leuchtet, und oft nur aus einem Fetldochte
besteht, weshalb man immer am Schnuppen oder der Schnuppe
stochern , purren oder prausen muss. De Böller eine aus Talg oder
Wachs gewundene Kerze in runder Form, zu welchem das alte
Adjectivum boll (rund) die Wurzel ist. Das Zeitwort prausen, verb.
intr. , hat eine so allgemeine Anwendung erhalten, dass man es
von jedem gebraucht, der mit einer Handarbeit oder dergleichen
nicht fortkommen kann; Iie stönt dirr tö prausen, ick liäiv 'r md
prauset , habe aber nicht damit zurechtkommen können , liegt
dann als Neben- oder Folgebegriff darin. Dö hast en Prauser, jö äs
en Prauhs. Prausen ist dann auch mit mingen, njäsen und sömen
verwandt, d. i. mit zaudern, zögern, säumen, davon die Haupt-
wörter: Prauserdi, ßlingerdi, Njaseräi. Nö maust di söme, nun
darfst du nicht säumen.
92. Jö Rau, jö Rö, jö Weel. Jö Rau und jö R6 heissen beide
die Ruhe; jö Rau bezieht sich aber nur auf körperliche Ruhe,
jö Rö mehr auf innere, auf Gemüthsruhe, inneren Frieden. Sin
Geivdten /et Jidm nijn Rö, sein Gewissen lässt ihm keine Ruhe.
Das Adjcclivum ünrauig bezieht sich sowohl auf innere, als äus-
sere Zustände. Die Unruhe, jö Unramv, ist auch die Unruhe an
einer Uhr. Weelen ist ein wenig ausruhen, und ist das deutsche
weilen, dän. at livile, daher jö Wecl. Uttrauen , ausruhen, be-
?ei^hnet eine längere und gemächlichere Ruhe als weelen, das oft
149
nur einige Minuten dauert, und besonders von ermüdeten Fuss-
gängern und Lastträgern gebraucht wird.
95. Dät Reess, jö Steem. Dat Reess, dän. en Rost, die jedem
Einzelnen eigenthümliche Stimme , an der man ihn erkennen
kann; cn gröw, en fün Reess, grobe, feine Stimme. Da das deut-
sche d am Ende einer Silbe im Friesischen so häufig in hs und
SS übergeht, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass Reess und die
Rede, so wie das dänische Rede, at rede, dasselbe Wort sind.
Jö Steem, die Stimme.
94. Dät Jücker, dät Twich. Dät Jücker ist eine Gerte, ein ab-
geschnittenes Reis, eine Ruthe, als dät Hillejücke7\ vom Holun-
der, dät Mäijückcr von einem Weidenbaume, u. s. w. Dät Twich
ist sowohl der Zweig, als der Ast.
9§. Dät Röhn, dät Läpelse. DäI Rölm, das Rinnsal, Rinnsei,
dät Läpelse, das Lab. Reides gebraucht man, um damit die süsse
Milch gerinnen zu machen, besonders beim Käsen.
96. Dät Sdnn, dat Hart, dat Haad, Sinn, Herz und Kopf,
sind nur von Seiten ihrer Schlechtigkeit mit einander verwandt,
als: he het en äirig Sdww, en hijnn Hart, an en mal Haad, er hat
einen argen Sinn, ein schlechtes Herz und einen tollen Kopf;
mäl/iaadet, tollköpfig, ldgtsa7inig , leichtsinnig.
97. De Seck, de Pose, de Pung ; de Seck, der Sack, de Pose,
nd. de Paas, dän. en Pose, ein kleiner Sack, ein Jäckchen; de
Pung, 1. der Reutel, 2. der Hodensack.
98. Jö Shätt, da Uttjefle. Die Schätzung, die Steuer und die
Abgaben, wie in Lönshält, Landsteuer, Brönshätt, Rrandschat-
zung; jö Köpshätt statt Haadshätt, die Kopfsteuer. Da Üttjefte
sind 1. überhaupt Abgaben, die auf etwas haften, 2. Ausgaben
oder Auslagen im Allgemeinen.
99. Jö Shäl, jö Pal. Jö Shäl entspricht überall der Schale als
Umhüllung, jö Pal dagegen der Hülse, der Schote und der Schelfe.
Die Zeitwörter heissen s/iälen und palen.
iOO. Jö Shäujn, jö Höndling und jö Daahs. Alle drei Wörter
sind zeitwörtlicher Abstammung, jö S/iäiijn von shäien, gesche-
lien, im zweiten Mittelworte (Parlicipium) sliäjn, und bezeichnet
eine schädliche Handlung ; jö Daahs , von dtihggen , däi , däjn ,
ist die Thal; jö Hondlimj , von hdmleln, handeln.
löO
401. üät Shjärn, dät Sndws, dät Grilss. Üai Shjärn ist über-
haupt der Unralh, wie z. ß. Kehricht und dergl., dät Sndivs,
Schmutz, Unreinigkeiten und alles, was nichts taugt, dat Grüss,
der Schutt, Gries und Kies.
102. En Shjärn, en fölcn ßldnshe. Dät Shjärn ist ein Mensch
von schlechter Gesinnung, der andern Unrecht thut und Schaden
zufügt , doch bezeichnet en (ölen Manshe hier noch stärker.
103. De Präcker , dän. en Prakker, nd. de Pracher, de £iller,
de Kiltring. Präcker und Biller siehe im Vorhergehenden , KU'
tring soll von den alten Gelten, Kelten, herstammen, und bedeutet
jetzt ganz gemeine Leute , die sich zanken , schimpfen und raufen.
104. Dät Sliörn, de Shämmcl, die Hitsche und der Schemel.
Oft gebraucht man das eine für das andre , was indessen nicht
immer geschehen kann. So nennt man die an den altmodischen
Tischen angebrachten Bretter zwischen den Füssen derselben, da
Fäujttshämle , Fussschemel, wo Shörn durchaus unpassend wäre,
und dagegen den Bläuel tisch , zum Bläucln oder Klopfen der
Wäsche, dät Böhgshörn, wo de Shämmel eben so verkehrt stehen
würde. Bögen oder böligen ist klopfen, pochen.
105. Dät Shöm', jö Blöged. Dät S/iöm, dän. en Skäm , engl,
shame, die Schande. 5ö Blöged, von dem Adjeclivum blöcli , blöde,
gebraucht man, wenn man sich in der Seele eines andern, oder
einer unanständigen Handlung schämen muss; auch bedeutet
Blöged, die Blosse, die Schaam. Die Zeitwörter heissen: liüm sltaa-
men und hüm blögen, sich schämen und sich erblöden, beide sind
verba reciproea. Wenn Shöm für die menschliche Schaam ge-
braucht wird, ist es weiblich, sonst gebraucht man es sächlich,
für Schande.
106. Dät Shöhr, de 2njnfäll. Dät Shöhr ist der Schauer,
als: he häi en swär Shöhr, er hatte einen schweren Schauer, z. B.
vom Fieber: he het sin male an gauhse Shöhre, er hat seine tollen
und seine guten Schauer. De Aujnfäll ist der Anfall, als: en
Äujnßll fon'e Gigt, fon Lifjwärk u. s. w. und bedeutet noch be-
sonders die Schwerenolh oder Epilepsie.
107. Dät Shöhr, jö Tiddlong, jö Tidd. Dät Shöhr ist hier die
Weile , und dieser Zeitbegriff ist auch schon in der Bedeutung des
Wortes mit eingeschlossen, wenn es Scbauer heisst; die Zeitlang
151
ist jö Tiddlo7ig, und jö T'uld, die Zeit, Ick hww liirr all en gauhs
Shühr tüä/in, ich bin hier schon eine gute Weile gewesen.
108. Dat Shrübb , von shrubben , scheuern , reiben , ist die Krätze ,
dät Shürrew, die Räude der Schafe.
109. De Kug, de Hämmc, jö Fenn, jö Koppel, jö Toft. De
Kug , der Kog, ist ein grösseres, dem Meere durch Eindeichung
abgewonnenes Stück Land; jö Fenn, ist die kleinste Abtheilung
darin, und entspricht in so fern einer Koppel auf der Geest, nur
dass die Fenne mit einem Wassergraben, de Slüjtt, die Koppel
dagegen mit einem Walle oder Zaun, oder mit beiden umgeben
ist. De Hämmc, der Hamm, die Hamme, Hemme, richtiger die
Hänime, heisst eine Reihe neben einander liegender Fennen im
Hcrrenkoge , die durch einen breiteren Graben von dem übrigen
Lande getrennt oder abgehemmt sind. Der Hauptbegriff ist: Ab-
trennung durch Zäune, Gräben, Einfriedigung, Gehäge. Mehrere
Ortsnamen werden durch Ham , Ilem und Hemme bezeichnet ,
wie Hamdorf, Hammelef, Hamburg, Hem, Hemme in Eiderstedt,
Hemme an der Trene, Hemmelmark bei Eckernförde, Hemming-
hörn, zweimal in Eiderstedt, Hamberge an der Trawe, Hamdorf,
Hamfeld, Hammoor, Hamwcdel, Hemme in Norderditmarschen,
Hemdingen, Hemmeisdorf, Hemmerwurth, Hemmingstedt. Jö
Toft, ist ein kleines eingefriedigtes Stück Land am Hause, das
oft noch mit dem Warf, de Wäircw , in Verbindung steht.
410. Jö Sliep, de Sliep, de Sndpp. Jö Sliep ist der Aufschlag
an Aermeln , de Sliep , der Zipfel , de Sndpp , der Schnippel ,
Schnipp,
ill. Dät Tweel, de Frolise, dat Spütt, dät Späüing. Tweel,
der Quiel, der dünne Speichel, welcher kleinen Kindern und
alten Leuten aus den Mundwinkeln, da Njäslie, lliesst, davon
dat Tweelbörtjen , Sabbertuch; de Frohse, der Geifer, dän. Fraad,
Fraade; dät Spütl, der Speichel, altd. die Spütze; dät Späiling,
das Gespiene. Die Zeitwörter heissen: twelen, quielen, fro/isen,
geifern, spülten, spützen, Marc. 7, v. 55, Marc. 8, v. 25. Johan.
9, V. G, und späien, speien.
H2. De Säirk, das Mannshemd, de Smöck, das Frauenzimmer-
hemd; im dän. heisst letzteres en Särk, und das Mannshemd cn
Skjörle.
152
Hd. De Sndpps, von snappen, de «yö/JÄe von snppen, nd. supen,
bedeuten beide ein Glas Branntwein, Rum, Genever, Cognae und
dergl. die nicht über einen Schluck betragen. Das Wort Söpke
ist in der verkleinernden Form gebildet und also ein Diminutivura.
114, Jö Snäi\ dän, en Snäre, engl, a snare, ist die Schleife,
dän. en Slöife; jö Sling , engl, a sling, dän. en Slynge , die
Schleuder; die Zeitwörter sind snärcn und slingen.
115. Jö Sliär, die Schnarre, Rattel, engl, a rattle; jö Rdjngle-
boss oder Shrdjiigleboss , von rdjngeln, sliräjngeln, dän. en Rängle-
bösse, von en Rdngle, die Schelle, die Kinderklapper, Schellen-
büchse ; jö Snürr , von smtrren , schnurren , die Schnurre , eine
bleierne, am Rande ausgezackte, runde Scheibe, mit mehreren
Löchern in der Mitte, durch welche man wollene Fäden zieht,
die an den Enden mit einander verbunden werden, worauf man
das bleierne Rädchen so lange um seine Achse schwingt, bis die
Fäden sich fest zusammengedreht haben , und diese dann mit
aller Kraft wieder zurückzieht , wobei das Rad wieder stark
schnurrend zurückläuft. Jö RummcJpott , der Rumpeltopf , ein
Topf mit einer straffgespannten Blase überzogen, in deren Mitte
ein Stück Schilfrohr befestigt ist , an welchem man mit etwas
angefeuchteten Fingern auf und nieder reibt, wodurch der hohle
Rumpelton oder das Rummeln hervorgebracht wird'.
1 Alle diese Dinge sind keine Synonymen, und nur als Spiel-
sachen der Kinder hier zusammengestellt. Mit den sogenannten
Löpern, Schüssern, Knickern, Marmeln und Schnellkugeln, Rnll-
Jiiigle, werden mancherlei Spiele getrieben. Diese mögen hier
zugleich einen Platz finden: 1. 'Aw'c Ring spülen, auf dem Ringe
spielen, hier macht man eine kreisförmige Rinne auf ebener Erde,
de Ring, innerhalb welcher die thönernen Schüsser gesetzt, und
mit Marmelkugeln u. s. w. , vermittelst des Daumens und Zeigefin-
gers ausgeschossen (geschnellt) werden, wobei viele Regeln zu
beobachten sind; 2. äiijn't Longliek spdlcn, im langen Leik ; hier
werden die Scbüsser in eine lange Reihe gelegt, etwa in der
Entfernung einer Elle von einander, und mit Marmeln eben so
geschossen ; 5. dpijnspälen oder jipijmich , ^pljnsmittcn , gegen
die Wand werfen. Wer einem andern auf eine Spanne nahe
kommt, der gewinnt einen Schüsser; 4. äiijn'c Gröttkölil späten,
hier macht man ein grosses rundes Loch in der Form eines bau-
'.higen Topfes, und wirft aus einer jedes Mal genau bcstinuntcn
155
146. Jö Spirr, de Shöt. Jö Spirr von spirren, dän. at spirc,
en Spire, ist der eben hervoikomraende Keim, de Shöt, von sliijl-
ten, schiessen, der Schoss, Schössling.
117. Jö Stjörr, jö Själl, jö Rälgel, jö Ordning. Die Verba sind:
stjürren, själlen, räigeln und ordnen. Hüjll Sljürr äw da, wille Jon-
gense, steure den wilden Knaben; ick kön 'r nijn Räigel äujnJiüjlle,
ich kann keine Regel (Ordnung) darin halten; dirr as nijn Själl
äujn, dät sjället ja gaar nint, das hat ja gar keine Art; dät
lickent ja nint, es gleicht ja nichts. Licknen und själlen sind
sinnverwandt.
118. De Spärk, deStijtt, de Puff. Verba: spärken, dän. at spar-
ke, siijtlen, stossen, puffen. De Spärk, ein Stoss mit dem Fusse,
de Stijtt, der Stoss überhaupt.
119. De Bausem, de Stall. De Bausem ist diejenige Abihei-
lung eines Bauernhauses, in welcher die Ställe oder Viehstände
sich befinden; de Stall, ein einzelner Stand für Rinder oder Pfer-
de, auch für zwei Stück. De Bausem ist sonst auch der Boden
eines Fasses.
120. De Splälis, von splitten, spleissen, spalten, also die Spleisse,
Spalte, der Spliss; de Rälrw, von r'iwwen, reissen, der Riss.
121. De Stier, de Ögse, de Bulle. De Stier und de Ögse sind
beide verschnittene Stiere, de Bulle, der Zuchtstier, engl, a bull
und a sleer.
122. De Taus [Täis), de Käise. De Taus, der Zahn, de Käise,
nd. Kuhs, der Backenzahn, Malmzahn.
125. De Struhmm, dat Silllog, jö Wäfiserliesing, der Strom,
der Fluss, die Au, wörtlich der Sielzug, jö Wäfiserliesing , die
Wasserleitung oder Lösung, um das Wasser los zu werden;
struhmmen , strömen , sillen , üiessen , treiben. Dät 5t//, das Siel, s.o.
124. Dät Sivijt, dät Bläujd; ersteres ist das warme Blut ge-
schlachteter Thiere, letzteres ist Blut überhaupt; 5'M'y7, der Seh weiss.
Entfernung (dät ßluhl genannt) die Schüsser da hinein; 5. äujn 'e
Lockpott, äiijn'e Idjtt KöIil unlig äw Tunnringe, d.i. nach der ton-
derschen Weise, spulen. Hier dreht man mit dem Absatz des
Stiefels eine kleine Höhlung in Form einer Halbkugel aus, und
spielt darin Gerade oder Ungerade, Pär nntig (Jnpär.
154
125. Dät Swär, jö Onturd, die Antwort, von swären und ßnt-
urden. Stvärcn und dät Swär kann überall für antworten und
Antwort stehen ; öntiirden und jö Önlurd findet besonders beim
Exarainiren und Abfragen Statt.
■126. Jö Leen, de Faarriip, dät Reep, dät Tdiv. Jö Zeen, die
Leine, besonders die Hinlerleine am Wagen, mit Avelcher der
Wiesbaura auf Heu- und Getreidefuhren gebunden wird; de Faar-
riip, die Vor- oder Vorderleine, welche über den Kopf des Bin-
debaumes geht; dät Tdw, das Tau; dät Reep kommt nur noch
in dem Worte Reepsläger , Reifschläger vor. Der Binde- oder
Wiesbaum ist de Ponternc, und die Tritze oder Blockscheibe (His-
seblock) heisst de Hauck.
127. De Täms, dät Sälnv. De Tätns, ein Haarsieb, zum Seihen
der Milch und zum Sichten des Mehles; dät Sä/m, das Sieb, engl,
a sieve. Ein älteres Wort für Sä/nv hiess dät Säil, wovon noch
das jetzt gebräuchliche säilen, sichten; aus Täms wird auch tätn-
S€7i, wofür aber sällen gebräuchlicher ist.
128. Jö Tiern , de Bässe/, de Trans. Jö Tlem, der Fahrzaura
bei Wagenpferden; de Hassel, der Reitzaum; de Trans, ein ein-
lacher Kapzaum, die Trense. Aus Tiem wird tiemen, diemen, das
Heu zum Diemen (Schober) vermittelst langer Leinen und eines
schmalen Breites zusammenfahren.
429. Dal Tjöc/i , Tjög, dät Sanken, das Zeug und die Sachen,
Beide Wörter sind Collecliva ohne Mehrheilsform, und wei'den
für Vieh und Sachen gebraucht. Beispiele: Wirr äs min Tjög' F
nd. Wo is mien Tüg? dän, Hvor er mit Töi? meine Kleider und
sonstige Sachen. IjUjög' , Feuerzeug, Wäirktjög', Räisetjög', u. s. w.
Jag 't Tjöc/t inn! Treibe das Vieh ein; Iiä/ist 't Saaken infüngenF
Hier umfasst Saaken alle Hausthiere mit einander, so wie alle
drausscn liegenden Sachen, die herein sollen, wie Hühner, Enten,
Tauben, Gänse, Schafe, Schweine, Rinder, Pferde, Pferdege-
schirr, u. m. a. Läjtl min Tjög oder Saaken ladde , lass mein
Zeug oder meine Sachen liegen. Ick Iiä/iw min Tjög' äujn 't S/irönn,
ich habe mein Zeug in der Lade. Bin Saalcen dräft alt ämbäi,
deine Sachen treiben immer herum.
130. De Tö/i/e, de Sniitle, de Fläbbe, de Müss. De Müss, der
Mund , de Fläbbe, die Fläbbe, Hängemaul , de Sniitle , die Schnauze,
de Töhle, das Maul; de Frä/tle, die Fresse, Gosche. Ganz grobe
Ausdrücke sind: Hüjll dun Töhle, hüjll 'c Snülle, de Fläbbe an 'e
Frälite. De Frähte von freJiscn, fressen. Aus Fläbbe wird ßäbben,
das Maul hangen lassen, aus Snütle, snäjttcn, schnauzen.
131. De Tütt, de Göth, die Schnauze, an einer Kanne und
dergl.; de Göth, der Guss, von gijlten, giesscn.
152. Dät Träjd, der Zwirn, de Träjdd, der Faden, dat Gjdrn,
wollenes Garn; de Träjdd ist auch ein einzelner Draht, de Pdck-
träjdd, Pechdraht.
i35. De Tröch, jö Ujlling, der Trog und die Mulde; beide heis-
sen im dän. Trug (1. Truhg).
434. De Thräs, von treesen, treten, der Tritt; de Stäp, von
stäpen, stapfen, der Stapf, langer Schritt; de Stäpe, die Stapfe,
eingedrückte Spur vom Fusse; dat Släpslähs, der Siegel, zum
Uebersteigen ; de Tristape s. o.
433. Jö Trepp, jö Lädder, die Treppe und die Leiter; de Lad-
dei'büjlke, der Leiterbalken, da Sprdjnke, die Sprossen, Singul.
de Sprdjnke.
436. De Wäll, de Dick, de Dämm, de Shänse, der Wall, der
Deich, der Damm und die Schanze.
437. Dät Wäirk, dät ^rbed, das Werk, die Arbeit; arbeiten
ist aber büen, daher de Büer, der Arbeiter, de ^rbedsmönn, der
Arbeitsmann.
438. Jö Wäig , von wäigen, auf und nieder wiegen; jö Wipp,
von wippen; jö Stjöi, daher stjöien; jö Wägg, daher iväggen. Jö
Wäig, ein langes Brett, in der Mitte auf einer hohen Unterlage
ruhend, auf welchem sich zwei Personen, eine an jedem Ende
derselben, abwechselnd zum Vergnügen auf und nieder wiegen.
Jö Wipf, die Wippe, besonders eine Falle mit einer Wippe, zum
Fangen der Mäuse und Ratten, die durch ein Stückchen gebra-
tenen Speckes angelockt, in ein darunter stehendes, zur Hälfte
mit Wasser gefülltes Gefäss fallen. Jö Sljöi, die Schaukel, jö
Wägg, die Wiege.
439. Jö Drägt, dät Jock. Jö Drägt ist die Tracht oder das
Schulterjoch, an welchem Wassereimer, Milcheimer, Körbe und
dergl. getragen werden; dät Jock jedes andere Joch. Jö Drägt,
von dregen, tragen, hat übrigens alle Bedeutungen des deutschen
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Wortes Tracht , und licisst noch besonders die Wage an der Deich-
sel mit ihren Schwengeln, da Sivdjngle.
140. De y/tte, de ^Uähte, zwei verschiedene Benennungen für
Grossvater.
ii\. De Ba/ise, de Njütte, dät Gagen, de Fordijl. De Bahse,
dän. en Baade, Verb, at baade, hatte; deutsch: baten, hatten,
Nutzen bringen; de Njütte, der Nutzen; dat Gagen, dän. Gavn,
engl, gain , das Frommen , der Nutzen , Verb, at gavne , fries.
gägnen; de Fordijl, der Vortheil. De Läjtte kön all Gagen düjn,
der Kleine kann schon nützliche Geschäfte verrichten; wdt tö Gä-
gens düjn, etwas recht machen, so wie es sein rauss. Dät wall
de äi faale baltse, das wird dir nicht viel baten.
142. De Egge, jö Sidd, de Kant. De Egge kann nur durch
Seite übersetzt werden, wobei aber der Begriff sehr unvollstän-
dig bleibt. Diess Wort, welches auch noch im Dänischen, aber
in einer weit eingeschränkteren Bedeutung, vorhanden ist, hat
einen sehr umfassenden und vieldeutigen Sinn, der nur durch
Beispiele klar gemacht werden kann. 'Aw 'e söliser Egge't Hüss,
auf der Südseite des Hauses; äw 'e Nörderegge , auf der Nord-
seite; mü 'e u^steregge, zu Osten, de Westeregge, die Westseite;
äw 'e Leeßegge, zur Linken; äw 'e rögte Egge, auf der rechten
Seite; äw 'e Hugeregge satten, über jemand sitzen, einen höhern
Platz einnehmen, äiv'e Läigeregge, niedriger sitzen; de hirr Egge,
oder umstandswörtlich: de hirregge, diesseit, de jänneregge, jen-
seit. "J[w huhmsen Egge hast do ? Auf wessen Seite bist du? mit
wem hältst du es? Dät Kniff as hlänk äw biese Egge, das Messer
ist blank auf beiden Seiten; dät slijärt mä biese Egge, es schnei-
det mit beiden Kanten, mit der Schneide und dem Rücken, oder
es ist zweischneidig geschliffen. De bütter Egge, de bänner Egge,
oder: äw 'e bütteregge, äw 'e bdnneregge, ausserhalb und inner-
halb; de rögte Egge, de forkierde Egge, die rechte Seite und die
Kehrseite von gewebten Stoffen. Das Zeitwort davon ist eggen, 16-
eggcn, und bedeutet verlocken, anreizen zu etwas. Im Dän. heisst
de Egge, en Egg', und wird nur auf die Schneide und die Tuch-
kante angewandt; at egge nogen, ist einen aufbringen, zum Zorn
reizen; engl, an rage, Verb, lo cdge.
157
145. De Främde, dät {JttlOujnn , die Fremde, das Ausland;
främd an üUläitjnsh.
144. Gäujd äujn Stände wesen, gut im Stande sein; en gaulis
Däged heven, gutes Gedeihen , gute Gedeihlicbkeit haben, von
däien, woraus jö Däged sich bildet, welches Wort man aber nicht
mit Döged von daagen (laugen), die Tugend, verwechseln darf.
145. De Kempe, de Riese. De Kempe, der Kämpe, bezeichnet
den Riesen von Seiten seiner Stärke, seiner Tapferkeit und des
kräftigen Körperbaues ; de Riese von Seiten seiner ungewöhnli-
chen Länge; riesen heisst in die Höhe richten.
146. DeKlönne, deKlöts, de Knolle, de Kldivwer. BeKlönne, der
Klonz, bezeichnet den Menschen in Rücksicht auf seine Plumpheit
Derbheit und Schwerfälligkeit; de Klöts, in Bezug auf seine Grob
heit; de Knolle, ein vierschrötiger, derber und gedrungener Kerl
de Kldivtver, von iöKldiv, die Klaue (Hand), einer, der tüchtig an
fassen und arbeiten , oder mit den Klauen etwas los machen kann
147. De Läpe, de Fldck, de Klütt, de Plünne. De Läpe, der
Lappen, de Klütt, ein Lappen zum Flicken und Ausbessern, de
Fldck, der Fleck, z. B. aus Leder, ein Absatzfleck, de ^'gter-
fldck , de Plünne , der Lumpen ; die Verba sind läpen , fldcken
und klütten.
148. Jö Fortelling , die Erzählung, dät Tähl, das Mährchen,
jö Faabel, die Fabel, de Döjnte, das Döhnchen oder Anecdötchen.
149. Jö Regäivenliaid , die Begebenheit , dät ^ivertürr , das
Abentheuer, äiventürrlick , abentheuerlich, auch gefährlich, gewagt.
150. De Mänte , die Mühe , dät Unmeek , dän. Umäge , recht
viel Mühe.
151. De Paurte, die Pforte, dät Dohr, das Thor, dät ^hk,
das Scheunenthor. De Paurte ist auch der Kerker und der Sta-
chel , s. 0.
152. De Stünner, der Ständer, de Piller, der Pfeiler, de Stip-
pe, die Stütze.
153. Jö Tivöng von twingen, jö Tücht von tie-en, ziehen, jö
Kush , von kushc,n. Der Zwang , die Zucht , die Kusche , Ein-
schüchterun«?.
154. De Grünn, de Vrsäge, der Grund und die Ursache,
lüü. De Slörrc, dal Mingen, dät Njäscn. De SWrre, von slör-
lo8
ren, hinstehen lassen, ist die Fahrlässigkeit, slörriy , fahrlässig;
de Minger zaudert , weil er mit der Arbeit nicht recht fort-
kommen kann, deNjäser, weil er nicht will; daher nun Mingetm
und Njäseräi, von mingen und njäsen.
ioC. De Spahse, jö Glauiv; diese ist ein gewöhnlicher Spa-
ten, dagegen de Spahse ein Spaten zum Abstechen der Ileide-
flaggen oder des Heidetorfes, dessen Blatt von der Mitte an ein
schräg aufwärts stehendes Dreieck bildet. Selbst der Torfspaten,
welcher an der rechten Seile des Blattes eine aufstehende, schar-
fe, drei bis vier Zoll hohe, eiserne Kante hat, heisst jö Ijdglaim.
157. Da Twäge, dät Jest, da Gäre. Da Tiväge (Colleclivum)
sind die Unterhefen, dät Jest, der Gäscht, und da Gäre, jedes
Gährmittel.
458. De Brück, de Maude, de Wänigt, Gebrauch, Mode und
Gewohnheit.
159. De Wale, de Wällering, de Wjärsing. De Wale ist 4, die
Strieme, z. B. nach einem Peitschenhiebe, 2. etwas zusammenge-
rolltes, wie Heu, Grummet, Krummstroh, etwa von der Dicke
eines groben Ankertaues, oder eines derben Oberschenkels; de
Wällering, von wällcrn, wälzen und wällern, z. B, eine gekrem-
pelte Flocke Wolle und dergl. ; de Wjärsing, der eingestrichene
Hauptschwaden beim Heuen. De Tingwäle (verdreht zu Täjng-
wale), ein kurzer, eiserner, walzenförmiger Stab, oben mit einem
Ringe versehen, der von Haus zu Haus geschickt wird, um die
Dörfler an einem bestimmten Ort zu gemeinschaftlichen Berathun-
gen zusammenkommen zu lassen, hat seinen Namen von der wal-
zenförmigen Form, obgleich man ihn auch viereckig hat,
460. ^irig äujnluppen , to Mäjtte kämen, äujnkämen [hijnn).
Airig äujnluppen, übel anlaufen; hijnn äujnkämen, übel ankom-
men u. s. w. To /fJäjlle kämen, braucht man, wenn z. B. jemand
auf der Strasse fällt und ein Bein bricht, oder beim Aufhängen
eines kostbaren Spiegels denselben entzwei fallen lässt u. s. w. ;
so sagt man: dirr kaumm ick elandlg to Mäjtte. En Ohling fuhg-
gen, sagt man, wenn jemand, der es wohl verdient hat und
dem man es gönnt, um bedeutende Summen betrogen wird, oder
wenn ihm sonst irgend ein empfindlicher Streich gespielt wird.
Dann heisst es: Dirr hcl'r en gauhs Ohling füiigen! En gauhs
159
Lorring, von lörren oder lören, lauern, auch jö Z/öVi«// , bezeichnet
dasselbe; im Worte selbst liegt aber der Begriff des Absichtli-
chen, des Lauerns, und das Wahrnehmen der Gelegenheit, jemand
einen Streich zu spielen. H^dtm en Slräg späten, jemand einen
Streich spielen.
461. De Spicker, de Nägel, de Brödd. De Spicker, ein Nagel,
dän. et Speger, Spiger, von einiger Grösse; de Nägel, ein klei-
ner Nagel, wie Wdnningenägel , Fensternagel, auch der Nagel an
Finger und Zehen ; de Jirödd , dän. en Brod , ein kleiner spitzer
Stift. En Nägel, engl, a nail, verb. to nail. Spickern, mit grös-
seren Nägeln befestigen, nägebi, mit kleinem, brödden, mit noch
kleinern , ohne Köpfe.
-162. De Slimgel, der Schlingel, de Bäjngel, der Bengel, de
Slef, nd. de Slef, de Sliibber, de Köter, Schimpf- und Scheltwör-
ter. De Slnhher, von Slubb, dünner Strassenkoth, slubbei^n, den
Koth einschlürfen, wie die Enten; de Köter, der Köter, als
Schimpfname, und ein Köterhund.
463. En läjtt ivälsh Dijl, en Idjtt mjögsig Krät, en läßt däsig
Dijl, en Idjtt däsig Krät, sind alle in der Bedeutung so ziemlich
eins; wdlsh Dijl, quersinniges Ding, mjögsig Krät , schmutziges
Gethier; Idjtt däsig Dijl, kleines albernes Ding; läjtt däsig Krät,
kleines albernes Geschöpf oder alberne Kröte ; lauter Schimpf-
wörter.
404. Jö Bössei, jö Kugel. Jö Bössei, eine Kugel zum Werfen
bestimmt, als: jö Kägelbössel, jö Issbössel, Kegelbossel, Eisbos-
sel; jö Kugel, jede Kugel und die Bossel mit; bosseln, mit der
Bossel werfen.
465. Jö Käwel, jö Koppel, jö Snaur. En Käwel Hdjnsle , en
Koppel Hünne, und en Snaur Hdjnste. Käwel und Koppel scheinen
hier einsdeutig, doch wird Käwel nur von Pferden, Koppel von
Hunden gebraucht. Bei der Schnur gehen die Pferde hinter ein-
ander, was eben bei einer Kawel und Koppel nicht noth wendig
ist. Da Hälskäwle sind die Halssiele der Wagenpferde.
466. Jö Pott, jö Räjngel. Beide sind Töpfe, aber der eine,
jö Pott, hat immer drei Füsse und einen Sterz; jö Räjngel ist
ohne Füsse und hat einen bis zwei Henkel. Rdjngle heissen auch
die Schellen am Schlittengeschirr und an der Schellenbüchsc,
160
daher rdjngeln, schellen, verwandt mit shrdjngeln , dän, at rangle,
und en Rangle, en Rangleslange, die Klapperschlange,
467. Dat Wunner, dät Wunnertieken , däl Miraakel. Das Wun-
der, das Wunderzeichen, das Mirakel; letzteres wird aber mei-
stens für verwirrten Lärm, Getümmel gebraucht, wie in den
Ausdrücken: en grott Miraakel, faale ßliraakel mögen.
d68. Jö Tihssing , Zeitung, Nachricht, jö Naarögt , dasselbe;
dieses Wort ist dem Niederdeutschen nachgebildet.
4 69. En Kink , en Kjirl , en Bdjtie , en Bröckling , en Läiet
und en Lurlierläiet. En Kink und en Lurlierläiet bezeichnen den
kleinsten oder unbedeutendsten Theil von etwas; en lijdrl, ein
Körnchen, en Bdjtte, ein Bissen, en Läiet, ein wenig. Weniges,
en Bröckling, ein Brocken; daraus wird bröckeln, bröckeln.
470. Dät Öfer, das Opfer, de Gaawe, die Gabe, jö Forihring ,
das Geschenk.
471. Verwünschungen und Flüche. Däi de de Segt, de Ramven^
de Däunei\ de Banker, deDäu/sher, deDäuwel, deBilivel, de Mäßi-
ger, de Wünnen, da Fiewwünnen, de Kränked, de Rdcker! Dass
dich die Sucht (Fallsucht) ergreife! de Hdjnger, der Henker, da
Fiewwünnen, dass dich die fünf Wunden (Christi) brennen oder
schmerzen mögen ! de Kränked , die Schwerenoth ; de Bdcker
(sonst Racker), der Scliinder. Die übrigen Wörter sind lauter
Namen des Teufels.
472. B&t Päckliüss , de Kaurnspicker , der Kornspeicher und das
Packhaus.
473. Jö Formaak, ']ö Höhg. Jö Formaak, von formagen (wie das
Lat. recreare, reficere), das Wohlgefallen: He het 'r sin Formaak
iitt , wann 'r 'e Jöngense to wräseln füjn kön , er hat sein Wohlge-
fallen daran, wenn er die Jungen zum Ringen oder Balgen brin-
gen kann. )ö Hö/ig , von bögen, erfreuen, wird mit äiijn (in, an)
verbunden, und so gebraucht: Birr het 'r sin Höhg äujn, daran
hat er sein Behagen, seine Freude.
474. Jö Währ, da Krefte, jö Formogt. Jö Währ, von weren,
sich wehren, verlheidigen , braucht man besonders von Kindern,
die einer Arbeit noch nicht recht gewachsen sind, daher nun:
währig, en währigen Jönge, ein kräftiger Junge, he het tiijn Währ,
keine Kräfte; jö Formogt, das Vermögen, aber nur in Beziehung
161
auf Körperkräftc , als: Höll an Haad nög , aurs läict Formögt^ Gc-
säss und Kopf sind gross genug, aber wenig Kraft. Von einem
stark gebauten Menschen, der dennocli nur wenig Kräfte hat.
Da Krefte, die Kräfte, de Krefie, der Krebs, Krebsschaden.
175. Dät Spalt, pl. Spähsc und Spalte, der Spiess; de Pick,
die Pieke.
176. De Eme, dän. en Eem, der Brodem, heisser Wasserdarapf;
de Dämp, der Dampf überhaupt, daher emen und dänipen, brod-
men und dampfen. Dämpen ist sowohl ein Verbum intransitivura,
als ein transitivum, und heisst also auch dämpfen. Brodeln ist
babbeln.
177. De Wjärd, von wäir, wahr, die Wahrheit; de Wjärt, von
wjärt, werth, der Werth; de Wjärth, der Wirth.
178. De Gong, jö Träw, von gungen und träwen, der Gang im
Schritt, und der Trab; jö Hünneträw, der Hundstrab.
179. De Hdjt, von hißt, heiss, nd. hitt, daher die Hitze; de
Wärmde, die Wärme, von wärm; hißten und wärmen, heizen und
wärmen. Wärmen ist Wärme von sich geben; wiermen, erwär-
men und sich erwärmen.
180. Dät Färrew, dät Bläi, jö Kolör. Dät Färrew wird nur
von gefärbten und gemalten Gegenständen, so wie von Farbe-
stoffen gebraucht; dät £läi sowohl von natürlichen, als aufgetra-
genen Farben, und Kolör besonders von starken, lebhaften Far-
ben. Dö hähsl en gauhs Bläi, du hast eine gute , gesunde Ge-
sichtsfarbe ; hocken Bläi het ddn näie Rock, ddn Riddhajnst an ddn
junge HünnF was für eine Farbe hat dein neuer Rock, dein
Reitpferd und dein junger Hund?
181. 3öHäiw, jö Gdssing, jö Formausing. Jö Häiw, von häiwen,
erwarten, dass etwas eintreffen oder geschehen werde, also die
Erwartung in dieser Bedeutung; jö Gdssing, von gassen, dän. at
gisse, aus gewissen Merkmalen oder Anzeichen schliessen; jö For-
mausing, die Vermuthung.
182. De Stuhpp, dät Stöp, de Ömmcr. De Stuhpp, der Stauf.
kommt vor in Tjärestuhpp, die Tlieermeste, de Krüdstuhpp, Blu-
menstauf, Sivennestuhpp , die Schweinsgelte; de Ömmcr, der Eimer;
dät Slö]p, siehe Stuhpp.
183. Jö Elms, de Gaawe, s. oben; jö Elms, das Almosen.
162
184. De Wifisse, de Mau/isc, die Weise, die Art, dän. en
Maade; dät ds nö so sdn Wifisse, seine Weise, sdn Mause, seine
Art; de Brück, de Wdnigt, siehe oben.
iSo. De Tw'Uler, de Fäger. Beide Wörter bezeichnen einen
jungen, flinken Burschen. Man sagt: dät ds en flinken Tivilter,
und en dugtigen Fäger, von dem Adj. fäge, schnell, rasch, ge-
schwind, welches noch im Dänischen vorhanden ist.
iSG. Jö oder dät Molke, die Milch; dät Bjäst, die Biest, Bienst,
die erste Milch nach dem Kalben, Neurailch; da Anne, Collect,
die Buttermilch.
i87. De Stele, de Stajngel, de Struck, Stiel , Stengel und Strunk.
488. Jö Gäseni , die Gäspe; jö Häujnfoll, eine Handvoll.
489. De Ä'mgöng, jö Segt. De ^'mgöng ist eine umgehende,
grassirende Krankheit, jö Segt, die Sucht und die Seuche.
190. De Rock, de Mämlel, dät IFäms, A&i Kdmmesaul , de Kittel,
Rock, Wamms, Mantel, Kamisol und Kittel.
191. Jö Hüll, jö Kapp, jö Kabuls, dät Hitt. Jö Hüll, die
Mütze, jö Kapp, die Kappe, jö Kabuls, die Caputze, dät Hitt,
die Kutte.
192. De Ställbrauhser , de Kammeraat , de Mäcker , der Stall-
bruder, der Kammerad, der Genosse.
195. Namen einujer Fisc/ie. De Gedd, der Hecht; de Sötler, die
Schleihe; de Piepfösh, der Schlammpitscher ; jö Kariiish, die Ka-
raulsche; de Brässem oder Bräsmer, der Brachse; jö Ailemudder ,
die Aalmutter; de ^jl, pl. ^i/e, der Aal; de Baars, der Barseh;
de Stöhr , der Stör; de Snäpel , der Schnäpcl; de Dorsh , der
Dorsch; de Shdlfdsh, der Schellfisch; de Häiring , der Häring;
jö S/io//, wozu alle Seitensehwimmer gehören; de Bldjnker, das
Rothauge (Cyprinus Erylhrophthalmus); de Lax, der Lachs; de
Sönbaars, der Sandbarsch; de jflandeVy der Alander; de Stint,
der Stint, u. s. w.
194. Namen einiger Insecten. Jö Pödd, der Käfer; jö Flieg, die
Fliege; jö iVöpjs, der Floh; jö Lüss, die Laus; jö Uchlüss, die
Wanze; jö Tälig, die Zecke, die Schaflaus; jö Bi, die Biene;
jö Brdims, die Bremse; jö Mdgg , die Mücke; jö M;«, die
Milbe; de Gölsmass, die Libelle; jö Hdjnstepödd, der Mistkäfer; jö
Gödshänn, das Gottcslämmchen, u. s. w.
165
195. Namen ciniyer Feldfrüclitc. De Wijtte , der Weizen; de
Rögge, der Roggen; de Bahr, die Gerste; jö Häwer, der Hafer;
de Thaser, der Buchweizen; Sdmmerkaurn und Wonterkaurn , Som-
mer- und Winterkorn; dä^rle, die Erbsen; da Buhne, die Bohnen;
da Wicke, die Wicken; diBaane, l.der Rainfarren, 2. der Beifuss ,
jene heissen göhl (gelbe) Baane (Tanacelum vulgare), diese grä
jßaane (Ärtemisia vulgaris); dät Mälkrüdd, der männliche Tüpfel-
farrne (Polypodium felix mas); da Gösekrülle, Kamillen, ^pe/krüllc,
die wohlriechenden Kamillen; dat Lawdndel, der Lavendel; jö
Nilken, die Nelke, u. s. w.
VIERTES CAPITEL.
DAS BESTIMMUNGSWORT (Aujectivum)
§. 105, Die Bestimmungswörter sind theils Wurzelwörter ,
iheils abgeleitete und theils zusammengesetzte. Die Stammwörter
sind durchgängig sehr einfach , als :
krönk, krank.
sünn, gesund.
fälsh, falsch.
trinn, rund.
surt, schwarz-
witt, weiss.
brünn, braun.
gräin, grün.
rüjdd, roth.
göhl, gelb.
wenn, blau.
grd, grau.
brauket, bunt.
spaawelt, s. o.
swäjtt, na SS.
sörr, sauer.
Salt, salz.
bdtter, bitter.
tenn, dünn.
tjöck, dick.
blinn, blind.
duf, taub.
löm, lahm.
häli, hinkend.
stärk, stark.
grott, gross.
Idjtt, klein.
wärm, warm.
hijtt, heiss.
käujl, kalt.
läi, lau.
bärsh, barsch.
hdrd, hart.
uhk, weich.
ßer, fern.
widd, weit.
long, lang,
/lawr/, kurz.
wieÄ, übel.
bliek, bleich.
munter, munter.
sauber ^ sauber.
junk, dunkel.
hall, hell.
klär, klar.
Ijägt, licht.
hädder, heiter.
wieker, wacker.
21 ^
164
näi\ eng.
spdss, spitz.
idgt, leicht.
swär, schwer.
amen, offen.
tagt, dicht.
stiff, steif.
länig , geschmeidig.
smiesig, .
gäujd, gut.
hijnn, schlecht.
gr5f, grob.
fien, fein.
düjdd, todt.
läbben, lebend.
fätt, fett.
mager, mager.
äirig, arg.
äiwen, eben.
äiwen, leise.
s//d^/, schlicht,
wi//, wild.
iömm, zahm.
sÄM, scheu.
shdrp, scharf,
feo//, stumpf.
&M^/, stumpf.
segt, seicht.
fläck, flach.
läig , niedrig.
huch, hoch,
t/iep, lief.
shör, schroff.
sle'U, steil.
blank, blank.
rien, rein.
fy/äi, froh.
shrädd, schräge.
ndll, stössig.
seeß, sanft.
mill, mild,
erm, arm.
rick, reich.
WöcA, blöde.
roch, rauch.
drögh, trocken.
iväjtt, nass.
fast, fest.
/u$s, los.
fri, frei.
Ttdi, neu.
wj//, alt.
jung, jung,
rög'^, recht.
stall, stille.
s%/, sacht,
/aa^, faul.
lick, gerade.
krümm, krumm.
shief, schief.
trat, müde.
füll, voll.
lähsig, leer.
wäir, wahr.
rippf reif,
wa/ef, welk.
jä/^, satt.
bär, bar.
ftaor, bar.
ewig, ewig.
swäck, schwach.
strömm, stramm.
slruf, straff.
säker , sicher.
nägel, nackt.
twdrr, quer.
mürrig, mürbe.
wdss, gewiss.
trong, bange.
frdck, frech.
dien, eigen,
nä^^, nett.
tapper, tapfer.
hastig, hastig.
Idck, leck.
Idcker , lecker.
hüss, heiser.
däsig, albern.
edder, frühe.
lähs, spät.
aagtern, nüchtern.
ähsrig , nüchtern.
grottem, laut.
sierem, sehr heftig.
stolt, stolz.
string, streng.
ndg, gar, genug,
ras/i, rasch.
trau, treu.
jöÄr, theuer.
ftnj'rf, breit.
smel, schmal.
rd, roh.
ndw, genau.
gdw, geschwind.
slSpp, schlaff.
däik, alltäglich.
meek, sehr zahm.
hohl, hohl.
sier, weh, wund.
njöl, plump.
It -i^
:!«V
165
käim, spröde. fäg , feige. kicr, kürisch.
ylijnn, glüh. fair, stark. Hess, leid.
kriess, keck. klomm, klamm. plump, plump.
Ferner :
bücket, bauchig, dick von Leibe; wälig , stark; skld, weit herab
hangend, von Kleidern; stumpet, kurz, zu kurz, von Kleidern
örkel , stürmisch , unruhig , vom Wetter ; gremet , schmutzig schwarz
gestreift im Angesichte, auch von Kühen; fohl, boshaft; füll
schmutzig; hällig , feier, heilig, hillg, heilig; fug {fuch), bange
nögen, genügsam; sälig, nur halbklug, albern; fldw, flau; träwel
nd.'hild, viel zu thun habend, dän. travel; liimsh, tückisch; klieti
dünn und schwach ; mal , toll ; wriess , böse , zornig ; ägt , echt
snüss, nett, sauber; snaud, schnöde; rank, schlank, schlank; säig
zähe ; shäier , spröde ; härsh , ranzig , dän. härsk ; glöbsh , nd. glubsch
dän. glubsk; shirr, schier; sdlten, selten; s/dmm, 1. schlimm, 2
gescheidt; stäsig, stätig, slettisch, von Pferden, die nicht vom
Fleck wollen; stähsig, stetig, anhaltend; knäp, knapp, geizig
glatt, glatt; hämper, hart in der Rede; neesh, zart von Haut
spie, neulich geboren, en spie Bjärn; fähs, unartig; äujmiet, un
gehorsam; bäish, dän. beesk, unangenehm bitter, wie z. B. Wer
muth; ßink, flink; swä//, schnell , schlau; fraam, fromm; tronglick
ängstlich im Geben, geizig; önglick, ängstlich im Blick; könnig
kundig; snäwsh, rotzig, von Pferden; shäll, schmutzig, von Scha
fen und Rindern, die den Durchfall haben; dinkeit, i. einfach, 2,
einzeln, nd. und dän. enkelt; döiveli, doppelt; iröwelt, dreifach
gemien, gemein; sndhsig, schlau; bleehs, mild, freundlich; wdnlick
freundlich; swäjit, süss; shrubbet, rubblig, rauh; lief, lieb; glaumig
glumm, trübe, vom Wasser; Aöc^der, heiter; s/öwigf , schleunig ; /)är
dkj, fertig; freuHck , fröhlich; drunken, trunken; grötsh, hoffär
tig; grotthdrtig, stolz, aufgeblasen; hijl, ganz; meklick, bequem
wiekne, wach; fägel, fehl; klauk, klug; fjdrsh, l.süss, vom Was
ser, 2. ungesalzen, vom Fleische; plät, platt; trinn, rund; krühs
set, kraus; swänger, schwanger; swdnlick, schwindlicht; klöftig
spasshaft, drollig; spötsh, spöttisch; möhglick, möglich; kndpsh
/cwips/i , schnippisch ; radlick, icdiich; faarndmen, yornehm; swdhsen
gesengt, sengerig; söngeriy, von angebrannten Speisen; tünnen
geschwollen; forkierd , verkehrt; sdnnig , 4. sinnig, 2. sonnig
166
sahnig, sehnig; gräulich, gräulich; kläivig , kleherig; röset , ver-
fault; lieflick, lieblich; drdflick, weidhch, trefflich; ricklick, reich-
lich; fälHg , ordentlich, recht wie es sein muss; iäwentig , leben-
dig ; mjögsig , schmutzig ; rostig , ruslig ; näilick und näishirrig ,
neugierig ; üjllklauk , altklug ; shrmv/ick , kränklich und verküm-
mert; geest, nd. güst, d. i. sieg, keine Milch gebend; mäjlk, melk,
d. i. Milch gebend; ivägsen, evv/achsen; wüksen, ivügsen, gewachsen;
shräjnkel, sehr dünn von Beinen ; shrädd, schräge; näi, nahe; wiss,
weise, ünwiss, un weise, aber de wihsse Mann, der weise Mann;
lihssig , reinlich, in Beziehung auf sich selbst, auf Kleider und
Ungeziefer; ünlihssig, das Gegentheil davon; aagsen, aus de Ögse,
ochsig, von Kühen in der Brunst; wru, von Säuen; wräwel, von
Schafen; wällig, willig, von Stuten; länjdsh, von Katzen und Pel-
zen; trüjf, recht gesund, wohl auf; täss, ziemlich gesund; kill,
kitzlich, ein Primitivum , aus dem das Verbum killen, kitzeln,
gebildet ist; bisier, aufgebracht, zornig; päll, platt auf einer Stelle
festliegend; kief, dän. kjed, überdrüssig; stüjnsh, spröde, kokett,
zurückstossend; tarnen, wer etwas nicht übers Herz bringen kann,
he äs 'r so tarnen am , er kann sich nicht bezähmen es zu thun ;
lämplick, von lämpen, glimpflich zu Werke gehen, heisst wörtlich:
glimpflich , sonst schwach, besonders vom Befinden eines Menschen ;
stu/f, dicht vor der Linie, ohne dieselbe zu berühren.
Anmerkungen.
Unter den Adjektiven mit bestimmten Endungen, deren Ab-
stammung sich schwerlich nachweisen lässt, finden wir, wie im
Hoch- und Niederdeutschen, im Dänischen und zum Theil im
Angelsächsischen, nur die Nachsilben el, eh, en, er, em und ig,
wie in träivel (vielleicht von träwen , traben) , wo alles geschwind
oder im Trabe gehen muss, was den richtigen Grundbegriff giebt ;
nägel, spaawelt, döivelt, sälten, aagtern, hädder, edder (früh), säm-
per, hämper, shäier, walig, länig, sälig, stjüllig, geputzt, geschmückt,
wiellig , ausgeschmückt, geziert mit Kleidern, u. s. w.
Bei andern lässt sich die Wurzel nachweisen, wie in: sierem,
von sier, weh, wehe; bätter, von bitten, beissen, wie bitter vom
nd. hielten, bitt, was auf der Zunge beisst; gröttcm, von grott;
1G7
wieker, von tvieken, wiekne, wach; smiesig , von smUteu, was sicli
leicht wirft.
Das Wort wieh, übel zum Erbrechen, auch weh, in Wiehdege,
Wehtage, wird gedehnt ausgesprochen, nicht wie das deutsche
wie, daher hier das h als Dehnungszeichen, das aber wieder
in der Mehrheit wegfällt, als: dd wie-e Dringe häwe ältefaale
Winn drunken, an nö shdn 's jdm brege, utitig spdie, die Knaben,
denen so übel ist, haben zu viel Wein getrunken und nun sollen
sie sich erbrechen oder speien. Ick bdn 'r so wieh efier, mir
Avässert das Maul so daiHiach.
Die Ableitungssilben des Bestimmungswortes.
§. 404. Diese sind; ägtig , baar, en, ern, et, ig, lick, ish, sh,
saani.
4. ^gtig, bezeichnet eine Aehnlichkeit, eine Annäherung zu
etwas, und entspricht den deutschen Nachsilben haß, lieh und
ischf als: fägelägüg, fehlerhaft, äiveägtig, äffisch, dringeägtig, jön-
genseägtig, knabenhaft, surtägtig , schwärzVich , rüjddägtig, rölhlich,
höltägtig, holzicht; auch entspricht es dem deutschen artig, wie
slaurkügtig, storchartig, fäshägtig , fischartig, jörtägtig, hirschar-
tig, u. s. w\
2. baar, entspricht der Silbe bar, als: frugtbaar, tönkbaar, ihr'
baar, u. s. w.
3. en oder ern, wie im Deutschen, nur bei Ableitungen von
Stoffnamen, den Stoff eines Dinges bezeichnend, wie lärmen , lei-
nen, häjdden, heden, aus Hede, selwcrn, silbern.
4. et, entspricht bald dem dänischen et, und bald dem deut-
schen ig, wie in bücket, dickbäuchig, bärbienet, barbeinig, dän.
bärbenet, kaurthälsei, kurzhalsig, krümmregget , krumrarückig.
5. ig, deutsch und dän. ig, wie bläiijddig , mävjddig , gitsig,
mjogsig, u. s. w.
6. lick, deutsch lieh, dän. Hg, wie ricklick, wdnlick , örntlick,
ordentlich, auch ordentlick, mdnshlick, u. s. w.
7. ish, sh, deutsch isc/i , di\s : stüjnsh , stolz zurückstossend , russ-
ish, sachsish, spänsh, spanisch, steif, gezwungen, wdlsh, welsch,
168
quersinnig, holläujnsh, holländisch, stätsh, stettisch, von Pferden.
8. saam, deutsch sam, dän. som , wie frügisaam , furchtsam , u.s.w.
Bildung des Bestimmungswortes.
a. Aus Bestimmungswörtern selbst.
§. 105. Hier finden wir nur die Nachsilben lick und ägtig, als:
kränk, krönklick, fälsh , fälshlick , trinn, trinnlick, suriliek, sur (ägtig,
wittlick, wittägtig ,rüjddlick, rüjddägtig, hrünn, brünnlick, brünnägiig^
gräin, gräinlick , gräinägiig , grdlick , grdägtig , swäjtt , siväjttlick,
siväjttägtig , sörr, sörrlick, hdtter , bdtteräck, härd, härdlick, näi^
näilick, üjll, üjUägiig , von Menschen: älleräglig , long, lönglick,
long ägtig , kaurt, kaurtlick, när , närlick, när ägtig, swär, sivärlick,
düjdd, düjddlick, i. tödlich, 2. sterblich, lick, gleich, licklick,
ähnlich , tväir , wjärlick , wahrlich , wädderück , widerlich , von
towädderne Avisen, zuwider sein; rienlick, ermlick, ricklick,rögtlick,
swäcklick, säkcrlick, traulick, tronglick , onglick, u. s, w,; ferner:
brijddägtig , smelägtig , orkelägtig , däikägtig , von däik, 1. alltags,
2. schlicht und recht, geradezu, fägelägtig.
b. Aus Hauptwörtern.
1. Mittelst en oder ern.
§. 106. Dät Gäujll, gälfjUen, golden; dät Dauck, daucken, tu-
chen; dät Järd, järden, irden, u. s. w. Folgenden Substantiven
wird bloss e7i angehängt, als: dät Liemm, der Lehm, jö Birk,
die Birke, jö Ihk, die Eiche, jö Bäik, die Buche, jö Fair, die
Föhre, jö Ldnn, die Linde, de Zdnn, der Lein, dät Flägs, der
Flachs, da Häjdde , die Hede, de Drall, der Drillich, de Fief-
kamm, der Fünfkaram (ein Zeug), dät Uli, die Wolle, dät Biirk,
die Borke, Baumrinde, dät Hjärt, das Harz, dit Wägs, das Wachs,
dat Silissen, die Seide, de Hänep, der Hanf, dät Pack, das
Pech, de Stijn, der Stein, dät Tdnn, das Zinn, de Kalk, — ,
dät Holt, das Holz, dal Black, das Blech, de Knaake, der
Knochen, dät Haurn, das Hörn, jö Hill, der Holunder, dät Kat-
tun, — , dät Papier, — , jö Esh, die Esche, dät Kripp, der
Krepp, de Kläi, der Klei, dät Hielis , die Heide, u. s. w. Fol-
gende bekommen nur;^ als: däi Häier, häiern, hären, dMSehoer,
169
das Silber; d&tKaawcr, das Kupfer; iö [per , die Ulme ; ]ö A' llar , die
Eller, Erle; dat Lä/iser, das Leder; dät Jücker, das Reis. Nach-
stehende bekommen ern: dät Sträi, das Slroh; duBlie, das Blei;
de Snie, der Schnee.
2. Mil der Ableitungssilbe ig.
§. 107. Wir wollen hier zuerst die wenigen unregelmässigen
Bildungen hersetzen, da man dann den übrigen Wörtern nur die
Silbe ig anzuhängen braucht, um das Adjectivum zu bilden. Un-
regelmässig sind deR'mn, der Regen, renig; dät Stöf, der Staub j
stowig; däl Bleess, das Blatt, hiehsig ; jö Gaus, die Gans, gasig; dat
Smälir, dasSchmeer, smirrig. 'Folgende sind regelmässig, als: dät
Blävjcld; bläiijddig , blutig; dät Uli, de Käut, dät Säitjn, dät Järd, dat
Licmm, dät Klai, deKläi, de Turst, de Hunger, de Dunst, deDämp,
de Riek, de Qualm, deWdinkcl, dät Sndivs, de Mjögs, dÄtWahser,
de Wale, dät Edder, der Eiter, de Edder, die Ader; de ^adcl,
der Adel; dät Ahl, Misijauche, altdeutsch auch A'ddel; de Walle,
de Gits, jö ßlüss, miilissig, die Maus, de Müss, der Mund, eben-
so: mülissig , wie in grottmühssig , grossmäulig; de Gnä/ise, de Geist,
dät Gjärs, dät Sträi, dät Födder, de Saft, dät ßlähl, dät Kaa-
wer, dät Hält, de String (hier die Faser, sonst Strang, Saite); jö
Sahn, die Sehne; de Rolle, dat Flash, SHnim, jöHüdd, i'öHänn,
dät Mudder, dät Shibb , dät *V/;t7i, de Fähser, dät Dann, Daunen,
Flaumfedern; dät Shruhh, jö Burst , dat ^r, die Narbe; de i?M5^,
deBrödd, dät Grass, grühssig , griesig; dVii Selwer , dälEsh, Asche;
da ^gene oder "^gne, coli. Spreu; da Shätve, coli. Shäben, jö
Sting, die Granne; jöIFwpp, die Aehre; de W/w??, Wind; i'öLuft,
de Dw/if, de Ddwwe, de J/^is/, Nebel; jö Lisf, jö Böhser , dät
Puhser, de Sann, die Sonne; dät Sümi, der Sinn; de Sjäme,
Schatten; de Plünnc, de Lffjje, dät Forgdfi, de Träne, de Tjäre,
dat ÄicÄ, dät Hjärt, dat /ss, ihssig , de Locke, de Knote, de
Slägge, dät Kitt, dät Sie p , jö Prägt, de^lrom, ]ö Häujnn , Jiäujnnig
(auch hantig, hijnnig), händig; de Fdinger ; ]öRäujtt, Wurzel; dät
Seem, der Seim; dät Mos; de ßlaure , das Moor; jö Piinn, die
Rinde; dät Bjdrd, der Bart; jö Kldwer, die Kralle; jö Kldw, die
Klaue; de Ohme, der Odem; dat //«?/; de ^«s/,- de Bunk ; jÖ
r«//; datPrtJDer, der Pfeifer; dat Sucker; de Rnhmme, der Rahm;
22
170
dät Sliiimm; dät Smjll; de Galle; dät Uhr, das Ohr; jö Pal; jö
ShüU; jö S/iäjl; de Frohse; de Pocke, da Pocke; jö Pdr^ (Perle);
dät Jädder, das Euler; de Bäirig ; dat ///r; de Spläfis; de Shdm-
mel; üc Klump; }öTkld; dät Twich ; jö J7äg'^, mdgtig ; deiiSwämp;
dät Pünn; da Räide, das Rohr, Schilfrohr; de Puckel; jö (/rf, die
Warze; dät VFür^, die Würze beim Brauen; jö -S//d/; jö F%f,
Pürftig; jö ^?/^f; jö r«^'/; de Stand, ständig; jö Kraft; de Borre,
die Klette; de i)/e//, diVzV/, teigig; jö A'öä^, die Grube; jö Diek,
dickig, grübig; de Senne, die Sünde; jö Daahs, die That; de
Bäjdd, der Rath; de Kläls; jö Gunst; de Forständ, for ständig ; jö
Gewäld, gewdldig ; dät Mäiijdd; de .S'/i/w; jö Bläifts; dät Black;
jö ^rtrf, aardig; jö Bränjn, hrmjnnig , brandig; jö Bjärst, die
Borste; jö F/ö;/, der Regenschauer; dät GecÄ; dat Kalk, der Kalk;
de Klädd, der Klacks; de Kiwst; dät /iTräf, das Gethier, ein
Schimpfwort; dät Mäiijll , das Mill; dät Hiehs; jö iVä//s, die Niss
(Läuseei) ; jö /?aw; dät VFäi; da j4«7?e; dät iS"»«-;;; jö Sling , kleine
Schlucht im Wagengeleise; de SnäJis, der Schnitt, Pfiff; de Sjjöt,
der Fleck, die Sommersprosse; jö Spirr, der ausbrechende Keim;
dät Speck; de Spann, der Spann; de Splinn, der Splitter; jö
Dräfi, drdflig, betriebsam; dät Tivel; da Finne, die Flossen; de
Grause, die Gruse; de Klüse, der Büschel, die Traube; dat Mölke;
de Pose; de Slauppel ; da Sliirrc, slnrrig , in aus- und aufwärts
gehende Falten hervorstehend; dät Graum , Eingeweide.
Mehrcrc der vorigen Adjcctive auf ig kommen nur mit andern
verbunden vor, wie kaurtösmig , kurzathmig; tuhghmtjnnig, zwei-
händig; li'fihijnnig , statt hiwjnnig , links, linkshändig; tjücksemig,
dickseimig; tienilirig, zehnjährig; sliffbjärstig , steifborslig; jiöck-
ärig , pockennarbig; wönräjddig , wahnräthig; grötlhartig , grossher-
zig, d. i. stolz,
Z. Durch die Endung ägtig , dän, äglig. Sie entspricht abwech-
selnd den deutschen Nachsill.en artig, hafl , icht , isch ,
förmig und lieh. Vergl. §. 1015.
§. 408. Sie kommt meistens bei Bestimmungs- und Hauptwörtern
vor, drückt immer eine Vergleichung, Aehnlichkeit oder Annä-
herung zu dem im Stammworte Bezeichneten aus, als: wennäg-
tig , bläulich; tjöckägtig, dicklich; bliekägtig , blässlich; gröfägtig ,
171
gröblich; fienäglig , fein, i'cinlicli; lUiihäijliij , alllagsmässig; mäl-
ägtig , einem Tollen ähnlich; strimjäfjtig, etwas scharf von Ge-
schmack; wäjttägtig , nässlich, u. s. vv. — Mönägiig, mannhaft;
wö/fcäglig , weibisch; bjärnägtig , kindisch; t/iicwäglig und Ifiiewe-
äglig , diebisch; fordijläglig , vortheilhaft ; mählägtig , mehliclit;
A-aawerä(/%, kupfericht; lähseräglig , ledericht; ulläglig , wollichl;
pereägtig, birnförraig; plömeägtig , pflaumenförmig; ruküglig , scho-
berförmig; höckeagtig, garbcnförmig ; ijd [i/td) , ijdäglig , torfarlig;
krittägtig ; stäjlägtig , eisenarl'ig; födderaglig , heuarlig, hcuichl; 7-isc-
ägtig, riesenartig, riesenförmig; gjärsägtig , grasartig; Uemmagtig^
lehraicht, ihonartig; kläiägtig , kleiicht; 6«//mwjäj/%, baumartig; ai-
ägtig, eiförmig; stäiijnneräglig , leuchterförmig; bösselagiig, bossel-
oder kugelförmig; kugelägtig; ^re/ao^t^, scheibenförmig rund; /y/ä^-
tig, radförmig; stäiräglig , sternförmig; häierägtig , haricht; swjärdäg-
tig , schwevtiörmig; snd ggägtig, sclmeckenKrmig; ivürmagtig, wurm-
förmig; sUjnagttg, steinicht ; mölkcüglig , milchartig; gäujlägtig,
goldicht; sekverägtig, silberartig; winnäglig, weinartig, u. s. w.
Da man diese Ableitungsilbc mit allen Hauptwörtern, die
wirkliche Dinge bezeichnen , und zum Thcil auch mit andern
verbinden kann, wenn eine Vergleichung Statt findet, so ist es
einleuchtend, dass sie sehr fruchtbar zur Bildung neuer Adjec-
tive sein muss. Sie wird zwar auch mit einigen Zeitwörtern,
aber nur mit einzelnen, die etwas Fehlerhaftes oder Verächt-
liches anzeigen, verbunden. So wird aus släsern (schwatzen,
plaudern, klatschen), släserägtig ; aus tjäscn , tjäsagtig, rappelig;
aus njäsen, njäsägtig und njäsig, zauderhaft; aus slörren, slörrig
und slörrägtig; aus späten, spotten, spötägtig, spötig und spötsh.
4. Durch die Silbe et, dän. et, deutsch ig.
§. 109. Sie kommt meistens nur in Zusammensetzungen vor,
so wie einzeln in einfachen Bestimmungswörtern, die von Haupt-
wörtern abstammen, als: haurnet, gehörnt; placket, fleckig; nöu-
pel, flockig; kröppet, beleibt; rültet, gewürfelt; töppet, mit einem
Federbüschel auf dem Kopfe, wie en töppet Laash, die Hauben-
lerche , en töppet Hänn , eine Henne mit einer Hülle , Holle ;
bücket, bauchig, dickbäuchig; strippelt, gestreift, streifig; rauhsct,
geblümt, vo&\g\ jälmet , gchelmt, von Kühen, mit einer weissen,
22*
172
helmförmigen Zeichnung am Vorderkopfe; blehsei, von de Bldss,
mit einer Blässe an der Stirn, von Pferden; piggei, gestachelt,
stachlig, u. s. w. — Composita : siddlkmet, lang in der Taille; sällreg-
<jel, hohl- oder sattelrückig; haurlhöAset , wenmtget, kurzhalsig und
blauäugig; hdrdneket, hartnäckig; mälhaadet, tollköpfig, jähzornig ;
spüssnaaset , spitznasig; sägelblenet , sichelbeinig; plätfäujdet oder
plä/fäjitct , im pl. , plattfüssig; bärfäujttei , barfuss ; rüjddsiechet ,
rothbackig ; hrijdsliul/eri , breitschultrig; lönghienet , langbeinig;
spdsstölet, spitzschnauzig; ijikkknöUet , dickknöchlich ; sluirphiaa-
kct, scharf knochig; löngkdnnet, langkinnig; tjöcklappel, dicklefzig;
brijdßähbet, breitmäulig; gröttölel, grossmäulig; /jocM/sse^, dick-
gliedrig ; lönguhret , langohrig; stumpstjdrtet , stumpfschwänzig;
buHwingei , slLirapfflügelig, wie der Kiebitz im Fluge; fjaueregget,
vierseitig; ßerkantet , vierkantig; scgsiunet, sechszehig; ijöckhüddet ^
dickhäutig; witfsndppetf weissschnippig; tjöckkäiset, dicke Malmzähne
habend; shdrptünnet , scharfzinkig; smelbleset, schmalblätterig; shdrp-
iäisel, scharfzahnig; gröfkjdrlet, grobkernig; löngstinget, langgrannig;
spdssöddet , mit einer spitzen Spitze versehen ; biiUöddct oder
stumpöddet , das Gegen theil davon; kaurtsliewet , kurzärmelig;
rüjddnöppel , rothflockig ; stiffbjdrstet , steifborstig ; blänkshdlet ,
blankschuppig; tennrdbbet , dünnrippig; trinnliwwet , rundleibig ;
ijöckthiegct , dickschenkelig; kUcnbienet, shrdinkelbienet , dünnbei-
nig; Imchivrdstet , hoch von Risten, dän. und nd. Wrist, fries. de
Wräst; lönghägelct ,\angf er sig; Ikkstdmmet , geradstämmig; krümm-
rcgget, krummrückig; gröfburket, grobrindig von Bäumen, grob-
borkig; kaldstrükket , kahlstrunkig; spdsslönket, spitzhüftig; grött-
kläset, grossbüschelig; tjöcklölet, dickbüschelig, vom Grase und dergl.;
Ijöekspaulel , dickspuhlig; surtuget, schwarzäugig; fienhüddet , fein-
häutig; sharpreggel, scharfrückig ; häddernget, Idbbenuget, heiter-
äugig; iihkpäpet , weichbrüstig von stillenden Müttern, deren
Milch sich leicht aussaugen lässt, lidrdpäpct, das Gegentheil davon;
fäslfläshet, festfleischig; tennspeckct, dünnspeckig, u. s, w.
Anmerkungen.
Vergleichen wir die beiden Ableitungssilben ig und el mit
einander, so ergiebt sich der Unterschied zwischen beiden am
leichtesten aus einigen Beispielen, wie: de Rock as / ah serig , en
175
ß/iserigen liöck, ein Rock, an welchem Federn hangen, an witt-
ßfiscret Gaus, eine weissgefiedcrte Gans; smig Flash, sehniges
Fleisch, tjöcksänet LdÄse, dicksehnige Gliedniassen; shäwig Häjdde,
schähige Hede, gröfshäwet, groh von Schaben; stingig, was Gran-
nen enthält, löngstinget, lang von Grannen. Alle zusammenge-
setzte Adjcctive auf et, die durch ein einfaches Merkmalswort im
Worte selbst näher bestimmt werden, lassen sich hier durch von
mit dem im Worte genannten Gegenstand auflösen, als: rüjddsie-
het, roth von Backen, lönghälset, lang von Halse, u. s. w. Wer-
den aber zwei Hauptwörter auf diese Weise mit einander zu
einem Bestimmmungsworte verbunden, so steht das erste der-
selben vergleichend , z. B. in sägelbienet, sichelbeinig, gekrümmt wie
eine Sichel, sällregget, mit einem Sattelrücken, gäujlshälct, gold-
schuppig, selwcrfänvet , silberfarbig, u. s. w.
Wird das im Adjectiv enthaltene Hauptwort durch ein Zahl-
wort näher bestimmt, so muss man bei den Zahlwörtern von eins
bis drei auf das Geschlecht des im Bestimmungsworte enthalte-
nen Hauptwortes, so wie auf das Geschlecht desjenigen Gegen-
standes, dem man das Merkmal beilegt, Rücksicht nehmen. Diese
drei Zahlwörter heissen ijn, tulig , trie im weiblichen und säch-
lichen Gesehlechtc, dagegen im männlichen an, hväier, trd, daher:
m, änstdmmet, t wäier stammet , trdstammet, ein- zwei- dreistämmig;
w, ijnwingei , tuhgwinget , iriewinget , ein- zwei- dreiflügelig ;
s. ijnblehset, tuhgble/iset , trieblehset, ein- zwei- dreiblättrig. En
trdstdmmeten Buhmm, en tuligtvinget Gaus u. s. w. (Vergl, §. d25}.
Die Wörter Fäujtt, Fuss, und Stäpc, die Stapfe, sind beide
männlich, und da Fäujtt und Stäpe hier beide in der Einheit
stehen, so müsste es de Trdfäiijtt und de Trdstäjje, der Dreifuss,
heissen, obgleich man auch Trifimjtt und Tristäpe sagt, was aber
aus dem Altfriesischen stammen muss, wo trie auch ire heisst.
Man sagt richtig: en an- iwäier- trdtünneten Kauhmm , ein ein-
zwei- dreizahniger Kamm; en ijn- tuhg- trietünnet Faurk, eine ein-
zwei- dreizinkige Gabel; en ijn- tuhg- irieblehset Kliewerblehss , ein
ein- zwei- dreiblättriges Kleeblatt, und so in allen ähnlichen
Fällen.
Die Bestimmungswörter auf et darf man nicht mit dem zweiten
Mittelwerte des regelmässigen Zeitwortes verwechseln, das zwar
174
auch beslimmungswörllich steht, aber dabei immer den Begriff
von einer vorausgegangenen Veränderung in der Zeit voraussetzt,
was bei jenen nie der Fall ist, z. B. wdlet, von ivälen, welken,
dröget, getrocknet, shräwel , geschabt, thieset, gezupft, böget,
geklopft, u. s. w. Jene Adjective führen nie diesen Zeitbegriff
mit sich, z. B. haurnet, gehörnt, regget, rückig, voller Rücken,
kröppet, beleibt, öddct, mit einer Spitze versehen.
c. Aus Haupt- und Zeitwörtern.
1. Mit der Silbe baar, bar, diiii. bär.
§. HO. Sie kommt nur als Ableitungssilbe bei Haupt- und Zeit-
wörtern vor, und hat die Bedeutung von tragen, alldeutsch baren,
dän. at bare, fries. beeren, engl, to bear. — a. von Hauptwörtern:
jö Frugt, frugtbaar, de Tönk, tönkbaar , dät Wunner, wunner baar ,
de Ihre, ihrbaar, ehrbar, de S/iin , s/iinbaar, scheinbar, dcßJöiin,
mönnbaar, de Gong, göngbaar, de Stridd, striddbaar , de Fägcl,
ünfägelbaar, unfehlbar, de Toll, töllbaar, zollbar, deTijnsl, tijnst-
baar, dienstbar, jö ^clit, ächtbaar, dät Middel, middelbaar , jö
Sigt, sigtbaar {sjöltnlick, tosjölins), sichtbar, u. s. w. ; b. aus Zeit-
wörtern: kielen, hielbaar , heilbar, teilen, tellbaar, zählbar, kosten,
küslbaar , brännen , brännbaa?- , brennbar , brücken , brückbaar ,
brauchbar, sonnern, sonnerbaar, sonderbar, forilmen, forihnbaar ,
vereinbar, strafen, sträfbaar, drdjnken, drdjnkbaar, hieren, hier-
baar, hörbar, fäilen, fäilbaar, fühlbar, u. s.w.
2. Mit der Silbe Uck, lieh, dän. lig, engl. ly.
§. 111. Sie steht bei Bestimmungs- Haupt- und Zeitwörtern,
und ist, nächst ig, die fruchtbarste Ableitungssilbe. Beim Be-
stimmungsworte vergleiche §. 105. Beim Hauptworte hat sie die
Bedeutung von gleich , so ivie , eben so wie oder als. Beispiele :
de Frünn, frünntlick, freundlich, de Wäne, wdnlick, auch freund-
lich, deKrdst, krdsllick, christlich, deMdnshe, mdnshlick, mensch-
lich, de Brauhser , braiihserlick, brüderlich, fidderlick , väter-
lich , mudderlick , mütterlich , bjdrnlick , kindlich , ridderlick ,
fürstlick, jümferlick, jüngferlich , jungfräulich, presterlick, graaiv-
Uck, gräflich, kdiserlick, dntlick, entlich, lönlick, ländlich, däg-
Uck, von Däi, täglich, nägtlick, nächtlich, järlick, 1. jährlich.
17i;
2. ehrlich , ilirliek , ehilich , sliü/islick , schädlich , ugenbläcklick ,
augenblicklieh, sliömlick, schimpflich, s/mm//icA;, schändlich, shrdft-
lick, schriftlich, liüsslick, häuslich, kunsllick, römmlick, geräumig,
iifirslick, i. frühlingsmässig , 2, jedes Frühjahr, sdmmerlick, som-
merlich, harrewstlick , herbstlich, ivönterlick, winterlich, punctlick,
pünktlich, bauckstävHck , buchstäblich, nalürrlick, persönlick , angst-
lick, hürgerlick , ämtlick, amtlich, nömentlick, namentlich, wräls-
lick, weltlich, sdnnlick, sinnlich, mündlick, mündlich, stündlick,
wäglick, wöchentlich, fiendlick, feindlich, hdrtlick, herzlich, nijd-
lick, von jö Nüjd, die Noth, mdnierlick.
Aus Zeitwörtern, als: marken, märklick, merklich, leserlick,
leserlich, bewäglick , kuplick , käuflich, sl ir deklick , schrecklich,
hähsen, hdssliek, hässlich, däien, dailiek , gedeihlich, kännen,
kännlick, kenntlich, klagen, kläglick, kläglich, fordregen, fordreg-
lick, verträglich, was man vertragen kann, forlicken, sich ver-
gleichen , forlicknen , vergleichen , das eine mit dem andern ,
davon: ünforlickentlick oder ünforlickentHg , unvergleichbar, fähsen,
fähselick, fasslich, prihssen , prihslick , preislich, trösten, träst-
lick, tröstlich, hefinnen, hefmtlick, forbinnen, forbintück, räjdden,
räjdlick, rathlich, dräwen, drd flick, trelTlich, shdcken, slidcklick,
schicklich, liewen, glauben, davon Heivlick, glaublich, liewen,
lieben, davon lie flick , lieblich, oder vom Adjectiv lief, lieb;
forlrijtten, fortrijtlick , verdriesslich , formiesen, formieslick, ver-
meidlich , bewihssen , bewilislick , beweislich, döhssen , döhslick,
deutbar, zu deuten, dötlick, deutlich, bregen, gebrdcklick, gebrech-
lich, fölligen, fölliglick, folglich, sörrigen, 4. sorgen, 2. trauern,
srnriglick, begrippen , begriplick, begreiflich, tienen, tienlick, dien-
lich, wnnnern, wunnerlick, wunderlich, fräuen, fräulick, fröhlich,
forswären, forswärlick , verantwortlich, sieren, sierlick, zierlich,
maagen, möglick, möglich, betanken, betänklick, bedenklich, for-
dmoen, fordäwlick, verdaulich, behagen, behäglick, üttdrücken, ütt-
drücklick, grihssen , grausen, grihslick , grässlich, gruen, grulick,
gräulich, ärgern, drgerlick, ärgerlich, forgöngen, forgäinglick , hö-
wen, Jiöwentlick, hoffentlich, fordnnem, fordnnerlick , veränderlich,
grämen, grämlich, grämlich, belielpen, behelplick, besiegen, besteg-
lick , i. bestechlich, 2. besteiglich , ersteigbar, bebögen, beböglick,
bewohnbar.
176
5. Mit der Silbe ig. (Vergl. $. 107).
§. 112, Sie steht nur bei Haupt- und Zeitwörtern und etwa,
vier Bestimmungswörtern, als: kirnjU, kalt, daher häilig , kühl;
rögt, recht, davon rigtig; äir, altfr. ämg , arg, Comparativus erre,
Superl. irrigst; ijn (ilmn) ein, ihnig , einig. — 'Mit Zeitwörtern:
wären, wärig, dauerhaft; cliirig , dauerhaft zum Gebrauche ; kilnnig ,
kundig; Jiäppeu, gierig mit dem Munde oder Maule nach etwas
schnappen, daher happig, auf Erwerb erpicht, an sich raffend;
neren, närig, nähren, nährig, übertrieben erwerbsam, besonders
im Kleinen; tjäsen, tjäsig , rappelig, albern geschwätzig; vjäsen,
tyäsig, säumig, rauderig; slörren, slörrig , nachlässig, saumselig,
fahrlässig; prausen, praiisig , humpeln, hümplerisch, der mit der
Arbeit nicht fortkommen kann; mingen, 1. zaudern, 2. mischen,
mingig, zauderhaft; piescrn, albernes Zeug sprechen, picscrig ; ga-
sen, gänseln.wie eine Gans sprechen, (/ösi^, gänsig, albern; stieren,
slierig , schmeichlerisch, kosig; räiren, räirig , rührig; räjdden,
räjddig, räthig, wer sich in Verlegenheiten immer zu rathen und
zu helfen weiss; snäken, snähig , gesprächig, auch snüksaam; hieren,
i. hören, 2. gehorchen, hier ig , gehorsam, auiverhierig , das Gegen-
theil davon; iiercn, sich gcbchrden, Untier ig , ungebehrdig; ////sscm,
leiden mögen, U/issig , reinlich in Kleidern, u. s. w. , iinU/issig,
unreinlich; grihssen , grausen, gr'ihssig; läsen, necken, foppen,
täsig , gricklich, von sich beissend; fläscn , ausplaudern, fläsig ,
ausplauderisch, klatschhaft; fällen, fällig, recht ordentlich, ganz
wie es nur sein muss, dass es gut fällt; jewen, geben, joftig ,
ergiebig; tjäweln, tjdivlig, ränkisch; sprdweln, strampeln, sp^'divlig,
stramplig, zappelig; stjürren, steuern (wehren), stjürrig , wie in
bällsljürrig , dän. balstyrig, unbändig; dregen, dreglig , trächtig;
händig, bändig, unbändig, unbändig; fällen, fällig, fällig, von
Schulden; lätven, leben, läwentig , lebendig; belieiven, beliewig, be-
liebig; daagen, taugen, dügtig, tüchtig; rddden, räddig, wer sich
selbst retten kann, en rdddigen, wärigen Dring; strädden, gräten,
grätschen, slräddig; slämmern, stottern, stämmerig, stotterig; spä-
ten, spälig, von jungen Hunden und Katzen, die gerne spielen;
sträwen , i. streben, 2. streiten, sträw'ig , \. strebsam, 2. streit-
süchtig; Idivwen, keifen, kiwwig , keifisch; löwern, schwülen, vor
177
einem Gewitter, löwerig , gewitterschwül; Heren, 4. lernen, 2. Ichren,
lierig, ldgflieri(j , leichtlernig, bildsam; lörcn, lörren, lauern, lör-
rig, laurig, listig; sömjern, anbrennen, von Speisen, söiujerüj, an-
gebrannt; huppen, häufen, fnipig, häufig; bjdwsen, bellen, bjdw-
sig, von Menschen, die in einem bellenden Tone um sieh beissen;
plummcrn, plummerig, Irübe, vom Wasser, durch starkes umrüh-
ren; krdwiveln, kriechen, krdwUg , kriecherig; fdmmeln, tappen,
fämmelig, läppisch; sjdmmern, schimmern, sjdmmerig, schimmerig,
dämmerig, hervordämmernd.
4. Mit der Endung ish oder sh (und er, inge).
§. 'H5. a. Aus Hauptwörtern. Dät Swinn, swinsh, schweinisch;
hünnsh , hündisch; gecksfi , geckisch; kinsh, kindisch, von alten
Leuten, die wieder kindisch werden; slidhnsh, schelmisch; hdm-
melsh, himmlisch; jdrdish, irdisch; bibelsh, biblisch; üUläujnsh, aus-
ländisch; djngelsh, englisch; holläujns/i, holländisch; swedish, nissish,
preusish , isläujnsh, sieläujnsh, seeländisch; f'mläujnsh, ionnersli ,
tonderiseh; kelsh, kieliseh, pommersh , arabish, holstensh, persish,
indis/i , ungersh, römis/i, loiins/i, grie-isli , säksish, bdirish, bömisli ,
slamvish , sklavisch; tjüsh , deutsch; fränsJi, französisch; dänsli ,
dänisch; frdsh, friesisch; polsfi , polnisch; wdlsft , in käserwdlsli ,
kauderwelsch.
Die Silbe er kommt nur bei Ortsnamen vor, als: Hamburger
Wäre , Waaren ; Altonäer Bier ; Longhaurner Märked; Kcler ^mslieck ,
Kieler Umschlag; SInedammer Genewer; dät Hühssemer Märked;
jö Arröer Böliser , die Arröer Butter; dät Glückstähser Tugt/iüss,
das Glückstädter Zuchthaus; Hälliglävjnner Slidlfds/i , Helgoländer
Schellfisch; Lübecker Krdjngle, Lübecker Kringeln, u. s. w. Aus-
serdem hat man auch noch die alte Endung inge bei Ortsnamen,
wie: LönJialm, de LönhalUnge; Fair, de Fäiringe; S^ll (Silt), de
Sdllringe, der Silter; Ömrem, de Ömringe, der Amerumer; de
Näibüllinge , der Niebüller; de Maure, de Mauringe, der Moringer;
ßlaasbüllinge Bleuen, Maasbüllcr Mühle. Man sagt daher sowohl
Rihssinge als Rihssemer, ick bau en lühssinge und ick bdn en
Rihssemer.
b. Aus Zeitwörtern. Bitten, biltsJi , beissig; knipsh , schnip-
pisch; späten, spötsfi , spötliscli; gUibs/i , dän. und. nd. glubsk,
178
glubsch; snöxtnven, hier schnauben, snäws/i , rotzig, von Pferden;
sprecjen, spräksh, 1. gesprächig, 2. gul oder schlechi zu sprechen;
jämen, sich recken und gähnen , jäms/i , das Befinden nach einer
verschwelgtcn ]Nacht, dän. janisk; w/ijnslien, wiehern, ivriensh ,
\. von geilen llengslen, 2. von einem einhodigen Hengst; lumsJi ,
liickisch, liinlcrlislig, dän. luinsk, nd. lumsch.
r». Mit der Nachsilbe saam.
§. 114. a. Aus Hauptwörtern, wie frär/isaam, furchtsam; ihr-
saam, ehrsam; gewdllsaam ; mäutsaam , mühsam; b, aus Zeit-
wörtern: belänksaam, belög/saam , bedachtsam; wirken, wirkmam;
sparen, spärsaam; snäken, snäksaam, gesprächig; ägten, ägtsaam;
(jrausaam; naujen, näigsaam, genügsam; c. aus Adjecliven: Idng-
saam, langsam; i/insaam, einsam; sdlfcn, sdlisaam, seltsam; ge-
iincnsaam , gemeinsam.
Zusammensetzung des Bcstimmungsivorles.
§. 115. Das Bestimmungswort wird auf mancherlei Weise mit
andern Wörterklasscn zusamniengcsetzt, wie in: Gödfrügtig , got-
tesfürchlig; wrällkünnig , wellkundig; wrällbekännd , weltbekannt;
lönshierlick, landesherrlich; mönnshucli, mannshoch; bicligjunk, so
finster, wie in einem Blasebalge; fräudcdrnnkcn , freudetrunken;
haucklierd, buehgelchrl; liüsswdne , hausgewohnt; lüjddrögi , loth-
rechl; ifirgilsig , ehrgeizig; fäulkrick, volkreich; sännbränd , son-
nengebräunt; wäliscrldgt, wasserdicht; prlsswjdrdig , preiswürdig;
liaadlüss, kopflos; fägelfri, fehlerfrei; gjärsgräin, grasgrün; hdm-
melwenn, himmelblau; liönii'mgswäjll , honigsüss; isskävjl, eiskalt;
slijnhdrd, steinhart; fähserldgt, federleicht; hdr/ensgänjd , herzens-
gut; müssdüjdd, mausetodt; stöckmäyer , stockmager; spägelblänk ;
hläujdrick , blutreich, fägelfri, vogelfrei; snaiirlick, schnurgerade;
aadelsloU, adelstolz; sliölfjärdig , schussfertig; Iielprick, hülfreich,
Iiiilplüss , hülflos.
§ .110. Besonders gehören hieher noch die vergleichenden und
verstärkenden Zusammensetzungen , bei denen die Betonung sich
nach dem zu vergleichenden oder zu verstärkenden Gegenstande
richtet, \\ie in: biifimmsiark , baumstark; bläujdrüjdd , blulroth;
179
blmjdjuiuj, blutjung; blävjihürr, blutsauer; hlimjdenn, blutann;
itaal/idrd, stahlbart; äjt/isürr, essigsauer; slijnrick, stcinreicb;
siijnüjll, steinalt; safrängöhl, safrangelb; pdcksurt^ pechschwarz;
feesttjöck, faustdick; specktjöck, s^teckdick ; pdckjunk, pcchdunkcl;
snieivitt , schnceweiss ; stämvenskrönk , sterbenskrank; slöckduf,
stöckblmn, stöckdumm; speck fätt, Speckfett; bäirig/nich, berghoch;
pläsliwäjU, platschnass; düssbhek, todtenblass; iss(jlatt, eisglatt;
splinternägel , splitternackt, nagelnackt; splmtcmäi, sp/in/cr/mkel-
näi, nagelneu; lierldjtl, lurlierhijlt, winzigklein; ijllrüjdd, fcucr-
roth , u. s. w.
Anmerkung.
Viele zusammengesetzte Bestimmungswörter sind nur als abge-
leitete (derivata) zu betrachten, wie z. B. gölilseglig von jö Gölil-
segt, Gelbsucht; lönshierlick von Lönshiere, Landesherr; s/jäpmud-
derlick , von Stjäpmiidder , Stiefmutter; pöckärig , von Pöckär,
die Pockennarbe; sdmmerspötig , von Sdmmerspöte, Sommerspros-
sen; lönshdplick, von Lönshdpp, Landschaft, u. s. w.
§. H7. Mit einem Bestimmungsworte voran , wie in brünnrüjdd,
hraunrolh; willfrämd, wildfremd; iijllklauck, altklug; hdllgrdin,
hellgrün; Ijägtwenn , lichtblau, hellblau; bdtterwriess , bitterböse;
bdtteriäiet, bitterwenig; äienk/anck, eigenklug; äienmäget, eigenge-
macht, selbstgemacht; bUekrüjdd, blassroth; dufstumm; dummdris-
iig ; gräingöhl , grüngelb ; lidrdneket , hartnäckig ; surtpläcket ,
schwarzfleckig; löngmönet, langmähnig; sljögtneked , schlichtnackig
von kolbigen Rindern, die keine Hörner haben; wissiiäsig, nase-
v/eis; tmnhännet , dünnhäutig; tennshdnnel, dünnfellig; tjöckshdlet ,
dickschalig; iäigsidmmet, niedrigstämmig; krümmhätsct , krumm-
halsig; shiefhälset, schlefhalsig, u. s. w.
§. 118, Ferner gehört hieher das zweite Mittelwort (Partici-
pium) des Zeitwortes mit einem bestimmenden Substantiv oder
Adjectiv voran , wie in sträitiggd , strohgedeckt ; surtswäsen ,
schwarzgesengt; wäjlläsen, wohlgclitten; släipdrunken , schlaftrun-
ken ; stijnbeläid , steinbelegt ; krümmwrälisen , krummgedreht ;
hnlldmwügsen , holzumwachsen; wütbetägen , weissbezogen; täglbe-
bäggd , dichtbebaut; löngtägen, langgezogen; tennbesläien , dünn-
beschlagen ; grdklähss , graugekleidet ; hdllbestraalet , hellbc-
23 *
180
strahlt; fläujdämwaaget , flulhumwogt ; rickheläsen , reichbeladen ;
frisltälim , freigeschaffen; rippbetägen, reifbezogen; ängslbenümmen,
angslbenommen; ijUämlöget , feueruniflamnit; gldttsträgcn , glattge-
strichen; Iidrcl fräsen , hartgefroren; siersläien , wundgeschlagen;
fävgrünnen , feingemahlen; iä^thegräjn, dichtbewachsen; hucJislä-
gen, hochgestiegen; diepspldn, tiefgesplissen; riensliräwen , reinge-
schrieben; fästhünnen, festgebunden; wäjWürgen , wohlgeborgen;
fictispünnen , feingesponnen; äjmmgnälisen, wundgerieben; s/idrp-
släfim, scharfgeschliffen; wäjlgunnd , wohlgegonnt; wäjlbekünnd,
wohlbekannt; Idgtwiinnen, leichtgewonnen, u. s, w. Auch das
erste Mittelwort gehört hieher, welches sich, wie im Deutschen,
auf e7id endigt, als: de ijlhpäiende JSäirig , der feuerspeiende
Berg; de ihreliewende Mann, der ehrliebende Mann; da äieleddende
Hanne, die eierlegenden Hühner; huchträivend Urde, hochtrabende
Worte ; de fläsfiälisende Hünn , der fleischfressende Hund ; da
iwitliväddende Wilsscde, die salbadernden Frauenzimmer, u. s. w.
§. 419. Zusammensetzungen mit lüss, rick , fri, wjdrdig, füll,
fast, girrig, wallig, klaiick, hdrtig , fjärdig , mäujddig, segtig , erm,
faurmig , sdnnig , ragt, ivihsse, gleichen sehr den deutschen der-
selben Art, als: kraftlüss, helplttss; Idhselüss, los in den Gliedern
und Fugen; tranlüss, treulos; sdftlüss , gewätenlüss ; ärwlüss, erblos;
sältlüss, salzlos; liälslüss, von Handlungen, die den Hals kosten;
liflüss, leblos; i/irelüss , ehrlos; brüjdliiss , brotlos; brägenlüss,
hirnlos; frugtlüss; fäillüss , fühllos; iäislüss; shömlüss, schaamlos;
siellüss , seelenlos; mäujdlüss , täl/üss ; hdrtlüss, herzlos; urdlüss,
wortlos; sdnnlüss, sinnlos; shäselüss, schadlos; tögtlüss, gedan-
kenlos; gödlüss], gottlos; fidderlüss, mudderlüss ; twönglüss, zwang-
los; raucklüss, ruchlos; tijnstlüss , dienstlos; bjärdlüss , bartlos;
grüjinlüss, grundlos; smäylüss, geschmacklos: släiplüss, schlaflos;
hüddlüss, hautlos; häierlüss, haarlos; hanrnlüss, hornlos; wärklüss,
schmerzlos; ömclüss, athemlos; nömclüss, namenlos, u. s. w. —
rick, reich: urdrick, wortreich; dögedrick , tugendreich; frugtrick,
fdshrick , fäiilkrick ; ücrrick , lehrreich : kjdrlrick , kernreich ;
Iiöltrick; tvinnrick, weinreich; sdflrick, sältrick, gjärsrick , bläujd-
rick , wäliserrick , lällrick ; töglerick , gedankenreich ; sdnnrick ,
tiinnreich; ijdrick, torfreich, u. s. v,'. — fri: {all fri, zollfrei; sliällfn;
s/iölfri, schussfrei; fögelfri , vogclfrei; gewätensfri , gewissensfrei;
181
t'ijnslfri, dienstirei; postfri; lavmjfri, zwangfrei, u.s. w. — ivjänlig:
prisswjärdig , preiswürdig , lobcnswcrlli ; ägt ivjänlig , achtungswiirdig ;
ihrwjärdig, ehrwürdig; sträßvjärduj ; bewunmrnswjärdüj , u. s. w. —
füll: shdmfull, schaamvoll; saß füll, kraft füll, m^/ce/«// , ranke voll ;
mäuiefull, mühevoll; forMjnstfull ; mmjddfull , muthvoll; kummcr-
fiill, u.s.y/. — fast: sali fast, sattelfest; kapüclfäst; hönfäst, hand-
fest; sliötfäst, schussfest; ijllfäst, feuerfest; änkerfä^t, grünnfäsi;
bausemfäst, bodenfest, u, s. w. — girrig : (jijhßrrig, geldgierig ; hlmjd-
girrig, maurdgirrig , mordgierig; ruivgirrig , raubgierig, u.s. w. —
wdllig: tißnstwdUig, dienstwillig; frlwdllig, gäujdwdllig, äienwdllig,
mäujdwdlUg , u.s.w. — klauck: äicnklauck, eigenklug; sellewklauck ,
üjllklauck, dummklauck , u. s. w. — Itdrtig : grotthdrtig , stolz ; traulidr-
tig, äJimenhdrlig , bärm/idrtig , ünbärmhdrtig ; fdghdrlig , feigherzig,
u.s.w. — fjärdlg: tijmtfjärdig , Idgtfjärdig , räisefjärdig , shötfjärdlg,
sägelfjärdig , kiinstfjärdig ; spräickfjärdig , sprachfertig; müssfjärdig,
maulfertig; huchfjärdig, holfährtig, u.s.w. — mävjddig: Imchmäujd-
dig, hochmüthig; ijnmäujddig , einmüthig; /rtmäjyVMig', freimüthig;
auwermäujddig , übermüthig; wielimäujddig , wehmüthig; wftsmäiyrf-
dig , missmüthig, u. s. w\ — segtig, von Sogt, die Sucht, wie:
swinnsegtig , göhlsegtig, tvälisersegtig , fällsegtig ; iwer segtig , eifer-
süchtig; blieksegtig , striddsegiig , u. s. w. *. — erm: fäulkerm;
blävjderm , i. blutarm, arm bis aufs Blut, 2. arm an Blut; kaum-
erm, kornarm; urderm, wortarm; frugterm, u.s.w. — faurmig:
ijnfaiirmig , einförmig; ijns faurmig , einsförmig; bog e faurmig , ku-
g el faurmig , ring faurmig; sn dg ge faurmig , schneckenförmig; stongc-
faurmig, stangenförmig; fäpe faurmig, zapfenförmig, u. s. w. • —
sännig: Idgtsdnnig, shdrpsdnnig , slifsdnnig , starrsinnig; käujlsdn-
nig, kaltsinnig; äiensännig , eigensinnig, u. s. w. — rögt: lüjdd-
TÖgt, lothrecht; iväjnkelrögt, winkelrecht; räigelrögt , regelrecht,
u. s. w. — wihsse: krüsswihsse , kreuzweise; lägivilisse, schicht-
weise; dröppwihsse , tropfenweise, u. s. w.
* Es gibt auch Zusammensetzungen mit segtig, welche herzu-
leiten sind vom Vcrbum sie-en, sehen, wovon jö Slgt und dät
Sägt, Verb, sägten, zielen; z. B. kaurt segtig , w/ddsegtig, klarsegtig,
wonchen aber auch kaurtsigtig u. s. w. bestehen. Von dät Sägt
gibt CS auch Zusammensetzungen mit sdgtig , wie: faarsdglig und
faarsigtig, u. s. w.
182
Anmerkungen.
Die Zusammensetzungen mit Umstands- Zahl- und Verhältniss-
wortern kommen zwar häufig vor, aber die meisten derselben
sind von Haupt- oder Zeitwörtern abgeleitet. Die Silbe iin (un)
steht überall, wie im Deutschen, aufhebend oder das Gegcnlheil
anzeigend, wie: ünklauck, unklug; Unnjüttig, unnütz; üniöfrehse,
unzufrieden; ünrögt; unmänshlick , unmenschlich; ünnemöijlick ,
unmöglich; ün&iwcn , uneben; ünkrdstlick , unchristlich; ünpär,
unpaar; ünlick, ungleich, u, s. w. Mit Zahlwörtern, wie in yn-
fi'ijlUg, einfältig; twifärig , 1. zwiefertig, vom reifenden Getreide,
2. misslich, zweifelhaft, bunt verwickelt; twißauget , zweifügig,
von einem gewebten Zeuge ; ijnfänvet , einfarbig ; tuligbienet ,
zweibeinig; en segsfdjngerien Mdnshe, ein sechsfingriger Mensch,
/räs/rm^-ef, dreisaitig, en tienihrigen Dring , ein zehnjähriger Knabe,
m fieivihrs Ko, eine fünfjährige Kuh, u. s. w.
Mehrere bekommen bei der Zusammensetzung ein eingescho-
benes s, wie: gödsforjä/in, goltesvergesscn ; läwentsträt , lebens-
müde ; läwentssätt , lebenssatt ; stäirwenskrönk , sterbenskrank ;
wänslienswjärt, wünschenswerth; äujnddgtsfull, andachtsvoll, u.s.w.
Besonders gehören hieher die von solchen Substantiven abge-
leiteten Adjective, wo die Hauptwörter sich auf ing, sliapp und
Itäid endigen, als: erfäringsrick , erfahrungsreich; Iiiershappsmäsig ,
hcrrschaftsmässig ; frihäidsliewend , freiheitsliebend.
Das Adjectivum frdien, nd. friens, von frdien, steht als reines
Bestimmungswort, ohne Zeitbegriff, und bedeutet: heirathssüchtig.
Abänderung des Bestimmungswortes.
§. 120, Nur wenn es vor dem Hauptworte steht, leidet es im
männlichen Geschlechte und in der Mehrheit eine unbedeutende
Abänderung, die bloss darin besteht, dass man demselben bei
dem bestimmten Geschlechtsworte ein e anhängt, und mit dem
unbestimmten ihm die Endung en giebt, z. B. de grötte Mann,
en grötten Mann, da grötte Mann; weiblich und sächlich: jö grölt
Gävs, dät grött Hüss, pl. da grötte Gäis, da grötte Hülissinge, en
grölt Gaus, en grött Hüss, pl. grölt Gäis, grött Hülissinge.
183
Abänderung: Einheit, männlich, i Fall, de grötte, 2. Fall, de
gröltes, wenn es absolut steht; weiblich, I.Fall, jö grött , 2. jö
grötts; sächlich, dat grdtt, dat gratis; pl. da grolle, Genitiv, da
gröttes. Weder mit dem bestimmten, noch mit dem unbestimmten
Geschlechtsworte wird das Adjecliv je abgeändert, wenn es bei
dem Hauptworte steht, und dieses bekommt dann in beiden Zah-
len das Zeichen des zweiten Falles, nämlich ein s, angehängt,
als: de ricke Mönns Sahn, des reichen Mannes Sohn; jö hijlt
Fömmens Süsler , des kleinen Mädchens Schwester; dät snhrt
Sliätps Laumme; da Idjlle Dringcs Fiddcre, der kleinen Knaben
Väter. Auf diese Weise wird jedes regelmässige Adjectivum ab-
geändert.
Diejenigen, welche sich auf el endigen, bekommen im männ-
lichen Geschlechte und in der Mehrheit die Endung de, wenn
sie das bestimmte Geschlechtswort vor sich haben , wie z. B.
brauche l : jö brauchet Köwel, der bunte Weiberrock; dät brauchet
Bläi , die bunte Farbe; de brauchede Rock, da brauchede Kluhsc,
die bunten Kleider. Ohne Geschlechtswort: brauchet Kluhse; mit
dem unbestimmten Artikel: en brauchet Twehg , eine bunte Färse;
en brauchet Kulcto, ein buntes Kalb. Dagegen beim männlichen
Geschlecht: en braucheten Rock, en braucheten Hdjnst , ein buntes
Pferd. Dasselbe gilt von dem zweiten Mittelworte auf et, wenn
es beslimmungswörtlich steht, wie z. B. plaget: en plägelen Mdnshe,
de plägede Mänshe, da plägede Mdnshene.
Folgende, die sich auf /'endigen, verwandeln diesen Buchstaben
\n w, als: duf, gröf, stiff, shief, kief, lief-, struf, taub, grob,
steif, schief, überdrüssig, lieb, straff, als: de duwe Mann, jö
duw Wöff, dat duw Bjarn, pl. da dmve Rjame, dät stiw Bijn,
das steife Bein; de shiewe Slrüg , der schiefe Strich; de liewe
Göd, der liebe Gott; da hiewe Stnnne, die langweiligen Stunden;
dät gröw Lauert, die grobe Leinewand; da groive Kluhse, die
groben Kleider; de sliiewe Hals; de struive Tögel , der straffe
Zügel, u. s. w.
Die beiden Wörter gäujd (gut) und häujl (kalt) verlieren den
Umlaut und das j, wenn sie vor dem Hauptworte stehen, und bei
gäujd geht das d in das sanfte hs über, als: de Mann as gäujd,
de gauhse Mann , en gauhsen Mann; gaiihs Mdnshene, da gauhse Man-
184
sitene; dat gaulis Bauck, da gauhse ßaucke; de Wontcr as kiiujl ,
de kauh Wonler, en kaulen Wonter; jö kaul Hmjnn, da kaule
Hänjiine.
Nachstehende, die sich auf ss (sz) endigen, vei^Ueren den Um-
laut, und lassen das ss in das weiche Iis übergehen; es sind:
lüss, snilss, wriess, hüss, Hess, los, nett, zornig, heiser, leid,
als: de hl Ilse Pule, de snuhse Mdnslie, de ivrehse Fidder, en wreh-
seil Mönn, de liuhse Dring , u. s. w.
Die Wörter hucli, roch, blöch, fuch, driec/i, hoch, rauch (be-
haart), blöde, bange, verschlagsara , lassen ihr ch in g übergehen,
wenn sie dem Hauptworte vorgesetzt werden, als: de huge Bäirig ,
jö liiilig Türm, dät Iiti/ig Hüss, pl. da Imgc Bäirlge, u. s. w.; de
röge Rönim, der rauche Widder; de Möge Jönge, de fnge Ticner;
de driege Trölling, das verschlagsame Brot.
Adjective mit der Endung elt behalten ihr t, auch in der Mehr-
heit, wie döivelt, als: de döivelte Sömc; de tröwelte Träjdd, der
dreifach gezwirnte Faden; de spaaweHc Urder , der weiss und
gelb gesprenkelte Enterich ; da prägelle Hösc , die gestrickten
Strümpfe, u. s. w.
Adjective auf en gehen nach der Regel, z. B. tiimen, wer sich
nicht zu etwas bezähmen kann, als: de tämene Fidder, jö tarnen
Miidder; de släjllene Häge, en stäjllenen Häge, eiserner Haken; jö
stäjllen Faurk, die eiserne Gabel; en stäjllcn Faurk; da släjllene
Faurke, stäjllen Faurke, eiserne Gabeln. Ebenso beim zweiten
Mittclworte auf en, wie de grünncnc Rogge, der gemahlene Rog-
gen ; jö brägcn ^gs, die gebrochene Axt, u, s. w.
Diejenigen Adjective, welche sich auf einen Vocal endigen,
werden regelmässig abgeändert, nur muss derselbe scharf betont
werden, als: fri, frei, rä, roh, grä, grau, wie, übel, spie, zart,
läi, lau, laai, faul, näi, neu, näi, nah, shu, scheu, wru, brün-
stig, von Säuen. De fri-e Mönn, en f'r'ien Mönn, da frie lUänn;
so auch de rae Slidjnkel, der rohe Schinken, en rden Slidjnkel,
und ebenso bei den übrigen: degrde, engrden, de iviee, cn iviecn,
de spiei!, en spieen, de läie, en läien, de laaie, en laaien, de näie,
en näien, de näie, en näien, de shiie, en sliuen, da wrue Söge,
die brünstigen Säue.
Das einzige Adjeclivum stäkels, arm, bedauernswürdig, von
185
de Släkel, eiicidet nie eine Abänderung, in welchem Geschlechlc
und welcher Zahl es auch stehen mag , als : de släkeh Dring ,
da stäkeis Dringe, en stäkeis ermen Mdnshe; jö stükels Wüssed,
das arme Frauenzimmer, u. s. w.
Hinter den Hauptwörtern oder nach denselben stehend, be-
halten alle Bestimmungswörter ihre unveränderte Form , und eben-
so im weiblichen und sächlichen Geschlecht in der Einheit, wenn
sie denselben vorgesetzt werden.
Die Abänderung ohne Geschlechtswort kommt meistens nur in
der Anrede vor, als: gauhse Frünn, wät wäht? guter Freund, was
willst du? üjlle Stäkel, kam md, alter Armer, komm mit! Lieive
Braiihser, pl. liewe ßrauhsere, lieben Brüder; lieiv Süster, wehs
äi ivriess, liebe Schwester, sei nicht böse. — Unverändert steht
das Adjecliv, ohne Geschlechtswort, in der Mehrheit, wenn man
allgemein spricht, wie z. B. huhg Mellene häwe de mäste Winn-
fang, hohe Mühlen haben den meisten Windfang; üjll Fäulk kou
harn äi sellew helpe; ahmen ßlöhre läjtte Win7t in, offne Mauern
lassen Wind ein.
Steht ein bestimmtes Zahlwort vor dem Bestimmungsworte,
so wird das letztere nicht abgeändert, als: twäier grott Hanne,
zwei grosse Hunde; tulig jung Kälte, zwei junge Katzen; trdbrünn
Häjnsle, drei braune Pferde; fieiv üjll Secke, fünf alte Säcke;
trd riijdd ^plc, drei rothe Aepfel; twäier ^nkre Bier, zwei An-
ker Bier ; trd blank Daalere , drei blanke Thaler ; hunnert näi
ßaucke, hundert neue Bücher. Nur das Zahlwort an macht hier-
von eine Ausnahme, als: an Idjtten Fögel , ein kleiner Vogel;
an gauhsen Mdnshe liäw ick dog fünnen, einen guten Menschen
habe ich doch gefunden; an J/önn as nög faar ijn Wo ff, ein
Mann ist genug für eine Frau. Der zweite Fall hat auch hier
sein s, wie z. B. an gauhsen Manshcs Help as bähsere, as tien
Slüngeles, eines guten Menschen Hülfeist besser, als die von zehn
Schlingeln. Dasselbe gilt von dem allgemeinen Zahlwortc nän
(kein), als: dät as nän üjllen Mann, das ist kein alter Mann; nän
grotten Shäse, kein grosser Schade; ebenso: jö Kö hct nän lan-
gen Stjärt, die Kuh hat keinen langen Schwanz; de Hilnn hei
nän spassen Töle, der Hund hat kein spitzes Maul; hähsl nän
24
186
näicn Bögger' hast du keinen neuen Roggen? nän näien Bahr?
tiän üjllcn SäihsF u. s. w.
Die zueignenden Fürwörter: man, mein, dein, dein, sän, sein,
harren, ihr, im männlichen, und min, din, sin, harr, im weibli-
ehen und sächlichen Geschlechte und in der Mehrheit, so wie
unken und junken im männlichen , imk und junk im weiblichen
Geschlechte der Zweiheit (im Dualis), und ühsen (unser) im männ-
liclien, so wie ühs, jdrringe und jßre im weiblichen und sächlichen
Geschlechte und in der Mehrheit, bewirken dieselbe Abänderuns:
des Bestimmungswortes, wie das Geschlechtswort, was ebenso
in der Apposition beim persönlichen Fürworte: ick, do, härdät,
hat, jo, pl. ICC, jdm, ja, wdt und jdi gilt, nur dass bei den letz-
tem der zweite Fall fehlt. Einige Beispiele mögen diess erläu-
tern, als: man erme ßrauhser, ddn witle lläujdd, sdn Idjtte Nor-
hdcker, harren kränke. Sahn, mein armer Bruder, dein weisser Hut,
sein kleiner Norbacker (Pony), ihr kranker Sohn; im Pluralis:
min, din, sin, harr für alle. Weiblich und sächlich: min braaio
Dögter, din iijll Hilss, sin jung Wöff', hdrr näi Kapp, pl. minbraaive
Dögiere, din iijlle Hühssinge, u. s. w. Dualis: unken 7iäie Wäien,
unser (beiden) Wagen; junken ricke Fidder, euer (beiden) reicher
Vater; weiblich und sächlich: unk kränk Süster , junk witt Äjck,
unsre kranke Schwester, eure weisse Stute; pl. unk näie Släiwle,
unsre neuen Stiefeln ; junk gräine Rocke, eure grünen Röcke, u. s, w.;
ühsen grotte Tiinn , unser grosser Garten; weiblich und sächlich: iUis
grd Gaus, unsre graue Gans; ühs fätt Sivhin, unser fettes Schwein,
pl. ühs gräii Gäis, ühs fälle Swinn; jdrringe grolle Klämp, euer
grosser Schober; jdre gräin Hüss, ihr grünes Haus; jdrringe suhrt
Shäip, euer schwarzes Schaf; jdrringe düjdde Shäip, eure todten
Schafe, u. s. w. Ich erme ßlänn, ich armer Mann; me erme
ßlänn, mir armen Manne, und: mich armen Mann; do erme Stäkel ,
du armer Wicht; üss erme Mann, uns armen Männern, und: uns
arme Männer; de erme Mann, dir und dich armen Mann; de
crem Fämmcn, dir armen und dich armes Mädchen; we erme
Mdnshene, üss erme JIdnshene, ja erme S takle, sie armen Wichte,
U.S.W. Dualis: wdi erme Dringe, wir zwei arme Knaben; jdt
erme Jängens, ihr zwei arme Jungen; unk erme StäkJe, uns zwei
187
armen Wichten; jnnh ermo. Mdns/tcne, euch zwei armen Menschen,
und: euch zwei arme Mensciten.
Die allgemeinen Zahlwörter: alle, faalc, mdnning , liaaiv, nun,
nijn , läiet , alle, viel und viele, einige, keinen, keine, wenig
und Avenige, wohin auch sdm, etliche, gehört, werden so ge-
braucht: all min rüjdde ivinn ds dninhen, all mein rother Wein
ist getrunken; all min göhl Bö/iser ds dp, alle meine gelbe Butter
ist auf, nämlich verzehrt; alle gauhse ßldnshenc bälisige an büß,
alle gute Menschen beten und arbeiten; Jiälist dö- {aale suhrt
Staurke säjnF hast du viele schwarze Störche gesehen? he liet
manning sulirt Hdjnste käft, er hat viele schwarze Pferde gekauft;
ick häw haaw will Spärrige säjn, ich habe einige weisse Sperlinge
gesehen; ick häw all haaw jung Laumme säjn, ich habe schon
einige junge Lämmer gesehen; he het nän grollen Tünn hdi 't
Hüss, er hat keinen grossen Garten am Haus; jö het nijn näi
Säirke an Smöcke sdid, sie hat keine neue Manns- und Weiber-
hemden genäht; he het man läiet rüjdd Ke, aurs faale grd, er hat
nur wenig rothe Kühe, aber viele graue; sdm üjll Mdnshene sice
bähsere as manning 'n jungen Twiller , einige alte Leute sehen
besser, als mancher junge Bursche; hähst noch mörr üjllen Win7iF
hast du noch mehr alten Wein?
Anmerkungen.
i. Eine Eigenheit der nordfriesischen Sprache ist es, dass sie
auch dem zueignenden Fürworte das Geschlechtswort dann vor-
setzt, wenn nach jenem ein Adjectivum folgt, als: de man Idjlte
Dring, mein kleiner Knabe; jö diu groll Dögter, deine grosse
Tochter; de sän grolle äujnnete Jönge, sein grosser unartiger Jun-
ge; de ddn grde Rock, dein grauer Rock; de hdrren kränke Brauh-
ser, ihr kranker Bruder; jö min Idjtt Getreu, meine kleine Catha-
rine; de ddn rüjdde Kräjdder, dein rother Hahn. Sogar wenn
das Pronomen possessivum allein vor dem Hauptworte steht ,
setzt man oft demselben auch noch das Geschlechtswort vor,
z. B, de man Dring, jö min Dögter, u. s. w. , was aber nicht zu
billigen sein dürfte. Man sagt aber auch ohne Geschlechtswort:
man Shauch, min Döiviv, harren Häujd, hdr Short, unken Wäien,
junk Gijl, ühsen Hünn, jdrringe Bjdrne, ühs Jöngense.
24*
188
2. Stehen mehrere Adjective vor einem Hauptworlc, welche
dasselbe näher bestimmen, so werden sie immer wie das erste
abgeändert, je nachdem Geschlecht und Zahl es erfordern, z. B,
de tyilc, däsige Mann, der alte alberne Mann; de Idjtte, mhrte,
wdnlicke Hünn, der kleine, schwarze, freundliche Hund; enldjUen,
sukrten , ivdnlicketi Hünn, dät Idjtt mjögsig , fordünven Krät, das
kleine, schmutzige, verdorbene Ding.
Die Steigerimg (Comparalio).
§. 121. Der gewöhnliche Stand des Bestimmungswortes (Posi-
tivus) wird dadurch in den vergleichenden (Comparativus) erho-
ben, dass man jenem die Silbe ere anhängt, und der höchste
Stand (Superlativus) wird durch ein angehängtes st gebildet ,
wie: läig , läigere , läigst , niedrig; fast, fästcre , fastest, fest;
slring , stringere, stringst, strenge; diep, diepere, diepst, tief, u- s. w.
Folgende sind mehr oder weniger unregelmässig.
driech , driegere, driechst , verschlagsam , lange vorhaltend, dän.
dröi ; hlöch. Magere , blöclist , blöde; 7'öcli , rögere, röchst, rauch;
huch, Imgere, huckst, hoch; fuch, fugcre, fuchst, bange; gäiijd,
bähserc, beest, gut; käiijl, kaulere, käujlst und kauist, kalt; duf,
duwere, dufst, taub; stiff, stiwwere, stifst , steif; gröf, gröwcre,
gröfst, grob; shief, shiewerc, shiefst, schief; struf, slrmvere, strufst,
straff; lüss, lusere, lusest, los; snüss, snuserc, snusest, nett; fier,
fdrre, fdrrest, fern, auch fierere, ferst (im Räume, jenes in der
Zeit); wriess, ivresere, tvresest, böse, zornig; äirig , erre, irrigst,
arg; näi, nirre, näist, nahe; üjll, allere, älst, alt; lö7ig, längere,
längst, lang; lähs, lähsere, lest, spät; faale, murr, mäst, viel;
läiet, mdnnere, mdnnst, wenig; mdnning , mörr , mäst, viel, man-
che; edder, ihr,jdrst, früh; öfting , 5 fingere, öftingst, oft; bück-
ket, bückedere, bücketst, dick, und so bei allen, die sich auf ef
endigen, wie braucket, braiickcdere , braucketst, bunt; und eben-
so beim zweiten Mittelworte des regelmässigen Zeitwortes auf
et , wie bedrvwwet, bedrüivwedere , bedröivwetst , betrübt; huppet,
huppedcre, huppetst, gehäuft. Alle übrigen sind regelmässig und
bekommen nie den Umlaut.
189
Einige Klang synonymen .
§. 422, Witt, weiss, widd, weit; läi, lau, laai, faul, träge;
junk, dunkel , JM«/;; , euch beide, euch beiden; hall, hell, Jiäll^
gerne; swär , schwer, swär! antworte; läbben, lebendig, lebhaft,
läbben, släbben, aullecken; fätt, fett, dat Fat, das Fass, die
Schüssel; segt, seicht, segt, gesucht, jö Segt, die Sucht; gläi,
froh, glaai! schlüpfe; rick, reich, rieck! räuchere; satt, satt,
satt, sitze; bär, cnlblösst, baar, haar vom Gelde; ivdss, gewiss,
was, war; Idck, leck, dat Lack, der Lack; edder, früh, de Ed-
der, die Ader; lähs, spät, leefis! lies; string , strenge, de String ,
der Strang; noch, noch, wö(/ , 4. genug, 2. gar, o. wohl, als:
ick bdn kirr noch, ich bin noch hier; dät as nög , das ist
genug; dät Flash as nög, das Fleisch ist gar; trau, treu, trau
hdm äi! traue ihm nicht; sidd, zu lang, von Kleidern, jö Sidd,
die Seite; sdnnig , sinnig, sahnig, sehnig; hüss, heiser, de Hühs,
die Heimalh; stijnnen, steinern, ja stijnnen, sie standen, ick häw
stijnnen, ich habe gestanden; dllern, ellern, aus Ellernholz, al-
lem, altern, Verb,; kief, überdrüssig, dat Kiff , die Keife, von
keiien ; fällig , ordentlich, gebührlich, fdllig, fällig, von Schulden;
saalig, selig, sdlig , nur halb klug; ivägsen, wächsern, ivägsen,
erwachsen, {ivüchsen, gewachsen); tvriess , böse, ick wriess , ich
drehete, von wrihssen; rüjdd, roth, dä.1 Rüjt, eine Krankheit des
Rindviehes, die vom Blute herrührt; trüff, recht gesund, trötviv!
drohe; bdtter, bitter, bdlt 'r? beisst er; dät Lähser, das Leder,
lähsere, später; deJönge, der Junge, Knabe, de Junge, der Junge,
Jüngere; stäjllen, eisern, 7a stäjllen, sie stahlen.
Sinnverwandte fVörter aus den Adjectiven.
§.425. 4. Vom Befinden: maai, so ziemlich, erträglich; äselick,
nur sehr mittelmässig; fdmplick, nur so so! hijnn, schlecht,
2, Siitm, gesund, tähss, ziemlich gesund, trüß', kerngesund.
3. Snurrig^ körtswillig , klöftig , drollig. Körtswillig, von jö Körts-
will, die Kurzweil, beisst auch überhaupt spasshaft, scherzhaft;
klößig ist am nächsten mit drollig verwandt, enthält aber zu-
190
gleich den Nebenbegriff des Sinnreichen , Unerwarteten und Uc-
berraschenden in sich, wie jö Klöfl, aus welchem Worte es
gebildet ist, dän. klögtig, von klög (klug), en Klögt, wörtlich die
Klugt; snurrig und drollig, wie im Deutschen.
4. Sörr, bäish , bdtter, struf, liärsh. Surr oder surr, sauer;
bäish, widerlich sauer und bitter, wie z. B. der Wermuth, zu
alt gewordner Rahm und die daraus bereitete Butter; bditer, bit-
ter; struf, stramm, herbe; liärsh, ranzig.
5. Trung , önglick, angst, fiich , sim , fäg, mäiijdlüss. Trung
(tröng) bezeichnet besonders die Beengung der Brust, welche die
Furcht mit sich führt, daher auch noch trungburslig für engbrü-
stig; anglich, die innere Angst, und ein unheimliches Furchtge-
fühl, das sich im Blicke zeigt, daher: helaucket so anglich, er
sieht so angstvoll; angst, wie im Deutschen; fiicli, das plötzliche
Erbangen, so auch forslirdcket , erschrocken; situ, scheu; mäujd-
lüss, muthlos.
6. Sharp, string , scharf, strenge; Shdrphäid, Stringhäid.
7. Klien, Ihm, shrdjnhel. Klien ist dünn und schwacli, auch
klein; sonst ist klein aber Idjit , ud. lüjtt, als: en Idjtten Hünn,
en Idjtt Stock; tenn, dünn; shrdjnhel, dünn und schwach von
Beinen; shräjnkelbienet , dünnbeinig; wdt kaurt an klien mägen, et-
was kurz und klein machen.
8. Gäitjd, ordentlick, trau, fällig, von Arbeiten, die man thut
und macht. Ordentlick, trau und gäujd entsprechen den deutschen
Wörtern: ordenthch, treu und gut; fällig und tö Gägens, so,
dass nichts daran auszusetzen gefunden werden kann.
9. Lüjddrögt, sdjnkrögt, lick dp an dähl, lothrecht, senkrecht,
gerade auf und nieder.
40. Strömtn, stramm, struf, straff, när, enge, knäp, knapp.
^\. Trästlüss, trostlos, ünträstlick , untröstlich.
12. Mal, wriess, bister, dpbrögt, ümvdllig, tdsig , hdftig, will,
forbdttert. Mal, toll, mälhaadet, mal äiijn V Haad, tollköplig,
jähzornig; en mal Läivent, ein tolles Leben; en malen Jönge,
ein wilder Junge ; ivriess , zornig ; bister , ganz in Harnisch ;
dpbrögt , aufgebracht ; ünwdllig , unwillig ; tdsig , gricklich , von
tdscn, necken; hdftig, heftig, ?üi//, wild, forbdttert, erbittert.
15. Hijnn, schlecht, eldndig , elend, grämlick, grämlich, klag-
191
lick, kläglich, von hlätjcn ; dät sjögt man/iijnn, elümlifj , grämlich,
kläglich illt.
U: Länig , biegsam, gelenkig; smiesig, geschmeidig.
4a. Plump, plump; tijöl, limven fällig. Njöl bezeichnet den
höchsten Grad der Plumpheit, Derbheit und Schwerfälligkeit;
liäwcn fällig bezieht sich mehr auf das Ungeschlachte und Töl-
pelhafte im Benehmen,
dC. Däsig , albern, ijnßijllig , einfältig, Imlewbägen , halbge-
backen, nur halb klug; wdlsh, welsch, quersinnig; auwerlänsh,
wörtlich: oberländisch, womit man einen Menschen bezeichnet,
der sich albern und übermüthig, kurz, Avie ein Narr geberdet,
und Nichtachtung oder gar Geringschätzung gegen Andere dabei
zeigt.
17. Bedeget, üjll, aller ägüg , töihrs, ütüäivet. Bedeget, belagt,
iijll, alt, ällerägtig, ältlich, töihrs, bei Jahren, üülmvct, abgelebt.
48. Nätt , nett, snüss , geschniegelt, propre, sauber, fläid,
geputzt, ivijllig, stjüllig, staatlich, stattlich; äpßäid, in Bezug auf
die Kleidung , wijllig und stjüllig beziehen sich besonders auf
den bunten Farben Wechsel im Schmucke oder Anzüge , staatlich
auf Pracht und Kostbarkeit; dp/läid, aufgeputzt, herausgeputzt,
von fläien, 1. ausbessern, 2, aufputzen; smnch, hübsch.
19. Brauchet, bunt, spräjnhelt, gesprenkelt, spaatvelt, gelbge-
sprenkelt auf Aveissem Grunde, spötet, scheckig, plächct, fleckig.
20. Göddlüss, gottlos, gödsforjähn, gottesvergessen, raiichlüss,
ruchlos, fohl, boshaft.
24. Grihsslich , grässlich , hdsslich, hässlich , ahshäulick ^ abscheu-
lich.
22. Grötlsh, wörtlich: grössisch, grotlhdrtig , hnchfjdrdig , Ituch-
mänjddig, lauter Bezeichnungen für die verschiedenen Arten und
Grade des Stolzes, die sich leicht übersetzen lassen.
25. Stüjnsh , zurückstossend stolz und kalt , dän. sprynsk ;
knähpsh oder knipsh, schnippisch.
24. Käim , geziert blöde ; sdmper , geziert , zimperlich , spar-
sam im Zulangen, wenn etwas zum Genüsse dargeboten wird;
käim ist auch empfindlich.
29. Sdnnig, sinnig, faarsdgtig , vorsichtig, hetögtsaam, bedacht-
sam.
192
26. Mäujddic) , mutliig, tdppcr, tapfer, forwaagen, verwegen,
dristig , dreist, kriess, keck, kühn.
27. Ünaardig, unartig, ünliö/flick , unhöflich, ünforsliaamel ,
unverschämt.
28. Drimhen, trunken, besälim, besoffen, berühsset, berauscht,
beshängd, wörtlich: beschenkt.
29. Gäiijd, gut, iväjl, wohl, braaw, brav.
50. Dägtig , tüchtig, drd flick, trefflich, von dräwen, ti^effen.
51. Käserwdlsh , kauderwelsch, ündötlick, undeutlich.
32. Tivdrr, quer, wrdhsen, verdreht, krümm, krumm, shief,
schief.
55. Käiijl, kalt, kjölig , käilig, kühl, Idi , lau.
54. Tömm, zahm, meek, überaus zahm, khre, von Hausthie-
ren, als: cn meken Hdjnst, ein Pferd, das sich jede Behandlung
gefallen lässt, wenn sie nicht in Grausamkeit ausartet.
ob. Klüm, klamm, fug Hg , feucht, wäjll, nass; de Wäjt, die
Nässe.
50. Klomm, stlff , forköUigl. Klomm, steif, vor Kälte, stiff, steif,
forkölligt, fast vor Kälte umgekommen; forkülligen , vor Kälte
umkommen ; forklaamen , von klomm.
57. Kränk, krank, krönklick, siväck, schwach, swäcklick, ün-
sünn, ungesund, shrdwlick, nichts vertragen könnend, ohne zu
kränkeln.
58. Wärm, warm, liijtt, heiss, Idi, lau; de Wärmd, de Laie,
ein lauer, schützender Ort; de Hdjtt, die Hitze.
0^. Ldbben, 1. lebendig, 2. lebhaft; häddcr , heiter, läwentig,
lebendig, noch am Leben.
40. Hastig, hastig, slönig , schleunig, wiecker, wacker, gdiv,
"eschwind.
41. ß/örrig , mürbe, nög oder nöcli , 1. genug, 2. gar, von ge-
kochten Speisen; mörrig Flash, mürbes Fleisch, dät Flash as noch,
das Fleisch ist gar; das Gegentheil von rd , roh.
42. Mörrig, s. o.; raset, faul, verfault, bröglick, brüchlich;
röset, vom Holze, morsch.
45. Nägel, bär, bär, amen. Nägel ist nackt; bar, bär und
amen, bloss, bar, unbedeckt; amen ist übrigens: offen, und ist
das Gegenlhcil von dicht, und von zu oder geschlossen. Man
195
sagt : bärbienet und härfäujltet , so wie ämenfiaadet statt bür-
oder iiägelliaadet.
44. Läig, niedrig, diep, tief, s/iör, schroff, steil, steil. Die
jähe Tiefe eines Sees oder irgend eines Gewässers ist dat
Shör, und diess ist auch der ursprüngliche Hauptbegriff in dem
englischen Worte a shore, nämlich ein schroffes oder jähes Ufer.
Dät (jöiitjt shör dp an däJd, jähe auf und nieder.
45. Jähr, theuer, kostbaar, kostbar. Aus jöhr wird de Jöhrke,
der tlieure oder zu hohe Preis, welches Wort auch für Theurung
gebraucht werden kann, sonst jähr Tidde, theure Zeiten, genannt.
46. Dö^/icÄ;, deutlich, klär, klar, begripplick, begreiflich, fähse-
lick, fasslich.
47. Klär, fjärdig. Klär, fertig mit etwas, fjärdig, fertig in
etwas, als: Ick bdn klär md min ^rbed, ich bin mit meiner Ar-
beit fertig; he ds fjdrdig äujn't Rägnen, er ist fertig, geübt im
Rechnen; tö 't Jhnne oder (6 't Ijnne, zu Ende.
48. Äiwen, sljögt, fläck. ^iwen, eben, von Flächen; sljögt,
schlicht; fläck, flach, seicht, vom Wasser: dw äiwen Slj6(/tc, ist
ohne alle Veranlassung, ohne eine erkennbare Ursache, wie z.B.
he slaug me dw äiwen SIjögte, er schlug mich ohne alle Veranlas-
sung dazu; he feil div äiivcn Sljögle , er fiel ohne Ansloss; dät
kaum dw äiiven SIjögte, es kam von selbst, u. s. w. Sljögt und
läig steht auch für schlecht, niedrig, als: en sljögten, en läigen
Strdg , ein schlechter, niedriger Streich.
49. Äiwen, sägt, sdnnig , md Lampe, älläiwen. Aiwen , leise
im Sprechen und Gehen ; beim Sprechen das Gegen theil von
gröllem, laut, beim Gehen von gdw, hastig, geschwind; sdnnig,
sinnig, ohne Geräusch; allähven, allmählig; efler 'e Häujnn, nach
und nach; md Ldmpe, mit Glimpf, gelinde; huhm md wdt Idmpen,
gelinde mit etwas verfahren, huhm eftcr en Ausern lämpen, sich
nach einem fügen. Aiwen, als Adverbium, ist eben, neulich, als:
he het hirr äiwen wähn, er ist eben hier gewesen.
50. Sierem, swär, lidrd. Sierem, stark, nachdrücklich beim
Schlagen, en siermen Slieck, ein heftiger, schmerzhafter Schlag;
umstandswörtlich ist es: sehr, als: he ds sierem rick , sierem
kränk, sierem mal, er ist sehr reich, krank, entrüstet; swär,
schwer; hdrd, hart.
26
194
M. Aiensännig, eigensinnig, äicnwällig , eigenwillig, äienräjd-
iUg , eigenräthig, wähserwamiig statt wä/iserwijnnig , ■wetterwen-
disch. Ferner: tivim-, quer, twär sinnig , quersinnig, härdneket,
hartnäckig, starrköpfig.
52. Jeftiy , von jeiven , geben , abwerfen , ist ergiebig , vom
Getreide und von Feldfrüchten; frugthaar, fruchtbar, vom Boden.
53. Tivifärig [tivißdrdig) , zwieferlig , ünlick , ungleich , brauchet ,
bunt. Twifjdrdig sagt man vom Getreide, das gleichzeitig gesäet
worden ist, aber nicht gleichzeitig reift, z. B, Hafer auf einem
und demselben Acker, Auch gebraucht man twifärig von Sachen,
deren Ausgang noch zweifelhaft ist, und sagt dann: dät sjögt
noch twifärig ütt! dät sjögt brauchet ütt! es sieht bunt aus.
54. Laai , trang , löngsaam. Laai , faul , traug , träge , beson-
ders von demjenigen, der schwer an die Arbeit zu bringen ist;
löngsaam, langsam.
55. Twidö/issig , zweideutig, forblömet, verblümt, nnäientlick,
uneigenllich.
56. ISäw , genau, gitsig , geizig, tt^önglick, fdzig, knauserig,
knäp, karg.
57. Graf, grob, ünforshaamet , unverschämt, sJiömlüss, schaam-
los.
58. Främd, fremd, üttiävjnsh , ausländisch, auwerlänsh , s. o.
59. Jung, jung, frisli , frisch, näi, neu.
00. Edder, früh, tiddig , zeitig, tisnög [tidsnög], früh genug;
das Gegenlheil ist lälis, spät.
Gl. Bloch, blöde, trung, bange, forlägen, verlegen, befangen;
Gegentheil: dristig , dreist, frmäujddig , freimüthig.
02. llijl, ganz, fuUständig, vollständig; hijl cn all, ganz und
gar.
05. Tjöglick, von Ijöck, dick, etwas beleibt, kröppet, beleibt,
bücket, dick, däilick , von däien, gedeihlich, Subst. jö Däged;
nnnersdtsig, untersetzt, vierschrötig, Ijöck, dick, nur von Sachen
und Schwangern , bücket , von Menschen und Thieren , aus de
Bück, der Bauch.
64. Bequähm, bequem, meklici, gemächlich, töpäss, zupass.
03. Magiern, nüchtern, wenn man des Morgens noch nichts
genossen hat, ähserig. nüchtern, wenn man nicht besoffen ist.
1915
06. Hall, gerne, wdlliy , willig, (jäiijdwdlliij , gutwillig.
67. Nijdlick {nüjdlicli) , Icmnmerlick, när , inknälim , sind besonders
sinnverwandt, wenn von einem kümmerlichen Sitze die Rede ist;
nijdlick, von Niijd (Nolh), wenn man sich nur mit genauer Noth
hallen und bewegen kann; iiär, eng, inhnähm, eingeknilTcn.
68. Löm, lahm, hält, hinkend, daher: laamcn, lahm gehen,
forlaamen, erlahmen und iähmjn; liäjnkcn, auf einem Beine hüpfen;
hallen, hinken.
69. Wieh, übel zum Erbrechen, weh, owel, übel , hijnn 16-
mmßs, schlecht zu Muthe. Wärk- an Wiehdege, Schmerz- und
Wehtage.
70. Ljägl, licht, hdll , hell, klär, klar; daher Ijöglen, leuchten,
de Ljügter, die Leuchte; der Leuchter ist de SUiujnner , d.i. der
Steher.
71. Fälis, äiijnnet {ünnjöU), üngelaagen, will, ilUlel, forlägen,
imaardig. Lauter Unarten der Kinder bezeichnend. Fähs, kin-
disch albern aus Verzogenheit, äujnnel, ungehorsam und unnütz,
üngelaagen, ungezogen, ivi'/, wild, üUlet, ausgelassen, forlägen,
verzogen, ütiaardig , unartig.
72. JSärsh, barsch, string , strenge, wriess, böse, unwillig.
73. £oll, stumpf an der Schneide; stump oder stiimpel be-
zeichnet den Mangel der Spitze an einem Dinge. Das Gegenthcil
von bo/l ist shdrp, von slumpet und biUt, spdss, spitz.
74. Gröf, grob, bull, grob und bärbeissig; he siväret ällidd
so butt, ds so bull; bull, ist auch kurz und dick.
75. Gläi, froh, dän. und engl, glad; fräulick, fi'öhlich, liäd-
der, heiter, fornäigd , vergnügt, dprömd , aufgeräumt, dpläid ,
aufgelegt, töfrese, zufrieden, löcklick, glücklich.
76. Rien, rein, rienlick, reinlich, lihssig , von Wissen, leiden
mögen. Rien und rienlick kann überall angewendet werden, wo
es im Deutschen steht; lihssig wird aber vorzugsweise nur von
Menschen (bisweilen von Hausthieren) gebraucht. Wer sich rein
und sauber, und von Ungeziefer frei hält, der ist lihssig; das
Gegentheil ist ünlihssig.
77. Aien, eigen, tvdlsh, quer, wunnerlick, wunderlich,
78. Wäir, wahr, xvdss, gewiss, säker, sicher, löforlajlUg , zu-
25^
196
verlässig, üntwlwelbaar , unzweifelhaft. Von ivdss ist de Wasse,
die Gewissheit.
79. Plünnig, lumpig, forräiven, zerrissen, slörrig äujn e Kluhse,
nachlässig in den Kleidern.
80. ^gnig , spreuig, siingig , grannig, sliäwig , schäbig.
8d. Eäjddig, räthig, wer sich immer zu ralhen und zu helfen
weiss; äiijnshlägig , anschlägig.
82. Sivär, schwer, pännig , pfundig, wdgtig , gewichtig.
85. Pidgtig, verpflichtet, forbünnen, verbunden, shüllig , shäjl-
lig , schuldig.
84'. Strippelt, gestreift, rüttet, gewürfelt, gerautet, rauset,
geblümt, von Geweben.
85. Bällstjürrig, üntierig, ungebehrdig, unbändig, unbändig.
86. Slämm, äirig , hijnn, sljogt, schlimm, arg und schlecht.
87. Sldmm, klauck, sndll, wiss. Stamm ist hier so viel als
verständig, lie as sldmme nög, er ist gescheidt genug; en stam-
men Mdns/ie, kann daher heissen ein schlimmer und auch ein
gescheidter Mensch, nach der jedesmaligen Geltung des Wortes;
klaucti, klug; sndlt , dän. snild, pfiffig; wiss, 1. weise, 2. bei
Verstände, Iiedsdi fällig wiss, er ist nicht recht klug; forstdndig ,
verständig, fornuftig und fornünftig , vernünftig, klöftig, snäsig ,
schlau, verschmitzt.
88. Secß, sanft, tielis, gelinde, leise, sähgt , sachte.
89. Forsläien, verschlagen, d. i. schaal, von Bier und Wein,
u. s. w.; ßdw, flau, matt, von gleichen Getränken.
90. Fldw, flau, trat, müde, ütthälet, wörtlich: ausgeholt, d. i.
ganz erschöpft.
91. Hößick , höflich, äujnstdndig , anständig, aardig , artig,
wäjldpdrägcn , wohlerzogen.
92. Hltsig, hitzig, iwrig, eifrig, happig, forliäppet dw, erpicht
auf, glöbsh öfter; happig, von häppcn, gierig mit dem Munde
oder Maule nach etwas schnappen, daher erwerbgierig, an sich
raffend, verwandt mit närig.
95. ^'prigtig, aufrichtig, ämenhdrtig, offenherzig, trauhdrtig,
treuherzig, licktö, gerade zu, aane ^'mstandc, ohne Umstände.
94. Ihrlick, ehrlich, rddlick, redlich, trau, treu.
197
95. JSdll, bald, strägs, stracks, gelick, gleich, slävjnnen FäjUs,
stehendes Fusses, dm en läiet, über ein Kleines.
96. Dristig , dreist , ünforsügt , unverzagt , ünforfjdrdel , uner-
schrocken.
97. Durig, wärig, driech. Durig und wärig sind beide dauer-
haft, wobei diirig zugleich auf die Stärke und Festigkeit des
Dinges Bezug hat; driech, ist verschlagsam , dän. dröi, was lange
vorhält, ohne Rücksicht auf die Masse; das Gegentheil von dröi
ist slöi, also unverschlagsam, fries. ündriech.
98. Jfjmm, neesh, spie, ^jmni, ist wund, schmerzhaft, ohne
Verletzung der Haut; neesh, zart, von der Haut; spie, zart, von
neugebornen Kindern, dän. späd (1. spähs); äimkräjm, empfindlich
gegen körperliche Berührung und Eindrücke , z. B. beim Ver-
binden einer Wunde, u. s. w.
99. Unihrlick , unehrlich , ihrlüss , ehrlos , bedregersh , be-
trügerisch.
dOO. Snaud, schnöde, hunish, höhnisch, sloH, stolz.
101. Unrögt, unrecht, ilnrigtig, unrichtig, forkierd, verkehrt,
fälsh, falsch, cn fachen Mdnshe, ein falscher Mensch.
102. Sörrigfüjllig , ist wörtlich: sorgfältig, aber der Sinn ist:
traurig, sorgenvoll, wo die Sorge oder Trauer das Angesicht in
Falten wirft; hedröwivet , betrübt, forsläien , rauthlos , verzagt,
dähhläien, niedergeschlagen.
103. Mingig, njäsig , sömig, slörrig, säumig, zauderig, fahr-
lässig.
104. Wddderlick, widerlich, töivddderne, zuwider.
105. Bürgen, geborgen, säker, sicher, hülpen, geholfen.
106. Genäigd, geneigt, günstig, günstig, tö Walle, zu Willen.
107. Hillig, heilig, hällig , heilig, feier; en hillig Läivent, ein
heiliges Leben, en hilligen Mann, ein heiliger Mann, Göd ds hil-
lig, Gott ist heilig; dagegen cn hälligen Däi, ein Feiertag, häl-
lighüjllen, feiern, Hälligenne, Feierabend; aber Hälligläujnn , Hel-
goland, heisst dem Sinne nach: das Halligland, von Hällig, de
Hällig, wie noch alle kleinern Inseln der Westsee heissen. Da
Hällig friesisch und vom männlichen Geschlechtc ist, so muss
es auch der Hallig und nicht die Hallige heissen, welches der
Plural von Hallig ist.
198
108. Twjtirj, züchlig, ihrbaar , ehrbar, äujnsldndiij , anständig.
40Ü, Listirj , fiffig , snäskj , listig, schlau, verschlagen.
diO. Ldgtsännig , leichtsinnig, Idgtfjärdig , leichtfertig, ünbe-
tögtsaam, unbedachtsam.
dll. Wiss7iaasig , naseweis, näishirrig , neugierig. Man spricht
näi-shirrig , als ob es neuschierig wäre , d. h. der sich um alles
Neue schiert; eine Erklärung, die wirklich dem Sinne des Wortes
genau entspricht. Die richtige Abtheilung ist aber näis-girrig ,
d. h. neugierig.
H2. Shömlick, schimpflich, shdndlkk, schändlich; dal ds ja cn
Bluged, was Beschämendes.
H5. Gä/isHck, von de Gäsing , was einem gerade passt, dät
's man Gäsing oder dät ds me gähslick, das ist mir eben recht;
döglick, von daagen, taugen; hrücklick, 1. zum Gebrauche be-
quem, 2. gebräuchlich.
414. KöUig, frostig, von Menschen, von de Köllc, die Kälte;
käujl, kalt, forkäild, erkältet, forkolligt, erfroren, s. o.
il5. Sörrigläss , sorglos, ünbesörrigt , unbesorgt, glickgüldig,
gleichgültig.
116. Glatt, glatt, glähserig , glitschig, schlüpferig.
117. Kldivig, kleberig, iwdgig , zusammenklebend wie liefen,
kldstrig , kleisterig, von de Kläster, der Kleister.
118. Tilnnen, geschwollen, böllcn , böllent oder böUnet , ge-
schworen, von de Bälle, Eiterbeule, Schwäre; iUtsläien, ausge-
schlagen.
119. Robbelig , rauh, uneben, shrübbet und shrübbelig, kratzig,
krätzig, rauh, ünäiwen, uneben.
120. Brösig, nd. brösig, wohl eigentlich brähssig , das Gefie-
der sträubend, ivä/iserivdllig , widerwillig, wdlsh, twdvr, s. o.
121. Duf, taub, von Nüssen; sioöng , leer, von Aehren; duhw
Nähse an swöng Wöppe, taube Nüsse und leere Aehren,
122. Widdluflig , weitläuftig , dmstdndlick , umständlich , üll-
fjärlick, ausführlich (aber üttfäirlick, ausführbar).
125. Ünräjddig , unschlüssig, tivitvlräjddig , zweifelräthig, nicht
wissend was man thun. soll, ünwdss, ungewiss.
124. Käujlbläujddig , kaltblütig, mlijärd, ungerührt, glickgül-
dig, s. 0.
199
120. Barmhdrliij , barmherzig, mdlihssUj , mitleidig, tarnen^ s.o.
•12G, Jijärnägtig , kindisch, kins/i , kindisch, nur von alten
Leuten, die wieder kindisch werden.
127. HdniUig , geschickt zu mechanischen Arbeiten; liäujnnig,
händig, wie ijnhiwjnnig , tnlig/iävjnnig , ein-, zweihändig, u. s. w. ;
lecßhijnnig , links . linkshändig , von hijnnen , mit den Händen
aufTangen.
428. Ldcker, lecker, wer immer nur Leckereien haben will;
hier, kür, kfirisch, kürig, wer jeden Bissen kehrt, um sich den
besten auszuküren.
129. BeltelpHch, behülflich, befordcrlick, förderlich.
150. Fälirlick, gefährlich , 7«fm/ic/^ , misslich, waagllcl; , waglich.
134. Unsägt, entzweit, üiiijns, uneins, ünihnig, uneinig.
452. Fläch, flach, i^Iäl, platt, brijikl, breit.
435. Issgrd, eisgrau, sh'jnüjll, steinalt; on issgräen, stijmljllcn
Mönn.
454. Widdluftig , weitläuftig, hier verwandt mit ivill , wild, lie-
derlich, liederlich, ültswäiüend , ausschweifend.
453. Forgdiinjlich , vergänglich, forkrdinhUck , verkränklieh ,
verweslich, ünjbrg dinglich und ünforkräinklick.
456. Bloch, blöde, befangen, befangen, shüglern, schüchtei'n,
früglsaam, furchtsam, forshaamet, verschämt.
457. Eftcrlä/isen, nachlässig, iinordenlHck , liederlich.
4 58. Billig , billig , röglfjdrdig , gerecht , rddlich , redlich , ihrlick ,
du lieh.
439. Fälsh, falsch, ilndgt , unecht, forfälsliet, verfälscht.
4 40. Miiddenvilsig , mutter witzig, sldmm, sndll, klanck, s. o.
444. Behaglich, gefällig, lief, lieb, lieflich, lieblich.
442. Njüllig , nützlich , fordielägtig , vortheilhaft; lo Iiuhms Gagen.
445. Hurtig, hurtig, hastig, hastig, gdw, geschwind, rash ,
rasch, ivieher, wacker.
444. Unnalörlich, unnatürlich, auwernatörlich , übernatürlich,
wähsernatörlich , widernatürlich.
445. Däih, i. alltags, 2. schlicht im Umgange, nicht vornehm,
min däihc Kluhse, meine Alltagskleider, cn däihen Mdnshe, ein
alltäglicher Mensch, einfach im Beiragen, 5. einfällig, als: he ds
man däik, en liriot däih, ein wenig einfältig.
200
446. Wä/ilig , slarl; ; wählig, sagt man nur von Menschen und
Thieren, nicht von Sachen; stark, nur von den letztern, eher nie
wählig, so wie man auch nie stark von Thieren und Menschen
gebraucht, um ihre Kräfte zu bezeichnen: en wähligen Kjärl fon
stark Knaakc an Lähsc, ein tüchtiger Kerl von starken Knochen
und Gliedmassen.
FÜNFTES CAPITEL
DAS ZAHLWORT (iNumerale)
1. Allgemeine Zahlwörter.
§. 424. Durch die allgemeinen Zahlwörter fasst man nur eine
kleinere oder grössere Menge gleichartiger Gegenstände zusam-
men, ohne die Anzahl der Einheiten zu bestimmen. Diese all-
gemeinen oder unbestimmten Zahlwörter sind folgende:
^11, alle, alles, all, aller, e, es, pl. alle; haaivcn, haaw, einiger,
e, es, pl. einige; säm, etlicher, e, es, pl. e; ärken, ärk, jeder,
e, es, pl. jede; faale^ viel, vieler, e, es, pl. e; männing , viel und
viele; läiet, wenig, er, e, es, pl. e; tiäiin, kein, er, e, es, pl. e,
weiblich und sächlich, wie im pl. nijnn ; ^n'»^, nichts; wdt, etwas;
mörr , mehr; ällemäle, allzumal, alle mit einander.
^11, alle, alles. ^11 steht im Singul. und Plural von Stoff-
Menge- und Gattungsnamen unverändert, immer mit dem eigent-
lichen Fürworte oder dem Geschlechtsworte unmittelbar nach
sich, wie z. B. all man gauhsc Winn äs spüllen, all mein guter
Wein ist verschüttet, oder gespillt; all sin Fäiijlk was ntträihsd,
alle seine Leute v/aren ausgereist; all hdr Shäip sän tlrüngd,
alle ihre Schafe sind ertrunken; all min Böhscr äs dp, alle meine
Butter ist auf; jö het all harren Hjärl spünnen , sie hat allen
ihren gehechelten Flachs gesponnen. Das Geschlechtswort steht
dann, wenn von einem bestimmten, eben erwähnten oder gegen-
201
Märtigcn Gegenstände die Rede ist, z. B, all de hijnnc Rüf/ge hH
'r forkäß , an all de gaulisc lobälig behüUen, all den schleehlen
Roggen hat er verkauft, und all den guten zurückbehalten; all
da grotle Dringe sliäujn ült to tiencn, alle die grossen Jungen sollten
aus zu dienen ; ick däi harn (wonlig Daalere , an all dät Gijl hei V
forspälct, ich gab ihm 20 Thaler, und all das Geld hat er verspielt.
^lle kommt allein in der Mehrheit ohne Zusatz vor, als: alle
Mdnshene mäujn släirwe, alle Menschen müssen sterben; alle Swäl-
hene sdn ivägtägen, alle Schwalben sind weggezogen; alle Slaurke
sd7i noch äi kiemen, alle Störche sind noch nicht gekommen; he
gongt alle Dege ütt, er geht alle Tage aus; alle ^gcne smätt 'r
wäg. alle Acheln (Spreu) wirft er weg. Dass hier auch Bestim-
mungswörter vor dem Hauptworte stehen können, versteht sich
von selbst , wie : alle ßijitige Dringe , alle fleissige Knaben ; de
A'llring hei alle junge Döwwe ahn, der Iltis hat alle junge Tauben
gefressen; alle Mdnshene sedde so, alle Menschen sagen so; aber
in dem Ausdrucke ^llcmdnshe säil so heisst ^llemänshc so viel
wie jedermann , und steht daher auch in der Einheit.
^lles steht allgemein, wie in folgenden Sätzen: däl ds alles
tvät ick häw , das ist alles , was ich habe ; alles untig nint , alles
oder nichts; Gödd wißt alles, Gott weiss alles; ick häw alles däjn,
wdt ick köhs, ich habe alles gelhan, was ich konnte; he het alles
forlähsen, wdt 'r äiijn 'e Shrock häi, er hat alles verloren, was
er in der Tasche hatte, nämlich im Spiele; he het alles sldn,
wdt 'r änjn 'e Shrock häi, er hat alles aus der Tasche verloren,
was er darin hatte; he forkäft alles, ivdt 'r het, er verkauft
alles, was er hat; jö säit alles, wdt "s wijt , sie sagt alles, was
sie weiss.
Haawen, haaw. Haaivcn, im männlichen Geschlecht vor Stoff-
und Mengenamen, so wie in der Einheit vor männlichen Gat-
tungsnamen, für irgend einen, jemand, irgend welchen; haaw im
weiblichen und sächlichen Geschlechte und in der Mehrheit. Bei-
spiele: yi's 'r haawen Säihs , haawen Winn äujn 'e Tjaaler? Ist
einiger Käse, einiger Wein im Keller? Hähst haaiven Rögge tür-
shen? hast du einigen Roggen gedroschen? hähst haawen Mdnshe
äujn 'e Fenn säjn? hast du irgend jemand in der Fenne gesehen?
Haaw Böhscr het 's forkäft, jö auhser hol 's insläien, einige Butter
202
hat sie verkauft , die andre eingeschlagen , nämhch in Fässer.
Ich häw all haaw Licppe säjn, ich habe schon einige Kiebitze ge-
sehen; dirr sdn all haaw Spriene kiemen, es sind schon einige
Staare gekommen; ick Itäw haaio Laumme slägtigt, ich habe einige
Lämmer geschlachtet, '^w haaw Imnnert Daalere kämt 't häm äi
äujn, auf einige hundert Thaler kommt es ihm nicht an.
Sdni, dän. som, somt, pl. somme, steht durchaus unverändert
in allen Geschlechtern, und hebt aus der Menge, so wie aus
einigen oder etlichen, noch einzelne besonders hervor, als: ick
Itäw hamv Spärrige shähn, aurs säm dirrauf wjärn noch äi diijd,
äs ick 's dpsämmolt, ich habe einige Sperlinge geschossen, aber
einige davon waren noch nicht todt, als icli sie aufsammelte.
^iijn jü ForsömmUng wjärn liaaw, dirr nän Winn drunken, auhsere,
dirr nun Säilts äjttcn, an säm mahn tvihsser Böhser unfig Brüjd,
in der Versammlung waren einige, die keinen Wein tranken,
andre, die keinen Käse assen, und etliche mochten weder Butter
noch Brot. He hei faale Biihmmc äujn sdn Tünn, haaw sdn üjll,
aurs sdm dirrauf drege noch gäujd, er hat viele Bäume in seinem
Garten, einige derselben sind alt, aber etliche davon tragen noch
gut. Säm Biihmmc wägse hastig, sdm äi so bdll , einige Bäume
wachsen geschwind , einige nicht so bald. Ick häiv haaw Bauche
Jungen , aurs sdm dirrauf liäw ick äi bestdlld, ich habe einige
Bücher bekommen, aber etliche habe ich nicht davon bestellt.
Sdm kann auch fürwörtlich stehen, als: sdm sedde so, da auhsere
so; sdm häwc segs Tune äw drken Fäujt an segs Füjngre äw drk
Iläujnn, einige (Menschen) haben sechs Zehen an jedem Fusse
und sechs Finger an jeder Hand ; sdm Winn äs äi to drdjnken ,
einiger Wein ist nicht zu trinken.
yJ'rken, drh. ^rhen im männlichen, und drk im weiblichen
und sächlichen Geschlecht. Anwendung : alle Mdnshene liäwe en
Tung, aurs drhen het sdn äiene Smäge, alle Menschen haben eine
Zunge, aber jeder hat seinen eigenen Geschmack; auf min tien
Häjnsle ds drhen man fjauwer Ihr, von meinen zehn Pferden ist
jedes nur vier Jahr; he was äujn drh Hüss, an het md ürh Föm-
mcn snähet, er war in jedem Hause, und hat mit jedem Mädchen
gesprochen; dirr äs en Ritig äujn drhen Ijnne, es ist ein Ring an
jedem Ende; dät Slot hei en Turn äw drh Hjarn, das Schloss hat
203
einen Thurm auf jeder Ecke; däl du/ig ick drk Töcli, das ihue
ich jedes Mal. Fürwörtlicli: Arkcn säit so, jeder sagt so; däl
wijt drkenän, das weiss ein jeder, oder jedermann; drk ijUy eine
jede, ein jedes'.
Faale , viel, aber auch vieler, e, es, pl. e, steht vor Stoff-
und Mengenaraen in der Einheit und vor Gattungsnamen in der
Mehrheit, als: Ick häw faale Giß ütldäjn, ich habe viel Geld aus-
gegeben; he drdjnkt faale Winn, er trinkt viel Wein; wäs'r faale
Fäivjlk äiv't ^'phöd? waren viel Leute auf der Versteigerung?
he rockt faale Tobäck dp , er raucht viel Taback auf; faale Wiim
üs di to drdjnken an faale Böhser di to ähsen , vieler Wein ist
nicht zu trinken und viele Butter nicht zu essen ; he Iiel faale
Kantöffle bürgen, er hat viele Kartoffeln geerntet; de, dirr di
faale het, kun ock di faale üttdäjn, wer nicht viel hat, kann auch
nicht viel ausgeben -.
Mdnning , dän. mange, engl, many, viel, viele, kommt nur in
der Mehrheit vor Gattungsnamen, so wie mit an und ijn verbun-
den in der Bedeutung von mancher, e, vor, als: Jie het mdnning
Baucke läsen, er hat viele Bücher gelesen; lie hei mdnning Daa-
lere forspdlel, er hat viele Thaler verspielt; hörr mdnning ^ie
ladde dirr äujn't NestF wie viel Eier liegen da im Neste? änjn
en Armee sdn mdnning Sdldaate, in einer Armee sind viele Solda-
ten; hörr mdnning Bjürne hähslF wie viel Kinder hast du? mijm
mdnning 'en Ermen däl man häi, wdl mdnning' en Ricken ivdgsmdtt!
wenn mancher Arme das nur hätte, was mancher Reiche weg-
wirft ! mdnningijn mijnt Wunner wdl 's ds , manche meint Wun-
der, was sie sei; mdnning 'en braawen Mann ds dirr feilen, man-
cher brave Mann ist da gefallen.
' A'rken hat im zweiten Falle drkens , wenn es jeder, jeder-
mann bedeutet, als: däl häi drhen däjn, das hätte jedermann
gethan; he ds drkens Geck, er ist jedermanns Narr.
Biese, beide, kann immer nur mit dem Dualis wdl und jdt,
und mit alle voran oder ohne dasselbe gebraucht werden; wdl
wjarn r btese; ja kaummen ällebiese; jdl sdn jd biese kränk, ihr
seid ja beide krank.
- Hörr faale F wie viel? und sü faale, so viel, werden auch zu-
sammengezogen, hörr faale in hüllivc und so faale in süllwe.
26*
204
Läiet, wenig, ist das Gegenlheil von faale und mann in g , und
steht unverändert vor Stoff- und Mengenamen, so wie vor Gat-
tungsnamen in der Mehrheit, als: dirr was man läiet Fävjlk to
Haaw, es waren nur wenig Leute zur Kirche; läiet Mänshcne,
wenig Menschen; ick kön man läiet Bränmvinn fordrege, ich kann
nur wenig Branntwein vertragen ; dö hältst man läiet Bu/imme
plantet, wenig Bäume gepflanzt ; ick Itäw alte läiet Ljägte to de
grölte Saal , ich habe zu wenig Lichte für den grossen Saal ;
läiet Gijl, wenig Geld; dät läiet, wät ick Iiäw, äs ball fortjärd],
das Wenige, Avas ich habe, ist bald verzehrt; de ihne Jiet faale,
de auliscre man läiet, der eine hat viel, der andre nur wenig.
Nänn , nun, im männlichen Geschlechte vor Gattungs- Stoff- und
Mengenamen, im sächlichen Geschlechle und in der Mehrheit
nijnn, nijn, keiner, e, es, pl. e. Es ist aus dem bestimmten Zahl-
worte an und ijn , durch Vorsetzung des Buchstabens n ent-
standen, und heisst so viel als nicht ein. Beispiele: Jö Fömmen
het noch nänn Bredgome, das Mädchen hat noch keinen Bräuti-
gam; ick häw nänn Winn drnnken, ich habe keinen Wein ge-
trunken; he häi nän Häujd äw an nän Rock äiijn, er hatte keinen
Hut auf und keinen Rock an; dirr was nijn Böhser, nijn Brüjd,
nijn Mahl, nijn Speck an Flash, an nijn Mölke äiyn't Hüss, es
war keine Butter, kein Brot, kein Mehl, kein Speck und Fleisch
und keine Milch im Hause; hältst nijn Ijllinge? hast du keine
Feurung? de Säldaat häi nijn Boss an nän Saabel, der Soldat
hatte keine Büchse und keinen Säbel, Von nän oder nänn ist
nähn, nein, zu unterscheiden, welches weit gedehnter ausgespro-
chen wird.
Wät, was, etwas, ist unabänderlich und sieht unbestimmt,
als: hähst wät äiijn'e Shrock? hast du etwas in der Tasche? wät
wäht hewc? was willst du haben? Mt'r de tvät säid? hat er dir
was gesagt? he hei wät market, er hat etwas gemerkt; wät untig
nint! etwas oder nichts; dät äs wäjl wät, aurs dät 's äi nög , das
ist zwar etwas, aber nicht genug.
Mörr , mehr , steht im vergleichenden Stande , und ist der
Comparativ von haaw, faale und männin g , wo der höchste Stand
mäst heisst, als: ick häw haaw Baare säjn , he het mörr säjn, an
man Brauhscr het da mäste säjti, ich habe einige Bären gesehen.
205
er hat mehr u. s. w. ; he het [aale Gijl, aurs säii Näiber het murr,
an de rickc Jö/ise het mäst, er hat viel Geld, aber sein Nachbar
hat mehr, und der reiche Jude hat am meisten; we häive man-
ning Shäip, jäm häive murr, aurs jd häwe da mäste, wir haben
viele Schafe, ihr habt mehr, aber sie haben die meisten.
Auch läiet, wenig, ist steigerungsfähig, und hat folgende Stu-
fenformen: läiet, männere , mannst , weniger, wenigst, oder minder,
mindest.
^Itemäle, alle, allzumal, alle mit einander, alles. Beispiele;
San alle Shaidere klemmen? Ja, jd sän kirr ältemäle, sind alle
Schüler gekommen? Ja, sie sind alle hier; he häi's ältemäle ütt-
jaget, er hatte sie alle mit einander hinausgejagt; wähl 's ältemäle
hewe? willst du sie alle haben? tväht't ältemäle hewc? willst du
es alles haben? wirr ds dät Hält bläwenF ick häiu't ältemäle for-
käft, wo ist das Holz geblieben? ich habe es alles verkauft.
Die Wörter kijl, ganz, hulew, halb, djnkelt, einfach, döwelt,
doppelt, und tröwelt, dreifach, bestimmen zwar auch die Grösse
der Dinge, werden aber abgeändert, wie das Bestimmungswort.
Anmerkung 671 über die Synonymen in den allgemeinen
Zahlwörtern.
i. ^lles , ältemäle. ^lles fasst auch das Verschiedenartigste
zusammen, z. B. alles, wdt ick häio , ds Göds Gaawe; ältemäle
nimmt bei Stoff- und Mengenamen auch den kleinsten Rest, und
bei Gattungsnamen die letzte Einheit mit, als: dirr hähst't älte-
mäle, da hast du es alles mit einander; we san ältemäle Senilere,
wir sind allzumal Sünder.
2. Haaw, sdm. Haaiv, einige, etliche, umfasst bloss eine un-
bestimmte Anzahl von Dingen, von denen s«w wieder einzelne
aushebt, z. B. he häi haaw S/iäip tö forkirpen, aurs sdm dirrauf
wjdrn shürrewt, er hatte einige Schafe zu verkaufen, aber etliche
derselben waren räudig.
3. Faale, mdnning. Faale ist das deutsche viel, und umfasst,
wie dieses, nur die Masse und die Menge; mdnning, das deut-
sche manch, dän. mange, engl, many, entspricht dem deutschen
vieler, e, es, pl. e, so wie mancher, e, es, pl. e, mit an und
ijn verbunden, als: mdnning 'cn an, mancher, Jndnningijn , manche ,
206
pU männiiiy. z.B. Dösäist, dö hähst faaie Dowwe , hört' mdnning hälist
dann? du sagst, du habest viel Tauben, wie viele hast du denn?
Mdnning Mänshene kaane nijn Böhser ähse , aurs faale kaane mdt-
ijns en kiel Tdnn fortere , viele Menschen können keine Butter
essen , aber viele (Menschen) können auf einmal eine ganze Tonne
verzehren.
4. Nänn, nijn, niemmen, nänne mänshe. Niermnen und nänne
mdnshe sind gleichbedeutend, niemand, kein Mensch; nänn, kei-
ner, ist männlich; nijn weiblich und sächlich, und steht auch in
der Mehrheit.
2. Bestimmte Zahlwörter.
§. 125. Diese sind theils Grundzahlen, theils Ordnungszahlen;
jene geben genau die Anzahl, diese die Ordnung und Aufeinan-
derfolge gleichartiger Dinge an. Die Grundzahlen sind folgende:
an \. twäier 2. irä 5. ) . ... /^ , , ,
un männlichen Geschlecht.
an \. twdnne 2. trdnne o. \
. . , ^ . „ ) im weiblichen und sächlichen Ge-
rm 1. tu/iq 2. Ine ö. ) , , ,
■^ -^ ) schlecht.
fjauwer, 4, fieiv, 5, segs, 6, saawen, 7, aagt, 8, njögen, 9, üen,
40, dllwen, 41, twellew, twelweji , 42, trdtäin, 45, fjauwertäin , 44,
füftäin, 45, segstäin, 46, saaiventäin, 47, aagttäin, 48, njögentäin ,
49, tivontig , 20, dortig, 50, fertig, fäirtig , fjärtig , 40, füßig, 50,
söstig, 60, söwentig, 70, tdc/i entig , 80, nägentig, 90, hunnert, 400,
dusend, 4000, tiendusend, 40,000, hunnertdnsend , 400,000, dusend
Töche dusend oder en Million, 4,000,000.
Die daraus hervorgehenden Ordnungszahlen werden folgender-
raassen gebildet, als: de järste, der erste, de lähsere oder de
ausere, der zweite, de tredde, de fierde, de fäfte, de segste, de
saawente, de aagte, de njögente, de i/ew^e oder de tijnde, de äZ/ejü-
fc, de twellewte, de trdtäinste, de fjatiwertäinste , de füftäinste, de
segstäinste, de saawentäinste , de aagttäinste, de njögentäinste , tivon-
tigste, dortigste, fertigste, füftigste, söstigste, söiv entig ste , tdchentig-
ste, nägentigste, hunnertste, dusendsle, u. s. w. Diese Ordnungs-
zahlen , die sich alle auf e endigen , gelten nur allein für das
männliche Geschlecht; beim weiblichen und sächlichen Geschlecht
verlieren sie das e am Ende: jö jdrst, die erste, dat järsl , das
^207
erste; jö ired, die dritte, dat trcd, das dritte; jö fierd, dät ficrd,
füft, segst , saawent , aagt, njögent, u. s. w. Bloss de läfisere,
der zweite, bleibt unverändert in allen Geschlecbtern, als: de
lähsere Mönn , jö lähsere Wöff, dät lältsere Bjärn , der zweite
Mann, die zweite Frau, das zweite Kind. Statt lähsere gebraucht
man auch de ausere, der andere, als: de ausere, jö auser, dät
auser. De läJisere und de ausere werden nur aus Mangel eines
andern passenden Wortes als Ordnungszahlwörler gebraucht, weil
man aus tiihg (zwei) nicht de tiihgde , wie im Deutschen (der
zweite) machen kann ; auch im Dänischen muss man hier der
andre, den anden, gebrauchen, nd. de toe/e, altfries. the other und
i/ie twede. De lähsere ist der vergleichende Stand von lähs, spät,
und heisst der spätere, letztere, im Superlativ lest, de leste, jö
lest, dat lest, da lesie, der, die, das letzte, die letzten. De ausere,
von aiirs, anders, ist der andre, als: dug me de ausere Häiijdd,
jö auser Urdll, dät auser Bauch und da ausere Stäiivle, gieb mir
den andern Hut, die andre Brille, das andre Buch, und die an-
dern Stiefel •.
Die drei ersten Zahlwörter, dän. een, io, Ire, nd. en, tive,
drc, engl, 07ie, iwo, three, altfrics. eti, twa, thrju oder en, twenc,
thre, oder en , twa, thrid (nach Rask), haben im Nord friesischen
folgende abweichende Formen: a. im männlichen Geschlecht: an,
tiväier, trd, und an, twdnne, trdnne, b. im weiblichen und säch-
lichen Geschlechte : ijn , luhg , trie. Twdnne ist im Dänischen
tvendc , das ältere deutsche zween , und trdnne ist irende. Zählt
man Gegenstände vom weiblichen oder sächlichen Geschlechte ,
oder in unbenannten Zahlen, so gebraucht man immer ijn, tuhg ,
trie, auch mit den Zahlen von zwanzig bis neunzig, oder wo sie
nur immer vorkommen mögen. Sind aber die zu zählenden
Dinge männlich, so muss man überall, wo sie nur immer stehen,
an, twäier, trd, gebrauchen. Beispiele, weiblich und sächlich:
ijn, tuhg, trie Gäis; ijn- tuhg- trieantwontig Hühssinge; he het ijn-
* En Ausern steht auch für unser einer, unser eins, als: so wdt
fäit en Ausern jd aller to sieen, so was bekommt unser eins ja nie
zu sehen ; dirr wijl en Ausern jd nint auf, davon weiss ja unser
einer nichts.
208
an/wontig , lu/igmitwontifi , trieantwonlig Puppe faar üiiantwontig ,
twäierantwontig an trdantwontig Daalere käj'i, er hat 21, 22, 25
Pfeifen für 21 , 22 und 25 Thaler gekauft ; he däi nie änanfer-
iig Jple faar ijnanfüftig Plöme, an trie Plöme faar twäier Jple ;
ick iväll de iräansöstig ^yle faar iuhganfüfdg Plöme düjn.
Tivänne und iränne wird immer nur von Personen , nie von Sachen
gebraucht, als: Iiörr münning wjdrn's am IiamF Ja wjdrn twänne
untig iränne am harn, wie viele waren sie um ihn ? zwei oder
drei. Jd sän jd man tivdnne, sie sind ja nur ihrer zwei. Dirr
wjärn man en tivdnne, irdnne kiemen, wdt wäjn jd wäjl ütirögieF
was wollten die wohl ausrichten '? (Vergleiche die Anmerkung
nach §. 409).
Auch die Male werden bis drei aus den drei ersten Zahlen
gebildet, wie im Englischen, als: ijnsen, iwäie, träie, engl, once,
Iwice, ihricc, d. i. ein- zwei- dreimal. Ijnsen ist hier das deut-
sche eins, in der Bedeutung von einmal, und iwäie, das deutsche
zivi-er, Lucas 18: v. 12; im Alldänischen: iösscr, von iö, zwei.
Zwischen dem Friesischen und Englischen ist hier die Aehnlich-
keit am wenigsten zu verkennen. Träie mag vielleicht das alt-
fries. tltria sein. Was über drei hinausgeht, bekommt Töc/ie, Male,
zugesetzt, als: fjamver Töc/ie, iivoniig Töc/ie , mdnning Tdc/ie.
Die deutschen Wörter: erstens, zweitens, drittens, viertens,
u. s. w. , kann der Nordfriese nicht nachbilden, sondern muss sich
der Form: fürs erste, fürs zweite u. s. w. bedienen, als: faar't
järsi , faar'i lähscre, faar't auser, faar't tred, fierd, füft, segst,
u. s. w.
Die Namen der Zahlzeichen sind weiblich , und nehmen im
Plural ein e an. Sic heissen: jö Ijn, jö Tulig , jö Trie, jö Fjauwer ,
jö Fiew, jö Segs, jö Saawen, jö y/agt, jö Njögen, jö Tien, jö Null K
' Substantivische Zahlwörter , die als Grössen- oder Theilbe-
stimmungcn dienen, sind folgende, als: en Dätijiien, 5 Schillinge;
enDansenn, 12Stück, ein Dutzend; enSnielis, das Stieg ; jö Träw,
eine Stiege Garben, 40 Stück; en Slwck, 60 Stück; dat Tdlt, 12
Stück Bretter, der Zwölfter, Tult; dät Wdll, 80 Häringe; dät
Hunnert, dat Dusend; ebenso: de Drilling, der Dreiling; de Segs-
ling, der Sechsling; de Träsing , der dritte Theil eines Demaths;
(\c Ficrding , ein Viertel desselben, so wie ein Viertel überhaupt;
SECHSTES CAPITEL
DAS FÜRWORT (Pronomen).
§. 126. Das Fürwort vertritt die Stelle eines Hauptwortes.
Aber nur das Pronomen personale steht allemal anstatt eines Haupt*
Wortes, andere werden demselben auch vorgesetzt. Dieses per*
sönliche oder eigentliche Fürwort ist im Nordfriesischen folgendes:
Ick, dö, he, jö, hat, dät, im PI. ive, jdin,jä, im Dualis wdt und jdL
Abänderung desselben.
Einheit.
|ste Person. 2'e Pers. 5'" Pers. männl
IFall. ick dö 4 he
2 — min din 2 sin
3 u. 4 me de 3 u. 4 hdm
Mehrheit.
Iste Pers. 2'e Pers. 3"= Pers
1 Fall. ivc jdm ja
2 — ühs jdringe järe
3 u. 4 üss jdm jdm
weibl. sächl.
sächl.
jö dät
hdt
hdr sin
sin
hdr hdm
hdm.
Dualis.
s. l«iePers.
2tePers
wdt
jdt
t unk
junk
\ unk
junk.
dät Jtgendijl, ein Achtel als Buttermass ; da Tivännlwge , die
Zwillinge, Trdnnlinge, Drillinge. Dahin gehören ferner die Namen
verschiedener Silbermünzen, als: cii Tredhäliven, ein Drittehalb-
schillingsstück ; en Fjatiwer- Fiew- Jagt- Tien- Twellew- Twontig-
Fertig shdlling stock , ein Vierschillingsslück, u. s. w.
Die deutsche Endung tel (theil) zur Bezeichnung der Bruch-
theile, als: das Drittel, Viertel, Fünftel, wird durch Dijl oder
Part gegeben, wie: en hulwcn, männlich, ein halber; weiblich
und sächlich en huleiv, de hulewe, jö Imlew , dät huleiv, pl. da huhve;
en Tredendijl oder en Treddepärt, en Fierdendijl, en Fierdejjärt,
en Jagtendijl, en Jagtepärt. Mit Dijl (Theil) zusammengesetzt
bekommen die Ordnungszahlwörter ein n angehängt. Bei den
Benennungen mit halb gilt die deutsche Weise, als: auserhältven ,
anderthalb, Iredhäbven, fierdhdlwcn, u. s. w. , d. i. die nächstvor-
hergehende Zahl ganz, und von der nächstfolgenden das Halbe.
Der Däne kehrt es um und spricht: halvanden, halvtredie, halv-
fjerde , u. s. w.
210
Die Gleichheit mancher Fälle, so wie der gänzliche Mangel des
zurückkehrenden Fürwortes sich fPron, reciprocum) , kann oft Un-
bcslimmlheit und Zweideutigkeiten verursachen , besonders in
nackten Sätzen. Sage ich z. B. He het kam stät, so kann diess
heissen: er hat sich gcstossen, und: er hat ihn gestossen; jö het
här shjärn, sie hat sich oder sie geschnitten; ick häiv jdm nög
säjn, kann heissen: ich habe euch oder ich habe sie wohl ge-
sehen. Diess ist indessen keine wirkliche Zweideutigkeit, denn
der richtige Sinn geht immer aus dem Zusammenhange der Rede
hervor. Spreche ich zu denen, die ich gesehen habe: ick häw
jiim nög säjn, so heisst es: ich habe euch wohl gesehen; spreche
ich von andern, so heisst es: ich habe sie wohl gesehen. Weit
shäset dät BjärnF hat het häm't Haad äujnstöhg feilen, was fehlt
dem Kinde? es hat sich den Kopf entzwei gefallen. Wirr auwer
gällt cldn Brauhser? ho het hdm mä en Fawk äujn 't Uhg stägen,
worüber weint dein Bruder? er hat sich mit einer Gabel ins Auge
gestochen. Wir wollen hier kurz bemerken , dass der dritte und
vierte Fall bei allen Personen und in den drei Zahlen das zurück-
kehrende Fürwort sich vertreten, wie in folgenden Sätzen durch
alle Personen in der Einheit, Zweiheit und Mehrheit, als: Ick
häw nie forkäjld, dö hähst de — , he het hdm — , jö het här — .
dät het häm — , hat het hdm — , zodt häwe unk — , jdt häwe junk
— ^, ive häwe üss — , jäw häwe jdm — , jd häwe jdm — , ich habe
mich, du hast dich, er hat sich, sie hat sich, es hat sich, wir
zwei haben uns, ihr zwei habt euch, wir uns, ihr euch, sie
sich erkältet. Dasselbe gilt für den Dativ der Person, als: ick
häw me, dö hähst de, he het hdm, jö het här, hdt het häm, wdt
häwe unk, jdt häwe junk, wc häwe üss, jdm häwe jdm, jd häwe
jdm en Hüss käft, ich habe mir, du hast dir, u. s. w. ein Haus
gekauft. Dät forstönt hdm, das versteht sich!
§. 427. Beispiele zur richtigen Anwendung dieses Fürwortes:
Ick häw min Shäip all slägtigt , dö hähst din jd noch dw 't Gjärs
gongen, ich habe meine Schafe schon geschlachtet, du hast deine
ja noch auf der Weide (dem Grase) gehen; he het sin Bjärd auf-
nümmen, jö het harr Häier breset, dfi dät Bjdrn het sin Häiijnne
twäien, er hat seinen (eigenen) Bart abgenommen, sie hat ihre
Ilaare geflochten und das Kind hat seine Hände gewaschen ; ich
211
wäll me wat togause düjn, ich will mir gütlich ihun ; dö Ivlslel
de surr wurde, du lassest 's dir sauer werden; he del liüm Mäute,_
er giebt (ihut) sich Mühe; jö hon lidr sellew lielpe, sie kann sich
selber helfen; wirrfaar gällt dät ßjärn? weshalb weint das Kiwd?
Swär: de Fäjnger del lidni sier, Antwort: der Finger thut ihm
weh; de Hünn liä me äujn't Bijn bdn, der Hund hat mich ins
Bein gebissen; jö Kätt het de Idäiset, die Katze hat dich gekratzt;
de Hdjnst hat hdm släien, das Pferd hatte ihn geschlagen; he he-
handelt hdr man hijnn, er behandelt sie nur schlecht; dät Bjärn
het häm forähn, hat mäujt nö hungrc, wdn't hdm käme shäl, das
Kind hat sich verfressen, es muss nun hungern, wenn es sich
erholen soll; däi Swinn wall äi ddie, hdl het hdm'e Täis üttbdn,
das Schwein will nicht gedeihen, es hat sich die Zähne ausge-
bissen; we häwe ühsen Winn drunken, wir haben unsern Wein
getrunken; jdm häive jdrringe Gijl fortjärd, ihr habt euer Geld
verzehrt ; ja häive jdre Swinn dilling slägtigt , sie haben ihre
Schweine heute geschlachtet; we mäge üss nint dirrütt, wir ma-
chen uns nichts daraus; jdm häwe jdm forsäjn, ihr habt euch
versehen; jd häive jdm sellew äujn 'e Ljägle stijnnen , sie haben sich
selber im Lichte gestanden ; ick häw jdm dät Gijl däjn , ich habe
euch oder ihnen das Geld gegeben , je nachdem es auf die zweite
oder dritte Person in der Mehrheit sich beziehen soll; tvät kaane
junk äi helpe , aurs jdi köhn unk nög helpe , wir beide können
euch beiden nicht helfen, aber ihr beide könntet uns beiden wohl
helfen ; läwe junk uillerne noch ? leben eure Eltern noch ? unk sdn
all löngens diijd, unsre sind schon längst todt, im Dualis; ick
wall junk tvdt sedde, ich will euch beiden was sagen; jdi kaane.
man gonge, ihr zwei könnt nur gehen.
§. 128. Die Fürwörter der dritten Person stehen nur dann
unverändert, wenn unmittelbar nach denselben ein Zeitwort folgt,
als: Man ßrauhser ds tö Bedd gingen, he wvrt tväjl krönk ivesen,
mein Bruder ist zu Bette gegangen, er wird wohl krank sein;
jö Hänn kägelt, jö het wdss en Ai läid, die Henne gackert, sie
hat gewiss ein Ei gelegt; dät Läujnn ds so drökg , dann dät het
all löngens nän Rinn fangen, das Land ist so trocken, denn es
hat schon längst keinen Regen bekommen ; dd Hdjnste sdn so
hungrig, jd häwe dilling noch nint lo ähsen fangen, die Pferde
212
sind so hungrig, sie haben heute noch nichts zu fressen bekom-
men. Eben so nach einer Frage , wenn das Fürwort in der
Antwort voran steht, als: ivirr ds man Häujdd? he läit äw 'e
Slieiv, wo ist mein Hut? er liegt auf dem Tische; wdt mäget din
SüsterF jö köget Utmerne, was macht deine Schwester? sie kocht
das Mittagessen; wirr häwe jdt da Fdsh füngen? wdt häwe's
ungelt , wo habt ihr beide die Fische her ? wir haben sie
geangelt.
§. 129. Stehen aber die Fürwörter der dritten Person selbst
unmittelbar nach dem Zeitworte, so nehmen sie eine durchaus
veränderte, nicht mehr kenntliche Gestalt an, und ihre ursprüng-
liche Form geht gänzlich verloren. Dann werden die männlichen
Fürworter he und hdm durch die angehängten Buchstaben r
und n, das weibliche Geschlecht durch s, das sächliche durch t,
und der Plural wieder durch s vertreten. Hier ein Beispiel zum
vorigen und zu diesem §. De Fögel ds üttflägenf he mäiijl nö for-
hiingre, der Vogel ist ausgeflogen, er muss nun verhungern, de
Fögel ds üti flögen f nö mäiijt 'r forhungre; min Wöff ds kränk, dirr-
faar kön 's äi mdkäme , meine Frau ist krank , daher kann sie
nicht mitkommen; he kön sin Hüss äi längere beböge, auwer dät't
so ahmen ds, dn dirrfaar shdl'r nö mjdrne ütttijn, er kann sein
Haus nicht länger bewohnen, weil es so offen ist, und deswegen
soll er nun morgen ausziehen ; min Ugene sdn nö bähsere , ick
häio 's drken Mjdrn md läi Wäkser iwäien, meine Augen sind nun
besser, ich habe sie jeden Morgen mit lauem Wasser gewaschen;
hähst dö de male Hünn säjnF ja, ick säch 'n faar en läiet, hast
du den tollen Hund gesehen? ja, ich sah ihn so eben; wdt shä-
set ddn Hünn? kön'r äi gonge F was fehlt deinem Hunde? kann
er nicht gehen? däi Bjdrn gällt, hei 't hdm forligt bränndF das
Kind weint, hat es sich vielleicht gebrannt? dirr stönt en Mönn
faar'e Döhr, frag hdm, wdt'r wdll, es steht ein Mann vor der
Thür, frage ihn, was er will; dd Dringe siävjnne dirr dn iäiwe,
tvdn's äi md? die Knaben stehen da und warten, wollen sie
nicht mit? — Bisweilen stossen auf diese Weise zwei Fürworter
zusammen und werden dann so ausgesprochen , als ob sie nur
ein Wort ausmachten, als: he säit dät'rt (datiert) äi diijn kön, er
sagt, dass er 's nicht thun kann ; jö sähs, däls t nög hewe wäjl,
213
sie sagte , dass sie 's wohl haben wollte ; dö hakst min Bjärne
Spaltjüch löwet, häwesH ällfüngen? du hast meinen Kindern Spiel-
zeug versprochen , haben sie 's schon bekommen ? dii Jöiigcns nüru-
men man Släse, häwes'n all w'ihsser hrögt ? die Jungen nahmen
meinen Schlitten, haben sie ihn schon wiedergebracht? hi der
Frage: ^vät wähl? was willst du? wird dö (du) immer ausgelassen,
wenn man jemand geradezu nach einem Begehren fragt, ohne
Befremden oder Trotz ausdrücken zu wollen; ist letzteres der
Fall, dann wird das Fürwort nicht im Zeitworte verschluckt,
sondern mitgenommen und stark betont, wie: wät wähl dö F wdt
wäht dö me iväjl düjn? was willst du? was willst du mir wohl
anhaben? Ist eben die Rede von einem männlichen, weiblichen
oder sächlichen Gegenstande, so fragt man: tvät ivüll'r,ivdt wdll's,
ivdt ivdirtF PI, ivdt ivdn'm {ivännem}, wdt wän'sF und so mit allen
Zeitwörtern, die damit in Verbindung gebracht werden können,
als: dät kön'r nög , das kann er wohl, däi kön's, das kann
sie , dät haanes , das können sie , dät kön 't , das kann es ,
dät kaancm, das könnt ihr. Soll aber Befremden dabei ausge-
drückt werden, oder Zweifel, Erstaunen u. s. w. , so sagt man:
wdt ivdll he, — jö, — hat, — jüm, — jd? kön he, — jö, — hdt,
— jäm, — jd dät düjn? — Auf dieselbe Weise werden diese
stellvertretenden Zeichen des Fürwortes in allen ähnlichen
Fällen mit Zeit- Binde- und Umstandswörtern verbunden. So
heisst z.B. ob er, sie, es, PI. sie, mit dem Fürworte, wirr he^
wirr jö, wirr hdt, wirr dät hall käme shäiijl, und im PI. wirr jd
ball käme shäujn? bald kommen sollten; mit den Zeichen, wenn
vorbei" die Rede von ihnen war, aber: ivirr'r (wirrer], wirr 's,
wirr'l, Pl.ivirr's ball käme? Unpersönlich: wirr't äi gonge shäujl?
ob 's nicht gehen sollte? tvirr 's wäjl wese maage, wo sie
wohl sein mögen; wirr maages wäjl wese? wo mögen sie wohl
sein? ickshdljdm frage, wirrem häne wdn, ich soll euch fragen,
wo ihr hin wollt; ick shdl jdm frage, wirr 's häne wdn, ich soll
sie fragen, wo sie hin wollen. Wirrem (statt wirr jdm) zeigt hier
die zweite , und wirr 's (statt wirr jd) die dritte Person der
Mehrheit an.
Spreche ich zu einem: wäht md, so kaast käme, dann wird das
Fürwort du von den Zeitwörtern wäht und kaasl (könst) ver-
214
schlungen. Sage ich: wälit dömü, so kaast käme, dann darf das
Fürwort im Nachsatze nicht wiederholt werden; wenn ich aber
das dö gleichsam hindeutend gebrauche und sage: wä/it dö md,
so kaast dö öck käme, dann muss es im Nachsalze wiederholt
werden. Sogar mit Fürwörtern werden diese stellvertretenden
Zeichen verbunden, wie in folgenden Sätzen: da ^ie ivjdrn älte-
mäle raset, an dirrfaar häiv ick's ültsmän , die Eier waren alle
faul, und deswegen habe ich sie ausgeworfen; he liet sän beste
Hdjnst forkäfi, er hat sein bestes Pferd verkauft; hetern forkäftP
hat er 's verkauft? In dem Worte hetern, in welchem zugleich
der Accusativ des männlichen Geschlechts bezeichnet ist, liegen
die Wörter: hat er ihn, oder die friesischen: het he häm, einge-
schlossen. Ick häw häm en Dualer bahn, aurs he wäjl'cn äi hewe,
ich habe ihm einen Thaler geboten, aber er wollte ihn nicht
haben; iväjlerti äi hewe? wollte er ihn nicht haben? wirr äs kdrr
DögterP jü het's üll tö tienen sänd; hetscs üttsänd? hetses, hat sie
sie, oder dieselbe? he/er'n , hat er ihn? heler's, hat er sie? im
Sing, und Plur. , heter't, hat er es? kels'en, hat sie ihn ? hets'es,
hat sie sie? Sing, und Plur., hets't, hat sie es? hetet'en, hat es ihn?
hetet här, hat es sie? im Sing., hetetet, hat es es** hetet's, hat es
sie? und so mit allen Zeitwörtern, die nur in solche Verbindun-
gen treten können.
§. 130. Die beiden sächlichen Fürwörter dät und hat heissen
beide es; jenes steht aber nur unpersönlich und stellvertretend ,
für leblose Gegenstände oder Sachen, dieses hingegen bloss für
lebende Wesen vom sächlichen Sprachgeschlechte, als: dät fröst,
es friert, dät töit, es thaut, ist Thauwetter, dät ddwet, es thaut,
es fällt Thau, dät rippet, es reift, dätlunnert, läidet, rinnt, snäiht,
hagelt, tväit, staurmt, es donnert, blitzt, regnet, schneit, ha-
gelt, weht, stürmt; dät händ häm, es begab sich; dät gomjt,
es geht, u. s. w. Dät Bill äs klär, aurs dät lickent nint, das Bild
ist fertig, aber es ist nicht ähnlich; dät Bijn äs tünnen, aurs
dät det me äi sier, das Bein ist geschwollen, aber es thut mir
nicht weh, u. s. w. Wäl shäset dät Shäip? hat läppt ja alt trinn-
üm, was fehlt dem Schafe? es lauft ja ^immer rund um; dät
Bjärn het sän Äirem brägen, hat mäujt tö de Lähsesettcr , das Kind
hat seinen iVrni gebrochen , es muss nach dem Gliedsetzer (Ein-
21g
renker); ivirrauiver gällt däl Bjärnl hat het häm äw m Spicker
räiven, worüber weint das Kind ? es hat sich an einem Nagel
gerissen.
Die Sätze: es war einst ein Mann, es wird erzählt, es brach
Feuer aus, es giebt Menschen, u, s. w., werden aber nicht durch
dät, sondern durch dirr (da) ausgedrückt, als: dirr was ijnsm
en Mann, dirr wärt forlelld, dirr bräik Ij'll ült, dirr sän ßldnshe-
ne, dirr nijn Böhser älise , die keine Butter essen. Dieses dirr
entspricht dem dänischen der, z.B. der fortälles, dirr wärt for-
telld; der siges, dirr ivört säid ; der var ingen hjemme, dirr was
niemmen inne; der döer mangen ung Mand , dirr sterrewt mdnniu'
gen jungen Münshe.
Aber in den friesischen Ausdrücken: dirr sjönge's, dirr snäke's,
dirr dänse's, dirr slu/igge's, dirr späle's u. s. w. ist das s am Ende
des Zeitwortes das Zeichen der Mehrheit in der dritten Person
für: ja, sie, und dirr sjönge's heisst: da singen sie. Diese darf
man nicht mit den dänischen Ausdrücken : der synges , der
snakkes, der dandses, u. s.w. verwechseln, so ähnlich sie einan-
der auch in den Formen zu sein scheinen. Die dänischen lassen
sich nur durch ivcrden , die friesischen nur durch ja, sie, in
Verbindung mit dem Zeitworte auflösen. Der dandses, es wird
da getanzt, oder da wird getanzt, dirr dänse's, da tanzen sie
(nämlich die Leute). Ein paar Beispiele mögen diessklar machen,
als: wät mägel dät Fiiujlk dirr? dirr riese's en Hüss, was machen
die Leute da? da richten sie ein Haus; dirr släwe's en Stijn,
da schleppen sie einen Stein; dirr luppe's to wedds, da laufen sie
in die Wette.
§. 151. Wenn die Fürwörter zurückkehrend gebraucht werden,
so stehen die gewöhnlichen Fälle unverändert , das Fürwort mag sich
nun auf Personen oder Sachen beziehen und in der Einheit oder
Mehrheit vorkommen, als: ick me, da de, he häm, jö här , hat
hdm, däl häm, pl. we üss, jäm jdm, jd jdm, im Dualis: ivdt unk,
jdtjunk, d. i. ich mich, mir, du dich, dir, er sich, sie sich, es
sich, wir uns, ihr euch, sie sich. Dual, wir (zwei) uns, ihr (zwei)
euch (Vergl. §. 426). Beispiele: De Dring het sin Bijn stäl, däl det
hdm sier, an nö ivdll'r hdm äi tofrehse jewe, der Knabe hat sein
Bein gestossen, es thut ihm weh, und nun will er sich nicht
216
zufrieden geben; de Buhmm Itet liäm Med, der Baum hat sich
gebogen; dät Hüss het lidm gäujd hüllen, das Haus hat sich gut
gehalten ; jö het hdr forsäjn , sie hat sich versehen ; da Jöngens
häive jcim bähset, die Jungen haben sich gebadet; dät iväll hdm
nög finne, es wird sich schon finden; dät jeft hdm nög , das giebt
sich wohl. — Stehen sie nicht zurückkehrend, so kommen die
Fälle nach Geschlechtern und Zahlen vor, als: hähst dö de
drunhne ßlönn säjn? hast du den trunknen Mann gesehen? ja,
ick säch hdm nög, aurs ick wäjl nint md hdm iö duhggcn heive, ja,
ich sah ihn wohl , aber ich wollte nichts mit ihm zu schaffen
haben; hähst ddn näicWäien all füngenr Ja, ick häw'en tö de Smdss
sänd , am' 671 beslüjn tö läjtten, an ivdner'en besläien het, shdUer'n tö
de Maler bringe, hast du deinen neuen Wagen schon bekommen?
Ja, ich habe ihn zum Schmied geschickt, um ihn beschlagen zu
lassen, und wenn er ihn beschlagen hat, soll er ihn zum Maler
bringen. Sächlich: ick häw dät Kulew gäujd fausert, hdt äs nü fätt,
an dirrfaar wdll ick't ock mjärne slägtige, ich habe das Kalb gut
gefüttert, es ist nun fett, und deswegen will ich 's auch mor-
gen schlachten; dät Hüss ds iljll an for feilen, an dirrfaar ivdller'i
dählbregc, das Haus ist alt und verfallen, und deshalb will er 's
abbrechen. Pluralis: wirr sdn din Dötvive? Mdn Näiber sähs, de
Allring häVs nümmcn, oder: dät de Ällring's nümnien Mi, mein
Nachbar sagte, der Iltis hätte sie genommen, oder: dass der
Htis sie genommen hätte.
§. 132. Der Dualis wird im Nordfriesischen nur von Personen,
seltener von Thieren und nie von Sachen gebraucht, es sei denn,
dass man sich dieselben persönlich denkt und sie redend einführt,
wie im Mährchen und in der Fabel. Sind zwei Menschen bei
einander, so nennen sie sich nicht we , wir, sondern wdt, d. i.
wir zwei oder wir beide; und redet man zwei zugleich an, so
nennt man diese nicht j«m , ihr, sondern j«/, d. i. ihr zwei oder
beide, wobei weder in dem einen, noch in dem andern Falle das
Geschlecht berücksichtigt wird, als: wdt sdn hirr man älliene,
wir beide; ^lirr häive jdt wähn? wo seid ihr gewesen? jdt kaane
älliene gonge, wdt wän äi md, ihr beide könnt allein gehen, wir
beide wollen nicht mit. Treibe ich zwei Lämmer, Schafe, Rinder
u. s. w. vor mir her, so kann ich sagen: wän jdt gonge! ick wdll
217
junk nög stjörrc. So z. B. E71 läjuen Dring säks to sin twäier Perc'
buhmmc: jät hinge sä füll auf Pere, ick wäll junk ijnscn shüdde ,
dät jät's fälle läjttc, ein kleiner Knabe sagte zu seinen zwei Birn-
bäumen: ihr hanget so voll Birnen, ich will euch einmal schüt-
teln, dass ihr sie fallen lasset.
Der zweite, dritte und vierte Fall heissen immer unk wn&junk,
als: dö dä/tsi unk Unrogt, du thust uns Unrecht; het de Bädd-
mann junk bestellen F hat der Bettler euch bestohlen? wdt kaane
unk äi ijn junk stäujmie; jdt kaane junk äi md unk mäjtte; huhm
li et junk wdt däjnF wer hat euch was gethan'!* wdt wdn unk nög
forswäre (verantworten) , an junk nint eflerjewe (nachgeben).
§.433. Zu bemerken ist hier noch das persönliche Fürwort se/tet;,
selbst oder selber , welches den bezeichneten Gegenstand in
seiner ganzen Eigenlhümlichkeit darstellt, und die Verwechslung
desselben mit andern unmöglich macht, als: icksellew, dö sellew,
he, jö, dät, hat, we,jdm,jd, wdl,jdl sellew. Es ist unabänderlich
und hat den Redeton, als: ick häw't selleiv hierd (gehört); wdt
^vjärn sellew töslese (zugegen) ; he het me dät Bauck sellew for-
ihrcl (geschenkt); jö het hdr selleiv ambrögt, sie hat sich selbst
umgebracht oder entleibt; he spregt alt auf hdm sellew, er lobt
sich immer selbst; dirr hähst de sellew äujn'e Ljägte stijnncn (im
Lichte gestanden); dö bäst'r sellew Shäjl äujn (Schuld daran). Mit
dem Geschlechtsworte zusammengesetzt, entspricht es den deut-
schen Fürwörtern: derselbe, dieselbe, dasselbe, dieselben, als:
männlich desell'we, weiblich jösellew , sächlich dätseüew, pl. dd-
seU'ive. — Dät äs deselVive Mann, jösellew Wöff, dätseüew Bjdrn,
dirr ick enjörsnc säch (gestern sah), dat sdn däselVwe Manshene.
Wo das Wort selbst im Deutschen umstandswörtlicli steht,
braucht man im Nordfriesischen sögaar, sogar.
Anmerkung.
§. 434. Die Nordfriesische Sprache hat das mit der dänischen ge-
mein, dass sie auf die Frage: huhm ds dirr? wer ist da? weit öfter
den vierten, als den ersten Fall der Person setzt, und spricht:
dat ds me, das ist mich, statt: das bin ich; was aber nicht angeht,
wenn das Fürwort in der Antwort voran steht, wo man antwor-
ten muss: ick bän't, ich bin 's; he äs't, er ist's, u. s.w.. Die
28
218
gewöhnliche Antwort durch alle Personen beider Zahlen ist daher
folgende: cläl ds nie, de, Itdm, lidr, üss, jdm, unk, junk. Doeh
kann man auch sagen: dät bdn ick, dät ds he, jö, dät sdn we,
jdm, jd, ivdt, jdt. Auf die Frage: hast dö dirr? ds he, jö, dirr?
antwortet man: ja, ick bdn hirr , lie ds dirr, u. s. w. Aber die
Ausdrücke: dät was hdm selleiv , lidr seile tu , üss, jdm sellew, sind
weit gebräuchlicher, und scheinen gewissermassen der Sprache
cigenthümlicher zu sein als: Jie wäs'l sellew , er war es selbst;
ick wusst di däl't de was (dass es dich war), aber auch: dät dö't
wjdrst, dass du es warst,
§. 155. Die deutschen Personwörter: jemand, einer, man,
niemand, keiner, werden durch //?///m, jemand, einer, man, und
iiiemmen, niemand, keiner, vertreten, als: liälist liultni säjnP hast
du jemand gesehen? fiulim mäujtet doch däjn liewe , jemand (irgend
einer) muss es doch gethan haben; dirr ds niemmen inne, da ist
niemand zu Hause; dät kön jd niemmen lese, das kann ja niemand
lesen; Inihm säit so, man sagt so; huhm kön 't di wdlise, man kann's
nicht wissen; kön nie dät huhm sedde^ kann mir das jemand sa-
gen? huhm köfis't nög 'länke , man konnte es wohl denken. Huhm
hat im männlichen Geschlechte des Genilivs huhmsen, im weibli-
chen, sächlichen und der Mehrheit hiihms, als: dät ds huftmsen
diene Fordijl, wdn'm flijliig ds , es is eines (unser) eigner Vortheil,
wenn man llcissig ist; de Jühse sähs: liuJnn mäiijl Jnilimscn diene
Fordijl äiijn ^fjt ndnie, der Jude sagte: man muss seinen eigenen
Vortheil in Acht nehmen; huhins dien Gagen, jemands eigener
Nutzen; wdn'm {huhm) di sünig äs, so äs huhms Gijl ball forljdrd,
wenn man nicht sparsam ist, so ist eines Geld bald verzehrt;
huhms Läwent wäret man kaurl, eines Leben dauert nur kurz;
huhms Däsigliäid mäujt 'm (1. mävjUem) öfting jöhr beläle , seine
Thorheit muss man oft theuer bezahlen ; huhms Bjdrne Iddde
huhm jd doch div't Hdrt, unsere Kinder liegen uns ja doch am
Herzen; wörtlich: eines Kinder liegen einem ja doch u. s. w. ;
huhms Tagte kön jd niemmen räjdde, eines Gedanken kann ja nie-
mand errathen; huhm wdll hiihms dien jd doch nög tokuppe hüjlle,
man will ja doch gerne das Seinige zusammenhalten.
Niemmen hat im zweiten Falle niemmens, niemands, als: Ae
wdll niemmens Tiener wese, er will niemands Diener sein; he ds
219
niemmcns Frünn, er ist nicinands Freund; dö sliälit niemmens
gauhscn Nöme krdjnke, du sollst niemands guten Namen kränken
(lästern).
Das zueignende oder besitzanzeigende Fürwort
(Pronomen possessiv um).
§. 156. Die zueignenden Fürwörter licissen im männlichen
Gesclilechte: tnän, dein, sdn, harren, sdn, ühsen, imhen , jiinken ,
jdrringe , jdre , im weiblichen, sächlichen und in der Mehrheit:
min, din, sin, liärr, sin, Ulis, unk, jimk, jdrringe, jdre. Sie stehen
sowohl vor, als hinter dem Hauptworte, sind aber sämtlich keiner
Abänderung fähig. Anwendung: MdnHänjd, ddnRock, sdnWäien,
hdrrcn Mann , de Häiijd äs mdn , de Rock äs ddn , de Wäien äs sdn , de
ß/önn äs harren. Dät Kulcw hei sdn Hals fordrdid; we hÖAve ühsen
WijUe bürgen; unken Fidder ds slürwen; junken Wäien äs dmsmdn;
jdrringe Fäujlk äs tüfäjlle; jd häwe jdre Kälte drangd; junken ndie
Sldhse äs kiemmen, u. s. w. Ferner: U/in Wöff, din Fömmen, sin
Süster, hdrr Dögter, ühs Hüss, jdrringe Tünn, u. s. w. Dät Bjdrn
hSi sin Naas räwen (gerissen) ; ühs Brüjd äs dp , unser Brot ist
auf; xmt häwe unk Gijl üUdäjn (ausgegeben); jdt kaane junk Krämtn
behüjlle (behalten) ; jdre Fäujlk ging md jdrringe to Fäjlle , ihre
Leute gingen mit den eurigen zu Felde; — min Hüss, mdn Hünn,
din Bjdrn, ddn Thäte, sin Bräif, sdn Plaug, harren y/irem , hdrr
Fäjtt, ühs Läujnn, ühsen Eker , unken Spring stock, junk Wdnräjdde,
eure Thorheiten; jdrringe Süss, jdre Frünne. De Wäien ds mdn, jö
Swöhiv ds din, an dät ^jk ds sin, mdn Rock ds ndi, ddn äs üjll,
din Glees ds tenn, min ds tjöck, ühs Tjöch ds fätt, jdrringe ds man
mager, unser Vieh ist fett, eueres ist nur mager. — Dät Min an
din, das Mein und Dein, wie im Deutschen.
§. 137. Im zweiten Falle nimmt das Hauptwort beim zueignen-
den Fürworte das Zeichen dieses Falles, nämlich ein s an; diess
gilt für alle Geschlechter und beide Zahlen, als: Mdn Brauhsers
Sahn, min Süsters Dögter, din ß/udders Wiehdege (Weh tage), ühs
Bjdrnes Spaltjöch, unk Sösshenes ^rivepärt, unserer (zwei) Geschwister
Erblheil; jdrringe Döimves Junge kaane all üttßijn, eurer Tauben
Junge können bereits ausfliegen; üksen Kinnings ß/ddder ds nwjlke
slürwen, unseres Königs Tante ist neulich gestorben.
28 *
220
§. doS. Die drei Fürwörter: ühs , jarrirnje undjdre, sieben auch
substantivisch, wie im Dänisclien, für Haus, Familie, z.B. dän
liranhscr äs äjtl Uhs, min Süster äs äjtt Järritige, an äjll Jdre hä-
we's Främde. Wirr was düt? oder wirr shäid dat? avo geschah es?
Ajll Ulis, äjtt Jdrringe, äjtt Jdre, d. i. in unserra, euerem, ihrem
Hause, oder bei uns, euch, ihnen.
§. 159. Es ist ferner eine Eigenheit der Nordfriesischen Sprache,
dass man, besonders beim Bedauern, Schelten und Schimpfen,
statt des ersten Falles der zweiten Person den zweiten, nämlich
das zueignende Fürwort dein und deine setzt, je nachdem das
Geschlecht es erheischt, als: ddn läjtte stäkeis Dring , dein kleiner,
armer Junge, statt: du kleiner, armer Junge; ddn gr ölte Slüngel,
du grosser Schlingel; din stäkeis Fömmen! du armes Mädchen;
diu Idjlt dasig Krät, du kleines, albernes Ding; ddn erme Stäket,
du armer Wicht. Diess ist ebenso im Dänischen der Fall, als:
din stakkels Dreng, din elendige Karl, u. s. w.
§. 140. Es ist schon früher bemerkt worden, dass man nicht
selten dem zueignenden Fürworte das Geschlechtswort vorsetzt,
was noch häufiger geschieht, wenn das Hauptwort zugleich ein
Bestimmungswort vor sich hat, als: de man Sahn, jö min Dögter,
de hdrren Jönge, jö hdrr Fömmen, de man üjllc Hdjnsi, jö din
jung Söhg , dät ühs näi Ahk , Scheunenthor (Vergl. die erste
Anmerkung zu §. 120).
Das hindeutende Fürwort (Pronomen demonslralivum).
§. iii. Dies lautet im männlichen Geschlechte: de hirre, de
dirre, dejdmier, d. i. dieser hier, dieser da, und jener; weiblich:
jö hirr, jö dirr, jö jdnncr ; sächlich: dät kirr, dät dirr, dät jdn-
ner; pluralis: dd hirr, dd dirr, da jdnner für alle Geschlechter.
Anwendung : de hirre Biihmm ds man , de dirre ddn , an de jdnnei^
sd7i, dieser Baum ist mein, der da dein, und jener sein; de Ii irre
Mönn kaast liewe, de dirre äi so gäujd, an de jdnner ds gaar äi to
trauen, diesem Manne kannst du glauben, diesem da nicht so
gut, und jenem ist gar nicht zu trauen; jö hirr Rauhs ds snmck,
jö dirre ds smuckcre , aurs jö jdnner ds doch jö smnckst , diese Rose
hier, diese da, aber jene u. s. w; dät hirr Hüss äs üjll, dät dirre
äs allere an dät jdnner äs älst. Wät faw ird Fögh hähsl dirr gun-
221
gen.'' de Iiirre ds en Kiihuh, de dirre en yigerliäim, an de jdnner en
Körnkwänher , dieser hier ist ein Kuckuk, der da ein Rebhuhn,
und jener eine Wachtel. Plural: da hirr Gäis sdn fätt, dd dirre
sdn {'altere, aurs dd jdnncr sdn doch fällst; dd hirr Häujdde sdn
filiere as dd dirre an dd jämier, diese Hüte sind feiner, als diese
da und als jene. — Wenn diese nicht als hindeutende Fürwörter
stehen, so bedeuten sie auch: der hiesige, der dasige und dortige,
als: de hirre Presler, der hiesige Prediger; de dirre Melier, der
dasige Müller; jö jänner Sjürk, die dortige Kirche. Statt de jdn-
ner, jö jänner, dät jdnner, sagt man auch: de jdnte , jö jdnte, dät
jdnte, dd jdnte, welches sowohl die dortigen, als die jenseitigen,
bezeichnet.
§.'142. Obgleich die hindeutenden Fürwörter: de hirre, de dirre,
de jdnner, u. s. w. , als solche, durchaus unabänderlich sind, so be-
kommen sie doch das Zeichen des zweiten Falles, wenn sie zu-
gleich das Hauptwort selbst mit vertreten , z. B. huhmseti Bibel ds
dät? dät ds de hirrs, de dirrs, de jdnners, dd jdnners, wessen Bi-
bel ist das? dessen hier, dessen da, jenes dort, jener dort; huhms
Köwel ds dät? dät ds jö hirrs, jö dirrs, jöjd7i?iers, wessen Weiber-
rock ist diess ? deren hier , deren da, jener da ; huhms Bauche sdn dät?
dät San da hirrs, dd dirrs, dd jdnners Baueke, es sind die Bücher
dieser hier, da, jener; wdt faaren Bjdrns Bälle ds dät? dät hirrs,
dät dirrs, dät jdnners; eben so im Pluralis: dd hirr es, dd dirres,
da jdnners.
§. 143. Da die Nordfriesischc Sprache sich nicht zur Schriftsprache
erhoben hat, so kommen die hindeutenden Fürwörter in den
Nachsätzen nicht so vor, wie im Deutschen, wenn man nicht die
bezeichneten Gegenstände wirklich vor Augen hat. Wenn daher
drei Dinge mit einander vergleichend zusammengestellt werden,
so muss man sich der Wörter: de jdrste, de lähsere an de teste,
(der erste, der zweite oder letztere und der letzte) bedienen,
als: Dät Reef, de Hünn an de Uleio {Olw) käwe faale md enauser
tofdlle, aurs dät jdrst äs snäsig (schlau), de lähsere trau, an de
leste fjlühsh (reissend). Aber hier, avo wir die Wörter im Satze
vor Augen haben, kann man die hindeutenden Fürwörter alle
drei gut und bequem anwenden, als: de Hünn, de Olw an't Reef
häwc faale md enauser (o falle, aurs dät kirr ds listig, de dirre
222
glübsh an de jänner trau , der Hund , der Wolf und der Fuchs
haben vieles mit einander gemein, aber dieser hier ist listig,
dieser da grimmig, und jener treu,
i)as vorwärtsdeutende Fürwort (Pronomen delerniinalivuni).
§. 444. Dieses Fürwort ist, der Form nach, ganz dem Ge-
schlechtsworte gleich, nur mit dem Unterschiede, dass es immer
den Redeton mit besonderm Nachdruck hat , als : De Mdnshe äs
locklick, dirr en rien Gewäten hei, der (derjenige) Mensch ist
glücklich, welcher ein reines Gewissen hat; jö Tidd, dirr ijnsen
spüllen äs, kämt äi wilisser, die Zeit, welche einmal verloren ist,
kommt nicht wieder; dät Swinn, dirr ive enjö/stie slägtigten, käi
faale Tonte, ivästontig, das Schwein, welches wir gestern schlach-
teten, hatte viele Finnen, war finnig; dd Mdnskene, dirr nan GSd
liewe, sdn aane Trust äiijn't Unlock, die Menschen, welche keinen
Gott glauben, sind ohne Trost im Unglück; oder: dd, dirr äi
äujn Göd liewe, sdn äujn't Unlock aane Trust, diejenigen, welche
nicht an Gott glauben, sind im Unglück ohne Trost; de, dirr äi
hieve wäll, mäujt fäile , derjenige, welcher u. s.w. (Hier kann
auch hikm (wer) stehen, als: kukm äi kiere tväll, mäujt fäile,
wer nicht hören will, muss fühlen); de, dirr gäiijd smjärt, kjärt
gäujd, wer gut schmiert, fährt gut; dd twäier Hümie, dirr märling
shäkn würden, wjärn biese mal, die zwei Hunde, welche diesen
Morgen erschossen wurden, waren beide toll; jö Wöff, dirr faar
Aagedege haadigt würden äs, käi karren Mann forjäwen, die Frau,
welche vor acht Tagen enthauptet worden ist, hatte ihren Mann
vergeben.
Das zurüchdeutende Fürwort (Pronomen relativum).
§. 145. Die zurückdeutenden Fürwörter sind; dirr, hufim und
wät. Dirr entspricht den relativen Pronomen der, die, das, pl.
die, und welcher, e, es, pl. e, z. B. Nero was en Mann, dirr du-
send Ünsküllige pienige let , am häm äujn järe Ktvaal to liögcn,
Nero war ein Mann, der tausend Unschuldige martern Hess, um
sich an ihren Qualen zu ergötzen ; dät äs jö Wöff, dirr harren
Mönn, harr wägsen Dögter an hdrr läjtt spie Bjärn forjätven het,
das ist die Frau, die ihren Mann, ihre erwachsene Tochter und
225
ihr kleines zartes Kind vergeben liat; jö Släir , dirr üntmii" so
klär shind, wäs'e [jö] Venus, der Stern, welcher gestern Abend
so hell schien, war die Venus; dät Hüss, dirr he dät färre Ihr
böggd, äs märling aufbrännd, das Haus, welches er im vorigen
Jahre baute, ist diesen Morgen abgebrannt; dät Björn, dirr faar
en läiet dähl äujn'e Süss feil, häive's noch Idbben wihsser dptägen,
das Kind, welches vor einer kleinen Weile in den Brunnen fiel,
haben sie noch lebendig wieder heraufgezogen; da wille inerte,
dirr mädde ühs tömme gingen, sän nägtling wäg (lägen, die wilden
Enten, die unter unsern zahmen gingen, sind diese Nacht weg-
geflogen. — Huhm (vergl. §. loa), heisst wer, hat im zweiten
Falle huhmsen und hiihms, wessen und dessen, deren: huhmsen
beim männlichen , und huhms beim weiblichen und sächlichen Ge-
schlechle, so wie auch in der Mehrheit, De Mann, huhmsen Airem
aufshähn äs, kaum hirr näilke faarbäi, der Mann, dessen Arm
abgeschossen ist, kam hier neulich vorbei; jö Wähs, huhms
Dögter stüriven äs, wäll hdr nö wihsser befräie, die Wittwe, deren
Tochter gestorben ist, will sich nun wieder verheirathen; dät
Björn, huhms ^llerne siürwen sän, käw ich to me nümmen, das
Kind, dessen Eltern gestorben sind, habe ich zu mir genommen;
da Fögle, huhms Fäjlt ahmen sän, kaane äi swnmme, die Vögel,
deren Füsse offen sind, können nicht schwimmen. Auch in all-
gemeinen Sätzen, wo ein Hauptwort die ganze Gattung vertritt,
steht huhmsen und huhms im Nachsatze, als: De Wällfüsh, huhm-
sen Töle so grolt , an huhms Swällig so när äs, kön man Häiringe
släjnke, der Wallfisch, dessen Maul so gross und dessen Schlund
(Schvvalch) so eng ist, kann nur Häringe verschlucken; jö Gaus,
mä huhms Dummhäid so öfiing spötet tvort, äs üss äi so {aale män-
nere to grott Gagen mä. harr Fähsere an harr Flash, die Gans,
mit deren Dummheit so oft gespottet wird , ist uns nichtsdesto-
weniger von grossem Nutzen mit (durch) ihren Federn und
ihrem Fleische; dd Ricke, huhms gause Dege huhm j dm ößing mds-
gönnt, sän sälten so löcklick, äs we miene, die Reichen, deren
gute Tage man ihnen oft missgönnt, sind selten so glücklich, als
wir wähnen. — Wät, was, steht nur im sächhchen Geschlechte,
aber nie nach einem eigentlichen Hauptworte, als: dät äs alles,
ivdt ick häiv, das ist alles, was ich habe; dukg, wdt'r säit, thue ,
224
was er sagt; dät us däl Best, ivät du düjn haast, das ist das Beste,
was du lliiin kannst; all dät Gävjd an u4iri() , wU tve däjn Jiäive ,
kämt äw iihs iiien Rainung, alles Gute und Böse, was wir getlian
haben, kommt auf unsere eigene Rcclinung; Iiidmi tört lU ältidd
düjn, ivdt'em wäll, man darf nicht immer thun , was man will;
alles, wät's Iiet, äs Göds Gaawe, alles, was sie hat, ist Gottes Gabe;
alles, wät Ohme het, low ülisen liiere! alles, was Odem hat, lobe
unsern Herrn !
Amnerkiingen.
i. Hnhmsen richtet sich nicht nach dem Geschlechte und der
Zahl des Grundwortes , wie im Deutschen dessen und deren,
sondern allein nach dem Worte, vor welchem es steht, als: dät
Kameel , Im/imsen Hals so läng äs, das Karaeel, dessen Hals so
lang ist; Jö Law, huhmsen Stjart en Töle long Haler äujn't Ijnne
het, der Löwe, dessen Schwanz einen Büschel Haar am Ende hat;
im weibl, und sächl. Geschlechte und im pl. immer nur huhms.
2. Dirr heisst auch da, was aber nicht leicht mit dem zu-
rückdeutenden dirr verwechselt werden kann, wie im dem Satze:
dirr äs de Mönn, dirr me släien het, da ist der Mann, der mich
geschlagen hat; dirr äs dät Giß, dirr ick de löivel häw , da ist
das Geld , welches ich dir versprochen habe. Ebenso heisst wdt
nicht allein was, ettvas , sondern auch wir zwei, als persönliches
Fürwort der ersten Person im Dualis, als: wät häwe wät Spältjöck
mäbrögt to da Läjtte , wir (zwei) haben etwas Spielzeug mitgebracht
für die Kleinen. Beide diese wät stossen beim weiblichen Ge-
schlechte und in der Mehrheit oft mit dem Buchstaben s zusam-
men, als: läj'lt's düjn, wät's wäll, lass sie thun, was sie will;
lüjlfs mäge, wät's wän, lass sie machen, was sie wollen; ja frä-
geten nnh, wirr wät's fiewe wjän, sie fragten uns beide, ob wir
sie haben wollten; dirr sän haaw Röte äujn'c Kämmer, wirr wät's
wäjl fange kaane? es sind einige Ratzen in der Kammer, ob wir
(zwei) sie wohl fangen können? Der Satz: lüjtt's düjn, wät's tväll,
heisst ohne Zusammenziehung, vollständig ausgeschrieben: läjtt
hdr düjn, tvät jö wäll, und läjtt' s düjn, wät's tvän: läjtt jäm düjn,
wät jd Wän. Dieser Fall tritt auch wirklich dann ein, wenn man
zwei Parteien gegen einander stellt, als: ich dufig, wät ich wäll,
225
läßt fiär nö düjn, wät jö tväll; we duhgge, ivdt we wän, läjtt Jäm
nö düjn, wät ja wän, wobei dann die Fürwörter allemal stark be-
tont werden.
§. 146. Noch ist hier das Fürwort: solcher, e, es, pl. e, zu
bemerken. Es hcisst in allen Geschlechtern der Einheit vor Gat-
tungsnamen, so wie vor männlichen Stoff- und Mengenamen: socken,
vor weiblichen und sächlichen Stoff- und Mengenamen und in der
Mehrheit söck, als: söckcn grotten Bulmim Iiäw ick noch oller säjn,
einen solchen grossen Baum habe ich noch nie gesehen; socken
üjll Meilen kaast ja äi mör brücke, eine solche alte Mühle kannst
du ja nicht mehr gebrauchen; socken Hüss mähs ick nög hewe, ein
solches Haus möchte ich wohl haben; s(>ch Tähle mäi'r liäll hiere,
solche Mährchen mag er gern hören ; socken Winn häi he noch ol-
ler smägei; socken ßär, socken Wijtte, socken Rögge, solche Gerste,
solcher Weizen, solcher Roggen; socken ivitten Snie, solcher weis-
ser Schnee. Dagegen: söck Tjöch, solches Vieh; söck Fäujlk, solche
Leute, solches Volk; söck Gjärs, söck Födder, söck Sträi, solches Gras,
Heu, Stroh, u. s.w. PI. söck hijn Klulise, solche schlechte Kleider;
söck grott Plöme, solche grosse Pflaumen; söck läjtt däsig Krätc,
solche kleine alberne Dinger; söck läjtt mjögsig Diele, solche schmut-
zige Dingerchen. — Statt socken gebraucht man auch sann für alle
Geschlechter der Einheit, aber dann in der Mehrheit wieder söck,
als: süfinMönn, sünn Wo ff, sünnBjärn, pl. söck Mann, söck Waffe,
söck Bjarne. Ein solcher, eine solche, ein solches, pl. solche,
heisst söckenän, söckenijn, pl. söck, oder sünnän, sünnijn, pl. söck.
Söck Speck, söck Flash, söck JSrüjd, söck Järd, söck Gröt, söck
Häier, söck Häwer, söck Böhser, söck Liem, socken Kläi, solcher
Speck, solches Fleisch, solches Brot, solche Erde, solche Grütze,
solches Haar , solcher Hafer , solche Butler , solcher Lehm ,
solcher Rlei.
Das Fragende Fürwort (Pronomen inlerrogaliviun).
§. 147. Die fragenden Fürwörter sind: hukm, wer? huhmscn,
huhms, wessen? und tvät, was? Beispiele: Huhm äs dirrF wer
ist da? hiihm hei dät säidF wer hat das gesagt? hvhm hähst sprä-
gen? wen hast du gesprochen? huhm häi dät lögt? wer hätte das
226
gedacht? hnlims IIüss ds üüt? Imlimscn Hilnn het de hän? wessen
Jlund hat dich gebissen? huhms Bjarne sdn dät? wessen Kinder
sind das? ick fünn hirr en Pung ma Gijl, hulimsen äs'tF ich
fand hier einen Beutel mit Geld, wessen ist's? Wät wird so
gebraucht: wät mägestF was machst du? wdt wähl? was willst du?
wdt sähs'rF was sagte er? ivdt ds dätF was ist das? wdt faar'en
Fdsh ds dät? was für ein Fisch ist das? ivdt faar'en Tot mägest
dö dirr? was für einen Lärm machst du da?
Die deutschen Ausdrücke mit welcher, bei Ausrufungen und
beim Verwundern , als : welcher Glanz ! welch ein Held ! und der-
gleichen werden durch hacken und hock ausgedrückt, als: hocken
Tot! welch ein Lärm! hocken äujimeten Dring! welch ein ungezo-
gener Knabe! hock gauhs Dege hähst dö, welche gute Tage hast
du! hock göhl Böhser! welche gelbe Butter! hocken Hält hast dö!
welch ein Held bist du! Wenn aber hock, hocken nicht in Aus-
rufungen vorkommt, so wird es fragend gebraucht, wenn man
die Beschaffenheit eines Dinges Avissen will, z. B. hocken Hdjnst
hähst dö käft? en trklihrigen Brünnen, md fjauwer witt Fäjtt , en
St dir faar't Haad, an en willen Sndpp äw'e Naahs, was für ein
Pferd hast du gekauft? einen dreijährigen Braunen , mit vier
weissen Füssen, einem Stern an der Stirn und einem weissen
Strich auf der Nase; hock Böhser hähst to forkupenP näi Stäup-
pelböhser, neue Stoppelbutler. So wie hocken, hock nach der Be-
schaffenheit eines Dinges fragt, so giebt socken und söck die
Antwort darauf, als: hocken Pupp wähl hewe? söckenijn, dsjö dirr,
•was für eine, oder welch eine Pfeife willst du haben? eine solche,
wie diese da. Man fragt auch mit höckenän, höckenijn, pl. hock,
hünnän, hünnijn, pl. hock, und die Antwort darauf ist söckenän,
söckemjn, söck, siinnän, sünnijn, söck, als: höckenän mähst liefst
Uhsse? was für einen magst du am liebsten leiden? söckenän, ds
de hirre, solch einen, wie diesen hier; hock äst md de? ist wört-
lich: wie ist's mit dir, d, i. wie befindest du dich?
Das deutsche tvie heisst höir, als: hörr wällt? wie wills? hörr
qongt't de, wie gehts dir? hörr hähst 'el? wie hast du 's?
227
Anmerkung über die Zusaminenziehungen in der
Nord friesischen Sprache.
§. 448. Sic hat deren eine ungeheuere Menge, die man auf den
ersten Anblick leicht für Zusammensetzungen halten könnte, was
sie jedoch kcinesweges sind. Ohne dieselben wäre die Sprache im
Umgänge weniger fliessend, und würde, an Kürze dabei verlie-
rend, sehr abgebrochen und holperig sein, weshalb sie nothwen-
dig sind. Dahin gehören nun besonders die Geschlechtswörter
und Fürwörter in Verbindung mit Umstands- und Zeitwörtern.
Ich will hier einige dahin gehörige Beispiele auf eine dreifache
Art niederschreiben, erstens so, wie die Sätze gesprochen würden
und werden müssten , wenn man jedes Wort vollständig mitnähme ;
zweitens so zusammengezogen, wie sie im täglichen Leben lauten,
und drittens mit der Andeutung der Zusammenziehungen, als:
i.wdnn he äi mä wäll, so kön he dät läjtle, ^.wänner äl md ivdll,
sä könnert läjlte, 5. wänu'r äi md wdll, sökön'r't läjUe; i. kön
jö käme, so mäujt jö dät, 2. kons käme, so mätijts, 5. kön's käme,
so mäujt' s; 1. wd7in huhm äi waaget, so wdnt huhm nint, 2. tvdn-
ncm äi waaget, so wdntem nint, 3. tvdnn'm äi ivaaget, so wänt'm
nint. Die Sätze heissen: l. wenn er nicht mit will, so kann er's
lassen, 2. kann sie kommen, so rauss sie 's, o. wenn man nicht
wagt, so gewinnt man nichts. — 1. Dirr he äi köhs, dirr ja äi
köhn, 2. dirrer äi köhs, dirrs äi köhn, 3, dirr'r äi köhs, dirr's äi
köhn, da er nicht konnte, da sie nicht konnten. 1. häwe ja dirr
wähn? 2. häiveser wähn? 3. häwe's'r wähn? sind sie da gewesen?
i.wirr he dät wusst, dät he dät hewe shäujlF ^. ivirrert iviisst,
dättert hewe shäujlF 3. wirr'r't wusst, dät'r't hewe shäujl? ob er's
wusste, dass er's haben sollte? i.tvirr huhm dät waage dort? 2.
wirremt waage dort? 3. wirr'm't waage dort? oh 'man 's wagen darf?
4. wirr slept he? 2. wirr slepter, 3. ivirr slept'r? wo schläft er?
4. wirr slept jö? 2. ivirr slepts? 3. wirr slept' s? wo schläft sie?
4. wirr slept hat? 2. wirr sleptet? 3. wirr slept 't? wo schläft es?
4. wirr släipe ja? 2. wirrsläipes, 3. ivirr släipe's? wo schlafen sie.
Die Buchstaben r, s, und t, sind die Abkürzungszeichen für die
verschiedenen Geschlechter , r für 's männliche, s für's weibliche
und die Mehrheit, und t für's sächliche Geschlecht; r steht für
29 *
de und he, s für jö, ja und cid, t für däl und hat, m für hulmi
(vergl. §. 129).
Da s das weibliche Geschlechtszeichen bei den Zusammenziehun-
gen ist, so können die beiden Wörtchen äs, als und wie, und
äs, ist, bei weiblichen Hauptwörtern kein ferneres Geschlechts-
zeichen bekommen, und eben so wenig in der Mehrheit, z. B.
äs kaum, stöhs'e Wäien all faar'e Dökr, als sie kam, stand der
Wagen schon vor der Thüre; äs inne? ist sie zu Hause? äs kaiim-
men, läi ick mvebed, als sie kamen, lag ich im Bette; äs gonge
wäjl, als sie gehen wollte; äs smuck? ist sie hübsch? Im männ-
lichen und sächlichen Geschlechte dürfen die Zeichen nicht fehlen,
z. B. ös'r kaum, als er kam; wirr äs'rP wo ist er? In fol-
genden Fällen steht das t hinter äs beim weiblichen Geschlechte
anstatt dät (es), als: äs't här? ist sie es? oder auch: ist es ihr?
(gehört's ihr?) äs't här sellew? ist sie es selbst?
Auch bei den Verhältnisswörtern richten sich diese Zeichen
nach dem Geschlechte der Hauptwörter, als: äiv't Hüss, auf dem
Hause; äp äw't Hüss, auf's Haus; äio'e Tele, auf der Diele, dem
Fussboden; äw'e Hau7'd, auf dem Kirchhofe; unner'e Shew , un-
term Tische; vnner't Bkld, unterm Bette, unter's Bett; auwer't
Wäkscr, über dem oder das Wasser; äujn'e Süss, in dem oder
den Brunnen; äjt'e Hüks, in der Heimath; auf't Läss , aus dem
Gelenke; eßer't Märked, nach dem Markte; häi'e Wäi^ am Wege;
dör'e Waage, durch die Wogen; dör'l Wänning, durch's Fenster;
jjn't Uck, gegen die Wand; ijn'e Wäll^ gegen den Wall; fon'e
Jiühs, von der Heimath; fon't Li ff, um 's Leben; äm'e JSaiirdc,
äm'e Süksse, gen Norden, gen Süden; äm't Asten , äm't Westen;
faar'e Wäieii, vor dem Wagen, u. s. w.
SIEBENTES CAPITEL.
DAS ZEITWORT (Verbum).
§. 149. Das Zeitwort ist iheils ein Stammwort, tlieils ein ab-
geleitetes. Die Wörlerklassen, aus denen es vorzugsweise als
derivatum gebildet wird, sind Haupt-, Bestimmungs- und Zeitwör-
ter selbst, wodurch jedoch die übrigen Wörlerklassen, als Wur-
zeln desselben, keinesweges gänzlich ausgeschlossen sind. Die
einfachste und ursprüngliche Form desselben ist das Wandelwort,
das sich, wie im Deutschen, allemal auf en oder n endigt, und
auch die Endungen ein und erii mit dem deutschen Zeitworte
gemein hat, als: läwen, leben; sträiven, i. streben, 2. streiten;
shaamen, sich schämen; sägein, hintaumeln, in Ohnmacht fallen;
prägein, stricken; ivjärpeln, worfeln; gräpeln, grapsen; läwem,
liefern; bäwern, zittern; knabbern, klappern, u. s. w.
Bildung des Zeitwortes.
a. Aus Hauptwörtern.
§. ioO. Da die deutschen Stammwörter sich hier leicht aus
dem Zeitworle erkennen lassen, so soll dieses, mit Uebergehung
der deutschen Substantive, bloss erklärend beigefügt werden, als:
jö Aart, aarten, arten. de Bäirig , bäirigen, bergen,
dät u/ller, allem, altern. dät Bedd, bedden, betten,
de uinker, ankern, ankern. de Bjärsel, bjärseln, bürsten,
dät u/r, ären, narben. dät Bläujd, bläjdden, bluten,
jö u^rw, ärwen, erben. dät Bjärn, bjärnen, kindein.
de ^we , äwen , nachäffen , efter- de Bjärn , bjärnen , börnen.
äwen. de Bunk, bunken, aufhäufen.
']ö Baan, baanen, bahnen. dät Bill, billern, bildern.
de Bälle, ballen, den Ball auf- dät Bijn, bijnseln, abstiefeln.
fangen. jö Blähs, blähsen , flammen ,
jö Bäik, bäiken, beuchen. lohen,
de Bäjtlel, bäjttcln, meisseln. '\o Bläihs , bläi&en , Blasen werfen.
250
dat Bloss, blehscn , blätlcrn.
dat Block, blocken, blocken.
jö Blossem, hlossmen , blühen.
de Bolle, böllnen, schwären.
de Bössei, bösein, bosseln.
dat Buhrk, biihrken, borken.
de Brödd, brödden, stacheln.
de Dämp, dänipen, dampfen.
de Ddsh, ddsfien, auf- oder ein-
füllen.
de Ddwwe, ddtvwen, thauen.
de Dick, dicken, deichen.
de Dämm, dömmen, dämmen.
de Dröpp, dröppen, tröpfeln.
jö Drulig, driigen, seihen, sei-
gen.
de Driihm, driemen, träumen.
de Drüpp, driippen, träufeln.
de Ebbe, ebben, ebben,
dat Edder, eddern, eitern.
de Egge, eggen, anreizen.
de Enn, ernten. Abend werden.
de Eme, emen, brödmen.
dät Färrew, färwen, färben.
dät Fäll, fällen, fiUen.
dät Fäll, fällen, nachlaufen.
de Fäsh, fäshen, fischen.
jö Fäig, fäigen, fügen.
jö Fäifis, fäjdden, unterhalten.
de Fähser, fähsern, mausern.
dät Fäujlk , befäujlken, bevölkern.
jö Feel, feien, feilen.
']ö Fistel, fisteln , ützen , abfitzen.
dät Fauser, fmsern, i. futtern,
2. füttern.
dat Feck, fecken, fachen.
de Fläbbe, ßäbben, s, §, \M.
]öFläg, /lägen, rcgcnschaucrn.
de Flagge, flüggen, flaggen.
]ö Flaait , ßaailen, flöten.
jö Fläujdd, Fläujdden , fluthen.
deFüJlle, füjllen, falten.
füjlligen, die Hände falten.
jö Fragt, fragten, frachten.
duForgäft, forgäften, vergiften.
jö Fragt, frugten, fruchten.
jö Furrig, furrigeu, furchen.
de Fläck, fläcken, flecken, flicken.
jö Faurk, fälrken, aufgabeln.
deFäujtt, fäjtteln, anfüsseln.
deFäjnger, fäjngem, fingern.
de Frünn, befrünnen, befreun-
den (sich).
deFaurme, faurmen, foi'men.
jö Fäihsem, fäihsmen, fadmen.
de Gaaive, begaawen, begaben.
de Gäihs, gäihsen, düngen.
dät Gäujl, forgellen, vergolden.
jö Gaus (Gas), gasen, gänseln.
de Grünn, grünnen, gründen.
de Gjärd, gjärden, gürten.
dät Graiim , gräimen , ausweiden.
dät Grüss , grühssen , griesen ,
gröhsen, knirschen.
de Gränse, gränsen, gränzen.
de Gnähse, begnähsigen, begna-
digen.
dät Gjärs , gjärsen , 1 . grasen ,
2. grasen.
jö Gunst, begünstigen, begünsti-
gen.
de Gläns, glänsen, glänzen.
jö Grauf, grauwcn, graben.
de Grüppel, grüppeln, s. §. 4ol.
231
de Gils, gitsen, geizen.
jö Härrew, Iiärrcwen, eggen.
de Hämmer , hämmern, hämmern.
jö Häivcl, häweln, hobeln,
dät Häier, liäiren, hären.
de Haupp, hanppen, reifen.
de Häge, hägen, haken.
de Hagel, hageln, hageln.
jü Hagel, hageln, hecheln.
jö Hesp, hespen, haspeln.
jö Hüdd, hüdden, häuten.
de Hupp, huppen, häufen.
de Hocke, hocken, garben.
de Hunger, hungern, hungern.
dät Haad , haadigeti , köpfen ,
enthaupten.
jö Hähg , hägen , das Heck
sehllessen.
dät Hüss, hühssen, behausen.
jö Häujnn [Hön) , handeln, han-
deln.
jö Häujnn, hijnnen, auffangen,
hijnnigen, inhijnnigen, einhän-
digen.
jö Hijll, hijllen, beiden.
jö Hjärn, hjärnen, s. §.451.
de His, be-ihsigen, beeidigen.
dät Iss, Hissen, eisen.
de Ipine, ijnnen, enden.
dät Jädder, jäddern, entern.
dat Jöck, jögen, Jochen.
de Jörder, jördern, (Hirte), hüten.
jö Kaar, haaren, karren.
jö Kaard, kaarden, karten (spie-
len).
de Kalk, kalken, kalken.
dät Mann , kdnnen , kinnen.
de Kant, känlen, kanten.
de Kägel, hageln, kegeln.
jö Käivcl, käweln, koppeln.
de Kele, kelen, keilen.
jö KiJhl, Wölken, s. §. d51.
dat Kitt, kitten, kitten.
dät Kldster, kldslern, kleistern.
de Kläi, kläien, kleien.
jö Kldink, kldinken, klinken.
de Klömp, klömpen, klampen.
de Khimp , klumpen, klumpen.
de Klütt , klütten, flicken.
de Kohle, forkohlen , verkohlen.
de Kurde , kurden , karden ,
krämpeln.
da Kluhse, kluhsen, kleiden,
de Knepel, knepeln, knüppeln,
jö Kniep, kniepen, schnallen,
de Knopp, knoppen, knospen,
de Knapp, knöppen, knöpfen,
de Knote, kneten, knoten,
jö Krdck, kracken, krücken.
de Kräns, krausen, kränzen,
dät Krümm, kramen, kramen,
dät Kräivel, kräweln, krüppeln.
dät Kritl, kritten, kreiden,
dät A'rMSS, krühssigen, kreuzigen,
dät Kuletv, kulwen, kalben.
de Kläck, klacken, kläcksen.
dät Kaum, kjarnen, körnen,
jö Kjärl, kjdrlen, gerinnen,
jö Kldw, kldivern, klauern,
de Klönke, klöuken, werfen,
de Kaumni, kiemmen, kämmen,
de Koppel, koppeln, tragen.
de Krapp, kröppen, sich bekör-
pern, bcleibcn.
232
jü Kugel, kugeln, kugeln.
de Kunst, kunstein, künsteln.
dät Laager , laagern, lagern.
dät Lack, lacken, lacken.
jö Länk, länken, ketten.
dät Läth, läthen, latten.
de Lä'pe, läpen, ausbessern.
dät Laumm, laummen, lammen,
dät Läujnn, läujnnen oder läujn-
nigen, landen.
dät Lees, lesen, laden.
dät Lös, lösen, losen.
dät Limm, limmen, leimen.
dät Lüjdd, lüjclden, löthen.
dät Lüjn, Innen, lohnen.
jö Last, lasten, leisten.
dät Lock, locken, glücken,
de Locke, locken, löckeln.
jö Luft, lüften, lüften.
jö Lüss, lülisscn, lausen.
de Löper, löpern, schüssern.
jö Lierk, lierken, s. §. 151.
dät Lück , nicken , schliessen ,
belücken , einschliessen.
dät Malt, malten, malzen,
de Mäister, mäistem, meistern,
jö Mäßd, mäjdden, mähen, ma-
then.
de ß/ist, misten, nebeln.
de Mjögs, mjögsen, ausmisten.
jö 31 Öhr, möhrcn, mauern.
jö Müss, mühssen, mausen.
dät Mudder, muddern, aufschläm-
men.
dät Münster, münstem, muslern.
jö Munt, münten, münzen.
jö Mölke, mölken, melken.
de Näujtte, näujtten, raelodicln.
dät Nebb, nebben, schnäbeln.
jö Nill, nillen, nesseln, sich
daran brennen.
deitNest, nesteln, nisten, nistein.
de JSjütte, njütten, nützen.
jö Nüjdd, nijddigen {nijdsägen),
durch Zwang nöthigen.
de Narr, narren, narren.
dät Öfcr, 3 fern, opfern.
jö Öngel, ongeln, angeln.
de Ohme, ohmen , athmen.
dät Pack, iKigen, pichen.
jö Pal, peilen, schelfen.
de Päpe, jiäpen, an der Brust
saugen.
jö Pari, pdrlen, perlen,
dät Päwer, päwern, pfeffern.
dät Päss, passen, pissen.
jö Päujn, päujnnigen, pfänden.
jö Penn, pennen, mit dem höl-
zernen Wirbel , der Penne ,
verschliessen,
de Pick, picken, picken, stacheln.
jö Pietsh, pielshen, peitschen.
dat Pär, pären, paren (sich).
de Pläck, placken, flecken.
dät Piaaster , plaastem , pflastern,
de Plang , plaugen, pflügen.
jö Plönt, planten, pflanzen.
jö Prauhs , prauscn , trödeln ,
lüntcln, iaseln.
jö Pvchns, prdmsen, premsen,
de Plöck, plöckcn, pflöcken.
de Pöjnte, pöjnlen, würfeln.
de Pose, pösen, bauschen.
de Pung, üttpungcn, ausbeuteln.
!D0
de Prägel, prägobi, stricken.
de Pule, aufpulon, abpfählen,
jö Pump, pumpen, pumpen.
de Präck, prächen, prickcn,
de Prijnn, prijnnen, pfriemen.
dät Puser, pusern, pudern,
dät Qualster, quälstern, quäl-
Stern,
jö Rank, ranken, ranken,
dät Rauser, nmsern, rudern,
de Räjdd, räjdden, i. ralhen,
2. errathen.
jöRäigel, räigeln, regeln,
jö Räsp, räspen, raspeln,
jö Reew, reiven, harken, rechen,
de Riech , riechen , räuchern ,
röchen, rauchen,
de Rinn, renen, regnen,
de Ripp, rippen, reifen,
de Ruk, ruhen, schobern,
de Rulimme, ruhmmeu, rahmen,
abrahmen,
dät Rümm , rünimen , räumen ,
röhmen, Gelass haben.
de Rup, rupeln, ein Tau auf-
reifen,
de Rüss , berühssen , berauschen.
deRimm, rimmen, reimen,
jö Saal, forsaalen, versohlen,
de Saabel, saabein, säbeln,
jö Sähg , sägen, sägen,
jö Sali, sällen, satteln,
dät Säil (jetzt dät Sähtv), säilen,
sichten,
dät Salt, sälten, salzen,
dät Sann, besännen, besinnen,
dät Sägel, sägein, segeln.
dat Sägel, forsägeln, versiegeln.
de Senne, sennigen, sündigen.
iVai Siep , sicpen, seifen.
dat Selwer, forselwern, versilbern.
dät Shäp, shäwen, schiffen.
jö Sliaalts, sliaasen, verriegeln.
de Shauch (SIio), shöien, schuhen ,
die Pferde ; ihnen Hufeisen
unterlegen.
jö Shauwel, sliauwcln, schaufeln»
]6 Shäl, shälen, schälen.
dät Shämmel, shämmeln, schini"
mein.
de Shänse, shänsen, schanzen.
de Shäse, beshäsigcn, beschädig
gen.
de Shäne, sJiänen, beschienen.
jö Shruw, shruiuen, schrauben.
de Shöche, shochcn, hocken.
AcSeck, Sechen, sächen, sacken.
de Särhel, särheln, zirkeln.
de Sämmer, sämmcrn, sommern.
jö Själl, själlen, s. §. 151.
dät Shümm, shümmen, schäu-
men.
jö Shüll, beshülligcn, beschul"
digcn.
jö Shäjl, bcsfiä/jlligen , beschul-
digen, richtiger als beshüU
ligen-
dät Smähr , smeren, schmieren.
dat Slubb, slubbern, schlürfen.
de Snic , snäien, schneien.
jö Sling, slingen, schleudern.
jö Snär , snären, schnüren.
jö Sjärn, sjärnen, buttern,
de Säihs, säifisen , käsen,
30
234
de Slump, slumpen, schlumpen.
jö Spar, sparen, spornen.
dät«9pör, sparen, spüren.
de SUmm, slimmen, schleimen.
de SJäme, sjdmmern, schimmern.
de Slälise, slälisen, (der Schlit-
ten).
de Spicher, Spielern, nageln.
dät S2)ägel, spägeln, spiegeln.
de Shuller, shuUern, schultern,
jö Spann, spännen, spannen.
dät Slöf, slöwivcn, stieben.
de String , bestringen, besaiten.
dat Spät, spälisen, spiessen.
de Siijn, stienigen, steinigen.
de Slrüvjn, slränjnnigen, stran-
den.
de Slaurni, stnnrmen, stürmen.
de Stamm, stammen, stammen.
jö Stjöi, stjöion, schaukeln.
dät Sulew, sulwen, salben.
de Stall, Ställen, stallen.
jö Spung, spungen, spangcn, mit
der Spange befestigen.
dät Staat, forstaalen, verstählen.
de Späse, späsen, abspatcn.
de Staapel, staapeln, stapeln.
jö Shält, beshätten, beschatzen.
dM Slönim, slömmen, aufschläm-
men.
de Snäjtter, snäjttern, tischlern.
de Sötter, söltern, schustern.
de Slirnjdder, slirnjddern., schnei-
dern.
dät Swaatvel, swaaweln, schwefeln,
jö Spirr, spirren, keimen , spros-
sen.
de Straal, siraalen, stralilen.
de Stümper, stümpern, stümpern,
dal Smink, sminkcn, schminken.
dät Smull, smullern, krümmein
(to crumble).
de Stäiivel, stäiweln, stiefeln,
jö Spaul, Spanien, spulen.
dät Spünn, spünnen, spunden.
dat Spütt, spülten, spützen.
jö Stjörr, stjörren, steuern.
de Swierm, swiermen, schwär-
men,
dat Stälik, stäken, stakzäunen,
jö Strädd, strädden, grätschen,
jö Statirk , staurken, storchen,
de Stelle, sielten, stelzen,
dät Slräi, sträieln, streuen,
de Suhmm, sulimmen, säumen,
jö Swiep, swiepen, einwindeln,
dat Siviert, swierten, schwärzen,
de Stücke, stücken, aufstauchen,
de Stippe, stippen, stülzen.
dät Steef, stewen, daubcn.
dät Sucker, snckern, zuckern,
de Swdck, swdcken, zwicken,
dät Swinn, swennen, Schweinen,
dat Swijtt, swdtten, schwitzen,
de Täms, tämsen, sieben,
dat Tann, forldnncn, verzinnen,
dät Tiecken, tiecknen, zeichnen,
jö Tieni, tiemen, diemen.
de Tögel, lögein, zügeln,
de Toll, tollen, zollen,
de Topp, läppen, s. §. \Vy\.
jö Trel, treten, rollen,
de Täpc, täpen, zapfen,
de Tjäre, tjären , iheeren.
255
dät Tjüdder, tjüddeni, töddern ,
tüdcrn.
de Tjäwse, tjdiveln, zanken,
da Tontle , tonteln, klöppeln.
de Trust, trästen, trösten,
jö Träw, träwen, stiegen.
de Träivel, träiveln, auftriescln.
dclt Twel, twelen, sabbern,
da Twäge, Iwäyen, ankleben,
jö Trommel, trommeln, trommeln,
de Trägter, trägtigen, trichtern,
jö Trits, trüsen, tritzen.
jö Twjdrn , tivjärnen, quernen.
de Tiinne, tünnen, zinken,
dät Ulig , ugen, äjtugen , slr eben ,
anlialten mit der Arbeit.
de U/irs, uJirsen, lenzen, Früh-
ling werden.
jö Wägg, iväggcn, wiegen in der
Wiege.
dät Wägs, ivägsen, wichsen.
dät Wältscr, iväsern, wässern.
de Walle, beivälllgen, bewilligen.
de Wärk, wärrigen, schmerzen.
de Wjärt, bewjärten, bewirthen.
dät Wirk , wirken , ein Wirk
setzen.
jö Wöß\ wöivwen, weihen,
de Wonler, wontern, wintern.
Bemerkungen über diejenigen der vorsiehenden Zeitwörter,
welche nicht genau den deutschen entsprechen oder in
der Bildung abweichend sind.
§. 151. Bjärnen,vevh. pass., geboren werden, als: wirr bäst bjär-
net? ivtinne bäst bjärnel? wo, wann bist du geboren? hähst't Tjüch
bjärnetF hast du das Vieh getränkt? Buhrken , ist nicht allein
abborken, sondern auch gerben, als: dät Lähser ds äi nög buhrket,
das Leder ist nicht gar gegerbt. Brödden, mit kleinen scharfen
Stiften beschlagen, um auf dem Eise stehen zu können. Dämpcn,
ist sowohl dampfen, als dämpfen. Ddshcn, mit einer kleinen geöhr-
tcn Sehale auf-, ein- oder umfüllen, diese heisst rfe jDäsÄ. Emen, be-
zeichnet das Aufsteigen heisser Wasserdämpfc oder des Brodems.
Fällen, von dät Fäll, das Füllen, ist einem nachlaufen, wie ein
Füllen der Mutterstute. Die Wörter /t'cA"e?i, sacken, hocken, shöcken,
werden nur vom Getreide gebraucht, und heissen fachen, sacken,
garben und hocken, als beim Einfahren, dät Kaum (ecket gänjd,
fällt gut im Fach oder füllt die Fächer gut; dät hocket gänjd,
garbet gut; shocket gäujd, hocket gut; secket gänjd , träwet gänjd,
schlägt gut in die Stiegen. De Fläbbc, fläbben, die Flabbe, dän.
cn Flab, at flähc, das Maul herabhängen lassen. Fäjtteln, ist
30'
256
vorschuhen, FüssHngc an Strümpfe stricken, dpfüjltcln. Grünnen,
gründen, darf nicht mit fjrünneu (to grind), auf der Mühle mahlen,
verwechselt werden. Grälissen, ist 1. zu Gries malmen, 2. mit
Gries belegen, z.B. die Gänge im Garten. Gröhsen, bezeichnet den
knirschenden Laut und die damit verbundene unangenehme Em-
pfindung, den z. B. Sandkörner und kleine Steinbrocken zwischen
den Zähnen verursachen. Grauwen, ist trockne Graben reinigen
oder aufwerfen ; grüppeln, kleine Abzuchten graben. Hauppen, v. tr.,
ein Fass reifen. Hägen, das Heck zuschliessen. Hijllen, die Heide
oder Fussfessel anlegen. Hjärnen, von jö Hjäm, die Ecke, der
Winkel, ist Kranke besuchen, um sich nach ihrem Befinden zu er-
kundigen , wo man dann gewöhnlich zu Häupten des Bettes im
Alkovenwinkel (jö Hjäm) sitzt. Ijnnen, ist d. beendigen, voll-
enden, 2. enden, 5. dem Ende sich sichtlich nähern, als: tvdnne
kaasl'et ijnne? wann kannst du es vollenden? Jiörr wäll dät ijnne?
wie wird das enden? dät ^rhed ätit nint, die Arbeit schreitet
nicht vorwärts, dem Ende zu. Dai Jädder , jäddern , entern, gegen
die Zeil des Kalbens, von Kühen: jü Kö jäddert nö gäiijd, die Kuh
entert nun gut. Kolken, mit Schüssern oder Knickern (Löpere) in
einem Grübchen spielen, iö Kldjtik, die Klinke, kldjnken, 1. die
Thürklinke in die eiserne Falze fallen lassen oder drücken , 2. etwas
zusammennieten. Klömpen, i. klampen, 2. die grossen Heu- und
Getreideschober aufsetzen. Kldwcrn, klettern, aber mittelst der
Klauen , d.i. der Hände , bei Menschen. Koppeln, jemand huckepack
tragen. Jö Lierk , eine kleine , Hache , krause Brannteweinflasche ,
die man in der Tasche tragen kann, wovon die Liebhaber fleissig
ein Schlückchen zu nehmen pflegen, was man licrken nennt: nü
het'r all ütllierkct, wdt dirräiijn was. Dät Lück, lücken, die Luke
zumachen, und überhaupt zuschliessen. Räjdden, l.rathen, einem,
2. errathen, 5. zu befehlen, gebieten haben. BePiup, s. oben, engl,
a roop, davon dbrupeln, das Tau in einen Kranz zusammenreifeln.
Berülissen, i. berauschen, 2. verschüttet werden, z.B. vom Gerolle,
einem Bergsturz und dergl. Sdcken, ist sich mehr nach unten
ziehen. Själlen, nach etwas aussehen, etwas gleichen oder ähnlich
sein, Jö SliüH, ist die Geldschuld; jö SIiöjl, die Schuld an einem
Uebel, Ursache, und doch heisst beschuldigen immer hcshüllujen
Statt besIiäJlHycn. Snären, ist auch in der Schlinge fangen. Sjdm-
257
mern, von Sjüme , wie im Deutschen sc/timmern, von Sche.ncn.
Slähsen, ScliliUcnfahren. Spännen ist auch äiijnspännen , [aar spän-
nen, aufspannen, an- vor- und ahspannen. Ställen, \. auf den
Stall setzen, 2. von Pferden: pissen, Späsen, mit dem Spaten ab-
stechen; späsen, dasselbe. Släiweln, stiefeln, nö stäiwett'r auf, nun
stiefelt er ab; hijnseln, nun beinelt er ab, d.h. er läuft. Stjörren,
steuern, wehren, hemmen. Stäken, ein Stak oder Staket setzen.
Sträieln, von S/mi (Stroh, Streu), ist überall streuen, Stücken, ist
Torf aufstauchen. Stewen, ein Fass mit Dauben versehen. Tiemcn,
Heu zum Diemen oder Schober zusamraenschleifen , von jö Tiem,
der Fahrzaum, Toppen, l.das Maass häufen; 2. mit einem Büschel
auf dem Kopfe versehen, Dät Tjüdder, tjüddern, toddern, tüdern,
d. i. an den Spannstrick mittelst eines kleinen Pfahles (de TJüd-
derpule) aufs Gras setzen. Twägen, zusammenkleben, und zwar
mit dickem Hefen, oder wie mit demselben gekleistert, Tünnen,
von de Tünne (Zinke), etwas mit Zinken versehen, z.B. en Härreiv
tünnen, eine Egge bezinken; sonst ist tünnen auch als verb. pass.
anschwellen, aufschwellen. Wirken, ein Wirk, das ist, einen brel-
ternen Zaun aus wagrechten Brettern machen, Jö Wöjf, wöwwen,
wörtlich: weihen, d, i. dem Weibe beiliegen.
Anmerkung.
Ausser den unregelmässigen Bildungen des Zeitwortes aus
dem Hauptworte, wie forgellen von Gäujl, bläjdden von Bläujd,
kiemmen von Kaumm , u. s. w, , finden wir unter denselben nicht
wenige, die auch sogar in der Zeitabwandlung (Conjugation) un-
regelmässig sind, was bei den Zeitwörtern dieser Art im Deut-
schen und Dänischen fast nie der Fall ist. Dahin gehören z. B.
forgellen, fäirken, bläjdden, stöwwen, kiemmen, römen, teilen, von
jö Täll, die Zahl; hijnnen, nämen, von de Ndme; kneten, beman-
nen, von de Mönn, pl. Mann; gräimen, spännen, snäien, bäirigcn,
fällen (fdlen), grünnen, shenen, ynnen, kolken, kluhsen. Wissen,
reuen, smeren, slingen, stjöien , siviermen, fäjdden, räjdden, drie-
mPAi, shöien.
238
§. 1d2. b. Aus Bestimmungswörtern.
krönk, Ar öwÄe«, kranken, hräjn- stump, sfumpen, stumpCcn.
ken, kränken.
fälsh, forfälshen, verfälschen.
gräin, gräinen, grünen.
härd, fidrden, härten.
grott, forgrottern, vergrössern.
wärm , wiermen , wärmen , wär-
men.
billig, billigen, bilHgen.
stiff, stiivwern, gerinnen.
Itält, halten, hinken.
löin, laamen, lahmen.
röset, rasen, faulen.
krüssed, krültssen, kräuseln.
tagt, tagten, dichten.
käujl, käilen, kälten, forkäilen, will, forwillern, verwildern.
erkälten.
blieck, bliecken, bleichen, Verb.
tr. und inlr.
hijtt, hijtten, heizen.
ivitt, Witten^ weissen.
blank, blanken, blanken.
kanrt, kaurten, kürzen,
r/pp , rippcn, reifen.
klär, klären, klären.
surr, surren, säuern.
swäck, swäcken, schwächen.
iihk, uken, weichen.
sljögt, sljögten, schlichten.
tick, licknen, gleichen.
dröhg , drögen , trocknen.
struf, strmven, straffen.
stramm, strammen, strammen.
widd, widden, erweitern.
brijdd, brijden, ausbreiten.
tjöck, tjöcken, verdicken.
wäjtt, iväjlten, nässen.
fugtig , fugtigen, feuchten.
trau, trauen, trauen,
üjll, üjlleti, älteln.
tenn, fortcnnen, verdünnen.
junk, junken, dunkeln.
ftpäss, spdssen, spitzen.
tvill, forwilligen, verirren.
lief, liewen, lieben.
bätter, forbättern, verbittern.
shdrp , shdrpen, schärfen.
hohl, ütthohlen, aushöhlen.
krümm, krömen, krümmen.
smel, smelen, lächeln.
äiwen, äiivnen, ebnen.
diep, fordiepen, vertiefen.
Idck, Idcken, lecken.
steil, steilen, sich bäumen.
fiin, forfienen, verfeinern.
shrädd, shrädden, schrägen.
hillig, hilligen, heiligen.
fjdrdig , forfjdrdigen , verfertigen.
erm, forermen, verarmen.
blöch, blögen, sich erblöden.
dien, äinen, eignen.
lüss, liesen, lösen.
fri , befrien , befreien.
frish, dpfrishen, erfrischen.
Idgt, forldgtern, erleichtern.
hiich , hie-en, erhöhen.
ndl, fornäiern, erneuen.
rick, berickern, bereichern.
rigtig, berichtigen, berichtigen.
rögt, rögten, rechten.
259
sldll, Ställen, slillcn. ßgel, fägeln, fehlen.
saalig, besaaligcn, beseligen. swär, besiveren , beschweren,
fiill, feilen, füllen. säker, säkern , sichern , forsäkern ,
sätl, sä/tsigen, sättigen. versichern.
mörr, formeren, mehren. siumm, forstummen , verslummcn,
eivig, forewigen, verewigen. männere, mdnnern und formdn-
swänger,besivängern, schwängern- nern, mindern.
jung , jungen , Junge werfen. ijn, Urnen, fori/men , einen.
riin, rienigen, reinigen. sliirr, shirren, s. §. 155.
händig, bändigen, bändigen. glatt, glätten, glätten.
hing, forläjngern, verlängern. mill, miliern, mildern,
hijl, hielen, heilen. nög, näigen, genügen.
Bemerkungen.
§. 155, Auch bei der Bildung des Zeitwortes aus dem Adjec-
tiv, finden wir nicht allein mehrere unregelmässige Bildungen,
sondern auch wieder irregulaire Zeitwörter vor. Die Verba: for-
grottern, männern, formännern, fonvillern, berickern, forläjngern,
stiwwern, sind aus dem vergleichenden Stande des Bestimmungs-
wortes (dem Comparativ) gebildet, wie auch forbäsern aus bäscre,
besser. Die Wörter härden, bliecken, uken , surren, klären, drögen,
hielen, fiieen, können sowohl transitiv als intr. gebraucht werden,
je nachdem der jedesmalige Sinn es erheischt, als: he härdet dät
Stäjll, er härtet das Eisen, dät Staal härdet, der Stahl härtet,
härtet sich; jö bliecket harr Länert , dat Länert bliecket, sie bleicht
ihre Leinewand, die Leinewand bleicht; ick uhk da ^rtc, da
Arte uke, ich weiche die Erbsen, die Erbsen weichen; jö surret
de Dieh, de Dich surret, sie säuert den Teig, dieser säuert; he
kläret Brännwinn, er klärt Branntewein, dät Wähser kläret, das
Wetter wird klar; ick dröhg min Kluhsc, ich trockne meine Klei-
der, min Kluhse dröge (trocknen); dät Piaaster hielet min Häiijnn,
das Pflaster heilt meine Hand, jö Wünnen kielet nö, die Wunde
heilt jetzt; ick wäll jö Shew en läiet hied hewe, ich will den Tisch
ein wenig erhöht haben, dät Wä/iser hiet, das Wasser steigt oder
schwillt an. Shör (steil), shören, steil werden, steil machen.
Klär ist auch fertig, und das davon gebildete Wort klären giebt
einen ganz andern Sinn, und gestattet eine vielfachere Anwen-
240
düng, als: haast'r älliene klär 7nä wordeF kannst du allein damit
fertig werden? Hörr ging't hdm äiv't ^mlhüss? Oft, he kläret
hdm gäiijd; ick iväll nie nög kläre, ich will mir schon helfen; will
mich schon verantworten; he kläret lidm gäujd, er half sich gut
aus der Klemme, u. s. av. Die mehr oder weniger unregelmässi-
gen Zeitwörter sind hier: iviermen , käilen, hijiten, brijddcn,
wäjtten, licwen, krörnen, hieen, stallen, meren, formeren, u. s. w.
Käilen, ist 1. kalten, 2, kälten, 3. kühlen; hijiten, heizen, ist
nicht mit hijtten, heissen, einen Namen haben, zu verwechseln;
rippen ist hier reif werden; das andere rippen ist auch reifen, als
Verb. Impersonale , und ein Fass reifen ist haiippen ; stiwwern
(steifern) ist gerinnen, vom Blute, als: stiwwrel Btäujdd; will ist
4. wild, 2. irre, daher: /bnüi/Zer«, verwildern, und h ii hm forwilligen ,
sich verirren; kicken ist hier einen Leck haben; hiümi blögen,
sich schämen, erblöden; stallen ist hier stillen, sonst auch stellen;
aus long oder hmg wird auch: lingen, 1. langen, und 2. sich
sehnen, forlingen, dät Forlingen, das Verlangen; shirren, ist Eier
schieren, um zu sehen, ob sie frisch oder faul sind, und zum Be-
brüten taugen oder nicht.
c. Aus andern Zeitwörtern.
§. 154. Die eigentliclicn Vorsilben des nordfriesischen Zeil-
wortes sind folgende:
4. änjnt{eni), in einzelnen Fällen vor dem Zeitwortc önt, wie
in öntnrden, antworten , dät Önlass, das Antlitz. Goth. and,
althochd. ant, int, in, angels. ant und an, dän. und, in: äujntkä-
men, entkommen, äujntgongen , entgehen, u.s. w,
2. he (be), goth. hi, allhd. bi, pi, ba, pa, angels. eng. und
dän. be, wie in begrippen, begreifen, beläwen, erleben, betälen,
bezahlen.
3. er (er) , nur in einzelnen , dem Deutschen entnommenen oder
nachgebildeten Wörtern, wie in erklären, erfären, erkünnigen,
erkundigen.
4. for (ver), althd. far, fir , [er, angcis. und dän. for, wie in
forjehsen, vergessen, forgongen, vergehen, forlingen, verlangen.
Die vorzüglichsten Umstands- und Verhältnisswörtcr, welche
zur Umbilduns des Zeitwortes gebraucht werden, sind diese:
241
4, Af (auf, herauf), mit dw verbunden , hinauf , engl, wp , wpon,
dän. und nd. op, als: dpslmijnncn , aufstehen, äpgongen, aufgehen,
äptoien, aufthauen, dpslüten, aufschleissen.
2. Auf {ah), engl, off, of, dän. af^ heisst sowohl ab als von,
wie in außieen, abziehen, auf/iälen, abholen, aufbregen, abbrechen,
aufmägen, abmachen.
5. "Aw (auf), engl, upon, dän. paa, als: äwsluhggen, aufschla-
gen, darauf losschlagen; in einem Buche heisst es: dpsluhggen;
äwgimgen, anfechten, äwselten, aufsetzen z. B. den Hut; dpsetlen,
i. in die Höhe richten, 2. hinaufsetzen, 5. aufschieben.
4. Bai (bei), goth. angels. dän, und nd. bi, engl, by , als: bäi-
gongen, beigehen, sich etwas lassen, bäiblmwen, beibleiben, fort-
fahren.
5. Bohr oder dör (durch), angels. tlmrh, engl, througli . nd.dör,
als: dörstegen, durchstechen.
6. In (ein, hinein, herein), goth. althd. angels. und engl, in,
dän. ind, als: ingongen, eingehen, inndmen, einnehmen, infriescn,
einfrieren, inselten, einsetzen.
7. Paar (vor und für), goth. faur, faura, angels. fore, dän. /br,
engl, fore, nd. för oder vor, als: faarmägen, vormachen, faarbie-
en, vorbeugen.
8. Hdne (hin), angels. hin, dän. und nd. hen, als: hdnehüjllen,
hänegongen, hingehen, hdnesldwen, hinschleppen.
9. Juri, jurte (her, zu, herbei), angels. hüler , engl, hither, zu
einem heran, als: jurlhämen, herkommen.
10. Bäht (nieder, herab, hinab), nd. daal, engl, down, als:
dählsluhggen , erschlagen, dähl fällen, niederfallen, dählshriwwen,
niederschreiben *.
\i. Aujn (in, an), angels. ojj, dän. i und paa, engl, o«, als: äiijn-
kämen, ankommen, äujnlieen , anziehen sich, äujnsluhggen , an-
schlagen, äßjjnsmitten , hineinwerfen.
• Bähl steht auch in Verbindung mit äujn (hinein) , äw (auf)
und dm (um): dähl äujnt Greef, ins Grab, dähl äw'e Teele, auf
den Fussboden, dähl dm't Törp, unten ums Dorf, Wenn dähl
bloss den Ort des Befindens bezeicbnet, so heisst es dele, als: gong
dähl! geh hinunter! ick bdn all dele, ich bin schon unten.
242
■12. Mass (raiss, fehl), in den alten verwandten Sprachen miss;
daher mässen, fehlschlagen, und mästen, missen, entbehren: wie
in mässlöcken , misslingen, missglücken.
io. Md (mit), golh. mitli, angels. mid, dän. mcd,s\%: mähämen,
mitkommen, mdspälen, mitspielen,
14. Efter (after, nach), goth. aflra, angels. äßer, engl, after,
als: eflerläwen, nachleben, efter fülligen , nachfolgen.
■15. Auxver (über), angels. ofer und ufer, dän. over, engl, over,
nd. över, als: huhni aiiiverilen , sich übereilen, auwerledden, überle-
gen.
46. Am (um), altfries. umbe, dän. orn, omme, nd. um, als: am-
fällen, umfallen, dmledden, umleiten, daher: de A'mledder, das
Einlegemesser; dnibringen, 1. umbringen, tödlen , 2. etwas zum
Machbar bringen, es ihm umbringen, sonst aniv erbringen.
47. Wdg {\\eg),ti'äg kippen, y>eg\auicn, ivdgbliivwen, wegbleiben.
48. Wihsser (wider und wieder), xvähser (wider), goth. vithra,
althd. wider, tuidar, angels. vidhcr, dän. vcder, nd. w edder , als:
wihsserledden , widerlegen, iviJ isser kamen, wiederkommen, u. s. w.
Wähser nur bei Hauptwörtern, als: de Wä/iserwälle, wä/iserwällig ,
der Widerwille; 16 ivädderne, zuwider, %väddcrlich , widerlich.
49. Jjn oder ijnn (gegen), äpijn (gegenan), äujntijn, entgegen,
angels. gegn, geän , dän. gjen, engl, against, als: dpijngongen, ge-
genangehen; äiijntijngongen , 4. entgegengehen, 2. zuwidergehen.
20. Tö (zu), goth. du, althd. za, ze, zi, zuo, altfries. te, engl.
to, nd. to, als: tüüngon, 4. zulangen, 2. hinreichen; töstäujnnen,
de Töständ, der Zustand.
24. Faurt (fort), angels. fortli , als: faitrliigen , fortarbeiten.
22. Unner (unter), goth. nndar, a\ihd. iintar , altfries, dän. und
engl, nnder, nd. unner, als: unnergongen, untergehen ; unner-
säjcken , untersuchen.
23. Äjti, engl. «/, dän. ad, als: äjttdregen , sich gebehrden, be-
iragen, djttmägen, fortmachen, äjltugen, forlarbeiten.
24. f/ii (aus), golh. und nd. xd , angels. ut, dän. ud, engl, om/,
als: üttsluhggen, ausschlagen, ültledden, auslegen, auch deuten.
243
Beispiele zur Anwendung.
§. 455. liäggen, bauen, he- for- dp-ült- [aar- auwer- dmb- und
dmbdggen.
Bddden, bitten und betteln, auf- iill- f'orbädden.
Bijdden, bieten und gebieten, for- dp- ütl- in- md- äujn- amver-
tobijdden.
Bicen, biegen, for- faar- dmbieen.
Binnen, binden, be- for- äw- dp- bäi- in- auwer- dm- unner-
töbinncn.
Blaasen, blasen, auf- ätv- dp- ütt- inblaasen.
Biiivwen, bleiben, for- auf- bäi- auwer- efter- wäg- innnebliwwen.
Bringen, bringen, for- faar- auf- dp- bäi- ütt- in- jurt- häne- dähl-
äujn- md- efter- auwer- dm- wäg- toi f isser- tö- faurt- unner bringen,
Bregen , brechen , for- auf- dp- ütt- döltr- inbregcn.
Brünnen, brennen, /br- auf- dp- ütt- in- dählbrännen.
Brücken, brauchen, for- auf- dpbrüchen.
Daawen , toben , aufdaawen.
Dielen, theilen, for- auf- ült- in- mä- dm- tödielen.
Dregen, tragen, be- for- auf- äw- dp- ütt- bäi- äujn- md- efter-
autver- dm- tö- äjlt- faardregen.
Drdjnken , trinken , be- for- auf- dp- ütt- mddrdjnken.
Dräwen, treffen, be- äujndräiven.
Dräien , drehen , for- auf- dp- ütt- faar- in- dmdräien.
Dühssen, deuten, be- üttdühssen.
Drogen, trocknen, auf- dp- ütt- indrögen.
Drücken, drucken, be- for- äiv- ütt- efter- dmdrücken. — Das
deutsche drücken ist im Nordfries, krögen.
Driivwen, treiben, be- for- faar- auf- äw- dp- häne- dähl- äujn-
md- efter- auwer- dm- wäg- faurt- tödriwwen.
Drillen, \. drillen, 2. prellen, necken, dör- indrillen.
Ennen, Abend werden, töennen, ganz Abend werden.
Ahsen, essen, for- auf- dp- üttähsen.
Aiwnen, ebnen, üttäiwnen.
Annern, ändern, for- auf- dmdnnern.
Ainen, eignen, töäinen.
Füren, fahren, 4. einherfahren, 2. schiffen (auf dem Wagen fah-
31*
244
ren heisst häiren), he- er- for- auf- dp- dähl- ütt- dör- in- äujn-
viä- efter- amver- dm- wäg- tö- wihsserfären.
Fairen, führen, for- auf- dp- ütt- in- faar- jurt- häne- dähl- äujn-
aiiwer- wag- wihsser- töfäiren.
Fäirken, mit der Heugabel auflangen, dpfäirken.
Fällen, fühlen, be- faar- äujn fallen.
Fällen, fallen, be- for- auf- dp- ütt- bdl- dör- faar- dähl fällen, l.
herunterfallen, 2. sich todtfallen; äujn- ivdg- töfällen.
Fähsen , fassen , besonders mit dem Verstände , be- äujn- dp-
infähsen.
Flleen, fliegen, be- for- auf- ütt- in- dör- auwer- dm- wdg- tö-
flleen und tößijn.
Fölllgen, folgen, be- for- efterfölllgen.
Finnen, finden, be- auf- dpßnnen, erfinden,
Fialen, i. aufputzen, 2. ausbessern, 5. zurichten, dp- ütt- tö-
fläien, sich beschmutzen.
Felle7i, füllen, for- auf- äw- dp- ütt- äujn- tö feilen.
Flijtten, fliessen, beßjtten, i. befliessen, 2. befleissen, for- auf-
ütt- dör- in- auwer- dm- töflijtten.
Fresen, fressen, for- auf- dp- üttfresen.
Fausern, füttern und futtern, auf- dp- ütt- nnnerfausern.
Gäwen, gaflfeii, be- for- auf- dp- in- ütt- dmgäiven.
Gijtten, giessen, be- for- auf- äw- dp- ütt- in- äujn- dm- tö-
wdggijtten.
Gongen f gehen, be- for- auf- äw- dp- ütt- bäi- dör- in- md- eßer-
auwer- dm- häne- jurt- apijn- äujnt- faurt- tö- unner- äjttgongen,
anfechten.
Grewcn, graben, be- for- auf- dp- ütt- dmgrewen.
Grippen, greifen, be- for- dp- ütt- in- faar- auwer- dm- efter-
unner- tögrlppen.
Glldden, gleiten, auf- ütt- inglidden.
§. 456. Um die Beispiele nicht ferner unnöthigerweise zu ver-
mehren , da die vorstehenden hinreichen werden , die Anwendung
der Vorsilben und der vorzusetzenden ümstands- und Verhältniss-
wörter zu zeigen, wollen wir nur die einfachen Zeilwörter her-
setzen , und bei einzelnen der bildungsfähigsten uns eine etwas
ausführlichere Behandlung erlauben, als: hälen , i. holen, 2. ein
24S
Seil oder Tau straffer anziehen; harken, 4. horchen, 2. gehorchen;
liieren, 1. hören, 2. gehorchen; häwiven, 1. hauen, 2. mähen; hel-
fen, helfen; hüjllen, halten; häxen, hexen; hielen, heilen; hingen,
hängen; hieen, 1. steigen, anschwellen, vom Wasser, 2. erhöhen;
höwen, hoffen; hijnnen, 1. mit den Händen auffangen, 2. sich er-
eignen, sich begeben; hijnnigen, händigen, mit in- einhändigen,
auf- abhändigen; ijunen, Lenden, beendigen, 2. gut fortschrei-
ten mit der Arbeit; jagen, jagen; jäbben, jappen; jeu>ew, geben,
wie z. B. Karten geben, 2. dem Vieh ein Futter geben, o.ickjeivr
nint dm, ich gebe nichts darum, mag es nicht; da Uttjeße, die
Ausgaben; jüdclen, gälen ; jögen, jochen ; jüllen, 1. gelten, 2. wim-
mern; käiren^ fahren, mit dem Wagen; kämen, kommen, de A'p-
kämst, das Emporkommen; de Äujnkdmst, Ankunft; kieren, keh-
ren; künnigen, kündigen z.B. ein Kapital; kaanen, können; kiem-
men, kämmen; kanten, kanten, mit dm; kapern; kringen, drän-
gen; kaaren, karren; kaarden , kartenspielen ; kupen , kaufen;
käwwen, kauen; kägeln, kegeln; kiwwen, keifen; knippen, kneifen;
kieken, gucken; killen, kitzeln; kldiven, kleben; klädden, kladden,
klittern; kloppen, klopfen; kluhsen, kleiden; knöppen, knüpfen;
knäsen, krachen; kriepen, kriechen; käilen, kühlen; kögen, ko-
chen; krdwweln, krauein, kriechen, besonders von ungeflügelten
Insccten; klammern, klettern; kliwwen, klimmen, auch überstei-
gen; kräweti, mahnen; läivern, mit dp- auftrieseln, z. B. einen
Strumpf; Idwen, leben; läjtten, lassen; läken, lachen; lacken, la-
cken; löwern, verb. neutr., schwülen, schwül werden; läntern, l.das
Steigen der Beete in einem gewissen Kartenspiel, 2. so hinschlen-
dern, als: dät läntert so auf!; länen, lehnen; Iddden, liegen; led-
den, legen; laukken, lugen, sehen, gucken; läujnnen, landen;
lesen, 4. lesen, 2. laden, beladen; Uesen, lösen; lienen, leihen;
Heren, lernen und lehren; jo Lier, i. Kenntnisse, 2. die Lehre;
lunnern, das Hullern oder Lodern des Feuers im Stubenofen; lingen,
1. langen, reichen, 2. mit efler , sich sehnen; Ijägten, hellen, er-
hellen; Ijögten, leuchten, deLjögter, die Leuchte, Laterne; liewen,
1. lieben, de Lieivde, die Liebe, 2. glauben, de Luwe, der Glaube;
Ijaagen, lügen, jö Lägen, die Lüge, dät Lägenier, der Lügner,
verächtlich stall Lägner; luhnen, lohnen ^ dat iLü/w, der Lohn;
lupen, laufen, de Lup, der Lauf , de Löper, däl Läpelse, das Laab
246
oder Rinsel beim Käsen; lören, oder lörrm, lauern, jö Lu/ir und
jö Lörr , die Lauer; lücken, zuschlicssen ; läwern, liefern; läjn-
km, leicht einherhüpfen ; mägen, machen; maagen, mögen; mah-
len, mit Farben; marken, merken; maßten, 1. messen, 2. begeg-
nen; mäujtlen, müssen; miesen, meiden; mienen, meinen, jö Mie-
tling; meren, mehren; mitigen, d. mengen, 2. zaudern; mjdrncn,
morgnen, Morgen werden (wie degen, tagen); mören, mauern, jö
Mölir ; mölken, melken; mjögsen, misten; münstern, mustern; mi-
sten, nebeln; muddern, aufschlämmen, baggern; nämen, nennen;
nämen, nehmen; neren, nähren; ndcken, nicken; öfern, opfern;
Ohmen, athmen, de Ohme, der Odem; ordnen, ordnen; ördielen,
urlheilen ; öwen , üben ; pären , sich paren , galten ; packen , 1 . pa-
cken , 2. sich packen, dät Pack, i.der Pack, 2. das Pack; passen,
passen; pägen, pichen; palen, schelfen; päiijnnigen, pfänden; piet-
sheti, peitschen ; piesern , albernes Zeug schwatzen ; picken , l. picken ,
2. pieken z. B. den Schlitten mit der Pieke oder dem Piekstabe
vorwärts treiben; plagen, jö Plag, die Plage; plaugen, pflügen;
plirren, blinzeln; pläsern, plätschern; planten, pflanzen; plöcken,
pflöcken; plucken, pflücken; plummern, trüben; pochen, auf sei-
nen Reichlhum, (pochen v. a., schlagen, klopfen, ist kloppen und
bögen); prälen, 4. sehr laut rufen, schreien, 2, mit etwas prahlen,
3. glänzen, scheinen; präjten, predigen; präiwen, prüfen, probi-
ren; prausen, mit einer Arbeit stümpern, humpeln; im Dochte
stochern; prihssen, preisen, rühmen, de Priss, d. der Preis einer
Waare, 2. Lob, Ruhm; pumpen, pumpen; pulsen, putzen; ^mc&m,.
pricken; prägein, d. prickeln, 2. stricken; räjdden, d. ralhen, 2.
errathen, 5. über etwas zu gebieten haben; ragen, d. den Bart
scheeren, 2. hervorragen, 3. raken: töhupperägen , dählrägen; raasen,
rasen; räbben, rupfen ; r«new , rennen, AcRänster, der Renner; rau-
en, ruhen; raaieln, taumeln; räieln, riegeln, bei den Schneidern
mit Riegelfäden heften, die wieder ausgezogen werden, davon
nun: dat Spännräiel, Spinnewebe; räiren, rühren; ranken, sich
ranken; räisen, reisen; rägnen, rechnen; reken, recken, daher
dä.iRdck, nd. dät Rick, als: Hännerdck, die Hühnerweime, Fähse-
rdck, das Schüsselbrett, dät Häßisteräck , die Heuraufe, u. s. w;
rasten, i. das ausgedroschene Stroh mit der hölzernen, zwieseli-
gen Gabel aufschütten, damit das Korn aus den Halmen fällt.
247
:2, rasten, 5. ick ivdll de ivdt raste! ja, ich will dir was anderes!
4. auf dem Rost braten, als: Alle rasten, Aale rösten; resen, ur-
sprünglich 4. reden, daher dat Reess, die Stimme, als: en fien, en
gröw Reess, dän. en Rost, 2. die Haare auskämmen, o. (mit ütt) sich
aus einer verwickelten Sache herausfinden oder herausreden; be-
resen, bereiten, töresen , zubereiten; riehen, räuchern; rücken,
rauchen; ridden, reiten; riesen , sich in die Höhe richten, erhe-
ben, aufstehen, en Hüss riesen, ein Haus richten, davon: de Riese,
der Riese; riwiven, reissen; rummeln, rumpeln; rösten, rüsten;
ringen, läuten, de Rimjster; ragten, rechten und richten, de Rög-
ter , der Richter; rudden, wild im Belte sich hin- und herwerfen,
von ungezogenen Kindern; aus Muthwillen einen Gang über einen
Wall oder ein Schlupfloch in einen Zaun machen , da Kluhse fon 't
Liff rudden; rasen, faulen; sägen, sägen; sällen, satteln; sälten,
salzen; säjnken, sinken; sänken, senken; satten, sitzen; setten, set-
zen; sännen, l. sinnen, 2. sonnen; sägnen, vermissen; säicknen,
auch vermissen, nicht finden können; säjcken, suchen; smjnnen,
sanden; sägein, l.hinlaumcln, 2. sabbern; sliaamen, verb. rec. , sich
schämen; sliäfen, schaffen, in beiden Bedeutungen ; shänke7i, schen-
ken; sliälen, schälen; s/ielwen, zittern; s/iäwen, 1. schiffen, 2. von
Schaben reinigen ; sftdivwen, den weiblichen Hausvögeln unterm
Steiss fühlen, um zu erfahren, ob sie bald ein Ei legen werden;
shdckcn, i.Iiuhm — , sich schicken, 2. schicken , senden; shijtten,
schicssen; s/nese?», scheiden; s/ieren, schneiden; sliijmien, schänden;
shenen, scheinen; shellen, schelten; shempen, schimpfen; shräien,
schreien; shräwen, schaben; shriwwen, schreiben, jö S/iräft, die
Schrift; shuddcn, d. schütteln , 2. schütten, 3. schüttern; shruwen,
schrauben; sennigen , sündigen; süppen, saufen; shöiviven, schieben,
dat Shöff , dät SItöf, dat S/iuf, da Shäive; sluhggen, schlagen,
de Slleck, de Släg ; släipen, schlafen; släsern, plaudern, schwat-
zen; släiven , schleppen; stieren, schmeicheln; stippen, schleifen;
säien, nähen; slitten, i. aus der Tasche verlieren, 2. schleissen ,
3. jemand auf die rechte Art zu behandeln wissen, jö kön häm
nög slitte, forstönt kam gäujd tö slitten; slingen, I. schleudern,
2. schlingen; smöken, schmauchen; smickeln, schmeicheln; smeren,
schmieren; siecn , sehen; sieen , säen; smolten, schmelzen; sungern,
gellen; söngern^ anbrennen, von Speisen, sengern; sömen, i. sich
248
ziemen , 2, säumen , zaudern , 5. aufsummen , als : dät sömet dp ;
sögen, saugen; smwre», schmoren; shriddeti , schreiten; shrielen,
schrillen; sillen, treiben, auf dem Wasser; sühssen, sausen; süp-
pen , saufen ; sihssen , zischen ; stiaucken , stöbern ; snägen , schlei-
chen ; sleken , löschen ; siegen , i . stechen , de Stälig , 2. stecken ; stellen ,
stehlen; späten, speien; shunigen, schonen; sonnern, sondern;
snäjtten, schnauzen, die Nase; sören, siechen, kränkeln; shräien,
schreien; sijnnen, senden; snäppen, schnappen; spälen, spielen;
spijllen, 1. spalten, '2. üUspijllen , speilern, de Spijlle, der Speiler;
spännen, spinnen; sparen, sparen; späilen, spühlen ; slürren, schlü-
ren, schlören; stammen, 4. stimmen, 2. herstammen; spregen, \.
sprechen, jemand, 2. auf wdt spregen, es herausstreichen, rüh-
men, davon de Spräike, die Sprache; stäujnnen, de Stand; be-
stäiijnnen, de Bestand, hesländig , Bestdndigliäid , Unbeständig, Un-
beständig häid; for stäujnnen , de Forständ, forstdndig , ünfor ständig ;
äpsläujnnen , de Apständ; bäistäiijnnen , de Bdiständ; üttstäujnnen ;
faar stäujnnen , de Faarständer ; ävjnstäiijnnen , de Änjnständ, äujn-
ständig, ünänjnstdndig , Aujnstdndigliäid, Unäiijnstdndighäid ; äiijnt-
stäujnnen , auwerstävjnnen , wifisser stäujnnen , unner stäujnnen , tö-
stäujnnen, de Töständ, de A'mständ , pl. Amstände; forstijnnig ,
ünfor stijnnig , huhm forstijnigen , sich verständigen, forstöntlick ,
verständlich, ün forstöntlick ; de Stäujnner, der Leuchter; de Stön-
ner, der Ständer. Diess als Beispiel für die Behandlung der übri-
gen hier vorkommenden Zeitwörter. — Sprijdden, spreiten; spä-
ten, spotten; springen, springen; splähsen, splissen, ein Tau ins
andre; siväwen, schweben; swiermen, schwärmen; swälken, schwal-
ken, sich herumtreiben, sowohl zu Wasser als zu Lande, u. s. w,,
daher de Swälker; sivätlen, schwitzen; sivummen, schwimmen;
sivennen, Schweinen; swäjngeln, schwindeln, taumeln; spännen,
spannen; spifissen, speisen; stöÄriven, sterben; stijtten, stossen;
swegen, schweigen; sjöngen, de Song, singen; stoppen, stopfen;
staurken, storchen , mit ämbäi, herumslorchen, wie ein Storch
auf langen Beinen; straalen, strahlen; snubbeln, stolpern; stjärten,
stürzen; stricken, streichen; strägen, die Sense streichen, um sie
zu schärfen; staurmen, stürmen; stjäwen, gaffend unherstorchen ;
sträwen, 1. streben, 2. streiten; strulen, struUen; läsen, foppen;
täiwen, warten; leren, zehren; teilen, zählen; läpen, zapfen; tie-
249
seil, aus einander zupfen; tienen, dienen; tie-en, ziehen; tier?n,
sich gebehrden; tjögcn, i. sich anschalTen, nd. lügen, 2. zeugen,
vor Gericht; tijnnen, zünden; trdcken, am Stricke ziehen, z. B.
ein Rind; twingen, zwingen; tiviivweln, zweifeln; tjäsen, rappeln;
tjäddern, trampen, trampeln; träwen, traben; trögein, abbetteln;
tröwwen, drohen; tappen, häufen, das Mass; waagen, l. wachen,
2. wagen; wegen , wiegen und wägen; wirken, wirken; wannen, gewin-
nen; wjärpeln, worfeln; wällern , walzen ; ivippen, wippen; wiirigen,
erwürgen; wijnnen, wenden; ivierwen, werben; wdddern, wittern
an der Luft und der Sonne; wichen, weichen; winnen, winden;
wähsen, wissen; wällen, wollen; wählen, welken; wällen, wallen;
wunnern, wundern; wänshen, wünschen; wjärdigen, würdigen;
wräseln, ringen mit einander; ivringen, Wäsche ausringen; wrihs-
sen, reiben, drehen; wrölen, wühlen, u. s. w.
§. i57. Noch ein durchgeführtes Beispiel der vorstehenden
Wortbildungsweise, als: gongen, de Gong, hegongen; dät Begäing-
niss; äjttgongen, anfechten; äujngongen, de Anjngöng ; äujntgongen;
forgongen, forgdinglick, jö Forgäinglickhäid , ünforgäinglick, jö Ün-
f'orgdinglickhäid ; de Gdinger, de Gangster ; aufgongen, de Aufgang ;
dpgongcn, de Äpgöng ; üttgongen, bdigongen, ingongen, de Jngöng ;
de Üttgöng ; dörgongen, [de Dörgöng, i. Durchgang, 2, Durchfall;
faargongen, jurtgongen, hdnegongen, dählgongen, de Faargöng, de
Dälilgöng ; dmgongen, de A'mgöng, i. Umgang, 2. grassirende Krank-
heit; ijngongen, tögongen, de Tögöng , de Ajltgöng ; faurtgongen,
de Fa^lrtgöng ; unnergongen, de Unnergöng ; gängs tvesen; gdjngig,
gäng und gebe; tögöngs, zu Gange sein; dmgdlnglick, umgänglich;
t^gdinglick, üntögdinglick , Tögdinglickhäid, Untügdinglickfiäid.
Thierlaute und JSalurlöne.
§. \ 38. Kdgeln , gackern ; krdien , krähen ; bjdwsen , belfern ; bäten ,
bellen; knurren, knurren; brummen, brummen; holen, heulen;
bldsern, blocken; gröjnten , grunzen; riijtten, muhen; mjdwwen,
miauen; shrielen, schrillen und quieken; brulen, brüllen; nögern,
wiehern; knabbern, klappern, aber nur mit den Zähnen und dem
Schnabel ; äw cn Stock Sucker , cn Pdwertralling knabbern , an einem
Stückchen Zucker, einer Pfeffernuss knabbern; dd Staurkc kndb-
Ire, die Störche klappern; dd Täis knabberten hdm äujn'e Rolle,
32
2üO
die Zähne klapperten ihm im Fieber, oder in der Kälte; auch
hnurpen und hnorj)en, vom Zerbeissen harter Speisen, knarpeln
und knorpeln ; jö Meilen klappert ; silissen , zischen ; snäsern ,
schnattern; sühssen, sausen; brühssen, \ brausen, 2. das Gefieder
sträuben, daher de Brüsskräjdder , der Kampfhahn (Braushahn), und
das Adj. brösig. Brösig h äid ; rummeln, rumpeln; knäsen, krachen;
tnnncrn, donnern; tijtten, laut schreien, daher dät Tot, Lärm,
Getöse; jüllen, wimmern; stähnen, si'öhxxcn; pläsern, plätschern;
shrögen, das dumpfe Klingen irdener oder ihönerner Gefässe, die
einen Riss oder Sprung haben; gröhsen, knirschen, wie z. B. Sand
zwischen den Zähnen malmen; shrajngeln, rdjngeln, Schellenge-
klingel und dem Aehnliches bezeichnend, daher jö Shrdjngelboss
und Rdjngleboss, die Schellenbüchse, nd, de Klöterbüss oder Klö-
terbücks, von jö Rdjngle, die Schelle (dän. en Rdngle), 2. ein Hen-
keltopf; kldjngern, hell klingen; ringen, läuten; baiern, beiern;
shräien, schreien; näiijUen, sich eine Melodie (de Näujtte, Noten)
einüben; nöcken, schlucken, den Schlucken haben; sichten, i.
seufzen, 2. schluchzen, beim heftigen Weinen, dät Sicken, der
Seufzer; stämmern, stottern und stammeln; läken, lachen; fniesen,
niesen; hosten, husten; sjungen, singen; flaaiten, 1. flöten, 2.
pfeifen; snöiviven, schnauben, schnaufen, auch schnupfen, daher
dät Snöf, der Schnupfen, und S7täwsh, rotzig, von Pferden; Itär-
ken, räuspern, dphärkcn, ausräuspern, den Qualster; snärken,
schnarchen; snurren, schnurren; kndppen, knipsen; bögen und
klöj}pen, klopfen; Kiulise bögen, Wäsche klopfen oder bläucln,
daher de Klii/iseböger , der Bläuel, und dat Böhgsliörn, der Bläuel-
lisch; knallen, knallen; kldtslien, mit der Peitsche knallen; daa-
wen, toben; bummern, bezeichnet den Ton, der entsteht, wenn
man auf dem Hohleise gehl oder sclilittert; daher dat Bummeriss,
Ilohlcis ; de Bummcrfjdrt, der Bummeifurz; hinnern, hullcrn, lo-
dern, vom Feuer im \\ mdofcn ; sjn'ägcln , prasseln, knistern, vom
Feuer; pölshen, mit der Störstange ins Wasser plumpen und stö-
ren, luii die Hechte ins Netz zu treiben, daher de Pölsher und
de Plumpstöck; sjäppen, sappen; s/iurwcn, nagen, von Mäusen, mit
knisperndem Ton; liären, dengeln, die Sense; sUppen, schleifen;
picken, wie die Taschenuhr; s/nilpen, Flüssigkeiten umschütteln;
pöslen, pausten; hdchcn, bauchen; blaa^sen, blasen; slubbern und
2ol
lubbern, schlüifen, von Enten im glunimen Wasser; knöwern, Ino-
pern , das kurze Gras ganz knapp an der Erde abbeissen , von
Pferden besonders , wovon ein Rasenslricli im Ilerrenkogc de
Knöwrincie heissi; bubheln, von Sumpf blasen, die mit Geräuscb auf
die Oberfläche des Wassers steigen; sunrjcrn, gellen, in die Obren
hinein, und nachgellcn; knirkcn, knirren, wie der Schnee im
harten Froste unter den Füssen; trämpcfi, trampen, trappeln,
hart aufireten; sfnirrcn, schurren, auf dem Eise, u. s. w,
Endungen des Zcilivortes.
§. 159. Dass die Wandelform desselben sich, wie im Deut-
schen, allemal auf en oder n endigt, ist schon §. 449 bemerkt
worden. Ausser dieser Uebereinstimmung finden wir aber auch
noch die Endungen ncn, igen, ern und ehi in beiden Sprachen
wieder, wie z. B. rägnen, rechnen; renen, regnen; räiknen, nach-
suchen; sägnen, säicknen, lieknen, Ucknen, sägnen, skknen, twe-
nen, luhnen, ränen, kränen, reckhalsen (vergl. das deutsche der
Kralm und der Kranich), u. s. w.
Viele von denen, die sich auf igen endigen, sind nicht allein in
beiden Sprachen von ähnlicher Bildung, sondern auch oft in der
Bedeutung gleich , als : begnäsigen , begnadigen ; beshäsigen , beschädi-
gen ; bewdüigen , bewilligen ; äujntlähsigen , entledigen ; \sennigen, sün-
digen; künnigen ,]i^nn^\^en',inhißnnigen, einhändigen; sälisigen, sät-
tigen; u. s. w. Oft hat aber auch das fries, Zeitwort die Endung
[igen, wo das deutsche nur gen hat, wie in bäirigen, bergen, fäl-
ligen, folgen; märrigen, merken; sörrigen, sorgen; baurigen, bor-
gen; wirrigen, würgen, u. s. w.
In andern Fällen sind die friesischen Zeitwörter dieser Endung
von den deutschen abweichend, als: bäligen, jemand sehr laut
rufen; swieligen und swälligen, i. verschlingen, 2. ersticken, das
deutsche schwelgen, dän. at svälge; jö Swielig oder Swällig ,
der Schlund, das dän. Svälg und das deutsche Schwalg; fälligen,
fidigen oder fieligen, feigen, einen Acker brachen; Iitilnn bedärri-
gen, sich sammeln, besonders wenn man aus dem Schlafe oder
einer Ohnmacht erwacht; fm/im forwilligen, sich verirren; H/issi-
gen, reinigen; haadigcn, köpfen, enthaupten.
Die Silbe ern zeigt eine Steigerung, Wiederholung, Fortsetzung
32*
232
oder Andauer der im Zeitworle liegenden Handlung oder Verän-
derung an, wie in hJdmmcrn, klettern; wällern, wälzen; shillern,
nögcrn, tögern, snäsern, pläsern , släsern , plaudern und ausplau-
dern, piesern, rappeln, xvägern, smäsern, schmettern, plummern,
plempern, löwern, läwern, auftrieseln, hnöwern, släjngern, schlen-
kern , baumeln, kldjngern, glUtern, hlälisern, jägtern, hinnern,
simgern , gellen , söngern , sengern , anbrennen , biUer?i , bildern ,
sjdmmern, tdmmern, läwern, flönkern, flackern, süwwern, gerin-
nen, kndbbern, knöwern, dnncrn, äntcrn , entern, hänlern, etwas
über die Kanten wälzen, z. B. einen Balken, kentern, umstülpen;
ilät Büjlt häntert, das Boot kentert; hldwivern, slubbern, lubbern,
blubbern, Idnnern, lindern.
§. 160. Bei manchen adjectivischen Zeitwörtern geht die Bil-
dung desselben aus dem Comparativ des Bestimmungswortes her»
vor, wodurch die Endung ern hier bewirkt wird, die dann den
Steigerungsbegriff dem Zeitworte selbst mittheilt, als: formännern,
männern, mindern; forgrottern, berickern, allem, forwillern, for-
läjngern, forbäsern , miliern, u. s. w. [Hiervon unterscheide man
jedoch diejenigen Zeitwörter , welche von solchen Adjectiven
stammen, denen die Silbe er schon eigen war, wie: bdtter, säker,
munter, Idcker, vmjer, edder u. s. w. , als: Iiäddern, heitern, von
hädder; forldckern, verleckern, u. s. w. In den von Geschäftsna-
raen abgeleiteten Zeitwörtern rührt die Endung ern ebenfalls
von der Endung des Hauptwortes her, wie in glaasern, gläsern;
shrüjddern , schneidern; sndjttern, tischlern; süttern , schustern;
kriemern, krämern ; kraugern, krügern; ebenso in forswaagern,
forbrausern , forsöslern, verschwägern, verbrüdern, verschwistern ,
von Swaager, Brauhser, Sösler.
§. 461. Die Endung ein steht meistens wiederholend und mit-
unter auch verkleinernd, wie in sticheln, ddjngeln, baumeln; rdj7i-
gehl, rasseln, hellklingend; nesteln, nistein; sdgeln , rummeln,
grximmeln, wimmeln; ujdrpeln; sjöhssehi, pässeln; shrummeln , wie
z, B. eine hohllönende Trommel; shulnpcln, schultern, z. B. ein
Wagen auf einem holprigen Wege; gräpeln, grapsen; tvrässcln ,
ringen; shrdjngeln , humpeln; fest ein , vorfausten, von Handschu-
hen; fäjlteln, vorschuhen, von Stiefeln; ficheln, höckeln, heucheln;
bijnseln , abstiefcln , davonlaufen; swdjngcln, schwindeln; krdw'
wein, sprdwweln , sUampeln mit Händen und F'üssen; säppeln,
zappeln; sträieln, staaweln, die Tabackspfeife ausräumen, daher
dät Staawling, das Ausräumsei; spaucl.eln, spucken; fämmeln,
urahertappen; rubbcln, über eine rauhe Fläche mit etwas hinfah-
ren; tjäwweln, sich zanken.
§. 162. Einige Zeitwörter verlieren bei der Umbildung in
andre ihren Stammlaut, und diese bekommen dann eine ähnliche
oder abgeleitete Bedeutung, wie in Iiöiven, jö Höw, hoffen, häi-
tve?i, jö Häiw, vermuthen ; fähren, jö Faur, jö Färt, fairen,
jö Fähr, führen; rocken, rauchen, riechen, räuchern; säicken,
suchen, sägnen, vermissen; hungen , hangen, hingen, hängen;
drdjnken , trinken, dränken, ertrinken und ertränken; sdjnken,
sinken, sänken, senken; tanken, denken, täjnken, däuchten; lad-
den, liegen, dät Lädd, der Deckel, ledden, legen; satten, sitzen,
Seiten, setzen; winnen, winden, wijnnen, wenden; üjllen, älteln,
allem, altern; siegen, stechen, sticheln, slicheln; springen, springen,
spränken, sprengen, besprengen; grewen, gramven; klingen, kläjn-
gern; grippen, grdwwen; slingen, sldjngern, d.wenn der Wagen von
vielen kleinen Höhlungen und Unebenheiten in den Geleisen immer
von einer Seite nach der andern geworfen wird , 2. schlenkern z. B.
mit den Händen und Armen; smilten, schmeissen, werfen, smdt-
ten , beim Weben der Leinewand den Kleister auf die Kette wer-
fen, um ihn einzubürsten, davon dät Smdlting, der Weberklei-
ster; kränken, kräjnken, kränken; iv armen , wiermen , wärmen;
fällen, feilen, fällen, einfallend machen.
Zusammensetzung des Zeitwortes.
§. 463. Das Zeitwort wird nicht allein durch Vorsilben, Verhält-
niss und Umstandswörter und durch die Verwandlung seines
Slammlautes umgebildet, sondern auch mit Haupt- und Bestim-
mungswörtern aller Arten zusammengesetzt, wie z. B. hüsshüjllen ,
haushalten; br önsli alten , brandschatzen; bläujdsliihggen , Ader lassen;
räjdslägen, rathschlagen; mäjddetvällern , sich mit jemand in der
Math wälzen; iss-slägen , glatteisen; rönsägen, bis zum Rande,
d, i. bis aufs Aeussersle nachsuchen; efterräjknen , überall naeh-
kramen, herumforschen; killhalen, kielholen; bauckhüjllen , buch-
halten; öhveläußden , wörtlich: wolflaichen, d. i, der Reihe nach,
254
wcchselswcise über einander springen, ein Knabenspiel; strücke-
Stelen, strunkenstehlen, nämlich Kohlstrünke, gleichfalls ein Spiel
der Knaben; hältspälen, die Katze spielen, auch ein Knabenspiel;
päujnsetlen, verpfänden; lönsetten, ans Land setzen; lönmäjllen,
landmessen; shövklütten , Schandflecken; äilebilten, egelbeissen ,
von Blutegeln, de AilebiUer, der Blutegel; uhgwiltigen, einem
gerade zu, gleichsam in die Augen hinein, die bittersten Vor-
würfe machen; sämmerbüen , wörtlich: sommerbauen, brachen, ein
Feld; dickteken, deichdecken , den Deich mit Stroh besticken;
ringetdppen, aus dem Ringe tappen, ein Vergnügungsspiel unter
jungen Leuten beiderlei Geschlechts; pönterneshijtlen , purzeln,
Purzelbäume machen; grauwedielen , Gräsungsgraben vertheilen,
jö Grainvedieling , die Grabenverlheilung; sliömbijdden, schandbie-
ten; winndrögen, windtrocknen; kapselten, schröpfen; tiijdsägen,
durch Noth dringen, nijdsäget, nothgedrungen; spägelfägten , spie-
gelfechten; hömesetlen, Hamen oder Reusen setzen; kröhnspälen ,
kronspielen, ein Knabenspiel mit Sechslingen; issbösseln, eisbos-
seln, eine Winterbelustigung; ringridden, ringreiten; räujtlsetlen ,
räujltsluhggen , wurzeln; gnüslelbitlen , im Schlafe mit den Zähnen
knirschen, wörtlich: knorpelbcissen. Einige dieser Wörter bilden
echte oder untrennbare, andre unechte oder trennbare Zusam-
mensetzungen.
§. 464. Mit Bestimmungswörtern werden unter andern zusam-
mengesetzt: frikännen, frispregen, freisprechen; hillighüjllen , hei-
lighalten, feiern; sljöglliäweln, schlichthabeln ; twdrrplaiigen, quer-
pflügen, quieren; ställJiüjllen ; gäujdsedden , gutsagen, d. i. für
etwas borgen; plätsluhggen , plattschlagen; wäirsedden, wahrsagen;
grotlmägen, tjöckmägen, dickmachen, schwängern; wäjl füren, wohl-
fahren; Ir'mdmmeruken , rundum sprechen, salbadern, eigentlich
rund um den Diemen oder Schober laufen , daher nun de
Trindmmeruk, ein fader Schwätzer; grollspregen, grosssprechen.
§. i6ö. Ausser den bereits angewandten ümstands- und Ver-
Lältnisswörtern sind noch folgende bei der Zusammensetzung des
Zeitwortes zu berücksichtigen, als: foll, voll; mdss, miss; banne,
binnen, inne; dmbäi, 1. vorbei, vorüber, 2. umher, 3. zu Ende;
faarbdi, vorbei; töfaar, zuvor; lüss, los; töbähg , zurück; töfolle,
U.S.W. Beispiele: follbringen, foll fairen , folllie-en, voflführen und
vollziehen; mässgunnen ; bdnnehüjllen , bei sich behalten; banne'
säien, binnennähen, beim Dachdecken, mit Seimen aus Stroh oder
Simsen und Binsen*; dmbäigongcn, dmbäistjäwen , gaffend umher-
gehen; Iiulim töfaarkämen, jemand zuvorkommen; lüssgongen, los-
gehen; dät Tjüch gongt lüss, das Vieh geht los; 7iö gongt' t gelick
lüss, nun geht's gleich los; töbäh g kamen , zurückkommen; tö folie-
kämen, in Erfüllung gehen; dmkämen, ist l. zu seinem Nach-
bar umkommen, weil man gewöhnlich um das eine Ende des
Hauses herum gehen muss, als: dö kaast nög elling en läiet dm-
käme; liegen die Nachbarhäuser aber so neben einander, dass die
Thüren derselben sich auf gleicher Seite befinden, so ist es: kam
en läiet Itäne, hin; liegen die Hausthüren einander gegenüber,
so spricht man: kdm en läiet auwcr , komm ein wenig herüber; 2.
umkommen, ums Leben kommen, als: dirr sdn mdnning dmkiem-
men äujn dehirre Kolle, es sind viele in dieser Kälte umgekom-
men.
Das Wort dähl, nd. f/aa/,heisst nieder, aber auch todt, in dä/il-
sluhggcn, dältlsliijtten , sonst: herab, herunter, wie in dählkämen,
dählgongen, däfil fällen, de Mist släitdähl, der Nebel schlägt nieder.
Echt und unecht zusammengesetzte , oder untrennbare und
trennbare Zeilwörter.
§. 466. Unter den §. 163 und 464 vorkommenden Wörtern
bilden folgende echte Zusammensetzungen, als: brönshätlen, räjd-
slägen, mäjddewällern, issslägen, r ansägen, öliveläujdden , lönsetten,
päitjn selten , äilebitten, sdmmerbüen, dicideken, ringetdppen, winn-
drögen, kapselten , nijdsägen, shömbijdden, spägelfdgten , issbösseln,
trinndmmcniken. So auch tivittwädden , Gewäsch machen; tjisstjä-
sen, salbadern, dummes Zeug schwatzen; nijdiugtigen, nothzüch-
tigen; kävjttebäujtten, kaupeln, u, s. w. Unecht oder trennbar
ist die Zusammensetzung dann, wenn das zugesetzte Wort den
Hauptton bekommt; echt oder untrennbar, wenn die Betonung
auf der Stammsilbe des Zeitwortes ruht, wovon bloss die beiden
* Eine solche Seime heisst jö Täifig, pl. Täihge, von tie-en,
ziehen; dagegen heisst das Band an der Peitsche: de Seme, die
Seime, und ein Slroliscil im Dänischen en Sime.
256
Wörter: mdsslockcn, misslingen, und dgterfläcken, hinterflecken,
eine Ausnahme machen, indem sie echt zusammengesetzt sind,
und doch den Ton auf dem zugesetzten Worte hahen. Besonders
bei den Zeitwörtern, die mit dm, um, dö/tr, durch, amver, über,
tmner , unter, und wilisser , wider, zusammengesetzt sind, ändert
die Betonung alles ab, als: dmbäggen, umhanen, kmbdggeti, um-
bauen: he bdggd sin Hüss dm, er baute sein Haus um, jö kiel
Haurd ds md Hühssinge ambdggd, der ganze Kirchhof (Hort) ist mit
Häusern umbaut; he jeße Kaarde dm, er giebt die Karten um,
dät Äiläujnn ds md Wähser dmjäwcti, das Eiland ist mit Wasser
umgeben; dö shäht amjewe, du sollst umgeben, noch einmal,
hähst dmjäwen? hast du dem Vieh im Stalle von einem Ende zum
andern ein Futter gegeben? ick jew'r ninnt dm, ich gebe nichts
darum , mag es nicht ; ämhacken , wwdiacken , dät hiel Bedd dm-
hacken, das ganze Beet umhacken, he dmhäcket de hiele Töle,
er umhackt den ganzen Busch; dmwäien, mwwchen, jö i'ijll Meilen
ivdit dm, die alte Mühle weht um, kmwdicn, de Winn dmwdit me
fon arken Egge, der Wind umweht mich von jeder Seite; so auch:
dmslegen, «mstcchen, ämslegen, umstechen; ämstruhmmen, um-
strömen, kmslruhmmen, umströmen; ämtie-en, mnziehen, amtie-en,
umziehen: de hiele Hdmmel ds dmtägen; dmplönten, umpflanzen,
ixmplönten, dät Hüss md Buhmme, das Haus mit Bäumen; dm-
shriwwen, ttmschreiben , kmshriwwen , umschreiben; ämgongen,
wmgehen , ämgongen , wdi wdn't Hölting dmgonge , wir wollen
die Holzung umgehen. — Döhrh'iUcn, durchhcisscn , döhrbitten,
durchbeissen ; döhrgongen, de Träjdd gongt di döhr't Nelluhg , der
Faden geht nicht durchs Nadelöhr, dohygongen , dmchgehen, he
wäjl't Hölting liewere döhrgonge ds döhrkäire, lieber durchgehen
als durchfahren; döhrhörcu, durchbohren, döhvbören, durchbohren:
dö borest döhr dät Baurd, Brett, he döhrböret hdm md an Sfähg ,
mit einem Stich u, s. w. — ^«M'erbijdden, Anerbieten, auwerbijd-
den, überbieten: he bjött amvcr, he auwerbjött me; a?»i;erbringen
und auwcvhringen; autverWen und auwerilcn , sich übereilen: he
auwerilet hum, asr amver't Marked ilet, er übereilte sich, als er
über den Markt eilte; auwer^äiren , überhhreu mit dem Wagen,
auwerAäire«, überfahren; «wt'erfahren , überiahrcn (zu Wasser),
he fauv auwer , er fuhr über, he auwer fahrt sin Jrbed, er über-
257
fährt seine Arbeit; au w er Mlcn , überhMcn: he feil auwer äw me,
er fiel auf mich über; auwerf allen, überfallen: ja auwer feilen
lidm äw'e Lömlraalc ; auwer^xccn , überü.\tgcn : jö Staurk fljögt
auweft Hüss, der Storch fliegt übcr's Maus, dät Ilännefijärn au-
werßug dät Fögelnest, die Hühnerweihe überflog das Vogelnest;
aMwerfdiren , überKihrcn, auwev fairen, iihav führen ; auwerjcwen,
übergaben, auwerjewen, übergeben, auch sich erbrechen; anwer-
fellen, wterfüllen, von einem Fass ins andre; auwerfe//e/«, über-
füllen ; a?««;ergongen und auwergow^e?»; dirr dshdnien groll Ünlock
amvergingen, es ist ein grosses Unglück über ihn ergangen, hat
ihn betrollen; de Ihne auwergöngl de Ausere, der eine überirilFt den
andern; dö hähsl hdin aiiwergingen, übersprungen; so auch auiver-
gijtten und auwergijlten ; awM^erhingen und aviwerhingen ; auwer-
jagcn und anwevjagen; au^uerhieren und auwerhiercn; amverkamen
und auwcvkdmeii; au w eiiesen , und anwerlescn, überladen und
überladen; auwerVäiiicn und anw er läj lle7i , MÖerlassen und übcr-
lassen; amverluppen und auw er liipp en ; auwerlawen, he Idwet de
Wonter äi auwer, er lebt den Winter nicht über; anwerläwcn, de
Ihne amoerläwet de Ausere; auwerledden und auwcrledden; auiver-
nämenundauwer/zdmen/amtJersijnnen und auwers/;nwen; auwerdriw
wen und auy^erdriwwen ; auwerirescn und anwcrtresen ; auwerdre-
gen und auwerdregen ; auwerswummen und auw er swummen, über-
schwimmen und überschwemmen ; auwersiecn und anwersieen ; auwer-
setten und anw er selten ; auiverspannen und auwerspännen; ainver-
spännen , wierspinncn: de Könker spannt auwer to jö auscr Skid,
der Kanker spinnt über nach der andern Seite; he auwcrspdnnt
dät kiel Rätt,er überspinnt die ganze Raute, d. h. Fensterscheibe;
ainverlieen und anwertieen; «Mwersläujnnen und auwcrstdujn}ie7i ,
u. s. w. Einige mit auwer zusammengesetzte Zeitwörter sind
durchaus untrennbar, als: auwertjögen , überzeugen, auwer wontcrn,
überwintern, auwerwdnnen, überwinden, amverönlurden , überant-
worten, auwerähsen, überfressen. — Unnerb'mncn und unncrblnnen ;
unnergrcwen und unner^/rewew; imwerhüjllen und nnncrhüjllen;
tfMMershriwwen und unncrsZ/rfw^CM; Mwnerstäujnncn und unner-
stänjnnen; Mwnertiecn und unncrlieen; unner\up\)en und unnerluppen :
he läppt unner'e Bnhmme; de Nägel ds md Bläujdd unnerlähin, der
Nagel ist mit Blutunterlaufen, u. s. w. — Alle mit wihsser znsam-
33
258
raengcselzlc Zeitwörter sind untrennbar, wenn es ivider bedeu-
tet, und trennbar, wenn es die Bedeutung von ivieder (nocb ein-
mal) hat, wie in; v^ihsscv/ahren, y> ihsser ledden, legen, wilisser-
ledden, wieder hinlegen; wihssermjVWen , ralhen; wihsserseWe« ,
setzen, wihsserstävjnncn , stehen; wihssersjjre^cM, sprechen; —
ivUisserkamen , wiederkommen. — Wibsser/m/cM , w iederholen , ist
untrennbar. — Bei Subslaniiven wird ivilisser zu wäliser, als: de
Wähserwdlle , der Widerwille, wähserwällig , widerwillig, wäliser-
sdnnig, widersinnig, dät Wähserspdll, das Widerspiel ; wäliserivdn-
nig , wellerwendisch; widerlich dagegen ist: tvddderUck, jö Wdd-
derlick/iäid , towddderne wesen, zuwider sein.
Klasseneinlheiluntj des Zeitwortes.
§. 467. Das Zeitwort zeigt entweder ein Bestehen, wie in
dem Worte seiti, alllings ivescn, oder ein Geschehen an, was die
Erklärung desselben ziemlich genau erschöpl't. Aus dem Geschehen
gehen nun drei verschiedene Zustände hervor, nämlich der ihäiige,
der leidende und der unlhälige Zustand, und das Zeitwort zer-
fällt demnach in das thätige (verbum aeiivum) , in das leidende (ver-
bum passivum) und in das unlhälige Zeitwort (verbum neutrum).
§. 168. Das thätige Zeitwort zeigt an, dass irgend ein Gegen-
stand selbslwirkend ist, wie in den Wörtern: gongen, gehen; büen,
arbeiten; luppen, laufen; stridden, slveiien isliihggen, sehlagen; shriw-
wen, schreiben; ivrässeln, ringen; fangen, fangen; Ueiven, lieben;
ringen, läuten; äjtiigen, anhalten, u. s. w\ Diesem Zustande ist nun
zunächst der unlhälige entgegengesetzt, wie in: Iddden, liegen;
satten, sitzen; rauen, ruhen; welen, ausruhen, u. s. w. In beide
Zustände kann ich mich willkührlich versetzen und sie wieder
aufheben, sobald es mir gefällt,
§. 169, Der leidende Zustand, welcher dem thäligen geradezu
enlgegengesetzt ist, unterscheidet sich sowohl von diesem, als
auch von dem unlhätigen dadurch, dass er von meinem Willen
durchaus unabhängig ist, z. B, in: worden, werden; ivesen , sein;
äujnlstäujnnen , entstehen; forgongen , vergehen; u-ä/e« , welken;
stäirwen, sterben; dränken, ertrinken; wägsen, wachsen; üjllen,
allein; sören, siechen; bjdrsten, herslen ; sdinken , s'mken; ütlgongeuj
ausgehen, erlöschen; aufsliiesen , \erscheiden , u. s. w. Hier ist über-
259
all reines Leiden, durchaus unabhängig von den Gegenständen,
die demselben unlerworfcn sind, wie auch in: röchen, rauchen;
dämpcn, dampfen; högen, kochen; wärhen, schmerzen; wärrigen,
dasselbe; sivieligen, crslicken; driwweti, treiben, auf dem Wasser;
sillen, sielen, treiben; s/idmmebi, schimmeln; gären, gären; liäiren,
haaren; fähsern, mausern; Inkklen, häuten; böUnen, schwären;
iünnen, schwellen; bräunen, brennen; brausen, braten; forstienen,
versteinern; forliölten, verholzen; rösen, faulen; dprösen, verfau-
len; blieken, bleichen; bdwern, beben; sheliven, zittern; bläjdden,
bluten; forbläjdden, verbluten; friesen, frieren; töicn, thauen;
dptöien, aufthauen; fiungen, hangen; swdtten, schwitzen; rüsten,
rüsten; drögen, trocknen; forwälen, verwelken; gähsmcn, gähnen;
insläipen , einschlafen ; äpivaagen , aufwachen ; swöhmen , in Ohnmacht
fallen, schweimen, u. s. w. Mehrere Zeitwörter mit der Vorsilbe
for (ver) zeigen auch reines Leiden an, wie: forkämen, vor Kälte
und von zu starker Anstrengung fast umkommen; fo> kolligen, \oi'
Kälte umkommen; forernien, verarmen; forbliekcn, verbleichen;
for stummen , forlwiwweln , forünlokken , forwdddern, verwittern; for-
smägten ; forböUnen , verschwären ; fordrögen ; forwillern , ver-
wildern.
Viele der leidenden Zeitwörter haben den wirkenden Zustand
neben sich, so wie auch manche Activa intransitiva den zielenden
oder transitiven Zustand zur Seite haben, als: dränkcn, de Mann
dränkt, ick dränk man Hünn; dät Holt drdft, ick driw da Axnc;
dät Hüssbrännt, jö brännt Kaffebune; dät Wahser köget, ja Fömmen
köget Soos , Suppe; jö Gaus brauset, ick braas en Hase; ddKluhse
dröge, ick dröhg min Kluhse; de Shörstijn rockt, ick rock Tobäck;
dät Wahser liie't, he hiet sin Shew en lätet; dät Länert blicket, jö
blicket hdr Länert; jÖ Böhser smolt, ick smolt Blie; da Arte uke,
jö uket Kluhse , Wäsche ; dät Födder wdddert , jö wdddert hdr
Khihse; dät Ljägt gongt ült, de Mann ds üttgingen; dät läiijn7i
forgongt, dö hähst de forgingen; jö Wünnen kielet, die Wunde heilt,
dät Plaasler hielet jö Wünnen. — Dass diese Zeitwörter, welche
reines Leiden anzeigen, nicht mit der Leidensforra aus dem zie-
lenden Zeitworte zu verwechseln sind , bedarf kaum des Er-
wähnens, indem sie nicht den wirkenden Zustand voraussetzen,
der jene Form bedingt, z. B, släien worden, geschlagen werden,
33*
-2G0
und forlammn, erlaliraen; sldppen, los im Stifle sitzen, besonders
von Einlegemessern , und fanget worden.
§. 170. Das thätige Zeitwort zerfallt nun wieder in das zie-
lende (v. Iransitivum), und in das tliätige, ziellose (verb. aet. in-
transitivum). Beim zielenden Zeitworte gebt nämlicb die Tbätig-
keit, welcbc dasselbe ausdrückt, immer als Wirkung unmittelbar
auf einen andern Gegenstand über, der diese Wirkung leidet, und
das Ziel oder das Object genannt wird , das ieb daber nennen oder
mir wenigstens denken rauss, wenn der Sinn des Zeit\\ortesricbtig
aufgefasst werden soll, wie z. B. bäggen, bauen; rähben, rupfen;
slägtigen, scblacbten; drngen, seihen; mägen, macben; letalen,
bezahlen; duhggen, ibun und geben; als: lie häggfn Häss; jö
räbbct Iidr Gäis; jd slägtigc en Ögse; jö Fömmen dniget ß/ölhe;
de Sütter mäget Stäiivle; dö belälest dinSItüU; Itedäi nie en Bauch,
er gab (tbat) mir ein Buch. — Das tbätige, ziellose Zeitwort
(v. act. inlr.) zeigt ebensowohl reine Thätigkeit an, aber diese
geht nicht, wie beim zielenden Zeitworte, unmittelbar auf einen
andern Gegenstand über, der die Wirkung dieser Handlung leidet,
wie z. B. in gongen, swummen, sträiven, stridden, springen, büen,
U.S.W. Hier muss ich ein Umstands- oder Verhältnisswort zu
Hülfe nehmen, wenn diese Zeitwörter richtig verstanden werden
sollen, als: ick gong lö Hüss, ich gehe nach Hause; he gongt äjtt'e
Hülis, er geht daheim; ick gong ült äiv' t Fäjll , ich gehe aufs Feld;
he gongt äiv't Fäjll, auf dem Felde; ick gong gätu, lägt,löngsaam,
flink u. s. w. ; ick gong dmbäi, Iiänc, dp äjtt'e Bäirig , den Berg
hinan; dp äiv'e Bäirig, auf den Berg; äiv'e Bäirig, auf dem Berge.
He sivu7nmt ütt ävjn't Heef, aiiwer'e Sie-e, döhr'e Haaiven, ins Meer,
über den See, durch den Hafen. Jö sträwet md hdr ^^rbed, sie
strebt mit ihrer Arbeit; he sträwet ijti'e Wjärd, er streitet wider
die Wahrheit; jd. stridde am Jllin an Bin, sie streiten ums Mein
und Dein; he sprdingt ütt ävjn't Waliser, ins Wasser; he sivumrnt
ävjn't Wahscr, im Wasser; auiver'e Slüjtt, über den Graben; dp
äiv'e Wäien , auf den Wagen; tösidde, zur Seite; faärütt, voraus;
dähl, nieder. Ick bü dw en Shäp, en Pär Stäiwle, ich arbeite an
einem Schranke, an einem Paar Stiefel.
261
Anmerkunfjen.
\. Einige thätige , ziellose Zeilwörter nehmen die Art des
zielenden Zeitwortes an, wenn man den Gegenstand der Wirkung
ausser ihnen setzt, als: en Dons dönscn, einen Tanz tanzen; en
Kamp kempcn, einen Kampf kämpfen; lie slept en ünrauigen Släip,
er schläft einen unruhigen Schlaf; dö luilistcngauhscn Stridd slrdn,
du hast einen guten Streit gestritten. Mehrere zielende Zeitwör-
ter können, umgekehrt, ohne den bestimmten Gegenstand ihrer
Wirkung gebraucht werden, wenn man bloss die Art der Be-
schäftigung ausdrücken will, als: wdi mägest? ick s/triiviv, icklces,
ick ticken, ick mal, ick plant, ick spdl u. s. w. ich schreibe, lese,
zeichne, mahle, pflanze, spiele u. s. w. Dass aber auch der Gegen-
stand der Handlung hinzugefügt werden kann, versteht sich von
selbst, als: ick shriivw en Bräif; ick lees dät Wägebleess (Wochen-
blatt); he tiekent en Rauhs (eine Rose); jö malet en Fögel; ick grew
en Kohl (Grube); %ve plante ßnhmme; ich bähsig dät Vaterunser' ;
jö spannt Sihssen, sie spinnt Seide, u. s. w.
2. Oft beruht es nur auf der Anwendung eines Zeitwortes,
ob es zielend oder ziellos ist, wornach es denn bald mit hewen
und bald mit wesen verbunden wird, als: dirr ijögt Fäirwähser dp,
es zieht ein Gewitter auf, ds dptägen, ist aufgezogen ; ,/ö Wägt
tjögt dp, ds dptägen, die Wache zieht auf, ist aufgezogen; ick
tie min Klock dp, hähw dptägen, ich ziehe meine Uhr auf, habe
aufgezogen; sin Bjärne dptieeti, seine Kinder auferziehen, hähw
dptägen u. s. w,; ridden, reiten, he rdtt ütt, äs ültrdn, ist ausge-
ritten; ic&nc?t?rfä/4//t, ich reite die Stute, habe geritten; käiren,
fahren, he kjdrt änjnt Fäjll, äs kjärd, ist gefahren , ick käir Gäihs,
ich fahre Dünger, häkiv kjärd; dät Hännehjärn shüjtt dähl äw en
Sjückling , die Ilühnerweihe schoss auf ein' Küchlein herab, ds
shähn>; de Jäger shüjtt en Bef, einen Fuchs, het shähn; bregen,de
Stock bregt, der Stock bricht, ds brägen, ist gebrochen; ick breg
man Airem, hähw brägen; riivwen, reissen, dät Tjöch rdfl, der
Zeug zerreisst, ds räiven; ick riiviv min Kluhse, hähw räwen; smöl-
ten, schmelzen, de Snie smoltet, ds smolten; he smoltet Blie, het
smolten; blieken, jö Färrew blieket, ds blicket; jö blicket Lauert,
het blieket; kögen, dät Wahser köget, ds köget; ick kög Soos (Suppe),
262
tiähiv köget; brausen, jö Gäiis braaset, ds braaset; jö brauset Speck,
het braaset; tresen, de Urder Irel jö friert, hei trälin; Iie träjt in,
ds inträ/m; dät Hüss brännt, ds bränd; jd bränne Sliene, Iiäwe
bränd; ütUieen, dät Liefäulk tjörjt üit, dsütttägen; he tuch me en
Taus ütt, het ütllägen; anfslävjnnen, he stöhs auf'e Wäien, ds
aufstijnnen; he stont me sin Ragt auf, het aufstijnnen, u. s. w.
§. 171. Unter den zielenden Zeitwörtern giebt es nun wieder
mehrere, die ihr Ziel allein in dem Gegenstande haben, von
welchem die Wirkung ausgeht, und diese heissen zurückzielende
Zeitivörter (verba reciproca), als: he shaamel hdm, er schämt sich;
dö grämst de, du grämst dich; ick besdnnme, ich besinne mich;
ick blöget me, ich schämte mich dessen; huhm shäjnten, sich spu-
ten; huhm behelpen, sich behelfen ; kuhm weren, sich wehren;
huhm unnerslänjnnen, sich unterstehen; huhm div ivdt forläjtten,
sich auf etwas verlassen; ke forwunnert hdm dirrauwer, er ver-
wundert sich darüber; huhm forkäilen, sich erkälten; huhm kämen,
sich erholen; he kämt kam, er geneset; huhm äjttdregen, sich ge-
behrden; huhm tirren, sich wunderlich gebehrden; htihm äujn ^gt
nämen, sich hüten, in Acht nehmen; huht» ivären, sich hüten ', dir r
ivdll ick me nög (aar wäre, davor will ich mich schon hüten; dö
maust de icäre, aus dem Wege gehen; huhm ütlnämen, sich her-
ausnehmen. — Dahin gehören besonders alle Zeitwörter mit der
Vorsilbe for, wenn sie etwas Fehlerhaftes anzeigen, wie in: huh7n
forsieen, forspregen, forrägnen , forsläipen , forteilen (sich verzählen),
u. s. w. Diejenigen Reciproca, welche im Deutschen das unper-
sönliche es vor sich haben, bekommen im Friesischen häm, als:
sich ziemen, häm sämcn, es ziemt sich nicht, dät sömet hdm di;
sich passen, hd^n passen; es giebt sich wohl, dät jefl hdm nög ; es
trifft sich so, dät dräivet hdm so; sich ereignen, zutragen, hdm
tödregen; u. s. w.
§. 472. Bei den bisher angeführten Zeitwörtern gehen die
Veränderungen, welche durch dieselben ausgedrückt werden,
immer von einem Gegenstande aus oder an demselben vor, den
ich daher nennen oder durch ein Fürwort ersetzen muss, z. B.
de Fögel läit ^ie, aurs labben Junge fäit'r äi, der Vogel legt Eier,
aber lebendige Junge bekommt er nicht;' dät Wahser fröst, aurs
de Wärmde töit't wihsser dp. — Wird aber das Geschehen einem
263
unbekannten Gegenstande oder einer Ursache zugeschrieben., die
man nicht nennen kann, so gebraucht man das sächliche Fürwort
dät (es) als: däl rint, es regnet; dät snäit, es schneiet; dät iväil,
es weht; hagelt, hagelt; friisl, friert; tunnerl, donnert; läidet, blitzt;
staurmt, stürmt; degel, taget; jimket, dunkelt; ddivwet, thaut (es
fällt Thau); töü, thaut auf; urset, lenzet; sämmert, sommert, und
wonlert, wintert. Dieser Einiheilung nach zerfällt nun das Zeit-
wort in das persönliche (verbum personale) und in das unpersön-
liche (verbum impersonale).
Anmerkung.
Die unpersönlichen Bildungen: es heisst, es verlautet, es wird
gesagt, es wird dort getanzt, gespielt, geschwärmt, geschlachtet
u. s. w. , werden im Friesischen durch dät und bald durch dlrr
ausgedrückt, als: dät hält so, es heisst so; dät het nint tö sedden,
es hat nichts zu sagen; dirr slönt shräwen, es stehet geschrieben;
dirr wurt nint däjn, es wird nichts gclhan; dirr wort dönset, spa-
let, slägligt. Vergl. §. 150.
§. 173. Ausserdem haben wir noch die drei Hülfszeitwörter:
wurden, wesen und hewen, werden, sein und haben, so wie die
Zwitterhülfszeitwörter: dürren, dürfen, den Muth haben; tür-
ren, dürfen, verpflichtet sein, die Erlaubniss haben; ÄYrnwe«, kön-
nen; läjllen, lassen, niänjtten, müssen; maagen, mögen; shdllcn,
sollen; wällen, wollen, die mit den übrigen Zcitwöriern eigene
Verbindungen eingehen. Diess sind die verba auxiliaria.
§. 174. Es giebt ferner unter allen bisherigen Arten von Zeit-
wörtern einige, die in der Abwandlung nach Personen, Zahlen
und Zeiten einer genau bestimmten Regel folgen , wobei ihr Stamm-
laut immer unverändert bleibt, und diese bilden das regelmässige
Zeitwort (verbum reguläre) ; und andere , die in Personen , Zahlen und
Zeilen sowohl mit ihren Stamm-, als Nebenlauten abweichen,
und diese bilden das unregelmässige Zeiltvort (verb. irreguläre) ,
wovon die nordfriesische Sprache eine bedeutende Menge und
mehrere Arten hat.
Bestimmung des Zeilwortes durch die Ausdrucksweise [Modus).
§. 175. Die erste und ursprüngliche Form des Verburas ist
264
das Wandelivort, wie in: Urnen, leben; liewen, lieben, glauben;
träwen, traben; sillen, treiben, schwimmen, fliessen; grdwwen,
kläiscn , krauen und kratzen, mit den Nägeln, u. s. w. Wenn wir
das Wandehvort bloss als Art des Ausdrucks betrachten, so steht
dasselbe in der Unbeslimmtiteü (Infinitivus), als: stäirwen mä Ihre
äs bähsere, dann Urnen mä Shöm, sterben mit Ehre, ist besser,
als leben mit Schande. Da Urbebögere äiijn Ostindien, da Gcnloos
sedde: släujnnen äs bähsere äs gongen, lädden äs bähsere äs satten,
släipen äs bähsere äs luaagen , an stäirwen äs däl best aufäUes (stehen ,
gehen, liegen, sitzen, schlafen, wachen, sterben) u. s w, Ahsen
an dräjnken, planten an sieen, sammeln an sprijdden, alles het sin
Tidd; ähsen, dräjnken an släipen, äs alles, wät'r det, essen, trin-
ken und schlafen ist alles, was er thut. Paar bär Huchmäujd
huhm sellew äi kännen; sin ^llernc liewen an ihren, äs 'e Bjarnes
Shüllighäid (Pliicht).
Andere Formen der Unbestimmtheit sind: ick bliw satten; he
hlief lädden; ick fänn häm släipen; ick fäil man Puls sluhggen ; dö
hältst ijäujd snäken (reden); he helpt nie dregen; jö liert dönsen,
lesen, shriwwen; hirr äs't äi gäiijd faiirt tö kämen; he gongt töbäd-
den, er geht betlein, u. s. w.
Das Wörtchen tö (zu) vor dem Wandclworte bildet mit' demsel-
ben keine streng gerundische Form, sondern steht eigentlich mehr
als Ergänzung des Sinnes bei Haupt- Beslimmungs- und Zeitwör-
tern, als: he pleget edder tö Bedd tö gongen, er pflegt zeitig zu
Bett zu gehen; dat äs swär tö dregen, das ist schwer zu tragen;
ick häw nint tö ähsen, ich habe nichts zu essen; ick fräu me , de
n'ihsser tö sieen, ich freue mich, dich wieder zu sehen; ick bän äi
kiemen, am mä de tö tjätvweln, ich bin nicht gekommen, um mit
dir zu zanken; he het noch en Bräif tö shriwwen , er hat noch einen
Brief zu schreiben; jö het gaar nint tö duhggen, sie hat gar nichts
zu ihun, u. s. w.
Zu bemerken ist noch , dass das Wörtchen tö bei echtzusam-
mengesetzten Zeitwörtern, wie bei einfachen, immer vor densel-
ben steht, bei unecht zusammengesetzten aber so eingeschoben
wird, dass es unmittelbar vor das eigentliche Zeitwort zu ste-
hen kommt, als: dö hähst me nint tö uhgwilligen, nichts vorzu-
werfen; dät fanget änjn tö issslägen , es beginnt zu glatteisen; he äs
2Gi;
äi to auwcrwännen, zu überwinden; unecht: de T/iief dsmtöfänyen,
der Dieb ist oinzufangen; dät ds äi ntUähüjUen; so auch: wdgtö-
dregcn, dplobrcijen , häitöliämcn , u. s. w.
§. 176. Spricht man aber von einem bestimmten Gegenstande,
so muss sic'i auch die Form des Zeitwortes darnach richten, als:
ick bdn kränk; de Hünn hjdwset; man Braultscr sterrewt ; de Maune
skint; man Näiber ds rick, anrs ick bän en ermen Mann; de Snie
Idit noch tjöck äivt Fä,jll; dät Hüss wort bdygd. Hier ist in dem
Ausdrucke überall Gewissheit , weshalb auch diese Form die
Gewisskeit (Indicativus) genannt wird.
§. i 77. Obgleich die nordfriesische Sprache für die Ungewisskeit
(Dubitativus) keine eigene Form des Ausdrucks hat , so liegt es doch
in der Natur der Sache, dass man die Ungewissheit nothwendig da
denken muss, wo man die Gewissheit einerAussage nicht verbür-
gen kann, z.B. He säks,ke käi'r ninte /b?i//j<?rrf, er sagte , er hätte
nichts davon gehört; en wikssen Mönnsälts, de Mdnske käi dirrfaar
man an Mass an tukg Ulire, däfr manncre snähe, an mörr liiere skäujl
(hören solle). Daher gebraucht man , wo es angclit, häufig die gewe-
sene Gegenwart (das Imperfectum) zur Bezeichnutig des Dubitati-
vus, als: ick käw kierd , dät dö lägen käkst, ich habe gehört, dass
du gelogen hast,d. h. ich bin Zeuge deiner Lüge gewesen; ick käw
kierd, dät dö lägen käist , ich habe gehört (von Andern), dass du
gelogen hättest; ke säit, dö käkst lägen, er sagt, du habest gelo-
gen; ja serft/e, «//sew Pres/er ds kränk, sie sagen, unser Prediger sei
krank; ke skdll kränk wese, er soll krank sein.
§. 178. In den Sätzen: körr löcklick kökn 'e Mdnskene wese,
wdns man bäksere wjärn! wie glücklich könnten die Menschen
sein, wenn sie nur besser wären! ke köks bäksere Idwe, wdn'r
äi so faale forspälet! kommt die bedingende Art des Ausdrucks
(der Conjunctivus) vor. Wird aber die Bedingung als erfüllt
betrachtet, so tritt auch die Gewissheit wieder ein; als: Ick
mäks käll en Räiks tö man Braukser mäge, tvdnn iclir man Gijl
tö käi; aurs ick räiks, söbdll ds ick Gijl fangen käw, ich möchte
gerne eine Reise zu meinem Bruder machen , wenn ich nur das
Geld dazu hätte; aber ich reise, sobald ich Geld empfangen habe.
§. 179. Bei der befehlenden Ausdrucksweise (Imperativus)
wird das Zeitwort möglichst abgekürzt, und die einfachen behal-
34
206
len nur ihre Slammsilbe, als: gong! lup! stäiijn! ähs! gripp! füll
üi! dräjnk! u. s. w. Hierher gehört auch die wünschende Art,
als: u-dnn'r doch häme wäjll! die erlaubende Art: he mäi nög
shriwwe ; die nölhigende Art: he mäiijt shriwwe ; die wagende
Art: he türi't düjn , er darf es zu ihun wagen; die verpflichtende
Art: he shdll shriwwe; die vermögende Art: hc hön shriwwe; die
vertretende Art: he let shriwwe.
Beslimmung des Zeilwortes durch Zeiten (Tempora).
§. 180. Die drei Hauptverhältnisse der Zeit sind: die Gegenwart
(Pvaesens) , jö Nötidd (Jetztzeit); die Vergangenheit (Pcrfectum), For-
gingcnhäid; und die Zithunft {Futurum), jö tökämen Tidd. Darnach
richtet sich das Zeitwort in seiner Abwandlung (Conjugation), als :
ick rögt , ich richte; ickword rögtet , ich werde gerichtet; ick häw
ragtet, ich habe gerichtet ; ick hdn rögtet ivorden; ick ivord rügten , ich
werde richten; fc/i; ward rögtet worden , ich werde gerichtet werden.
Zeiten ohne Beziehung.
§. 481. Zeiten oline Beziehung sind: die Gegenwart, die Ver-
gangenheit , die geschlossene Vergangenheit (Perfectum praeteritum)
und die Zukunft. In allen diesen Zeiten drückt das Zeitwort ein
Geschehen ohne alle weitere Beziehung auf irgend einen Umstand
aus , als : ick rögt , ick häw rögtet , ick häw rögtet häjd , ick tvord
rögtcn.
§. d82. Die Gegemvart sagt aus, dass etwas jetzt, von jeher
oder immer geschieht, als: ick law, ich \ehe;he sATä/if, er schreibt;
jö säit, sie näht; he hdggt en Jlüss, er baut ein Haus; de Tieger
äs cn giübsh T/iier, der Tiger ist ein reisscndes Thicv; da Staurke
tiee tö auhser I.äujnnc ; dirr ds tiint Näis unnefe Sann , es ist
nichts Neues unter der Sonne. — Die Bildungsform dieser Zeit
ist die blosse Stammsilbe des Wandelwortes ohne die Endung
en , und bei den auf ein und cm ausgehenden , ohne den Buch-
staben n , als : gongen , ick gong , dö gongst , he gongt , pl. we
gonge; kldwwern , ick kldwwer , dö kläwwerst, he kldwwert, pl.
WC hldwre ; ddjngeln , ick däjngl , dö ddjngeht , he däjngelt, pl.
we ddjngle.
Für den Lcidcnssland des zielenden Zeitwortes sieht das zweite
267
Millclwort mit dem Wandelworle ivordcn (werden), v,\c: slrien
worden , geschlagen werden , ick word släicn ; drä'jen worden ,
gelragen werden; dät Lieh worl dräijeu, die Leiche wird gelragen.
Für den daraus hcrvorgelienden Zustand in der Gegenwart , als
andauernd und bleibend gedacht, sieht das zweite Mitlelwort
mit dem Wandelworle wesen , z. B. släien wescn, geschlagen
sein ; ick bdn släien , u. s. w.
Anmerkuncj.
Der Leidensstand der zielenden Zeitwörter zerfällt daher in
einen doppellen Zustand, nämlich a. in den werdenden, entste-
henden , anhebenden oder beginnenden , und b. in den bleiben-
den , fort- oder andauernden Zustand , wobei die Wandclwörter
worden und wescn mit dem zweiten Mittclworlc beslimmungswört-
licli zusammengcslcllt werden , jedoch immer mit Beibehaltung
des Nebenbegriffes von einer vorausgegangenen Veränderung in
der Zeit, wie z. B. Ick bdn en släienen Mönn, ich bin ein ge-
schlagener Mann ; dö bdst C7i liülleneu Kjdrl ! du bist ein gehal-
tener Kerl, d. i. einer der sich gul slchl; lie ds enplägeten Mdnshe.
§. 185. Die Vergangenheil. Hier wird der Zustand ohne wei-
tere Beziehung geradezu in die vorige Zeit gesetzt, als: Ick häw
ahn , drunken , gräwen , släipcn , ich habe gegessen , gelrunken ,
gegraben, geschlafen; und beim leidenden Zeilworic , so wie
beim verb. act. inlransitivum, wenn eine Richtung dadurch be-
zeichnet wird , mit wesen , als : ick bdn feilen , ivügsen , drängd ,
sunken , ich bin gefallen , gewachsen , ertrunken , gesunken ; he
ds kjärd , gingen , fägcn , wagtägcn , er ist gefahren , gegangen ,
geflogen , weggezogen ; jö ds dujn 'c Süss Sprüngen , sie ist in den
Brunnen gesprungen.
Anmerhunri .
Die Bildungsformen dieser Zeit sind ebenfalls das zweite Mittel-
wort mit den Hülfswortern hcwen und wesen, wie: Idwet hewen ,
gelebt liabcn ; shrdtven hewen , geschrieben haben ; tuügscn , slür-
iven, drängd wesen, gewachsen, gestorben, ertrunken sein. Das
zielende Zeitwort hat hier im Leidensslande doppelte Bildungs-
formen , eine für den anhebenden , und eine für den dauernden
2G8
Zustand; für jenen das zweite Miüelwort (Parlicipium) mit wwrfle«
Wesen , als : gram würden wesen , gegriffen worden sein ; fanget
würden ivesen , gefangen worden sein , als : lie äs fanget würden ,
er ist gefangen wd^den; für diesen das zweite Mittelwort mit
tvähn /lewen, gewesen haben, statt gewesen sein, als: fanget wähn
hewen , gefangen gewesen sein ; ick häw fanget wähn ; de Fögcl
het all twäie fanget wähn , anrs Iie äs ärk Tdch wihsscr icägßägen ,
der Vogel ist schon zweimal gefangen gewesen , aber er ist jedes
Mal wieder weci^eflocren.
§. 184. Die geschlossene Yergangenheil. Es giebl Handlungen
und Zustände , welche die Yergangenheil schon als völlig abge-
schlossen darstellt , indem keine Fortdauer derselben mehr denk-
bar ist, als: ich häiv de Gönner slägtigt, ich habe den Gänserich
geschlachtet ; he hei en Hase shähn (geschossen) ; man Fidder äs
stüriven, mein Vater ist gestorben; dät Bjärn het häm düjdfellen,
das Kind hat sich todi gefallen. Andere Zeitwörter setzen nur
den Anfang eines dauernden Zustandes in die vorige Zeit, deuten
aber zugleich eine Forldauer des Ausgesagten an , als : ick häw
min Fähserhniff slän , ich habe mein Federmesser vejloren; ick
häw me faarset , ich habe mir vorgesetzt ; ick bän feilen , ich
bin gefallen ; das Messer ist nun verloren , der Vorsatz gcfasst ,
und ich liege nun da. Noch andere zeigen zwar die Vollendung
der Handlung an , bestimmen aber zugleich das Dasein dessen ,
was durch diese Handlung bewirkt worden ist, als: He het 'n
Bräif shräwen , en Kaie mäget , en Büjll tämmert , en Kohl gräwen,
en ShruiD dräid , en Meilen bäggd ; der Brief, der Schlüssel, das
Boot, die Grube, die Sehraube und die Mühle sind nun vor-
handen. Soll aber etwas in jeder Rücksicht beendigt und abge-
schlossen gedacht werden , so tritt auch eine neue Form dieser
Vergangenheit ein , nämlich : häjd hewen und wähn hewen mit
dem zweiten Mittelwortc , wohin auch die letzten Beispiele der
vorigen Anmerkung zu §. 183 gehören, als: Ick häw man
Gijlpung slän häjd, ich habe meinen Geldbeutel verloren gehabt;
dät Shäp het sunken wähn , das Schiff ist gesunken gewesen ; ick
häw miridden ivähn , bin ausgerilten gewesen ; der Geldbeutel
ist nun wieder gefunden, das Schiff aus der Tiefe gehoben, und
ich bin wieder nach Hause gekommen.
269
§. 185. Die Zukunft. Die beziehungslose Zukunft zeigt gera-
dezu an, dass künftig etwas geschehen Averdc , als: lie xvorl
mjdrne räise , er a\ iid morgen reisen ; lie wort äjt Sävdäi präjlc ,
er wird am nächsten Sonntage predigen ; jö wart dilllng noch
häme ^ sie vtird heule noch kommen; ick ward innebliwwe , ich
werde zu Hause bleiben. Diese Zeit wird aus dem Wnndehvorle
des Zeilwortes und worden (werden) gebildet, als: släirwen wor-
den , släicn worden . släipen worden. Diese Bildungsform gilt
sowohl für den Wirkungsstand, als bei allen ziellosen Zeilwörtern.
Beim anhebenden Zustand des Leidensslandes setzt man das zweite
Mittelwort zwischen worden ivorde7i {v>cvdcn weixleu): worden släien
worden , worden fordräwen worden , worden fängel tvorden , als : ick
Word släien worden , wc worde fanget worden , ja, worde fordräwen
worden. Beim andauernden Zustande tritt das zweite Mittelwort
zwischen worden urui when , als: ivorden äiijnlägen wesen , ja ivorde
äujnlägcn wescn, he ivorl släien tvesen , däl Hüss wort bdggd wesen. —
Auch bei Mulhmaassungen wird diese Form gebraucht, als: he
wort forligt mägonge , he wort wäjl faale Gijl fortiene , ick liew ,
jö wort här nög hcfräie , sie wird sieh wohl vcrhcirathcn; he wort
nög äpkäme , er wird wohl aufkommen u. s. w. Siatt worden
gebraucht man auch wällen (wollen), wenn der Wille des Men-
schen daran Theil nimmt , als : ick wäll anrdemjärnc ütträise
(übermorgen verreisen) ; he wäll sin Hüss forkuppe ; jö wäll har-
ren Mann forläjtte , sie will ihren Mann verlassen.
Zeiten in Beziehung.
§. 486. Diese sind: 1. die Gegenwart in der Vergangenheit
oder die gewesene Gegenwart (Imperfeelum) ; 2. die gewesene Ver-
gangenheit (Plusquamperfeclum); 5. die geschlossene , gewesene Ver-
gangenheit (Plusquamperfectum finitum), und 4, die Vergangenheit
in der Zukunft oder die gewesene Zukunft (Futurum exactum).
§. 487. Die gewesene Gegenwart. Dieser Zeit bedienen wir
uns, um anzuzeigen, dass wir bei etwas Vergangenem gegen-
wärtig gewesen sind , oder wenn etwas als gleichzeitig gesche-
hend dargestellt werden soll, wovon das eine sich auf das andre be-
zieht, weshalb dann auch der Salz allemal durch einen zweiten
zu ergänzen isl , der mit als anfängt , und den man sich auch
270
da immer hinzudenken rauss , wo er nicht angcgehen ist , z. B.
Ick was tö haaiv , ds 'e Prdwst präjtet , ich war zur Kirche , als der
Probst predigte ; ick licwd min Süsler {äs noch Idwei) , ich lieble
meine Schwester (als sie noch lebte) ; ich släip in , ds ick Opium
fangen fiäi , ich schlief ein, als ich Opium erhalten halle; de
Bürre ging jüst faarbäi, ds jö Mellenrultw aufßng, der Bauer ging
gerade vorbei , als die Mühlenruthe herabflog. Frage ich : huhm
sähs däl? wer sagte das? so setze ich voraus, dass der Gefragte
die Aussage des Andern geiiört habe , sehr verschieden von :
hulim hei dal säidP wer hat das gesagt? wo bloss nach etwas
Vergangenem oline alle Beziehung gefragt wird. Diese Zeit wird
häufig beim Erzählen längst und jüngstvergangener Begebenheiten
und Ereignisse gebraucht, um dieselben lebhafter darzustellen,
z. B. »An Jesus slrigd sin Hmijnn üll , hjärd hdm äiijn , an sähs:
ick wdlit düjn , wes rien !" Matih. 8 v. 5. y>Än Gödd magel en
groll Ljägl , diiVe Däi regiercl , an cn IdjU Ljägl , dirr 'e Nagt regie-
ret; dirtö og Släire. i Mos. 4 v. 46.
§. 488. Die gewesene Vergangenheit. Die gewesene Gegenwart
setzt uns so in die Vergangenheit zurück, dass etwas in derselben
gleichsam vor unsern Augen oder in Gegenwart des Erzählenden
vorgegangen ist, wogegen aber die gewesene Vergangenheit etwas
angiebt , was vor der Zeit geschehen ist, in welche wir versetzt
werden , wie z. B. He häi däl liräif all äw'e Post brögt, äs ick
äujnkanm , er halle gebracht, als u. s. w. He häi me dät all
ihnsen ihr säid , er hatte mir das schon einmal früher gesagt
(als eres mir zum zweiten Male sagte). — A's ick ültkjärd, häi 'lall
ävjnfänget lö renen ; de Thief ivax all änjnihiemen , ds efter hdm
sägten ; he häi ütlriddcn wähn , äs wäi tö Iidm kaumen ; de Jäger
häi dät Reef all shähn , äs Paul sin Fängjörn [aar 't Haaling
stdlld , der Jäger hatte den Fuchs schon geschossen , als Paul
sein Fangeisen vor die Oeffnung der Grube stellte,
§. 489. Die geschlossene, gewesene Vergangenheit. Wenn ich
erzähle: he het sän A'mledder sldn häjd , er hat sein Taschen-
messer verloren gehabt , so unterscheidet sich diese Form nur
dadurch von der der geschlossenen Vergangenheit, dass het in häi,
[hat in halle und hätte) verwandelt wird. Z. B. He häi dilling all
ijnsen üttridden tvähn , ds wdt (er und ich) md enauser iö angeln
271
gingen , er war heute schon einmal ausgerillen gewesen , als wir
mit einander gingen, um zu angeln; sän sihssene Gijlpiing , dirr'er
all träic shin Jiii'ul Iiäi , was nö wilisser wäg , sein seidener Geld-
beutel, den er schon dreimal verloren gehabt hatte, war nun
wieder weg; man Sahn fortelld,ds Paul äujnl Sfiäujl hiemen was,
häi 'r sin Bauche forjähn häjd , an dirrfaar wihsscr tohüss gonge
möst, am 's tö halcn , mein Sohn erzählte, als Paul in die Schule
gekommen wäre , hätte er seine Bücher vergessen gehabt und
deshalb wieder nach Hause gehen müssen, um sie zu holen;
he häi sän Lachse forjähn häjd, äs 'r dpsedde shäujlt /mi, er hätte
seine Lection vergessen gehabt, als er hätte aufsagen sollen.
§. i90. Die gewesene Zuhnnft. Wir können uns eine Vergan-
genheit in der Zukunft schon als beendigt und abgeschlossen
denken, wofür die nordfriesische Sprache sehr bestimmte und
geläufige Zeitformen durch ihre drei llülfszeitwörter wesenjieiven
und worden zu bilden vermag , die sie alle drei in einigen der-
selben mit einander verbinden kann , was in den ihr verwandten
Sprachen nicht möglich und daher auch in denselben nicht nach-
zubilden ist. Die Formen dafür sind folgende: 1. worden hewen;
2. worden würden wesen; 5. worden ivähn hewen; 4. worden wähn
würden wesen; 5. worden wähn häjd hewen; aber nur in Verbin-
dung mit irgend einer andern Vorstellung können wir diese For-
men anwenden, als: he wort ahn hewen, ihr du wilisser lobdhg
kämst, er wird gegessen liabcn , ehe du wieder zurückkommst;
he wort ävjnset würden wesen, wän 'e Kinning hirr kämt, er wird
angestellt w orden sein , wenn der König hier kommt ; ja worde
longens ült 't Rick wähn hewen , ihr't 'e Kaiser äujnhäi kämt , efter
jäm tö säjcken , sie werden längst aus dem Reiche g('^^ esen sein ,
ehe es dem Kaiser in den Sinn kommt, nach ihnen zu suchen;
we ivorde fanget wähn tvürden wesen , wörtlich : wir werden gefan-
gen gewesen worden sein; wc worde dirr wähn häjd hewen, ihr't
Ihr dm äs, wir werden da gewesen sein (gehabt haben), ehe
das Jahr um ist. — Ferncrc Beispiele : Ick ward ültsläipen hewen ,
ihr dö klär tvorst , ich werde ausgeschlafen haben , ehe du fertig
wirst ; de Slägicr wort dät Laumm fälld hewen , wän 'e Klöck licn
släit , der Schlächter wird das Lamm gefillt haben, wenn die
Glocke zehn schlägt; he wort wälihl würden wesen, ihr 't Mdddäi
luorl , er wird gewählt w orden sein , ehe es Mittag wird ; däl
Hüss wort häggd würden wescn, wdn 'e Amtmann inlijn sltall, das
Haus wird gebaut worden sein, wenn der Amtmann einziehen soll.
Annier/cung,
In dem Satze : dät Hüss ivorl bdggd wesen , wird der Zustand
des Hauses als andauernd in einer Zeit der Zukunft, die wir
uns gleiclisam gegenwärtig denken , oder als bleibend in der
Gegenwart der Zukunft, bezeiehnet, entsprechend der Form der
Gegenwart: dät Hüss äs bdggd! das Haus ist gebaut. Bat Hüss
wort bdggd würden wesen, drückt nur geradezu die Vollendung
des Bauens in einem Zeilpuncte der Zukunft aus, wodurch erst
der andauernde Zustand bedingt wird, entsprechend der Form:
dät Hüss wort häggd worden , wird gebaut werden. — Bat Hüss
lüort häggd ivälin Itewen , bezeichnet die Vergangenheit als abge-
schlossen in der Zukunft , entsprechend der Form : dät Hüss het
häggd iväfin , ist (hat) gebaut gewesen. Bat Hüss ivort bdggd wähn
häjd Itewen, drückt die geschlossene, verdrängte Vergangenheit in
der Zukunft aus, entsprechend der Form: dät Hüss het bäggd
wähn häjd, wörtlich: das Haus hat gebaut gewesen gehabt,
d. i. ist gebaut gewesen. Der nordfriesischen Sprache sind
diese Zeilformen eigenlhümlicii und leicht , weil sie sowohl
hewen und wesen , als auch in vorkommenden Fällen alle drei
Hülfswörter , ivorden , ivesen und hewen , mit einander verbinden
kann.
Personen des Zcilworfes in beiden Zahlen.
§. 191. Das Zeilwort verändert seine Endungen, je nachdem die
ihm vorgesetzten Haupt- und Fürwörter in der Einheit oder Mehrheit
stehen, als: de Kräjdder hräit , der Hahn kräht, de Gönner snascrt ,
der Gänserich schnattert , da Hünne bjäwse , die Hunde bellen ,
da inerte swumme , die Enten schwimmen. Nach den Personen
bekommt es folgende Abänderungen.
Einheit.
Erste Person. Hier verliert das Zeitwort die Endung seiner
Wandelform en , als: ick liew , ich liebe, glaube; ick law, ich
273
lebe; ick gong, gehe; ick rldd, reite; ick ä/is, esse; ick s/iriww ,
schreibe, ii. s. w. Die Zeitwörter mit den Endungen ein und ern
verlieren bloss ihren Endbuchstaben n, als: sprdiveln, icksprdivel,
ich strample; sjühsseln, ick sjültsscl, ich pässlc; bäivcrn, ickbäwer,
ich bebe , u. s. w.
Zweite Person. Der Stammsilbe des ganz regelmässigen Zeit-
wortes wird hier die Silbe est angehängt ; die mehr oder weniger
unregelraässigen , so wie auch die auf ein und er«, bekommen nur
den Buchstaben st als Zeichen der zweiten Person, als: dö borest,
du bohrest ; dö klagest, du klagst ; dö fragest , du fragst ; dö dräivest ,
A\xiT\ü&i\döträivest, du trabest, u. s. w. Unregelraässig: (ZöAämsf,
du kommst ; c?ö sjögst, du siehst; Jö bräjngst, du hringst; dö gongst,
du gehst, u. s. w. Shellewen , dö shellewst ; kldjngern , dö kldjngerst;
rdjngeln , dö rdjngelst ; gräpeln , dö gräpelst, u. s. w.
Dritte Person. Hier bekommt das Zeitwort die Endung et ,
oder auch nur ein / am Ende, Die ganz regelmässigen bekom-
men et, die übrigen bloss t; als: he Idivet, er lebt; jö kälct, sie
holt; hdt kröget, es drückt; dät rippet, es reift. Unregelmässig:
fie gongt, er geht; jö sdtt, sie sitzt; hdt gällt, es weint; dät
rint , es regnet ; he stämmert , er stottert ; jö bjdrselt , sie bürstet.
Diejenigen Zeitwörter, welche sich auf nien endigen, wie gähs-
men , gähnen; brähsmen , sich erhitzen, vom Heu; fäiksmen ,
fadmen ; shwiermen , schwärmen ; stiermen , riechen ; Hermen , här-
men, und ähnliche, bekommen das e vor dem m, als: he gäsenit,
dät Födder bräsemt, he fäisemt , he shwieremt dmbäi, Jö sHeretnt,
he hei^emt ham , er härmt sich.
Zweiheit und Mehrheit.
Die erste und zweite Person im Dualis sind den drei Personen
in der Mehrheit gleich ; das Zeitwort verliert hier seinen End-
buchstaben w, und behält das e bei; als: ivdt , jät , we , jdm ^
jd spdle , greive , snäke , hdrke , bdgge , stäujnne , gonge , u. s. w.
Diess gilt ausnahmlos für alle Zeitwörter ohne Unterschied in
der Mehrheit der Gegenwart ; wogegen die Mehrheit der gewe-
senen Gegenwart , das Imperfectum , auch ohne Ausnahme , die
Endung en bekommt, als: tvdt , jdt , we , jdm, jd spähten, grau-
fen, snäketen, hdrketen, bdggden , sfijnnen , gingen, gräpelton, kl djn-
274
gfrten , ddjngerten u. s. w. , wir spielten , gruben , sprachen ,
horchten , bauten , standen , gingen u. s. w. , für alle Personen
der Zweiheit und Mehrheit.
Anmerkung.
In altern Zeiten fehlte auch das End -e im Hochdeutschen bei
der ersten Person der Gegenwart , wie z. B. ich geh , ich bleib ,
ich dien, u. s. w. , wie noch jetzt im Oberdeutschen , wo man es
hiäufig wTglässt. Im Platt- oder iNiederdeutschen findet man es
so wenig, wie im Friesischen, als: ick slaap , ick ivaak , ick schriew ,
iek lato u. s. w. Dagegen fügt der Däne seinem Wandelworte hier
in allen Personen der Einheit den Buchstaben r zu , wie z. B. :
at leve (leben) : jeg lever , du lever , han lever , det lever , welches
bei allen drei Personen in der Mehrheit wieder wegfällt, als:
vi leve , 1 leve , de leve.
Eigene Bildungen durch die fVandelform des Zeitwortes.
§. 192. Wie im Deutschen , geht die Wandelform des Zeit-
wortes mit den Hülfswörtern Äewjßw , wesen und u'on/e«, vermittelst
des Wörtchens tu {zu), neue Verbindungen ein, als: tö lesest heiven,
zu lesen haben; tö lesen ivesen, zu lesen sein; tö fordäwwen wor-
den , zu verdauen werden ; tö mäjlte kämen worden , übel anlaufen
werden. — Anwendung: dö bdst tö beklagen; dät ds äi ütttöspre-
gen, nicht auszusprechen; dirr ds äi klaiick Uli tö worden; ick
häw faale tö sfiriwiven ; ja häwe nint tö bitten an tö brännen ; dät
Holt ds äi tö brücken ; dirr äs noch klär mä tö worden ; dät Rümm
äs äi dptötviermen , das Zimmer ist nicht zu erwärmen ; dirr
worl wdt tö grcwen worden ; dirr ds nint lö hälen ; dirr ds man
läiet tö fortienen ; dö hähst hirr nint tö sedden; de Kolle ds äi
ütttöhüjllen ; dirr ds en Biese tö sieen , u. s. w.
Die Mittelwörter.
§. 195. Die Mittelwörter entstehen aus dem Zeitworle, und
machen den Uebergang von diesem zu dem zeitwörtlichen Bestim-
munssworle , indem sie mit beiden , dem Zeit- und dem Bestim-
mungsworte , etwas gemein haben , weshalb sie eben den Namen
Mittelwörter führen; z, B. de liewende Fidder , der liebende Vater;
27Ö
de ihrekrönede Mönn , der elirengckrönle Mann. Das erste Aliüel-
wort wird dadurch gebildet , dass man dem Wandelworte ein
d anhängt, wie im Deutschen, als: liewend, sjöngcnd , dönsend ,
spälend , u, s. w, Ihr Gebrauch ist folgender: de jliecnde Füget;
de dönsende Dring ; de sivummende Fäsh ; jö läkend Fömmen ; dät
bräunend Hüss ; de släir wende ^U/iäte (Grossvater) ; en flicemlcn
Fögel ; en swiimmenden Fäsh; en brännend Hüss; en liewend Mod-
der; en släirwenden ^It/täle. Hinter dem Haupt- und Fürworte
stehen sie unverändert , als : de Fögel äs flieend ; de Fäs/i ds
swummend; he äs släipend , dö hast häjnkend.
§. d9i. Das zweite Mittelwort endigt sich bei ganz regelmäs-
sigen Zeitwörtern allemal auf et , und bei denjenigen , die mit
den Endungen men, igen, etn und ern versehen sind, auf t, wo
dann die Endung men in enit verwandelt wird. Beispiele: läwel,
gelebt; släivet , geschleppt; ägtet, geachtet; dröget, getrocknet,-
plaiiget, gepflügt; betätet, bezahlt; gässemt, gegähnt; slieremt,
gerochen; hunigt, gehöhnt; wänigt, gewöhnt; häwett, gehobelt;
kräivelt , gekrüppelt; rupett , aufgewunden; släsert, geklatscht,
geplaudert ; hännert , gehindert ; Idtinert , gelindert. Das halb
regelmässige endigt sich auf rf, als: bekännd, bekannt, eingestan-
den; brännd, gebrannt; dräid, gedreht; fetld, gefüllt; tetld, ge-
zählt; bühd, gearbeitet; töid, gethaut, u. s. w.
Bei dem ganz unregelmässigen Zeitworte finden wir eine Menge
abweichender Formen und Endungen, als: slängd, geschlungen;
shäss, geschieden; ret, gerathen , errathen ; häjtten, geheissen;
bahn f gebeten; gräm, gegriffen; stähm, geschliffen; säjn , ge-
sehen; täien, gelegen; gldn, geglitten; dräwen, getrieben, u. s.w.
(Siehe das unregelmässige Zeitwort).
§. 195. Ein besonderer Ausdruck ist hier zu erwähnen, wel-
cher, ebenfalls wie im Deutschen, die Bedeutung eines Participii
Futuri Passivi hat. Er ist der Form nach dem ersten Mittel-
worte ähnlich, mit vorgesetztem tö, als; de tö liewende Fidder,
der zu liebende Vater; de äi tö forbäsernde Sahn, der nicht zu
bessernde Sohn; de huchtöforihrende Hiere, der hochzuverehrende
Herr; de tö bresende Seme, die zu flechtende Seime; de tö grün-
nende Wijtte, der zu mahlende Weizen; de tö betälende Söme , die
zu bezahlende Summe; da tö bdggende Hühssingc , die zu bauenden
276
nauser;f/ft tö bctviinnernde Wüssedc ,Vrauenz'\mmcr ; da tö forägtende
Bcdregere, ßetrieger. Aber nur das zielende Zeitwort gestattet
diese Form. Bekanntlich ist sie entstanden aus dem alten von
tö regierten Dativ des Wandclwortes [to liewene), mit euphonisch
eingeschobenem d.
Abwandlung (Conjiigalio) des Zeitwortes.
§. 196. Das Hülfszeilworl weseii [sein).
Mittelwörter: Istes: wesend, seiend; 2tes: tvähn, gewesen.
Wandelivorl : wesen , sein. Vergangenheit : tväfin heiven , gewesen
haben, statt sein; Zukunft: wesen worden, sein werden.
1. Zeiten ohne Beziehung. Gewissheit in der
Gegenwart (Indicativus) :
Einheit: Ick bän , dö hast, he,jö, hat, dät äs; bin, bist, ist.
Mehrheit: Wdt, jät , ive, jdm, ja sdn; sind, für alle Personen.
Vergangenheil.
Einh. Ick hähw ivähn, dö hähst wähn, he,jö, hat, dät het ivähn.
Mehrh- Wdt, jät, we, jäm, ja häwe wähn.
Geschlossene Vergangenheit.
Einh. Ick hähw wähn häjd, dö hähst wähn häjd, he het ivähn häjd.
Mehrh. Wdt, jät, we, jäm, ja häwe wähn häjd. Die Bildungsform
ist hier: ivähn häjd hewen (gewesen gehabt haben), die man
im Deutschen nicht nachbilden kann.
' Bedingung.
Einh. Ick ivörd weseti, dö wördst wesen, he, jö u. s. w. ivörd ivesen.
Mehrh. Wät , jät , we , jätn , ja ivörden ivesen.
2. Zeiten in Beziehung. Gewesene Gegenwart.
Einh. Ick was, dö wjärst, he, jö, hat, dät was.
ßlchr. Wät, jät, we,jdm,jä wjärn; waren, für alle Personen.
Gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick häi ivähn, dö häisl wähn, he, jö, hat, dät häi wähn.
Mehrh. Wät, jät, we,jäm,jä häjn wähn; (hatten, statt waren).
277
Geschlossene , gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick häi wähn häjd, dö häist wähn häjd, he liäi wähn häjd.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm,jä häjn wähn häjd. Die Bildungsform:
ivähn häjd Iicwen (gewesen gehabt haben , gleichsam ; waren
gewesen gewesen) ist nicht nachzubilden.
Bedingung.
Einh. Ick ward ivähn hewen , dö wardst wähn hewen , he wörd wähn h.
Mehrh. Wdt, jdt, we,jdm,jä worden wähn hewen, würden ge-
wesen haben, statt: würden gewesen sein.
Bedingung.
Einh. Ick wörd wähn häjd hewen, dö wardst wähn häjd hewen,
he, jö, hdt, dät wörd wähn häjd hewen.
Mehrh. Wät, jdt, tve,jdm, jd worden ivähn häjd hewen, wörtlich:
würden gewesen gehabt haben.
Befehl.
Einh. Wehs! sei! ivehs dö, he,jö, dät.
Mehrh. Wehs! seid! wehse jdt , jdm , jd !
§. 197. Das Hidfszeitwort worden (werden).
Mittelwort, Istes: ivordend, werdend, 2. worden, worden.
Wandelform : ivorden , werden. Vergangenheit: tvörden ivesen, wor-
den sein; Zukunft: ivorden ivorden, werden werden.
1. Zeiten ohne Beziehung. Die Gegenwart (Praesens).
Einh. Ick word, dö warst, he, jö, hdt, dät wort.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jäm, ja worde, werden.
Vergangenheit.
Einh. Ick bdn worden, dö bäst worden, he ds worden u. s. w.
Mehrh. Wät, jdt, we, jdm, jd sdn worden.
Zukunft.
Einh. Ick word worden, dö worst worden, he wort worden u. s. w,
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, jd worde ivorden.
278
Bedingung.
Einli. Ick wörd ivorden, dö tvördst tvorden, he wörd worden u. s. w.
Mehrli. Wdt,jät, ive , jäm , ja worden worden.
2. Zeiten in Beziehung. Gewesene Gegenwart.
Einli. Ick wörd, dö wardst, he, jö, hat, dät wörd.
Mehrh. Wdt,jät, ive,jdm,jä worden, wurden.
Gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick was ivörden , dö wjärst worden, he, jö, hat, dät was worden.
Mehrh. Wät , jdt , we , jdm , ja wjärn worden.
Gewesene Zukunft.
Einh. Ick word worden wesen , dö warst worden wesen , he wort
worden wesen.
Mehrh. Wdt, jät, we , jdm, jd worden worden wesen, werden
worden sein.
Bedingunfj.
Einh» Ick wörd worden wesen, dö tvördst worden wesen, he, jö,
hat, dät wörd worden wesen, würden worden sein.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, jd worden worden wesen.
Befehl.
Einh. Word! werde! word dö, he,jö, hat, dät!
Mehrh. Worde jdt, jdm, jd!
§. 198. Das Hülfszeitwort liewen {haben).
Wandelform: hewen. Vergangenheit : häjd hewen, gehabt haben.
Zukunft: hewen ivorden, haben werden.
1. Zeilen ohne Beziehung. Die Gegenwart.
Einh. Ick hähw, dö hähst, he, jö, hat, dät het; habe, hast, hat.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, jd häwe, wir u. s. w. haben.
Vergangenheit.
Einh. Ick hähw häjd, dö hähst häjd, he, jö, hat, dät het häjd.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, jd häwe häjd, wir u. s. w. haben gehabt.
ild
Zukunft.
Einh. Ick word hewen, clö ivorst hewen, he, jö, liät wort hewen.
Mehrh. Wät, jdt, we, jäm, ja worde hewen, werden haben.
Bedi7igung.
Einh. Ick wörd, dö wardst, he wörd heiven.
Mehrh. Wät, jdt, we, jäm, ja worden hewen.
2. Zeilen in Beziehung. Die gewesene Gegenwart.
Einh. Ick häi, dö häist,he, jö, hat, dät häi, hatte.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, ja häjn, hatten.
Gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick häi häjd, dö häist häjd, he häi häjd, halle gehabt.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, jd häjn häjd, halten gehabt.
Gewesene Zukunft.
Einh. Ick word häjd heiven, dö worst häjd heiven , he wort häjd hewen.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, jd worde häjd hewen, werden gehabt
haben.
Bedingung.
Einh. Ick wörd häjd heiven , dö wardst häjd hewen , he wörd häjd hewen.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, jd worden häjd hewen.
Befehl.
Einh. Hew! habe! hew dö, he, jö, hdt, u. s. w.
Mehrh. Heive jdt, jdm, jd, ii. s. w.
Anmerkungen.
i. Die Abwandlung der beiden Hülfswörter worden und hewen
ist mit der deutschen Conjugation dieser beiden Wörter, werden,
haben , übereinstimmend; nur endigen sie sich in der Mehrheit
auch häufig auf e, und werfen das n ab, und nur bei Verrau-
thungen behalten sie allemal die Endung en, was ebenso von
wesen gilt, als: ick wdll dirr di tvese, jd wdn dirr diwese; als
280
Vermuthiing heisst es aber: he wort dirr wesen, ja worde dirr
wesen, ja worde dirr wälin hewen, u. s. w. Das Word wesen hat
zwei Zeitverhcältnisse und eine bedingende Form mehr, als das
deutsche sein, die aus der Verbindung desselben mit Itewen
entstehen. Altlings hiess diess Wort auch wesen im Hochdeut-
schen, wie noch jetzt im Niederdeutschen und Friesischen ; daher
das Wesen, die Wesenheit, wesentlich, Verweser, u. s. w.
2. Die deutsche Sprache hat darin einen Mangel, dass sie die
Vergangenheit durch die Zeitformen des Hülfswortes sein nicht
als völlig abgeschlossen darstellen kann. Z. B. er erzählte, der
Prediger sei schon in der Kirche gewesen, als der Küster ankam.
Hier bleibt es durchaus unentschieden, ob der Prediger noch hei
der Ankunft des Küsters in der Kirche verharrte, oder ob er
sich vor derselben wieder entfernt hatte. Nach dem Friesischen:
he fortelld, de Prester häi all äiijn 'e Sjürk wähn, äs 'e Küster
kaum , muss er noch da gewesen sein ; und wenn er sich vor
des Küsters Ankunft wieder entfernt hätte, würde es heissen
müssen: de Prester häi all äujn 'e Sjürk wähn häjd, äs 'e Küster
kiemen was, wodurch die Vergangenheit völlig abgeschlossen wird.
So auch in der geschlossenen , gewesenen Vergangenheit , als :
he häi 'r all twäie wähn häjd, äs 'r dät tred Töch Bohse kaum,
er war schon zwei Mal da gewesen (gewesen) , als man zum drit-
ten Male nach ihm schickte; in der Bedingung der geschlossenen
Zukunft, oder richtiger in der geschlossenen Vergangenheit der
Zukunft, als: ick wiyrd V all longens wälin häjd hewen, wän ick
äi kränk wähn häi, wörtlich: gewesen gehabt haben. — Ich
würde schon längst da gewesen sein, ist wieder unbestimmt,
weil hier die Andauer, so wie der AbscJiluss des Seins zweifel-
haft bleibt. Andere Formen entsprechen wieder einander in bei-
den Sprachen, wenn auch die Hülfswörter verschieden sind, als:
wän ick dirr wähn häjd hähw, so wäll ick tö de käme, wenn ich
da gewesen sein werde, so will ich zu dir kommen. Der Nord-
friese kann die verwickeltsten Zeitverhältnisse in seiner Sprache
mit Leichtigkeit anwenden. As 'r sin Hüss träie tvihsser djibäggd
häjd häi, brännd 'et Jiäm dät fierd Töch auf, als er sein Haus
drei Mal wieder aufgebaut gehabt hatte, brannte es ihm zum
vierten Male ab.
281
§. 199. Abwandlung des regelmässigen zielenden
Zeitwortes vermittelst der IJülfswürter.
Wandelform : ragten , richten.
Mittelwörter: Istes: rögtend, 2tes: rögtct.
A. Wirkungsstand (Äctivum).
Abgeleitete Bildung s formen. Gegenwart: rögten, richten.
Vergangenheit: rögtet hewen, gerichtet haben.
Geschlossene Vergangenheil: rögtet häjd hewen, ger. gehabt haben.
Zukunft: rögten worden, richten werden.
Geschlossene Vergangenheit in der Zukunft: rögtet häjd hewen ivor-
den, gerichtet gehabt haben werden,
1. Zeiten ohne Beziehung. Die Gegenwart.
Einh. Ick rögt, dö ragtest, he, jö, hat, dät rögtet, ich richten, s.w.
Mehrh. Wät, jdt, ive, jdm, ja rögte , wir richten u. s. w.
Vergangenheit.
Einh. Ick hähiv rögtet, dö hähst rögtet, he, jö, hat hei rögtet.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, ja häwe rögtet, haben gerichtet.
Geschlossene Vergangenheit.
Einh. Ick hähw rögtet häjd , dö hähst rögtet häjd , he het rögtet häjd.
Mehrh. Wät, jdt, we, jdm, ja häwe rögtet häjd, haben gerichtet
gehabt.
Zukunft.
Einh. Ick word rögten, dö worst rögten, he ivort rögten.
Mehrh. Wät, jdt, we, jdm, ja worde rögten.
f^ergangenheit der Zukunft.
Einh. Ick word rögtet häjd hewen, dö worst rögtet häjd hewen, he
wort rögtet häjd hewen.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, ja worde rögtet häjd hewen,
Bedingung.
Einh. Ick tvörd rögten, dö wördsl rögten, he wörd rögten.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jdm, ja worden rögten.
282
Einh. Ick ivörd rügtet Iiäjd hewen, dö ivördst , he wSrd ragtet häjd hewen.
Mehrfi. Wdt,jdt, we, jäm, ja ivörden rögtet häjd hewen.
2. Zeiten in Beziehung. Gewesene Gegenwart.
Einh. Ick rögtet, dö rögtetst, he, jö, hat rögtet, richtete.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jäm, jd rögteten, richteten.
Gewesene F'ergangenheit.
Einh. Ick häi rögtet, dö häist rögtet, he häi rögtet, hatte gerichtet,
Mehrh. Wdt, jdt, ive,jdm,jd häjn rögtet, hatten gerichtet.
Geschlossene, gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick häi rögtet häjd, dö häist rögtet häjd, he häi rögtet häjd.
Mehrh. Wdt, jdt, we, jäm, ja häjn rögtet häjd, hatten gerichtet
gehabt.
Gewesene Zukunft.
Einh. Ick word rögtet hewen, dö worst rögtet hewen , he wort rögtet h.
Mehrh. Wdt, jdt, we, u. s. w. worde rögtet hewen, -werden gerichtet
haben.
Bedingung.
Einh. Ick ivörd rögtet hewen, dö wardst rögtetheiven, he wördrögtcth.
ßlehrh. Wät, jdt, we u. s. w. worden rögtet hewen, würden ge-
richtet haben.
Befehl.
Einh. Bögt! rögt dö! he,jö, u, s.w. Mehrh. Bögte jdt, jdm, u. s. w,
B. Leidensstand (Passivura).
I. Anhebender Zustand. Abgeleitete Bildung s formen.
Gegenwart: rögtet ivorden, gerichtet werden.
Vergangenheit: ri)gtet tvörden wesen, gerichtet worden sein.
Zukunft: rögtet worden worden, gerichtet werden werden.
1. Zeilen ohne Beziehung. Gegenwart.
Einh. Ick word rögtet, dö ivorst rögtet, he wort rögtet, u. s. w.
Mehrh. Wät, jdt, we u. s. w, worde rögtet, werden gerichtet.
Vergangeuheil,
Ein/t. Ick bau ragtet worden, dö hast rügtet ivörden, he ds rügtet
worden.
Mehrh. Wdtjät, tve u. s. w. sdn rügtet worden, sind gerichtet worden.
Zukunft,
Einh. Ich Word rügtet worden, dö ivorst rügtet worden, he wort
rügtet ivorden.
Mehrh. Wät, jdt, ive u, s. w. worde rügtet loorden, werden gerichtet
werden.
Bedingung.
Einh. Ick wörd rügtet worden, dö wardst rügtet ivorden, he wörd
rügtet worden.
Mehrh. Wät,jdt, ive worden rügtet worden, würden gerichtet werden.
2. Zeilen in Beziehung. Gewesene Gegenwart.
Einh. Ick ivörd rügtet, dö wördst rügtet, he wörd rügtet, wurde ge-
richtet.
Mehrh. Wdt, jät, we u. s. w. worden rügtet, wurden gerichtet.
Gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick was rügtet worden, dö wjärst rügtet worden, he iväs rügtet
worden.
Mehrh. Wdt, jät, we u. s. w. wjärn rügtet worden, waren gerichtet
worden.
Gewesene Zukunft.
Einh. Ick word rügtet worden ivesen, dÖ ivorst rügtet worden wesen,
he Wort rügtet worden wesen.
Mehrh. Wdt u. s. w. woi'de rügtet worden ivesen, werden gerichtet
worden sein.
Bedingung.
Einh. Ick wörd rügtet worden wesen, dö wördst rügtet worden wesen,
he wörd rügtet worden ivesen.
Mehrh. Wdt, jdt, ive u. s. w. worden rügtet worden wesen, würden
gerichtet worden sein.
36*
284
Befehl.
Einh. Word rögtetl word dö, kc,jö, hat rögtet! werde gerichtet.
Melirh. Worde rögtet, worde jät, tvdt, jäm, ja rögtet!
IL Andauernder Zustand. Abgeleitete Bildungs formen.
Gegenwart: rögtet wesen, gerichtet sein,
Vergangenheit: rögtet ivähn hewen, gerichtet gewesen sein.
Zukunft: rögtet wesen ivorden, gerichtet sein werden.
1. Zeiten ohne Beziehung. Die Gegenwart.
Einh. Ick bdn rögtet, du hast rögtet, he äs rögtet, ich hin, u. s, w.
gerichtet.
Mehrh. Wät,jät, ive u. s. w. sdn rögtet, sind gerichtet.
Geschlossene Vergangenheit.
Einh. Ick hähiv rögtet wähn, dö hähst, he hei rögtet wähn.
Mehrh. Wät, jät, ive u. s. w, häwe rögtet ivähn, sind gerichtet
gewesen.
Geschlossene, nochmalige Vergangenheit.
Einh. Ick hähiv rögtet wähn häjd, dö hähst, he het rögtet ivähn
häjd.
Mehrh. Wdt,jät,we u. s. w. häwe rögtet wähn häjd, sind gerichtet
gewesen gewesen , oder wörtHch: haben gerichtet gewesen
gehabt.
Zukunft.
Einh. Ick ivord rögtet wesen, dö worst, he wort rögtet loesen.
Mehrh. Wät, jät, we u. s. w. worde rögtet wesen, werden gerichtet
sein.
Bedingung.
Einh. Ick ward rögtet wesen, dö wardst rögtet wesen, he wörd rögtet
wesen.
Mehrh. Wdt, jät, we u. s. w. ivörden rögtet ivSscn, würden ge-
richtet sein.
285
2. Zeiten in Beziehung. Gewesene Gegenwart.
Einh. Ick iväs, dö wjärst, he,jö, hat was rügtet, war gerichtet.
Mehrh. Wdt,jät, we u. s. w. ivjärn rögtel, waren gerichtet.
Gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick häl, dö häist, he häi ragtet ivähn , war gevichlel gewesen ,
und wäre gerichtet gewesen.
Mehrh. Wdt,jdt, we häjn ragtet tvähn, waren und wären gerichtet
gewesen.
Geschlossene, gewesene Vergangenheit.
Einh. Ick hat, dö häist, he häi ragtet wähn häjd, war und wäre
gerichtet gewesen gewesen.
Mehrh. Wät, jdt, we u. s. w. häjn rögiet wähn häjd, wären ge-
richtet gewesen gewesen.
Gewesene Zukunft.
Einh. Ick word, dö ivorst, he wort rügtet wähn hewen.
Mehrh. Wdt, jdt, we worde rügtet wähn hewen, wir werden ge-
richtet gewesen sein.
Bedingunq.
Einh* Ick wörd, dö tvördst, he wörd rügtet wähn wesen, w-ürden
gerichtet gewesen sein.
Mehrh. Wdt, jdt, we ivörden rügtet wähn wesen.
Einh. Ick wörd, dö wördst, he wörd rügtet wähn hewen.
Mehrh. Wdt, jdt, ive ivörden rügtet ivähn hewen.
Einh. Ick wörd, dö wördst, he ivörd rügtet wähn häjd hewen.
Mehrh. Wdt, jdt, we worden rügtet wähn häjd hewen, wörtlich:
wir würden gerichtet gewesen gehabt haben.
Befehl.
Einh. Wehs rügtet! sei gerichtet! ivehs dö, he, jö rügtet!
Mehrh. Wehse jdt, jdm, jd rügtet!
Die Formen: rügtet ivälm häjd wesen, rügtet wähn häjd hewen,
worden rügtet wähn häjd wesen , und worden rügtet wähn häjd
hewen , lassen sich im Deutschen nicht nachbilden , weil das
28G
deutsche Zeitwort seine drei Hülfswörter nicht auf einmal ein-
ereifen lassen kann.
Nur das reine, vorwärtszielende Zeitwort gestattet dieSe Ab-
wandlung durch alle Zeiten und Hülfsformen , und kann daher
auch nur allein als Musterwort dienen. Die reinen Passiva, wie
sterben, verwesen, ivelken u. s. w. , die Neutra, wie ruhen, liegen,
u. s. w. , die Activa Intransitiva, wie gehen, arbeiten , kleUern , diG
Reciproca und die unpersönlichen Zeitwörter haben alle keinen
Leidensstand. Die Anwendung des rein zielenden Zeitwortes mag
an folgenden Wörtern nachgewiesen werden, als: rögten; bresen,
flechten; hielen, heilen; drögen, trocknen; plaugen, i)üügen;grewen,
graben, und ähnlichen, wie: Gö^Zrf rd^fef drA-ew, Gott richtet jeden;
dö rögtest nint ütt , du richtest nichts aus; he wörd da Hünne
aufragte, wän 'r 't man forstöhs, er würde die Hunde abrichten,
wenn er's nur verstände; he wort's aufrögtet hewen, wän 'e Jagt
mijngo?igt, er wird sie abgerichtet haben, wenn die Jagd angeht;
he wwd's all aufrögtet hewen, wän 'r 's man ihr fangen häi, er
würde sie schon abgerichtet haben, wenn er sie früher bekom-
men hätte; he wörd's all longens aufrögtet häjd hewen , wän'rmän
äi kränk worden was , er würde sie schon längst abgerichtet ge-
habt haben, wenn er nur nicht krank geworden wäre; rögt
dö da Hünne auf! richte du die Hunde ab; rögte jäm efter me,
richtet euch nach mir; de Senner wort dilling rögtet, der Sünder
wird heute gerichtet; he xuort mjarne rögtet worden, er wird mor-
gen gerichtet werden; he äs enjörsne rögtet worden, er ist gestern
gerichtet worden; he wörd dilling rögtet worden, wän "r äi kränk
worden was, er würde heute gerichtet werden, wenn er nicht
krank geworden wäre; he was all rögtet worden, äs ick faarbäi
rijdd, er war schon gerichtet worden, als ich vorbei ritt; he wort
rögtet worden wesen, ihr 'e Sann unnergongt, er wird gerichtet
worden sein, ehe die Sonne untergeht; he wörd rögtet worden
wesen, wän 'r äi wäglähm was, er würde gerichtet worden sein,
wenn er nicht entlaufen wäre; he wörd longens rögtet wähn hewen,
wän 's häm shüllig fünnen häjn, er würde längst gerichtet gewe-
sen sein, wenn sie ihn schuldig gefunden hätten; he wörd rögtet
wähn hewen, wän 'e Shärprögler äi kränk worden was, er würde
gerichtet gewesen sein, wenn der Scharfrichter nicht krank gc-
287
worden wäre. — Ick hähw man Seme breset, ick habe meine Seime
geflochten; ick hat 'cn all breset, ds Paul tö me kaum; ick häi
'en all ijnsen breset häjcl, aurs he was wihsser dpläfim, ich hatte
sie schon einmal geflochten gehabt, aber sie war wieder aufge-
laufen; he häi all tiväie breset wähn häjd, äs 'er en wihsser dplä-
wert häi, er hatte sie schon zweimal geflochten gehabt, als er
sie wieder aufgetrennt hatte, — JöWünnen dsläelet, die Wunde ist
geheilt; jö het all ijnsen kielet iväJin, aurs nö äs wihsser dpbrägen,
sie ist schon einmal geheilt gewesen, aber nun ist sie wieder
aufgebrochen; jö wort kielet wescn, ihr dät Piaaster dpbrückt ds,
sie wird geheilt sein, bevor das Pflaster verbraucht ist; jö wörd
kielet ivesen, häist 'r man ihr wät faar brückt, sie würde geheilt
sein, wenn du nur früher etwas dafür gebraucht hättest; jö häi
longens kielet ivähn häjd, ds 'e Docter's wihsser dpshjärd, sie war
längst geheilt gewesen, als der Arzt sie wieder aufschnitt; jö
häi longens kielet wähn häjd, wdn dö man Räjd fölligt häist, sie
wäre längst geheilt gewesen, wenn du meinem Rathe gefolgt
wärest; jö was all hielet, ds ick 's wihsser dpstät, sie war schon
geheilt , als ich sie wieder aufstiess. — De Rock häi all twäie dröget
wähn häjd, ds jö fierd Fläg kaum, der Rock war schon zweimal
getrocknet gewesen gewesen, als der vierte Regenschauer kam. —
He plauget sdn Eker , ds ick faarbäi ging, er pflügte seinen Acker,
als ich vorbei ging; de Eker häi all twäie plauget wähfi, ds 'r
auwerswumd wörd, er war schon zweimal gepflügt gewesen, als er
überschwemmt ward. — En Spöicr sähs faarült , de Fijnd tvörd träie
släien wähn ivesen, ihr de KricJi dphüll, ein Wahrsager sagte vor-
aus, der Feind würde dreimal geschlagen gewesen sein, ehe der
Krieg aufhöre. — Wdn dö tagen wähn häist, so häist ockävjn'e Krich
möst, wenn du gezogen gewesen wärest, so hättest du auch in
den Krieg müssen; ivdn dö tagen ivörden wjärst, so häist u. s. w. ,
wenn du gezogen worden wärest, so hättest du u. s. w. — Bei
Vermuthungen: he wörd wäjl all twäie fanget tvähn hewen, tvdn 'r
äi so snäsig wähn häi, er würde wohl schon zweimal gefangen
gewesen sein, wenn er nicht so verschmitzt gewesen wäre. Statt
der Bedingung setzt man auch , wie im Deutschen , sehr häufig
die gewesene Gegenwart, als: häi 'r bähsere präjtet, so was >
ock wähld worden; was V di tö Market gingen, so häie'r sin Gijl
288
äi forspälet, wäre er nicht zu Markte gegangen, so hätte er sein
Geld nicht verspielt; liäi 's 't hierd, so was ivriess worden, hätte
sie es gehört, so wäre sie böse geworden.
Verbindung der Zeilwörler in der Fergangenheil
mit hewen und wesen.
§. 200. Mit hewen werden verbunden: a) alle zielende Zeit-
wörter, sie mögen vorwärts- oder zurückzielend sein; b) alle
thätige ziellose Zeitwörter, bei denen keine bestimmte Richtung
angegeben wird; c) diejenigen, welche einen unthäiigen Zustand
anzeigen, wie liegen, ruhen u. s, w. und d) alle unpersönliche
Zeitwörter. Z.B.: minern, ändern; bäggen, bauen; binnen, hmdew,
beren, Geld einnehmen oder heben; bitten, beifsen; bädden, bit-
ten und betteln; bräjdden, brüten; bringen; bäirigen, bergen;
bägen, backen; bäicken, beuchen; bannen, fluchen (das deutsche
bannen u. das dänische at bände); dönsen, tanzen; dielen, thei-
len; driwiven, treiben; duliggen und düjn, ihun; büeti, arbeiten;
fügten, fechten; brausen, braten; baanen, bahnen; slräwen, stre-
ben , streiten ; hempen , kämpfen ; twjäweln , zanken ; wräseln ,
ringen; stridden, streiten; tanken, denken; sännen, sinnen; grü-
beln, grübeln; njäsen, mingen, sömen, tögern, säumen, zögern,
zaudern; Iielpen, helfen; Iiämmern , hämmern; tdmmern, zimmern;
bäwern, beben; bläjddcn, bluten; driemen, träumen; riehen, räu-
chern; rocken, rauchen; söttern, schustern; shrüjddern, schneidern;
glaasern, gläsern; sndjttern, tischlern; fdshen, fischen; shenen,
seheinen ; f/aaJt^ew , tohcn; bräshen, i. schreien, sehr laut sprechen,
2. prahlen, von Farben; spanckeln, spucken; läken, lachen; snie-
len , lächeln; gälten, weinen; fniesen, niesen; liöstcn , husten;
harken, räuspern; ,/Vi//m, \. wimmern, 2. gelten; brulen, brüllen;
holen , heulen ; tijtten , sehr laut schreien ; shräien , schreien ;
twihssen, zischeln, flüstern; sihssen, zischen; stiermen, riechen;
stjunken, stinken; brännen v. tr., brennen; shellewen, zillern, dän.
at skjälve; hulim grämen, sich grämen; auch als Impersonale:
dät grämt me, es thut mir leid; dät grämt nie am de, esthutmir
leid um dich, du dauerst mich; huhm Mögen, sich schämen einer
unsittlichen Handlung; huhm shaamen, sich überhaupt schämen;
reuen, regnen; hageln, hageln; tonnern, donnern; sndien, schneien;
289
fjräwwen , krauen; kläism, mit den Nägeln kratzen; swäweu,
schweben; ivälgefi, sich auf und nieder wiegen; fläggcrn, flat-
tern; snuhbeln, stolpern, straucheln; raaicln, taumeln; räieln,
einen Faden einriegeln ; wällen , wallen , brodeln ; däjngeln ,
baumeln; sljöien, schaukeln; raucn, ruhen; lädden, liegen; sd//ew,
sitzen ; Illingen , hangen ; Iiingon v. tr. hängen ; stäiijnncn , ste-
hen; welen , ausruhen; swegen, schweigen; kläwen, v. tr. ankle-
ben ; släipen , schlafen ; waagen , wachen ; läwen , leben ; sprätvivebi ,
strampeln ; slämpen , stampfen ; trampen , trampeln ; waaiten , win-
ken; wdjnken, winken; häiwen, wähnen, vermuthen; höwen^
hoiTen; täjnten, däuchten,- micnen, meinen; gdssen, dän. at gisse,
aufs Gerathewohl schliessen, oder aus gewissen Merkmalen ver-
muthen; läjtten, lassen; sören, siechen; kernen, nd. hiemen,
hieben, keichen; hächen, hanchen; jjösten, pausten; blaasen, bla-
sen; wäien, \. wehen, 2. ein Brautpaar trauen, das deutsche
weihen, und das dän. at vie.
§. 201, Mit wesen werden verbunden: a) alle Zeitwörter, wel-
che reines Leiden anzeigen; h) diejenigen ihätigen, ziellosen Zeit-
wörter, bei denen eine Richtung auf irgend einen Gegenstand
oder nach einem Orte angedeutet ist, und c) diejenigen, welche
ein Hervorgehen aus dem bisherigen Zustande anzeigen, als:
stäirwen , sterben ; bregen , brechen ; riwwen , reissen ; smollen ,
schmelzen; bjärsten, bersten; lünnen, schwellen; sdjnhen, sinken;
dränken, ertrinken; gräien, wachsen, von kurzem Grase, Haaren,
Wolle u. dergl. ; wägsen, wachsen; fallen, fallen; slitowern, gerin-
nen; rüsten, rosten; priesen, 1. frieren, 2. gefrieren; üjllen, älteln;
allem, altern, u. s. w. Besonders gehören hiezu diejenigen Zeitwör-
ter mit der Vorsilbe for , welche reines Leiden anzeigen, als: for-
gongen , vergehen; forrösen , verfaulen; forbläjdden, verbluten;
fortvälen, verwelken; forböllenen, verschwären; forsivinnen, ver-
schwinden; forkämen, 1. wegkommen, 2. verkommen; foriölligen,
vor Kälte umkommen; forfriesen, erfrieren; forstijnnen, verstei-
nern; forsnäien, verschneien; forhölten, verholzen; forünlocken ,
verunglücken; fordierwen, verderben; forßiee7i,'verüiegen; forstüw-
wen, verstieben; forermen, verarmen; fordrögen, vertrocknen ; /br-
smägten, verschmachten; for fällen, verfallen; forbliecken, verblei-
chen ; forwägsen , verwachsen. Eine Richtung andeutend , als :
290
gongen, lupen , springen; ränen , rennen; klammem, kleüern;
hriopcn , kriechen; fUeen, fliegen; swäwen, schweben; sillen, trei-
ben, fliessen; driwwen, treiben; Iiöppen, hüpfen; räisen, reisen;
sljärlen, stürzen; tieen, ziehen. Das Hervorgehen aus einem Zu-
stande andeutend, als: änjnlhämen, entkommen; äujntspringen ,
entspringen; äujntßieen, entfliehen; änjntglaaien , entschlüpfen; in-
släipen, einschlafen; aptvaagen, erwachen; äujntslävjnnen , entste-
hen; worden, werden; dpliämen, aufkommen; dpslmjnnen, auf-
stehen; iUtgongen, ausgehen; iittgliddeti, ausgleiten; dptöien, auf-
ibauen; dpstegen, aufsteigen; dpsdtten, aufsitzen; üttbregen, aus-
brechen (der Krieg bricht aus); üttdämpen, ausdampfen; ütt fällen,
ausfallen. Dieser Gegenstand lässt sich hier nicht erschöpfen, und
man wird immer noch auf Ausnahmen stossen. So werden sören,
smägten und krönken mit Iiewen, dagegen rösen und shdmmeln
mit ii'esen verbunden, als, he het long söret, smägtet an kränket;
de Säilts ds raset an de Trolling ds shdmmell. Nicht selten tritt
auch heu'cn anstatt ivese7i beim rein leidenden Zeitworte ein,
wenn man den bezüglichen Gegenstand selbst als mitwirkend
gedacht wissen will, als: dät Födder liet dilling man läiet dröget,
das Heu hat u. s. w. ; dät Sänep het da leste Dege gäiijd rippet,
der Senf hat die letzten Tage gut gereift.
Diejenigen Zeitwörter, welche sowohl zielend als ziellos ge-
braucht werden, bekommen im ersten Falle Iiewen, im letztern
wesen, als: bregen, brechen: de Stock äs brägen, dö liähst de Slöck
hrägen; riwwen, reissen: de Dauck i'dß'l, ds räwen; ick rief de
Dauck, kä/nv räwen; blicken , bleichen: jö Rauhs ds blicket, jö het
harr Lä«er/ (Leinewand) blicket; shiesen, scheiden: he ds aufshäss,
er ist verschieden; de liögter shäss jdm fon cnanser,het shäss,dev
Richter scheidctc sie von einander; fällen: dät Glees äs äujnstöhg
feilen, he het 'e Naas äiijnslölig feilen; iicen, ziehen: dd Staurke
sän wdglägen, jö Wägt ds dptägen; dd Hdjnsle tiee de Wäicn,häwc
tagen, ick häkw 'e Klöck dptägen; mäjtten, i. begegnen einem,
2. messen: he ds me meet, ick hähw Kaum met; clrögen, trocknen:
dät Födder ds dröget, ick hähiv min Kluhsc dröget; fordierwen,
verderben: de Winn ds fordürwen, dö hähst diu Baiick fordürwen;
dpsdtten, aufsitzen: dd Uüttere sän wihsscr dpsähn, die Reiter sind
Avieder aufgesessen, ick hähw V hicl Nagt dpsähn, ich habe die
291
ganze Nacht auigcsc&scn; au fstäujmien: jd sdn all wußUjnnen, he
hct me sin Hüss aufstijnnen; üUlupen, auslaufen: dät Säujn äujnt
Stünncglees ds üttlähm; de stürwene Böse fiel ütllähm, der gestor-
bene Bothe hat ausgelaufen, läuft nicht mehr; ütttresen, austre-
ten: de Slru/im ds üUlrähn; dö hälist d'in Fofße ütUrähn; üUbrän-
we», ausbrennen: dät Öhle ds iittbrännd; ick häliiv man Kachle-
uwen üUbrännd; üttlieen, ausziehen: dät Liefäulk ds üUlägen, die
Micthsleute sind ausgezogen, he hei me cnTäus ütttägen ; inbregen,
einbrechen: jö Nagt was all inbrägen; dd Thiewe häjn 'e Möhr
inbrägen; dählsluhggen , niederschlagen und todtschlagen: de Rieck
släit dähl, ds dählsläien; he släit de Ögse dähl, het dählsläicn;
ütlbregen , ausbrechen , u. s. w. (Vergleiche die 2te Annierk. zu
§. 170).
§. 202. Die Anwendung der Zahlen, Personen, Zeilen und
Arten (Modi) ist übrigens, mit wenig Ausnahmen, wie im Deut-
schen. Die Formen der Einheit und Mehrheit beim Zeitworte
richten sich nach der Zahl , in welcher die Haupt- und Fürwörter
stehen, als: de Kukuk bdiigt sdn diene Nöme ütt; dd Hanne ledde
^ie, die Hennen legen Eier; dd Laashe sjonge, jd sdn ältid
edder dp, die Lerchen singen, sie sind immer früh auf; tvdt wdn
töbedd, wir beide wollen zu Bette; he wdll äi md, er will nicht
mit; läßt jäm gonge, lass sie gehen; ja kaane sägt, sie können
leicht auskommen mit ihrem Vermögen, stehen sich gut; auch;
jd stäujnne jdm gäujd, u. s, w.
Antnerkungen.
i. Der Nordfriese redet jeden mit dö (du) an, weil er kein
anderes Fürwort dazu gebrauchen kann. Nur zu ganz alten Leu-
ten sagt man J^, Ihr, welches im zweiten, dritten und vierten
Falle jau (englisch you, ye, nd. ji , ju, dän. jer und eder) lautet.
Diess gilt fürs weibliche und sächliche Geschlecht, so wie für
die Mehrheit, im männlichen Geschlecht heisst es jauen, als:
hörr üjll sdn E? wie alt seid Ihr? ds jau Wöff inne? ist Eure
Frau zu Hause? hirr ds jauen Stock, hier ist Euer Stock; jaw
Dögler lel jau faale Gäujds sedde, Eure Tochter lässt euch viel
Gutes sagen , d. h. sie lässt euch grüssen ; de Fdsher het jau en
liväsmcr brögl , der Fischer hat Euch einen Brachsen gebracht;
37 '
292
ick liä/iw jaucn Sahn sprägen, ich habe Euern Sohn gesprochen;
sän jau Bjärne ältemäle befräid? sind Eure Kinder alle verhei-
ralhet ? jm. Sjöhn äs noch gäiijd, an E brilche noch nijn ßrall.
Euer Gesicht ist noch gut, und Ihr gebraucht noch keine Brille;
wirrmä hön ick jau tiene? womit kann ich Euch dienen?
2. Bei Grössen, die als Masse in der Mehrheit stehen, wenn sie
auch die einheitliche Form behalten, setzt man das Zeitwort in die
Mehrheit, als: dirr sän twontig Mann; segs Mark sän twäier Daa-
lere; fjatiwer Pilnn Tohäck kosteten fieiv Märk;nö sän 'r all trie
Ihr forgingcn, sunt dö hirr lest wjärst; dirr worden twellew Tämie
Rögge äiijnmeet ; trie Glase Bier sän spüllen ; dirr feilen twäier Secke
Häwer auf 'e Wäien; tuhg Sniese ^ie sän 'r f orbrückt; twontig
Träwe Longhiilem; saatvcn Füge Kaum; söstig Jaurde long; tien
Ellnc hrijd; hunnert Fäjtt huch; twellew Fäisme diep; trie Lüjd
Sihsscn; ßeiv Baucke Papier, u. s. w.
§. 205. Kommen mehrere Grundwörter in der Einheit vor,
die in gleichem Verhältnisse zur Aussage stehen, so muss das
Zeitwort die Mehrheitsform haben , z. B. De Bäddmönn an 'e
Kinning sän biese Mänshene; de Gedd an 'e Sillhünn kaane gäujd
swomme, der Hecht und der Seehund können gut schwimmen;
Mann an Wo ff wjärn forräisd, Mann und Frau waren verreist.
Diess gilt jedoch nur von Gattungsnamen und solchen abstracten
Gegenständen, die man unter eine und dieselbe Aussage zusam-
menfasst, als: Gauhshäid, Fraamhäid an Linve sän Dögede, dirr
'm äi ällerivägne fänt, Güte, Frömmigkeit und Glaube sind Tu-
genden, die man nicht allerwegen findet; Gils, Mäsgunst an Näi-
gongenhäid sän Lästere, dirr arken miese mäujtt , Geiz , Missgunst
und Nahegängigkeit sind Lasier, die jeder meiden muss. Bei
Stolf- und Mengenamen, so wie bei abstracten Gegenständen, die
sich nicht auf die vorstehende Weise zusammenfassen lassen, steht
dagegen das Zeitwort in der Einheit, z. B. Salt an Brüjd mäget
'e Sieche rüjdd, Salz und Brot macht die Wangen roth; Liem ,
Kläi, Kläster, Limm, Kalk an Twäge bannt gäujd, Lehm, Klei,
Kleister, Leim, Kalk und liefen bindet gut. Setzen wir aber
diesen Wörtern das Geschlechtswort vor, so muss das Zeitwort
in der Mehrheit stehen, als: dät Liem, de Kläi, dät Limm an da
Twäge hinnc rjäujd, weil Twägc ein Collcctivum ist, das in der
295
Mehrheit steht. Fläs/i , Speck an Lrüjd /et (jäujil, Fleisch, Speck
und Brot nährt gut; Slaal, Släjll an Glces ds härd, Stahl, Eisen
und Glas ist hart; Sicp an Tulüj äs smirrig, Seife und Talg ist
schmierig; Mahl an Gröl äs äp, Mehl und Graupen sind auf , Mehl
und Grütze ist auf, d. i. verzehrt; Päwer an Salt äs äi to foväg-
ten, Pfeffer und Salz ist nicht zu verachten; KrüJd an Lüjdd äs
forsltä/in, Pulver und Lolh ist verschossen; Pulwer an Blie äs
äp. — Dirr äs Maiird an Diljdsläij , da ist Mord und Todtschlag;
dirr äs Tot an Slägeräi, es ist Lärm und Schlägerei da; tulig an
trie äs fieiv, zwei und drei ist fünf, aher nur in unangewandten
Zahlen; twänne an trätme sän fiew; ßeiv an fiew Shällinge säntien,
u. s. w, Dät Höppen an Springen fällt me sivär, das Hüpfen und
Springen fällt mir schwer , u. s. w. Wenn zwei Hauptwörter in
der Einheit durch und verbunden werden, und die Aussage von
jedem einzelnen gelten soll, als: De Üjlle an de Junge het sinäien
Wräll, der Alte und der Junge hat seine eigene Welt, aber auch:
de Üjlle an de Junge Jiäwe biese järe äien Wräll , der Alte und
der Junge haben beide ihre eigene Welt; ägt an fälsh Frünnshapp
wort öfling mä enauser forivackselt , echte und falsche Freundschaft
wird oft mit einander verwechselt. Ebenso, wenn das Zeit-
wort sieh auf mehrere Grundwörter im Singularis mit verschiede-
nen Aussagen bezieht, als: Tongle liiert lö da hijnnere, Andräis
tu da hähserc, an Karl tö da beste Shaulere, Danklef gehört zu
den schlechtem, Andreas zu den bessern und Carl zu den besten
Schülern. — Steht das erste von zwei Subjecten in der Einheit,
das zweite in der Mehrheit, oder umgekehrt, so muss das Zeit-
wort in die Mehrheit gesetzt werden, als: dät Shäip an da Laura-
me sän wäg, und: da Laumme an dät Shäip sän wäg; wihsser
Gödd noch Mänshene hiane kam helpe, und: ivihsser Mänshene noch
Gödd kaane häm helpe, obgleich diess, streng genommen, keines-
weges sprachrichlig ist.
Anmerkung.
Stehen zwei Personen des eigentlichen Fürwortes als Subjecte,
so werden diese durch den Dualis zusammengefasst, wonach
dann das Zeitwort die Mehrheitsform bekommt, als: du an ick,
wäl häwe biese nög füngen, du und ich, wir haben u. s. w; ick
294
an (lö, will sdn biese erm, arm; dö an hc, jdt maa(je bicse nän
Küjl, Kohl; min Wo ff an ick, wät wdn biese tö Märked; luat biese,
wdt twdnne, jät biese, jdt twdnne, wir beide, wir zwei, ihr beide,
ihr zwei; aber nicht: ive biese, und jdm biese, weil we (wir) und
jdm (ihr) immer mehr als zwei Personen bezeichnen, als: ick, dö
an he, we Iiätve all trdnne de Kolle, ich, du und er, wir haben
alle drei das Fieber; dö, he an jö, jdm häwe ällemäle nijn Gijl,
du, er und sie, ihr habt alle drei kein Geld.
§. 204. Der Gebrauch der Zeiten ist wie im Deutschen, und
die gewesene Gegenwart vertritt auch im Friesischen häufig die
Bedingung der Zukunft, als: dät däi ick äi hall, das ihäte ich
nicht gern, statt: dät wörd ick äi hall düjn, und so in ähnlichen
Fällen. Ebenso steht die gewesene Vergangenheit statt der Be-
dingung der gewesenen Zukunft, als: ick häi hdm bäsere Be-
shiess säid, ich hätte ihm derber Bescheid gesagt , statt : ick
ivörd hdm bäsere Beshiess säid hewen. Auf eine Zeit ohne Bezie-
hung folgt auch im Nachsatze wieder eine beziehungslose Zeit,
als: ick help de, auwei' dät dö nie hülpen hähst, ich helfe dir,
weil du mir geholfen hast; ick hülp de, auwer dät dö me hülpen
häist, ich half dir, weil du mir geholfen hattest. — Oft muss
man sich aber beim Erzählen und Erklären zu einer andern Zeit
wenden, die nicht mehr in Beziehung steht, als: ick kännd hdm
jö Tidd äi so gäujd, «'s ick hdm nö kann, ich kannte ihn damals
nicht so gut, als ich ihn jetzt kenne; dilling säch ick de Mann,
dirr dö fon snäket hähst; — märlinrj was 'r man ijn Bauhs iütsprün-
gen, nö sdn 'r all tien ; — ick wijt, dät jdt enauser lief häjn, ds
jdt noch läjtt wjärn ; — he' hei 't dilling äi söträwel,ds'er'lenjörsne
häi (nd. he het 't hüt nich so hilt, as hc 't güstern had).
§. 205. lieber den Gebrauch der Arten hier noch Folgendes.
Die Gewissheit steht überall wie im Deutschen, Da man aber für
die Ungewissheit keine eigene Form hat, so wird diese durch die
gewesenen Zeiten oder andre Hülfsmittel ausgedrückt, wo es thun-
lich ist, als: he fortelld, he häi V bäi wähn, ds de Manrder haadigt
wörd, er erzählte, er wäre dabei gewesen, als der Mörder ent-
hauptet ward. Bddd hdm, dät 'rme äi forjese mäi, bitte ihn,dass
er mich nicht vergessen möge. Kaumst dö wäjl tö me, wann ick
de so bchondclt häi:-' kämest du wohl zu mir, wenn ich dich so
29!5
beliandclt Iiällc? Dät was, ds wann wdt cnaiiser all long hännd
häjn, es war, als ob Avir einander schon lange gekannt hätten.
He tankt, ärken wort Jidm sellcw näist wesen, er denkt, jeder wird
sich selbst der nächste sein; he tankt ältidd, drken äs häm sellcw
näist, er denkt immer, jeder ist sich selbst der nächste. Kö/is
man Brauser dög käme! könnte mein Bruder doch kommen! Was
ick dög man ütt 'e Nüjd! wäre ich doch nur aus der Noth! Häi
ick min Gijl dög behilllen! hätte ich doch mein Geld behalten!
Häi ick dög de Pung häi me stägenhäjd! hätte ich doch den Beutel
zu mir gesteckt gehabt! Was 'r dög man äi kränk worden! wäre
er doch nur nicht krank geworden! Wann 'r dög man äi kränk
worden was!
Die regelmässigen Zeilwörter.
§. 206. Das ganz regelmässige Zeitwort endigt sich in der ge-
wesenen Gegenwart (Imperfectura) und in der Vergangenheit (Perfec-
lum) allemal auf et, und diese beiden Zeilen sind sich in der
Form immer gleich, als: rasen, raset, faulen, faulte, gefault;
fügen, füget, fegen; so auch plagen; sägnen, vermissen; braasen,
braten; shaasen, yervicgeln; pennen, denWirtel vordrehen; s/öppe»,
stopfen; blieken,h\e\chen;riecken, räuchern; spirren, keimen; drö-
gen, plaugen, mügcn; Imhppen, häufen; mören, mauern; hürrewen,
eggen; hären, bohren; wälen, welken; lücken, glücken; kägen,
kochen; stäjcken, in der Asche braten; rippen, reifen, von Früch-
ten, so wie vom gefrornen Thau; hauppen, reifen, einFass; /cj'ä-
wen, mahnen, Bezahlung fordern; mölken, melken; sögen, saugen;
rögten, richten; feien, feilen; rddden, retten; plegen, i. v. tr. pfle-
gen, 2. die Gewohnheit haben; hären, baren oder dengeln, Sen-
sen und Sicheln; küntcn, kanten v. tr. ; suhmmen v. tr. , säumen,
ein Tuch; sälten, salzen; fangen, fangen; hielen, heilen; häwen,
hoffen; hälen \. holen, 2. ziehen, in der Seemannssprache, an
einem Tau; hucken, hacken; sörren, s'iuern; jügen; späten, spie-
len; spijllen i. spalten v. tr. 2. speilern; mülen, mit Farben; jüd-
den, gäten; drücken, drucken; krögen, drücken ; jihicken, pflücken;
placken, pflöcken; shrüwcn , scharren, kratzen; fldcken, flicken,
flecken v. tr.; smöken, schmauchen; kliwiven, klimmen, klettern;
brescn, flechten; Innen, lohnen; shürren, scheuern; tjögen, \. sich
290
anschaffen, 2. zeugen, vor Gericht; spUissen , speisen; pjärscn,
pressen; bäjcken, beuchen; säilen, sichten; drugen, seihen; ihren,
ehren; ivären, \. v. rec. sich wahren, ausweichen; 2. währen,
5. verwahren, aufheben; stjärlen, stürzen, u. s. w. Die übrigen
regelmässigen Zeitwörter mit den Endungen ein, ern, igen, men,
und einige auf nen, werfen das n weg und bekommen bloss den
Buchstaben t statt et, und die aui igen verlieren die ganze Endung
en und bekommen das t unmittelbar nach dem g (Vergleiche
§. 191 über die Personen beim Zeitworte), als: gräpeln, grapsen,
ick gräpel, ick gräpelt, ick hähwgräpelt, ich grapse, ich grapsete,
ich habe gegrapset. — Ebenso : träweln , iräwcU ; spräivweln , spräw-
weit; rummeln, rummelt u. s. w.; piesern, piesert; wällern, ivällert;
stämmern, stämmert u. s. w. ; shunigen, slmnigt; hunigen, hunigt;
sträujnnigen , strmjnnigt u. s. w.; gähsmen , gäsemt ; fäiltsmen, fäi-
semt; bldssmen, blössemt; sägnen, sägent; rägnen, rägenl; sicknen,
sikkent (segnen, rechnen, seufzen); u. s. w.
Wenn das zweite Mittelwort dieser Zeitwörter bestimmungswört-
lich gebraucht wird, so werden diejenigen Participia , welche
sich auf et endigen, so abgeändert, wie die Bestimmungswörter
auf et (Vergleiche §. 120 nebst der Anmerkung). Im weiblichen
und sächlichen Geschlechte behalten sie die Endung et unverän-
dert, und bekommen im männlichen Geschlecht, so wie in der
Mehrheit, die Endung ete oder cdc, wo das t sich dem e nur hart
und gezwungen anschliesst, als: tappet, gehaubt, von Vögeln: jö
töppet Hänn, die gehaubte Henne; dät tappet Sjücklitig , das ge-
haubte Küchlein; de töppedc Kräjdder, der gehaubte Hahn; da
töppede Fögle; jö raset Liwwer, die verfaulte Leber; ew raset Liw-
iver ; dät raset Speck ; de rösete Sliäjnkel , der verfaulte Schinken; en
röseten Shäjnkel, da rösete Shdjnkle; und so mit allen dahin gehö-
rigen Wörtern. Die übrigen mit den vorerwähnten Endungen be-
kommen im Masc. und Flur, bloss tc, als: de sträielte Bär, die
gestreute Gerste, da sträielte Arte, Erbsen; de grüppelte Eker,
da grüppelte Fenne; de sträujnnigle Sliöner , da sträujnnigte Ma-
trose, u. s. w.
Die unre.fjelmässigen Zeitwörter.
§. 207. Die am wenigsten unregelmässigcn Zeitwörter sind
297
diejenigen, die im Impcifecluui und Perlectura, stall der Silbe
et oder t, den Buchslabcn d unmittelbar nach ihrer Stammsilbe
zugesetzt bekommen, als: büggcn, bägcjcl; brauen, braiid; büen,
bülid u. s. \v. , wobei der Stannulaut unverändert bleibt, — begännen,
beganud u. s. \v. Die übrigen unregelmässigen Zeitwörter sind so
irregulär, dass es schwer hält, sie auch nur einigermaasscn nach
einer bequemen üebersicht zu ordnen, weshalb ich es noth wendig
finde, hier einige Bemerkungen vorauszuschicken. Schon bei der
Bildung des Zeitwortes aus dem Haupt Worte finden wir über
dreissig, die mehr oder weniger unregelmässig in der Abwandlung
sind (siehe §. 451 Anm.), wie römen oder rümmen , l. in einen
Raum aufnehmen, 2. denselben verlassen, frei machen, ick römd,
oder rümd , hähw rümd; teilen, l. zählen, 2. jemand rufen, ick
telld; nämen, nennen, ick nämd; bemannen, bemannen, ick be-
männcl; spännen, spannen, ickspänd; snäien, schneien, dät snäilul,
liel snäilul und Iiel snäjn, geschnicen; fällen, fillen, ich fälld;
grünnen, i. gründen, 2. mahlen auf der Mühle, ick grünnd ; s/tenen,
scheinen, ick .shiml; kolken, ick kölked, Uähio kolket; Wissen,
lausen, ick lühssed, Iiälnv lühsset; sijöien, schaukeln, ick stjöihd;
driemen, träumen, ick driemd; shöien, Pferde beschlagen, behufei-
sen , ick sliöid; forgänjllen und forgellen, vergolden, ick forgelld;
fäirken, mit der Heugabel nuüan gen , ick für k , hähio fürken ; bläjd-
den. bluten, ick bleet; bäirigen , bergen, ick bürg, hähw bürgen;
ijnnen, i. enden, 2. dem Ende näher schreiten, personale und
impers. , ick änd. dät änd; hijnnen, \. mit den Händen auffan-
gen, 2. sieh begeben, ereignen; pers. und impers., ick händ, dät
händ Iiäm, es traf sich; kneten, einen Knoten schürzen, ick kneet,
hähw kneet; kluhsen, kleiden, pers. und impers., ick kläss, hähw
Mass, dät kläss här gänjd, es kleidete sie (stand ihr) gut; renen,
regnen, dät rind; smeren, schmieren, ick smjärd; slingen, milder
Schleuder werfen, ick slängd; swiermen, schwärmen, swärmd;
fäjdden , ernäliren , unterhalten, ick fet; räjdden, i. rathen,
jemand etwas, 2. errathen, 5. zu gebieten haben, ick ret; gräimen,
ausweiden, gräimd. — Wo hier nur allein das Imperfectum steht,
da ist die Form der Vergangenheit dieselbe. Kolken, lühssen kön-
nen auch regelmässig gehen; bäirigen hat ausser der obigen Ab-
wandlung auch: ickberrigt, hähw berrigt. Das Wort fallen, einem
38
298
Avie ein Füllen nachlaufen, von dät Fall, das Füllen, ist nicht
mit fallen, schinden, von ilät Fall (Fell), zu verwechseln; jenes
ist regelmässig: fie fallet me efter , er läuft mir nach.
Da die einfachsten Zeil\^örtcr wenigstens allemal zweisilbig sind,
so ist es ein wenig auffallend, dass folgende Wandelwörter, als:
flieen, fliegen, siecn, sehen und säen, tiecn , ziehen, sliicn oder
sliüicn, geschahen, duliggcn, ihun, fuhggen , enipfahen, sluliggen,
schlagen, und fif/zj/r/i-/», waschen , ihre ursprüngliche Form verlieren
und eine ganz fremdarlige bekommen: aus flieen — flijn, aus
sieen — sijn; aus ticen — tijn; aus sliien oder fJtäien — sin'jn; aus
dufiggcn — düjn ; aus fuhggen — fäjn ; aus slnhggen — slüjn; aus tuhg-
gen — tüjn; wenn sie mit f/rörre«, dürfen, den Muth haben, türren,
die Erlaubniss oder die Verpflichtung haben , haanen , können , lüjtten ,
lassen, mäujüen, müssen, maagen, mögen , sli allen, sollen, wällen,
wollen, veibunden werden. Beispiele: de Fögel wäll ßijn; he darrt
't äi sijn, seilen; haust cd sijn? he tvdll sän Rögge sijn (säen); de
ihne Häjnst hön dal swär Leess äi tijn; läjtt 't shijn; dät shäll
äi shijn! ick hont düjn; du mähst 't nög fiijn. (bekommen);
dö wälJi fiijn; mäi ick 't fiijn? wälh ine slüjn? he wäjl mc
diljd slüjn; jö shäll hur tüjn, u. s. w. Wahrscheinlich stam-
men diese abweichenden Formen aus dem Angelsächsischen, von
den nächsten Nachbaren der wailandigcn Nordfriesen, worauf
auch die Aehnlichkeit der obigen Wörter hinzudeuten scheint.
Im Angels, ist ftieen, fleon [flijn); sieen, seon [sijn); tieen , leon
{tijn); dahggen , dön [düjn); sluhggen , slean {slüjn); tuhggen,
thvean {tüjn). — Bemerkenswerlh bleibt es immer, dass hier die
Zeitwörter beider Sprachen einsilbig sind, was sonst im Nordfrie-
sisclien nie, und im Angelsächsischen auch wohl nur selten vor-
kommen mag.
Ausser den obigen Hülfswörtern , haanen, maagen u. s. w. .
können wir audi noch andere Zeitwörter mit einander verbin-
den, die aber keine weitere Veränderung in den gewöhnliehen
Formen dadurch erleiden, als: gongen sieen; lädden bliwwen; spü-
len hieven; dregcn helpen u. dergl.
Die Mehrheit der gewesenen Gegenwart endigt sich immer auf
en, als: ick ging, pl. we gingen; ickläkel, we lähcten , lachten; ick
sluHch , WC sluuchcn , schlugen, u. s. w. Aber bei den folijenden
299
Wurlern: maagen , /lewcn, du/iggcii , sedden , wällen, liaanen ,stäujn-
nen und shdllen, wird die Mehrheit des Imperfectums auf folgende
Weise gebildet, als: maagen , ick inähs , pl. wc mahn; hewen,
siehe §. 198; du/iggcn, ick däi, pl. däjn; sedden, ick sälis, pl. we
sahn, sagten; wällen, ick iviijl, dö wäisl, du wolltest, pl. wäjn;
kaanen, ick köJis, pl. kühn, konnten; sUlujnnen, stehen, ick stöhs,
pl. slijnnen, standen '); shällcn, ick shäiijl , pl. shäujn, sollten; dö
shäust, du solltest, vergl. dö tväist.
Der Befehl (Imperativ) wird immer nur aus den Stammsilben
der Zeitwörter gebildet, als: gongen, gong! stäiijnnen,stävjn! steh,
u. s. w. ; daher wir dessen nicht weiter erwähnen.
Unter denjenigen Zeitwörtern, die in der gewesenen Gegenwart
und in der Vergangenheit sich gleich bleiben , linden wir nun 1) eine
Menge von solchen, die sich in beiden Zeiten auf elendigen, und
meistens ein a, äi, i, äj, ij oder jd zum Hauptlaule haben;
2) solche, die in beiden Zeiten ein gedehntes ä oder 5 erhalten;
5) mit dem liefen e in beiden Zeiten; 4) mit ij und ie im I
perf. und ein- oder zweisilbigem Mittelwort, das sich auf en,
oder m endigt; 5) mit üj, ij, und äi, äj im Imperf. , mit zwei-
oder einsilbigem Mittelworte auf n; 6) mit au, an, u und ü in
der gewesenen Gegenwart und meistens zweisilbigem Mittel-
wort. — Die nachstehende Tabelle über die Abweichungen macht
diess deutlicher.
Tabelle über die Abweichungen der unreijelmüssigen ZeiU
Wörter.
§. 208. Die Striche in der zweiten Spalte deuten an , dass
die Personen der Gegenwart regelmässig sind; die Zahlen zeigen
an, dass ein und dasselbe Wort verschiedene Bedeutungen hat.
Die mit einem Sternchen bezeichneten Wörter können auch
ohne Ansloss regelmässig abgewandelt werden.
ra-
n
') Der Plural müsste heissen: wo stöhn, stall we stijnnen. Letzteres
ist aber ganz allgemein , und stöhn hört man selten oder nie.
3«*
500
Wandel-
1^'«, 2'c und 3'-^ Person
1 Gewesene
Zweites
Uas deutselie
■wort.
der Gegeinvait.
1 Gcgcnwai L
Mittelwoit.
Wandelwort.
hingen
hing, liängsl, hängt
hüngd
hüngd
hängen v. ir.
Iiijnnen 2.
— Iiänst , liänt
hnnd
hünd
auüangen.
ißmicn 2.
— änst, änt
Und
Und
enden , beenden
kicmmen
— kämst, kämt
kamd
kümd
kämmen.
hinrjcn
— krängst, krängt
krängd
krängd
drängen.
lingcn 2.
— längst , längt
lungd
lüngd
reiehen.
mingen 2.
— mängst , mängt
müngd
müngd
mengen.
räncn
— rannst , rannt
rund
rmd
rennen.
nijnnen
— sännst , sännt
sänd
sänd
senden.
s/njnncn
— shännst, shännt
sJüvnd
shdnd
scliänden.
sVingen 2.
■ — slängst , slängt
slängd
slängd
schlciulein.
lijnnen
— tännst, tännt
fand
tänd
zünden.
trijnnen
— trännst , tränvt
travd
tränd
scheren, v, eilen
wijnncn
— wannst , wannst
wand
wand
wenden.
wrhigcm
— wrängst , wrängt
ivrTvngd
wrängd
ausringen.
ihrwcn
— ärrewst , ärrewl
arrcwd
ärrewd
erben.
[äiijn] strin-
— strängst , strängt
stvTwgd
sirängd
ansirengcn.
gen
dränkcn
— dränks! , dränkt
dräng d
drängd
ertrinken.
Uvenen *■)
— twännst , twänt
twänd
twänd
zwirnen.
leddeii
■ — läist , läit
läid
läid
legen.
reken *)
— —
riggd
riggd
recken.
renen
— däl rinnt
rind
rind
regnen.
shenen
— shinst . shint
shind
shind
scheinen.
sleken *)
—
sliggd
sliggd
löschen.
slreken *)
—
striggd
striggd
strecken.
tcken *)
—
liggil
liggd
ein Dach decken
lienen
— lijnst , lijnt
lijnd
lijnd
daclien.
leihen.
mienen
— mijnst, mijnt
mijud
mijnd
meinen.
ringen
— rdjngst, rdjngt
räjngd
rdjngd
läuten.
klingen
— klängst , klängt
klünqd
klängd
klingen.
dielen *)
—
dijld
dijld
theilen.
beren
— hjärsl , bjärl
hjärd
bjärd
Geld heben.
legeren
— hegjärst, begjärl
bcgjärd
begjärd
begehren.
fairen
— fjärst, fjärl
fjdrd
fjärd
führen.
gräten
— gräist, gräii
gräid
gräid, gräjn
Avachsen.
käircn
— kjärsl, kjärt
'kjärd
kjärd
fahren.
meren
— mjärst , mjärt
mjärd
mjärd
mehren.
veren
— njärst , njärl
njärd
njärd
nähren.
siccn
— iäist , säil
säid
säid, säjn
säen.
sliäienMiiecn
— dät shäit
shäid
shäid, shäjn
geschehen.
shercn
— shjärst , shjclrt
shjärd
shjärd
scheren , schnei-
den.
smercn
— smjärsf , smjdrl
svijärd
smjärd
schmieren.
oOl
AVaiidcl-
form.
sweren
teren ')
weren 2.
sw'mgcn
spränken *)
Personen d(;r Ge-
genwart.
— swjärst , swjärt
— tjärst , tjäri
— nijärst , wjärt
— swängst, swängt
— swjängst , sxvujnst
— spränkst, spränkt
Iiiipcilec- , Perleuluiii.
tum. 1
SWjÜrd
tjärä
wjitrd
swängd
swdjngd
sivüng
sprüngd
swjärd
tjärd
wjärd
swängd )
swdjngd i
swiingen J
sprUmjd
Deutsclies
Wandehvorl.
scliwören.
zehren.
wehren.
schwingen.
sprengen , hespr.
II.
hrijdden
— brätst, brät
brät
brat
ausl.ireilen.
kupen
shiehscn
— käfst, käft
— shäst , shälts
käft
shahs
käft
shahs
kaufen,
scheiden.
sprijdden
stijllen
— sprätst, sprät
— slätst , stät
sprät
stät
sprät
stät
spreilen.
siossen.
maagen
mäi, mähst , mäi
mälis
mäht
mögen.
bringen
kaanen
— bräjngst, brdjngt
kön, kaast , kön
brögt
kö/is
brögt
kühl
bringen,
können.
mmjtlcn
— maust , mäiijl pl.
möst
möst
njüssen.
säicken
tanken 2.
we mäujn
— segsl , segt
— tankst, tunkt
sögt
tögt
sögt
tögt
suchen,
(lenken.
swöhmcn *)
swömd
swömd
sehweimen
sieen
— sjögst , sjögt
säch
säjn
sehen.
III.
berehsen *)
hläjdden
bräjddcn
hrijdden
fällen
fäjdden
forgäujllen
fielen 2.
hijtten
kneten
täjtten
mäjtten 2.
räjdden j.
selten
snäjtten
wäjtten
sprijdden 2.
beret
bietst, biet
bretst, bret
bretst , bret
feist, fct
forgellst , forgellt
helst, het
letsl, IM
meist, met
reist , ret
sei
snetst , snet
weist, wet
sprcdst, spret
berrt
biet
bret
bret
feil
fct
forqeiiil
fiel
het
knet
Ict
med
ret
sei
sncl
wel
sprcl
hercl
biet
bret
bret
feilen
fei
fon/elld
fiel
het
knet
Ict
mcel
ret
sei
snet
wel
spret
ol)en.
bereiten.
bluten.
bi'üten.
breiten, ;
fallen.
ernäliren.
vergolden.
s. g210.
heizen.
knoten, schürzen.
lassen.
messen.
rathen.
setzen.
schnauzen.
netzen.
spreiten.
7,02
IV.
Wandel- Personen der Gegen- Imper-
form. wart. fectuni.
litten — beutst , hält bijt
cjUdden — glältsl , fjlätt glijd
grippen — grdppst . gräppt gricp
riddcn — rdtsl , rät rijdd
shrkidcn — shrälsl, shvät shn'jdd
slidden — sldddst , sldtt slijd
sUtlen 5. — sldltst , sldlt slijt
shilten ; — slidltst, s/idtt s/iijti
smitten ] — smällst, smäü smijtt
spUtten ; — spUHtst , spldll splijtt
slriddeii [ — slrdltsl , strdtt strijdd
twilten ; — tivdttst , twdtl twijtt
bliwwen I — bldfst, blaß blief
driwwen j — drdfst, dräfl drief
gnihssen \ — gndst, gnäsl gnicss
lihssen | — last, last Hess
s/irmwen \ — s/irdfst, slirdft s/irlef
r'rwwen I — räfst, rdß rief
slippcn j — sldpplsl, aläppl sliep
strichen \ — slralist, slrdckt strieh
swifissen | — swdst, swdst swicss
prilissen *) j — präsl, präst pries
wri/tssen i — wräst , lirdst ! wriess
Ferfccliini.
bann
gldnn
grdm
rdnn
slirdnn
slänn
shinn
slidnn
smdnn
spldnn
st rdnn
Iwdiin
bläwen
drdwen
gnusen
läJisen
s/iräwcn
räwcn
sUiltni
slrägen
swdseit
präsen
wruhsen
ichlit-
üeutsclies Wan-
dehvort.
beissen.
i^lcilcii.
greifen.
reiten.
schrciicn.
gülselien,
lern,
verlieren,
scheisscn.
schincissen.
spleisseii.
slreilen.
scliniizen.
bleiben,
treiben,
reiben,
leiden,
selireiben.
reissen.
scbleii'en.
sireichen,
sengen.
preisen,
entwinden
rin-
bijdden
beßijtten 2.
flijttcn
fovtrijüen
gijllen
mjtten
shijtten
slitten 5.
tijllen
bddden 2.
bregen
ä/isen
dii/iggen
l'rehsen
/lijtteit
bjötst , bjött
büjd
bahn
bieten.
befljöttst, bc/ljött
beßüjtt
beflä/tn
befleisscn 2. be
fliessen.
ßjöttst, jljiUt
flüjtl
{lähn
fliessen.
däl forlrölt
fortriijtt
forträhn
verdriessen.
gütisl , galt
giljlt
gähn
giessen.
njöttsl , njött
iiiljll
nältn
geniessen-
s/iöllst , sliötl
sfiüjtt
shähn
scliiessen.
sijötlst , sljött
slüjtt
slähn
scliliessen.
tjütlst, Ijött
tüjtt
lähn
schreien.
bdddst . bddt
bäid
bahn
bitten.
bregst. bregt
bräik
brägen
brechen , gebr.
etst , et
äjl
ahn
essen.
dälist , det
däl
däjii
thun-
freist, frei
fiäjt
fr ahn
IreSflCii.
fiäflst, hall
hüjtt
häjllen
beissen
rsonen der Gcgcn-
Impei-
Pcifectaiii.
Deutsches Wan-
nart.
fectum.
delwort.
—
jälf
knüjl
jäwcn
knähn
geben,
kneten.
säjll
sälin
sitzen.
siepsl , slept
släip
släipen
schlafen.
—
spräik
stäik
sprägen
slägen
spieehcn.
siechen nnd stee
ken.
—
SllÜQ
släjl
stägen
sleüen
steigen,
stehlen.
tretst, tret
träjtt
trähn
treten.
läist, läit
läi
läien
liegen.
—
siüäig
s wägen
schweigen.
wäif
wäwen
wehen.
forjelst , forjet
forjäjt
forjälm
vergessen.
släist , släit
twäist , tiväit
fljögst, fljögt
dögst , dögl
kröpst , krüpt
Ijogst, Ijögt
lapsl , läppt
snöfst , snöß
stöfst , stuft
— Ißgsl, ijögt
Yl.
bauk
drauch
faur
grauf
kaimm
hau
laus
slanch
tauch ,
twäid
wauch
burst
duhrst
druiik
fhich
duck
krnp
lucli
lüpp
shuf
shuf
slunk
smif
stuf
sup
sunk
tucli
türsli
bägen
d ragen
fären
gräwen
kiemmen
hauen
läsen
släien
Iwäien
tvägen
bürsten
duhrst
dvunken
{lägen
dägcn
kr ahm
lägen
lähm
shäwen
shähm
slunken
snäwen
Slawen
sähm
sanken
tagen
türshen
backen,
tragen,
fahren, einher
u. s. w.
graben,
kommen,
hauen,
lesen , 2.
schlagen,
waschen.
laden.
V. iegen und wä-
gen,
bersten.
dürfen , w-agen.
trinken,
fliegen,
taugen,
kriechen,
lügen,
laufen,
schieben.
erschalTen.
verschlingen,
schnieben.
stieben,
saufen,
sinken,
ziehen,
dreschen.
Wandel-
foim.
türvcii
wäfisen
hinnen
bäiriiien
fordienven
filDlPU
fnicscn
friesen
forliesen
fuhgqen
heipen
himfien
hüjllen
grünnen 2.
sjuiifjon
shcllewen
Spillen
spännen
springen
släirwen
swimien
stjnnhcn
tünnen
Iwenen ")
tvorden
swingen
twingen
nämen
leflcn
fäirhen
wlnnen
ivdnnen
ivierwen
wiuhlen
gungen
smöllen
krumpen
slirumpen
Personen der Gegen-
wart.
wijt, wiest, tvijl
— bannst, bannt
— herigst , berigt
— forclercwst, — ewl
— fdnnst , fännt
— fröst , l'röst
— forljöst , forljöst
— fähsl . fäit
— lullst , Iiält
— spätist , spällt
— spräjngst,spräjngt
— sterewst , sterewt
— swännst , sivänt
Iwänsl , twänt
rvorst , tvort
swäjngst , swäjngt
iwäjngst, twäjngt
nämmst , nämmt
ivännst, ivänt
— ivüddest , ivüddet
504
Iniper-
ibctuni.
rurst
wiis!,
bann
bürg
foriiiirw
jiinn
fnüss
früss
forlüss
füng
hülp
hiutq
hüll
gründ
süng
sliülw
spüll
spüirn
Sprung
stürw
swünn
slünk
tünd
iwünn
würd
swüng
twüng
niUnm
lüß
fürh
xcünn
wann
ivilrw
ivüdd
smölt
krimp
sbrump
Pcrfectum.
lurst
ivust
bünnen
bürgen
fordürwen
fünnen
fnäsen
fräsen
forläsen
fangen
hillpen
hilngen
bullen
grünnen
süngen
shülwen
spülten
spünnen
Sprüngen
siünven
siiiuinen
stünkcn
tünnen
twünnen
würden
swüngen
twüngen
nünunen
lüflen
füricen
wünnen
wunnen
tvürwen
ivüdden
gingen
smolten
krumpen
slirumpen
Deutsches Wan-
del wort.
dürfen.
wissen.
binden.
ern(en, bergen.
verderben.
finden.
niesen.
frieren.
verlieren.
eiupfahen.
helfen.
bangen.
halten.
mahlen.
singen.
zillern.
spilien.
spinnen.
springen.
sterben.
sehwinden.
slinken.
scliN^ eilen.
zwirnen.
werden.
schwingen.
zwingen.
nehmen.
lieben.
aufgabeln.
winden.
gewinnen.
werben.
waten.
gehen.
schmelzen.
krimpen.
schrumpfen.
Noch sind zu erwähnen
formielisen
wällen
shätlen
wähl , wäll , i>
wän
sliäht, sliätl
formahsd
wäjl , pl.
iväjn
iibäiijl, pl.
shänjn
formahsen
wäjlt
sliävjlt sollen
vermeiden,
wollen.
30!>
§. 209. Die durch Vorsilben oder ümstandswörler u. s. w.
zusammengesetzten unrcgelmässigen Zeitwörter riehten sich nach
ihren Stämmen in der vorstehenden Tabelle, wie z. B. forbijdden
nach bijdden; begrippen nach giippen; äujntstäujnnen nach slmpi-
nen ; bedregen, fordregen, äjtdregen nach dregen, u. s. w.
Bemerkungen über einige der vorstehenden Zeilwörter*
§.210. 4. Hijnnen heisst 4. mit den Händen auffangen, z.B. den
Ball; 2. sich ereignen, begeben, zutragen. Ijnnen \. beendi-
gen, vollenden; 2. sich zusehends dem Ende mit der Arbeit nä-
hern, wenn es mit derselben gut fortschreitet. Lingen 1. langen,
reichen; 2. sich sehnen, mit nach, aber nicht zurückzielend (re-
ciprok), z. B. ick ling efler mein Sahn, ich sehne mich nach mei-
nem Sohne. Mingen l. mengen, mischen; 2. zaudern, säumen.
Slingcn l. mit der Schleuder werfen; 2. wie im Deutschen, aber
nicht schlucken, verschlingen, welches släjnkcn heisst. Dränhen,
ertrinken , steht auch zielend für ertränken , als: he dränld sdn Ilünn
an sin Kätt. Gräien , dän. at groe , engl, to groiv , wovon das
deutsche und englische Grass, Gras, und das dänische Gras ab-
stammt, so wie en Grvde, die Gruse, wofür ich das Wort grusen
als das entsprechendste gewählt habe. Man gebraucht gräien nur
von dichtem, kurzem Grase, kurzen krausen Haaren und krau-
ser Wolle, und sagt von der letztern: dät Uli äs gäiijd unncr-
gräjn , die Wolle ist gut unierwachsen. Das daraus gebildete
Hauptwort heisst de Grause, entspricht dem dänischen Gröde ,
und dem deutschen Gruse, Saft und Trieb des Pflanzenwuchses;
auch kommt es in dem Worte Edgrause , Nachgras, dän. Efler-
gröde, vor. Weren, 4, v. rec. , sieh wehren; 2, v. act. intr. , weer
da Häjnsle , wehre den Pferden u. s. w. Sheren h. überhaupt
schneiden , daher de Shjärder , der Schnitter ; mit der Schere
schneiden ist klappen, dän. at kuppe. Tanken l. denken;
2. im Gedächtniss behalten. Fielen 4. die im Tüdder stehen-
den Schafe und Rinder auf einen andern Rasenfleck setzen; 2.
umziehen von einem Hause in ein anderes, dän. at flötle , nd.
flutten. Mäjtten h. nicht allein messen, sondern auch einem be-
gegnen, mit ihm zusammentreffen. Räjdden, 4. rathen , einem
39
306
etwas; 2. erralhen; 3. befehlen, z. B. dö hältst kirr nint räjdden,
du hast hier nichts zu sogen, zu gebieten, zu herrschen u. s. w. ,
in mehrfachen Beziehungen. Snäjlten , von de Snütte, Schnauze,
Avird nur von der Nase und der Lichlschnuppe gebraucht, woher
auch de Sil öle , dül Siiöte, der Nasenschleim, Rolz, stammt. Sprijd-
den, spreiten, z.B. Mist spreiten oder streuen. Sliltcn 1. aus
der Tasche, vom Wagen, auf dem Wege verlieren; 2. schleissen,
aufsehleissen , z. B. die Kleider; 5. jemand auf die rechte Weise
zu nehmen wissen, um mit ihm durchzukommen. Twitten h.
auch überhaupt in Holz, oder Späne abschneiden. GnUissen, ein
Stück Zeug oder dergleichen zwischen den Händen reiben. Wrihs-
sen 1. sich krümmen wie ein ATurm; 2. die Hände ringen; 5. ei-
nem etwas drehend entwinden. SliijUen , verb. irapers., wird auch
so gebraucht : dät könr me nint dm sliijtte , ich schere mich nicht
darum, mag es nicht u.s. w. ; ivdt kön de dät shijlte? was geht das
dich an? was schiert es dich? Bddden 1. bitten, 2. betteln.
Bregen, v. pass. und v. tr. , ferner: mangeln, fehlen, gebrechen;
2. sich erbrechen. Fre/isen , fressen , wird nur von Menschen ge-
braucht , wenn sie sich übermässig anfüllen , sonst von Men-
schen und Thieren äfisen , essen. Frelisen, v. reg. trans. , heisst
friedigen. Jewen, geben, hat nicht die umfassende Bedeutung
des deutschen Wortes, und wird nur vom Kartengeben und Yieh-
füttern gebraucht, als: du shäht jewe , nämlich Karten; hältst Jä-
wen? hast du dem Vieh den ganzen Stall hindurch ein Futter ge-
geben? Huhm jeft träie, man füttert dreimal herum. Ick jeiv'r
nint dm, ich gebe nichts darum, mag es nicht. Das gewöhnliche
Geben heisst duhggen , als : diihg me dät Bauck , thu mir d. h.
gieb mir. Spregcn h. mit jemand sprechen, als: hähst heim sprä-
gen? hast du ihn gesprochen? an f huhm selleiv spregcn, sich sel-
ber loben; das Sprechen überhaupt heisst snäken. Tresen, treten,
wird auch vom Begalten der Vögel gebraucht. Shafcn h. auch
herbeischaffen, zu Wege bringen, und ist dann regelmässig [shü-
?üm,v. reg. , b. bilden, formen, eine Gestalt geben; he wijt 'tnög tö
shütven , zu bilden, zu gestalten; 2. sich gebehrden; hörr shä-
west de? wie hast du dich?). Snöwiven h. nicht allein schnieben,
sondern auch schnupfen, nämlich Taback, Tieen, h. ziehen in
allen Bedeutungen des deutschen Wortes , ausser da , wo man
307
ein Thicr an einem Stricke zieht; dieses Iieisst: Irdckcn, dän.
at träkke , jö Trdckpott, wörtlich der Zichtopf, d. i, der Thee-
topf, weil der Thee ziehen muss. Bäirigen hat auch die etwas
regehnässigere Wandlungsform: berirjt , im Imperf. u. Perf. FoV'
lieseu i. im Spiele, im Handel; zur See verlieren, untergehen,
scheitern; 2. entbinden, erlösen, eine Gebährende. In dem letz-
teren Sinne ist es regelmässig. Grünnen, engl, to grind, h. auf
der Mühle mahlen.
Slillcn , aus der Tasclie verlieren, und süücn , schliessen, irt
allen Bedeutungen des deutschen Wortes, sind wohl von einander
zu unterscheiden. Ebenso siee«, sehen, und sieen, säen; ersteres
hat im Imperf. sach, dieses sdid. Ferner hijtlen , heizen, und
hijlten , heissen ; ersteres hat: het und halt, in beiden Zeiten,
dieses häjttxmd IiäjUen. Aus fiet , heizte, geheizt, wn-d : de Hct-
stijii , wörtlich der Heizstein, d. i. der Feuerherd. Hungen, han-
gen, V, n., ist von hingen, hängen, v. tr. , wohl zu unterscheiden,
2. Bei mehreren Zeiiwörlern von gleicher Bedeutung hat man
verschiedene Vocale zu Slammiauten, als: fieligen, fälligen und
fuligen, folgen, den Acker; das Hauptwort hcisst : düt Fulig ; for-
gäiijllen und forgellen, vergolden; swiennen und swärmen, schwär-
men , von Bienen , Ameisen , Mücken u. s, w. ; stiermen und sldr-
men, riechen; die Substantiven heissen: de Swierem, Schwärm,
und de Stierem, Geruch; swijtten und swälten, schwitzen, Subst.
dät Swiji ; ihrwen und ärwen, erben, Subst. jö yirw , de u/rwing,
das und der Erbe ; shieen und shäien , geschehen , Subst. jö
Shäujn ; bäirigen und herrigen , bergen ; wärken und wärrigen ,
schmerzen, Subst. de Würk, der Sehmerz, wie Gigtwürk , Gicht-
bruch , Lähsewürk , Gliederreissen ; swieligen und swcilligen, \. hinun-
terschlucken , 2. ersticken , verb. pass. ; Subst. jö Swielig und jö
Sivällig, der Schlund, der Schwalg, die Schwelge, dän. at
svälge , et Srälg ; daher: schwelgen, engl, lo swallow; bäligen
und bijlken , laut rufen , bäligen , zurückrufen , bijlken , auch
laut nachschreien, daher Subst. de Bijlk ; marken und mürri-
gen, merken, Subst. f/äf Mark, Merk, Merkzeichen; beide bedeu-
ten: merken überhaupt, und mürrigen gebraucht man noch beson-
ders von Hauslhieren, denen man ein Kennzeichen macht, z. B.
Schafen, in den Ohren oder mit Farben, Gänsen in den Füssen,
30»
508
Rindern mit dem Brenneisen in den Hörnern. Wirken h. i. über-
haupt wirken, daher dät Wäirk, das Werk; 2. einen bretternen
Zaun setzen, davon dät Wirk, das Wirk; wirrigen , 4. wür-
gen, wäl dälihvirrigen, hiniinterwürgen , 2. erwürgen, einem die
Kehle oder Gurgel (jö Slraahs) zuschnüren.
Es mag in diesen Wörtern das eine Wandelwort aus einer
Zeitform des andern hervorgegangen sein. Wir haben ähnliche
Fälle im Deutschen, wie trügen und tricgen, beirügen und betrie-
gen , schnauben und schnieben, stäuben und stieben, sprossen und
spriesscn , träufen und triefe?i , u. s. w. , so wie in der Zeilform
der gewesenen Gegenwart , als : barst und borst , drasch und
drosch, hob wnd hub, schwor und schwur , spann und spow«, schlang
und schlung , stand und stund u. s. w\
3. Folgende der obigen Zeitwörter werden unpersönlich ge-
braucht, als: bregen , mangeln, gebrechen: dät bregt mc; shieeti
oder shüien : dät shäit oller; renen , regnen; fortrijlten, verdries-
sen ; täjnten , däuchlen, dünken; shijtlen, sich scheren, küm-
mern; und bitten, wenn es jucken bedeutet; dätbütt nie, es juckt
mich.
4, Die Leidensform des zweiten Mittelwortes ist in einigen
Fällen von der activen abweichend, als: ick liäliw twünd , aber
de Träjdd ds Iwünnen; ick hähiv de Bär shjärd, aber dät Kaum ds
sheren. Selbst beim leidenden Zeitworte ist diess der Fall, als: dö
bäst wügsen. gewachsen, ick bdmvügsen , ich bin erwachsen; eben-
so bei shäid und sliäjn , gräid und gräjn u, s. w. Ebenso : ick
hähiü rann, habe geritten, ick bdn ridden , bin geritten, d. i. zu
Pferde; ick hähw gingen, habe (statt bin) gegangen, ick bdn gun-
gen, d. i. zu Fusse bin ich hicher gekommen; ick hähw kjärd ,
habe gefahren, bdn käiren, zu Wogen; häw agel , gefahren, bän
ägen , zu Wagen; Jiör bäst färm? wie bist du daran?
§, 211. Die abgeleiteten Wortbildungen aus dem unregelmäs-
sigen Zeitworte sind bald aus der Wandelform , bald aus der Ge-
genwart und bald aus der Vergangenheit hervorgegangen. Durch
Vergleichung mit den genannten Zeitformen kann man leicht er-
kennen, welcher derselben sie ihre Entstehung verdanken, als:
hingen: jö Hing , die Thürangcl, de Häjnger, der Henker, de Häng,
der Hang; hijnnen : jö Hijnning , das Ereigniss; kämen: da Kämst ,
309
Wäßkämst , der Willkommen, Aiijnkdmst , die Ankunft; kringen :
jo Krängd , die Viehseuclie , Pest ; forUngcn : de Forlangsl , das
Verlangen; ränen: de Ränster , Renner, in Faarränsler ; wijnnen:
jö Wijnning , Wendung; Ujnncn : dät Tänner, der Zunder; slin-
gen : jö Sling , Schleuder; sliiescn : de Aiifsliiess , Abschied, jö
Shiesing , Scheide, Feldscheide, Sclieidung ; sh'jtten: de StijU ,
Stoss; sieen: jöSigt, dat Sjöfin, 1. Sehvermögen, 2. Erscheinung;
sliiccn: jo Shäujn ; bräunen: de Brand, jö Bräiijn, Feuersbrunst;
gräien : jö Gräjdd , der Rasen, de Grause, dät GJärs; fähren: jö
Fähr, \. die Fähre, 2. der Aufzug; räiren: jö Mir, A'präir, Auf-
ruhr; sheren, de Sliälir, Schnitt; dat S/iJärd , die Scherbe; de
S/ijärder , der Schnitter; glidden: de Glälis, der Glitt, ?2Ö ds'täw'e
Glähs, nun ist's im Schub; de Gljärder, Brotschieber; sieen: dät
5ä/(/, 1. Samen, 2. Saat, 5. Rapsaat; /erew; jö Tering ; ringen: de
Ringsler, der Läuter; bregen: de Brähg , Bruch; siegen: de Slälig,
Stich, dat Släjk, der Griffel; ähscn: dät ^//se, das Essen, die
Speise; drdjnken: dät DrdJ)ike, deDrönk, de Drönker, der Säufer;
frehsen: de Frällie , die Fresse, das Maul (gemein); Iddden: dät
Lddd , der lose, flache Deckel, 2. der hölzerne Teller; ledden: de
A'mledder, Einlegemesser (ümleger); dnhggen: jö Düjns, dasThun,
viel Wesens ; Je/i^ew ; dät e/e/i, eine Gabe Futter, de Jeu'e , nur in
Näiihrsjewe , Neujahrsgabe; selten: de Setter, die Setze, eine ir-
dene Milchschüssel; spregcn: de Spräjcke, Sprache, de •^prök, der
Spruch ; ivewen : da IFäir/e , JNom. collect. , der Webstuhl , de TFä/<;sfer ,
Weber; trescn : de Trälts , der Tritt, da Trä/isc, Trelhölzer am
Webcrstuhle; fällen: de F(7//, der Fall, jö /^ä//, die Falle; fäjd-
den: jö Faihs, der Unterhalt; läjtten : de Läjlte, in toUljtsluhggen ;
mäjUen : jö 3!äjtt, das Maass , r/e Mäjtte, die Maassen : rfjrr «s ^a
wä« Mä/7/e ?Hä, dän. der er jo ingen Maade med, ihr haltet ja
kein Maass , übertreibt es ; räjdden : de Räjdd , de Räjdder , in
Wönräjdder , wörtlich: der Wa/mrällier , einer der tausend ver-
kehrte Anschläge macht; de Räjddelse , das Räihsel; bitten: de
jßii/er (Beisserlein, Zahn), dät Bitt , eine gemachte Oeffnung im
Eise zum Tränken des Viehes (eine vom Winde und der Strö-
mung offne Stelle h. jö Wdnivaag) , dät Bdtt , die Pfeifenspitze,
auch dät Müntstöck (Mundstück) genannt; de Bäfis, i. der Biss,
2, die Schärfe der Schneide ; splitten : de Sp/äfis , die Spleisse ,
510
Spalte; ridden : de Bidd , der Ritt, de Ridder , i. der Reiter,
2. das Reitpferd selbst ; der Reuter beim Militair b. de Rät-
ter; shridden : de S/iridd , der Scbrilt; smiften : de Smä/is , der
Scbmiss , Wurf; dät SmüUhig , Wcberklcislcr ; twilten : de Tivil-
ter , der junge Bursclie ; driwwen : jö Dräft, i. der Trieb,
2. Nacbdruck , 5. Trift: grippen: de Gripp, ein Griff mit der
Hand, de Grawe, der Griff, als [landbabe an einem Dinge; shriiv-
wen: jö Sliräß, 1. jede Scbrift , 2. die beilige Sebrift ; de S/iriw-
wer, Schreiber; stricken: de Slräy, der Strich, deSlräge, Strei-
cher zum Schärfen der Sensen; riivwcn: deRä/nv, der Riss; icrihs-
scn: de Wrdsf, der Rist, der Spann, dän. en Vrist, von at vrie ;
shenen: de Silin, Schein; reuen: de Rinn; giingen : de Gong, de
Gajnger, der Gang und der Gänger; säiken: jö Säi/i, das Vermis-
sen; tanken: de Tagte, der Gedanke, gewöhnlich nur im Plural,
f/d Tagte; u'diinen : deWdnst, der Gewinn und der Gewinst; kaa-
nen: de Kunst, die Kunst; släujnnen: de Släujnner , der Leuc!uer;
de Slünner, der Ständer; de Stand, der Stand; ä;(/?i Stände ice-
sen, in Stande sein; ^iecw; rfäf Töc/;, 4. der Zug, 2. das Mal;
kniepen, kneipen: jö Kniep, die Schnalle; bjärsten, de Räirsl, der
Burst, Sprung, Riss; kriepen: dät Kräwel, wie im Deutschen der
Krüppel, vom niederdeutschen kriippen , und im Dänischen en
Kröbling von at krybe , kröb , kröben ; söppen: de Söpke, der
Schnaps; IJaagen : jö Lägen, die Lüge; snöivwen: dät iS/Jö/", der
Schnupfen; döiviven : dät .Dö/', die Tunke; säjnkcn und sänken: jö
Sfly'//A- und jö Sank, das Untersinken und Senken; sliüwwen : dät
Shiiff, pl. Shöivwinge , Scbieblade; dät ;^S'//ö/', ein Vorschiebebrett;
dät S/inf, ein Schaub, ein Schoof Langslroh , eine Dienst -
oder Lohngarbe, Zehntengarbe; binnen: dät Bünn , das Bund;
dal Bijnn , das Band überhaupt, de Dijnn , ein einzelnes Band
zum Umbinden, als: de Hösbijnn, pl. da Bijnne {dät ^0«. das
Bein, pl. da j5/wp), 2. der Band eines Buches; de ßänn, die Bande,
als: de Bännslöck , der Bandslock, Haselsläbe zu Tonnenbändern
oder Fassreifen; de Ränn/iünn , der Kettenhund; finncn : deFünsl,
der Fund; forliesen : de Forljüst , der Verlust; fordierwen: jö
Fordicreiv , der Verderb , das Verderben ; friesen : de Fräst , der
Frost; Itelpen: jö //c/;;. Hülfe; kippen: de !-?/;>, der Lauf; Löper,
der Knicker, Schüsser; dat LUpelse, das Laab, Rinnsei, de La-
311
pelse , das Durchlaufen der Pferde: da Häjnste kippen Läpelse ,
sie liefen durch; In'jllen: jö Ilijllinfj: i.die JNeige; 2. die Nachge-
burt ; jö llijll , die Heide , Fussfessel der Pferde ; Inljllcn : jö
Hüjlling , die Haltung; sjnngcn : de Söug , der Sang; häirujcn: de
Berrigt , die Ernlc ; iünnen: de Tünnehc , die Geschwulst; sljun-
ken: de Stönk , der Slank; hijddcn : dal i?«i/(/, das Gebot auf et-
was; ßijUen : jö Fläiijdd , de Flüt/ic, der Fluss als Krankheit,
fliessende Fistelgeschwüre u. dergleichen; gijllen: de Gö7//, Guss,
Schnauze an einer Kanne u. s. w. , jÖ Gaa/is, die Gosse, in Ulis-
gaa/is, die Schöpfgosse, durch welche das Wasser in den Tränk-
trog läuft; sln'jlten: de Shot, der Schuss und der Schoss, de S/iö-
ter, der Schütze; forlrijUen : dät Forln'jt, der Verdruss ; fahren:
jö Faiir, die Fuhre; Iidwwen: de /iä^f , der Hieb; grewen : dät
Gre/", das Grab, jö Greft, ein Wassergraben um den Warf, jö
Grauf, ein Graben zwischen Aeckern , jö Gräwitig , ein grosser
und liefer Schulzgraben; de Grewster , der Gräber, de Grauwer ,
von jö Grauf; de Grüppel, schmaler Abzugsgraben, de Graiip, die
Mislrinne im Stalle; sluliggen: de Stiek, der Schlag, Slieke pl, ,
Prügel; de Slüg , d. der Schlag, Gattung. 2. als Krankheit; we-
gen: jö Wägt, 1. die Wage, 2. das Gewicht, u. s. w.
§. 212. Es folgen liier einige Zeilwörlcr, welche, in Ueberein-
stimmung mit §. 207, nur dadurch von den regelmässigen ab-
weichen, dass sie in der gewesenen Gegenwart und der Vergan-
genheit statt der Silbe et nur den Buchstaben d bekommen, der
ihrer Stammsilbe unmittelbar angefügt wird, weshalb es ganz
überflüssig wäre , diese Formen bei jedem einzelnen Worte wei-
ter auszuführen.
'Aien, ick äid , ick Itäluv aid , einem die Backen streicheln; be-
Jiähven , bedürfen; belieiven , belieben; beräiwen (beniwen) berau-
ben; beraiien , beruhen; beruh ssen , i. unter Schult begraben
werden , 2. berauschen ; betrauen , anvertrauen ; bieen , biegen ;
h'ülen , bilden; bräunen, brennen; brauen, brauen; brüggen ,
pflastern, mit Steinen, Suhsl. jö Stijnbrü ; büen, arbeiten, jö /?mw^,
die Saatzeit im Frühling; däien, gedeihen, Subst. jö Däged, das
Gedeihen, die Gedeihlichkeit; dieen , überhaupt Heisses vertragen
können, als heisse Speisen und Getränke, heisses Eisen anfassen
können , ohne sich daran zu brennen , u. s. w. ; dielen , theilen ;
312
dräien, 4. drehen, 2. drechseln; dricmen , träumen, Subst. de
Druhm , der Traum; chillen, 4. prellen, 2. drillen; dät Drillbör ,
der Drillbohrer; düllen, dulden; fallen, schinden; de Fdllbereh-
ser , der Fellbereiter, d. i. der Weissgerber; fäilen , fühlen, jö
Fäll, das Gefühl; feilen, füllen, jö Felling , die Füllung; fläien ,
putzen, schmücken, ausbessern, machen; fonldwwen , verdauen;
forgellen, vergolden s. forgäiijlleii ; fnrjüllen, vergelten; forkieren,
verkehren v. tr. ; fornäigen, 1. vergnügen, 2. v. rec. , sich vernei-
gen ; forlieiven , v, rec. , sich verlieben ; forsmöien , verschmähen ;
forteilen, 1. erzählen, 2. v. rec, sich verzählen; fr dien , freien:
fr dien , als reines Adjeclivum, hcirathssüchtig, manngierig; fräu'
en, ii'cuen , de Fräiide ; gällen, v>'c'mcn; glaaien, scblüpfen; gniesen,
das Maul nach einem verzerren ; jö Gnieskätt , Zerrkatze , d. i.
Fratzengesicht als Schimpfwort; gräten, wachsen; grähnen , wim-
mern , ächzen , engl, to groan , und wahrscheinlich von gleicher
Wurzel mit dem deutschen greinen und dem dänischen at gri^ie;
grälisen, schauern , jö Grälising , der Schauer, z. B. im Fieber; grihs-
sen , grausen; grdwwen, krauen, kratzen; gröhsen, 1. zermalmen,
2. einen knirschenden Laut geben , wie z. B. grober Sand unter
den Zähnen; grälmen, ausweiden, von dät Granm, Eingeweide;
gruen , grauen ; gunnen , gönnen ; lidien , engl, to Inde , einem
die Wahrbcit verbergen, mildernd für Ijaagen , lügen; häiwen,
wähnen, muthmassen; hieen, v, pass. , anschwellen vom Wasser,
steigen; 2. v, tr. , ein wenig erhölien ; liieren, hören; hdiowen,
\. hauen, 2. mähen, und dann unregelmässig (siehe die Ta-
belle); Julien, \. gelten, 2. wimmern, winseln; kännen , ken-
nen; käilen , kühlen; kdwwen, kauen; kiercn , \ kehren, v. tr. ,
2, V. rec. z. B. huhm änjn wdt kieren, sich an etwas kehren; klap-
pen, mit der Schere schneiden, 2. klappen, als Klangwort; klam-
men, klemmen, Subst. jö Klamm; kliewen , klieben , spalten;
knippen , kneipen; krdien , krähen; lieen, \. mieihen , 2. heuern;
jö Lie, die Miethe und die Heuer; lienen, leihen, to Lien , zur
Leihe; Heren, 4. lernen, 2. lehren; jö A/fr, die Kenntnisse, de Lee-
rer, der Lehrer; liesen, lösen, ]ö Lie sing , in Wäfiserliesing ; liewen,
\. lieben, 2. glauben; de Liemlc, die Liebe, de Luwe, der Glau-
be; mienen, meinen, jö Miening ; mjdivwen , mjauen; nämen, nen-
nen; näigen, v. rec., sich neigen, 2. sich genügen lassen: läjtt de
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dirrmämige , lass dich damit begnügen; päilen, dän. at pole, pla-
schen, platschen, im und mit Wasser, nd. polen und sölen, engl,
etwa to puddle, davon däi Päjl, dän. cn Pol (gedehnt, also Pohl),
das deutsche Pfuhl, aber in sehr verjüngtem Maasstabe; eine
kleine Lache im Wagengclcise , selbst verschüttetes Wasser bildet
en Päjl. Präiwen , prüfen, probiren; raucn, ruhen, Subst, jö Rau
und jö Rö; rehcn , recken, s. oben ; rä/ira , rennen; raison, reisen,
jö Räilis; riesen, 1. sich erheben, aufstehen, 2. emporrichten,
als : en Hüss riesen ; dät Riess , das Vermögen oder die Kraft zum
Aufstehen, fön 7 Riess wesen, von den Beinen sein, von kran-
kem Vieh, das nicht mehr aufstehen kann; römen, räumen; röien,
riemen, ein Boot mit dem Riem oder Treibruder schieben; säien,
nähen; sillen, nd. sielen, treiben, v. pass. , vom Wasser selbst, in
und auf demselben ; dät Sill, das Siel, dät Silllöch, der Sielzug,
Fluss , Au, u. s. w, , de Sillliünn, Seehund; shänken, schenken;
sfiälen , differiren , jö Sliähl , der Unterschied im Fordern und
Bieten beim Handeln, jö Forshälil , der Unterschied; jö Shähl h.
sonst die Sehale als Gefäss; shellen, schelten; shäivwen , die Hüh-
ner unterm Steisse befühlen, ob sie zeitig sind ein Ei zu legen;
sliöien , Pferde beschlagen; shrielen , i. schrillen, 2. quicken, von
Ferkeln; sftirren, schieren, Eier und Butter; sliräien, schreien;
smöien , aufstülpen z.B. die Aermel; snöien, drehen, ein Rad,
den Schleifstein, sich; späilen , spülen, dät Späiling , Spülicht;
spännen, spannen, jö Spann, die Spanne, dät Spann, das Gespann;
späien , speien, dät Späiling, das Gespieene ; spöien, wahrsagen,
de Spöier; spieen, verfitzen, wirren, v. tr. ; stallen, i. stillen,
2, stellen; dät Sldlling , das Gerüst, jö Ställing , die Stellung;
släwwen, stauen, das Wasser; staurmen, stürmen; stä/mcn, stöhnen,
dän. at stönne ; stiepen , Lichte ziehen , durch wiederholtes Ein-
tunken, sonst gijtten , giesscn, als: stiept an gähn Ljägte , gezo-
gene und gegossene Lichte; stieren, stören, jö Stier, Störung;
sliermen, riechen; stjöien, schaulveln, jö Stjöi, die Schaukel; stjürren,
steuern, wehren, jöStjürr; slraaien, gemächlich gehen; swäaien,
schwenken, flattern lassen, dän. at svaie; swiepen, einwindeln,
jö Swiep, die Windeln; swiermen, schwärmen; swummen, schwim-
men; täiiven, warten, nd. töwen, dän. at töve; teilen, l. zäh-
len, 2. jemand rufen; tieren, v. rec. , sich zerren, gebehrden; töi-
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cn, ihaucn, aufthauen; trauen, trauen (einem); uhsen, schöpfen;
ulilmen, glimmen; wäien, 4. wehen, 2. (weihen), ein Paar trauen;
wihssen, weisen, zeigen; wräicn , die Bettdecke aufdecken, zu-
rückschlagen; waarslmen, wanien; wärmen, wärmen.
Eine kleine Sammlung regelmässiger Zeitwörter i).
§. 213. Aanen, ahnen, jö Aaning , die Ahnung; ägen, langsam
fahren; ägten, achten; ännern, ändern. Balisen, haden ; bähsen,
Nutzen, Vortheil bringen, davon: de Bähse, Vortheil; das Subst.
von bähsen (baden) ist dät Ball, pl. da Bähse , und ebenso lau-
tet die Mehrheit von de Bähse; bäsen, birschen , von Rindern
in der Hitze; bäligen, rufen; bänken, klopfen; bägen , backen;
bäsern, bessern; baurigen, borgen; befähsen , v. rcc. , sich befas-
sen mit; bedröwwen , helrühen; befangen, v. rec., befangen mit et-
was; befrien, befreien; behagen— ; behöndeln , behandeln; be-
jäen, bejahen; bekümmern, v. rec, sich bekümmern um; belenen,
belehnen; belaagern, belagern; beläwen, erleben; bemündigen — ;
bemägtigen , v. rec., sich bemächtigen; begnäsigen , begnadigen;
belingen, belangen; berägnen , berechnen; berauen, beruhen; be-
rauigen, beruhigen; beröglen , berichten; berigligen — ; beshäsi-
gen , beschädigen ; beshdcken , beschicken ; " bcshaamen , beschä-
men ; beshülligen , beschuldigen ; beklawen , bekleben ; behuppen ,
behäufen; besldcken, belecken; bemalen — ; bemärken, bemerken;
beslönigen , beschleunigen ; bespären , ersparen ; beslräiven , bestre-
ben; tesiar/im, bestärken; bestjärlen , ht&imiQw; belälen, bezahlen;
belähmen [läjtlen — ), einen nur machen lassen, z.B. läjll kam man
belähme, lass ihn nur machen, allein darum sein; auch: läjll me
belijn, lass mich allein darum; belingen, bedingen; belrägten, be-
trachten; betjögen , bezeugen; blähsen, verb. act. intr. , unter etwas
flammen, um es zu kochen, mit lodernden BrennsloiTen, wie
1) Wo in diesem §phen die friesischen Wörter ganz so lauten,
wie die ihnen entsprechenden deutschen , ist nur ein kleiner
Strich beigefügt. Diejenigen derselben , welche früher unter ei-
ner andern Abwandlungsforin vorgekommen sind, haben neben
dieser auch die regelmässige, wie z. B. bägen, ick baiick, ick
häliw bägen und ick bägct, hähw bäget.
ol5
Stroh, Späne und dcrgl., davon: jö Blähs, dieses Flammen, diin.
af. Müsse, et Blus, engl, to blaze, a blaze ; blaasen, blasen;
bläcken, v. pass., bleichen, vcrschicsscn von Farben, dän. at blak-
ke ; bögen, wohnen; bannen, fluchen, bannen; blünen , v. pass.,
starke Hitze in den Backen haben; bläjnken, mit den Augen
winken, knicken; bedühssen, bedeuten; bcwunnern, bewundern;
beivären, bewahren; bewändern — ; bewälligen, bewilligen; be-
ivaagen, bewachen; bewägen, bewegen; blieken, v. tr. und pass.,
bleichen; brisen, flechten, engl, to braid ; blögen, sich schämen;
bäjcken, beuchen; bummern, Schallwort, Bummeriss, Hohleis, en
Bummer fjärt , ein Bummerfurz; boren, bohren; brüsken, prahlen
mit Farben, laut sprechen; bröckeln, bröckeln; bläsern, blocken;
brüsten, y, rec. — ; brähsscn, \. brausen, 2. das Gefieder sträuben,
daher: de Brüsskräjdder, der Kampfhahn, Braushahn, und das
adjectiv brösig, Brösighäid; brulcn, brüllen; billigen — ; braasen ,
braten; büffeln, büfi'eln. Dämpcn, 1. dampfen, 2. dämpfen; däc-
ken, decken; dulmen, nachlassen von Schmerzen; drönen, dröh-
nen; drögen, trocknen; drücken, drucken; dricgen , blühen, von
Getreide und Gräsern, jö Drieging , 1. die Zeit der Kornblüthc,
2. die an den Aehren hangende Blüthe selbst; däjngeln, bau-
meln; dräwen, treffen; daadein, tadeln; (%ew, tagen, von de Däi,
der Tag, pl. Dege; dönsen , tanzen ; digten, dichten ; döweln, doppeln;
dopen, taufen, de Düpe, die Taufe; drugen, seihen, von jö Druhg ,
blecherne Milchseihe , 2. Traube ; dröppen , tropfen ; däwiven , thauen ,
de Ddwwe , der Thau; döwwen, tunken; dölissen, deuten, jö Döhs-
sing ; dötlick , deutlieh; dören, bethören; ducken, tauchen. Jörnen,
aufsteigen, von heissen Wasserdämpfen, de Jbme ; ebben, ebben;
ennen, abenden, Abend werden; eggen, 1. anreizen, 2. verleiten,
verlacken. Fähsen, fassen; fügen, fegen; fällen, einem überall
nachlaufen; fangen, fangen; für wen, färben; fele7i, feilen; fes-
ten, fasten, da Feste, 1. die Fasten, 2. pl. von jö Fest, die
Faust; ßhssen, listen, fiesten, finseln, dän. at fise, engl, to fizz,
to fizzle, to foist; Subst. de Fifiss, dän. cn Fiis, engl, a fizzle,
a foist, deutsch: der Fist oder Fiest; fisteln, fitzen; fjärtcn , fur-
zen, Subst. de Fjärt, dän. at fjärte, en Fjärt, engl, tofart, a fart,
der Furz; fiedeln — ; fläsen , ausplaudern; fläbben, das Maul (die
Flabbe) hangen lassen; flönkcrn , flimmern, auflodern; fauserii,
40»
316
futtern, füllern; fäigen, fügen, auch rec.; flächen, mit dmbäi,
dmhäiflächen, sich herumtreiben , umherstreichen; fläshen, vorwärts-
gehen mit der Arbeit, mit dem, was man unter Händen hat; /?■«//-
f CM, fruchten; /am we/n, herumtappen; /ag-e/w, fehlen; //icAew , spal-
ten; füjllen, falten; frügten, fürchten; fölligen, folgen. Gäsmen,
gähnen; gäwen, gaffen; gären, gären; gässen,. dan, al gisse, at
gjätle,engl. to guess , vermuthen, aufs Oimgelahr schliessen; ga-
sen, gänseln , albern sein ; gtiudden , sich schütteln vor Ungeziefer ;
gesten, v, tr,, eine Kuh aufsiegen; gulpen, gussweise herausstür-
zen; gummeln, gäumeln, gnaupeln, knaupeln, muffeln; gjärden,
gürten; gecken, narren; gj^äinen, grünen; grummeln, wimmeln;
gilsen , gehen ; gögeln, gaukeln; gicheln, geigen; gräpeln, grapsen;
grubein, grübein; grölen, grüssen. Hälen, holen; hallen, hinken;
hdjnken, auf einem Beine hüpfen; hacken, hacken; hägen, 1. ge-
fallen, behagen, 2. an- oder aufhaken ; //äs/ew, eilen, hasten; hdxen,
hexen, jö Hdx, dieKe'ie; h äiven ,hcl)eii, erhebcB; harken, 4. hor-
chen, 2. gehorchen; kämmen, i. säumen, v. ti\, ein Tuch, 2. ein-
hegen; kämmen, hemmen; käkseu, hassen; kernen, hieben, kei-
chen, nd. hiemen; kermen , v. rec, sich härmen; kielen, heilen;
/i?j7/e« , fessein ; kögen, v. tr., erfreuen; kappen, hüpfen, de Uöpp;
köwen, hoffen- köndeln, handein; kölen, heulen; köcken, sich nie-
derkauern, de Hocke ^ ätijn'e Böcke sältcn, in dieser Stellung sit-
zen; kosten, husten; Jiühssen, behausen; klimmen, zu Pferden,
wenn sie Platz machen sollen. Jöscn, dem Vieh auf dem Stalle
morgens und abends dreimal ein Futter [Jefl] nebst Wasser geben ;
jagen, \. jagen, 2. eWen; jähhen , mit offnem Maule gaffen; jäppen,
nach Luft schnappen; jasfisn, einsühlcn, beschmutzen; jammern,
jammern; jucken, iauchzen; iwern, eifern , dät Iwer: ihnen, einen;
ilen, eilen; ihrwen , erben. Kappen — ; kempen, kämpfen; käiveln,
zusammcnkoppeln von Pferden ; Maren , karren ; klagen — ; klüiv-
wen, klauben; klären, klären; killen, kitzeln; kläiscn, mit den
Nägeln kratzen; kloppen, klopfen; klüsen, v. rec, sich büscheln, von
de Klähse, die Traube, der Büschel (racemus und fasciculus);
kldtshen , mit der Peitsche knallen, in die Hände klatschen, jö
Kldtsk, die Schmitze an der Seime (de Seme) einer Peitsche, wel-
che den Knall verursacht; kläwen, kleben; kldwwern, klauern,
klettern, überklettern; kliwwen , klimmen, über einen Zaun slei-
517
gen; klammern von klammen, klemmen , in die Höhe klettern , daher
gewöhnhch mit dp, äphldmmern, hinaufklettern; klüjngern , klin-
geln , schellen ; klücken , klecksen, Subst. de Kläck; kcujcln, gackern ;
kiecken, gucken, jö Kieck, der Ausguck, äiv'e Kieck släujnnen, auf
dem Ausguck, auf der Warte stehen; kiwwen , keifen, dät Kiß\
die Keife; knasen, krachen; knacken, 1. knacken, 2. knicken, de
Knack, ditv Knack und der Knick; knüppeln, Spitzen klöppeln, da
Kndppelse, ein Collectivum im Plural, dän. Kniplinger; Band klöp-
peln h. /ö/i/c/«, und die Klöppel Töntelslöcke; klönken , \ondo Klönke,
der Erdklurap, Erdkloss, jemand damit werfen; klömpen, v, tr.,
klampen, von de ä7öw;j , die Klampe; /./rtWen, flicken, ausbessern,
von de Klütt, der Lappen, Fleck; krdwweln, kriechen, kraucln, von
Insecten, 2. von Menschen und Kindern, auf allen Vieren krie-
chen; sonst heisst es kriepen, s. o. ; kranen , reckhalsen, vergl.
der Kranich und der Krahn , engl, a crane für beides, dän. at
krane, en Kran , der Krahn; klucken — ; kräicken, zuhaken, mit Ha-
ken und Ochsen oder Gehren [Kräicke ati Ause, Singul. jö Kräick ,
jö Auh&)\ krüllen, kräuseln; Ä-ff?<r/en, kürzen, de Kaurte, die Kürze;
kräwen, mahnen, um Bezahlung anhalten; kregeu, kriegen, de
A'n'f/?. der Krieg, pl. da Krege; kosten, kosten, da Ünköstc, die
Unkosten; kräjnken, kränken; kröppen, an Leibesfülle zunehmen;
künnigen, kündigen, ein Capital, dpkünnigen , 1. dasselbe, 2. ein
Brautpaar in der Kirche aufbieten; kräweln, krüppeln; knurren — ;
knappen, knüpfen, z. B. den Rock; hiöppen, 1. knospen, 2. zan-
ken; krTimen — ,* killen — , Laagern , lagern; /äsj^e?« , einladen;
länen, v. rec. , sich lehnen, de Läne, die Lehne, de Läneslänjl
oder Länstäujl; läiven , 4. einlecken, wie die Hunde das Wasser,
2. laben ; Idjnken , leicht einherhüpfen ; läwern , liefern ; Idn-
«erw, lindern; lüpen , läppen, flicken; Idspcn, lispeln, dän. at
läspe, engl, to lisp; lasten, leisten, wird nur da gebraucht, wo
man, aus Mangel an Vermögen, etwas nicht leisten oder ertragen
kann, z.B. beim Auflegen zu schv,erer Abgaben: Ite kön 't äi
laste, er kann es nicht ertragen; ITiiden, blitzen, de Luid, der
Blitz; /änAen, ketten; läwern, auftrieseln, v, lT.,dpläwern, als verb,
pass., fasern; lören und lörren , lauern ; löwen , geloben; locken, loc-
ken , verlocken ; locken , glücken , gelingen ; licknen {Uckenl}, glei-
chen, ähneln; lögen, lohen, flammen, lodern, de Löge, die Lohe;
518
löhnen, launen, maulen, de Löhne, die Laune; IJögten, leuch-
ten, de Ljögter, die Leuchte, nicht Leuchter, de Stäujnner ; Her-
ken , wedeln; laummen, lammen, von Schafen; limmen, v. tr. , lei-
men; lullen — ; Immen, v. tr. , Heu und Getreide auf den Wagen
laden (/(Mwew, als Adject.,kalm, windstill); laken, lachen; lacken,
lacken, versiegeln; läiven, leben; lacken, lecken, einen Leck ha-
ben; lecken mit der Zunge heisst sldcken; lilhssen , lausen.
Maanen, malmen, vergl. kräiven ; formaanen, ermahnen; mägen ,
machen; malen — ; mrdten , malzen; mangeln, i. mangeln, gebre-
chen , Subst. de Mängel , 2. Wäsche mangeln , mangen , rollen ,
sie mit der Handrolle (dät Mängeljöch , Mmgelbaurd an Mängel-
stock) glätten; mätteji, matten, wie der Müller das Korn; mashen,
maschen ; mäistern , meistern ; mdcken , küssen , de Mdck , der
Kuss (auch npjjcn); marken, merken; mälden , melden; mässen ,
fehlschlagen, missen; auch Gottesdienst halten und vor dem
Altare singen, de Willermdss , während der Messe; mästen, mis-
sen, entbehren; männern, mindern; mäjdden , mähen; misten, ne-
beln , de Mist , der Nebel , mistig ; mjögsen , misten , ausmisten ,
huhm tömjögscn , einsudcin, rcc. ; mölken, melken, mäilk, Adject. ,
milch , eine milche oder melke Kuh , die Milch giebt , sonst ist
sie gest , sieg ; münten , münzen ; münstern , mustern ; mucken ,
mucksen; mören, mauern. Nacken, nicken, de Ndck; näujtten,
trällei^n; nijddigen , durch Noth zwingen; so auch mjdsägen , zu
etwas genöthigt sein ; zum Essen und Trinken nothigen heisst :
krösen; njülten, nützen, de Njülte, Nutzen; nillen, sich an oder
mit Nesseln brennen; vjäscn , zaudern; m'jdtugtigen , nothzüchti-
gen ; nocken , schlucken , den Schlucken haben , da Nocke coli,
pl. ; nöppcn , zwacken, kneipen, in die Haut; davon jö Nöpp ,
der Floh , de Nöpp , ein Zwack , Kniff mit den Fingern ; nebben ,
sich schnäbeln ; nünnen , lullen , trällern ; näigen , neigen , jö
Näiging. Ohmen, athmen, de Ohme, der Odem, Athem ; 5 fern ,
opfern; ordnen — ; önlurden , antworten, jö Önturd, die Ant-
wort, sonst auch dät Sivär , von swären; orten, vom Stallvich ,
wenn es das vorgeworfene Heu und Stroh nicht rein auffrisst ,
orten , also : am Orte liegen lassen ; ölen , öhlen , jö OUng , die
Oehlung , braucht man so : dirr het 'r cn gauhs Oling oder Lör-
ring füngen , da hat er brav was weg gekriegt; altern, äussern.
519
Packen , packen ; fägeti , pichen ; ;jä/)ew , an der Brust saugen ;
-pärcii — ; palen, schelfcn; picken, \. picken, 2. picken, mit
der Pieke ; inesen und piesern , rappeln ; pennen , verschlies-
sen; pdrien , perlen; passen, 1. passen, 2. im Kartenspiele; pas-
sen, pissen; plagen — ; placken, pflöcken ; j^/wc/ce/t , i)flücken; plau-
gen, pflügen; pläshen, plätschern; placken, flecken, Flecke set-
zen; plumpen — ; plünnern, plündern; pläscrn , im Wasser herum
platschen, plätschern; plegen , pflegen, jo Pleg , die Pflege; plir-
ren, blinzeln, dän. at plire ; polen, v. tr. , dän. at pille ; pösen,
bauschen , von Kleidern , Aermeln u. s. w. ; piriijlen , predigen :
das Subst. heisst jö oder |dnt Präjtäi, die Predigt; präcken, dän.
at prikke, engl, to prick , de Prdck , i. der Stich mit einer Na-
del oder dergl. 2. der Tüpfel, Punkt, z.. B. über dem i; pochen,
trotzen; piepen — ; prungen , lauschen , jö Prung , der Tausch; jjraw-
sen , unübersetzbar, humpeln, pfuschern, stümpern, aus Unge-
schicklichkeit mit einer Arbeit nicht fortkommen können und sie
dadurch verderben; äujnhupprausen , einem eine Sache , eine Arbeit
so verwirren, dass sie nicht wieder gut gemacht werden kann;
jö Prau/is, \. eine elende Rennkerze, bei der man immer im
Dochte stochern [prausen oder purren) muss , 2. ein Frauenzim-
mer, das prauset; dePrauser, der prauset; piirreti , A. stochern,
im Lichte , an den Zähnen , daher , 2. aufwecken , 5. reizen ;
forpiirren, tr. , vereiteln, einem sein Vorhaben; prdnten, dän. at
prente, mit Fraeturbuchstaben schreiben; pulsen, putzen, jö Puls^
4. der Putz, 2. der Possen; prälen , prahlen; pumpen — ; pjärsen ,
pressen; pulshen, im Wasser stören, de Pulsher oder Plumpstöck,
die Störstange; pulen, pfählen, einen Zaun; pictshen , peitschen;
prägein , i. stricken, da Prägle , die Stricknadeln, Singul. de
Prägel, 2. prickeln, 5, vertauben, von den Gliedmaassen. Ragen,
d. den Bart scheren, 2. iöhuperägen , zusammenraffen, schieben,
dählrägen , herunterschieben , z. B. vom Tische , dmrägeii , etwas
umrühren, z. B. Korn, tordgen , das Feuer verwahren, es mit
Asche bedecken; jö Rähg , die Ofenkrüeke, dän. en Rage, engl.
a rake ; de Rüge wird so gebraucht : wenn jemand in seinen
Vermögensumständen nach und nach so zurück kommt , dass er
sich nicht mehr zu helfen weiss , so sagt man : dät ds äw'cn Rüge
mä häm , gleichsam auf dem Leeren , Nackten ; ferner , wenn ein
520
Kranker faselt , oder ein dem Tode Naher das Bettzupfen be-
ginnt, dann ist es äiv 'cn Rüge mit ihm; rächen, mit lö, einsu-
deln, übel zurichten; räspen , i'aspeln; rddden,vellen; raasen, ra-
sen ; raaieln , taumeln ; räicknen , nach etwas herumkramen ; rdn-
sägen, dän. at randsage, überall, bis zu Rande, nachsuchen,
forschen ; rullen , rollen , jö Ridl ; röchen , dän. at rokke , vom
Fleck rühren, bewegen; rewen , rechen, harken, von jö Rew ;
rebben , rülpsen ; rausern , rudern , steuern ; riehen , räuchern ;
rägnen , rechnen ; rüjtten , muhen ; rimmcn , reimen , de Rimm ,
der Reim; rauhen, ranken; rabben , rupfen; rippen , i. verb. im-
pers. , reifen ; 2. v. pass. , reifen , als : da Plüme rippe ; rühssen ,
ültrühssen , ausstürzen , ausrüllen , von alten Wällen , Mauern , u.
dergl. ; rüsten — ; rasen , faulen ; töhupperulten , zusammenrotten ;
ritsen , ritzen; röwen , vernarben, von Wunden; ruhen, schobern,
V. a. inlr. Sägen, sägen; sägnen , vermissen; sällen, satteln; sä-
sigen , sättigen; sacken, mehr zusammensinken, vom Korne und
dergl.; säiijmien , sanden; sannen, sinnen; sömen, v. rec, sich zie-
men ; sören , siechen ; siepen , seifen ; själlcn , gleichen ; sällen ,
salzen ; sulwen , salben ; sechen , sacken , im Sack füllen : de Rar
sechet gänjd , die Gerste sacket gut; shälen , schälen; shüfen ,
schaffen, herbei; shäcken , 1. v. rec. , sich schicken, 2. tr. , schic-
ken , senden ; shaanien , v. rec. , sich schämen ; sliänhen {shängd) ,
schenken ; sägnen . segnen ; säppen , vom AVasser , das sich aus
feuchtem, nassem Boden und Rinnen in eine Grube zieht; daher,
jö Säpphöhl ; shäsen, schaden, de Shäse; säg ein , segeln; sihssen,
zischen; sähern, sichern; slächen, lecken; sluchen , mit anfsluc-
hen , wdgsliichen , sich beschämt und muthlos davon schleichen ;
sliläbben , schlabbern; summen, schleimen; slägiigen , schlachten;
slubbern , schlürfen ; slieren , schmeicheln , liebkosen ; sögen , v. tr, ,
saugen ; sögen , v. pass. , de Rräi slönl an söget , von der am Feuer
stehenden Grütze , in welche die Milch allmählig eingesogen wird ;
shräwen, 1. schaben , 2. striegeln; shudden, schütteln ; sfiäwen, schif-
fen ; shölen , 1. gesenkten Blickes, wie ein Hühnerdieb, ein-
herschleichen: he gnngt an shölet , 2. an einen Ort gehen, wo man
vor Wind und Regen geschützt ist, daher jö Shölil ; shäjnlen
[hiihm), V. rec, sich spulen; slmlpen , 1. Flüssigkeilen in einem
Gefässc umschütlcln, 2. auwerslinlpen , überschwäppern , z. B. das
521
Wasser im Eimer, wenn er zu voll ist; shunigen, schonen; shär-
pen , schärfen; s/ieinpen , scliimpfen ; snurren , schnurren; siiareu,
bestricken, in' Schlingen fangen; snägen , schleichen, davon jö
Sndgg, die Schnecke; shrulen , brüllen, aus vollem Halse schreien;
shräckcn , sehrecken, de Shrdck; shrädden , mit tö , einen Richt-
steig gehen, oder schräg hinüber; shrämmen , schrammen, jö
ShrUm ; shöcken , hocken, in Hocken setzen; shrdjnken, mit in,
einschränken; s/iraaien , 1. v. tr. , nur halb gar kochen, 2.
schroten; shrubben , v. tr. , schrubben, scheuern, kratzen mit
steifen Bürsten und Besen , z, B. den Fussboden (de Tele) und
die Milchbottiche (da Fdlise , sing, dät Fei); släntern, schlendern;
släseni, plaudern, klatschen; släiven, schleppen; shiMen, besteuern;
shären, kratzen, wenns einen wo juckt, jucken; sfiäwen , sich
gebehrden; shiirwen , zernagen, wie die Mäuse; shröckcn , etwas
kränklich sein , von Menschen und Hausvögeln , die dann auch
keine Eier raeiir legen ; shrögen , bezeichnet den unreinen Ton
eines irdenen Gefässes , das einen Riss oder Sprung hat; sägein,
in Ohnmacht sinken; sicknen , seufzen; släsen, im Schlitten fah-
ren; slöppen, schlaffen; slürren , aufschieben, hinstehen lassen,
de Slürre , die Saumseligkeit; smägen , schmecken; snidUen,
V. tr., schmitzen , bei den Webern, die Schmitte (dät Smdtling)
auf den Aufzug werfen und einstreichen; smelen, lächeln;
smöken [smökt) , schmauchen; snäken, sprechen; sndrken , schnar-
chen, auch snürrigen; spälen , spielen; sparen — ; spaaiten ,
spritzen; sparen, spüren; spirren , 4. keimen, 2. sprossen; spds-
sen , spitzen; sprdivweln , strampeln; spdhsen^ spiessen; spijllen,
V. tr. u. pass., spalten; spucken, v, tr., Speichen, ein Rad; sonnern,
V. tr., sondern; spihssen , speisen; späten, \. spotten, 2. flecken,
Flecke setzen, davon spölsh, spöttisch, und spötig , fleckig, wie
in säm/nerspö%, sommersprossig; splähsen, v. tr., splissen, ein Tau;
splintern, v. pass. u. tr., splittern, splinternäi, dän. splinterny , na-
gelneu , splinternägel , splitternackt , nagclnackt , ein Doppelwort ;
sprdinken, v. tr., sprossen, eine Leiter, \on Sprdinke, die Sprosse;
spülten, ausspucken; spünnen, v. tr., spunden; staaivebi, mit ült ,
die Pfeife ausräumen , dät Staaivling , das Ausräumsei ; släjcken ,
in der Asche braten; släpen , stapfen; forslaalen , verstählen;
stammen, v. n. — ; slämmern, stottern; stämpen, stampfen, de Stämp,
«in Stampf mit dem Fusse, jö StämjJ, die Stampfe, Stempel, de
Stömper, der Ladestock, und slämpeln, stempeln; manchen, stö-
bern, de Snauckliünn , der Slöberhund; (dät Snaiick in Killsnauck,
der Kesselhaken über dem Feuerheerde , und Lämpesnauck, die
Lampenkette zu einer Hängelampe, sind nicht von snaucken, stö-
bern, sondern von einem andern Worte snaucken, welches auf-
ziehen und niederlassen bedeutet , abgeleitet) ; snavppen , schnau-
pen , sagt man vom Yieh , wenn es über dem vorgeworfenen
Futter steht, ohne davon zu fressen; ebenso von Menschen, wenn
man etwas Angebotenes , besonders Essen und Trinken , aus-
schlägt: wällt nint Itewe , so kaast snauppe , willst du nichts ha-
ben, so kannst du zusehen; stoppen, \. stopfen, 2. steppen,
jö Stöppnell , die Steppnadel; staurken, mit dmbäi , herum stor-
chen, von jö Staurk , der Storch; stiften — ', strafen — ; sttiwen, mit
dp, aufstofen , z.B. Kartoffeln, Birnen, gestofte Speisen; straa-
len , strahlen ; strammen , strammen , von stramm , stramm , was
nach allen Richtungen seiner Weite stark gespannt ist, z. B. ein
vollgepfropfter Sack, stramme Hosen; bloss der Länge nach stark
gespannt heisst struff , straff; sträiijnnigen , v. pass., stranden;
slringen, mit äiijn, anstrengen; sträwen, i. streben, 2. streiten,
zanken; strulimmen, strömen; striilen , slrullen , gewaltsam in ei-
nem dicken Strahle herausfliessen ; stocken , anstücken ; slückcn ,
Torf stauchen, daher de Stücke, eine Stauche Torf; Stumpen ^
von slump , stumpei , stumpfen , v. tr. ; staurmen , stürmen ; senni-
gen, sündigen, de Senne, die Sünde; forsnnvjen , versöhnen;
forslmnigen , verschonen; sjühsseln, dän. at sysle, süsseln, pässeln;
swieren, in Trinkgelagen schwärmen; sliivwen, v. tr., steifen; stiiv-
wem, gerinnen, vom Blute; spickern , annageln; sörrigen , i. sor-
gen, 2. trauern, jö Sörrig , i. die Sorge, 2. die Trauer; steilen,
sich bäumen , von Pferden , aber nicht rcciprok ; sülten , sülzen ,
gekochten Speck in Salzlake legen; dät Sohl heisst die Salzlake,
davon dat Sülll, die Sülze; swdcken, zwicken; swäcken, schwä-
chen. Taageln , v. tr. , zagein, von de Taagel, der Zagel; tacken,
V. tr., auszacken, de Tack; täJilen , einen losen Boden legen,
die Hille , also hillen , zu Heu und Getreide : dat Täling , die
Hille ; tdlten , v. a. intr. , zelten, Zelte aufsehlagen, wie beim
Eindeichen eines Koges, im Feldlager, u.s, w. ; tarnen ^ z.B. hekönt
523
äi tarne, er kanns nicht übers Herz bringen, sich nicht bezäh-
men, CS zu ihun ; adjccliv tarnen, Tämenliäid, ohne Zcilbegrilf,
wie fräien , manngierig ; täpen , zapfen ; tä$en , necken , reizen ,
anzapfen, täsig , gricklich , leicht gereizt, Täsighiüd; tienen , die-
nen , de Tijnst ; iicmcn , diemen , das Heu , von jö Tiem , der
Fahrzaum ; taakeln , takeln ; tiescn , auszupfen ; täinsen , von de
Täms, die Seihe aus Haartuch, auch Haarsieb, daher seihen und
sieben, sichten; tirren, v, tr., aufreizen; turen , thränen; tjäsen ,
albern schwatzen; tagten, dicht machen; tieknen, zeichnen; tnig-
ten , trachten; trägtigen, trichtern; trampen, trampen; trümmcln ,
wälzen, rollen, purzeln; trästen, trösten, dcTräst; träwen, traben,
jö Träw , der Trab; treten, trillen; trüiviven, di'ohen; tweien, sab-
bern, quielen; tuten, tuten; tugtigen, züchtigen; twihssen, flüs-
tern, wispern; träckcn, ziehen; tingen, dingen, feilschen; tun-
nern, donnern; twägen, kleben; twcigen, mit auf (ab), außivägen,
z.B. ein dickes Stück Brot; träten, zaubern; tönken, danken, de
Tönk, der Dank; twenen, verb. regul. und irreg., zwirnen, davon
dät Twjärn, der Zwirn; ttvjärnen, quernen, von jö Twjärn, die
Querne, Handmühle. Ugen, v. a. intr., arbeiten, beschäftigt sein,
ä/«M^e«, fortarbeiten ;M//se«, v. tr., schöpfen; uken, v. tr. und pass.,
weichen, einweichen; ursen, lenzen, Frühling werden, von de
Uhrs. Wären, 1. währen, dauern, 2. v. tr, , aufbewahren, 3. v.
rec, sich wahren; ivälen, welken; wäjnken, winken; wandern,
wandern; wä//erw, 1. wälzen, 2. wällern ; wadrferw , sonnen, wittern,
durch Luft, Wind und Sonne trocknen, z B. Betten, Kleider, Heu
u. s. w. ; ivaatern , v. tr., einen Zeug wässern ; wähsern , wässern ; iväck-
seln, wechseln, deWdcksel; icaaitefi, winken; ivärken, schmerzen;
wärrigen, dasselbe; wirr igen, erwürgen; wirken — ; wichen, wei-
chen; Witten, weissen; wählen — , jö Waal; waagen, 1. wagen,
2. wachen; ivdnshen, wünschen; wäggen, wiegen, von jö Wägg,
die Wiege; wönnen, wannen, das Korn in der Schwingwanne, jö
Wönnüjlling ; wjärdigen, würdigen; ivjdrpeln, worfeln; ivippen — ;
tvelen, ausruhen; wuppen, ähren, Aebren setzen, von jö Wupp,
auch: die Aehren mit dem Aehrenbesen (de Wttpper) abfegen;
wöwiven, weihen, von jö Wöfj', d.i. beiliegen, beiwohnen; wrölen,
wühlen, von Schweinen, Maulwürfen u. s. w. ; wäigen, auf und
nieder wiegen ; it'c/c«, wetzen; walken, walken; widden, üttividden,
•11 ♦
ausweiten, erweitern; ivönterti, wintern, auwenuäntern , überwin-
tern; forwirren, verwirren; wunnern, wundern, u. s. w.
Sinnverwandte Wörter aus den Zeitwörtern,
§.214. i. Aujnägtnämen , in Acht nehmen; shunigen, schonen.
2. Aujngiingen, angehen; shijUen, scheren, kümmern; bäihämen.
5. Sieen, sehen; laiicken, das deutsche lugen, engl, to look;
kiecken, gucken; de Laiicke, der jedem Menschen eigenthümliche
Blick: he fiet cn fölen Laucke, einen bösen Blick, sieht verdächtig
aus den Augen.
4. Riesen, sich aufrichten; äpstäiijnnen , aufstehen; auwerijnne-
släiijnncn, aufstehen, wörtlich: überendestehen.
5. Finnen, finden, ültfintien, ausfinden, dpfinnen, erfinden; äp-
degen, entdecken.
6. Utt fairen , ausführen ; ijnnen, beendigen , vollenden ; fiill fairen.
7. Tjäsen, piesen, piesern , gasen, släsern , Iwittwädden , tistjäsen,
snicksnäken, trindmsnaken , trinämmeruken , lauter Wörter für al-
bernes, leeres Schwatzen; die weibliehen Hauptwörter sind hier
folgende: jö Tjähs, i'oPiehs, jö Göhs, jö Twittivädd; die männlichen
bekommen meistens die Endung er, als: de Tjäser, Pieser, Göser,
Släserer, Twiltivädder, Trindmsnäker , en Trinämmeruk.
8. Fläsen, ausplaudern; släsern, klatschen; eßersedden, nach-
sagen; de Fläspöse, der Ausplauderer; jö Släsertäsh, die Plauder-
tasche, Klatscherinn.
9. Ültmägen ^ ausmachen; bdilMden ,ht\\egex\', aufmägen, abma-
chen; sljögten, schlichten; äujnt Rögtbringßn, zu rechte bringen,
40. Blaasen, hhsen; pusten, pusten; ahmen, athmen; hdchen,
hauchen; de Hdch, de Püsl.
\l. Snöwwen, schnaufen; snäiveln , durch die Nase sprechen.
42. Hemen, hieben; trungbursiig wesen, engbrüstig sein; kaiirt-
ohmig wesen, kurzathraig sein.
4 5. Tjögen , anschaffen , äiijntjögen, dasselbe ; daher alle Kleidungs-
stücke, alles was man auf einer Reise mit sich führt, alles Vieh
mit dem Colleclivum dat Tjöch bezeichnet wird, nd. dat Tüg.
Tjögen ist auch vor Csericht zeugen, de Tjöge, der Zeuge,
14, T6ledile7i, zulegen, Kälber, Läniraer, Füllen; dpiiocn, auf-
ziehen, gross ziehen; dpfmiscrn, auilütlcrn u, s. w.
45. Befä/isen, v. rec, sich befassen mit; aufjewcn, v. rcc., sich
abgeben.
IG. Behäiwen, bedürfen; brücken, i. brauchen, 2. gebrauchen;
nölissig hetven; jö Beltäitv, der Bedarf; de Brück, der Gebrauch.
i7. Befälen, befehlen; bijdden, gebieten; forordnen, faarshrm-
wen; de Befahl, dät Bödd , jö Forordnmj , jö Faarshrdß.
48. ßcspränken, besprengen; bespaailen, bespritzen; be&pölen,
beflecken (sonst aucTi bespotten), betüpfeln; deSpaait, der Spritz;
de Spot, der Fleck, dat Spät, der Spott.
49. Befrien, befreien; forliesen , vcrb. reg., erlösen, entbinden;
rädden, retten; {forliesen, v. irreg., verlieren, de Forljüst); aus
jenen) : jö Forliesing, die Erlösung; jö Bdddning.
20. Bcsörrigen , besorgen ; besldllrn, bestellen; üttrögten, ausrichten.
24. Begercn, begehren ; forlingen, fordigen, verlangen und fordern.
22. Bdgtigen, beichten; bekänncn, bekennen; töstäujnnen, ein-
gestehen; jö Bdgt, die Beichte ; löslävjnnen ist auch zustehen , daher
de TöstUnd, der Zustand.
25. Bliwivcn, bleiben; täiiven, warten; Imlim dpitiijllen, sich
aufhalten; dat A'pimjll, der Aufenthalt, die Hemmung; dät A'p-
äiijnthüjll, der Aufenthaltsort.
24. Belesen, beladen ; befragten, befrachten ; bepacken, bepacken.
25. VFaanjäwew, wahrnehmen; Ugljcioen, Acht gehen \ äwmärken ,
aufmerken; dpmärken und dpliieren , lioch aufhorchen; dphieren
ist auch einem seine Lection überhören.
26. Bjdrsten,hevs{ex\; riiviven , \'e\%scn; springen, springen.
27. Beräiren, berühren ; befallen, befühlen ; begrabbeln, begrabbeln.
28. Besieen , besehen ; besigtigen ; bclrägtcn ; jö Belrägtning.
29. Huhm besdnnen, sich besinnen; huhn betanken, sich beden-
ken; hiihm sömmeln, sieh sammeln; lö liulimsellew kämen, zu sich
selbst kommen; huhm bedärrigen, sich sammeln, wenn man
plötzlich aus einem tiefen Schlafe, einer Ohnmacht, oder dem
Rausche erwacht; vom Ungcwiiter gebraucht, heisst es sich legen.
50. Beken, recken; tieen, ziehen; streken, strecken; dät Töch,
4. der Zug, 2. das Mal; de Töhg , pl. Thögo, der Zug, Streich.
34. Hdm sömen , sich ziemen; häm passen, sich passen; hdni.
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shäcken, sich schicken; hdm äujnstäujnnen , anstehen.
52. Beren, Geld heben; iwwämew, einnehmen; häwen, jö Uäiving ,
die Hebung auf einer Amtslube, u. s. w.
35. Tönken, danken, tönksedden, danksagen, fortönken, verdanken.
54, Gunncn, gönnen; wdnshen, wünschen, einem etwas.
35. Häiern, haaren; fähsern, mausern; hüdden, sich häuten.
36. Siridden, streiten, rechten; slräwcn, bloss mit Worten über
etwas streiten; tjdivweln, sich zanken.
57. Dukggen, ihun; magen, machen; forrögten, verrichten.
58. Binnen, binden; kneten, anknoten, durch einen Knoten.
59. Heipen , helfen ; häisläujnnen , beistehen ; jö Help , de Bäiständ.
40. i?e(/jere«, regieren; räjdden, freie Handhaben; ivättösedden
heiven, was zu sagen, zu befehlen haben.
41. Holen, heulen; U'jllen, aus vollem Halse schreien; shnilen,
brüllend schreien; briilen, brüllen; dät Töl, Getöse, Lärm, Gezänk u.s.w.
42. Lärmen, lärmen; daaiven, toben; rabdllern, schmetterndes
Geräusch machen; dät Ldrm, dät Bdbdller.
45. Hdxen, hexen; trölen, zaubern; forhäxen, behexen.
44. Hieren, hören; lidrken, horchen; lijren oder lörren, lauern;
liieren und harken heisst auch gehorchen.
4ö. Höppen, hüpfen; hdjnken, auf einem Beine hüpfen; halten,
hinken, hinkend sein; de Höpp, der Hüpf.
4(i. Kldjngern, klingern (Veröfterungswort von klingen); rdjn-
gehl , rasselnd klingen oder klingend rasseln , als verb. pass. ; shrdjn-
geln , dasselbe als v. act. intr. Alle drei Wörter bezeiclinen das
hell oder klar Lautende im Tönen klangbarer Körper, besonders
der Metalle und des Glases. Kldjngern geht aber mehr auf das
andauernde Erzittern des klingenden Körpers; rdjngeln mehr auf
die Wiederholung des Klanges, und shräjngeln zugleich auf die
veranlassende Ursache. Ein hingeworfenes Silberstück auf eine
harte Unterlage, eine freihangende Stahlslange, die man durch
einen Schlag mit dem Hammer erschüttert, und ähnliche Dinge
Mäßigem; ein auf der Landslrasse daher fahrender Wagen, mit
weiten Achsenbüchsen und lossitzenden Lünsen [Lensc), rdjngell;
so auch die Schlittenschellen, und insofern sie durch die Bewe-
gungen des Pferdes oder durch eine Menschenhand zum Klingen
gebracht werden , shrujngelt man damit; daher nun auch jö RdJn-
327
cflcboss und jö Sliröjnglcboss, in diesen beiden Beziehungen für
Scliellenbüchse, dän. en Ranglebösse , von Rangle, die Schelle,
fries. jö Rüjngel, und ein Hcnkellopf mit zwei Henkeln, Das
deutsche Ä/m<;eM heisst auch im Fries, klingen; aber nur ein, etwa
zum Nolhbehelf gebildetes, Veröfterungswort hungern könnte dem
fries. Worte kläjngcrn entsprechen.
47. Bögen, Möpfen, bänken, heisscn alle drei klopfen, pochen
u. s. w'., jedoch in verschiedenen Beziehungen ; bänken bezeichnet
ein starkes Klopfen; vom Pochen an eine Thür braucht man bäti-
ken und bögen; Klu/ise bögen, Wäsche klopfen; dät Bögsliörn, der
Bläueltisch; de Kluseböger , der Bläuel, das Bläuelholz; huhm äw'e
Shullere kloppen, äiijn'e Häiijnne kloppen, u. s.w.
48. Lienen, leihen , fd /jew , zur Leihe; faarshijtten , vorschiessen ;
ültledden, auslegen.
49. Länen, lehnen; stippen, stützen.
50. Lieren, lehren; unnerrögten, unterrichten; unnerwihssen.
M. Prifissen, preisen; ült strick en , herausstreichen; prahlen — ;
gröttspregen,
52. Locken, locken; eggen, töeggen, verleiten, anreizen zu,
53. Hii/im äjltdregen , sich gebehrden , betragen; äjttbcren ,
dasselbe; Imlim tieren.
54. Daadein, tadeln; äw wdt ütlsetten, aussetzen; hijn mägcji,
schlecht machen, herabsetzen.
55. Huhm tvdt uhgivittigen , einem Vorwürfe machen; huhm wdt
iinner'e Naas riivwcn, einem was unter die Nase reiben; shönklüt-
ten, verläumden, einem Schandflecke anhängen; beshönklütlen,
5ß, ßldlden, melden; bekänd mägen , bekannt machen; wähse
läjtten, wissen lassen; mddielen, mitlheilen,
57. Mdmägen, mitmachen; eflermägen, nachmachen; efteräwen,
nachäffen; efterduhggen, nachlhun.
58. Mosern, modern; form ösern, vermodern; forivesen, yerwesen;
rasen, faulen, morschen; forrösen, verfaulen; dprösen, durch-
faulen.
59. Mienen, meinen; gdssen, engl, to guess; häiiven, wähnen;
formausen ivesen, vermuthend sein, vermulhen, ]6 For mau sing ;
tanken, denken; liewen, glauben; tdjnten, däuchten; faardriwwen,
einem vorschweben.
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CO. Dräien, drehen; kieren, kehren; wijnnen, wenden; snöien,
drehen, z.B. den Schleifstein, ein Rad u. s. w., dän. at snoe.
61, Dullen, dulden; lihssen, leiden; iUtslänjnnen , ausstehen;
üühiijUen; düllig , jö Dülligliäid, Geduld, Duldsamkeit.
62. Ilen, eilen; hasten, haslen; jagen; Im/im shäjnten , sich spu-
ten; jö IM, jö Hast, jö Jagt.
'63. Inprmiten , einprägen ; inshnrpen , einschärfen ; ätv 't Hart
Icdden, ävjn't Geiväten shdrpen.
64. Insläipen, einschlafen; tösläipen, einschlafen; äujn Släip fäl-
len, in Schlaf fallen.
65. Inwijnnen, einwenden; wilisserspregen, widersprechen.
66. Fuliggen, füjn, kriegen; erhüjllen, erhalten; erlingen, erlan-
gen; beLämen, bekommen.
67. Äiijntgongen , entgehen ; äujntkämen, enikommen ; änjntivegen ,
äiijntu/äig , äiijnttvägen , entweichen; äiijntluppen , entlaufen; äiijnt-
springen , entspringen.
68. Mjärden , morden ; dmbringen , urahringen ; diijdsluhggen ,
todtschlagen ; dählsluhggen , erschlagen; dm'l Liff bringen, ums
Leben bringen; fönt Liff bringen, durch ewiges Plagen und Quä-
len; wirrigen, erwürgen.
69. Hufi.m ävjntsetten, sich entsetzen; Iiu/im for fairen, erschrec-
ken; flieh oder trong worden, erbangen.
70. Stellen, stehlen; rmvcn, rauben; mühssen, mausen.
71. Äphppen , einholen, jemand; inhtilen , einholen.
72. Fällen, fallen; stjärten, stürzen; dählsdjnken, niedersinken.
73. Fdgten, fechten; stridden, streiten; kempen, kämpfen; wräs-
seln, ringen; deStridd, de Kamp; de Kempe, der Kämpe, Heune,
Riese, Recke.
74. Sillen, sanft dahin fliessen; flijtten, fliessen; struhmmen,
strömen; strulen, strullen, de Struhl , der Wasserstrahl; dRi Sill,
der Fluss, jö Fläiijdd, die Fluth, de Strnhmm, der Strom.
75. Achsen, essen, von Menschen und Thieren; spihssen, spei-
sen; frehsen, fressen, allein von Menschen; de Fräthe, grober,
gemeiner Ausdruck für Mund, die Fresse.
76. Miesen , meiden ; formiesen, vermeiden ; ävjntgongen, entgehen.
77. Bldjnken, blinken; gh'mnern, glimmern, glittern; gldnsen,
glänzen; shenen , scheinen; glimen, hervorschimmern; sjämmern,
329
schimmern, dämmern; davon: de Bläjnk, de Gldns, de Sli'm, de
Gläme, engl, a glcam.
78. Fairen, führen; lijddcn, leiten; stjürreu, steuern, lenken;
jö Fähr, jö Faur, jö Stjürr.
79. Fäjdden, gebären; hjdrnen, geboren werden , kindein; äujn't
Söllembedd kämen, ins Wochenbett kommen; io Iddden kämen, zu
liegen kommen, geliegen, 1 Sam. 4. vs. 19, 1 Kön. 5, 17; äujnhup-
smilten; min Mudder fiet me feel, geboren; ivdnne bdsl bjärnct?
wann bist du geboren? fäjdden heisst sonst auch ernähren, un-
terhalten; daher jö Fäihs, der Unterhalt.
80. Shänken, schenken; forihren, verehren; ]6Fonhr'mg, Geschenk.
81. Hägen, gefallen; behagen — ; äujnstäiijtmen, anstehen.
82. Lötven, geloben; forspregen, versprechen; tösedden, zusagen.
83. Kläisen, mit den Nägeln die Haut zerkratzen; riwwen ,
reissen; grdivwcn, mit den Nägeln aller gekrümmten Finger packen,
84. Shnimmeln und rummeln, Klangwörter, rumpeln, u. s. w.;
jö Rummelpott, Rurapeitopf, ein Spielzeug der Kinder, ein mit
einer strammen Blase überzogener Topf.
85. Mummeln, murmeln, nörgeln; knurren, knurren.
86. Krügen, drücken; pjärscn , pressen; klammen, klemmen; de
Pjärse, die Presse; jö Klamm, die Klemme, der Kloben.
87. Säjcken, suchen; räicknen und r ansägen, s. §.213, S. 320.
88. Rippen, regen; räiren, rühren: lie kön hdm äi rippc an
räire, d.i. regen und bewegen.
{Rippen, reifen, 1. als v. pers., reif werden, 2. als impers. , es i*eift ,
sind die beiden andern Bedeutungen dieses Wortes).
89. P/e^e?j, pflegen; huhm tö Cause duhggen, sich gütlich thun.
90. Nijddigen, durch Noth zwingen; nijdsagen, nothgedrungen
sein.
91. Späien, speien; hukm bregen, sich erbrechen; huhin auwer-
jewen, sich übergeben; dät Späiling , das Ausgespieene.
92. Ldjnken , leicht einherhüpfen; höppen, hüpfen; springen — ;
glaaien, schlüpfen; de Ldjnk , de Ilöpp , de Spring.
{Glaaien heisst auch glühen ; üttglaaien, v. tr., ein Eisen ausglühen).
95. Dregen, tragen; leflen, heben; beren, baren, nd. hören,
dän. at bare; jö Dragt, Tracht; de Bare — ; da Bere, nora. coli,
pl., die Gebehrden; hnhni äjHberen, sich gebaren und gebehrdcn.
530
94. Friesen, frieren; kölligen, starke Kälte empfinden, von de
Kolle, die Kälte; de Fräst, der Frost.
95. Tünnen , schwellen , v. pass. ; dptüntien , anschwellen ; dp-
luppen, dasselbe; de Timnelse, die Geschwulst.
96. Häm hijnnen, sich ereignen; hdm dräiven , sich treffen;
Iiäm todregen, sich zutragen; jö Hijnning , das Ereigniss ; de T6-
fäll, der Zufall; de Sliimp , der Glückstreff, sonst auch: Menge,
Masse,
97. Hijnnen, v. tr., mit den Händen auffangen; dpfängen.
98. Ijnnen, faurtshridden , fortschreiten mit der Arbeit, dem
Ende zu.
99. ßlingen, säumen; njäsen, zaudern; tögern, zögern; sömen,
säumen; jyraiisen , aus Ungeschicklichkeit mit einer Arbeit nicht
fortkommen,
100. Shdcken, v.tr., schicken; synnen, senden; jö Sijnning, Sendung,
101. Huhm slidcken, sich schicken; Iinlim dp fairen, sich auffuh-
ren; huhm äjttdregen, sich betragen; jö Apfäiring.
102. Begännen, beginnen; äiijnfängen, anfangen, de Avjnfäng.
105. Begännen, avjnfängen , dpstdllen, als: wdt shdll ick nö ävjn-
fängeF he wijt äi, wdt'r nö dpställe sliäll; ivdt begannst döF was
beginnst du da?
104. Begeren, begehren; foiiingen , \-cr\angen ; fordigen, fordern;
dat Begeren; dät Forlingen; de Forlängst, die Sehnsucht; jö For-
dring , die Forderung.
iO^. Neren , nähren, ernähren; fäjdden, beköstigen, füttern;
unnerhüjllen, unterhalten; jö Näring, jö Fäihs.
106. Huhm leeren, sich wehren; huhm forsivären , sich verant-
worten, veriheidigen; ]6\\ähr , Kräfte zum Veriheidigen; ]6 Faar-
sivär, die Fürsprache,
107. Tresen, v, tr., treten; de Urdcr tretjö ^nert , der Erpel tritt
die Ente; überhaupt vom BegaUen der Yöge\; springen, v.tr., von
grössern Säugethieren ; von Menschen , in der rohen Gcsindel-
sprache: wöwwen, weihen, und miecken, von jö il/Zec/,;, die Mutter-
scheide, Die weibliche Schaam heisst im Allgemeinen jö Puhss;
das männliche Glied, de Pille; der Hodensack, de Pung (Beutel),
und die Hoden , da Stiene, Steine,
108. Bdggen, bauen; opbäggen, aufbauen; dpfäiren , aufführen;
551
af selten, aufsetzen; jö Ijnbdgg , ein einzeln liegendes Haus.
409. Fölligen, folgen; eßerkämcn, nachkommen; jö FölUy, die
Folge, de Eßerkdmst, die Nachkunft.
HO. Waageti, wagen; dürren, dürfen; hiihm fordristen, sich er-
dreisten; dät Liff äuju'e Waag selten, das Leben wagen.
411. Tresen, v. a. intr., treten, schreiten; släpen, stapfen; de
Trälis, der Tritt; de Trä/is, gewöhnlich im Plural, du Trälise,
Tritthölzer wie am Webstuhle, an der Orgel u. s. w. ; de Stäip,
der Stapf, ein langer Schritt; de Släpe, die Stapfe, in Fäujtt-
stüpe , Fusstapfe , Eindruck vom Fusse ; de Trisläpe , ein hölzerner
Bock juit drei Füssen; dat Släpstähs, der Stegel zum Ueberstei-
gen; strädden, greten, grätschen, jö Slrädd, die Grätsche, engl.
to stride, Subst. a stride.
112. Fielen, umziehen in ein anderes Haus; dmtieen, umziehen;
däi Fletgäujd, \]mzugsgut; deBäjtllinge, collect, sing., dieFahrniss;
auch die fahrende Habe einer Braut als Morgengabe, von deBäjtle,
das Bischen, also: die Bisslinge, Kleinigkeiten.
115. Swömen, schweimen; ämsägeln, ohnmächtig hinfallen; de
Swöme , die Ohnmacht.
114. Kriepen, kriechen; krdiviveln, krauein, von Insecten, und
von Menschen, auf allen Vieren kriechen; kldwwern, klauern,
hinankriechen, von jö Kldiv, die Klaue; davon wieder de Kldw-
wer, der Klauer.
115. Ljaagen, lügen; Iiäien, die Unwahrheit sagen, um die
Wahrheit zu verheimlichen, engl, to hide; jö Lägen, die Lüge,
de Lägner und Lägenier.
116. A'mbäisnöivwen, dmsnöwioen , dpsnöwiven , dpsnaucken, alle
herumstöbern, aufstöbern, auswittern,
117. Sldjnken, schlucken, hinunter; swälligen , mit dähl, ver-
schlingen; jö Sldjnk, jö SivTiUig, Schlund, Schwalg; auch wohl
jö Sivielig : vergl. schwelgen, dän. at svälge, engl, to swallow.
118. Shellewen, zittern; bäwen, beben; bäwern, das Veröfte-
rungswort von bäwen; ]6Bäweresp, die Zitterpapel, Espe.
119. Mäjdden, mähen, von i'öMäjd, die Math; hdivwen, hauen;
de Mäjdder, der Mäher.
120. Rudden, rdwweln, budden. Rudden und rdivweln heisst wild
auf und niederfahren, z. B. von Kindern im Belle, über einen
42*
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Wali, durch einen Zaun und dergl.; davon nun dät Rudd , ein
solches Loch in einem Zaun, eine Schlupfstelle über einen Wall,
wo Menschen und Thiere durchkriechen und übersteigen: vergl.
engl, lo rout, a rout und a rut; bndden, sich im Staube balzen,
wie die Hühner.
-121. Slieren, liebkosen; ficheln, nd. fiecheln ; smicheln, schmeicheln.
122. Kränken, kranken; segen, siechen; sören, quienen, hinsie-
chen; jö Segl, 4. die Sucht, 2. Seuche: Stvinnsegt, Göhlsegt, Wäh-
sersegt.
425. Plirren, blinzeln; bldjnhen, blinken, mit den Augen.
424. Sungern, gellen; kldjngern , s.o. 4G.
425. Släjcken, in der Asche braten, rösten; braasen, braten; jö
Braalts, der Braten; jö Snmrepönn, von smuren, schmoren, Ge-
schmortes.
426. Laken, lachen; smelen, lächeln.
427. Drönen, dröhnen; knüsen, krachen; shrögen, schadhaften
Klang haben.
428. Spürren, spüren; äp fragen, erfragen.
429. Kräjcken, spungen, knappen, von jöKräjck, die Oehse, das
Oehr, jö Spung, die Spange, de Knapp, der Knopf; von jöKniep,
die Schnalle, kniepen, damit befestigen.
450. Klülten, läpen, fläcken, von de KlüU, de Läpe, de Fläck,
ausbessern, flicken.
451. Läspen, lispeln; snäweln, näseln; stämmern, stottern.
452. Twelen, quielen, sabbern; fräsen, geifern; von dät Twel,
der Quicl, Sabber, und de Fräse, der Geifer, Schaum.
455. Fläien , ütlbäsern , in Stand setzen, ausbessern.
434. Fldien, ausschmücken; pulsen, putzen.
453. Sägnen, vermissen, was man nicht mehr hat, noch haben
kann; säiknen, vermissen, was man nicht wieder finden kann.
456. Gfignen , bähsen , njülten, von dal GägeJi , de Bühse , de Njütte ,
— womit auch noch de Fordijl, der Vortheil, verwandt ist —
heissen alle Nutzen , Vortheil gewähren , nur in verschiedenen
Beziehungen und mit feinen unterschieden, die nur aus Beispie-
len und dem täglichen Gebrauche derselben zu erlernen sind.
457. Sliälen und shijtten, dilTeriren, dät sfidll , dät shült äi faale,
differirt nicht viel.
353
iöS. Wällern, wälzen; Irümmeln, wälzen, wällern; rullcn, rol-
len; käntern, käntern. Kantern kann man nur, was Kanten hat,
z. B. einen Balken; das Boot känlert; jö Trümmel, die Ackerwalze;
de WTillcrbulmim , die Welle oder der Wellbaum in der Mühle ,
die grosse Axc.
139. Bändigen, bändigen; sljürren, steuern, regieren.
i^O.Primgen, tauschen; dmsettcn , umsetzen; käujllehmijlten ,
kaupeln, das Eingetauschte immer wieder gegen etwas anderes
und Schlechteres vertauschen; jö Prung , der Tausch; de A'msäts.
141. Erklären, forklüren, ültledden, auslegen; dölissen, deuten.
142. Forihnbaaren , vereinbaren, v. rcc; äi(jntspregen , entspre-
chen ; auwerijnskämen , übereinkommen , de Auwerijnskdmst , die
Uebereinkunft.
145. Raasen, rasen; daawen, toben.
144. Betanken, bedenken; auwerledden , überlegen.
145. Betijn läjtten, räjdde läjtten: läjtt me betijn, lass mich al-
lein darum; läjtt me räjdde, lass mich freie Hand haben.
146. Auwertellen, überreden; tösnäken, bereden; bewägen, bewegen.
147. Uttwirken, einem Pferde die Hufe, davon dät Wirkjörn,
das Wirkeisen; ütlwirken, auswirken, einem etwas, eine Sache,
die Freiheit, eine Pension und dergl.
148. Inräcken, töräcken: beide Wörter werden 1. von tief ein-
gefahrenen und kothigen Wegen gebraucht , 2. von übelbehandel-
ten Sachen, die eingesudelt und in Unordnung gebracht sind.
Aus diesem Zeitworte rücken ist der Name Bäcker, der Schin-
der, dän. en Bakker , entstanden, welches Wort aber wieder nicht
mit Bäcker [dän grotte Bäcker!) zu verwechseln ist.
149. Dräjnken, trinken; süppen, saufen; de Drönk, der Trunk,
de Drönker, Trunkenbold; de Süpper, der Säufer, de Söpke, der
Schnaps.
150. Tökiersgungen , zu Kehr gehen; töläjttsluhggen , ein grosses
Klaggeschrei über etwas erheben; sin Säge äujngungen, rührend
und mit leidenschaftlichem Gefühl und Heftigkeit reden.
Anmerkung.
Wo die deutschen Wörter in der Uebersetzung zurückzielend
stehen, da sind auch die friesischen rcciprok, jedoch mit cinzel-
00^
nen Ausnahmen. Das Zeitwort grämen, grämen, hat, ausser der
zurückzielenden Form , noch folgende unpersönliche, als: däl grämt
me dm de, dm hdtn, dm hdr u. s, w., wörtlich: es grämt mich
um dich, ihn, sie u. s. w. , d.h.: es thut mir leid um dich.
Das zurückzielende Zeitwort, v, rec., hat, wenn es allgemein
steht und persönlich gebraucht wird, allemal hulim bei sich,
als: Imhm shaamen, sich schämen; hnhm mäiijtt huhm jd blöge,
man muss sich ja entsehen; huhm kön huhm Idgt forwillige, man
kann sich leicht verirren; huJim mäujlt huhm doch järst betanke,
man muss sich doch erst bedenken; huhm kön huhm Idglere for-
sprege, ds forähse, man kann sich leichter versprechen, als ver-
essen ^
Wird aber das Reciprocum unpersönlich gebraucht, so hat es
allemal hdm nach sich, als: dUt fdnt hdm nög , das findet sich
wohl; dät drüwet hdm nö so, das traf sich nun so; dät hünd hdm,
es begab sich; dät sömet hdm di, es ziemt sich nicht; dät fäiget
hdm wdjl, es fügt sich wohl; dät kön hdm Idgt käme, es kann
sich leicht treffen.
ACHTES GAPITEL
DAS UMSTANDSWORT (Adverbium)
§. 215. Das Umstandswort bestimmt überhaupt, wie die Aus-
sage zum Grundworte (Subjecte) gedacht werden, oder in wiefern
1 Es ist schon früher bemerkt worden, dass huhm, wenn es
nicht zu Anfange des Satzes steht, zu 'm zusammengezogen wird.
Ich füge noch einige Beispiele hinzu, als: dat säit'm, das sagt
man; dät kön'm di ivdhse, das kann man nicht wissen; dät mäi'm
jd man di düjn, das mag man ja nur nicht thun; dirr snäket'm
dm, davon spricht man; wdt slidU'm'r [lies shdllemer) dp md stdlle,
was soll man damit aufstellen? wdt fäit'm'r faar? was bekommt
man dafür? wdt mäujlt' m' r jd doch bdi düjn, etwas muss man ja
doch dabei thun; wdn'm'r dmhdne köhs, wenn man umhin könnte.
Vergleiche §.448, über die Zusaramenziehungcn.
ööii
sie gelten soll, z.B. man Branser ds näilke, kaiirtlick, Mling, mär-
ling, dntvmie, dnjörsne, löngens, äiwen, nö, [aar en läiet kicm-
men, mein Bruder ist neulich, kürzlich, heut Abend, heute Mor-
gen, gestern Abend, gestern, längst, eben, jetzt, vor kurzem
gekommen; Iie kaum doch dnllick an tölost, er kam doch endlich
und zuletzt; he ds hirr noclidi äujnkiemmen , er ist hier noch nicht
angekommen; hc kdmt hijl an all di, er kommt ganz und gar
nicht; he ds forligt klemmen, vielleicht; he ds wdss, säkor kiem-
men, gewiss, sicher; he kdmt oller, er kommt nie, u. s. w.
§. 216. Wir haben Umstandswörter 4. Der Zeit, als: löngens, längst,
long, lange, faar l5ngetis,\oryängst; ihr, eher, früher; üjllings,\or
Alters, weiland; ihrtidds, vormals, in früheren Zeiten ; ijtisen, 1. ein
Mal, 2. einst, dereinst, in Bezug auf Vergangenheit und Zukunft ; aurs,
sonst , anders ; dilling , elling , märling , jdrling , heute , heut Abend ,
heute Morgen, heuer, in diesem Jahre; lähs, spät; edder, früh;
tiddig , zeilig; dntenne, gestern Abend; dnjörsne, gestern; dnihr-
jörsne, vorgestern; dnjörsne Mjdrn, gestern Morgen; dnjörsne Mäd-
däi, gestern Mittag; dnjörsne Ihr emdddäi , gestern Vormittag; Ihre-
mdddäi, heute Vormittag; Faaremdddäi, Vormittags, heute Vor-
mittag; eftermdddäi, auf den Nachmittag; dnjörsne enne, gestern
Abend, siehe dntenne; dnihrjörsne enne , vorgestern Abend; mjdrne,
morgen ; mjärnedder , morgen früh ; mjdrnenne , morgen Abend ;
mjdrne Eßermdddäi , morgen Nachmittag; nägtling , in dieser Nacht;
aurdemjdrne, übermorgen, zusammengezogen aus: auwer de Däi
mjdrne (über den Tag morgen); all, schon, bereits; ?iö, nun, jetzt;
noch di, noch nicht; gelick, gleich; äujn't Ugenbldck, im Augen-
blick; strägs, stracks; äiwen, eben, soeben; näis, neulich; näilke,
jüngst; kaurtlick, kürzlich; faar en Idiet, vor einer Weile, vor
kurzem; dm en läiet, über ein kleines, nach einer kleinen Weile;
dm Däiem, des Tags, am Tage; dm Nägtem, des Nachts, in der
Nacht; dm Mjdrnem, des Morgens; dm Ennem, des Abends; dm
Mdddäiem, des Mittags; dm Eßermdddäiem, des Nachmittags;
dm Faaremdddäiem , des Vormittags; dm Wontrem, des Winters;
dm Sdmmrem, des Sommers; dm Ursem, im Frühling; dm Hdrre-
stem, im Herbste; öfting , oft; sdlten, selten; auf an tö, ab und
zu; ddn an wdn, dann und wann; mdljdrst, mit dem ersten;
däglick, täglich; nägtlick , nächtlich; forgingen Ihr, voriges Jahr;
536
dät färre Ihr, das vorvorige Jahr; tökämen Ihr, künftiges Jahr;
forgingen Wäg, vorige Woche; tökämen Wäg; ülteedder, alzufrüh;
ältelähs, zu spät; bdll,ha\d;älUidd, allezeit; sö/a2<rf, sofort; fanrts,
gleich; tissnög , früh genug; slrügs efter, gleich darnach; hirrtö,
bisher; jämmer, immer; oller, nie, niemals, nimmer; ollermör ,
nimmermehr; will und ivillert, während; sunt, seit, altd. sint,
noch in sintemal; wUisser, wieder; äntlick, endlich; jölidd, da-
mals; efterdäis, nach diesem; Willems, bisweilen; nnnermd, mit-
unter; järst, erst; lest, letzt ; tolest, zuletzt; järstkämend , näist-
kämend , erst-, nächstkommend; eßer , nach; hirreßer, hernach,
nachher; middlertidd, mittlerweile; knüp, kaum; bit, bis; wanne?
wann? dann, dann; söbäll us, sobald als; hörr ball? wie bald?
tiväshe in, mitunter, zwischen durch; noch alt oder noch älllidd,
noch immer; änjörsne Aagedege, gestern vor acht Tagen; dilling
Aagedegc , heute vor acht Tagen, oder über acht Tage; mälijns,
sogleich; ößinge nög , oft genug; dm mdtiügteni, um Mitternacht;
noch so ößing , noch so oft; dät^s noch en läiet häne, es ist noch
etwas — einige Zeit — bis dahin; hörr limg äs't sunt? wie lange
ist es her? dirr's noch wdt tö, es ist noch lang bis dahin.
§.217. 2. Des Ortes, als: ivirr ? wo? dirr, da; hirr, hier;
jdnner, dort; auiver, über; amvcräll, überall; ällerwägen, allerwe-
gen; ndrrrnge , nirgends; baawen, baawne, oben; baawen ätv, oben
auf; unner , unter; nnner mdddc, dazwischen; dele, unten; bütte,
aussen; ütte, draussen; banne, binnen; bütte an bdnne , aussen und
innen; tivdshe, zwischen; ivirr, irgendwo; unnerwäis, unterwegs;
büttendicks, aussendeichs; bdnncndicks, binnendeichs; widd, weit;
widd wag, weit weg; uidd auf, weit ab; widd fon, weit von;
fi,er, fern; fon fierense, von ferne; stuf, hart daran; trindm, rings-
um; näi, nahe; tdgtebäi, dicht dabei, dicht daran; dnföre,
vorne; änädre, hinten; fo7i'e biittne, von aussen, auswendig; fon
'ebdnnene, inwendig, von innen; äjtt, in, zu, bei; äjtt'e Hiihs,
zu Hause; inne, zu Hause; faurde, im Stalle oder der Scheuer;
triage, in der Stube; lömväis , landwcgs; bdnne f aar , innerhalb;
bütte faar, ausserhalb; üttfaar, ostwärts vom Dorfe; dpfaar, west-
wärts vom Dorfe; bäitö, beiher, neben her; büttebäi, nebenan;
anwerfaar, gegenüber; föreäujn, vornean; äderäiijn , hintenan;
äderefter, hinten nach, hinter her; delebäi, untenan; hirr fon ,
von hier; stuf ijn, hart an; före, vorne; hefte, hinten; aurs wirr,
sonstwo; äive/ürregge , dics$e\t; äwejärincreyge , jenseit; r 6g t , rechts;
left, links; äiwenst , eben, im Augenblick.
§. 218. 5. Der Ricldung und Bewegung von und nach einem
Orte, als: ämhuch , aufwärts, hinauf ; ftm/äj(7 , niederwärts, herun-
ter, hinunter; dp, auf, hinauf; dähl, nieder; dp andäfil, auf und
nieder; aufstähs, fort, vorwärts; tö, zu; ivdg , \\eg;faurt, in den
Stall oder nach dem Stalle ; trüch ,'in die Stube oder nach der Stube;
in, ein, herein, hinein; äujn, hinein; häne, hin; ji<r/, her, auch
jiirle; jdnt an jurt, hin und her; hdnetö , hinzu; hirrin , liierein;
hirrütt, heraus , hinaus ; hirrdm, herum; dmbäi , umher; faarhdi ,
vorbei, vorüber; äujnt mäujtt, entgegen ; äm/m«e, umhin ; /«h/eäm,
hinum; loirrhdne F dirr- Inrr-jdnnerIiäne,dR- hier- dorthin; dirrtö,
ddizxx', hirrtö , hierzu, bis hieher ; äpäw , hinauf; dpef ter , UAch oben;
dählefter, nach unten; ütteßer, nach aussen; inefler , einwärts,
nach innen; dmefter, um nach; aiiwerefter , über nach; ädere ftcr,
hintennach; tosidde, seitwärts; /ota//;/, zurück; ärfem/^, hintcnaus;
föreült, voraus; fon förne, von vorne; fon äderne, von hinten;
töhüss, nach Hause; dpäiijn , hinauf und dann hinein, auf, in mit
dem Acc. idpamver, auf über, auf der Geest; dm 'e ^ste , Weste,
Sühsse, Naurde, gen Osten, Westen, oder ost- west- süd- und
nordwärts; äujnt ^sten , Westen, Süfissen an Naurden , im Osten
u. s. w. ; efler't Asten , Westen , nach dem Osten u. s. w. ; regglings,
rücklings; Iiaadlings, haüptlings (hinfallen) ; sTillrings ridden , wie im
Damensattel zu Pferde sitzen ; töhäujnne, heraus, aus einem Loche,
einer OefFnung; töliffs, zu Leibe; flw/rö//, umfallend, dän. omkuld;
siddlongs , seilVings ; bütterbijns und l)dnticrbijns dw'e Sfiurre luppen,
binnen-und aussenbeins auf Schlittschulicn laufen; aussenbeins, im
Bogen; unnerbdnne mä [kämen), hinter etwas (kommen); dpijn, ge-
gen, gegenan; längs, längs; äiijnflängs, entlang; bäi wäilöng ,
weglängs, z. B. plaudern; bdnnei ichs , binnenrcichs ; büttericks , aus-
senreichs; bdnnedörs, innerhalb der Thüre; öwer/icÄ-, oberlich, nach
oben zu; näserlick, nach unten zu, niederlich; tdllhävjnninge an
fonfiänjnninge , von Wagenpferden, zuhändig oder linksgebend,
abhändig oder rechtsgehend ; hielir ! sagt man , wenn am linken
Zaumstrang gezogen wird, und am andern: förrig ! — Der Pflüger
sagt zu seinem Pflugtreiber: fo de ! zu dir ! wenn er hiehr , und fon de,
43
538
von dir, wenn er förrig lenken soll. Beim Antreiben der Pferde
heisst es nd .' nd ! ; beim Stillhalten sagt man : prrr. !
§. 219. 4. Des Umfanges und der Zahl, als: toglick , zugleich;
mdenauser, miteinander; äjnkell , einzeln; sdmtlick , sämmtlicli ;
ältemcüe , allzumal, alle mit einander; dijls , theils; faale, viel;
läiet . wenig; mdnning , viele; mörr , mehr; hüpig , häufig ;m«s^,
meist; mästendijls , meistentbeils ; Imlew , halb; hijl , ganz; TiUhijl ,
ganz; liijlanäU, ganz und gar; [aar 't järst, für 's erste: faar 't
lähsere , für 's zweite ; faar 't tredd , für 's dritte ; faar 't fierd , füft,
segst , saawent u. s. y^-.; tölest , zuletzt; äw't hug st , höchstens ; äiijn't
mdnnst, wenigstens, mindestens; tölmp , zusammen; alte faale,
allzuviel; älteläiet , allzuwenig; bäinäi , beinahe ; dmentränt , un-
gefähr; Ungefähr , dasselbe; gär äi , gar nicht; nint, ninte , nichts;
nög , i. genug , 2. wohl ; man , nur , bloss ; sierern, sehr ; hürrfaale?
wie viel? liüllwe? v^'ie viel? so faale, sülbve, so viel; fonenanser ,
von einander; eflerenauscr , nach einander; dmenauser , umeinan-
der; ijnsen , twäie, träie , ein- zwei- dreimal; ötterst , äusserst;
dörütt , durchaus; gaar, gar; sog aar , sogar; gaar äi, gar
nicht; ball, bald, fast; üllicksö, ebenso ; efter 'e Häiijnn, nach
und nach ; so näi , bis auf; bäi widdem äi , bei wxitem nicht ; widd
häne , weit hin ; long häne , lange hin ; rickUck , reichlich ; knäp ,
knapp, kaum; auwerflöhsig , überflüssig; pur, bloss; döwelt , dop-
pelt; tröwclt , dveiiach ; dörgdjngig , dörgongs, durchgängig; dör 'e
Bank, durch die Bank; imner 'e Häujnn , unter der Hand; au-
iver 'e Mäjtte , über die Älassen ; Ungeheuer , ungeheuer; en lurlierläiel ,
ein winzig klein Bischen.
§. 220. 5. Der Gewissheit und Ungewissheit , der Bejahung und
Verneinung , der Beschaffenheit , der Vergleichung und des Zwei-
feins, der Ausdehnung und Beschränkung u. s. w. , als: jd , ja;
nähn , nein; ivirklick , wirklich; äi , nicht; forldgt und forligt ,
vielleicht; äw nän Wihsse, auf keine Weise; hijl an all äi,
ganz und gar nicht, 'keinesweges ; rigtige nög , zwar; wäjl,
wohl, zwar; ^väss , gewiss; säker , säkerlick , sicher; tojärlick ,
wahrlich ; rigtig , richtig ; höwentlick , hoffentlich ; swürlick, schwer-
lich; ^m/ra/i^,7, walirhaflig; sömöd, bei Gott; — eine Bekräftigung;
bäi Gödd ! dasselbe; segott !Golt segne die Mahlzeit; söged , pröstl
prosit ! jätväjl , jawohl ; sömijn , allerdings ; faarwäir , fürwahr ,
339
älk äs, so wie, als ob; üiijnslühg , entzwei; amverüU, über aus;
forjäws , Vergehens; dmensonst , umsonst; äujnhiip , ganz in Unord-
nung, in Verwirrung; lägt, leicht; sägt, 1, leichtlich, 2, sachte;
jüst , just; mdsslick , misslich; aselick , schlecht, mittelmässig ;
maai, ziemlich, ertraglich; /lijn , schlecht; älückwäjl , gleichwohl;
sä iwäshe biese , so zwischen heiden ; äw't best, auf's heste ; äl-
werlick , ernstlich; kiemlick , geheim; äs wann, als oh; so, so;
so so , so, so; südäin ig , a] id. solhanig, dän. saadan ; liörr !* wie?
hörrdäinig P dän. hvordan, wielhanig , wie ? md Lampe , glimpflich;
ünforsiens, oder ünforsäjns , unversehens; amverordentlick und
ütterordentlick , ausserordentlich; gemien , gemein mit einander;
üngemien, ungemein; drdfUck , dlxn. drahelig, weidlich, tüchtig;
forträfflick , vortrefflich ; töldinglick , hinlänglich , zureichend ; äußt
Körtswill, im Scherz, zur Kurzweil; löpäss , zupass; tö fülle , in
Erfüllung; tö fälle , mit einander gemein, dän. tilfälles ; tokaurt
[kämen], zu kurz (kommen) , Verlust leiden ; tömäiijds , zu Muthe ;
töiväi, zu Wege (bringen); töwäis , auf den Weg; unnerwäis , unter-
wegs ; tökup , zu Kauf, feil ; sdns , gesonnen ; gängs , (gäng) versehen
mit; aimerijnne , aufgerichtet; äiijnhäi , in den Sirn, im Sinne;
faaraane , eniohmgi ; nd^v , genau, geizig; purig ,\avg;l6wddderne,
zuwider; befaar , bevor; boppe, oben; amverhijnnig , überhands ,
dän. overhaands; /üwm/e, zuniclite; tömä, zumal; dirrlömd, über-
diess ; älliene , allein ; aiirs , i . anders , 2. aber , 3. sondern , 4. sonst ;
hall, gerne, hültere, lieber; u. s. w.
Anmerkung .
Die Adverbien //«// , gerne, pä// (dän. pal), flach und fest auflie-
gend, und stuf, hart an , sind steigerungsfähig; als: hüll,hällere,
hallst; päll, pällere, pällst;stuf, stnß'ere, stufst.
Bildung des Umslandsworles.
§.221. Die Umstandswörter sind, wie die andern Wörterklassen,
iheils Wurzelwörter, als: läJis , spät; äi , nicht; noch, noch; nög ,
genug; ball, bald, u. s. w. ; theils abgeleitete , als: löngens, von
long ; märling und mjdrne , von de Mjdrn ; dilling , von Däi ; regg-
lings, von de Regg ; iheils zusammengesetzte, als: mjärneddcr ,.
340
morgen früh ; aurdemjcirne , iibermorger. ; auiverütt , überaus; ämköU,
über den Haufen ; bäinäi, beinahe.
§. 222. Bei den abgeleiteten finden wir die Endungen: e, s,
ing , ings, ig , t , iick , st, elt , em , ne, nebst noch andern, und
vielfällig den Umlaut, der oft ganz unregelraässig ist, so wie die
oft unentbehrlichen Vorwörtchen: an, dm, bäi , tö, u. s. w.
(e). A'j}, auf, hinauf, — tippe, auf, aus dem Bette sein; in,
ein, hinein, herein, — inne, binnen , im Hause; ütt , aus , hinaus,
heraus, — üUe , draussen; faurt , in den Stall, nach dem Stalle
zu , — faurde , im Stalle oder der Scheune ; trocfi , aus dem Stall in
die Stube , — traage , in der Stube ; dähl, hinunlei-, herunter , — dele,
unten; [aar, vor, für, — före , vorne. Wenn diese das e nicht ha-
ben , so zeigen sie immer eine Ortsveränderung an , bei der man
im Deutschen die Verhällnisswörter mit dem vierten Fall ge-
braucht. — Beispiele : stäiijnn dp ! steh auf! nämlich aus dem
Bette, ick bdn all dppe , ich bin schon auf; kam innl komm
herein! ins Haus, he äs inne, er ist innen, d. i. zu Hause, im
Hause; ivältt Uli? willst du aus? nähn , ick kältw rdl ülte wähn,
nein, ich bin schon draussen gewesen; he hing faurt, er ging in
den Stall , he ds faiirde, er ist im Stalle ; gong tröch! geh in die Stube
aus dem Stalle, jö ds traage, sie ist in der Stube; ick mal Uetvere
faurde äs traage wese, ich mag lieber im Stalle , als in der Stube
sein; kam dähl! komm herunter! tvdl shdll ich dele F was soll
ich unten? trehs faar me häne, tritt vor mich hin, ick mal äi
före gonge, ich mag nicht vorne gehen. So auch baawcn und
baaiü7ie, als: he ivdll älltidd baaweniUt, er will immer oben hinaus,
he sät dirr baawne,ev sitzt da oben. Ferner: mjärne , von de
Mjdrn ; äntenne , von de Enn', näilke ,sox\näi ; twäshe,yom altfries.
twä; tiväie , von tivä ; tr äie \on trä , engl, twice , thrice ; töliäiijnne,
von jö Häujtin ; bulle, fon'ebültne, auswendig.
(s). Gangs, von gongen: hörr bdst gängsP wie bist du versehen,
z. B. mit Gelde , mit Mitteln zum Forlkommen? sdns, gesonnen ,
von dät Salin , der Sinn; löngens , längst; längs, längs, von läng;
üjllings , yon üjll;regglings, haadlings , sällrings , \on Regg , Haad
und Süll; tissnög , von Tidd, also: tiddsnög ; ijns, von ijn.
[ling , ing). Dilling , von de Däi ; järling , von dät Ihr, altfr. dat
Jer ; elling , de Knn ; märling , de Mjarn ; oft, nfdng.
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{ig). Tiddig , purig , lörrig , von lörren , lauern ; södäinig u. s. w,
{t, elt , ert). WiU , läiel , läjltel , von Idjlt , klein ; djnkelt , döwelt ,
tröwelt, ivillert.
[lick). Kaurtlich, von haurl ; däglick , von Däi ; nägtlick; dntlick, von de
Ijnne , düt änt ; järstlick ; ricklick, von rick , reich ; mässHck , drdf-
lick , äselick.
{st). Järst , lest, mäst , mannst , längst , liucJist , uttersl, dnnerst ,
hdnnerst , lauter superlativische Formen und Endungen.
{em). Am Däiem , dm IJnnem , dm Mjdrnem , dm Sdmmerem , des
Sommers.
{ne). Antenne, dnjörsne, dnihrjörsne.
§. 223. Folgende mit tö zusammengesetzte Adverbien endigen
sich auf s, als: tö ßj tis, zu Fusse; togöngs , in Gang; tobijns (dän.
tilbeens) , flink zu Fuss; tüliffs^ zu Leibe; tösjöns , 'ixxm Vorschein;
töwäis , auf den Weg; iödijls, zum Theil; tölupps , zu Lauf; togägens,
dän. tilgavns ; töwdirks , zu Werke; tokiers , zu Kehr; töldgs , in
den Zug , im Zuge ; töivedds , in die Wette ; tvdäis , zu Tage ;
tönüjds, zur Noth.
Dahin gehören auch folgende umstandswörtliche Ausdrücke , als :
tö Ankers, vor Anker; tö Bauks , zu Buche; tö Bausems, bis
auf den Grund; tö Dörs , zur Thür ; tö Läujnns , zu Lande; tö
Wäsers, zu Wasser; tö Mönns , auf den Mann; tö ßJu/ils , nach
dem Ziele; tö Wäiens, zu Wagen; tö Hdjnsls , zu Pferde; tö
Slidpps , zu Schiffe; töBüjtts, zu Boote; tö Grefts , zu Grabe; tö
Köis, zu Kois.
Andere mit tö verbundene haben dieses s nicht , als : töbälig ,
zurück; tödüjdde, zu Tode ; töfäjtle, zu Füssen; töfulle ,' in Er-
füllung; töfdlle, gemein mit einander; töhäiijnne , heraus, aus
einem Loche, oder dergl. ; töhup, tölmppe, zusammen; töhiiss ,
nach Hause (äj/f 'eHüfts, zu Hause, in der Heimath); tökaurt , tö-
kaiirte, zu kurz; tömäjtte, d. übel an, 2. zupass, zu Danke; tö-
päss, zupass; töstelise , zur Stelle, anwesend, zugegen; töivege ,
zu Wege; tömd , dazu noch, überdiess ; töwälle , zu Willen; tö-
kämen, zukünftig; töläjt , mit grossem Klaggeschrei; töhälgens
uud töhtdwens , zur Halbschied ; ^j/.m/j , zu Kauf; iögause, zu Gute;
töwddderne, zuwider; löbedd, zu Bette; töglick, zugleich; tömäujd,
zu Mulhe; löi/irs , bei Jahren; töwedd, in die Wette, u. s. w.
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§. 224. Verbindungen mit den Wörtern : äujn, amver , unner ,
ütt, fon, äw, dp, dm, md, in , alte [ällö) , dähl, dele , bütte , banne ,
sind folgende :
Aujn : äupistöfig , entzwei ; äujnhup , in Unordnung ; äiijn'tfjn , ent-
gegen , zuwider; äiijnälles , in allem, insgesammt; äujntmännst ,
mindestens, wenigstens; äujnhnäujt , entgegenkommend; äujn
'e Gong, in Gang, im Gange; ävjntrögt , zurecht (bringen).
Aiaver : auiverijns , überein ; aimerfaar , gegenüber ; mmerütt ,
überaus; auwerhäne , überhin; auwenväg, darüber hinweg ; aw-
werä//, überall; aiiiverhyimig , überhand.
Unner: unncrdör , unterdurch ; ww?«ermft, mitunter ; unnerbdnne
md, hinter eine Sache (kommen); tinnerwäis , unterwegs ; unnermddde,
zwischen unter; nnnerült , unten heraus.
ijit: üllbdi , längs; üttdm , aus dem väterlichen Hause zu frem-
den Leuten , aus zu dienen , oder auf Schulen u. dergl, ; üttfaar ,
in die Fennen hinaus; üUlängs , entlang; ütlfon, ab, abstehend.
Fon : fon äderne , von hinten ; fon före , fon förne , von vorne ;
fon 'e bültne , von aussen, auswendig; fon 'e bdnnene, von innen,
inwendig ; fon l aawno , von oben ; fon näserne , von unten ; fon
fierense , von ferne ; fon ansere , fon cnauser , von einander , auseinan-
der.
'Aiv: äw 't Töch, i. auf's Mal , 2. im Zuge ; äw'e Sljögte , auf der
Ebene; äw äiwen Sljögte, ohne Veranlassung; äw 'e Zdjngde, auf
die Länge ; äw 'e Hdlleft , auf der Hälfte , auf halbem Wege ; äw
'e Ldgte, auf eine leichte Weise; äw 'o Nätgde , in der Nähe ;
äw 'e Droge, ins Trockne, auf dem Trocknen; äw 'n Sliimp ,
schlumpsweise.
Ap: dpäw , hinauf, und oben auf; dpäiijn, erst hinauf und dann
hinein ; dpbäi , obenbei , erst hinauf und dann bei oder neben ; äpijn^,
gegenan ; üpamver , auf und hinüber; dpunner , auf unter , z. B.
auf unters Dach; dpmd, mit auf; dpäm , auf um; dpfaar , auf
vor, auf die Acker hinauf; dptö , auf zu; dpfon.
Am : dm 'n läiet , über ein Kleines ; dm 'n tränt , ungefähr ; dm'-
tijns , mit Vorsatz, gerade deswegen ; dmhuch , in die Höhe ; dmläig ,
nach unten ;ämiäi, I. herum, und umher, 2. vorbei, vorüber, zu
Ende, 5. aus mit, gestorben; dmefter, um nach; dmhäne, umhin;
dmfaar , um vor ; dmtö , umzu ; dmhöll , über den Haufen.
Md: md 'lijns , miteins ; md'lenne , zur Vesperzeit ; md 'tunnerne , die
Zeit des Vormittags , wenn die Ari)citer ihr Zwischenessen halten.
In-.inäujn, hinein; i«Mi, in, an der Seite liinein ; indm, ins Haus
hinein; inimner , unter, mit dem Acc. ; inauwer , erst ein und dann
über; ick hon 't äi inauwer filjn , ich kann's nicht hinunter brin-
gen, nicht schlucken , z. B. eine widerliche Arznei; inäio, ein auf;
inkvdshe, zwischen hinein; twäske in, mitunter; i«fWr, hindurch,
durchbin.
^Ue {älto) : TiUemäle , allzumal , alle mit einander ; älteäirig , zu
arg; ältehijnn, allzu schlecht; ältcfaale, allzu viel; älteläiet,
allzu wenig; ältelähs , allzu spät; älteedder , allzu früh.
Üähl: dähläw , niederauf; ddhläujn , hinunter in; f/ä///ku, hin-
unter bei; däliläm , unten um; dählauf, herunter von; dählfaar ,
nach dem Dorfe zu , als Gegensatz von üUfaar und dpfaar; dähl-
unner , nieder unter; dählijn , nieder gegen; dähltwdslic, nieder
zwischen.
Dele : deleunner , unten unter; delebäi , iinlen bei, unten längs;
delefaar , unten vor, unten am Dorfe; deledm, unten um,- dek'
äiv , unten auf.
Bütte und bdnne: bütledw , aussen auf; MWeiät , nebenbei ;
hiittefaar , aussen vor, ausserhalb; büttedm, aussen um; bdn-
ne faar , binnen vor, innerhalb; bdnnedujn, binnen in, innerhalb,
inwendig.
§. 22b. Mit wjdrls, würts , und w Hisse , weise, werden folgende
Umstandswörter gebildet, als: üttwjdrts , töwjdrts , dj)- dähl- sidd-
äster- wester- naurder- oder nörder- söhser- rögt- leftwjdrts ; stock-
wihsse , stückweise; krüsswi/isse, kreuzweise [auwerkrüss, über-
kreuz); lägivilisse , schichtweise; dröppivi/isse , tropfenweise [bäi
Dröppe , bei Tropfen); stijttivilisse , stossweise , u. s. w.
§. 226. Besonders zu berücksichtigen sind die mit Itirr, tvirr und
dirr zusammengesetzten Umstandswörter, als : hirräiv , hirräujn ,
hirrdm, hirrfaar, hirrbiii, hirrdür , hirrßuwer, hirrunner , Idrrijn ,
hirrfon, hirrnäist , hirrtü; — tvirräw, ivirräiijn , wirräm , wirrmd ,
wirr faar , wirraimer , wimmner , wirrdör, tvirrijn , ivirrbdi, wirr-
näist, wirrauf, wirrfon , wirrtö ; — dirrdw, dirräujn , dirrauf, dirrdm,
dirrbäi , dirrauwcr , dirr faar , dirrfon , dirrdör , dirrijn , dirrtö ,
dirrtömd.
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Wenn diese Wörter Ortsverhältnisse , eine Richtung im Räume
und dergl. bezeichnen , oder geradezu auf sinnliche Gegenstände
Bezug haben , so ruht der Ton auf dem letzten Worte, und die
Zusammensetzung ist dann unecht oder trennbar , als : Ledd düt
Bauck liirr äiv , lege das Buch hier auf (oben auf die andern
Sachen); dät Büjtt kön kirr äl auf käme, das Boot kann hier nicht
ab kommen ; kmn kirr dm lö me , komm hier herum zu mir ; dirr
tvijt ick nint auf , davon weiss ich nichts ; dirr ds nint bäi iö
mär/en, dabei ist niclils zu machen; dirr hast dö Shäjll äujn,
daranbist du schuld ; kaast dö dirr wdt bäidüjn? kannst du etwas
dabei thun ? hältst dö dirr ivät ijn? hast du etwas dagegen? oder:
hälist 'r ivdt ijn <* ^mt /lädst dirrijn ? — wirr kämt he fon ? wo
kommt er her ? wäl iväht dirr md ? was willst du damit ? oder
wät wäht'r md? kaast dirr nöfj dör kämet kannst du da wohl durch
kommen ? nähn , ick kön 'r {dirr) äi dör käme ; dirr bdn ick fon
auf, damit bin ich ab, bin darum gebracht; auch: auf md: dirr
bdn ick auf md , damit bin ich ab; ick hälitv ijnsen äujnfanget tö
tieknen , aurs ick bdn > wihsser fon auf kiemen , ich habe einmal
angefangen zu zeichnen , bin aber wieder davon abgekommen.
Stehen aber diese Wörter nach etwas Vorhergegangenem , be-
sonders zu Anfange des Nachsatzes als folgernd , schliessend ,
grundangebend , auf eine Ursache hindeutend , so sind sie echt-
zusammengcsctzt oder untrennbar, und dann haben die Wörter
hirr , dirr und wirr die Betonung, als: hirräw swäret 'r, hierauf
antwortete er ; hirrauf köhs'm nög iUtnäme , hieraus konnte man
wohl entnehmen; aurs hirrävjn kön's doch äi Shäjll ivese , aber
hieran kann sie doch nicht schuld sein ; hirrbäi was noch tö
bemärken , hierbei war noch zu bemerken; hirrdm wäjns nint
hiere , hiervon wollten sie nichts hören ; an hirrmä was 't dann
ock ältemäle faarbäi , und hiermit war es denn auch alles vorbei ;
hirrauwer würden 's mal äujn 't Haad , hierüber wurden sie bös
im Kopfe ; wirrijn 'm ja doch egentlick nint inwijnne köhs ,
wogegen man ja doch eigentlich nichts einwenden konnte ; /«Vr-
näist fortelld 'r, hiernächst erzählte er; dirrnäist'Jiäjtl 7, demnächst
hiess es; he het drken bedrägcn, dirrdör het 'r sin ricke Dege,
er hat jeden betrogen , dadurch hat er seine reichen Tage (Reich-
thum) Eben so zu Anfange einer Frage, als: wirrbäi kdhn 's
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dät wahse? woran konnten sie das wissen? wirrdm wäjn's ui
ma? warum wollten sie nicht mit? wirrfaar dähstdütF weswegen
thust du das? ivirr auf wiest dät? woher wcisst du das?
Erläuleruncjen nebst Siimverwandtschaftlich kciien.
§. 227. \. Näis , dnnäis , näjUce, kaurlUcks. Die drei ersten
Wörter stammen alle von näi, neu, und näis bezeichnet hier
die kürzeste Zwischenzeitdauer. Darnach folgt dnnäis , und näjlke
und kaurllichs fallen so ziemlich mit einander zusammen. Näis
und dmtäis beziehen sich nur auf Stunden und Slundentheile;
näjlke und kaurtUcks gestatten längere Zwischenräume von Tagen
und Wochen. Eine kürzere Zeit als näis und dnnäis bezeichnen:
äiwen, eben, äin'cnst, ebenst , und faar en Ugcnbläck. — Näis li. im
Dänischen: nys, und näjlke h. nylig, — neulich, jüngst, kürzlich,
unlängst.
2. Faurt h. l.fort, als: faurtmd hdm ! fort mit ihm; mag faurt,
mach fort, 2. nach dem Stalle zu, Iie gongt faurt.
o. Tissnög sollte eigentlich hcissen tiddsnög , was man aber
nie hört. As H noch tissnög tö haaw F ist 's noch früh genug in die
Kirche? — Uneigentlich: dirrhäst tissnög kiemmen, dabist du früh
genug gekommen.
4. Efter , nach (after) , efter 7, nachher, zusammengezogen aus
efter dat^ nach diesem, als: efter 't wäll ick de't sedde, nachher
will ich dir 's sagen, oder: efter 't wäll ick't de sedde, nachher
will ich 's dir sagen. Im letzten Satze muss die Abkürzung durchaus
stehen, denn man darf nicht sprechen: efter 't wäll ick dät de sedde ;
aber im ersten Satze darf ich auch sagen : efter 't todll ick de dät
sedde. Auch: ickwdll't de efter 't sedde, ich will's dir nachher sagen.
5. Fan 'e büttne , auswendig, von aussen, wird auch vom Lernen
gebraucht, als: fon 'e büttne Heren, auswendig lernen; ick kön 't
fon'e büttne , ich kann's auswendig: fon'e bdnncne Heren, inwen-
dig , im Buche lernen , bis man 's fertig lesen und verstehen kann ;
dän. indenad und udenad.
6. A'mhuch, in die Höhe, dmläig , niederwärts, nach unten
zu. Tie de Seck dp, so gongt 'r dmhucli; läjtt 'n dmläig, so gongt'r
däld, lass ihn herunter, so geht er nieder.
7. A'mbäi , faarbäi. A'mbäi hat einen umfassenderen Sinn als
u
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j'aarhäi , als ; he käml widd (inihäi , er kommt weit umher ; he kdml
de dmbäi, er überholt dich ; ämbäistjäwen , herumstreichen; dät
äs iiü äjnbdi, das ist nun nicht mehr so; dät 's dmbäi md hdni,
es ist aus mit ihm ; dät 's faarbäi mä hdm , hat denselben Sinn.
He ging Jiirr dilling faarbäi, er ging hier heute vorbei; dät äs
nö faarbäi , das ist nun vorbei ; äs wdt tö